Alles Ist Möglich von Rikane (Denn niemand weiß, wo die Liebe hinfällt...) ================================================================================ Kapitel 11: Kennen wir uns? --------------------------- Hallo erstmal und ganz vielen Dank an alle, die mir bislang ein Review geschrieben haben! Daaaanke!! Und ganz besonders an Marli. Danke für deine Kommentare! Und nun: 11.Kapitel: Kennen wir uns? Vorm 'Tropfenden Kessel' "Komm schon, Draco!" Cho hatte Draco noch nie so stur erlebt. Sie wollte doch nur noch mal im 'Tropfenden Kessel' vorbeischauen, aber Draco wollte da absolut nicht rein. Was war denn los mit ihm? Sonst begleitete er sie doch auch, wenn sie in eine Kneipe ging. Sie und Draco arbeiteten beide im Ministerium und neuerdings trafen sie sich nicht nur in der Kantine sondern auch nach der Arbeit. Cho kannte Draco schon seit ihrer Schulzeit, hatte ihn damals aber nicht so gemocht, doch jetzt hatte sie das Gefühl, als würde sich seine wahre Seite zeigen, die sie die ganz Zeit über nicht gesehen hatte und andere vermutlich auch nicht. Denn Draco konnte richtig freundlich und offen sein, dabei hatte sie ihn ganz anders im Gedächtnis. Trotzdem freute sie sich, diese Seite an ihm gefunden zu haben. Doch eine seiner neu entdeckten Eigenschaften hatte sie wirklich überrascht. Wenn er gute Laune hatte und ohne störende Gesellschaft, dann konnte er ein richtiger Weiberheld sein. Das hätte sie nie gedacht, doch sie hatte es schon mit eigenen Augen gesehen, wie er teilweise sehr wirklich charmant mit Frauen geflirtet hatte. Wer hatte das gedacht... Bislang war sie mit Draco immer in eine andere Kneipe gegangen, die ihnen beiden passender gelegen hatte, da sie es dann nicht mehr so weit bis nach Hause hatten, doch diese hatte nun geschlossen und so hatte Cho vorgeschlagen, dass sie doch eine Kneipe in der Winkelgasse nehmen konnten, da sie da eh noch etwas besorgen musste. Das hatte sie jetzt erledigt und nun wollte sie eigentlich mit Draco in den 'Tropfenden Kessel'. Doch dagegen wehrte Draco sich noch, er wollte den 'Tropfenden Kessel' nicht betreten und jetzt standen sie schon zehn Minuten vor der Tür und sie versucht ihn zu überreden. "Nun komm schon, Draco! Warum willst denn da nicht rein?" Draco schwieg. Ihretwegen konnten sie gerne woanders hingehen, doch sie wollte wenigstens eine Begründung haben. Doch wo sollten sie denn sonst hingehen? Der 'Tropfenden Kessel' war nur deshalb die bekannteste Kneipe in der Winkelgasse, weil es auch die einzige Kneipe war, die einigermaßen in Ordnung war. Der Rest der Kneipen in der Seitenstraßen war nämlich sehr heruntergekommen. "Draco, jetzt sag schon! Oder muss ich erst reingehen und mir von dem Fletcher Veritaserum kaufen, damit du es mir sagst?" Sie hatte den letzten Satz nicht ernst gemeint, was man an ihrem Grinsen eigentlich hätte erkennen müssen. Doch für Draco war das anscheinend ziemlich ernst, denn er hatte einen verunsicherten Ausdruck in den Augen und machte gleich noch einen Schritt zurück. Jetzt musste Draco nichts mehr sagen, sie wusste, warum er nicht in den 'Tropfenden Kessel' wollte. Ein höchst amüsiertes Grinsen zierte jetzt ihr Gesicht. "Das ist nicht deine Ernst, oder?" Erst dachte sie, Draco würde jetzt schmollen, doch dann nicke er. Jetzt musste Cho erst mal lachen, sie wusste zwar, dass das nicht sonderlich fair war, doch sie konnte sich das echt nicht verkneifen. Jetzt war das verrückte Bild komplett. Draco und Cho vor dem 'Tropfenden Kessel', sie lachte sich tot, er schien zu schmollen, zwischen ihnen gingen immer wieder Leute durch, die in den 'Tropfenden Kessel' wollte und über ihnen war die typischen trüben Wolken. Doch als Draco sie dann finster anschaute, beherrschte sie sich und hörte auf mit dem Lachen. "Sorry, Draco, aber nur deswegen willst du nicht in den 'Tropfenden Kessel'?" Draco verzog das Gesicht. "Ist das nicht Grund genug?" Cho überlegte. Ja, vielleicht war es das. Andererseits interessierte es eh niemanden mehr. "Naja, das ist doch jetzt schon so lange her. Ich denke, Fletcher weiß schon gar nicht mehr, dass er dir das verkauft hat." Die Sache hatte Draco schon arg mitgenommen, als Mundungus Fletcher ihm diese FröhlichFix angedreht hatte und es für ihn so endete, dass er bewusstlos unter der Treppe des 'Tropfenden Kessel' lag. Das hatte seinen Stolz doch arg gekränkt. Doch das es soweit ging und er den 'Tropfenden Kessel' nicht mal mehr betreten wollte, hatte sie nicht gewusst. Draco verschränkte die Arme. "Das glaubst du vielleicht, ich wette mir dir, alle wissen es noch und werden, sobald ich reinkomme, über mich lachen und über mich tuscheln..." Also wenn das mal keine Komplexe waren. Sie musste schon wieder grinsen. "Draco, ich glaube, du machst aus einer Mücke einen Elefanten..." Beleidigt drehte Draco sich zur Seite. "Finde ich nicht und deshalb werde ich da auf keinen Fall reingehen!" Cho schaute ihn herausfordernd an. "Dann haben wir wohl Problem, denn ich habe Durst und würde gerne etwas trinken." Draco drehte sich wieder zu ihr und erwiderte ihren Blick. Jetzt standen sie sich so gegenüber, darauf wartend, dass der andere nachgab. Doch dann schien sie eine Lösung zu haben und bedeutete Draco zu warten. Und ohne noch irgendetwas zu sagen, betrat sie den 'Tropfenden Kessel'. Draco verstand das zwar nicht, aber er wartete. Und wartete... Was machte sie denn darin? Er spürte förmlich die Blicke auf sich von den Leuten, die an ihm vorbeigingen. Mit ihr an seiner Seite fühlte er sich wenigstens nicht so allein. Was machte sie denn so lange da drin? Er seufzte erleichtert, als Cho wieder hinaus kam. Doch jetzt hatte sie zwei Gläser