Shikon No Tama von MorgainePendragon ================================================================================ Kapitel 3: Onigumo ------------------ Und WEITER geht's!^^ Nochamal BESTEN Dank euch allen, die ihr mich so lieb mit Feedback versorgt! Das ist so süß von euch und ich freu mich immer sehr darüber! Arigato! *verbeug* So hab ich doch einen Ansporn weiterzuschreiben^^. In diesem Kapi wird nun der "Haupt-Bösewicht" eingeführt werden. Wie gesagt: Die FF spielt in der Zeit VOR den Ereignissen der InuYasha-TV-Serie. "Oni" ist also noch ganz er selbst^^ (aber nicht weniger böse^^). Lest selbst! Und ENDLICH *schleck* kann ich mich auch wieder "meinem" Kyo widmen. *lach* Viel Spaß beim Lesen^^. Mado^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Edo Sengoku-Ära Während sie von Fuu hinab ins Badehaus geführt wurde erklärte ihr die junge Frau, wie sie es geschafft hatte, sich bislang den Männern zu entziehen. „Es ist schwierig.“, sagte sie schließlich, als sie zusammen im heißen Onsen badeten. Madoka entspannte sich tatsächlich, obwohl sie niemals geglaubt hätte, dass sie dies hier, an diesem beängstigenden und fremden Ort tun könnte. Über sich war das Dach offen und sie konnte den langsam dunkelnden, samtfarbenen Abendhimmel sehen. „Man muss beim Herrn nach wie vor den Eindruck vermitteln, dass man begehrt und wichtig für die Kunden ist. Wenn auch nur ein Sterbenswörtchen darüber dem Herrn zu Ohren kommt, dass ich zum Beispiel noch nicht ein einziges Mal mit einem Mann, der meistbietend für mich gezahlt hat, geschlafen habe, bin ich so gut wie tot. Man muss es geschickt machen. So, dass der Mann sich für seine eigene... Unzulänglichkeit und Impotenz schämt und nicht darüber sprechen will. Also, am allermeisten greife ich auf den guten alten Sake zurück.“ Madoka blinzelte sie überrascht an. Fuu grinste unverhohlen frech zurück. „Nun ja, ich bin recht trinkfest. Das hat mir wohl Mugen beigebracht...“ Sie hielt kurz inne, schien sich erneut an diesen Mugen zu erinnern und ein, diesmal ehrliches, Lächeln huschte kurz über ihre Züge. „Jedenfalls...,“ fuhr sie in betonter Unbeschwertheit fort, „... macht es mir keine Mühe einen durchschnittlichen Mann so unter den Tisch zu trinken, dass er sich nachher nicht einmal mehr an den Namen seiner verehrten Frau Mutter erinnert, geschweige denn daran, ob er nun Sex gehabt hatte oder nicht.“ Sie lachte leise. Madoka war einmal mehr erstaunt über dieses junge Mädchen. Sie hatte es wahrhaftig faustdick hinter den Ohren. Wer waren dieser Mugen und dieser Jin bloß? „Aber dir würde ich etwas anderes raten.“, fuhr Fuu nun fort. „Drogen vielleicht. Sie haben hier eine Menge davon musst du wissen und es dürfte nicht schwer für mich sein, dir welche davon zu beschaffen. Die haben eine ganz ähnliche Wirkung wie Alkohol. Ich...“ Sie brach erschrocken ab, als die Tür zum Onsen rigoros aufgestoßen wurde und zwei Männer hereinstürmten. Einer davon war der Kerl, den Madoka als Tomasu kennen gelernt hatte und dem sie die nachhaltigen Unterleibsschmerzen zu verdanken hatte, die nach wie vor in Abständen ihren Körper heimsuchten. Fuu hatte sich sehr viel schneller wieder von dem Schrecken erholt als Madoka. Sie verschränkte die Arme vor ihrer fast noch kindlichen Brust und stand wütend auf. „Was erdreistet ihr euch! Verschwindet auf der Stelle, oder ich sage dem Meister...