Narren weinen lautlos von mathilda ================================================================================ Kapitel 1: Großer Bruder,kleiner Bruder --------------------------------------- Da stehen sie nun, Fred und Angelina. Und ihre Gesichter strahlen vor Glück und Liebe. Mum weint vor Freunde. Ich weiß, was sie denkt. Wenigstens einer von den beiden hat es geschafft sich schließlich doch in die Gesellschaft einzugliedern und ein normales, bürgerliches Leben zu führen. Fred, eines ihrer beiden Problemkinder, ist der erste ihrer sechs Söhne, der Vater wird. Ginny ist ebenfalls total begeistert. Sie umarmt abwechselnd Angelina, Fred und ihren Freund Neville und weiß gar nicht wohin mit ihrer ganzen Freude. Bill klopft Fred anerkennend auf die Schulter und setzt seine speziell für ganz besondere Situationen aufgesparten `Großer-Bruder´- Blick auf. Er platzt beinahe vor Stolz. Charlie ist im Moment noch damit beschäftigt hysterisch vor sich hin zu kichern. Er ist eben ein fröhlicher Mensch. Naja es könnte auch an dem `Weihnachtspunsch´ liegen, den die Zwillinge ihm angedreht haben... Dad würde wahrscheinlich im Kreis grinsen, wenn seine Ohren ihn nicht daran gehindert hätten. Nachdem sich Ginny endlich etwas von Fred entfernt hat, gratuliere auch ich ihm. Ich habe ihn lange nicht mehr umarmt. Ich glaube, beim letzten Mal war ich drei und er fünf. Ich war in den Gartenteich gefallen und wäre beinahe ertrunken, wenn Fred mich nicht rausgezogen hätte. Um der Ehrlichkeit genüge zu tun, er war auch der Grund gewesen, aus dem ich darin gelandet bin. Wahrscheinlich hat er nur Schiss gekriegt, weil Mum ihm die Hölle heiß gemacht hätte, hätte er seinen kleinen Bruder im Gartenteich ertränkt. Ist ja irgendwie auch verständlich. Fred war nie der Typ, der sich sonderlich als großer Bruder fühlte. Jedenfalls nicht mir gegenüber. Bei Ginny war das was anderes. Was sie betrifft, hat er einen Großer-Bruder-Komplex, der an Stalking grenzte. Er war natürlich nie so doof sich bei einer dieser Aktionen erwischen zu lassen, dass wäre dem Image der Zwillinge als skrupellose Chaosfabrikanten etwas abträglich gewesen. Im Endeffekt sind die Zwilling sehr beherrscht, sie sind glänzende Strategen. Wenn Fred beschlossen hatte, dass dieser oder jener Typ nicht zu Ginny passte, dann wandte er eine subtile Mischung aus Briefbomben, Vergiftungen, Todesdrohungen und Kopfgeld an um jenen zu entfernen, es sei denn dieser zog nicht zuvor schon den Schwanz ein. In diesem Punkt unterscheidet er sich gewaltig von mir, obwohl wir ja Brüder sind. Klar auch ich bin kein schlechter Stratege, mein Schachspiel mit Minerva Mc Gonnagal, der internationalen Meisterin im Zauberschach, ist legendär! Aber ich war nicht in der Lage jene Ausbrüche zu kanalisieren, in denen ich schon manches Mal einen der unpassenden Verehrer meiner Schwester verprügelt und dafür eine nicht unbedeutende Menge Hauspunkte verloren hatte. Doch auch ich habe innerhalb der letzten Jahre gelernt, mein Temperament bis zu einem bestimmten Grade zu zügeln. Inzwischen bin auch ich in der Lage meine Gefühle zu verbergen, eine Maske zu tragen. Und der, der es mir dabei geholfen hat, sitzt nun in der hintesten Ecke und lächelt indes er fragt, wann das Paar vorhat zusammenzuziehen. Ich glaube, außer mir bemerkt niemand, dass das Lächeln nicht bis zu Georges Augen reicht. Ich denke, man hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass die Zwillinge einander nicht mehr gleichen wie ein Ei dem anderen. Man hatte es als einem selbstverständlichen Vorgang im Zuge des Erwachsenwerdens gesehen, dass Freds Haare etwas länger sind, als Georges, dass Fred sich, ganz Spaßmacher, in bunte Kleider hüllt, während Georges Garderobe immer düsterer wurde, dass der eine öfters mal mit seiner Freundin zu Besuch kommt. Ohne seinen Bruder, von dem er sich bis vor kurzem nicht einmal sich mehr als einen halbe Stunde zu trennen bereit gewesen wäre. Jener sitzt hingegen Wochen und Monate in dem fensterlosen Keller unter ihrem Laden und brütet über neuen Produkten. Als ich vor einer Woche in den Laden kam um Geschenke für Seamus und Dean zu suchen, fand ich ihn an die Wand zwischen zwei Regalen gelehnt. Er schlief im Stehen. Georges Augen sind schon lange nicht mehr mittsommerabendhimmelblau, wie Freds. Sie sind eher blaugrau und stumpf. Es ist als würde man in ein Meer aus Trauer, Wut und Einsamkeit gesogen in dem man langsam und qualvoll ertrinkt, ehe es sich selbst verschlingt. Wenn ich hineinsehe, muss ich mich beherrschen ihn nicht in den Arm zu nehmen. Dieser Wunsch ihm Trost zu spenden, Halt zu geben, ihm einfach zu helfen so wie er mir damals geholfen hat und es noch heute tut. Damals, das war im meinem vierten Schuljahr. Schon zu Anfang des Schuljahres hatte es einen hässlichen Streit mit Harry gegeben und die darauffolgende Funkstille zwischen mir und meinem besten Freund hatte mir grauenvoll schwer im Magen gelegen. Nachdem wir uns endlich versöhnt hatten, bemerkte ich nach und nach, dass Harry sich verliebt hatte. Ich war, das gebe ich offen zu, eifersüchtig. Dieses Mädchen, dass ihm doch lange nicht so nahe stand wie ich, nahm mehr Raum in Harrys Gedanken ein, als ich es je getan hatte! Als ich dann feststellte, dass auch Hermine inzwischen `vergeben´ war, fühlte ich mich vollends überflüssig. Ich habe Hermine nie als eine Person gesehen in die ich mich verlieben könnte, obwohl man uns mehr als ein Mal eine Beziehung nachgesagt hat. Nein, das war es nicht, warum ich mich, gelinde gesagt, benommen habe wie die Axt im Walde. An dem Abend, an dem der Weihnachtsball stattfand, wurde es mir dann auf ein Mal glasklar. Die Erkenntnis, dass ich allein wäre, sollten sie tatsächlich Beziehungen entgehen, traf mich wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Als der offizielle Teil des Weihnachtsballs zuende war, hockte ich schließlich als einziger noch an dem, im Vergleich zu den Hautischen recht kleinen, runden Tisch, an dem zuvor auch Harry und unsere beiden Tanzpartnerinnen, die Zwillinge Parvati und Padma Patil, gesessen hatten. Doch die waren inzwischen alle in dem Gewühl auf der Tanzfläche verschwunden. In dieses niederdrückende Gefühl der Einsamkeit, welches mich zu überspülen suchte, platze ausgerechnet George. Der George, den ich seit jüngster Kindheit nur als Hälfte des Duos Fred und George erlebte hatte. Ohne zu fragen zog er mich auf die Füße legte mir suggestiv eine Hand auf die Schulter und bugsierte mich mit sanfter Gewalt aus dem Saal. Ehe ich mich versah, saß ich auf dem