in der Hand und hielt ihm eins davon schon im Entgegenkommen hin. "Hier..." Fragend schaute er das Glas an. "Was ist das?" Sie lächelte ihn so gütig an, das es fast schon fast wieder künstlich aussah. Außerdem kam er sich vor wie ein kleines Kind, dem die Welt erklärt wurde. "Das ist ein Bier." Er schaute sie weiter fragend an. Sie verzog das Gesicht zu einer amüsierten Grimasse. "Ich wollte mit dir was trinken gehen, doch da du dich ja weigerst mit in den 'Tropfenden Kessel', habe ich das Bier eben rausgeholt." Lächelnd drückte sie ihm das Glas in die Hand und hielt ihr Glas zum Anstoßen ihn. Jetzt lächelte er ebenfalls und stieß mit an. Das mochte er so sehr an ihr, ihre Spontaneität. Und ihre damit verbundenen verrückten Einfälle. Niemand sonst wäre auf diese Idee gekommen. Wie langweilig sein Leben doch ohne sie gewesen sein musste? Sie waren noch nicht lange so gute Freunde, erst seit dem sie sich immer in der Kantine des Ministerium trafen. Anfangs trafen sie sich nur in der Kantine, doch jetzt gingen sie auch mal abends zusammen weg. Das war aber alles nur freundschaftlich. Manchmal fand er das schade, er fand sie durch aus... attraktiv und sie war auch sehr nett. Doch sah er sie an und dachte sich, dass sie nicht an so was dachte, sie suchte einfach nur einen guten Freund... Und dann war er schon lieber der gute Freund als gar nichts. Zumindest wollte er sich das einreden. Doch dann musste er sie wieder ansehen und sah ihre wunderschönen schwarzen Haare, ihr wunderschönes Gesicht und hörte ihr zauberhaftes Lachen... Eigentlich war es nicht seine Art so für jemanden zu schwärmen, doch bei ihr konnte er einfach nicht anders... "Draco, guck' mich doch nicht so an, das ist mir ja peinlich vor den Leuten..." Sie kicherte leise und drehte ihren Kopf, auf dessen Wangen sich ein leichter, rötlicher Schimmer zeigte, leicht weg. Dieser Satz holte Draco aus seiner Traumwelt zurück. Aber es war ihr peinlich? Wie sollte er denn das verstehen? Sie nahm einen Schluck von ihrem Bier und guckte ihn dann wieder an. "Sag mal, hast du auch schon von dieser Hochzeitsaktion gehört, bei der Professor Snape mit Padma Patil und unserer ehemaliger Professor Lupin mit Hermine Granger verheiratet werden sollen? Ich dachte, so etwas gibt's schon gar nicht mehr..." Sie schüttelte den Kopf. Oh ja, davon hatte gehört und konnte sich richtig vorstellen, wie Snape sich geärgert hatte, dass Lupin und nicht er die Granger heiraten würde. Lupin war aber auch nicht gerade zu beneiden. "Ja, hab davon gehört, Snape hat sich bestimmt geärgert..." Er musste grinsen. Sie zuckte mit den Schultern. "Ein Gutes hat es ja, Snape wird nicht sein ganzes Leben allein bleiben..." "Was sollen denn das heißen?" Sie grinste. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass Snape aus eigener Kraft etwas mit einer Frau anfängt. Der Typ ist doch in Sachen positiver Ausstrahlung und Charme der absolute Verlierertyp, oder?" Er nickte. Sie hatte ja recht, aber ob Snape so was vor einem einsamen Leben bewahren würde? Er bezweifelte es, Snape würde es sogar schaffen, eine arrangierte Ehe zum Platzen zu bringen. Er seufzte und lehnte sich gegen die Wand hinter ihm. Warum dachte er jetzt an das Liebesleben seines ehemaligen Lehrer? Als ob er in Sachen nicht seine eigenen Probleme hatte. Nicht nur das mit Cho, sondern auch noch das mit Ginny. Er hatte sich, obwohl es sich damals nicht hatte eingestehen wollen, noch in ihrer Schulzeit in sie verliebt. Leider hatten sie damals ja gewisse... Differenzen gehabt und nach der Schule hatte er sie dann aus den Augen verloren. Doch dann hatte er sie vor einiger Zeit wieder gesehen und sofort gewusst, warum er sich in sie verliebt hatte. Leider hatte sie aber immer noch die selbe Meinung von ihm, wie in der Schulzeit, sie hielt ihn für den größten Mistkerl und anscheinend konnte er auch nichts tun, um das zu ändern. "Woran denkst du?" Cho schaute ihn neugierig an. Sie erkannte immer genau, wenn er in Gedanken versunken war. "An Ginny Weasley." Warum sollte er lügen? Cho war eine gute Freundin, ihr konnte er es sagen. Erst sagte sie nichts und hob nur erstaunt die Augenbrauen. Doch dann kam eine weitere Eigenschaft von Cho zu Tage. Die Tratschtante, Cho war immer über alles perfekt informiert. "Ich hab' gehört, dass dieser Neville Longbottom seine Freundin mit Ginny Weasley betrogen haben soll. Doch Padma hat die beiden ertappt und hat Neville hier im 'Tropfenden Kessel' dann voll die Szene gemacht." Er grinste und nahm noch einen Schluck von seinem Bier. "Woher weißt du das denn schon wieder?" Sie spielte mit einer Strähne ihres Haares, das tat sie immer, wenn sie von ihren "Quellen" sprach. "Einen Teil gerade von Tom und den anderen von Marietta, sie arbeitet doch im selben Büro wie Padma und da hat Padma ihr das erzählt." Er nickte nur, ein Zeichen dafür, dass er ihr zugehörte hatte, es aber nicht weiter ausführen musste. Klatsch war nicht so ganz sein Ding. Doch dann wurde er stutzig. Hatte sie gerade gesagt, Neville hat Padma mit Ginny betrogen? Dann hatte ja Ginny was mit Neville! Diese Information war gerade voll an ihm vorbei gegangen! Schockiert wurde seine Augen immer größer. Das konnte doch nicht wahr sein... Ginny mit Neville? Nie im Leben! Auch Cho schien zu bemerken, was in Draco vorging. Immerhin hatte sie gerade gehört, an wen er gedacht hatte und außerdem hatte er das schon öfter mal nebenbei erwähnt. Sie schaute ihn an und ihrem Blick konnte er so was wie Mitleid, aber auch eine gewisse Belustigung sehen. Dann nahm sie ihm das leere Bierglas aus der Hand. "Ich werd' dann auch mal gehen. Die Gläser bring' ich weg und