Die Acht von laica ================================================================================ Prolog: -------- Die Acht Prolog Stille. Wärme. Vertraute Gerüche. Es war alles so wie immer. Hewyn kuschelte sich, noch immer etwas verschlafen, im weichen Stroh des Stalls zurecht und horchte auf die Geräusche des Viehs. Doch dann merkte er auf. Irgendetwas fehlte, er konnte nicht sagen was, aber etwas war anders als sonst. Der kleine Irrbell sprang plötzlich entsetzt auf und rannte den kurzen Weg zum Haus so schnell wie noch nie zuvor. Wenn wahr wäre, was er dachte, er konnte und wollte nicht daran glauben, es durfte einfach nicht passiert sein. Und doch... Als er ins Haus kam, war alles wie an jedem anderem normalen Tag auch. Auf dem Tisch lag eine Schnitzarbeit seines Vaters, es würde bestimmt einmal ein Geschenk für eines seiner vielen Geschwister werden, deren Spielsachen auch jetzt schon überall auf dem Boden verstreut lagen. Das scharfe Messer glänzte im Licht. Der Abwasch stand noch neben dem Herd, an dem seine Mutter beim Kochen immer so fröhlich summte. Der Anblick war ihm so vertraut, dass er zunächst gar nicht merkte, was fehlte. Als ihm schließlich bewusst wurde, dass seine Familie nicht mehr da war, brach die Welt über ihm zusammen. Der Sonnenstrahl, der durch das Fenster viel, wanderte weit über den mit Holz verkleideten Boden, während Hewyn nur noch dasaß und weinte. Er war entsetzt und voll von Trauer. Das Schrecklichste, was einem überhaupt auf Tellon passieren konnte war geschehen! Sie hatten sie geholt. Seine ganze Familie. Sie mit ihrem schrecklichen Auge. Sie würden sie zu Nenija schleppen und dann, er konnte nicht zu Ende denken, selbst der unformulierte Gedanke an das, was Geschehen würde, war zu furchtbar und schmerzhaft. Wahrscheinlich könnte nur noch Nomis selbst sie retten. Hewyn brach weinend auf dem, von vielen Füßen glattgelaufenen, Holzboden der leeren Küche zusammen. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, außer dem, dass er seine Familie niemals wiedersehen würde, sie waren verloren. Er war nur noch am Leben, weil er sich wiedereinmal vor der Hausarbeit gedrückt hatte, um ein Nickerchen zu machen. Er bereute dies zu tiefst, er wäre lieber mit ihnen gegangen als jetzt allein den Schmerz zu ertragen, nie mehr jemanden zu haben dem er bedingungslos vertrauen konnte. Sein Leben war zerstört. Er fragte sich warum er sie nicht hatte schreien hören, dann wurde ihm bewusst, dass sie es getan hatten um ihn zu retten. Hewyns Herz begann zu zittern. Er hätte nie gedacht, dass seine Familie so viel Liebe für ihn empfinden würde. Trotz all der Schmerzen nicht zu schreien, musste sie fast wahnsinnig gemacht haben. Die Grausamkeit der Terat war unbeschreiblich und jeder wusste darüber bescheid. Lange saß Hewyn zusammengesunken da. Plötzlich sprang er auf, rannte durchs Haus und stopfte alles, was ihm in diesem Moment brauchbar vorkam, in seinen Rucksack. Dann ging er zum Stall und ließ die Tiere frei. Er drehte sich um, blickte zum letzten Mal sein Zuhause an und stürzte davon. Hewyn rannte so schnell ihn die kurzen Beinchen tragen konnten. Schließlich kugelte er sich nach irrbellart zusammen und rollte so, immer schneller werdend, weiter. Er fühlte den weichen Boden unter seinem Körper, hörte verschwommen das Gezwitscher der Vögel in den hohen Bäumen, die er seit seiner Kindheit kannte. Wieder musste er an seine Familie denken, an sein Heim, in dem er so glücklich gewesen war. In diesem Wald war er aufgewachsen, hatte die Wege und Bäume zusammen mit seinem Vater gepflegt seit er klein war. Er erinnerte sich: Gewyn hob den Spaten noch einmal hoch und klopfte die Erde am Fuße des Baumes sacht fest. „So, das war der Letzte für heute.“, er wischte sich den Schweiß von der Stirn, „Ich hoffe wir sind diese elenden Käfer bald los.“ Er deutete auf den Haufen von Schmarotzern, die sie auch heute wieder von den Wurzeln gesammelt hatten. „Es ist zwar schön und gut etwas mehr Holz zur Verfügung zu haben, aber langsam macht diese Plage den Wald jawohl kaputt!“ Gewyn drehte sich zu seinem Sohn um: „Oder was meinst du?“ Hewyn nickte zustimmend, doch dann konnte man Angst in seinen Augen sehen: „Aber, was wird, wenn wir es nicht schaffen? Ich glaube ohne den Wald möchte ich gar nicht mehr leben, ich glaub das kann ich nicht mal..