großen, karminroten Plüschsofa im verwaist daliegenden Gryffindorgemeinschaftsraum und hatte eine eilig herbeigezauberte Tasse heißer Schokolade vor mir. Etwas skeptisch war ich schon über diesen plötzlichen Anfall von Fürsorglichkeit, vermutete vorerst mal eine Falle. Wollte man mich etwa als Versuchskaninchen für einen in dem Kakao gelösten Scherzartikel missbrauchen? Doch irgendwie schaffte es George doch, meine Zweifel zu zerstreuen. Er nahm mich in den Arm und meinte er müsse sich doch um seinen kleinen Bruder kümmern, wenn es diesem schlecht ging. Das war der Moment, in dem ich verstand, dass Fred und George sich nicht gleichen, dass sie verschieden sind, wie bittere Schokolade und Schokolade Vollmilch-Nuss. Vielleicht hatte mir George doch etwas in den Kakao gemischt, denn nun begann ich zu erzählen wie ein Wasserfall. Irgendwann fing ich an zu heulen wie ein Schlosshund. George lachte nicht, er redete noch nicht einmal sonderlich viel. Er hielt mich nur stumm im Arm, strich mir über den Kopf und vermittelte mir mit seiner Körperwärme, die durch den dünnen Stoff seines Festumhangs drang, dass ich nicht alleine war. Nach diesem Vorfall begann ich die Zwillinge genauer zu beobachten. Die Tatsache, dass sie zwei Personen waren und nicht die Einheit, als ich die ich sie immer betrachtet hatte, war für mich eine ganz neue Erkenntnis. Bald stellte ich fest, dass George eher den dämpfenden Part innehatte, während Fred sich der unheilvollen Position des Unruhestifter voller Leidenschaft und Elan verschrieben hatte. Fred baute Mist und George versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben. Ich fragte mich, warum George nie zugab, dass Fred allein an dem Desaster Schuld war, warum er bereit war jede Strafarbeit mit ihm gemeinsam abzusitzen und ihm in seinen Feldzügen gegen die Schulordnung immer zur Seite stand. Mir fiel auch auf, dass das Pflegen ihrer doch sehr innigen Beziehung vornehmlich auf Georges Schulter ruhte, während Fred ihre enge Bindung mit zunehmendem Alter eher praktisch nutzte. Warum war George bereit sich derart für seinen Fred aufzuopfern? Eines Nachts, während meines sechsten Schuljahres als ich, wie sooft in letzter Zeit, nach einem Traum erwachte, in dem ein gewisser Goldjunge eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hatte, ins Bad ging um mich der Expression der Impressionen zu widmen, die der Traum hinterlassen hatte, fand ich den Grund heraus. Ich war schon ziemlich geschockt, als ich um vier Uhr Morgens in der Gemeinschaftsdusche der Gryffindorjungs meinen älteren Bruder masturbierend vorfand. Ein Bild, auf das ich hätte dankend verzichten können. Der Drang nach Expression war verschwunden. Stattdessen verspürte ich einen äußerst starken Drang zur sofortigen Flucht. Ich drehte mich um und wankte wieder in Richtung Tür, hoffend dass ich unbemerkt geblieben war. Ich war schon fast draußen, da hörte ich klar und deutlich....dass mein Bruder, George Weasley, in einer solchen Situation den Namen meines Bruders, Frederic Weasley, stöhnte!! Ich habe eine ganze Weile gebraucht, ehe ich mich soweit mit den neugewonnen Fakten klar kam. Nun gaben die ganzen Szenen einen Sinn, in denen George für Fred den Problemstaubsauger spielte, in denen George glücklich strahlte, weil Fred ihn brüderlich in den Arm genommen hatte oder dessen verletzter Blick, wenn Fred sich mal wieder mit einer seiner vielen Freundinnen traf. Um ehrlich zu sein, habe ich nie mit George über seine Gefühle bezüglich seines Zwillings gesprochen. Dafür wurde er aber mehr und mehr zu meinem Ansprechpartner im Bezug auf meine Gelüste Richtung Harry. Nicht dass ich je auch nur in irgendeiner Weise diese Emotionen gegenüber Harry oder einem anderen Menschen erwähnt hatte, dazu war ich wohl zu feige. Zu groß war die Angst Harry als meinen besten Freund zu verlieren. Aber mir George konnte ich darüber reden. Allein. Wenn alle schliefen und wir beide mal wieder nicht schlafen konnten, zu schulden gewisser Personen, die friedlich im Nachbarbett vor sich hinschnorchelten. Er nahm mich ernst, er gab mir die Nähe und den Halt nach dem ich mich sehnte. Er war einfach als mein großer Bruder da und verbarg mich wenigstens für diesen Moment vor den verwirrenden Problemen die mich umgaben. Er war es, der mir die Kraft gab, den Versuchungen des täglichen Lebens zu widerstehen. In dem er an mich glaubte. Aber er hat nun Niemanden an den er sich klammern kann. George sitzt da, spielt der Familie den glücklichen Zwillingsbruder vor, der es kaum erwarten kann einen kleinen Neffen oder Nichte zu bekommen. Lange Zeit wird noch über Babynamen, Wohnungsfindung, billige Babyausstatter und ähnliches diskutiert. George hält tapfer durch. Er beteiligt sich rege am Gespräch, schlägt betont alberne Namen ,wie Klobürstine oder Desserttella, vor und tut alles um das Bild des Quatschkopfs George zu erhalten. Endlich neigt sich der Abend dem Ende und nach und nach verschwinden alle auf ihre Zimmer, bis schließlich nur noch George und ich am Tisch sitzen, auf dem noch einige gebrauchte Weingläser stehen. Ich zögere keinem Moment länger. Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem ich mich wenigstens etwas für seine Unterstützung in den letzten Jahren revanchieren kann. Im nächsten Augenblick klammert sich mein großer Bruder, welcher mir auf einmal so klein und zerbrechlich vorkommt, und wird von einem stummen Weinkrampf geschüttelt. Auf einmal wird mir klar, dass ich als sein Bruder, der ich mit ihm aufgewachsen bin, ihn noch nie habe auch nur eine Träne vergießen sehen. So wie George über Jahre hinweg allein gelitten hatte ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, so weinte er auch jetzt lautlos. Als die Leuchtzeiger der kleinen, roten Muggeluhr, die unserer Vater irgendwann mal bei einer Hausratversteigerung erstanden hatte, auf Vierzehn Minuten nach Drei stehen, sind auch seine letzten Tränen versiegt und er löst sich mit einem erschöpften Blick von mir. Erst jetzt machen mir meine nassen Wangen bewusst, dass auch ich geweint haben muss. George steht auf, geht in den Flur. Als ich ihm folge, sehe ich wie er sich Umhang, Schal und Mütze anzieht und sich die Schuhe bindet. Ein sanftes Lächeln leuchtet einige Augenblicke auf seinem Gesicht, als er mir liebevoll über die Wange streichelt. Er muss nichts sagen, ich weiß auch so, was diese Geste bedeutet. Abschied. Auf unbestimmte Zeit. Vielleicht für immer. In meinem Hals bildet sich ein großer Klumpen. Wenn ich noch Tränen hätte, würde ich nun weinen. Wenig später knarrt der frisch gefallene Schnee unter seinen Sohlen. Die eisige Luft schlägt mir durch die offene Haustür entgegen und beißt schmerzhaft in meine Ohren. Ich lehne mich gegen den Rahmen um nicht umzufallen, fühle mich so müde. An der Gartenpforte dreht sich George noch einmal um. „Sag Fred, dass auf dem Schreibtisch im Keller eine Liste für die neue Produktreihe liegt. Da sind auch Bauanleitungen, Rezepturen und Prototypen. Den Rest wird er schon allein schaffen.