“ „Der MEISTER ist es, der uns schickt, Mädchen.“, fiel ihr Tomasu mit einem süffisanten Lächeln und einem unverhohlen neugierigen Blick auf ihren Körper ins Wort. „Der Herr Onigumo möchte liebend gern HEUTE ABEND noch unseren Neuzugang sehen. Jetzt sofort, um genau zu sein.“ Er gab dem ihn begleitenden Mann, ebenfalls ein Riese mit etwas zu viel Muskeln um noch gut auszusehen, einen Wink und dieser trat einfach hinter Madoka an den Beckenrand und ergriff sie unter den Achseln, um sie fast schon brutal aus dem Wasser zu zerren. „Also... Moment einmal! Ich darf doch wohl...!“ brauste Fuu auf. Madoka wehrte sich nach Kräften, aber der Typ war erstens einfach viel zu stark für sie und zweitens machte ihr der Umstand ihrer Nacktheit doch sehr zu schaffen. Beinahe augenblicklich schoss ihr die Schamesröte ins Gesicht, als sie nun Tomasus anzüglichen Blick auf ihren Körper bemerkte. Schließlich erbarmte sich jedoch der andere Mann und warf ihr eines der Handtücher zu, die am Beckenrand lagen. Madoka konnte Fuu nur noch einen letzten, bestürzten Blick zuwerfen, bevor sie von den beiden Kerlen hinausbugsiert und quer durch das Haus einige Treppen hinauf, durch mehrere sinnverwirrend abzweigende Gänge in einen relativ großen Raum gebracht wurde, der sichtlich für den Aufenthalt einer bedeutenden Persönlichkeit ausgestattet war. Das Zimmer war beinahe noch prachtvoller eingerichtet als die Eingangshalle. Und inmitten des Raumes, auf einem niedrigen und äußerst filigran geschnitzten Stuhl, die Beine locker im Schneidersitz, thronte ein Mann. Er war nicht einmal besonders auffällig gekleidet und auch sein Aussehen selbst war eher durchschnittlich. Er schien nicht sonderlich groß zu sein, hatte schwarzes, in seinem Nacken zusammengebundenes und hochgestecktes Haar und ein Gesicht, dass von tiefen Narben nur so gezeichnet war. Was sie jedoch beinahe augenblicklich und bis ins Mark erschütterte, waren die Augen dieses Mannes. Es waren kalte, unerbittliche, beinahe schwarz wirkende Augen. Als sie in Kyos dämonische Augen geblickt hatte, war etwas in ihr zu Eis erstarrt ob dieses Hasses und der Mordlust, die sie darin gesehen hatte. HIER jedoch... DIESE Augen wirkten... tot. Vollkommen emotionslos. Absolut kalt und leer. Sie fragte sich, was schlimmer war... „Komm näher.“, befahl der Mann, den sie Onigumo nannten, nun mit einer tiefen und irgendwie unangenehm rauen Stimme. Madoka wurde von den beiden Männern bis vor den vermeintlichen Thron geschleift, wobei sie eine Spur von Wasser hinter sich herzog. Onigumo hatte keinen Blick für diese Belanglosigkeit. Er erhob sich und kam zu ihnen. Die beiden Männer hielten Madoka auf den Beinen und zwangen sie, ihn anzusehen sonst hätte sie sich wohl herumgedreht und wäre schreiend davongelaufen. Irgendetwas in diesem Blick war so schrecklich, so FREMDARTIG, dass ihre Seele sich krümmte und wie ein getretener Wurm wand. Dieser Blick... Wer oder was war er? Er sollte nicht hier sein. Er DURFTE nicht hier sein. Seine Existenz spottete allem Guten und Positiven in dieser Welt und strafte es Lügen. Ein ganz leichtes und abfälliges Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, der nun, da er vor ihr stand, überraschenderweise doch um einiges größer war als sie geglaubt hatte. Die wandte das Gesicht ab, wimmerte leise. „Ein Neuzugang also.