Crossfire - Die Stadt der Diebe von Picco-der-Teufel (Vision of Escaflowne - Story) ================================================================================ Kapitel 44: Das goldene Geschenk -------------------------------- Rosa fiel von der schwebenden Plattform herab und folgte Sharank in den sicheren Tod. Nie wollte sie ihn alleine lassen, dass hatte sie ihm einmal versprochen. Immer wollten beide Seite an Seite gegen jeden Feind kämpfen. Ständig wurde sie von ihm beschützt und gerettet. Jetzt wollte sie ihn retten. Ihn! Ihren geliebten Drachen! Gaias Boden kam immer gefährlich näher. Es würde nicht mehr lange dauern. Rosa sah bereits den Sensenmann lachend stehen, mit seiner Sense in der Hand. Doch noch wollte sie nicht aufgeben. Auf gar keinen Fall wollte sie sich so einfach geschlagen geben. Nach all der harten Arbeit, nach all dem harten Training, nach all dieser Zeit, dieser Folter! NEIN! Jetzt war sie es, die ihr Schicksal selbst bestimmte. Und sie wollte leben, zusammen mit ihrem Drachen. Mit Sharank diesen Kampf gewinnen und danach endlich in Frieden leben. Langsam näherte sie sich ihm. Als er sah, dass sein Schützling sich ebenfalls in den sicheren Tod gestürzt hatte, begannen seine Augen sich mit Tränen zu füllen. Nein, dass hatte nie gewollt! „SHARANK!“, schrie sie ihm verzweifelt zu. Sie musste schneller werden. Irgendwie musste sie ihn doch erreichen. Immer lauter konnte Rosa den Sensenmann lachen hören. Doch sie schüttelte ihren Kopf, um wieder klar zu werden. Dann endlich erreichte sie ihren Drachen und krallte sich um seinen gepanzerten Hals. „Du bist dumm! Wir werden beide draufgehen!“, meinte Sharank bitter. „NEIN! Wir werden nicht sterben! Ich werde dich beschützen! Ich werde uns beide retten! Egal wie! EGAL!“, schrie sie auf. Der Kristall in ihrem Herzen begann zu Pochen. Er schien in ihr zu verglühen und hüllte beide in eine Kugel. „Sharank, ich…ich liebe dich!“, weinte sie bitterlich. Um die Kugel herum zuckten die Blitze auf. Die Knochenbrüche verheilten und Sharank konnte wieder fliegen. Allerdings schienen beide in der Luft zu schweben. Sharanks Herz begann zu springen und wie wild zu pulsieren. Er brüllte auf und sein gelb-grüner Schuppenpanzer bröckelte langsam ab. Ein goldenes Panzerkleid kam zum Vorschein. Auch Rosa konnte spüren, wie ihr Körper sich veränderte. Schmerzhaft zog es in ihrem Rückrad. Pechschwarze Flügel bohrten sich aus ihrem Rücken und spreizten sich auseinander. Wie Rauch perlte das Schwarz von den Federn und schneeweiße Flügel reckten sich gen Himmel. Ihre Haare wuchsen ein gutes Stück und knoteten sich selbst zu einem Pferdeschwanz zusammen. Magische Kraft durchströmte ihren Körper. Neue Gewänder legten sich um ihre zierliche Gestalt. Ein weißes Kleid schnürte sich um ihre Taille. Handschuhe und Stiefel wickelten sich um ihre Gliedmaßen. Als Rosa ihre Augen wieder öffnete, konnte sie die neugewonnene Macht deutlich spüren. Auf dem Plateau standen sich Radochs und die restlichen Krieger gegenüber. Alle Drachen lagen bewegungsunfähig auf dem Boden. Zu sehr wurden sie vom Magier angegriffen. „Gleich ist es geschafft! Dornkirk ist bereits gefallen und dann regiere ich über Gaia!“ - „Bist du da nicht ein wenig voreilig, Radochs?“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Ruckartig drehte sich der Magier um, ungläubig sah er Rosa vor sich stehen. Eine magische Aura umgab sie und ließ ihre Macht spüren. „Du lebst?!“, rief er erstaunt. Rosa grinste voller Stolz: „Ich hab dir auch jemanden mitgebracht!“ Zwei goldene Pranken rissen sich in den Boden. Allmählich kam Sharank, mit neuem Schuppenpanzer, zum Vorschein. Radochs riss ungläubig die Augen auf. Der Donnerdrache war am Leben! Er riss sein Maul auf, um es zu verkünden. „Zahl schon mal deine letzten Sekunden!