dann geh' ich gleich weiter. Dann bis morgen!" Er nickte wortlos und sie drehte sich um. Sie war auch schon kurz vor der Tür, als sie sich noch mal umdrehte. "Es ist nur ein Gerücht..." Sie lächelte und verschwand dann im 'Tropfenden Kessel'. Draco blieb nachdenklich zurück. Doch an Gerüchten war doch meistens etwas dran, oder? Im 'Tropfenden Kessel' Ungeduldig wartete Ron im 'Tropfenden Kessel', wo blieb Harry denn nur? Er hatte von Hermine gehört, dass Harry ein bisschen sauer gewesen war, als er ihn bei letzten Treffen unabsichtlich sitzen gelassen hatte. Aber war er so sauer, dass er ihn jetzt auch sitzen ließ? Dabei tat es Ron richtig Leid und es war ja auch nicht so, dass er das mit Absicht gemacht hatte. Lavender hatte ihn einfach mitgeschleppt und so hatte er keine Zeit mehr gehabt, Harry irgendeine Nachricht zukommen zu lassen. Und wenn er ehrlich war, Harry war zu dem Zeitpunkt seine kleinste Sorge gewesen. Immerhin hatte Lavender sich gerade mit ihm verlobt, obwohl er das gar nicht wollte. Und er war da noch immer nicht raus gekommen. Doch irgendwie musste er es Lavender ja noch mal sagen. Er konnte sie ja schlecht heiraten. Er hatte sich eigentlich von ihr trennen wollen. Aber vielleicht konnte Harry ihm ja helfen... obwohl, nein, Harry war ihm bei seinen Beziehungsprobleme sicher keine Hilfe. Ganz sicher nicht... Hermine hatte irgendetwas von Cho erzählt und dabei hatte sie ziemlich sauer geklungen. Kein Wunder, immer wenn es um Cho ging, sank Hermines Laune rapide. Sie sah in Cho nämlich so was wie eine Konkurrentin, auch wenn Cho das vermutlich nicht so sah. Aber auch Hermine schien die Hoffnung langsam aufzugeben, dass Harry sich in sie verliebte. Und wenn sie das wirklich tat, dann bewunderte Ron sie. Sich entgültig von der Hoffnung, dass man je zusammenkam, zu trennen, war gar nicht so einfach... das beste Beispiel war Harry, selbst nach 5 Jahren noch nicht gemerkt, dass Cho sich nicht für in Interessierte... Dies war auch ein Grund dafür, dass Harry ihm vermutlich keine Hilfe sein würde. Diese Feststellung beruhigte seine Nerven jetzt nicht unbedingt... Immer noch nervös, da Harry noch nicht hier war, schaute er zum Eingang des 'Tropfenden Kessel'. Zu seiner Erleichterung kam Harry gerade durch die Tür. Er seufzte erleichtert. Wenn Harry schon hier war, dann konnte er ihm nicht mehr sonderlich böse sein. Doch dann sah er im Augenwinkel, dass noch eine andere Person den 'Tropfenden Kessel' betrat, wenn auch aus der anderen Richtung. Cho! Verdammt, das würde kein gutes Ende nehmen. Harry mit Cho in einem Raum? Wenn Harry auch nur ein Wort zu ihr sagen wird, wird Cho ihn auseinander nehmen und wenn das geschehen würde, würde er sich am liebsten unterm Tisch verstecken. Die beiden kamen sich immer näher, gleich würden sie sich sicher sehen, auch wenn er sich sicher war, dass Cho Harry schon gesehen hatte. Das erkannte man schon an ihrem verkniffenen Gesichtsausdruck. Ron war sich auch ziemlich sicher, dass Harry Cho so erspäht hatte, doch bislang hatte noch nicht darauf reagiert. Wahrscheinlich war er zu beschäftigt, sich einen neuen Spruch zu überlegen. Er bettete für Harry, dass Cho ihn nicht zu sehr zusammenstauchen würde. Denn das würde sie tun, nach dem was Hermine ihm erzählt hatte. Man konnte sie aber auch verstehen... Doch sie musste anscheinend gar nicht ausrasten, denn Harry tat gar nichts. Sehr zur Überraschung von Ron. Und auch Cho schien nicht weniger überrascht zu sein, denn als Harry an ihr vorbei gegangen war, drehte sie sich um und schaute Harry ungläubig hinterher. Erst nach einem weiteren Blick und vermutlich der Vergewisserung, dass es kein Traum war, kratzte sie sich noch mal Kopf und ging dann weiter zur Bar. Da sie ab dem Zeitpunkt Harry ständig den Rücken zugewandt hatte, bekam sie aber mehr mit, was Harry dann tat. Der holte nämlich aus und ohrfeigte sich selbst mit voller Kraft, so dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. Nachdem er dieses dann halbwegs wiedergefunden hatte, richtete er sich auf und ging weiter zu Rons Tisch. Ron beobachtete das Ganze ungläubig. Und nicht nur er, auch die Kneipengäste an den anderen Tischen schauten zu Harry herüber. Und deshalb auch zwangsläufig zu Ron. Wenn das mal nicht peinlich war, es saß mit jemandem an einem Tisch, der sich selbst ohrfeigte... Doch vermutlich sollte er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, seine Noch-Freundin hatte immerhin ihre angebliche Hochzeit im 'Tropfenden Kessel' bekannt gegeben, ohne seine Zustimmung. Harry kam scheinbar gut gelaunt zu ihrem Tisch. Bevor er sich setzte, ohrfeigte er sich allerdings noch einmal, jedoch nicht so heftig wie eben. Ron schaute Harry fragend an. "Was soll denn das jetzt?" Langsam glaubte Ron wirklich, dass bei Harry im Kopf irgendetwas nicht richtig war. Erst diese wahnsinnigen Aktion im Liebesrausch und jetzt diese Ohrfeigen. Irgendetwas konnte da einfach nicht in Ordnung sein... Harry grinste stolz. "Das ist meine Eigentherapie. Hermine hat mir doch ein bisschen ins Gewissen geredet und um nun von Cho loszukommen, werde ich mich selbst therapieren: Jedes Mal wenn ich an Cho denke, werde ich mich selbst schlagen." Die Erklärung war ja eigentlich gar nicht so schlecht und auch die Idee, sich selbst zu therapieren, war gut. Doch die Umsetzung war doch etwas sonderbar. Etwas? Nein, sehr sonderbar. Doch Ron kam nicht dazu, etwas dazu zu sagen, da in dem Moment die Kellnerin kam und sie fragte, was sie trinken wollten. "Zwei Bier... oder, Harry? Harry?" Während Ron ihn angesprochen hatte, hatte Harry ein bisschen gedankenversunken die Hand gehoben und sich an die Wange