Menschen, die auf Gras wandeln I+II+III von masamume ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11 Sie waren überwältigt. Schon aus der Ferne erblickten sie von der Spitze einer Düne aus, den riesigen Wüstentempel, der ganz aus tiefrotem Stein gebaut war. Drei hohe Kuppeltürme ragten in den Himmel und darauf war je ein Zeichen in Gold eingesetzt. Ganz rechts das Zeichen des Re, des Sonnengottes, welcher von oben auf sie herabblickte. Ganz links das Zeichen des Seth, um für den Wüstentempel seinen Segen zu erbitten. Und in der Mitte das Zeichen des Pharaos, des irdischen Gottesvertreters und Oberhaupt der Religion. Diese riesigen Türme schienen überirdisch, so kalt und abweisend und doch so stark und schützend. So hoch als wollten sie in den Himmel wachsen und doch so tief im irdischen Sand verankert, dass sie wohl selbst der größte Sturm nicht stürzen und der größte Feind nicht einnehmen konnte. Die Türme der Götter im Himmel und des Königs auf Erden. Unter den goldbesetzten Giganten war wie fest mit dem heißen Sand verwachsen der Hauptbau des Tempels. Über mehrere Hektar erstreckte sich der gigantische Korpus und sah für jeden Feind unerstürmbar aus. So respekteinflößend, man kam sich vor so einem Bau unendlich klein und schwach vor und die Götter waren so groß und mächtig, wie die goldenen Turmzeichen es aus der Höhe stumm hinabschrieen. Doch wirklich hineinsehen konnte man nicht, da alles von einer meterhohen Mauer umgeben war. Es schien als gäbe es nur dieses eine Tor, durch welches man hinein und hinaus gelangen konnte und diese feste Mauer war aus demselben roten Material wie der Hauptbau. Wie aus einem einzigen Guss. Je näher sie ritten, desto mehr wurden sie von der Aura dieses Meisterwerks der Architektur ergriffen. Immer größer, immer monströser wurde die Mauer und es machte einen schwindelig, wollte man von so weit unten bis hinauf an die Spitzen der Türme blicken. Über ihnen neigte sich die Sonne zur Nacht herab, der Mond zeigte sein volles Strahlen und die Sterne schickten ihr millionenfaches Licht hinab, sobald die bunte Zeichnung am Himmel sie freigab. Und all dies tauchte den riesigen Tempel in eine blutende Farbe, welche sich mit dem hellen Schein des Sandes und dem bunten bis dunklen Abendhimmel vereinigte. In diesem Bau musste eine ganz eigene Welt verborgen sein. Dieser Tempel genoss den besten Ruf. Von hier kamen die größten aller Priester und die Urteile, welche darin gefällt wurden, bestimmten auch das Leben im Palast. Der jetzige Pharao war bisher nur ein einziges Mal hier gewesen, als sein Vater ihn mitnahm. Damals, als der vor seinem Sohn noch selbst Pharao war. Er wollte seinem Erben dieses wichtige und religionsbestimmende Monument zeigen. Jetzt, wo er hier stand, erinnerte er sich kaum daran, was er damals gefühlt hatte. Schon damals war er von der Größe überwältigt gewesen und die Aura dieses heiligen Bodens nahm ihn gefangen. Aber mehr als ein Gefühl der Ehrfurcht konnte er aus der Vergangenheit kaum hervorrufen ... und es war jetzt nicht anders, als dass man ehrfürchtig wurde vor diesem Monster von Tempel. Und jetzt, wo er heute hier vor dem dicken Steintor stand, welches mit warnenden und gleichzeitig gütigen Symbolen beschlagen war, konnte er nur noch an eine einzige Sache denken. >Darin lebt mein Seth.< Sein Herz klopfte in seinen Ohren so laut, wie Penu mit dem Eisenring an den verzierten Metallbeschlag hämmerte und ankündigte, dass hier um Einlass gebeten wurde. Es dauerte nicht lange und oben an den Zinnen der schützenden Mauer erschienen zwei glutrot gekleidete Männer mit langen Stäben in den Händen. Ihr langen Kutten wehten leicht im Wind und vereinten sich mit der Farbe des tiefrotem Steines, als wären sie ein Teil dieses Gottesbaus. „Wer seid Ihr und was wünscht Ihr?