“, sagte Onigumo nun ruhig, beinahe lauernd. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob sie meinen Ansprüchen gerecht wird.“ Er hob die Arme und riss ihr übergangslos das Handtuch vom Leib. Madoka keuchte erschrocken. Vollkommen entsetzt starrte sie ihn an. Onigumos Gesicht zeigte nicht die kleinste Regung, als er ihren zitternden Körper mit seinem unerbittlichen Blick einer intensiven Untersuchung unterzog. Wieder schoss ihr heiß die Schamesröte in die Wangen. Sie schloss die Augen. „Sie ist einiges wert.", sagte er schließlich leise. "Sie ist noch unberührt.“ Woher zum Teufel konnte der Kerl das wissen? Madoka wurde wütend. Aber nur für den Moment den sie brauchte, um die Augen wieder zu öffnen, um ihn zornig anzufunkeln. Es blieb bei dem Versuch. Sie schluckte – und senkte den Blick wieder. „Herr, ich denke, sie wird einen guten Preis erzielen.“, sagte Tomasu nun unterwürfig an ihrer Seite. Onigumo neigte leicht den Kopf, um ihm zuzustimmen. „Wir ziehen diese Nacht in einen Kampf und ich weiß noch nicht, wann wir wieder hier sein werden. Bereitet sie für das kommende Ende der Woche vor. Dann erwarten wir sehr einflussreiche Gäste, die sich eine solche Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen werden. Sie soll ganz vorn hingesetzt werden.“ Er drehte sich herum und nahm wieder auf seinem „Thron“ Platz. „Ihr könnt gehen.“ Tomasu nickte, wollte sich herumdrehen. „Ach, und Tomasu?“ Der Angesprochene blieb wie versteinert stehen und drehte sich erneut zu seinem Herren herum. Er hatte die Drehung noch nicht ganz vollendet, als sich die Klinge eines wuchtig geworfenen Dolches in seine Kehle grub und einen feinen Regen aus Blutstropfen über Madoka und dem anderen Mann niedergehen ließ. Tomasu starrte die ausgestreckte Hand seines Herren noch ein paar Sekunden ungläubig an, bevor er röchelnd in die Knie sank und schließlich vornüber und begeleitet von einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel. „Ich wünsche nicht, dass meine Frauen berührt werden, bevor ich es nicht erlaubt habe.“, sagte Onigumo ruhig. „Tomasu, ich weiß sehr wohl, dass du in dieser Beziehung meinen Befehlen nicht gehorchst. Ich hoffe, ich habe mich hiermit klar ausgedrückt.“ Seine Augen fixierten nun den anderen Mann, der Madoka mit zitternder Hand am Arm festhielt und nicht minder entsetzt zu seinem toten Kameraden hinabblickte als die junge Frau es in diesem Moment tat. „H... Hai...“, antwortet der Mann an ihrer Seite nun mit einiger Verspätung und verneigte sich tief. „Ich habe verstanden. Und ich werde... es weitergeben...“ „Geh.“, sagte Onigumo. “Und sorge dafür, dass dieser Dreck entfernt wird.“ Eisiges Entsetzen lähmte Madokas Herz und ließ sie dem Mann, der sie hinausführte, wie eine willenlose Puppe folgen. ~~~oOo~~~ Die nächsten Tage kamen und gingen. Madoka lebte wie in einer Art Trancezustand. Ein oder zwei Mal hatte sie anfangs wirklich versucht zu fliehen, doch es war genau so, wie Fuu gesagt hatte: Es war unmöglich zu entkommen. Obwohl der Hausherr mit den meisten seiner Männer unterwegs war, hatte er doch genug von seinen Leuten zurückgelassen, um sein Freudenhaus zu bewachen und auch die Mädchen daran zu hindern, das Haus zu verlassen. Madoka wurde jedes Mal wieder eingefangen, kaum dass sie einen Fuß aus der Tür gesetzt hatte. Man