“ Wäre über Kommetare dankbar, weil ich mir noch unsicher bin, wie es weitergehen soll. Sprich: jede Menge Ideen, aber eine irriterender als die andere. Im ernst ich bin manchmal echt irritert, was da plötzlich auf dem Bildschirm steht nach ner langen Schreibnacht! Naja, ich hoffe es hat irgendjemand gefallen. Meine Schwester meinte ich sollte aufhören mit dem Twincestsch*** (wusste nicht, dass sie solche Wörter in den Mund neben darf...aber andererseits ist sie meine Schwester...)und wieder mal ne ordentlich Humorstory schreiben...naja ich weiß nicht... Hier ist doch auch Humor drinne...oder? *miep* naja, es ist spät, ich schreib morgen ne Arbeit und mein Tee ist alle. Gute Nacht. thildchen Kapitel 2: Entrüstung --------------------- Schließlich verschluckte die Dunkelheit meinen Bruder. Einen Moment lang starrte ich vorwurfvoll in die Nacht und verfluchte sie dafür, ihn nicht wieder ins warme Haus zurückgedrängt zu haben. Endlich raffte ich mich dazu auf die Tür zu schließen und wankte zurück in die Küche. Ich konnte mich nicht dazu durchringen ebenfalls in mein Zimmer zu gehen, wusste ich doch ohnehin schon, dass ich nicht würde schlafen können. Im Schornstein beschwerte sich der Goul gereizt, als ich mich mit einem ungewollt lautem Plumpsen auf die hölzerne Küchenbank fallen ließ. Sofort verharrte ich bewegungslos und horchte in die oberen Stockwerke, ob eines meiner werten Familienmitglieder vielleicht ebenfalls durch den Laut gestört worden war. Nachdem der Goul sich wieder beruhigt hatte, trat wieder Stille ein. Wenn dort oben jemand wach war, so war er auf jeden Fall nicht aufgestanden. Das hätte ich gehört. Wie lange ich stumm in die Finsternis vor dem Fenster starrend, die Knie eng an den Oberkörper gezogen, auf der Bank gesessen hatte, weiß ich nicht mehr. Es müssen einige Stunden gewesen sein. Gegen halb fünf hatte es erneut zu schneien begonnen. Ich überlegte, dass die weichen Flocken wohl Georges Fußspuren beseitigen würden. Irgendwann muss ich in der Betrachtung der kleinen weißen Flecken eingeschlafen sein, die langsam an der Fensterscheibe vorbei zur Erde segelten. Das durchdringende Klirren des Frühstücksgeschirrs, das meine Mutter gemeinsam mit Ginny auf dem Esstisch verteilt, reißt mich aus dem Schlaf. Ich grummle einen Morgengruß und richte mich etwas auf. Während ich schlief muss ich mich auf der Bank ausgestreckt haben. Das erklärt auch den missbilligenden Blick meiner Mutter. „Warum bist du denn nicht ins Bett gegangen?“ will Ginny wissen lässt sich neben mir auf die Bank sinken. „Wollte ich eigentlich, aber dann bin ich irgendwie eingenickt.“ Skeptisch zieht Mum einen Augenbraue hoch. „Du hättest ja einfach hochgehen können, als alle anderen auch gegangen sind.“ meint sie mit leicht tadelndem Unterton. „Da hatte ich noch was zu tun.“ Der weißverschneite Wieselkopf glitzert schon in der gleißenden Mittagssonne, als endlich alle um die zum bersten volle Frühstücktafel Platz genommen hatten. Charlie sieht etwas mitgenommen aus. Offensichtlich bewirkt der ominöse Weihnachtspunsch der Zwillinge einen grauenvollen Kater. Er betrachtet zögernd seinen ungesüßten Tee. Wahrscheinlich überlegt er grade, ob er es wagen kann ihn zu sich zu nehmen, ohne dass er im wahrsten Sinne des Wortes rückwärts frühstücken muss. Die anderen unterhalten sich, ungeachtet der Tatsache dass einer in unserer Mitte fehlte, recht gut gelaunt. Momentan wird gerade beratschlagt, was man an diesem wunderschönen Weihnachtsmorgen unternehmen könnte. Freds Wunsch nach einer Schneeballschlacht wird ausgeschlagen. „Wenn du und George in einer Mannschaft sind, hat doch eh keiner eine Chance gegen euch!“ lacht Angelina und knufft ihn sacht in den Oberarm. „Apropos, wo ist der eigentlich? Sagt bloß, der pennt noch. So eine Schlafmütze!“ Mum mag es nicht wenn an einem Feiertag nicht die ganze Familie pünktlich um den Frühstückstisch versammelt ist. Damit fängt für sie das Fest schon an. Sie schnaubt, wie ein verschnupftes Nashorn, und stampft polternd die Treppe hinauf zu meinem Zimmer. George war gestern kurzerhand in diesem einquartiert worden, da Angelina und Fred unbedingt gemeinsam in dem ehemaligen Zimmer der Zwillinge hatten schlafen wollen. Ich schaue ihr stumm hinterher. Vielleicht sollte ich ihnen doch sagen, dass George abgereist ist. Naja, sie wird gleich sowieso bemerken, dass er nicht oben ist. Wenn sie fragt, kann ich es ja immer noch erzählen. Und schon ertönt von oben dass holde Organ meiner allerliebsten Mutter. „Himmel Herr Gott noch mal!! Wo ist dieser Nichtsnutz schon wieder abgeblieben!! Ich will gar nicht erst wissen, was der schon wieder ausheckt!!“ Sie kommt irritierend schnell und ohrenbetäubend laut wieder in der Küche an. „Fred! WO. IST. DEIN. BRUDER!?!“ Hm, jetzt möchte ich doch mal hören, was er sagt. Werd ich die noch ein bisschen zappeln lassen, bevor ich mit der Wahrheit rausrücke. Er hat es verdient! „Woher soll ich das denn wissen? Er ist kein kleines Kind mehr, Mum! Und ich bin nicht sein Babysitter!“ Nebenbei schiebt sich Fred eine Gabel Rührei in den Mund. „Wahrscheinlich ist er früher wach geworden und macht einen Spaziergang.“ Es ist ihm egal. ER ist ihm egal! Ich war schon lange nicht mehr so wütend! Mein überwunden geglaubter Jähzorn durchschwemmt mich wie glühende Lava. Hatte ich gedacht nur derart ausrasten zu können, wenn es um meine kleine Schwester ging, so hatte ich mich geirrt. Einige Tassen fielen um und das Geschirr schepperte laut, als ich den Tisch beim Aufstehen etwas verschob. Ehe sich einer meiner hochverehrten Anverwandten über das angerichtete Chaos beschweren kann fange ich an ihn anzubrüllen. „Fred Weasley, du bist ein egozentrisches Oberarschloch! Wie wäre es wenn du auch nur EINMAL deine grauen Zellen für was Sinnvolles einsetzen würdest!!“ Bevor mich einer der Anwesenden daran hindern kann, habe ich mich mehr oder weniger elegant zwischen Tisch und Bank hindurch zu ihm durch gezwängt und mich vor ihm aufgebaut. Ich glaube es ist das erste Mal, dass ihn bewusst wird, dass ich anderthalb Köpfe größer bin, als er. „Hast du dir in deinem ganzen verdammten Leben auch nur einmal Gedanken darum gemacht, warum Georg es überhaupt solange mit dir ausgehalten hat?!