gefasst, die er eben gerade noch geschlagen hatte. Ron zog skeptisch die Augenbraue hoch und bestätigte die Bestellung bei der Kellnerin mit einem Lächeln. Diese warf Harry einen zweifelnden Blick zu und verschwand dann in Richtung Theke, wahrscheinlich hatte sie vorhin gesehen, wie Harry sich selbst "therapiert" hatte und hatte jetzt eine seltsame Meinung von ihm, was ja auch verständlich war. Wieder fuhr Harry sich mit den Hand über die Wange. Rons Meinung nach sah es ein bisschen seltsam aus. "Sag mal, Harry, belohnst du dich jetzt dafür, dass du nicht an Cho denkst, indem du dich streichelst?" "Nein, die Wange tut weh." Irgendwie kam Ron sich ein bisschen dämlich vor. Das hätte er sich nämlich auch selbst denken können. Er machte sich selbst vor Harry zu Deppen. Toll, er schaffte es immer wieder. Klar, Harry war sein bester Freund, doch trotzdem würde er es bevorzugen, sich nicht durch solche Fragen, die auch noch eine ganz simple Antwort hatten, vor Harry zu blamieren. Aber bevor er sich jetzt darüber weiter den Kopf zerbrach, kam er doch lieber zum dem Thema des Treffens. Ron räusperte sich, wie sollte er denn jetzt anfangen? "Es tut mir übrigens Leid, dass ich bei unserem letzten Treffen nicht mehr da war. Ich hatte echt nicht vor, dich zu versetzen. Doch ich hatte davor ein... sagen wir, unschönes Erlebnis mit Lavender..." Harry guckte Ron mit fragendem Gesichtsausdruck an. "Was für ein unschönes Erlebnis?" Irgendwie hatte Ron das ungute Gefühl, Harry würde sich ziemlich freuen, dass Ron auch etwas 'unschönes' passiert war. Vielleicht sah er es als gerechte Strafe dafür an, dass er ihn versetzt hatte. Und ein bisschen Recht hatte er ja schon. "Ja, du weißt ja, ich wollte eigentlich mit Lavender Schluss machen, das gewisse Etwas fehlte in der Beziehung. Und ich wollte mich dann doch mit ihr hier treffen und ihr das sagen, doch sie hat das wohl irgendwie missverstanden und denkt nun, ich will sie heiraten..." Ron konnte Harry ansehen, dass jener loslachen könnte, doch vermutlich würde er es nicht tun, da es mehr als unhöflich gegenüber ihm wäre. Doch Harry lachte tatsächlich, und das auch ziemlich laut, so dass sich wieder alle zu ihrem Tisch umdrehten, um zu gucken, was denn nun schon wieder los war. Ron konnte nicht fassen, dass Harry ihn so auslachte, er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals über eine von Harrys schwierigen Lagen gelacht hätte. Klar, manchmal hatte er sich schon zusammenreißen müssen, doch losgelacht hatte er nie. Umso unfairer fand er es, dass Harry jetzt lachte. Und das versuchte Ron ihm auch zu zeigen, in dem er nur skeptisch die Augenbraue hob. Doch auch das brachte Harry nicht zum Schweigen, er lacht nur noch mehr. Erst nach zehn Minuten, beruhigte Harry sich, doch trotzdem grinste er noch, als er sich wieder an Ron wandte. "Und was jetzt?" So ganz konnte Ron ihm das Grinsen nicht verzeihen, aber... naja, Harry war immerhin seiner bester Freund. "Jetzt brauch ich deine Hilfe dabei." Ron hatte das ungute Gefühl im Magen, dass Harry nicht der richtige Ansprechpartner dafür war, doch wen sollte er denn sonst fragen? Hermine? Neville? Ginny? Die waren auch nicht so die Beziehungsprofis und er hatte die Wahl zwischen Buddel oder Flasche gehabt. Und deshalb hatte er Harry gefragt... Harrys Grinsen wurde wieder eine Spur breiter. "Was soll ich denn machen? Soll ich die Lavender ausspannen, damit sie die Hochzeit absagt?" Vermutlich hatte Harry das nicht ernst gemeint, doch Ron fand die Idee nicht schlecht, dann würde immerhin nicht er der Idiot sein, der die Hochzeit absagen würde, sondern sie. Eigentlich war die Idee genial. "Hey, die Idee ist gut!" Das Grinsen verschwand Harrys Gesicht und es blieb nur noch Fassungslosigkeit zurück. "W-Was? Ich soll was mit Lavender anfangen..?" Jetzt war es Ron, der grinste. Er würde sich für eben revanchieren. "Ja, warum nicht? Oder hast du was gegen meine Freundin?" Noch war es für Ron Spaß, doch Harrys Antwort wischte auch ihm das Grinsen aus dem Gesicht. "Ja... eigentlich... weißt du... sie ist nicht gerade eine Schönheit..." Ron starrte den sich etwas zurechtstotternden Harry an. "Du findest meine Freundin also hässlich? Willst du damit sagen, ich hätte keinen Geschmack?" Eigentlich hatte Harry nicht das damit ausdrücken wollen und er wollte auch nicht so fies sein , doch kaum hatte er daran gedacht hatte er es auch schon ausgesprochen. "Nee, sicher hast du Geschmack, doch in Sachen Freundin hattest du sicher Mangel an Alternativen..." Und schon tat es Harry leid, dass ihm das rausgerutscht war. Doch bevor er irgendetwas sagen konnte, war Ron schon puderrot angelaufen. "Bitte was? Dann willst du also nicht sagen, dass ich keinen Geschmack habe, sondern dass ich einfach an keine andere als Lavender rankomme?" Ron war ziemlich laut geworden und nun schauten seinetwegen alle Gäste des 'Tropfenden Kessel' zu ihrem Tisch. Tief in seinem Innern musste Harry Ron aber recht geben, Ron kam an keine außer Lavender ran. Bislang war er zweimal mit einem Mädchen zusammen, doch jedes Mal war es Lavender gewesen, da lag die Vermutung doch nahe, das es mit anderen Mädchen einfach nicht klappte. Die würde Harry, der gerade versucht Ron zu beruhigen, Ron, der sich aber partout nicht beruhigen ließ, aber niemals sagen. Harry atmete einmal tief durch. Er immer mit seinem losen Mundwerk, jetzt hatte er den Salat. Irgendwie musste er Ron jetzt beruhigen. Wenn das nämlich in dieser Lautstärke und mit dem Temperament in ihrem Gespräch weiterging, würden sie sicher noch aus dem 'Tropfenden Kessel' verwiesen. Das wäre dann doch ziemlich peinlich. Vor allem, was würde