Das Weihnachtskärtchen von MoonwritersNeo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das ist eine Fanfiction zu "Tanz der Vampire" und die Charas habe ich mir natürlich nur ausgeliehen und gebe sie unbeschädigt wieder zurück. Na ja, mehr oder weniger! *grins* Ich würde mich sehr über Kommis freuen! Also traut euch!!! Und nun viel Spaß beim Lesen! Neo Das Weihnachtskärtchen Es war der 23. Dezember. Im Schloss Krolock herrschte schon weihnachtliche Stimmung. Sarah und Magda waren seit Tagen, äh Nächten, dabei, das Schloss zu schmücken. Alfred und Herbert halfen fleißig. Das hieß Alfred versuchte es, während Herbert um ihn herumscharwenzelte und seinem Angebeteten Handküsse zuwarf. Der Professor schien ebenfalls in Feststimmung zu sein, denn er hatte lange keine Pläne mehr geschmiedet, wie er die Vampire unschädlich machen konnte. Sogar Koukol gab sich alle Mühe den Gästen, besonders des Grafen Sternenkind, ein unvergessliches Weihnachten zu bereiten, und verließ kaum noch die Küche. Nur einer Person ging dieser ganze Rummel auf die Nerven. Graf von Krolock verbrachte die meiste Zeit in seinem Arbeitszimmer und weigerte sich vehement, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen. Dies blieb natürlich nicht unbeachtet. Der Herr der Dunkelheit persönlich, hatte wie immer sein wachsames Auge auf das Grafenschloss gerichtet. Seine tägliche Soap „Gute Nächte, schlechte Nächte – leben, lieben und sterben auf Schloss Krolock“, war ein Muss für den Herrn der Unterwelt. Die war ihm in letzter Zeit allerdings etwas langweilig geworden, und die schlechte Stimmung des Grafen trübte seine gute Laune und den Spaßfaktor ganz erheblich. Aus diesem Grund wollte er dem Schlossherrn mal einen Besuch abstatten. Er hatte sich einen unschlagbaren Plan ausgedacht, mit dem er dem Trübsal ein Ende bereiten wollte. Und der Hausherr sollte die Hauptrolle spielen. Graf von Krolock, der von all dem nichts ahnte, saß an seinem Schreibtisch und arbeitete einen riesigen Stapel Papiere durch, als urplötzlich eine Gestalt wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte. Der Mann hatte schulterlanges offenes und feuerrotes Haar, was ihm in sein markantes Gesicht, mit zwei stechenden schwarzen Augen, fiel. Er trug eine enge rote Hose und kein Oberteil über seinem sehr muskulösen Oberkörper. Einen Augenblick lang starrte der Graf diese Erscheinung einfach nur aus weit aufgerissenen Augen und mit offenem Mund an. Dieser Typ sah verdammt gut aus! „Hmmmm“, der Graf leckte sich genüsslich die Lippen, als er den Fremden genauer musterte. „Halt, ich bin NICHT Herbert!“ „Schade!“ Sein Gegenüber lächelte anzüglich und klimperte mit den langen Wimpern. „Wer zum Teufel sind sie?“ Der fremde sehr attraktive Mann verbeugte sich vor dem Schlossherrn. „Gestatten, der Teufel das bin ich!“ „Häh?“ „Steckt den Himmel in Brand und streut....na...na?“ „Luzifer?“ „Genau! Ich weiß, beim letzten Mal sah ich etwas anders aus. Bin ziemlich braun geworden, wie? Hab mir nen kleinen Urlaub gegönnt, in Mexiko. Weißt du, da ist die Hölle Amerikas.“ „Was, es gibt zwei?!“ „Zwei? Schätzchen, es gibt fünf! Für jeden Kontinent eine! Oder glaubst du etwa ich könnte die ganze Arbeit allein schaffen? Da hätte ich ja keine Hand mehr frei zum...Ach lassen wir das!“ Der Graf sah nun ziemlich bescheuert aus der Wäsche. Luzifer hingegen war sehr amüsiert und sang sogar leise vor sich hin. „Steckt den Himmel in Brand und streut Luzifer Rosen, die Welt gehört den Lügnern und den Rücksichtslosen...“ Bei diesen Worten wurde der Graf hellhörig. „Moment mal! Woher kennst du das Lied?!