strafte sie zwar nicht, verdoppelte und verdreifachte jedoch schließlich die Wachen vor ihrem Zimmer. Sie musste ja wirklich ein lukratives Geschäft darstellen, wenn sie Onigumo so bewachen ließ. Andererseits... Er tat das nicht nur bei ihr. Auch vor anderen Zimmern entdeckte sie Wachen, wenn sie mal ins Badehaus ging oder zum Abtritt. Es war ihr peinlich, aber selbst DORTHIN wurde sie immer von einer Wache begleitet. Sie kam sich vor wie in einem luxuriösen Gefängnis. Fuu sah sie leider nur selten. Und das Ende der Woche – und damit ihre Schonfrist, wie sie sehr wohl wusste – rückte immer näher. Madoka dachte nicht darüber nach. Noch nicht. Wenn sie ehrlich sein sollte, interessierte sie das alles auch gar nicht so sehr. Sollte doch kommen was wolle. Sie wusste ohnehin nicht, ob sie jemals wieder glücklich in ihrem Leben sein würde. Im Grunde hatte ihr Leben zu dem Zeitpunkt geendet, als sie mit Kyo in diesen vermaledeiten Brunnen gesprungen war. Kyo. Wo er wohl war? Madoka schüttelte diesen Gedanken schnell wieder ab. Was dachte sie denn da? Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Was ging es sie an? Sollte sie doch froh sein, dass er nicht hier war. Er würde sich über ihre Situation wahrscheinlich prächtig amüsieren... Ungewollt erschien ein Bild vor ihrem geistigen Auge. Kyo, mit ausgestreckter Hand inmitten von Dämonen. Und das, was er gesagt hatte, nein, geschrieen hatte: „Wenn du leben willst, dann folge mir!“ Wieso... hatte er das gesagt? Wieso hatte er sie gerettet? Immer wieder dieselbe Frage. Und immer wieder schalt sie sich einen Narren, dass sie überhaupt darüber nachdachte. Dieser... Idiot. Wieso musste sie dauernd an ihn denken? Sie hasste ihn. Sie würde ihn IMMER hassen. Er war es gewesen, der ihr Leben zerstört hatte. Dann kam das Wochenende. Sie hatte mittlerweile in Erfahrung bringen können, dass sie sich zwar noch immer in Edo aufhielt, allerdings war es noch längst nicht die große Stadt, die sie aus ihrer Zeit kannte. Ein Freudenviertel gab es jedoch hier wie zu ihrer Zeit und sie hatte von anderen Frauen im Haus erfahren, das ihres zu den reichsten und zugleich schmutzigsten seiner Zunft gehörte. Schmutzig insofern, als dass Onigumo und seine räuberische Bande vor einigen Jahren gewaltsam die Führung dieses Hauses übernommen hatten und von hier aus auch ungestört ihre Raubzüge und Plünderungen planen konnten. Niemand schien sich darum zu kümmern und die Aufseher in der Stadt hatte Onigumo wahrscheinlich längst bestochen und unter seiner Kontrolle. Obwohl das Haus diesen schlechten Ruf hatte (oder gerade WEIL es diesen Ruf hatte) kamen viele einflussreiche Herren jener Zeit vorbei, um hier ihren dunkelsten Gelüsten zu frönen. Denn, wie Madoka ebenfalls erfuhr, so gab es in den Kellergewölben des Hauses auch durchaus sehr ansprechende Folterinstrumente, die das Herz eines jeden Sadisten erfreuen würden. Madoka hatte sich zunächst nicht viel Gedanken um das nahende Ende der Woche gemacht. Sie war in einigen Dingen, die die Etikette und das Verhalten der Mädchen in diesem Haus betrafen, unterwiesen worden. Und sie wurde grenzenlos ausstaffiert, geschminkt und in die feisten Gewänder gehüllt, um sie auf den „großen Tag“ vorzubereiten. Sie hatte sich in einer Art Trance befunden, in der die Bilder aus der Vergangenheit einfach nicht weichen