Cho dann von ihm denken? Kaum hatte er diesem Gedanken im Kopf, schnellte seine Hand hoch und er ohrfeigte sich. Er schüttelte noch kurz den Kopf, dann schaute er wieder Ron an. Der hatte mittlerweile wieder normale Gesichtfarbe, anscheinend hatte er Harrys Selbstohrfeige so lustig gefunden, dass er seinen Ärger fast wieder vergessen hatte. Okay, vielleicht sollten sie jetzt wieder zum eigentlichen Thema zurückkommen. Immerhin brauchte Ron Harrys Hilfe und da Ron sein bester Freund war, würde er auch versuchen ihm zu helfen. "Mal Spaß beiseite Ron, wie soll ich die helfen?" Ron nahm kurz einen Schluck von seinem Getränke. Gut, dass sein Freund versucht ihm zu helfen, ansonsten hätte er wirklich ein Problem gehabt. "Er wäre echt klasse, wenn du morgen mit in das Brautwarengeschäft kommen würdest und dort sozusagen meinen Trauzeugen mimen würdest. Lavender nimmt ihre Brautjungfer auch mit, natürlich Parvati. Es wäre also super, wenn du mitkommen würdest, dann muss ich nicht mit den beiden allein sein." Harry stutze. "ich dachte zu willst Lavender nicht heiraten. Wieso gehst du dann noch mit ihr ein Brautkleid mit ihr kaufen?" Ron sah ein bisschen hilflos aus und nahm noch einen Schluck von seinem Bier. "Ja, will ich ja auch, aber ich weiß nicht wie ich ihr das sagen soll. Ich warte noch ein bisschen. Vielleicht finde ich dann eine Möglichkeit oder es gibt sich eine Gelegenheit, ihr es zu sagen..." Harry zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch. Ob das der richtige Weg war, bezweifelte er, aber nun gut. Wenn Ron das Bedürfnis hatte, Lavender das Herz zu brechen, dann nur zu. Auf einmal find Ron an irgendetwas in seiner Jackentasche zu suchen und holte nach einer Weile ein paar Sickel ans Tageslicht. Er grinste stolz und legte sie, während er aufstand, neben sein Glas legte. Anscheinend war Ron schon wieder etwas knapp bei Kasse, wenn er schon ein paar Sickel so stolz präsentierte. "Na dann, Harry, ich muss leider los, Lavender will noch mit mir zu Juwelier und mich danach noch ein paar Freunden vorstellen. Wir sehen uns dann ja morgen, oder?" Während er seine Jacke anzog, schnitt er eine Grimasse. Harry konnte ihn weiterhin nur stutzend angucken. "Dafür, dass du sie gar nicht heiraten willst, hält sie sich ganz schön auf Trab." Ron grinste nur und ging durch die Tischreihen zum Ausgang, doch er drehte sich noch einmal um. "Also morgen um drei Uhr vorm Brautgeschäft hier in der Winkelgasse. Bis denn!" Dann drehte er sich um und verschwand durch die Tür nach draußen. Harry konnte nur den Kopf schütteln, das würde ja noch was werden. Aber er würde einfach erst mal mit hin gehen. Einfach mal schauen, was daraus werden würde. Er schaute sich um 'Tropfenden Kessel' um, es waren erstaunlich viele Leute hier. War heute irgendetwas los? Ach ja, heute war ja das Quidditchländerspiel. Das könnte er sich eigentlich noch angucken, in seiner kleinen Wohnung erwartete ihn ja doch nichts Spannenderes. Also lehnte er sich zurück und schon zehn Minuten später wurde das Spiel eröffnet. Im 'Tropfenden Kessel' Mühsam drängte sich Remus durch die Menschmassen im 'Tropfenden Kessel'. Warum war hier denn heute so viel los? Es war immerhin ein ganz normaler Wochentag, zwar war der 'Tropfenden Kessel' immer recht gut besucht, doch diese Menschenmassen übertrafen die normale Anzahl an Besuch bei Weitem. Die gesamte Masse hatte zu der einen Ecke des 'Tropfenden Kessels' ausgerichtet und schien dort irgendwann irgendwas zu beobachten. Remus warf einen kurzen Blick über die wartende Masse und erkannte dort eine Leinwand, auf die irgendetwas übertragen wurde. Dann fiel Remus auch wieder ein, warum sich so viele Menschen im 'Tropfenden Kessel' versammelt hatten. Heute war ein Länderspiel der englischen Quidditchnationalmannschaft. Klar, was konnte sie Zaubererwelt sonst so verrückt machen? Nur Quidditch, nichts sonst. Er hatte dieses Spiel noch nie gemocht. Weder in seiner Schulzeit noch jetzt. Deshalb konnte er den Rummel um das Länderspiel auch nicht verstehen. Er warf noch einen kurzen Blick in Richtung Leinwand und bahnte sich dann seinen Weg Richtung Bar. Wenn man sich alleine an einen Tisch setzte, sah es immer ein bisschen merkwürdig aus und außerdem waren die Tische eh alle besetzt, da man von dort aus den besten Blick auf die Leinwand hatte. Von der Theke konnte man die Leinwand kaum sehen und deshalb saßen dort kaum Leute. Also konnte sich Remus dort in aller Ruhe einen Platz suchen. Als er dann einen gefunden hatte, kam Tom, der nebenbei ein Glas polierte, auch schon zu ihm. "Tag, Lupin. Auch mal wieder hier?" Remus nickte. "Hallo, Tom. Ja, ich war gerade in der Gegend und dachte mir ich komm noch mal vorbei und trinke in Ruhe was. Hätte ich geahnt, dass heute Quidditch ist, wäre ich vermutlich nicht gekommen..." Tom zuckte mit den Schulter und stellt das Glas weg, das er poliert hatte. "Tja, ich mag Quidditch eigentlich auch nicht so, doch die Mehrheit der Zauberwelt tut es eben und es ist ungemein gut fürs Geschäft, wenn man es in seiner Kneipe überträgt." Er griff nach dem nächsten Glas. Da Remus keine Bar oder Kneipe hatte, konnte er das nicht beurteilen. Deshalb gab er nur ein nachdenkliches "Hm" von sich. Auch Tom schien nicht zu wissen, was er darauf erwidern sollte, bis er wieder auf den Grund von Remus Besuch zurückkam, nämlich in Ruhe etwas zu trinken. "Was soll's denn sein?" "Ein Bier, bitte." "Kommt sofort!" Dann wandte Tom sich um und zapfte Remus' Bier. Währenddessen drehte Remus sich zur Seite und schaute in Richtung Leinwand. Er konnte diesem Theater beim besten Willen nichts abgewinnen. Vierzehn Menschen jagten vier