“ Grob packe ich ihn am Kragen ziehe ihn auf die Beine. „Hast du dich auch nur ein einziges Mal gefragt, warum er dich nicht schon lange in den Wind geschossen hat?! Warum meinst du warum er all diese hirnlosen Streiche mitgemacht hat, obwohl er fand dass sie kilometertief unter der Gürtellinie waren?! Warum denkst du, hat er dir bei den Strafarbeiten immer Gesellschaft geleistet, obwohl er ziemlich oft sogar gar nicht daran schuld war?! Und was glaubst du, warum er dich immer wieder aus Scheiße gezogen hat?!“ „RON! Es reicht!!“ Charlies Hände sind Drachen gewöhnt. Seinen unnachgiebigen Fingern gelingt es, meine Fäuste von Freds Hemdkragen zu lösen. Rasend vor Zorn versuche ich mich loszureißen, aber er hält stumm beide Arme fest und lässt mir keine Chance erneut auf Fred loszugehen. Dieser glubscht mich immer noch entsetzt an. „Sag bloß, du hast NIE gemerkt wie mies es ihm in den LETZTEN JAHREN ging?! Und dabei redest du immer von Zwillingsbindung!! Einen Scheißdreck weißt du! Hast du in deiner Egomanie eigentlich irgendwann mal bemerkt, dass...“! „RON!!!“ Bills harscher Ruf lässt mich für einen Augenblick verstummen. Stille. Erst jetzt werde ich mir der entsetzten Blicke bewusst, mit denen ich von allen Seiten gemessen werde. Natürlich kennen alle meine Ausbrüche aus Ginnys Erzählungen, doch außer ihr hat nie ein Mitglied meiner Familie einem solchem beigewohnt. Wahrscheinlich hatten sie es für einen Übertreibung seitens meiner kleinen Schwester gehalten. Jedenfalls hatten sie mir solcherlei Gewalt wohl nicht zugetraut. Mir, dem Jüngsten. Ich merke, wie sich eine Woge der Ernüchterung über mir zusammenschlägt. Irgendwie hatte ich bis eben immer noch Illusion, Fred wisse wie es in George aussah und wisse nur nicht, wie er damit umgehen solle. Ich habe mich geirrt. „Lass mich los, Charlie.“ Fauche ich schließlich, wenn auch viel weniger aggressiv als zuvor. „Damit du gleich wieder...“ er will mir widersprechen. Aber ich kann jetzt keinen Körperkontakt ertragen. „NEIN. Ich will raus, mich abkühlen.“ Fiel ich ihm gereizt ins Wort. Ich spürte sehr wohl die skeptischen Blicke der übrigen. „Also gut.“ Brummt Charlie nachdem er einen Blick mit Bill gewechselt hat. Wahrscheinlich bedeutet er, dass er sofort wieder da ist, wenn ich auf Fred losgehen sollte. Aber, dazu lasse ich mich nicht hinreißen. Mit schnellen Schritten durchquere ich den Raum. "Ach, Übrigens!" In der Tür verharre ich einen Augenblick. „George sagt, dass die Liste zur neuen Produktserie auf seinem Schreibtisch sei. Prototypen, Bauanleitung und Rezepturen findest du dort auch. Er meint du müsstest den Rest allein schaffen, Fred.“ Einige Sekundenbruchteile später fällt die Küchentür hinter mir ins Schloss. Hastig schlüpfe ich in meine Winterstiefel und werfe mir meine Umhang um, dann stapfe ich forsch zur Tür heraus und durch den hohen Schnee. Vielleicht sollte ich Harry besuchen. In letzter Zeit habe ich ihn zwar gemieden, aber ich kann mir vorstellen, dass er Weihnachten ganz allein in seiner Wohnung verbringt. Wie unaufmerksam von mir, dass ich ihn nicht eingeladen habe bei uns zu feiern! Naja, ein Kommentar ist zwar nicht wirklich berauschend...aber was erwartet man, wenn das pairing mal ausnahmsweise nicht D/H ist.... ich wär trotzdem ganz froh wenn sich irgendjemand zu einer Stellungnahme berufen fühlte... Nacht thildchen Kapitel 3: Tag vor Heiligabend ------------------------------ Am Grimmauldplatz apparierend stellte ich erst mal fest, dass der Schnee in der Stadt nichts mit den flauschigen, blütenweißen Flocken gemein hat, der sich im Winter immer um unser Haus legt, wie eine eisige Decke. Vielmehr war die Straße, in der Harry wohnt, überflutet von einer glibberigen, halbflüssigen Masse, die größtenteils wohl Autoabgase und den Dreck enthielt der sich im Profil der Autoreifen angesammelt hat. Beim Aufsetzen spritzte es hoch und meine Jeans bekam einige ‚hübsche’ Verzierungen, doch das störte eigentlich nicht groß...man kann sowieso kaum noch ihre ursprünglich hellblaue Färbung erkennen, so verwaschen ist sie. Aus dem stumpfem Grau des Himmels segeln immer noch Schneeflocken zu Boden, wo sie sich mit dem schlammigen Morast des Londoner Schnees verbinden. Wenn ich den Kopf in den Nacken legte und dem stummem Gewimmel der vielen hellen Pünktchen zusah, so wurde es mich fast schwindelig. Einige Flocken bleiben kalt in meinen Wimpern und Augenbrauchen hängen und ich spürte wie der Schnee durch die Wärme meiner Haut schmolz. Schnell senkte ich den Blick wieder, als eine weißen Gebilde sich unter meinen Wimpern in mein Auge gelangten es tränen ließen. Die Häuser, die die Straße säumten, waren geschmückt mit allerlei Weihnachtsschnickschnack der Muggel. Nur Nummer Zwölf lag dunkel da. Lediglich das schwache Flackern eines Kaminfeuers im Erdgeschoss, ließ darauf schließen, dass überhaupt jemand zuhause war. Meine Schritte wurden immer zaghafter je näher ich Harrys momentanen Wohnort kam. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Seit wir im Juli die Schule beendet haben, vielleicht sechs oder sieben Mal. Wenn man bedenkt, dass wir uns in der Zeit davor nahezu jeden Tag in Kontakt waren ist das lange. Und ich vermisse ihn. Ich vermisse ihn so sehr, dass es mich zu zerreißen droht. Aber zugleich ist da diese Angst. Ich bin nicht wie Harry, ich bin nicht mutig...im Gegenteil, ich bin ein ganz schöner Angsthase, auch wenn ich das nicht einmal mir selbst gegenüber gerne eingestehe. Und ich habe Angst, dass er mich durchschauen und verachten könne. Denn wenn ich die Wahl habe, so bin ich doch lieber in Harrys Herzen als ein anständiger bester Freund und dafür sehe ich ihn nicht allzu oft, als dass er mich ganz abweist und ich vollständig ohne ihn und die Gewissheit leben muss, dass er mich mag. Wenn auch nur freundschaftlich. Schließlich hatte ich dann doch die Haustür erreicht und starrte statt des Hauses selber die dazugehörige Türklingel tot. Niemand würde denke, dass Hier DER Harry Potter lebt, bei einem so großen Helden erwartet man eigentlich schon einen prunkvolleren Hauseingang. So mit Marmorstufen, Säulen und Steinlöwen und einem vergoldeten Klingelschild. Potter stand dort in Harrys flüchtiger Handschrift auf einem lieblos dahingeklebten Zettel.. Harry muss ihn mit einem Zauber belegt haben, damit er nicht vom Wind davon geweht oder von der Luftfeuchtigkeit unleserlich wird. Ansonsten scheint