Moral Malnutrition von abranka ================================================================================ Kapitel 1: Moral Malnutrition ----------------------------- I’ve got mine The World is as it’s meant to be Cause I’ve got mine Die Welt war wirklich in Ordnung. Draco Malfoy lächelte selbstzufrieden, während er die Augen aufschlug. Die Sonne schien zwischen den Vorhängen hindurch direkt in sein Bett. Oh ja, er mochte es, auf diese Art geweckt zu werden. Natürlich war es sein Bett, das vor dem östlichen Fenster stand. Der Jungenschlafsaal der Slytherins besaß zwar noch ein weiteres Fenster, dieses ging jedoch nach Norden und dort gab es – logischerweise – keine morgendliche Sonne. Aber selbstverständlich hatte sich Draco bei der Bettenverteilung durchgesetzt. Nicht ganz fair, aber was machte das schon? Das einzige, worauf es ankam, war, dass er bekommen hatte, was er wollte. Der Malfoyerbe schlug die Bettdecke bei Seite und stand auf. Sofort war Crabbe zur Stelle und hielt ihm die Badezimmertür auf. Draco grinste zufrieden. Es hatte eine Weile gedauert, sowohl Crabbe als auch Goyle darauf zu trainieren, dass sie vorhersehen konnten, was er als nächstes tun würde. Wenigstens in diesem alltäglichen Rahmen funktionierte es. Sobald es an Potter und dessen Gefolge ging, war damit jedoch Essig. Um auf unvorhersehbare Situationen flexibel zu reagieren – dafür waren die beiden einfach zu dämlich. Augenblicklich verdüsterte sich Dracos Miene. Sankt Potter und Konsorten waren wirklich dafür geeignet, ihm den schönen Morgen zu verderben. Aber er würde jetzt nicht an sie denken. Das konnte er tun, wenn er in der Großen Halle frühstückte und dann würde ihm sicher wieder irgendeine kleine Gemeinheit einfallen, damit Potter sich wieder eine Strafarbeit bei Snape einfing. Schließlich war heute Montag und das bedeutete, dass in den ersten beiden Stunden Zaubertränke auf den Stundenplan stand. Und das wiederum war ein Umstand, der Draco zusagte, war das doch ein Fach, bei dem der Lehrer sein Ego zu streicheln wusste, indem er den Malfoyspross sichtlich bevorzugte. Erneut schlich sich das selbstzufriedene Grinsen auf Dracos Gesicht, das er auch noch immer aufgesetzt hielt, nachdem er fertig geduscht hatte und sich vor dem Spiegel betrachtete. Was er sah, gefiel ihm. Und eine halbe Stunde Stylen später gefiel er sich noch mehr. Stilecht mit schwarzem Hemd unter der Schuluniform trat er zurück in den Schlafsaal, wo ihm Goyle schon seine gepackte Schultasche hinhielt. Draco ignorierte seinen Leibwächter. Natürlich würde er die Tasche nicht selbst tragen, sondern Goyle überlassen. Wer war er denn, dass er seine Schulsachen selbst trug? Eine Viertelstunde später beim Frühstück hatte er die Idee, die dafür sorgen würde, dass er seinen Spaß mit dem Jungen-der-einfach-nicht-stirbt haben würde. Er grinste hämisch. Ja, er war wirklich ein Genie. Schade nur, dass das die meisten nicht erkannten, ansonsten würden sie ihn längst auf Händen tragen, Dumbledore zum Teufel schicken und ihn als Regenten von Hogwarts einsetzen. Ja, und dann würden all die Schlammblüter vor verschlossenen Türen stehen, er wäre der Schulbeste und nicht mehr diese dämliche Granger. Und dann würde er... „Draco!“, säuselte ihm jemand penetrant ins Ohr und riss ihn aus seinen schönen Fantasien. Er wandte den Kopf zur Seite und blickte in die großen Kuhaugen von Pansy Parkinson. „Ja?“, fragte er entnervt. „Draco, gehst du nachher mit mir spazieren?“ Ihr Augenaufschlag hätte glatt kokett gewirkt, wenn da nicht dieser dümmliche und pseudosüße Gesichtsausdruck gewesen wäre. „Nein.