“ „Kennen?! Das ist da unten so was wie unsere Nationalhymne! Ich muss sagen ich liebe Rosen, ihr habt genau meinen Geschmack getroffen. Meine Diener finden das zwar nicht ganz so lustig, immerhin müssen sie nachher alles wieder auffegen, aber...“ „Aber,... aber das ist doch bloß symbolisch gemeint!“ Der Graf starrte Luzifer verwirrt an. „Tja für euch vielleicht, für mich ist das schon etwas Besonderes. Wer mag denn bitte schön den Teufel? Na ja, von euch verrückten verwesenden Leichen einmal abgesehen!“ „Also, ich darf doch sehr bitten!“ Das ging dem Grafen eindeutig zu weit. Er erhob sich aus seinem Sessel und baute sich in Machtposition vor Luzifer auf. Der schien von seinem Gebaren allerdings kein bisschen beeindruckt. Im Gegenteil. „Ach Schatz“, seufzte er. „Wenn du wüsstest wie süß du aussiehst wenn du wütend bist!“ „Süß?“, stotterte der Graf daraufhin und wich mit entsetztem Blick vor Luzifer zurück, bis er die Kante seines Schreibtisches im Rücken spürte. „Oh nein, bitte nicht schon wieder!“ „Ach komm Krolockchen, du und dein schnuckeliger Sohn sehen trotz eurer untoten Existenz eben verdammt knackig aus!“ „Mein Sohn Herbert, du hast doch wohl nicht etwa?!“ „Na rat mal!“ Luzifers breites Grinsen beantwortete jede weitere unausgesprochene Frage. „Wie kannst du es wagen mit meinem Sohn...HERBERT JUGEEN MARIA VON KROLOCK!“ Es dauerte nicht lange, bis dieser erst seinen Kopf und dann den Rest seines Körpers in den Raum schob. Unschuldiger als ein Engel platzierte er sich vor dem Schreibtisch seines Vaters und zog sich dabei so unauffällig wie möglich seine Hose etwas höher und schloss den Reißverschluss. „Was ist denn, Papi?“, säuselte er so süß, dass man davon Diabetes hätte kriegen können. Doch sein Vater ignorierte ihn und starrte Luzifer immer noch mit einer Mischung aus Entsetzten und Unglaube an. Dieser hatte es sich mittlerweile bequem gemacht und lümmelte sich nun im Lieblingssessel des Grafen. Herbert, der den Besucher erst jetzt bemerkte, stieß einen Laut des Entzückens aus. Denn was er sah gefiel ihm fast so sehr, wie der panische Ausdruck Alfreds jedes Mal, wenn sie sich trafen. „Luzi, was machst du denn hier, du alter Schwerenöter?“ „Luzi?! So weit seid ihr also schon! Das ist vollkommen inakzeptabel! Ich lasse das nicht weiter zu, dass mein eigener Sohn sich so schändlich benimmt! So ABSOLUT SCHÄNDLICH!“ „Nun mach mal halb lang, alter Knabe.“ Luzifer, der das Erscheinen Herberts seinerseits ebenfalls mit großem Entzücken zur Kenntnis genommen hatte, bremste den wütenden Redeschwall des Grafen. Er grinste süffisant und meinte dann: „Oder willst du etwa behaupten, es hätte dir nicht gefallen?“ Er zog einen kindlichen Schmollmund, der dem Herberts in nichts nachstand. Das Gesicht des Grafen nahm bei seinen Worten prompt die Farbe einer überreifen Tomate an. Ob aus Scham oder Wut ließ sich allerdings nicht feststellen. Und die Reaktion seines Sohnes machte die Situation auch nicht besser. Dem fiel bei Luzifers Worten nämlich buchstäblich die Kinnlade runter. Ein überraschtes „Oh“ entfuhr ihm, bevor seine Augen plötzlich zu leuchten begannen und sein Gesicht sich, in Entzücken und Freude, aufhellte. Sein Blick glitt zwischen seinem Vater und dem Herrn der Unterwelt hin und her. „Du auch Papi?! Hast du also endlich die weibliche Seite in dir entdeckt?“ Er ging zu seinem Vater und umarmte ihn stürmisch. Freudentränen glitzerten in seinen Augen, als er zu schluchzen anfing. „Schon so lange habe ich gehofft, dass du mich verstehen würdest! Oh Paps, ich bin mir sicher ab jetzt werden wir die besten Freunde werden!