er sich nicht sonderlich darum gekümmert zu haben. Diese unkomplizierte ein wenig nachlässige Art passt zu Harry. Immerhin war es ihm von jeher eher peinlich, wenn jemand ihn auf seine Namen und seine Berühmtheit ansprach. Harry wollte immer nur normal sein. Und gerade seine bescheidene Attitüde, sein unschuldiges, einnehmendes Wesen, machten ihn zu etwas besonderem. Auch ohne Namen oder Berühmtheit. Und dann betätigte ich den Klingelzug. Im Inneren des Hauses hörte ich die tiefen Glockenschläge und schnelle Schritte, die die Treppe zum ersten Stock heruntertrappelten. Sie nähern sich der Tür und....mit einem lauten Knallen fällt irgendwas auf die Steinfliesen in der Eingangshalle. Harry flucht leise und ich muss mich zusammenreißen beim Klang seiner Stimme nicht in Verzückung zu geraten. Scheinbar hat der geniale Goldjunge gerade grandios geistreich den Hutständer umgerannt. Hoffentlich hat er sich nicht weh getan. Eine Weile rappelt es hinter der Tür, dann kommen die Schritte näher und die Tür wird mit einem Schwung geöffnet. „Ron!“ Seine Stimme klang erfreut, so als hätte seit Ewigkeiten auf nichts anderes als meine Ankunft gewartet. „Komm rein!“ Und ich tat, wie von mir verlangt wurde. So kam es, dass ich den Tag vor dem Heiligen Abend bei Harry in Grimmauldplatz12 verbrachte. Harry wirkte beim näheren Betrachten sehr niedergeschlagen. Seine Augen wiesen tiefe grau-violette Schatten auf und sein Atem roch nach Alkohol. Was mich in Anbetracht der Tatsache, dass es gerade erst Mittag war, sehr wundert. Harry ist nie der Typ gewesen, der sich betrinkt. Klar manchmal, wenn wir Jungs aus dem Schlafsaal ihn dazu nötigten, dann tat er es. Aber er hat es immer gehasst die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Darüber hinaus hat er mir in einer ruhigen Minute einmal vom Alkoholismus seines Onkels und später auch seines Cousins erzählt. Ich bin eben sein bester Freund. Das Haus tut Harry nicht gut. Er wirkt kraftlos. Überall sind Erinnerungen an Sirius, sodass es selbst für ich schon schwer ist diese Leerstelle zu ertragen. Wie soll es da ausgerechnet Harry können, für den Sirius wie ein Vater war?! Beim Betreten des Hauses fühlte ich mich als sei ich in eine dunkle Wolke, ein schwarzes Loch, gesaugt worden, aus dem es kein entrinnen mehr gibt. Harry trug einen kastanienbraunen Strickpullover, von dem ich wusste, dass ich ihn vor einigen Jahren an ihn ‚weiterverschenkt’ habe. Er war mir zu klein geworden, hatte Harry, der zwar nicht unbedingt schwächer, aber von der Statur kleiner und gedrungener war, aber noch gepasst. Ich habe die selbstgestrickten Kleider meiner Mum immer gehasst, aber bei ihm... Harrys sonst so strahlend grüne Augen sind trübe, wie der See in Hogwarts im August. Harrys Strubbelhaare, wurden noch zusätzlich verwuschelt, als er sich am Kopf kratzte und leicht verschwommen fragte, ob ich einen Kaffee wollte. Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte. In dieser Situation, sagte mir mein spezieller Harry-Sensor, musste ich ihm einfach ein guter Freund sein. Während ich den Hutständer in der Eingangshalle wieder aufstellte und meinen Umhang daran hängte, Wartete Harry. Er wirkte nervös, rieb sich die Hände, die seit dem Sommer viel knorriger und magerer geworden waren und musterte in scheinbarem Interesse die dunkle Holzvertäfelung hinter mir. Das träge Ticken der großen Standuhr im ersten Obergeschoss zerschnitt die Stille in ewig gleiche Teile. „Warum bist du hier?“ Fragt Harry schließlich nachdem wir beide, einen Tasse heißen, schwarzen Kaffee in den kalten Händen, und im Salon niedergelassen haben. Hier steht das einzige Möbelstück, dass Harry selbst in das Haus mitgebracht hat. Es ist ein riesiger, hirschlederner Ohrenbackensessel, den in seiner immensen Größe nicht einmal Hagrid ausfüllen könnte. Unsere Knie reichen lange nicht bis über die Sitzfläche hinaus, als wie an die nebeneinander darin sitzen und in das prasselnde Kaminfeuer vor uns sahen. Man fühlt sich auf einmal wieder wie ein Kind, wenn man in diesem überdimensionalen Möbel platz nimmt...geborgen und sicher...als müsste man sich keine Sorgen machen hier einzuschlafen, weil Mummy oder Daddy einen schon ins Bett tragen würden. Ja, warum bin ich eigentlich gekommen? Vielleicht weil ich seine Nähe brauche, trotz des beängstigenden, in seiner Gegenwart aufwallenden Verlangens ihn für mich, nur ganz allein für mich, zu beanspruchen, das aufgrund seiner Unerfüllbarkeit schmerzt. Ja, wahrscheinlich war es purer Eigennutz, das ich nach dem großen Krach zu Hause mich erst mal bei ihm verkrieche, bis sich der Sturm gelegt hat. Weil seine Nähe mir Sicherheit gibt und mich trotzdem in ein unergründliches, schwarzes Loch stürzt. Weil ich jetzt den Trost seiner warmen Schulter durch den Stoff unserer Pullover an meiner eigenen spüre. Aber vielleicht auch einfach, dass Harry mich in diesem einzigen Moment genauso braucht und ich die Möglichkeit habe ihm wenigstens ansatzweise zu verstehen zu geben, wie wichtig er und sein Befinden mir ist. „Ich wollte dich sehen.“ Ringe ich mich eine halbe Ewigkeit später zu einer Antwort durch. Es war nicht falsch, zwar sehr vage, aber nicht falsch. Ich könnte Harry niemals belügen, einer der Gründe warum ich in letzter Zeit seine Gegenwart gemieden habe. Dass ich ihm so etwas wichtiges wie meine Gefühle zu ihm verschweigen muss, tut verdammt weh... Eine Lüge durch Auslassung, könnte man sagen...aber ein Lüge die ihn schützen möchte, vor einer Wahrheit, die er wahrscheinlich gar nicht wissen will. Und Harry beließ es dabei. Wir schwiegen wieder. Nur das knacken der Holzscheite im Karmin, das hohle Ticken der Uhr im ersten Stock und das leise Rauschen der Autos, die vor dem Haus über die matschige Straße fuhren. Ansonsten Stille. „Du solltest umziehen.“ Meinte ich schließlich. Mehr wahr nicht nötig, Harry wusste wovon ich sprach. Aus den Augenwinkel beobachte ich, wie er seine leere Kaffeetasse mit einem leisen `klonk´ auf dem Parkett zu unseren Füßen abstellt und nickt. „Sirius hat dieses Haus nie gemocht.“ Sagt er dann. Ich nicke und leere meine Tasse. „Ich werde wohl auch gehen.“ Sagte ich dann und spürte zeitgleich, wie mich Harry mit einem wissenden Blick maß. Er hatte die Konnotation dieses Vorhabens bemerkt. Ich halte es im Fuchsbau nicht mehr aus. „Was ist passiert?“ „Ich habe... Die Nerven verloren.