Bällen hinterher. Toll... "Hier, das Bier..." Schwungvoll stellt Tom das Bier vor Remus ab, wobei es natürlich überschwappte. Remus bedankte sich und nimmt einen Schluck von seinem Bier, währenddessen schaut er immer noch zu der Leinwand hinüber. Als er keine Anstalten machte, sich weiter ihm zu halten, wollte Tom schon zu einem anderen Gast gehen, doch dann sprach Remus ihn doch noch mal an. "Wer spielt eigentlich?" "England gegen Italien." Dann ging Tom zu einem anderen Gast, Remus blieb nachdenklich sitzen. Italien... Italien war Tonks' Lieblingsland... Besonders beim Quidditch. Tonks liebte Quidditch, im Gegensatz zu ihm. Das war nur einer der vielen Unterschiede zwischen ihnen gewesen. Vielleicht war das auch der Grund für die Trennung gewesen. Aber er hatte diese Dinge nie als Grund zur Trennung gesehen. Sie anscheinend ja schon... Er hatte Tonks seitdem nicht mehr gesehen, was ihn doch ein bisschen verwunderte, da sie normalerweise viel öfter hier im 'Tropfenden Kessel' war, viel öfter als er. Schon wieder ein Unterschied... Er vermisste Tonks, ihr fröhliche Art, ihr Lachen, ihre Art von Humor. So ziemlich alles an ihr. Sie war so anders als er und deshalb hatten sie eigentlich so gut zueinander gepasst... hatte er gedacht. Er war da auch nicht der Einzige gewesen, auch andere in ihrem Bekanntenkreis hatten das gedacht, doch so schnell konnte man sich irren. Die Gründe, warum Tonks sich von ihm getrennt hatten, würde Remus ja noch interessieren. Sie hatte nichts gesagt. Waren es wirklich die vielen Unterschiede, wie er dachte? Und wenn nicht, welche Gründe hatte Tonks dann? Remus seufzte und grübelte weiter. Wenn er Tonks nur noch einmal sehen würde, dann könnte er sie fragen. Dann müsste er jetzt nicht so grübeln. Aber würde sie überhaupt mit ihm reden? Vielleicht... vielleicht aber auch nicht... "Hallo, Remus." Ohne das er es bemerkte hatte, hatte sich auf einmal jemanden neben ihn gestellt. Überrascht schaute Remus auf und sah eine Frau mit schwarzen Haaren, blassem Gesicht und schwarzen Klamotten vor sich. Im ersten Moment hätte man sie mit der Bellatrix von früher verwechseln können, als sie nur schwarz getragen hatte, damals nur um Severus Snape zu beeindrucken. Doch wenn man sie sich nur ein bisschen genauer ansah, konnte man erkennen, dass diese Frau mit Bella nicht viel mehr gemeinsam hatte als die Haar- und die Gesichtfarbe. Bella hatte ein total anderes Gesicht und sie hatte zu der Zeit auch andere, wenn auch gleichfarbige, Klamotten getragen. Auch wenn sie ihm ein kleines bisschen bekannt vorkam, was vermutlich an der geringen Ähnlichkeit zu Bellatrix lag, er konnte dieser Frau beim besten Willen keinem Namen zuordnen. Das Gesicht hatte er irgendwo schon mal gesehen und in seinem Unterbewusstsein regte sich etwas, doch ihr Name fiel ihr partout nicht ein. Außerdem konnte er ihr auch nichts zuordnen, keinem ehemaligen Arbeitsplatz, keiner flüchtige Begegnung auf einer Party. Woher kam also diese Gefühl, sie zu kennen? Er wusste es nicht... "Entschuldigung, kennen wir uns?" Er hatte wirklich jede Reaktion erwarten. Ein schockiertes Gesicht, Enttäuschung, Wut, weil er vergessen hatte, wer sie war. Hatte er alles für möglich gehalten. Doch all das traf nicht zu. Stattdessen weiteten sich die Augen der Frau und schauten schockiert an ihr selbst herunter. Also wirklich an ihr und nicht an Remus, anscheinend erstaunte sie seine Frage. Und ohne noch etwas zu sagen, drehte sie sich um und verschwand in der Menge. Remus kratzte sich am Kopf und schaute ihr verwirrt nach. Was war denn nun los? Hatte er was falsches gesagt? Anscheinend ja. Seltsame Frau... aber auch irgendwie faszinierend. Er hatte sie nicht länger als eine Minute gesehen, doch ihr Anblick hatte ihn fasziniert. Er warf einen Blick auf die Leinwand. 120:210 für England. Noch konnte Italien gewinnen, doch das schien nicht sehr wahrscheinlich zu sein, da die wenigen Italienfans im 'Tropfenden Kessel' sehr ruhig geworden waren. Ob diese Frau wohl wegen des Spiels hier gewesen war? Wer weiß, vielleicht war sie Quidditchfan... Warum dachte er schon wieder an diese Frau? Normalerweise dachte er bei Quidditch an die vierzehn Idioten, die da über den Platz flogen, und nicht an eine Frau, die ihn gerade angesprochen hatte. Warum ging ihm diese Frau nicht mehr aus dem Kopf? Remus seufzt wieder und nahm noch einen Schluck von seinem Bier. Tom war immer noch am anderen Ende der Bar und schien sich da auch noch sehr angeregt mit jemandem unterhalten. Und auch sonst saß niemand an der Bar, den er kannte und mit dem er sich hätte unterhalten können. Also drehte er sich auf der Suche nach einem Gesprächspartner um und betrachte die Menschen, die sich hinter ihm alle um die Leinwand drängten. Doch auch davon kannte er niemanden. Plötzlich aber kam Bewegung in die ansonsten recht bewegungsarme Masse, als jemand versucht sich zur Bar durchzuschieben. Da die Wahrscheinlichkeit, das er diese Person kannte, recht gering war, wollte er sich auch gerade schon wieder umdrehen, als diese Person sich endlich durch die Menschenmasse durchgearbeitet hatte. Tonks! Im nächsten Moment schien die Welt für Remus still zu stehen, nur Tonks bewegte sich bei dem Versuch, sich endgültig aus der Menge zu drängen und dann die Orientierung wieder zu finden. Und dann, als sie sich umsah, traf ihr Blick Remus. Was genau in ihrem Gesicht vorging oder ob sie ebenso erstarrt war wie er, konnte er nicht sagen. Allein ihr Anblick hatte ihn schon erstarren lassen und er war zu keiner anderen Bewegung fähig. Er saß einfach nur da und starrte in ihre Richtung. Alles andere um ihn herum ignorierte er. Remus war sich sicher, dass er gerade einen ziemlich dämlichen Eindruck machte, denn er hatte das Gefühl, als würde seine Mund ein bisschen offen stehen. Er saß also völlig allein und mit dämlich geöffnetem Mund an der Bar des 'Tropfenden Kessel' und starrte sie an. Sie hingegen überspielte ihr Überraschung und wahrscheinlich Unsicherheit ziemlich gut, denn sie sah wirklich so aus, als ob sie damit gerechnet hatte, ihn hier zu treffen. Doch sie konnte nicht wirklich so gelassen sein. Sie hätte doch nicht allen Ernstes erwarten können ihn hier zu treffen, oder? Immerhin war heute Quidditchländerspiel. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie so gelassen wirkte, immerhin schien es ja fast so, als wären sie sich die ganze Zeit aus dem Weg gegangen und jetzt war sie so gelassen? Das konnte eigentlich nicht sein. Vielleicht stand sie aber auch unter Schock. Denn wie groß war die Wahrscheinlichkeit ihn gerade hier und jetzt zu treffen? Im 'Tropfenden Kessel' und auch noch am Tag des Länderspieles zwischen England und Italien. Das musste für sie doch Ironie des Schicksals sein. Gerade er, der kein Quidditch mochte, bei einem Quidditchländerspiel. Vermutlich hatte sie das so schockiert... Noch immer starrte Remus Tonks an. Er konnte einfach nicht seinen Blick von ihr nehmen. So sah er ihr auch dabei zu, wie sie mit einer ungeheuren Sicherheit auf ihn zukam. Er ging jede Wette ein, dass er mindestens dreimal gestolpert wäre. Erst als Tonks kurz vor ihm war, löste Remus sich aus seiner Starre und machte vor allem die Mund wieder zu und versuchte sich zu beruhigen. Noch einmal atmete er tief durch, immerhin traf er sie jetzt zum ersten Mal nach der Trennung und er wollte da kein falsches Bild von sich vermitteln. Als Tonks neben ihm angekommen war, lächelte sie und setzte sich auf den Barhocker neben ihm. "Hallo Remus..." Dafür das sie mal ein Paar und davor auch sehr gute Freunde gewesen war, war die Begrüßung doch recht schlicht. Doch was sollte sie auch sonst machen? Es wäre wohl unangebracht, wenn er ihr jetzt um den Hals fallen würde. Ja, wäre es... und es wäre auch nicht seine Art. Also orientierte er sich an ihrer Begrüßung und hielt seine auch schlicht. "Hi Tonks." Dann wurde es still zwischen den beiden. Keiner sagte ein Wort, jeder schien den anderen durch nichts Unbedachtes zu verletzten wollen. Aber über irgendetwas mussten sie sich doch unterhalten können, oder? Doch Remus fiel nichts ein. Also musste erst mal etwas wirklich belangloses her. "Willst du was trinken?" Okay, das war jetzt vielleicht ein bisschen zu belanglos, aber für den Anfang schon mal in Ordnung. Tonks lächelte. "Nee, danke, ich hatte schon was." Wann das denn? Sie ist doch gerade erst reingekommen, oder? Nein, sie war aus der Menschenmenge gekommen, vielleicht hatte sie vorher an einem Tisch gesessen und dort etwas getrunken. Das konnte ihm eigentlich egal sein. Nachdenklich nahm er einen Schluck von einem Bier. Worüber konnten sie denn jetzt reden? Auch wenn er mit seiner nächsten Frage Gefahr lief, die Stimmung zu kippen, wenn das überhaupt noch ging, war dies die einzige Frage, die ihm noch einfiel. "Und, wie geht's so?" Tonks antwortet nicht sofort, als schien sie zu überlegen, was sie ihm sagen sollte. "Mir geht's soweit ganz gut und dir?" Sie schaute ihm so erwartungsvoll an, als hätte sie schon die ganze Zeit auf diese Antwort gewartet. Vielleicht um ihr Gewissen zu beruhigen, um sicher zu gehen, dass es ihm nach er Trennung langsam wieder besser geht. Vielleicht bildete er sich das aber nur ein und es war wirklich nur eine Gegenfrage, die man nun mal stellt, weil es höflich war. Auch Remus ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er wusste nicht genau, was er ihr sagen sollte. Das mit Bellatrix würde er ihr nicht erzählen, das war wohl besser so. Und ansonsten? Viel war ja nicht passiert seit sie sich getrennt hatten. "Mir geht's soweit eigentlich auch ganz gut..." So schlicht und einfallslos diese Antwort war, Tonks schien sie ungemein zu erleichtern, denn begann zu lächeln und wurde auch gleich ein bisschen gesprächiger. "Das ist schön. Aber was machst du eigentlich heute hier? Immerhin ist gibt’s heute Quidditch. Das mochtest du doch nie." Ihr Lächeln verwandelte sich jetzt in ein Grinsen. Anscheinend hatte Remus doch Recht gehabt, Tonks hatte feststellen wollen, ob es ihm gut ging. Und da sie das jetzt wusste, wurde sie wieder 'normal'. Er kannte sie eben doch... "Och, ich bin nur zufällig hier. Bin gerade von der Arbeit gekommen und wollte nur noch mal vorbei schauen. Wenn ich gewusst hätte, dass heute Quidditch ist, wäre ich nicht reingekommen..." Er bemühte sie ebenfalls zu grinsen, aber das fiel ihm nicht ganz leicht wie Tonks, die Trennung lag ihm eben immer noch auf der Seele, doch das wollte er Tonks nicht sagen, vermutlich interessierte sie es jetzt nicht mal mehr, jetzt nachdem er ihr gesagt hatte, dass es ihm gut ging. Für sie schienen sie beiden jetzt wieder gute Freunde oder so etwas ähnliches zu sein. Also bemühte er sich ebenso zu tun, auch wenn es ihm schwer fiel. "Und? Glaubst du, Italien kann noch gewinnen?" Sie schaute kurz zur Leinwand hinüber. Es stand jetzt 160: 230. Langsam nickte sie. "Klar, das packen die noch. Sie werden England fertig machen. Dazu müssen sie nur noch den Schnatz fangen." Remus griff nach seinem Bier. "Das muss England aber auch nur noch schaffen. Und dann haben sie gewonnen." Tonks schnaubte. Sie nahm die versteckte Herausforderung an, jetzt würde sie ihre Lieblingsmannschaft verteidigen. "Das schafft England aber nicht, Englands Spieler sind nur sieben zusammengewürfelte