“ Sein Vater lächelte beruhigend: „Doch, das könntest du, es wäre nur erst anders. Der Wald wird aber nie ausgelöscht werden, da kannst du mir vertrauen. So wie ich dir jetzt etwas anvertrauen werde, fast so etwas wie ein Geheimnis, denn du musst es hüten wie dein Herz. Seit Generationen wird in unserer Familie dies hier weitergegeben,“, der ältere Irrbell hielt eine kleine Phiole hoch,„schon Aewyn gab es Bewyn, es ist also sehr alt. Nun bist du an der Reihe. Wir mussten es allerdings noch nie benutzen und ich hoffe du musst es auch nicht.“ Hewyn starrte seinen Vater sehr erstaunt an: „Aber was ist aber was ist es denn?“ Der Alte öffnete die Hand und hielt das Gefäß gegen das Licht. Plötzlich war eine durchsichtige leicht grünliche Flüssigkeit zu erkennen, sie funkelte und sah fast lebendig aus! „Dies ist der Schatz unsrer Familie. Für ihn würden wir alles tun. Du weißt, dass wir die Hüter sind, Hüter der Bäume, des Waldes dieses Planeten. Am Anfang war Nomis, er kam und sprach zu den ersten der unseren. Er sagte, er hätte eine Aufgabe für uns und wir würden sie gut machen. Wir sollten uns um den Erhalt der Bäume kümmern und für ihr Wohlbefinden sorgen. Dann gab er den ersten noch diese Phiole, er erzählte dazu, dass sie, wenn irgendwann einmal alles zerstört werden würde, den Inhalt auf dem Boden verteilen und dann sehen sollten. Wir haben uns geschworen die Aufgabe Nomis’ zu erfüllen. Ich übergebe dir heute die Verantwortung. Du hast von mir alles gelernt und ich werde dir bis zu meinem Tod helfen. Ich weiß du wirst es gut machen.“ Mit diesen Worten hängte er seinem Sohn das kleine Gefäß an einer Silberkette um den Hals. „Ich werde alles so gut schützen wie ihr. Ihr werdet stolz auf mich sein können.“, Hewyn hatte das Gefühl gewachsen zu sein. Sein Vater legte ihm einen Arm um die Schultern und sie gingen nach Hause. Dies und noch viel mehr schoss Hewyn durch den Kopf während er, noch immer schneller werdend, weiterrollte. Er bemerkte es nicht, aber nach einer Weile wurde der Wald um ihn herum anders. Die Bäume hatten auf einmal andere Ausmaße, sie waren breiter, ihre Rinde war nun rauer und dunkler. Einige sahen krank aus. Auch der Boden machte einen anderen Eindruck. Man konnte auf ihm nicht lange auf einer Stelle stehen bleiben ohne ein unangenehmes Gefühl in den Beinen zu bekommen. Es lag auch kaum Laub auf ihm und von Blumen oder anderen Pflanzen war weit und breit keine Spur. Vögel waren nicht zu hören. Die Blätter bewegten sich nicht in dem leisen Abendluftzug. Hewyn verließ den ihm bekannten Bereich, so weit war er noch nie von seinem Wohnort entfernt gewesen. Langsam waren die Kräfte des Irrbells erschöpft und sein Tempo nahm ab. Schließlich prallte er gegen einen Baum. Dieser war einer der größten weit und breit. Seine Krone reichte weit in den Himmel und seine Blätter wiegten im Wind. An den mächtigen Wurzeln lag das Kind der Hüterfamilie und fiel in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung. Auch die Welt um ihn herum begann müde zu werden, die Sonne ging unter und es begann kühler zu werden. Bald würde sich, wie jede Nacht hier, eine dünne Frostschicht über alles legen und erst mit dem Sonnenaufgang wieder verschwinden. Auf dem Boden erhob sich eine Gestallt. Es kam näher. Doch bevor es Hewyn erreichen konnte geschah etwas. Die Wurzeln des Baumes zogen sich dichter um den Irrbell und in der Dunkelheit vor ihm wurde nach und nach jemand sichtbar. Er setzte sich. Braune Augen blickten auf das Wesen am Boden und es begann sich zu winden. Die Kreatur wollte zurück in die Erde, doch sie wurde ein paar Zentimeter hoch in der Schwebe gehalten. Ein Zittern lief wie ein Schrei durch die Dunkelheit. Der Boden begann unruhig zu werden, doch das Wesen vor Hewyn zeigte keine Regung, er hielt weiter fest. Ein Schrei ertönte, gefolgt von einem flehendem Wimmern. Alles wurde regungslos, legte sich wieder schlafen. Die Kreatur wurde freigegeben und verschwand im Zeitraum eines Wimpernschlags. Hewyn war wieder allein. Die Nacht wurde tiefer und eine seltsame Stille herrschte. Doch auch diese Nacht wich der Wärme. Die Wurzeln des alten Baumes kehrten in ihre ursprüngliche Position zurück. Sonnenschein fiel in das Gesicht des Irrbells, aber wach wurde er davon nicht. Er schlief noch eine lange Zeit. Er fühlte leichtes Stupsen an seiner Seite und hörte eine leise Stimme die ihn zu rufen schien: „ Hey! Hey du! Wach endlich auf. Hier ist kein wirklich guter Ort zum schlafen. Glaub mir.“ Hewyn öffnete langsam die Augen und blinzelte im hellen Licht. Ein lächelndes Gesicht schrumpfte zu ihm herab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)