“ Wir reden leise, um die wohlige Stille, dieses wortlose gegenseitige Verständnis, nicht zu zerreißen. Ich weiß, dass Harry schmunzelt, auch wenn ich ihn nicht anblicke. Er kennt mich nur zu gut, wenn ich einen meiner Aussetzer habe. Schließlich ist er es, der mich oftmals davor bewahrt hat total mein Gesicht zu verlieren. „Sie wollen perfekte Weihnachten,“ seufzend vergrub ich meine Nase im Rollkragen meines (kastanienbraunen) Pullovers. Ob es ein wohliger Seufzer, hervorgerufen durch das Feuer welches langsam meine eisigen Zehen auftaute, eine sehnsüchtiger, weil obgleich Harry direkt neben mir sitzt und ich seine Nähe sogar körperlich spüren kann, so unendlich weit weg erscheint, oder resignierter Seufzer, weil ich nicht in der Lage bin das Spiel von der perfekten Weihnacht mitzuspielen, weiß ich selber nicht... Habe ich schon mal er wähnt, dass ich ein miserabler Schauspieler und ein grottenschlechter Lügner bin? „Du bist perfekt, Ron!“ ... Einen Augenblick denke ich, ich hätte mich verhört. Starre nur stumm in die züngelnden Flammen, ehe die Information dieser Worte den Weg vom Ohr zu Hirn zurückgelegt hat. Dann drehe ich mich drehe ich mich im Zeitlupentempo zu ihm und glotze ihn in purer Irritation an. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir beide genau wissen, dass das nicht wahr ist, ist es das letzte was ich von Harry erwartet habe. Naja, außer der Phantasie, dass er nachts nackt in mein Zimmer appariert und mich dort unter Tränen bittet mit ihm zuschlafen... Kaum habe ich den ersten Schock überwunden setzt etwas anderes ein. Schmerz. Es tut so verflucht weh, wenn das Hirn wieder zu arbeiten beginnt! Sich sagen zumüssen, dass jegliche Hoffnung unerfüllt bleiben wird, die er mit diesen wenigen Worten in mir aufsteigen lässt, ist so grausam. Trotzdem komme ich nicht umhin zu bemerken, dass Harry unglaublich schön aussieht. Selbst wenn er Augenringe bis zum Kinn hat, er ungefähr zehn Kilo abgenommen haben muss und auf seinen Nasenflügeln einige Mitesser blühen. Seine Haut ist selbst zu dieser Jahreszeit leicht gebräunt und schimmert golden im Schein des Feuers. Die süßen Mundwinkel sind zu einem nervösen Lächeln nach oben gezogen, sodass sich recht und links auf den Wangen zwei kleine Grübchen bilden. Ich wende dem Blick wieder dem Feuer zu und versuche die verlockenden Stimmen in meinem Kopf zum schweigen zu bringen, die mir zuflüstern den Geschmack seiner samtweich geschwungenen Lippen zu kosten. Ich kann es nicht ertragen in seinen glitzergrünen Funkelaugen Freundschaft und zwar nur Freundschaft schimmern zu sehen. „Hör auf, Harry.“ Murmele ich, worauf Harry leise lacht. Offensichtlich denkt er ich wäre verlegen, wozu mein roter Kopf und meine heißen Ohren wohl auch allen grund geben. Irgendwie bin ich das ja auch. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn er so was sagt. „Jedenfalls bist du der perfekteste Ron, den ich kenne!“ Relativiert Harry seine Aussage. Teilweise bin ich erleichtert, auch wenn es schmerzt dass es nicht so absolut gemeint war, wie es zunächst klang. Aber ich komme erst gar nicht dazu, mein klopfendes Herz zu beruhigen. Denn kaum hat dieser Satz seinen Mund verlassen, werde ich urplötzlich von Harry in seine Arm gezogen. Den Kopf auf seiner Schulter, erkenne ich seine Halsschlagader die unter der samtigen Haut pulsiert. Harry Hände liegen locker auf dem Rücken, bereit mich jederzeit wieder aus seiner Umarmung zu entlassen...als wenn ich das wollen würde. „Bitte, Ron! Nur einen Moment...“ Man kennt mich als ein bisschen langsam und so brauche ich auch diesmal einige Sekunden bis ich begreife, dass Harry weint. Als diese Erkenntnis in meinem Kopf einrastet, steigt Panik in mir auf. In all der Zeit in der ich ihn kenne, habe ich Harry nur selten Weinen gesehen. Als Cedric starb, als Hedwig vor einem Jahr von einem Klatscher erschlagen wurde, als Sirius verschwand und zuletzt nach dem entgültigen Kampf mit Voldemort. Man kann es an einer Hand abzählen. Harry weint nicht schnell. Warum weint er also jetzt? Kapitel 4: Bescherung --------------------- Ich dachte, mit dem Ende der Schulzeit, würde ich einer solche Qual nicht mehr ausgeliefert sein müssen. Falsch gedacht! Wie damals liege ich nun wieder in meinem Bett, lausche Harrys leisem Schnarchen und verwünsche im Geiste das Sandmännchen oder wahlweise Amor. Kurz: ich kann nicht schlafen. Und um ehrlich zu sein, ich wusste, dass ich nicht würde schlafen können. Seit ich und Harry in meinem Elternhaus angekommen und man, beziehungsweise meine Mutter, beschlossen hatten ihn in Georges Bett, in meinem Zimmer, schlafen zulassen, wusste ich es. Der Gedanke, Harry zu meiner Pflichtweihnachtsfeier am Heiligen Abend mitzuzerren, war mir gekommen, als sich Harry eine Ewigkeit später mit roten, feuchten Augen von mir löste. Er wirkte so jämmerlich, dass ich es nicht über mich bringen konnte ihn, allein zu lassen. Ein bisschen verlegen wegen seines Gefühlsausbruchs, schielte er mich durch dieses zottige Gebilde an, das wohl mal eine Frisur hatte werden sollen. Seine Brillengläser waren so beschlagen, dass er kaum geradeaus gucken konnte und sein gebeugter Leib erbebte immer noch von trockenen Schluchzern, Nachwehen seiner Tränen. Ich wusste, als ich in sein Gesicht sah, dass es keinen Sinn haben würde, nach dem Grund für seine schlechte Verfassung zu fragen. Ich kenne ihn zu gut. Meistens durchschaue ich es, wenn er etwas verheimlichen will. Es ist irgendwie die Art, wie sein Blick dann meinem ausweicht... Doch wenn er wirklich etwas verheimlichen will, dann lässt er sich nicht irgendwie zum Reden zwingen... Ich kann ihm ein Gespräch anbieten, ich kann auch meine Hilfe anbieten für den Fall, dass er Probleme hat...aber ob er meinen Beistand will, ist seine Sache. Ich kann ihn nicht dazu zwingen. Und, was viel wichtiger ist, ich vertraue ihm. Er wird mir Bescheid geben, sobald er dringend meine Hilfe braucht. Harry ist schließlich trotz allem kein Baby mehr! Er ist ein erwachsener Mann, ja in den Augen vieler sogar ein Held. Wie würde er sich fühlen, wenn sein bester Freund da immer um ihn rumwuselt und ihn hätschelt? Er würde sich bevormundet fühlen, sauer auf mich werden und mich daran erinnern, dass ER es war, der mich beim finalen Kampf aus der Scheiße gezogen hat. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die werten Herren Todesser hatten es ihrer Zeit für eine gute Idee erachtet, mich in der Sickergrube unter der Gemeinschaftslatrine ihres Hauptquartiers zu verstecken. Das sei nur nebenbei bemerkt, ich werde nicht gerne daran erinnert...Es war wohl die schlimmsten drei Wochen meines bisherigen Lebens. Nein, ihn dazu zu zwingen, mir seine Sorgen zu erzählen, hätte nur über’s eigentliche Ziel hinausgeschossen. Stattdessen wies ich ihn in aller Freundschaft darauf hin, dass er ein Bad vertragen könnte, wobei ich mir ein im scherzhaft näselndem Tonfall gesprochenes „Obwohl ich dieses männliche Odeur ja unwahrscheinlich anziehend finde...