“ rief einer der beiden Gestalten herunter. Nicht böse, aber doch sehr bestimmend, einschüchternd. Fatil ritt ein paar Schritte vor, blickte fest zu den beiden hinauf und erhob dann seine starke Stimme. „Der Pharao und seine drei Mannen. Im Namen des Pharao, öffnet uns die Tore!“ „Wir öffnen dem Pharao die Tore mit Freuden, wenn er es wirklich ist! Unser Hohepriester wird Euch empfangen!“ rief der Wachmann von oben herab und Atemu erinnerte sich daran, was sein Vater ihn gelehrt hatte. Nicht jeder kam einfach in diesem Tempel herein und um nicht einem Betrug aufzuliegen, gab es nur für den Pharao eine geheime Losung, mit welcher er in einen der sieben Haupttempel des Reiches Einlass bekam. Jeder Tempel hatte seine eigene Losung und der Pharao musste sie alle kennen. Die Worte waren nirgends niedergeschrieben und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Nur der König, sein Thronfolger und die sieben Hohepriester in den Tempeln kannten die geheimen Worte. Dieses System hatte sich über Jahrhunderte bewährt und noch niemals war ein Betrüger, welcher sich für den Pharao ausgab, in einen der Haupttempel gelangt. Die vier warteten einen Moment und stiegen schon mal von ihren Pferden ab. Der König gab seine Zügel an Faari und Penu hielt Fatils Pferd fest, damit die beiden die Hände frei hatten. Sie lösten ihre Sandschutztücher und steckten sie in ihre Gürtel. Atemu glaubte, sein Herz würde jeden Moment zespringen. Dort drin! Dort war sein Seth! Er war ihm so nahe. Es war als könne er ihn schon spüren, als könne er seine Stimme hören, seinen Duft einfangen. Auch damals war es dämmrig gewesen, als sie sich zum ersten Mal erblickten. Auch damals hatte der Pharao eine lange Reise hinter sich. Seth ... sein Seth. Nah ... so nah. Er konnte sein rasendes Herz gar nicht wirklich beruhigen, da tauchte an der Mauer oben neben den zwei Wachen ein anderer Mann auf. Ganz in schlichtes Weiß gekleidet, sah er einen Moment aus wie ein Geist im Abendhimmel. Nur beim intensiveren Hinsehen erkannte man sein langes, weißes Haar und die Ärmel, welche ihm bis über die Hände reichten. „Ihr erbittet Einlass?“ rief er herunter und seine Stimme hatte einen ganz anderen Klang. Heller und weicher, aber deswegen nicht minder stark. Er war sicher ein mächtiger und weiser Mann. Ein alter, aber vom Leben gelehrter Herrscher und ein ergebener Diener seiner Götter. „Ich, der Pharao Atemu, begehre Einlass in mein Haus!“ rief er zurück und blickte zu dieser geisterhaften Gestalt herauf. „Wer ist der Pharao?“ wollte die helle, starke Stimme von ihm wissen. „Ich, bin der Pharao“ antwortete er mit herrschender Stimme. „Ich bin das Licht des Reiches, der Sohn der Götter, der König der Ägypter und das Oberhaupt aller Heiligkeit. Ich bin der Herrscher über Erde und Flüsse, mir allein gehören Ernte und Tiere. Ich, der Pharao, bin hier.“ „Seid willkommen, Pharao!“ Er drehte sich um und den Wachen gewandt, befahl er: „Öffnet unserem Herrscher die Tore!