Verloren im Himmel von Miku (Für mein Göttchen) ================================================================================ Kapitel 1: Unerwartete Ankunft ------------------------------ Es ist wieder soweit – Neuankömmlinge über Neuankömmlinge und nur ein kleiner Teil wird ins Engelsreich eingelassen. Nur eine Hand voll Seelen ist rein genug, um für die Wiedergeburt verwendet werden zu können und jetzt gilt es, diese zu finden. Und nur einer darf diese Entscheidung treffen – Gott. Fabrian, einer der ranghöchsten Engel, kam zu ihm und sprach: „Herr, wir sind soweit. Wir haben bereits die meisten selektiert. Sie treffen jetzt die letzte Entscheidung. Folgen sie mir, bitte! Ich werde sie hinführen.“ „Danke, aber ich finde den Weg auch allein.“, sagte Gott und ging zur Großen Halle. Fabrian verneigte sich noch und ging seinem Herr schließlich hinterher. Gott betrat den Raum, in dem über 20 unschuldig aussehende Mädchen und Jungs saßen. Sie verneigten sich ehrfürchtig vor ihm, denn jeder wollte ihm gefallen und auf keinen Fall ihn verärgern, indem er schlecht auffällt. Gott schreitete zu seinem Thron, neben dem schon seine Frau und sein Sohn saßen und auf ihn warteten. „Die Zeremonie möge beginnen!“ ,sprach Fabrian, der beim Eingang stehen geblieben war und schon kam ein Neuling nach dem anderen, hintereinander in den Raum. Sie blieben vor dem Thron stehen. Gott entschied nun, ob sie ins Engelsreich eintreten durften oder nicht. Er legte jeweils seine rechte Hand auf den Kopf desjenigen, der vor ihm stand und konnte somit die Reinheit feststellen, die in jedem war, oder sein sollte. Gott: „Du darfst eintreten. Du auch. Du musst leider draußen bleiben.“ „Ah, lasst mich! Lasst mich zufrieden! Ihr sollt mich los lassen!“, halte es von draußen her. Alle schauten verwirrt zur Tür und Gott fragte laut: „ Was ist da draußen los?“ „Ich weiß es nicht, aber ich werde es sofort in Erfahrung bringen.“, antwortete Fabrian. „Ich werde mit dir kommen.“, sagte Gott und erhob sich. Seine Frau und sein Sohn folgten ihm. Gemeinsam gingen sie nach draußen. Gott ging voraus, dahinter seine Frau und sein Sohn und schließlich Fabrian. „Ich sagte: Ihr sollt mich los lassen!“ schrie eine Mädchenstimme wieder. Draußen angekommen, sahen sie einen riesen Haufen voller Engel, aus dessen Mitte diese Stimme wiederhalte. „Was ist hier los?“, sprach Gott mit erhobener und lauter Stimme. Auf einmal wurde es ruhiger und die Menge schaute zu ihm. Sie schwiegen und eröffneten einen Gang zur Mitte der Menge, wo immer noch diese Stimme schrie. Gott ging zu ihr. Was er sah, war ein junges Mädchen mit leuchtend blauen Augen. Ihr blondes Haar wurde an den Spitzen dunkel und ihre Haut glitzerte im Schein der Sonne. Sie wurde von mehreren, kräftigen Engeln, die sie versuchten zu beruhigen, festgehalten. Tränen liefen ihr über das Gesicht und auf ihrer Haut zeigten sich jede Menge blaue Flecke und andere kleine Wunden, aber sie wehrte sich weiter. Doch als Gott vor ihr stand, hielt sie mit einem Mal inne und schaute zu ihm hinauf. Sie blinzelte kurz zwei, drei mal und wusste nicht genau, was sie nun sah. Sie schaute sich um und betrachtete die anderen Engel, deren Köpfe alle zum Boden geneigt waren und die Augen geschlossen hatten. „Eben haben sie sich doch noch alle auf mich gestürzt und nun sind sie plötzlich ganz ruhig. Eigenartig!“ dachte sie sich. Ihr Blick blieb schließlich am Sohn Gottes hängen, der hinter seinem Vater hervorschaute. Sie neigte leicht den Kopf zur Seite und schaute den Jungen weiter an. Gott sprach: „Was suchst du hier?