“ nicht verkneifen konnte. Harry beantwortete es mit einem Grinsen und ich war zufrieden. Er konnte noch lachen...oder wenigstens so tun, als ob. Während wir die Treppe nach oben stiegen, berichtete ich in Kurzform was man vorangegangenen Morgen vorgefallen war. Harry nickte. Er hatte wohl den Grund verstanden, warum ich ihm davon berichtete. Die dahinter versteckte Bitte, mich zu begleiten um einen weiteren Zornesausbruch zu verhindern, ist ihm selbstverständlich nicht verborgen geblieben. Dafür kennt er mich zu gut. Und sein Nicken, ein kleine Geste seines Kopfes, reichte aus damit ich wusste, dass er mir diese Bitte erfüllen würde. Auf dem ersten Treppenabsatz trennten sich unsere Wege. Er betrat durch die rechte Tür das Bad, während ich die links abgehende Tür zu seinem Zimmer wählte. Wenn man sieben Jahre lang sich ein Zimmer und einen Schrank teilt, weiß man, wie und wo der jeweils andere seine Kleider aufbewahrt. Und Harry legt viel wert darauf, dass seine Sachen immer ordentlich in den dazugehörigen Fächern liegen. Ich kenne mich in seinem Schrank sozusagen blind aus. Man sollte also denken, ich würde in Windeseile seine Klamotten für die paar Tage zusammen packen können, damit wir schnell loskönnen. Doch es gab einige Verzögerungen und so war ich erst zur Hälfte fertig, als Harry einige Zeit später barfuß in den Raum tappte und in den Fach ganz rechts nach frischen Socken suchte. Ich verkniff es mir, beim Geruch seiner frischgewaschene Haare aufzuseufzen und ihm die Frage zu stellen, was bei Gryffindors Dreitagebart ein giftgrüner Stringtanga mit Schlangenhautoptik in seinem Schrank zu suchen hatte. Es war einfach zu seltsam um darauf zu reagieren, gleichfalls aber auch zu merkwürdig, als dass ich es zu ignorieren könnte. Ich beschloss, es bis auf Weiteres in meinem imaginären Ordner für irritierende Aktionen des Harry Potter abzuheften. Vielleicht würde ich irgendwann darüber lachen können, dass Harry eine Unterhose in seinem Schrank hatte, die nicht nur ultrageschmacklos sondern auch noch so dermaßen slytherinmäßig war. Jetzt verwirrte mich erst mal, dass sich die Verlängerung seines Rückens gegen seine Hose abzeichnete, als er sich über den Inhalt seines Koffers herunterbeugte. Es hatte noch gut eine halbe Stunde gedauert, bis wir vor der Gartenpforte des Fuchsbaus landeten. Mir ist selten eingefallen, wie malerisch unser Haus aussieht. Besonders zu dieser Tages- und Jahreszeit, im nachmittäglichen Abendrot. Es ist gerade mal halbfünf. Die sinkende Sonne lässt ihr aprikosenfarbenes Licht die rundlichen Schneehauben auf den auf den Zaunlatten färben. Hinter den vielen verschiedenförmigen Fenstern unter dem knubbeligen, windschiefen Schneedach schimmerte es heimelig golden. Nur ab und zu huschte der Schatten eines der sich darin Befindenden vorbei. Leider hielt die Idylle nur solange an, bis wir durch den knarzenden Schnee zur Haustür stapften. Sobald ich die Tür mir einem leisen Klacken aufschob, war es mit der Ruhe vorbei. „Wie kannst du es wagen, du kleines Flittchen, von mir zu behaupten....!!!“ brachte ein Kreischen meine Trommelfelle zum Beben. Im nächsten Moment traf mich ein olivgrüner Gummistiefel der Größe 45 am Jochbein, prallte daran ab und fiel lautstark zu Boden, nicht ohne den bis zu diesem Zeitpunkt daran haftenden Lehm zu auf das Parkett prasseln zulassen. Die beiden Kontrahentinnen, Penelope Clearwater und Angelina Jones mit Namen, lieferten sich einen nicht nur verbalen Schlagabtausch in einer Lautstärke und Stimmhöhe, die es mir unmöglich machte, herauszufinden worum es ging. Harry wäre wohl sofort wieder geflüchtet, hätte ich ihn nicht an einem Zipfel seines Umhangs fest gehalten. Schnell schüttelte ich mir nassen Schuhe von den Füßen und schlich, den Kopf zwischen die Schultern gezogen und Harry im Schlepptau quer durchs Kreuzfeuer in die Küche. Abgesehen von kleineren Streifschüssen in Form schon einer Schuhbürste und einem halben Dutzend Winteräpfel kamen wir auch unversehrt dort an. „Puh. In deiner Familie scheint ein Hang zu temperamentvollen Damen erblich zu sein.“ kommentierte Harry trocken, indes er sich auf die Küchenbank pflanzte, und rang mir damit ein Grinsen ab. „Sie müssen uns heißblütigen Männern ja gewachsen sein.“ Erleichtert bemerkte ich, dass sich Harrys Züge zusehends entspannten. Ich bot Harry gerade ein paar der Lebkuchen an, die Ginny und Penelope gemeinsam gebacken hatten, als die Küchentür aufflog. „Harry!“ kreischte es und der Arme plumpste vor Schreck beinahe von der Bank, als Ginny sich ihm um den Hals warf. Die nächste Viertelstunde kamen weder er noch ich noch meine Restbestände an Brüdern zu Wort. Ginny hatte offensichtlich sehr viel erzählen. Über ihre Beziehung zu Neville, über meinen Ausbruch, über Mum, über die `ganz zauberhafte´ Penelope, sie wollte scheinbar ihre gesamte Lebensgeschichte vor Harry ausbreiten. Fred und Charly klopften ihm kumpelhaft die Schulter, bei letzteren rieb sich Harry den schmerzenden Oberarm. Percy gab ihm die Hand und Bill, offenbar immer noch im `großer Bruder´-Modus verhaftet, wuschelte ihm begütigend den Schopf. Dann setzten sie sich und warteten gemeinsam mit Harry und mir darauf, dass Ginny eine Atempause machte. Das Mädel kann aber auch reden! Wenn die mal stirbt muss mal ihre große Klappe wahrscheinlich noch dreimal extra totschlagen. Ginny endete, als meine Mutter die große, bauchige Teekanne auf dem Tisch abstellte und sie aufforderte Tassen zu decken. Kaum war ihre Tochter verstummt begann nun Mum zu erzählen, während sie Harry ein Stück Gewürzkuchen aufdrängte, der eintretenden Angelina ein Mittel gegen Heiserkeit gab und das Geschirr beim Abwasch bewachte. Die Tassen zu gerne nur halb gesäubert aus dem Becken und verspritzten dabei jede Menge Seifenschaum auf dem Boden. Von meinem Wunsch, Harry bei uns Leben zulassen, war sie nicht übermäßig begeistert. „Es ist viel zu eng in diesem Haus.“ seufzte sie sorgenvoll, als sie sich schließlich an den gedeckten Tisch setzte und einen Schluck heißen Tee mit Schuss nahm. „Schon allein mit meinen Kindern ist das Haus schon voll und nun noch deren Partner! Ich habe euch alle herzlich gerne in meinem Haus, aber wo sollen wir noch ein Bett unterkriegen?“ „Mum.