“ Mit einem knackenden Ton bewegten sich die schweren Steintore nach außen und schoben den Sand vor sich auf. Sie wurden anscheinend nicht häufig bewegt. Sicher nicht nur, weil sie so schwer waren, sondern auch, weil hier kaum jemand Einlass oder Ausgang begehrte. Warum auch? Wer darin lebte, hatte dort sein Zuhause und wollte nicht heraus. Und wer dort nicht hineingehörte, der blieb draußen. Das hier war eine geschlossene Gesellschaft. Sie warteten nur einen kurzen Moment als der weiß gekleidete Mann auf leisen Füßen zu ihnen heraustrat und sich vor dem Pharao flach in den Sand legte, seine Stirn direkt vor die Füße seines Herrschers neigte. „Mein Pharao, seid willkommen in Eurem Hause“ erbrachte er seinen Gruß auf den tiefsten Punkt gewand. „Ich danke dir. Bitte, steh auf, Hohepriester“ antwortete er und somit durfte sich der hohe Mann wieder auf die Beine erheben. Demonstrativ klopfte er sich nicht den Staub vom weißen Gewand, denn es zierte sich nicht, sich vor den Augen des Pharaos zu reinigen. Er stand vor ihm wie er war, als würde er vor einem Gott stehen. „Mein Pharao, seid willkommen“ erbrachte er mit hellbraun strahlenden Augen. „Bitte, kommt herein und ruht Euch ein wenig aus von dem weiten Weg, welchen Ihr sicher gekommen seid“ bat er und wies in den Tempel herein. „Danke.“ Der Pharao folgte ihm dicht an seiner Seite durch das hohe Tor, Fatil zu seiner Rechten und seine Krieger mit den Pferden dicht hinter ihm. Er drehte sich nicht um, aber er hörte, wie die Tore sich schlossen und die sich zur Ruhe legende Wüste wieder aussperrten. Der dunkler werdende, bunte Himmel jedoch, blieb ihnen erhalten und schaute auf sie herab, als würde er das pochende Herz des Pharaos noch einen Augenblick begleiten wollen. Und wie erwartet, fand sich hierin eine ganz andere Welt. Der Boden war fest mit dicht getretenem Sand, welcher oben auf ein wenig staubig war, wie harte, getrocknete Muttererde. An allen Ecken standen hohe Tafeln mit Segenssprüchen für das Ende einer guten Reise und wenn man sie rückwärts las, ergab sich daraus ein Segenswunsch für eine gute Abreise. Da waren Wortkünstler am Werke. Aber Künstler, so machte es den Anschein, gab es hier sicher viele. Der rote Hauptbau erstreckte sich erst, nachdem man einen großen Platz überquert hatte, an den Rändern standen Bänke oder Tische mit Hockern. Die Wände waren mit Verzierungen bemeißelt und alles war so symmetrisch - perfekte, monströse, ägyptische Baukunst, welche die nächsten Jahrtausende überdauern könnte. Besonders die hohen Säulen, welche das schwere Dach des Kerngebäudes trugen, waren so monumentös, dass man Ehrfurcht bekam, vor denen, die etwas so großes schaffen konnten. „Euere Heimkehr ist uns eine Ehre“ lächelte der Hohepriester ihn freundlich an. Wie alle Priester sprach er nicht davon, dass der Pharao einen Tempel besuchte, sondern davon, dass er heimkehrte - der König war in jedem Tempel Zuhause, denn sie gehörten ihm alle. Selbst wenn er niemals da gewesen wäre, wäre es immer eine Heimkehr. „Ich bin der Hohepriester Chaba Djedef Re und erfreut zu sehen, dass der Seth Euch augenscheinlich kein Leid getan hat.“ „WER?! SETH?!“ „Ähm ... ja? Unser launischer Wüstengott. Euer liebster Gott, wie man sich erzählt.“ >Ups.< Da hatte er gerade einen Moment nicht wirklich zugehört. Er hörte nur Seth und schon wollte sein Herz aus der Brust springen. Er schaute sich schon die ganze Zeit nervös um, ob er ihn erblickte, aber zu so später Stunde, waren hier keine Leute mehr unterwegs. „Natürlich. Nein, der hat mir nichts getan“ lächelte er und versuchte einfach, dass er sich endlich zur Ruhe zwang. Er würde sich noch zum Affen machen, wenn er nicht endlich sein aufgeregt polterndes Herz zum Schweigen brachte. „Chaba Djedef Re“ wiederholte er ruhiger. „Das ist ein sehr schöner Name. Die Seele erscheint beständig wie der Re, ja? Bist du ein Repriester?“ „Ja, daher der Name“ nickte er dankend. „Früher hieß ich Chaba, aber ich habe mir meinen Weihnamen dem Re zu Ehren einbrennen lassen. Meine Mutter betete immer zum Re und es hat sie damals sehr glücklich gemacht, dass ich mich für unseren Sonnengott entschieden habe.