“ Das Mädchen schreckte kurz zusammen und wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie schaute zu ihm hinauf und blinzelte wieder. Gott wiederholte seine Frage: „ Was suchst du hier?“, und diesmal mit Nachdruck. Das junge Mädchen schreckte wieder zusammen, erschrocken von der mächtigen Stimme, doch diesmal antwortete sie: „ Ich ... ich weiß es nicht.“ Gott runzelte die Stirn. „ Und wie bist du hierher gekommen?“ „Das weiß ich nicht.“ Gott war leicht erzürnt. „Du weiß nicht einmal wie du hierher gekommen bist, weißt du denn wenigstens deinen Namen?“ „Ja den weiß ich. Mein Name ist Miku.“ Fabrian, der hinter der Familie stand und das Geschehen mit an sah, schaute in seine Liste. „Auf der Liste der Neuankömmlinge steht der Name nicht. Sie ist definitiv keine davon. „Kann es denn nicht sein, dass ihr vergessen habt ihren Namen auf die Liste zu setzten?“, fragte der Sohn, der sich zu Fabrian umgedreht hatte. Seine Mutter antwortete ihm mit ruhiger Stimme: „Nein, das kann nicht sein. Die Liste wird ja nicht von Hand geschrieben, sondern durch Magie. Immer, wenn jemand stirbt erscheint sein Name automatisch auf der Liste, verstehst du?“ Der Sohn nickte und meinte: „Aber dann müsste sie doch drauf stehen, sonst wäre sie ja nicht tot.“ Bei diesem letzten Wort weiteten sich die Augen des Mädchens und wurden starr. „Was ich soll tot sein? Das kann nicht sein, nein.“ An diesen Gedanken hielt sie sich fest und hörte kaum noch, was die Leute um sie herum sagten. Doch die anderen bemerkten ihre Erschrockenheit nicht und redeten in aller Ruhe weiter. „Aber Nichttote haben keinen Zutritt zu diesem Reich.“, antwortete Gott auf die Vermutung seines Sohnes. „Aber wie ist sie dann hierher gekommen?“ „Dies kann ich dir auch nicht beantworten, mein Sohn.“ Diese Antwort verwunderte den Sohn sehr. Er hatte noch nie erlebt, dass sein Vater keine Antwort auf eine Frage wusste. Seine Verwunderung merkte der Vater und sagte: „Aber ich werde es noch herausfinden. Solange bleibt sie erst mal hier in diesem Palast. Fabrian? Du kümmerst dich um sie!“ „Nein!“, rief der Sohn. Bei diesem „Nein“ wurde das junge Mädchen von ihrem schrecklichen Gedanken los gerissen und hörte ihm genauer zu. „Ich möchte das tun, bitte! Darf ich! Bitte, Vater!“ „Nahgut, wenn du möchtest. Sorg dafür, dass sie sich wohl fühlt.“ „Ja, mach ich, Vater.“ Gott wandte sich den Engeln zu, die immer noch um sie herum standen. „Und ihr geht wieder auf eure Posten!“ Er ging wieder zurück zur Großen Halle und seine Frau und Fabrian folgten ihm. Der Sohn blieb bei dem Mädchen. Sie schaute ihn verwirrt und ängstlich an. Er beugte sich zu ihr hinunter und reichte ihr die Hand. „Komm! Ich bringe dich auf dein Zimmer.“ Sie zögerte, denn sie wusste nicht, ob sie ihm vertrauen kann. „Du brauchst keine Angst haben, Miku.“ „Du hast dir meinen Namen gemerkt?“ „Ja klar, ist ja auch ein schöner Name.“, sagte er und lächelte sie an. Miku wurde leicht rot. Sie zögerte noch einen Augenblick, doch dann nahm sie schließlich seine Hand und ließ sich aufhelfen. „Aua“ sagte sie leise und verzog das Gesicht. „Mir tut alles weh.“ „Verständlich. Dein Körper ist mit lauter Wunden übersäht, aber es scheint nichts Ernstes zu sein. Du kannst dich gleich ausruhen. Komm!“ Er hielt weiterhin ihre Hand fest und wollte sie zu ihrem Zimmer bringen. Als sie an den Treppen ankamen, blieb sie stehen und zog ihn zurück. „Was ist denn?“, fragte er mit sanfter Stimme. Miku sah sich die Treppen mit ihren vielen Stufen an, die nicht zu enden schienen. „Muss ich da wirklich rauf. Ich hab doch gesagt, dass mir alles weh tut.“ Er lächelte leicht. „Keine Sorge! Ich helfe dir.“ In diesem Moment, sprang er rückwärts auf die Treppe. Doch statt auf einer der Stufen zu landen, schwebte er über sie hinweg und zog sie mit sich. „Hilfe! Wir fliegen!