“ Schaltete sich ausgerechnet Percy ein. „Das ist doch kein Problem. Harry schläft einfach in Georges Bett.“ Es dauerte eine Weile, Mum davon zu überzeugen, dass mein nächstältester Bruder Weihnachten nicht daheim sein würde. Ich glaube wirklich glauben wollte sie es noch immer nicht, als sie schließlich widerwillig zustimmt, dass Harry bei mir im Zimmer übernachten konnte. Mir fiel auf, dass Fred die ganze Zeit über ungewöhnlich still war. Je länger der „Georgezeiger“ der alten Zauberuhr auf dem Schriftzug „Verschollen“ ruhte, desto unruhiger rutschte er auf seinem Stuhl herum. Sein Daumennagel war so kurz, vom ständigen Kauen, dass das Nagelbett wohl in Bälde zu bluten anfing, wenn er nicht bald damit aufhörte. Ich beachtete dies mit Genugtuung. George war ihm also doch nicht egal. Der Weihnachtsabend verlief ungewöhnlich friedlich. Offenbar war Fred nicht in Stimmung zum Spaßen und Angelina und Penelope schwiegen. Beide Frauen waren seit der nachmittäglichen, lautstarken Keilerei nur noch zu Flüstern imstande. Man tauschte Geschenke aus, trank Punsch und sang einige Weihnachtslieder. Dann saßen wir fast vollständig versammelt auf die unterschiedlichen Sofas, Sessel und gepolsterten Schemel verteilt um den Weihnachtsbaum und schaute zu, wie sich die Flammen der niederbrennenden Kerzen in den Glaskugeln spiegelten. Nachdem Ginny schließlich in Nevilles Armen eingeschlafen war, lösten wir die Zusammenkunft auf und verlagerten unsere müden, glühweinwarmen Körper nach oben in unsere Betten. Nur Fred sah ich noch einmal in die Küche huschen und einen raschen Blick auf die Zauberuhr werfen. Harry ist eingeschlafen, sobald sein Kopf sein Kissen berührte. Er schnarcht nun schon seit gut anderthalb Stunden vor sich hin, während ich mich unruhig von einer Seite auf die andere wälze. Vor dem Fenster hat es wieder zu schneien begonnen und ab und zu lassen die Wolken einen Fetzen schwarzen Nachthimmel oder ein paar Strahlen silbernen Mondlichts hindurch blitzen. Ab und zu ist ein leises Grummeln zu hören, aus dem Kamin, wo der Ghoul wohnt. Die kahlen Zweige des alten Birnbaum, welcher vor dem Haus steht, klopfen gegen die Fensterscheibe, wenn der Wind geht. Ich schaue Harry beim Schlafen zu und vermisse George. Ich weine nicht oft. In einer Familie mit so vielen Brüdern überlebt man nicht lange, wenn man nahe am Wasser gebaut ist. Geschwister zu haben bedeutet immer auch Konkurrenz zu haben. Konkurrenz um Gegenstände, wie Spielsachen oder beliebte Speisen, besonders aber Konkurrenz um die elterliche Aufmerksamkeit und Zeit. Da ich sowieso nicht schlafen kann, habe ich Zeit, mir Gedanken über meine Familie zu machen. Etwas, dass ich recht selten tue. Jedes von uns Kindern hatte seine ganz eigene Strategie Aufmerksamkeit zu bekommen. Bill, der als Ältester und Selbstständigster von uns Sieben, die Achtung unserer Eltern sicherte, konkurrierte am offensten mir Charly, der sich mit seiner korrekten, naturverbundenen und sportlichen Art eine ganz andere Nische besetzte. Trotzdem haben sich die beiden Ältesten oft von uns jüngeren abgegrenzt. Sie waren immer Verbündete und Gegner in einem. Wenn Bill stritt, stritt er mit Charly, uns kleinen begegnete er meistens mit einer gewissen herablassenden Großmütigkeit, als er noch zuhause wohnte. Er war im Allgemeinen ein bisschen harmoniesüchtig, sah uns aber auch einfach nicht als ernst zu nehmende Gegner. Percy war der Vernünftigste und wurde uns allen deshalb oft als Vorbild vorgehalten. Überhaupt brachte ihm seine pedantische Ader oft mehr Feinde als Freunde unter uns Geschwistern ein. Er strebte danach Charly und Bill schnell einzuholen, wollte mit ihnen auf einer Ebene stehen, doch der Altersabstand war wohl noch zu groß. Die beiden blieben meistens unter sich. Auf der anderen Seite sah er sich von den Zwillingen zur Seite gedrängt, die möglichst laut und ziemlich skrupellos nach Aufmerksamkeit verlangten. Als wir klein waren, hat er deshalb oft meine Nähe gesucht. So nervig sein herrisches Gehabe manchmal auch ist, er ist sehr verantwortungsbewusst, weshalb Mum mich ihm gerne anvertraute, während sie sich um Ginny, das Mädchen, ihre kleine Prinzessin, kümmerte. Wenn man meine Bemühungen bedenkt, möglichst älter als Ginny zu erscheinen, mag man nicht glauben, dass die kleine Ginny kein Jahr jünger ist als ich. Ich erinnere mich nicht an eine Zeit ohne sie und habe mich nie getraut mich in Konkurrenz zu ihr zu sehen. Sie war einfach die Tochter, nach der sich besonders mein Vater, aber auch meine Mutter, so sehr gesehnt hatte. Deswegen war es unter uns Brüdern ein ungeschriebenes Gesetz, dass Ginny nicht ernsthaft angegriffen werden durfte, dass sie geschützt werden musste und ihr das letzte Stück Schokolade zustand. Und doch war ich nie eifersüchtig auf sie. Ich liebe meine Schwester Ginny auf eine herzliche Art und ich bin mir bewusst, dass sie mich ziemlich in der Flosse hat. Wenn sie es verlangen würde, würde ich und wahrscheinlich auch die anderen Weasleybrüder, fast alles für sie tun. Wahrscheinlich war Ginny auch gar nicht so glücklich über ihre Position. Ich glaube, es wäre ihr vielleicht manchmal lieber gewesen, wenn wir sie weniger bemuttert und ihr dafür mehr zugetraut hätten. Auch die ewige Rolle als Vertraute unserer Mutter, von der vorausgesetzt wurde, dass sie sie verstand, war vielleicht nicht die richtige für Ginny. Ich kann mir vorstellen, dass ihre Schulter damals einfach zu klein war, um sie meiner Mutter zum Ausweinen zu leihen. Mum sah in ihr eine Freundin und wir Brüder schlossen Ginny oft aus, weil sie ein Mädchen war. Sie hatte es auch nicht einfach. Gegen halb fünf gebe ich auf. Wenn ich jetzt noch einschlafe, bin ich erstrecht müde. Ich stehe auf und ziehe mich an. Leise, um Harry nicht zu wecken. Dieser schnorchelt jedoch noch immer friedlich vor sich hin, als ich die Tür behutsam hinter mir schließe und die Treppe herunter tapse. Über die vierte Stufe von unten mache ich einen großen Schritt, wohlwissentlich, dass diese knarrt. Die Küche ist so still wie am Morgen zuvor um diese Zeit. Die Zauberuhr zeigt immer noch an, dass George verschollen ist und nur das leise Kratzen einer Feder auf Pergament bedeutet mir, dass ich nicht als einziger schon, beziehungsweise noch, wach bin. Danke an alle Kommentarschreiber und Wartenden! Tut mir leid, dass ich so lange auf das nächste Kapitel habe warten lassen, aber irgendwie hat es sich gewehrt. Ich hatte alles im Kopf, doch wenn ich es aufgeschrieben habe, war ich trotzdem zu unzufrieden, um es online zu stellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)