wollten. Doch nun, wo der Tag, besser gesagt der Abend, gekommen war, wo man sie erstmals dem zahlenden Publikum zeigen würde, da bekam sie es doch mit der Angst zu tun. Sie hatte nicht mehr mit Fuu reden können. Sie hatte keine Ahnung, wie sie einen Mann, wenn denn einer für sie zahlen sollte, daran hindern konnte sie zu schänden - außer vielleicht mit einem gezielten Tritt in die Lenden, was sehr wahrscheinlich ihren Tod zur Folge haben würde. Eine der anderen Frauen hatte ihr sogar berichtet, dass sie sich beim ersten Mal so gewehrt habe, dass sogar zwei von Onigumos Männern dem Akt beigewohnt hätten um sie festzuhalten, während der verärgerte Kunde über sie hergefallen sei. Madoka sah sich in einer schier ausweglosen Situation. Und sie hatte weder die Drogen, von denen Fuu ihr gesagt hatte ihr welche beschaffen zu können, noch traute sie es sich zu die Sorglose spielen und ihren Freier mit Sake unter den Tisch trinken zu können. Dann war es soweit und sie wurde mit den anderen Frauen nach vorn zur Straße gebracht. Es gab dort hölzerne Verschläge, eine Art von Käfig, hinter deren rot angemalten Gitterstäben die Mädchen saßen und wo die vorbeigehenden Passanten ungeniert einen Blick auf die Frauen werfen konnten. Madoka hatte Fuu einmal gefragt, warum es ihr erspart blieb sich Abend für Abend dieser Demütigung zu unterziehen. Fuu hatte gegrinst und geantwortet, dass wenn sie ebenfalls dafür sorgte dass man zwar für sie zahlte, sie jedoch durch „gewisse Umstände“ (zweifellos spielte sie hier auf den Sake an...) nicht die erste Wahl blieb, durchaus die Chance hatte, dass sie NICHT mehr nach vorn an die Straße musste. Hin und wieder käme ein etwas ärmerer Schlucker auch ins Haus und fragte nach günstigerem Vergnügen. Und DAS waren dann die Kerle, die Fuu mit Leichtigkeit um ihren kleinen Finger wickeln konnte. Madoka sah sich momentan jedoch außerstande, sich solch einen Ruf zu erarbeiten. Sie war zumindest am heutigen Abend eindeutig „die Neue“ und eine Attraktion. Sie wurde von Onigumos Männern ganz nach vorn an die Straße gesetzt. Und als Madoka dort hockte, in sündhaft teure Stoffe gekleidet, angetüncht mit blendend weißer Gesichtsfarbe und mit diamatenbesetzten Kämmen im aufgesteckten Haar, als sie sich der ersten Blicke von Passanten bewusst wurde, die ihren absichtlich weit heruntergezogenen Ausschnitt begutachteten, als sie dort saß, im Schein der roten, im leichten Wind pendelnden Laternen, da zerbrach das letzte bisschen Selbstbeherrschung in ihr endgültig und sie begann lautlos, nichtsdestotrotz jedoch sehr heftig zu weinen. Oh Gott, wie sie sich für diese Tränen doch hasste. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Die Schminke verlief augenblicklich. Aber auch dies war ihr gleich. Einer von Onigumos Männern, die draußen vor dem Schaukäfig patrouillierten, blieb stehen und schlug so hart mit seinem Knüppel gegen die Stäbe, dass nicht nur Madoka, sondern auch die Mädchen hinter ihr erschrocken zusammenfuhren. „Hör auf zu heulen, verdammt noch Mal! Das ist ja nicht zum Aushalten. Ist es so schlimm die Beine breit zu machen? Wirst schon sehen, vielleicht gefällt’s dir ja sogar.“ Er wandte den Kopf. „He, du da! Sorg dafür, dass sie aufhört, oder ICH sorge dafür, dass deine Haare geschoren werden, kleine Schlampe!