“ Er wandte sich wieder seinem Kürbissaft zu. Da hatte man einmal eine nette Nacht mit einem ansehnlichen Mädchen und wurde es nicht wieder los. Gut, eine Nacht war untertrieben. Es waren mehrere gewesen und diese bereute er auch nicht – Pansy machte Spaß. Aber das war es auch. Er brauchte niemanden, der sich an ihn hängte wie eine Klette. Er wollte nichts anderes als seinen Spaß. Und in das Konzept passte es nicht, wenn sie ihn auf einmal zu romantischen Spaziergängen und ähnlichem bringen wollte. „Aber Draco...“, jammerte sie. Er schaltete auf Durchzug und beobachtete zufrieden, dass sein heißgehasster Erzfeind erst jetzt – zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn – in die Große Halle stürzte, um zu frühstücken. Draco grinste zufrieden. Das waren wunderbare Voraussetzungen für sein Vorhaben. Jetzt, wo es langsam wirklich knapp wurde, um in die Kerker zu gehen, stand Draco auf und hinter vorgehaltenem Umhang verpasste er Potter einen Zeitverwirrzauber. Es war nichts Großartiges, der Zauber sorgte nur dafür, dass Sankt Potters innere Uhr etwas durcheinander kam und er sich um ungefähr zehn Minuten neben der normalen Zeit bewegte. Dracos Gesicht zierte ein zufriedenes Grinsen, einerseits weil ihm der Zauber gelungen war, der deutlich über dem Niveau eines Fünftklässlers lag, und andererseits schon in Vorfreude auf das Theater, das in Snapes Unterricht losbrechen würde. Eine Viertelstunde nach Unterrichtsbeginn stürmte der Junge-der-bedauerlicherweise-immer-noch-lebt abgehetzt in den Klassenraum. Bevor er auch nur dazu kam, eine Entschuldigung zu murmeln, hatte Snape ihm schon dreißig Punkte abgezogen. Ein gehässiges Lächeln huschte über Dracos sonst so konzentriertes Gesicht. Dieses war schließlich erst der erste Streich... Aufgrund seines Zuspätkommens landete Potter – wie geplant – neben Draco, da dort als einziges noch ein Platz frei war. Hektisch kramte der Gryffindor seine Sachen heraus und fing an, das Rezept für den Trank hinunterzuschmieren. Während er dann die Zutaten zusammensuchte, zückte Draco seinen Zauberstab und murmelte leise eine Formel. Einige Zahlen und Buchstaben auf Potters Zettel veränderten sich und der Slytherin lächelte boshaft. Oh ja, was so kleine Zaubertricks aus Vaters Trickkiste Schönes anrichten konnten! Sankt Potter sah einen Moment lang auf und musterte ihn misstrauisch, doch Draco rührte seinen Trank um, als wenn er kein Wässerchen hätte trüben können. Um sich jedoch nicht noch durch mangelnde Feindseligkeit verdächtig zu machen, beschloss er, Potters Aufmerksamkeit noch ein wenig von dem Trank abzulenken. „Hat Eure Heldenhaftigkeit heute verschlafen?“, fragte er bissig. Der Junge-der-Dracos-persönliche-Nemesis-war ignorierte ihn. Draco schob den Unterkiefer vor. Nun, das würde er sicher nicht auf sich sitzen lassen. Niemand ignorierte einen Draco Malfoy – und ein verdammter Harry Potter erst recht nicht! „Oh, hat es dir die Sprache verschlagen, Narbengesicht?“ „Halt die Klappe, Malfoy!“, knurrte Potter zwischen zusammengepressten Lippen, während er gleichzeitig ein Stück Rosenwurz mit dem Messer malträtierte. „Wie kreativ, Potter“, höhnte der Slytherin. „Keine bessere Antwort parat?“ „Malfoy.“ Der Gryffindor verdrehte demonstrativ die Augen. „Kümmere dich um deinen Mist und lass mich in Ruhe.“ „Wie könnte ich? Die ganze Welt nimmt schließlich Anteil an deinem aufregenden Leben – willst du mir etwa meinen Anteil verweigern, oh großer Held?“, säuselte Draco und krümmte sich innerlich vor Lachen, als Potter ihm einen giftigen Blick zuwarf und seinen Finger mit dem Messer nur knapp verfehlte. „Pass auf, sonst musst du das nächste Mal mit einem Finger weniger die Welt retten. Na, aber das spielt keine Rolle – du nimmst ja eh den Kopf, nicht wahr?