“, schnaufte Sharank bedrohlich. Er hob ab und öffnete seine Schnauze. Umgehend bildete sich eine Blitzkugel, von beängstigender Größe. Rosa nahm ihren Bumerang und streckte ihn nach oben. Noch immer stand Radochs ungläubig da und konnte es einfach nicht glauben, dass die beiden in dieser Kürze so schnell an Macht gewonnen hatten. „Black…Thunder!“, rief Rosa aus. Sharank schleuderte die Blitzkugel auf Rosa, welche diese mit ihrem Bumerang ab fang und der Attacke Geschwindigkeit hinzufügte. Mit Kraft und Wucht schleuderte sie diese auf den Magier ab. Im letzten Moment konnte er sich aus der Schusslinie retten. Die Attacke sprengte die letzten Ruinen in die Luft und ließ nun Gesteinsbrocken hageln. Sharank hielt sofort schützend seine Flügel ausgebreitet über Rosa, sodass sie nicht von den Brocken getroffen wurde. „Machen wir dem Grauen endlich ein Ende Sharank!“ - „Ja, lass uns diesen letzten Kampf gemeinsam durchstehen!“, sagte er zu seiner Jägerin und stupste sie leicht an. Radochs hatte sich in der Zwischenzeit von seinem Schock erholt. „Ihr beiden glaubt doch nicht wirklich daran, dass ihr mich besiegen könnt oder? Das hat bislang noch niemand geschafft!“ - „Dann werden wir die ersten und letzten sein, die dir das beweisen, dass du nicht unbesiegbar bist!“, entgegnete Rosa scharf. Der Hagel war überstanden und Sharank hob wieder ab. Der Himmel verdunkelte sich, da Sharank all seine Macht herbeirief. Wilde Blitze schlängelten sich durch die schwarzen Wolken. Der Donnerkristall auf seiner Stirn glühte auf und brachte ein wenig Licht ins Dunkle. Rosas Bumerang strahlte ebenfalls auf. „Mächtiger Donner Kairo! Gib uns deine Macht! Donnergewalt des Thors!“, beschwor Rosa ihre gesamte Magie. Sharank brüllte auf und beide Kristalle schienen durch ein unsichtbares Band zusammen zuschmelzen. Eine mächtige Blitzsäule stürzte aus dem Wolkenhimmel auf Radochs nieder. Sein Magiepanzer brach in tausend Scherben auseinander. Die gesamte Macht entlud sich und Radochs fiel besiegt und ohne Lebenskraft zu Boden. Reika und die anderen konnten es einfach nicht glauben, zu welcher Macht Rosa fähig war, zusammen mit ihrem Drachen. Ein Sonnenstrahl brach durch die Wolken und verkündete den Frieden. Sie hatten es wirklich geschafft. Radochs war endlich besiegt. Immer mehr lichtete sich die Wolkendecke und gab der Sonne Platz. Die wärmenden Strahlen erhellten ganz Gaia. Keiner von ihnen konnte es wirklich ganz glauben, dass es endlich vorbei war. Erleichtert lächelte Reika auf. Aber dann stupste Sharank Rosa an. „Es wird Zeit für mich zu gehen!“ - „Wie denn? Jetzt schon? Willst du dich etwa in deiner Höhle verkriechen?“, fragte Rosa ungläubig. „Nein Rosa. Ich muss gehen! Ein neues Drachenbaby wird jeden Augenblick schlüpfen und meinen Platz einnehmen. Ich habe nicht mehr viel Zeit zum Leben. Deswegen will ich mich jetzt von dir verabschieden!“ - „WAS? NEIN! NEIN, DAS DARFST DU MIR NICHT ANTUN! DU KANNST MICH DOCH NICHT EINFACH SO ALLEINE LASSEN! DAS WILL ICH NICHT! DAS LASSE ICH NICHT ZU! HÖRST DU SHARANK! ICH WILL NICHT, DASS DU GEHST!“ - „Das kann ich leider nicht entscheiden. Ich werde dich auch sehr vermissen mein kleiner Engel. Aber ich habe keine andere Wahl, so ist nun mal mein Schicksal gestrickt.“, sagte Sharank mit ruhiger Stimme. Rosa stürzte sich an seine linke vordere Pranke und krallte sich fest. Tränen fluteten über ihr Gesicht. „Nein! Ich will nicht, dass du mich verlässt. Du bist meine einzige Familie! Du hast mir versprochen immer an meiner Seite zu sein!“, schluchzte sie unter Tränen. Mit einem Mal wurden aus den Pranken weiche Hände und der Drachenkörper verwandelte sich langsam in einen Menschen. Ein junger Mann mit schneeweißen Haaren umarmte Rosa und drückte sich sachte an seinen Körper. „Ich werde immer bei dir sein. Dein Herz wird mich nie vergessen und ich werde es auch nie tun!“ - „Sharank…du…du bist ja ein Mensch! Dann war das letzte Nacht kein Traum!“ - „Nein, es war kein Traum! Es ist alles wirklich passiert! Ich hab mich lange Jahre nach dir gesehnt!