“ Erschrocken stand das angesprochene Mädchen hinter Madoka auf und setzte sich neben sie, versuchte sie zu beruhigen. Sie holte ein Tuch hervor, mit dem sie vorsichtig Madokas Gesicht abtupfte. „Hör bitte auf!“, flüsterte die junge Frau mit zitternder Stimme, jedoch in durchaus wütendem Tonfall. „Du bringst uns nur alle in Schwierigkeiten, hörst du? Außerdem verläuft deine Schminke.“ Sie war ganz schnell wieder in den Schatten hinter Madoka verschwunden. Auch der Mann vor dem Käfig ging nun weiter. Madoka senkte den Kopf. Sie bekämpfte ihre Trauer und ihren hilflosen Zorn. Sie wollte nicht, dass die Mädchen ihretwegen Schwierigkeiten bekamen. Sie musste sich zusammenreißen! Und sei es eben nur der anderen Frauen wegen. Plötzlich gewahrte sie Schritte. Sie hörte wie jemand mit Onigumos Krieger sprach und dann vor ihr in die Hocke ging. „Die ist neu hier.“, sagte Onigumos Mann gerade. „Aber wie sie sehen können erste Wahl.“ „Oh, ja durchaus, das kann ich sehen.“, sagte eine Madoka fremde Stimme und dann streckte der Mann die Hand durch das Gitter, um ihren Kopf anzuheben. „Ich bin durchaus in der Stimmung, heute Abend etwas mehr Geld auszugeben wenn die Ware stimmt.“, fuhr der Mann nun fort und besah sich Madoka sehr genau. Sie kam sich vor wie ein Stück Vieh auf dem Bauernmarkt. Nie zuvor hatte sie sich so erniedrigt gefühlt. Anhand der Kleidung des Mannes, der bereits in sehr fortgeschrittenem Alter zu sein schien, wie sein graues, schütteres Haar und diverse Falten in seinem Gesicht verrieten, konnte Madoka jedoch auch sehen, dass er sehr wohlhabend sein musste. Bei der Vorstellung, dass dieser Mann sie wie ein Tier besteigen könnte... Sie zog ihr Gesicht zurück und blickte beinahe trotzig wieder in ihren Schoß hinunter. „Oho, ein kleines, stures Mädchen.“, sagte der Fremde nun. „Es wird mir Spaß machen, sie zu zähmen. Komm schon. Lass mich doch mal sehen, was du noch zu bieten hast.“ Sein Arm langte erneut durch die Gitterstäbe wie ein glitschiger, ekelerregender Aal auf der Suche nach lohnender Beute, und seine Hand glitt in ihren Ausschnitt, zog ihn noch weiter auf und schloss sich um eine ihrer Brüste. Madoka wollte die Hand augenblicklich beiseite schlagen, als der Fremde plötzlich wie versteinert mitten in der Bewegung verharrte. Vollkommen irritiert bemerkte Madoka, wie ein dünnes Rinnsal dunklen Blutes an dem Arm des Mannes herab in ihre Richtung lief und seinen Kimono benetzte. Ihr Blick folgte der Spur des Blutes und blieb schließlich an der blanken Schwertklinge haften, die an der Kehle des Fremden lag. Der Mann, der diese Klinge führte, war nur als Schatten jenseits des Laternenlichtes auszumachen. Dennoch kam ihr etwas an diesem Schatten... vage bekannt vor. Aus ihrer Ahnung wurde schlagartig vollkommen überraschte Gewissheit, als niemand anderes als Kyo Mibu näher heran und neben den Mann trat. „Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr. Dieses Mädchen gehört mir. Hast du mich verstanden?“ Seine Stimme klang düster und drohend, jedoch sehr leise, beinahe lauernd. „Los, aufstehen!“ Der Mann war so perplex, dass er einfach tat, was ihm gesagt wurde. Erst als er aufrecht stand breitete sich ein empörter Gesichtsausdruck auf dem Gesicht des Fremden aus. „Was... erlauben sie sich, Mann! Ich war zuerst hier!“ Und mit einem abschätzenden Blick auf Kyos zerlotterten, nachtschwarzen Kimono fügte er überheblich hinzu: „Und ich kann mit Sicherheit mehr zahlen als sie.