“ „Du hast einen Bruder in Tewpap, ist das richtig?“ meinte er sich zu erinnern. „Ja, das stimmt. Sein Name ist Chufu und er ist der Hohepriester im dortigen Niltempel. Er hat sich aber keinen Gott ausgesucht, weil Chufu ihm als Name reichte.“ „Chnum beschützt dich“ lächelte der Pharao. „Ja, das ist doch an sich schon ein gesegneter Name. Deine Eltern waren wohl sehr gottestreu, wenn ihr es beide bis zum Hohepriester geschafft habt.“ „Ja, wir sind beide stolz darauf. Sagt bitte, mein Pharao, darf ich Euch danach fragen, wie lange Ihr zu bleiben gedenkt?“ „Ich weiß es noch nicht“ antwortete er schlicht. „Wir haben einen langen Weg hinter uns, denn wir kommen direkt aus Tschad. Unsere Pferde sind erschöpft und wir sind es auch. Wir bitten um Herberge bis wir wieder bei Kräften sind.“ „Natürlich, gerne“ nickte er. „Dann bleibt Ihr wohl zum morgigen Fest?“ „Morgen ist der Tag des Imhotep, oder?“ Gaaaaaaanz ahnungslos tun. Er musste ja nicht sofort preisgeben, dass er bereits darüber informiert war, was morgen hier geschehen würde. „Ja, wir wollen diesen Ehrentag mit einem kleinen Fest begehen. Außerdem haben wir für morgen eine Priesterweihe angesetzt. Ein aufstrebender, junger Mann von großer Intelligenz und, wie die Frauen finden, von großer Schönheit. Ersteres kann ich versichern, bei zweiterem habe ich nie so genau hingeschaut“ sagte er und lachte ihn herzlich an. „Aber ich freue mich auf seine Weihe.“ „Ja? Was ist er denn so ... für ein Mann?“ fragte er ebenfalls ganz ohne preisgegebene Hintergedanken. Er sprach gerne über Seth und hörte, was das Oberhaupt dieses Tempels über ihn zu sagen hatte. „Oh, er ist beeindruckend“ erzählte er, während sie vor dem großen Eingangsbereich des Hauptbaus stehen blieben und von innen schon würzige Düfte drangen, welche durch das Räucherwerk in der großen Halle heraus kamen. „Er ist jetzt etwas über sieben Jahre hier bei uns. Vielleicht erinnert Ihr Euch an ihn? Ihr habt seine Empfehlung unterschrieben und seine Ausbildung hier wird vom Palast bezahlt.“ „Ja, kann sein, dass ich so was mal unterschrieben habe. Weißt du, ich unterschreibe viel den ganzen Tag lang. Vor allem, wenn es um den geistlichen Nachwuchs geht, sind viele Männer im Palast dabei sehr engagiert.“ „Mit seinem Talent und seiner Strebsamkeit, hätte sicher jeder eine Empfehlung unterschrieben. Würde seine Ausbildung nicht bezahlt werden, so hätte ich ihm mit Freuden eine kostenlose Ausbildung gegeben, denn er ist ein wahrer Gewinn für unsere Kirche. Stellt Euch vor, schon nach sieben Jahren sind alle Priester mit seiner Weihung einverstanden. Selbst ich musste 15 Lehrjahre über mich ergehen lassen, bis ich einfacher Priester wurde. Aber er ist wirklich etwas besonderes. Er lernt überaus schnell und wie gesagt, ist er außerordentlich intelligent. Er lernt nicht nur auswendig, sondern weiß sein Wissen auch praktisch einzusetzen. Ein Mann, der aus der Menge hervorsticht. Seth heißt er übrigens“ setzte er mal zwischendrin hinzu. Atemu spürte zwar Fatils beobachtenden Blick auf der anderen Seite, aber er nickte nur, als würde dieser Name etwas neues für ihn sein. Der Hohepriester konnte ja auch nicht wissen, dass er ihm diesen Namen selbst gegeben hatte. „Als Seth damals herkam, sah er wirklich nicht gut aus“ erzählte er ruhig weiter. „Er hatte frisch verheilte Wunden und ansonsten einen ungewöhnlich gesunden Körper, aber seine Augen waren so leer. Mein König, noch niemals in meinem Leben habe ich so leere Augen gesehen. So leer wie toter Himmel, sagte man häufig über ihn hinter vorgehaltener