Begegnung von Otogi ================================================================================ Kapitel 2: Zu Hause ------------------- Georgie konnte es kaum glauben. Sie konnte ihren Augen nicht trauen. Dort vorne stand der Mann, den sie schon seit 2 Jahren zu vergessen versuchte. In der Zeit, die vergangen war, verblasste der Gedanke an Lowell immer mehr. Sie musste weniger an ihn denken und auch der Schmerz der Trennung linderte allmählich mit sehr kleinen Schritten. Doch in diesem Augenblick entfachte sich die bis vor kurzem noch verbliebene Glut in ihrem Herzen zu einem wieder wild lodernden Feuer. Ihr Herz pochte rasend schnell. Aber sie freute sich natürlich auch riesig, dass ihr Vater und Abel wieder da waren. Doch sie war so verwirrt, dass sie nicht wusste, was sie nun tun sollte. Sie stand an einem Fleck ohne sich zu bewegen und brachte kein Wort heraus. Ihr Blick konnte dem wunderschönen Gesicht, welches zum Teil von goldblonden Haaren verdeckt wurde, einfach nicht ausweichen. Auch Arthur hatte nicht damit gerechnet. Er wunderte sich sehr darüber, wie es möglich war, dass Lowell hierher kam. Vor allem war es ihm ein Rätsel, das Abel es anscheinend nichts ausmachte. Dabei hatte er von Anfang an kein gutes Verhältnis zu Lowell gehabt. Es müsste ihn doch rasend machen, dass er nun hierher nach Australien kam. Vielleicht kam Lowell auch mit einer anderen Absicht hierher. Aber mit welcher? Was könnte es denn für einen Grund geben, wenn es sich nicht um Georgie handeln sollte. Arthur stand ebenfalls schweigsam an einer Stelle und hatte sich tief in seinen Gedanken vergraben. Onkel Kevin entgegnete Earl Gerald, Abel und Lowell Schritte und begrüßte die drei ganz herzlich. Nun kamen auch Georgie und Arthur langsam aus ihrer Erstarrung hervorgelöst. Georgie umarmte ihren Vater sehr stark und lange. Es stiegen ihr einige Tränen ins Auge. Auch Earl Gerald war überglücklich seine Tocher nach langer Zeit im Arm zu halten, so dass auch seine Augen glänzten. Arthur ging zu Abel und drückte ihm ganz fest die Hand, um ihm zu zeigen, dass er ein richtiger Mann geworden war. Auch Abels Händedruck war nicht lasch. Beide Brüder lächelten sich entgegen. Ohne einen Wortwechsel wussten die Beiden ganz genau, was für Gedanken in dem Anderen vorgingen. Lowell stand neben der Familie und beobachtete das freudige Wiedersehen geduldig und mit einem lächeln. Auch er konnte seinen Blick von Georgie nicht abwenden. Was für eine hübsche, junge Frau aus ihr geworden war. Sie wirkte viel reifer. Das blonde Haar ist ihr in den Jahren bis zu den Hüften gewachsen und blendete in seinen Augen vor Schönheit. Ihre Augen und ihr ganzer Körper strahlten und weckten seine Erinnerungen an sie von damals. Doch sie war noch strahlender und noch eleganter geworden. Sie hier leibhaftig in voller Pracht zu sehen ließ auch sein Herz unkontrolliert pochen. Nun widmete sich Georgie nach einer herzlichen Begrüßung Abels Lowell zu. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sie ihn begrüßen sollte. Im inneren würde sie ihm am liebsten um den Hals fallen und ihn einem zärtlichen, langen Kuss geben und ihn nie wieder loslassen, solch eine Sehnsucht hatte sie nach ihm. Doch auf der anderen Seite hatte sie eine gewisse Wut auf ihn, wieso er überhaupt gekommen ist. Er ist doch mit Elise verheiratet. Warum ist er hier? Was tut er denn hier? Diese Gedanken kreisten ihr im Kopf herum, während sie ihm nur die Hand schüttelte. Es war komisch. Lowells Berührung, nur so minimal brannte in Geogies Hand. Ihr ganzer Körper fühlte sich so leicht an. Sie fühlte überhaupt nichts, sie hörte nichts, sie sah nichts. Sie spürte nur Lowells warme Hand in der ihren. Beide sagten kein Wort. Auch Arthur und Onkel Kevin begrüßten Lowell mit einem festen Händedruck. "Hallo Lowell. Willkommen in Australien." mehr brachte Arthur nicht heraus. "Danke, ich hoffe, dass ich euch nicht mit meinem Besuch überfalle. Und das es euch nichts ausmacht, dass ich mitgekommen bin." entgegnete Lowell sehr freundlich, während er Georgie anschaute, die sich mit leicht roten Wangen zur Seite drehte, damit er nicht mehr ihr Gesicht sehen konnte. "Nein, es macht nichts. Du kannst gerne bei uns zu Gast bleiben. In dem Gästezimmer stehen zwei Betten. Das andere kannst du benutzen, wenn es dir nichts ausmacht." bot Arthur an. Lowell nickte und bedankte sich nocheinmal. Gemeinsam gingen sie zur Kutsche, die schon auf den Besuch wartete und fuhren zurück zur Farm. Es begann allmählich zu dämmern, der junge Abend brachte herein. "Du bist ja eine richtige Dame geworden, Georgie. Und dein Kleid sieht wirklich wunderschön aus" sagte Abel. "Vielen Dank, Abel." mehr sagte Georgie nicht und setzte ein künstliches Lächeln auf. Sie versuchte ihre wahren Gedanken zu verbergen. Es wunderte sie, dass Abel so normal war. Wieso machte es ihm nichts aus, das Lowell da war. Er verhielt sich, als wäre in der vergangenen Zeit nichts geschehen. Und seine Gefühle zu ihr? Was ist nur los. Damals, als sie zurückgekehrt waren, ist Abel sofort wieder zur See gefahren. Er hatte ihr nichts mehr von seinen Gefühlen gezeigt. Er hatte nicht mehr mit ihr gesprochen über dies, was in London geschehen ist. Und über seine Gefühle zu ihr. Nun ist er zurückgekommen und verhält sich wieder normal. Und Lowell ist auch da. Er ist zusammen mit Abel nach Australien gekommen und ihm machte dies nichts aus. Aber wieso gerade Abel? Hatte er eingesehen, dass seine Liebe einseitig ist. Denn Georgie konnte ihn einfach nicht lieben. Sie hatte ihn immer nur als Bruder gesehen und auch als Bruder geliebt. Das wusste sie. Oder unterdrückt er seine Gefühle so stark. Aber so kannte sie ihren Bruder nicht. So zurückhaltend und verständnisvoll. Georgie wurde immer verwirrter und verwirrter. Es lag ein kurzes Schweigen auf der Fahrt zur Farm, bis Earl Gerald es brach: "Georgie, mein Kind. Nun erzähl doch einmal, was du getan hast in den Jahren. Aus dir ist bestimmt eine gute Hausfrau geworden. Abel hat mir so viel von deinen Kochkünsten erzählt. Ich bin ganz neugierig darauf." Nun lockerte sich Georgie einwenig und lächelte. "Oh, ob ich eine so gute Hausfrau bin, das weis ich nicht. Und wenn ich nicht koche, wer würde es denn dann tun?" sie sah zu Arthur herüber. Alle lachten. "Ich koche doch nur nicht, weil es noch lange nicht so gut schmeckt wie dein Essen Georgie. An meinen Gerichten würden man vielleicht noch ein Magengeschwür bekommen.." versuchte sich Arthur herauszureden. "So" meinte Georgie, "du hast aber noch nie etwas gekocht. Du hättest mich auch bitten können, dir etwas beizubringen, damit es genießbar wird. Dann müsstest du auch keine Angst haben, dass es dir nicht gelingt." Darauf wusste Arthur keine Antwort. Sie hatte Recht und er konnte sich nicht mehr herausreden. Die anderen lachten ihn aus. Doch damit es Arthur nicht zu peinlich wurde, fügte Georgie noch hinzu: "Naja, aber dafür erledigst du die schwere