“ Herbert barg den Kopf an der Schulter seines Vaters, der ihm hilflos über die Haare strich und vergeblich versuchte, etwas Abstand zwischen sich und seinen Sohn zu bringen. Der war ihm nun so sehr auf die Pelle gerückt, dass er ein gedankliches ’Verdammt ich wusste nicht, dass er SO gut gebaut ist!’, nicht unterdrücken konnte. Als ihn dieser Gedanke so unerwartet überfiel, musste er gewaltig schlucken. Dann fiel sein hilfesuchender Blick jedoch auf den mehr als dreckig grinsenden Luzifer und sein Gesicht färbte sich abermals rot. Diesmal aber eindeutig vor Wut. Energisch packte er seinen Sohn an den Schultern und schob ihn grob von sich, wobei er Luzifer wütend ansah. „Herbert geh auf dein Zimmer, wir unterhalten uns später!“ „Was, aber...“ „Verschwinde!“ Herbert zog einen Schmollmund, beugte sich dann aber dem unerbittlichen Blick seines Vaters und verließ mit wehendem Umhang den Raum, wobei er fast so heroisch wirkte wie der Graf. Er wusste, dass mit seinem Vater in so einer Stimmung nicht gut Kirschen essen war. Während der Fürst der Finsternis Herbert sehnsüchtig nachschaute gelang es dem Grafen, sich wieder etwas zu beruhigen. Mit der sicheren Gewissheit der Herr in diesem Schloss zu sein, wandte er sich an den ungebetenen Gast. „Was willst du hier?“ Seine Stimme war nach außen hin völlig ruhig, doch der unterschwellige Zorn blieb Luzifer nicht verborgen. Trotzdem schwand die Selbstsicherheit nicht aus seinem Gesicht. Im Gegenteil. Ihm machte dieses Spiel von Minute zu Minute mehr Spaß. Die Hauptfigur in seinem grandiosen Plan war bereits jetzt auf hundertachtzig. Und dabei wusste der Graf nicht einmal, was ihm in dieser, beziehungsweise in der folgenden, Nacht noch alles bevorstand. Er erhob sich aus dem Sessel und näherte sich seinem Opfer mit schwingenden Hüften, einem verführerischen Lächeln auf den Lippen und genoss die Panik, die sich im Gesicht des Grafen auszubreiten begann. Dieser wollte noch weiter zurück weichen, nur leider stand ihm der Schreibtisch bei seinem Fluchtversuch im Weg. Fast panisch ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Herbert aus dem Raum zu schicken. Allein in einem Raum mit dem Teufel persönlich konnte schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Mit Schrecken dachte der Graf an die letzte Begegnung mit Luzifer zurück. Er hatte danach eine ganze Woche lang nicht mehr sitzen können. Nein, das werde ich mir nicht bieten lassen. Immerhin bin ICH hier der Herr im Haus! Entschlossen stellte er sich dem Herrn der Unterwelt entgegen. „Keine Angst Krolockchen, heute bin ich nicht aus diesem Grund hier.“ Luzifer grinste breit, als der Graf einen erleichterten Seufzer ausstieß. „Aber dafür habe ich etwas anderes sehr nettes mit dir vor!“ Das Grinsen wurde noch breiter, denn die Erleichterung wich sofort wieder einem panischen Ausdruck. Er hätte noch eine Ewigkeit so weiter machen können, aber schließlich musste er dem Grafen Zeit zum Vorbereiten geben. Und morgen war schon Weihnachten. Deshalb drückte er den Grafen in den Sessel neben dem Schreibtisch, auf dem Sarah normalerweise saß, und setzte sich abermals in dessen Lieblingssessel. Seine Stimme klang geschäftsmäßig als er sagte: „Du wirst morgen Nacht den Weihnachtsmann für deinen Sohn, diesen verrückten Professor, seinen Assistenten, für dein ach so geliebtes Sternenkind, deinen Diener Koukol und für die Ewigkeitsvampire spielen. Das passende Kostüm habe ich bereits besogt, um die Geschenke musst du dich kümmern. Ich vertraue da ganz und gar auf deinen Einfallsreichtum. Um die Beschaffung kümmere ich mich.