“ „Schweben, um genau zu sein. Du brauchst aber keine Angst zu haben. Es wird nichts passieren.“ Oben angekommen, landeten sie sanft am Ende der Treppen. Dort löste sie sich kurz von seiner Hand und sackte auf die Knie. „Ist alles ok mit dir?“, fragte er. „Ja, geht schon. Bin nur etwas... „ sie suchte nach dem richtigen Wort „Verwirrt?“ „Nein eher verunsichert.“ Er lächelte wieder leicht. „Dein Zimmer ist gleich da vorne. Es ist nicht mehr weit.“ Sie nahm wieder seine Hand und stand auf. Sie ließ sich weiter führen. „So, da wären wir. Tritt bitte ein!“ Wieder zögerte sie einen Moment, doch dann trat sie ins Zimmer ein und löste sich von seiner Hand. Sie schaute sich um. Es war ein kleines Zimmer. Geradezu war ein Fenster, genau in der Mitte. Links davon stand ein Bett, das mit dem Fußende noch unter dem Fenster war. Neben dem Bett war am Kopfende noch ein kleiner Nachtschrank mit drei Schubladen und neben diesem war ein einfacher Tisch mit einem einfachen, aber gepolsterten Stuhl. Eine Kerze hatte noch jemand auf den Tisch gestellt, ansonsten war er vollkommen aufgeräumt. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein großer Kleiderschrank und daneben noch ein Stuhl in der Ecke. Dieser sah genauso aus, wie der andere. An den Wänden hangen Leuchter mit jeweils zwei Kerzen. „Hier wirst du vorerst wohnen, bis mein Vater mehr weiß.“ „Dein Vater scheint nett zu sein.“, sagte sie darauf. Er lächelte mal wieder. „Ja, an sich schon, aber er kann auch sehr streng sein. Das muss er auch sein. Er hat ja auch das Sagen hier.“ „Aha.“ Miku wollte nicht mehr weiter fragen. Sie war erschöpft und müde. Sie setzte sich aufs Bett. Es war ganz weich, richtig gemütlich. Draußen ging die langsam Sonne unter und die Abenddämmerung kam. Es wurde immer dunkler im Zimmer. „ Wenn du das Licht anmachen willst, musst du einfach zweimal in die Hände klatschen, dann gehen die Kerzen an. Die Kerze auf dem Tisch musst du allerdings anpusten.“ „Anpusten? Du meinst auspusten.“ „Nein anpusten. Versuch es doch einmal und sieh selbst!“ Sie stand langsam auf und ging zum Tisch, beugte sich runter zur Kerze und pustete sie sachte an. Und wirklich am Docht entflammte eine kleine Flamme, die die ganze Fläche des Tisches beleuchtete. „Sie ist hell.“ „Ja, du musst ja auch was sehen können. Wenn du sie wieder ausmachen willst, musst du einfach noch mal pusten.“ „Also, doch auspusten!“ Er grinste. „Ja, du hast Recht.“ Diesmal lächelte sie auch kurz. Sie nahm die Kerze vom Tisch und ging wieder zum Bett zurück, stellte sie auf den kleinen Nachtschrank und setzte sich wieder hin. „Wieso stellst du die Kerze um?“ „Damit ich noch ein bisschen Licht hab´, bevor ich einschlafe.“ „Kannst doch klatschen.“ „Das wäre mir zu hell. Gehst du jetzt, bitte? Ich bin müde und möchte mich ausruhen.“ „Na klar. Wir sehen uns dann morgen früh. Gute Nacht und schlaf gut!“ „Danke! Du auch!“ Er drehte sich um und ging aus dem Zimmer, schloss langsam die Tür. Vorher drehte er sich noch mal um und lächelte. Miku legte sich aufs Bett und schloss die Augen. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch es gelang ihr nicht. Der einzige Gedanke, der immer wieder deutlich wurde, war der, dass sie tot sein sollte. Sie wollte dies einfach nicht glauben. Miku legte ihre Hand auf ihre Brust. Ihr Herz schlug noch, also muss sie noch leben. Ihr Herz schlug noch nie so schnell, wie es heute schon so oft getan hat. Sie konnte unmöglich tot sein. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie schlief ein. Die Kerze brannte weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)