“ Die Spitze von Kyos fünf Shaku langem Schwert war getreulich jeder Bewegung des Mannes gefolgt und nach wie vor auf dessen Kehle gerichtet. „Das glaube ich weniger.“, antwortete Kyo leise. „Hier!“, er warf dem vollkommen verdutzten Mann Onigumos einen kleinen Beutel vor die Füße, in dem es verräterisch nach Geld klang, als er zu Boden fiel. Nach VIEL Geld. „Ich denke, dass reicht für die ganze Nacht, oder? Korrigiere mich bitte, wenn ich mich täuschen sollte.“ Onigumos Krieger bückte sich und seine Augen wurden rund vor Staunen und Gier, als er den Inhalt des Beutels in Augenschein nahm. Kyo lächelte böse und sehr zufrieden. „Also, dann zieh Leine, alter Mann. Du hättest es der Kleinen ohnehin nicht halb so gut besorgt wie ich das tun werde.“ Der Fremde war immer noch viel zu überrascht, um wirklich RICHTIG wütend zu werden. Aber die Klinge des Schwertes, die immer noch auf ihn gerichtet war, gab wohl den endgültigen Ausschlag. Der Mann fuhr auf dem Absatz herum und stürmte davon, irgendetwas von „Das wird nicht ohne Folgen bleiben...“ murmelnd. Madoka konnte nicht anders. Sie starrte den Mann, der nun vor ihr stand, der ihr Leben innerhalb weniger Augenblicke zerstört und ihr alles genommen hatte was ihr bis dato wichtig war, und der ihr nun scheinbar ERNEUT den Hals gerettet hatte, einfach nur aus weit aufgerissenen Augen an. Oder... War er tatsächlich nur gekommen, um... Sie blinzelte und erwachte so aus ihrer Starre. Wenn er sie auch nur berührte, würde sie ihm die Augen auskratzen. Woher hatte er eigentlich so viel Geld? Kyo redete gerade mit Onigumos Mann. „Selbstverständlich, mein Herr. Wir bereiten ein Zimmer vor. Kommen sie bitte mit. Das Mädchen wird gleich zu ihnen geführt.“ Bevor Kyo aus ihrem Blickfeld verschwand und in das Haus trat sah er Madoka noch einmal direkt an. Den Ausdruck seiner Augen vermochte sie auf die Entfernung hin schwer zu deuten. Aber... bildete sie sich das nur ein, oder war da neben all der Bosheit und der Häme auch noch etwas anderes zu sehen gewesen? Erleichterung? Nein. Niemals. Das war absurd. Doch mit einem Mal war sich Madoka nicht mehr sicher. Es war wie während des Kampfes vor dem Schrein der Higurashis. Für einen winzigen Moment hatte sie das Gefühl den MENSCHEN in Kyo Mibu gesehen zu haben. Einen Menschen, der wie jeder andere auch einmal Angst hatte und Erleichterung zeigte. War der Mann, der sie gerettet hatte am Ende nicht Kyo gewesen, sondern Kyoshiro Mibu? Jener Mann, den der alte Higurashi so eindringlich gebeten hatte gegen seinen inneren Dämon anzukämpfen? Sie wusste es nicht. Und sie fühlte sich vollkommen leer und kraftlos, als sie nun von einem der Männer ins Innere des Hauses, eine Treppe hinauf und in ein Zimmer gebracht wurde, in dem ein einziger Futon schon bereitlag für das, wofür man für sie gezahlt hatte. Es war auch der Futon, nicht Kyo, auf den ihr Blick als erstes fiel. Als man die Tür hinter ihr zuschob, da war dieses Geräusch so laut wie das eines gewaltigen Portals, das mit aller Gewalt ins Schloss geworfen wurde und ihr Schicksal zu besiegeln schien. Und sie war allein, allein mit dem Mörder von Tausenden. Mit dem Mörder ihres Freundes. Mit dem Mann, der ihr Leben zerstört hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)