“ Der Graf fing das Päcken, das Luzifer plötzlich hervorzog und ihm zuwarf, mit offenem Mund auf. Man konnte ihm ansehen, dass er das alles für einen mehr als schlechten Scherz hielt. „Das ist nicht dein Ernst!“, keuchte er. „Ich hasse Weihnachten. Und du...du bist der Teufel. Du müsstest Weihnachten auch hassen!“ „Na ja“, der Fürst der Finsternis zuckte mit den Schultern. „Ich langweile mich jeden Tag fast zu Tode, wenn ich nicht unsterblich wäre. Keine Neuzugänge mehr seit dieser ’Gott vergibt den Schlechten, wenn sie ihre Sünden bereuen und Buße tun’ – Nummer. Niemanden mehr den ich quälen und piesacken kann. Das einzige Vergnügen das ich habe ist dich und deinesgleichen zu beobachten. Aber du musst mir selbst das mit deiner schlechten Stimmung zunichte machen. Und aus diesem Grund hilfst du mir auch, wieder etwas Stimmung und Schwung in diesen Laden zu bringen!“ Mit einem zufrieden Lächeln auf den Lippen lehnte er sich zurück und strahlte den Grafen an. „Noch Fragen?“ „Ja, was ist wenn ich mich weigere?!“ „Dann...“, Luzifers Lächeln wurde dreckig. „Dann überlege ich mir eine passende Strafe für dich. Wenn du verstehst was ich meine! Und denk daran, ich beobachte dich!“ So plötzlich wie er gekommen war, verschwand der Herr der Unterwelt wieder und ließ einen verwirrten Graf von Krolock zurück. Dieser beschloss, nach kurzem Überlegen, das Geschehene einfach zu verdrängen. Was konnte ihm schon schlimmes passieren? Er war bereits tot. Ja, er würde das nicht mit sich machen lassen. Sollte Luzifer sich doch einen anderen zum Schikanieren suchen! Jetzt, wo er dem Fürst der Finsternis nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, kehrte sein Selbstbewusstsein zurück. Mit einem grimmigen Lächeln setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und widmete sich für den Rest der Nacht seinen Papieren. Dabei überlegte er sich wie er seinen Sohn angemessen für sein Verhalten bestrafen konnte, was seine gute Laune steigen ließ. Als er sich gegen Sonnenaufgang schließlich in seinen Sarg begab, war die Sache mit Luzifer schon fast vergessen. Zuvor hatte er das kleine Päckchen jedoch in die hinterste Ecke seines Büros verband. Dorthin, wo es garantiert niemand finden würde. Nicht einmal der neugierige Professor. Mehr konnte er nun wirklich nicht tun, um dem Schreckgespenst mit Namen ‚Weihnachten’ aus dem Weg zu gehen. Jedenfalls dachte er das. Träume von Sarah in einem Engelskostüm, welche von Luzifer über dem Höllenfeuer auf einen Bratspieß gegrillt wurde und dabei immer wieder schrie: „Hättest du doch bloß den Weihnachtsmann gespielt!“, belehrten ihn eines besseren. Diese Träume trugen eindeutig Luzifers makabere Handschrift. Also fügte er sich in das Unvermeidbare. Sobald der Tag vorüber war und die Nacht sich über das Schloss breitete, begann er mit den Vorbereitungen. Bereits kurz nach Sonnenuntergang zog der Graf sich in sein Büro zurück. Als erstes musste er sich Geschenke für die ganze Bagage ausdenken. Und dafür brauchte er Ruhe. Seufzend ließ er sich in seinem Lieblingssessel nieder und fing an zu grübeln. Ein Geschenk für sein Sternenkind zu finden, war nicht schwer. Sarah sollte ein komplettes Badest mit verschiedenen Sorten von Badeölen, einem extra weichem Schwamm, einem Badehandtuch und einem superweichen Bademantel plus Schlappen bekommen. Für den Professor gab der Graf seine handgeschriebene ‚Geschichte der Vampire’ her. Es kostete ihn Überwindung, denn er hatte fast zwei Jahrhunderte an diesem Buch gesessen. Schon allein die Recherchen hatten knapp hundert Jahre gedauert. Aber es gereichte ihm schließlich auch zum Vorteil. Denn so hatte der Professor was er wollte und würde vielleicht endlich damit aufhören, ihn als Forschungsobjekt zu betrachten. Das Geschenk für seinen treuen Diener Kuokol bestand darin, dass er ihm einen Ferienreise zu all seinen Verwandten gewährte. Und Koukol hatte sehr viele Verwandte! Die Ewigkeitsvampire wurden jeder mit einem neuen und komfortabel eingerichteten Sarg bedacht. Nur für seinen Sohn und Alfred, den dusseligen Assistenten des Professors wollte ihm einfach nichts einfallen. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren und ein fast so fieses Grinsen, wie Luzifers als er ihm seine Aufgabe erklärt hatte, machte sich auf seinem Gesicht breit. Er hatte das perfekte Geschenk für seinen Sohn gefunden. Und Alfred...na ja, der würde mit Sicherheit auch auf seine Kosten kommen. Damit war die Frage der Geschenke geklärt. Der nächste Schritt bestand darin, sein Büro in ein Weihnachtszimmer zu verwandeln. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als im Zimmer auch schon alle, dafür nötigen, Utensilien auftauchten. Eine Stunde später war das Zimmer fertig geschmückt und der Graf ließ sich, mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, vor dem Kamin nieder. Dieses Lächeln hielt allerdings nicht lange vor. Luzifers Päckchen kam ihm wieder in den Sinn. Mit vor Angst klappernden Zähnen holte er das kleine Paket aus der Ecke und öffnete es so behutsam, als befände sich eine Bombe darin. Nein, keine Bombe. Etwas viel Schlimmeres kam zum Vorschein. Eine dunkelgrüne, sehr enge, Hotpants aus Samt, dazu ein rotes Top, an dem Teufelsflügel befestigt waren. Das am wenigsten Schlimmste waren noch die schwarzen Lackstiefel. In diesem Moment hätte der Graf am liebsten einen lauten Schrei ausgestoßen und einem gewissen Jemand den Hals umgedreht. Nur kam er nicht dazu, denn in eben diesem Augenblick klopfte es an seiner Tür. In den nun folgenden Stunden versuchte der Graf dem Weihnachtsfest so viel Gutes ab zu gewinnen wie nur möglich. Er ließ sich von seinem Sternenkind verwöhnen und lauschte den Gesprächen der anderen. Ja, er musste zugeben, dass er sich in ihrer Gesellschaft durchaus wohl fühlte. Gegen drei Uhr morgens beschloss er dann, dass es Zeit für die Bescherung wäre. Er musste sich nur noch um ein letztes Geschenk kümmern. Es war nicht leicht, aber er schaffte es mit ein wenig Überredungskunst Alfred aus den Klauen von Herbert zu befreien. Sein Sohn warf ihm einen mehr als giftigen Blick zu, als er, zusammen mit dem Assistenten des Professors, den Raum verließ. Eine halbe Stunde später war auch das letzte Geschenk fein verschnürt und der Graf schlüpfte in sein Kostüm. Dann er rief alle in sein Arbeitszimmer. Sarah, der Professor und Herbert staunten nicht schlecht, als sie das Büro des Grafen betraten. Ein großer, prächtig geschmückter, Weihnachtsbaum stand in der Mitte des Raumes. Darunter lagen, fein verpackt, die Geschenke. Doch das war es nicht hauptsächlich, was die drei in Erstaunen versetzte. Vielmehr war es die Aufmachung des Grafen, die bei Herbert und Sarah einen Lachanfall auslöste. Und auch der Professor konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Allerdings kamen sie wieder zur Vernunft, als sie der bitterböse Blick des Grafen traf. Dieser räusperte sich und sah jeden der Reihe nach an. Er erklärte ihnen kurz den Sachverhalt, wobei er den Herrn der Unterwelt natürlich weg ließ. Herbert konnte man es jedoch ansehen das er wusste, wer hinter dem hier steckte. Danach verteilte er die Geschenke. Die Ewigkeitsvampire hatten ihre