“ Seine Augen deuteten demonstrativ auf Potters Narbe. Hinter ihm kicherten Grabbe und Goyle und auch Pansy und Blaise lachten glucksend. „Potter, konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgabe und lenken Sie nicht Ihre Mitschüler ab,“ fauchte Snape in diesem Moment. Draco kostete es alle Mühe, nicht laut loszuprusten, als Potter zornig den Kopf senkte. Oh ja, es war schön, Harry Potter zur Weißglut zu treiben. Gegen Ende der Stunde forderte Snape sie – wie immer – auf, aus ihren Tränken Phiolen zur Überprüfung und Benotung abzufüllen. Draco füllte die seine schnell mit dem Inhalt seines Kessel und gab sie direkt nach Granger ab. Es wurmte ihn, dass diese Schlammblüterin wieder schneller gewesen war. Einen Moment lang ärgerte er sich darüber, dass er sich von seinem Lieblingsfeind hatte ablenken lassen, doch andererseits war es der Spaß wirklich wert gewesen. Potter indes kam mit seiner Phiole nach vorne und schaute reichlich unglücklich drein. Der Trank leuchtete knallrot anstatt lichtgrün. „Na, Mist gebaut, Narbengesicht?“, raunte ihm Draco kurz zu, während er auf seinen Platz zurückging. Einen Augenblick später knallte es. Longbottom, dem Zaubertranktrottel schlechthin, war sein Kessel explodiert. In einem grün-roten schäumenden Regen sauste der Kessel quer durch den Klassenraum, knallte gegen die Decke und landete direkt auf Potter. Draco bog sich – genau wie alle anderen Slytherins – vor Lachen, während alle Gryffindors vor Entsetzen mit geöffneten Mündern auf die Szene starrten. „Longbottom! Potter!“ Snape riss dem Jungen-der-hartnäckig-immer-noch-lebt den Kessel vom Kopf und erstarrte. Potter leuchtete knallrot. Seine Haut, seine Haare, seine Kleidung – alles an ihm. Mit der Haarfarbe stach er selbst die Wiesel-Familie aus. Potters Phiole lag zerbrochen am Boden und um ihn herum färbte sich langsam der Boden ebenfalls leuchtend rot. „Potter! Anstelle eines Heiltranks haben Sie einen Färbetrank gebraut! Wie kann man nur so dämlich sein!“, begann Snape loszupoltern „Aber...“, versuchte Harry einzulenken. „Nein! Sie hören mir zu! Als Strafe für diese absolute Dämlichkeit werden Sie den Rest des Tages so herumlaufen! Haben Sie mich verstanden?“ Der Junge-der-bis-auf-die-Knochen-blamiert-war nickte nur und die Wut war kaum verhohlen auf seinem Gesicht zu sehen. Sieh an, da hatte dieser kleiner Zauber doch unerwartete Nebenwirkungen. Draco war mehr als zufrieden. „Und her mit Ihrem Notizblatt“, fauchte Snape. Als Potter es ihm reichte, schüttelte der Zaubertränkelehrer nur den Kopf. „Also wirklich, Potter. Wie blöd kann man sein und Margariten mit Magentawurzeln zu verwechseln? Und die Mengenangaben! Sie sollten ernsthaft lesen üben!“ Als Potter mit gesenktem Kopf und rotleuchtend das Klassenzimmer verließ, zierte einmal mehr ein hämisches Grinsen Dracos Gesicht. Die Freund des Jungen-der-leider-weiterhin-lebt, das Wiesel und Schlammblut Granger, versuchten offenbar vergeblich, den großen Helden aufzumuntern. Für einen winzigen Sekundenbruchteil empfand der Slytherin fast so etwas wie Reue – fast. Dann siegten seine Belustigung und seine Freude über Potters Bloßstellung. Harry Potter war schließlich niemand Besonderes. Und entsprechend war er genauso wie der Rest der Welt nur dazu gedacht, Draco zu unterhalten. Nicht mehr und nicht weniger. Und für morgen würde sich Draco etwas Neues einfallen lassen. Er war schließlich nicht umsonst ein Slytherin – und ein Malfoy. I’ve got mine I don’t want a thing to change Cause I’ve got mine Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)