Arbeit, reparierst die Zäune und mähst das Gras. Das ist nämlich viel zu scher für eine feine Dame wie mich." Abel lachte: "Achso, du bist nicht nur eine Dame, sondern auch noch eine feine Dame. Na, dann wollen wir doch mal hoffen, dass uns die feine Dame heute ein schönes Essen gezaubert hat." "Natürlich, Herr Seemann. Für sie doch immer." Die Stimmung auf der Kutsche war nun etwas fröhlicher. Zu Hause bei der Budman-Farm angekommen stiegen Earl Gerald, Abel, Georgie und Lowell von der Kutsche herunter. Als Arthur gerade herunterklettern wollte, bat in Onkel Kevin: "Arthur, bist du bitte so nett und bringst mich nach Hause?" "Wie?" meinte Arthur. Georgie drehte sich zu ihm: "Möchtest du nicht noch etwas zu uns hereinkommen, Onkel Kevin. Keine Sorge, das Essen reicht für alle." "Dein Angebot ist nett, Georgie. Aber ich bin einwenig müde und möchte mich ausruhen. Das nächste Mal komme ich gerne darauf zurück. Tust du mir den Gefallen, Arthur?" "Aber natürlich, Onkel Kevin." bestätigte ihm Arthur. "Machs gut, Onkel Kevin und vielen Dank", riefen ihm Georgie und Abel zu. Georgie lief zur Tür und öffnete sie: "Kommt nur herein und setzt euch, ihr müsst bestimmt müde sein." Der Besuch betrat das Haus und setzte sich an den Tisch, während Georgie das Essen servierte. "Das ist ja ein schönes Haus, Georgie." Earl Gerald sah sich erstaunt um. "Hier bist du also aufgewachsen? Diese Gegend ist so friedlich." "Ja" bestätigte ihm Abel. "Und das Haus ist in einem hervorragendem Zustand. Ich habe schon befürchtet, ich müsste hier einiges erneuern. Aber du und Arthur bekommt das ja großartig hin." Nachdem sie gegessen haben, zeigte Georgie ihrem Vater das Haus und das Gästezimmer. "Hier, Vater. Ich habe für dich einen Schlafanzug genäht. Ich hoffe er passt dir." sagte Georgie und hielt ihm einen hellen, mit einem leicht grünen Akzent, Pyjama vor. "Vielen Dank, Georgie. Das ist lieb von dir. Ich bin so stolz, dass ich eine so wunderbare Tochter wie dich habe. Nun möchte ich mich gerne hinlegen. Die Reise war anstrengend. Morgen können wir uns lange unterhalten. Aber dein Essen war wirklich wunderbar. Abel hat nicht übertrieben." Georgie fühle sich geschmeichelt. "Vielen Dank, Vater. Ich werde Lowell bescheid sagen, dass er auch gleich kommt." Doch bevor Georgie das Zimmer verlassen konnte, sagte Earl Gerald, dass ihr Herz zu einem heftigen Schlag verleitete: "Vielleicht solltest du dich mit Lowell etwas unterhalten. Er kann ruhig später kommen, das stört mich nicht." Sie stockte. "Gute Nacht, Vater." diese Worte klangen ausdruckslos. Sie starrte ihn merkwürdig an, doch er lächelte und ahnte, was in ihrem Kopf vorging. Dann ging sie aus dem Zimmer und setzte sich wieder an den Esstisch. Inzwischen war Arthur wieder nach Hause gekommen und aß das leckere Essen von Georgie. Sie saß da und blickte abwechselnd zu Lowell und Abel, die, wie ihr aufgefallen war, seit dem sie hier waren, kein Wort miteinander gewechselt hatten. Als Arthur fertig mit dem Essen war, sah er Abel an und sagte zu ihm: "So, ich werde dann schlafen gehen. Kommst du auch, Abel? Dein Bett ist frisch bezogen. Du wirst dich gleich wieder zu Hause fühlen." In den Augen von Arthur entdeckte Abel, das dies keine Frage, sondern eher eine Aufforderung war, Georgie und Lowell alleine zu lassen. Auch sie erkannten die Absicht in Arthurs Worten. Abel wünschte ihnen eine gute Nacht und verschwand mit Arthur in ihrem Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)