Geschenke bereits bekommen und waren schon wieder auf den Friedhof zurückgekehrt und Koukol war fleißig am Packen. Morgen sollte seine große Reise losgehen. Blieben also nur noch Sarah, der Professor und Herbert übrig. Und Alfred natürlich, doch der glänzte durch Abwesenheit. Der Geschenkereigen begann bei Sarah, die sich unbändig freute. Sie umarmte und küsste den Grafen stürmisch, bevor sie in Richtung Badezimmer verschwand. Als nächstes kam der Professor dann an die Reihe. Seine Augen fingen schon beim ersten Blick auf sein Geschenk an zu leuchten. Tränen der Rührung traten in die Augen des alten Mannes und er schwor sich innerlich, nie wieder einen Vampir gleich als Bestie abzustempeln. Der Graf war ohne Zweifel ein sehr intellektueller Mann. Er verbeugte sich in tiefer Dankbarkeit vor dem Schlossherrn und machte sich auf in die Bibliothek, um sich sofort seiner Lektüre zu widmen. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und Graf und Sohn waren alleine. Herbert musterte seinen Vater ausgiebig. Wie um alles in der Welt hatte Luzifer ihn dazu gebracht, diese Nummer hier mit zu machen? Er öffnete seinen Mund, wie um genau diese Frage zu stellen, schloss ihn allerdings schnell wieder. Der Graf räusperte sich erneut. „So mein Sohn. Und nun zu deinem Geschenk!“ Er grinste Herbert an und dieser wusste nicht, was das Grinsen zu bedeuten hatte. So gut gelaunt hatte er seinen Vater schon lange nicht mehr gesehen. Aber für langes Gedanken machen blieb ihm keine Zeit, denn der Graf rollte so eben einen Stuhl vor ihn, der mit einem schwarzen Tuch bedeckt war. Der Grafensohn trat zögerlich vor den Stuhl und versuchte verzweifelt im Blick seines Vaters zu lesen. Dann schloss er die Augen und zog das Tuch mit einem Ruck weg. Langsam, vorsichtig, öffnete er sie nach ein paar Sekunden, in denen nichts Nennenswertes passiert war, wieder. Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille. Herbert sah seinen Vater ungläubig an und stieß plötzlich in ein lautes Freudengeheul aus. Er tanzte ein paar Mal um den Stuhl herum und fiel seinem Vater schließlich vor Freude in die Arme. Und die beiden wären wohl auch noch eine Weile so stehen geblieben, wenn sich Herberts Geschenk nicht geregt hätte. Alfred öffnete die Augen und fand sich gefesselt am Bürostuhl des Grafen wieder. Herbert lächelte ihn an und warf ihm eine Kusshand zu. Auf Alfreds fragenden Blick erklärte er ihm die Sachlage. Dessen Gesicht lief rot an und er versuchte sich panisch zu befreien. „Och Alfie.“ Der Grafensohn schüttelte enttäuscht den Kopf. „Wann wirst du endlich begreifen, dass ich der einzig Wahre für dich bin?!“ Er wirkte ehrlich getroffen. Doch sein Gesicht hellte sich fast sofort wieder auf. „Aber heute ist Weihnachten und Paps hat dich mir zum Geschenk gemacht!“ Herbert packte den Stuhl und schob ihn zur Tür. Kurz bevor er die Tür erreichte, hielt sein Vater ihn auf. „Warte Herbert, ich habe vergessen Alfred sein Geschenk zu geben.“ Der Graf zog eine kleine Tube aus den Tiefen seines Mantels und legte sie Alfred auf den Schoß. „Hier mein Junge, Bepanthen Wund- und Heilsalbe. Du wirst sie brauchen!“ Mit einem Grinsen und einem letzten Blick auf seinen Sohn und Alfred, dem das ‚Hilfe’ im Gesicht stand, rauschte er aus dem Raum. Und so ging die Nacht des 24. Dezember auf Schloss Krolock zu Ende. Der Graf begab sich in seinen Sarg und um ersten Mal in seinem untoten Leben spürte er Befriedigung in sich. Andere zu beschenken war gar nicht so schlecht und er überlegte, ob er das als Brauch einführen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)