“ - „Wie bitte?“ - „Ich verlor dich vor über 500 Jahren auf dem Schlachtfeld. Ich beschwor dem Himmel, dass ich dich noch einmal wiedersehen möchte, egal in welcher Gestalt ich es auch tun mag, aber einmal wollte ich dich noch sehen, bevor ich sterbe. Also verwandelte ich mich durch den Donnerkristall in einen Drachen. Als ich dich wieder sah, wollte ich dich unbedingt an mich fesseln. Was mir geglückt ist und ich sehr dankbar bin! All die Jahre dachte ich, ich würde umsonst warten, doch dann tauchtest du in meiner Höhle auf. Ich habe dir nie etwas davon erzählt, weil ich Angst hatte, dich dann wieder zu verlieren.“ - „Du bist doch so dumm! Wie kommst du auf diesen Gedanken? Ich liebe dich Sharank und daran hat sich all die Jahre nichts geändert!“ - „Noch immer bist du dieselbe geblieben, du hast dich kein Stück verändert. Deshalb liebe ich dich auch so.“, sagte er und küsste sich auf den Mund. Dabei lief der Kriegerin eine Salzperle über die Wangen. „Rosa, pass bitte gut auf den kleinen Drachen auf und sei für ihn da. Er wird dich brauchen.“ - „…“ - „Rosa?“ - „Ich will nicht, dass du gehst, jetzt wo ich dich endlich wiederhabe, soll ich dich wieder hergeben. Das ist doch nicht fair!“ - „Sei unbesorgt! Egal wo du bist, egal wo du hingehst. Ich werde immer an deiner Seite sein! Keiner kann uns mehr trennen!“, hauchte er ihr ins Ohr und umarmte sie. Langsam löste sich sein Körper auf. Noch ein letztes Mal streiften sich ihre Lippen. „Ich liebe dich Rosa! Pass gut auf dich auf!“, sagte er zum Abschied und verschwand gänzlich. Bitterlich brach sie unter Tränen zusammen. Ihre Hände verkeilten sich in den Boden. Die Salzperlen tränkten mittlerweile den vertrockneten Boden. Sie konnte spüren, wie ein Teil in ihr starb und wohl nie wieder zurückkehrte. Vera wollte zu ihr hinüber laufen, doch Reika hielt sie auf. „Reika, was...?“ - „Diesen Schmerz kann ihr niemand nehmen. Es ist besser wenn wir sie alleine lassen.“, meinte die Königin und Vera stimmte ihr zum Schluss zu. Hilflos standen sie da und mussten mit ansehen, wie Rosa langsam zerbrach. Doch dann erhob sich die Kriegerin und schwang sich mit ihren Flügeln zur Höhle des Donnerdrachens. Wyn lief währenddessen zu seinem Vater und krallte sich an ihm fest. „Endlich hab ich dich wieder!“, strahlte der Kleine übers Gesicht. Rosa landete vorsichtig vor der Höhle und verbarg ihre Flügel. Langsam schritt sie in die Höhle, wo all ihre Erinnerung an Sharank festklebten. Tief versteckt in der Höhle hörte sie einen kleinen Drachen aufschreien. Er schien jemanden zu rufen. Doch sie wusste nicht wen?! Ihr Blick fiel um eine Ecke und aus der zerplatzten Eierschale quietschte ein junges Drachenbaby. Ein goldener Panzer sollte ihn schützen. Sofort kamen Rosa die Erinnerung hoch, über Sharanks neuen Schuppenpanzer. Sie stürzte auf die Knie und packte sich den kleinen Drachen, welcher total verwirrt war, in eine sichere Umarmung. Wieder flossen Tränen über ihre gerötete Wangen. „Wenn du sein Jäger werden willst, musst seine Beschwörung aus dem Herzen kennen!“, ertönte eine bekannte Stimme in ihren Ohren. Rosa war sich sicher, dass es Sharank war, doch wer hätte es ihr schon geglaubt. Sie sah dem kleinen Drachen tief in die braunen Augen. „Die Augen wie ein Falke!…Falkenauge!“, sagte sie lächelnd. Der Babydrache schmunzelte sie fröhlich an. „Aus den Wurzeln der Vergangenheit sehne ich mich nach dir! Falkenauge bereinige meinen Schmerz und sei mein Begleiter!“, sprach Rosa laut vor sich hin, während sie den Blick nicht von dem Babydrache abwand. Der Kleine brüllte schrill auf und vor Rosas Augen erschien der Donnerkristall. Wie schon damals, teilte sich der Stein. Ein Teil wanderte auf die Stirn des Drachens und die andere verankerte sich in ihrem Herzen. Ein neuer Pakt war geschlossen. Erneut kamen alte Erinnerungen hoch und Rosa hielt das Baby fest im Arm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)