Hand. Er sprach kaum ein Wort, weder mit dem Munde, noch mit seinem Körper. Niemand wusste wirklich, woher er kam und er sprach niemals darüber, was er erlebte, bevor er durch unser Tor trat. Wir haben uns gewundert, warum er vom Palast eine Empfehlung in einen Haupttempel erhalten hat, aber als wir ihm das erste Mal eine Schriftrolle zu lesen gaben, hatte er sie innerhalb nur einer Stunde komplett auswendig gelernt. Ungewöhnlich, wir haben uns gewundert, woher er so gut lesen kann, aber wir haben ihn niemals danach zu fragen gewagt, denn in seiner Empfehlung stand, man möge nicht in ihn dringen. Von da an schien es, als wolle er die Leere in seiner Seele mit Wissen füllen. Er lernte und lernte und lernte, als wäre es sein ganzer Lebensinhalt. Doch mit verstreichender Zeit steigerte sich nicht nur sein Wissen, sondern wohl auch sein Wohlbefinden. Seine Augen gewannen an Glanz, er wurde redselig und nach zwei Jahren hatte er die ersten Freunde gefunden. Heute ist er sicher der beliebteste Schüler im ganzen Tempel. Die Männer sind seine Freunde und die Frauen schwärmen nach ihm. Er lacht viel, spielt gerne und tanzt mit großer Leidenschaft. Kein Vergleich mehr zu dem seelenlosen Wesen von damals. Es war eine Freude, ihm bei seiner Entwicklung zuzusehen und das ist es noch. Umso stolzer bin ich, dass er wohl eines Tages mein Schwiegersohn wird, denn mit meiner Tochter liebäugelt er schon länger“ erzählte er mit einem leicht versteckten, leicht stolzem Schmunzeln. „Erst dachten die beiden, ich würde es nicht bemerken, aber dann ertappte ich sie beim Küssen in ihren Räumen. Sorgen habe ich mir keine gemacht, denn er würde sie vor der Hochzeit niemals enger besuchen, dafür ist er viel zu sehr Priester mit Leib und Seele. Aber um ehrlich zu sein, sehe ich schon mit Freuden meine Enkel über diesen Platz laufen.“ Bei dem letzten Teil wurde Atemus Herz leicht und schwer zugleich. Leicht wurde es, weil er hörte, dass Seth wohl glücklich hier war. Er war verliebt, hatte eine Freundin und es wurde sogar schon Hochzeit geplant. Genau dieses Glück hatte Atemu sich für ihn gewünscht, ihm gewünscht, dass er glücklich wurde. Doch auf der anderen Seite ... bedeutete das ... dass ... dass er so unendlich fern war und seine eh schon unterdrückte Liebe nun noch weiter nach hinten gedrängt wurde. Seth hatte in seinen Briefen mit rosigen Worten von „seiner Shinasa“ gesprochen, doch bisher war das nur ein Name. Und jetzt wo er hier war, wurde aus diesem Namen langsam eine Person. Laut Seth war sie wunderschön, fröhlich, witzig und liebevoll. Eben das alles, was Verliebte immer von sich gaben. Seth war glücklich mit seiner Shinansa - und Atemu fühlte sich als sei er selbst bald nur noch ein Name für Seth, so wie Shinansa für Atemu nur ein Name war. „Mein Pharao, Ihr scheint müde“ stellte der weiße Hohepriester vorsichtig fest. „Ja, ein bisschen“ seufzte er. „Aber vielleicht machen wir noch einen Rundgang durch den Tempel? Ich würde gerne jeden Raum sehen und ...“ „Mein König, ich glaube, das ist heute keine gute Idee mehr“ schritt Fatil jetzt doch mal ein. Er roch, dass der Pharao weniger scharf auf den Anblick von Räumen war, als auf den Anblick eines gewissen Lustsklaven, der hier unter verschwiegenen Angaben weilte. „Schaut, Pharao, wir haben einen langen Ritt hinter uns und morgen wird ein aufregender Tag. Wir sollten uns nun wirklich zur Ruhe begeben. Ihr werdet morgen sicher alles zu sehen bekommen, was Ihr zu sehen wünscht.“ Alles? Alles, weswegen er hier war? Wollte er das überhaupt noch? Alles sehen? Jeden ...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)