Starspieler." Bei dem Wort verzog Tonks beinahe angeekelt das Gesicht. "Italien aber ist eine richtige Mannschaft. Die packen das!" Remus grinste in seine Bier und trank noch einen Schluck, bevor er es abstellte. Das hatte er auch vermisste, ihre Diskussionen über Quidditch. "Es hat aber auch seinen Grund, dass diese Spieler Starspieler sind. Sie verstehen was davon. Die Spieler von Italien sehen eher so aus, als ob sie dreiviertel des Jahres nur in irgendeinem Straßencafé sitzen und ihren Milchkaffee trinken. Und den Rest des Jahres sehen sie ihren Besen bestimmt nur von unten, weil sie ständig von Besen fallen, da sie aus der Übung sind. Siehst du, da fällt schon wieder einer!" Es blitzte in Tonks' Augen, ihr Kampfgeist war geweckt. "Der fällt nicht, Remus, der weicht einem Ball aus. Außerdem heißt das Latte Macchiato." Remus stellte sein Bier ab. Natürlich war der Typ nicht vom Besen gefallen. Das hatte sogar er gesehen. Aber er liebte es Tonks zu reizen, zumindestens in Sachen Quidditch. Doch jedes Mal, wenn er zu einem neuen Kommentar ansetzte, spürte er einen Stich im Herzen, an dem er erkannte, wie sehr er Tonks vermisste. Doch er wusste, dass es vorbei war. Und damit musste er sich abfinden. So schwer es ihm fiel. Aber immerhin konnten sie noch weiter über Quidditch diskutieren. "Ist doch egal, wie das heißt. Selbst wenn er einem Ball ausgewichen ist, sah das doch reichlich ungeschickt aus. Die Engländer können das eben doch besser und deshalb sind sie nun mal Starspieler." Doch auch davon ließ Tonks sich nicht unterkriegen. "Die Italiener legen eben nicht jedes Mal so eine riesige Showeinlage hin, wenn sie einem Ball ausweichen, die denken eher praktisch!" Remus lachte leise auf. "Vielleicht sollten sie damit mal anfangen, dann hätten sie auch mehr Fans!" Er deutete auf die Menschmasse hinter ihm, die man doch meistens eindeutig als Englandfans erkennen konnte, da sie irgendeinen Wimpel oder irgendeine Fahne dabei hatten. Tonks begann zu überlegen. Anscheinend gingen ihr die Argumente aus. Und wenn er ehrlich sein sollte, seine waren heute auch ziemlich gut. Vielleicht lag das and er Übung, immerhin war er schon Fan von Kanada, Frankreich, Dänemark, Russland und sogar von Thailand gewesen. Er war immer Fan von der Mannschaft, die gegen Italien spielte. Und davon bekam man schon Übung und er wurde immer besser. Wieder war ein Schnauben von Tonks zu hören. "Die packen das trotzdem, ich glaub' daran!" Ja, ihr waren die Argumente ausgegangen. Er nahm noch einen Schluck von seinem Bier. "Nein, ich denke, England gewinnt." Italien würde eh gewinnen. Beim Quidditch hatte Tonks immer Recht. Bis auf bei der vorletzten WM, bei der Italien im Halbfinale gegen Irland verloren hatte. Das hatte vermutlich einfach daran gelegen, dass sie nicht richtig diskutiert hatte, Remus war von den ähnlichen Fahnen verwirrt gewesen und hatten deshalb nicht auf die Spieler eingehen können. Und deshalb hatte Tonks auch nicht kontern können. Daran wird's gelegen haben, deshalb hat Italien verloren. Bei allen anderen Spielen hatten Tonks und er diskutiert und Italien hatte gewonnen. Deswegen war er sich auch so sicher, dass Italien auch heute gewinnen würde. Tonks schaute noch mal auf die Leinwand. Dort hatten sich die Engländer gerade eine Auszeit genommen. Remus warf ebenfalls noch einen kurzen Blick auf die Leinwand, noch immer konnte man den Engländer bei einer Teambesprechung zu sehen. Neben ihm seufzte Tonks. "Wenn die sich erst mal eine Auszeit nehmen kann das noch dauern." Dann wandte sie sich wieder von der Leinwand ab und schaute ihn an. Sie seufzte. "Ich würde ja gerne noch bleiben, aber ich muss morgen früh raus und werde wohl besser gehen. Na dann, Remus, wir sehen uns..." Sie lächelte noch einmal kurz und drehte sich dann um. Aus irgendeinem Grund hatte er ihr nicht geantwortet und sich nicht verabschiedet, er wusste selbst nicht, warum. Anscheinend hatte sie das aber nicht gestört, sie war ja ohne Kommentar gegangen. Er zuckte seufzend mit den Schultern, Ex-Freundinnen waren schon seltsam. Eigentlich konnte er das ja nicht beurteilen, Tonks war bislang seine einzige Freundin gewesen. Aber trotzdem... Er wandte sich wieder der Leinwand zu. England hatte seine Auszeit beendet. Stumm schaute er den Spieler zu und ignorierte alles um sich herum. Eigentlich waren sie doch gerade gut miteinander ausgekommen, dann war ihnen nur der Gesprächsstoff ausgegangen. War schon seltsam, erst machten sie noch Scherze miteinander und dann war da auf einmal diese bedrückte Stimmung. Schon sehr seltsam... Er guckte sich noch mal im 'Tropfenden Kessel' um, vielleicht entdeckte er ja noch die Frau von vorhin, doch er sah nur die Menschenmasse, die das Quidditchspiel beobachtete. Schade eigentlich, er hätte sie gerade noch einmal wieder gesehen... Auf einmal ging ein Aufschrei durch die Menschenmasse und dann fing die gesamte Kneipe an zu jubeln. Remus erkannte mit einem Blick die Ursache. England hatte den Schnatz gefangen. Sie hatten gewonnen... Seufzend schüttelte Remus den Kopf und legte ein bisschen Geld neben sein Glas. Er nickte Tom noch einmal zu, dann ging er in Richtung Ausgang. England hatte gewonnen, dabei gewannen die Italiener eigentlich immer, wenn Tonks dabei war. Zumindestens hatten sie das früher getan... Doch bevor er die Tür öffnete, wurde Remus bewusst, es war nicht mehr wie früher... _________________________________________________________________________________ Hmm... Das Ende ist ein bisschen depressiv... Das war eigentlich nicht so beabsichtigt und die Story sollte ja auch eigentlich ein bisschen lustig sein... Außerdem kommen mir Harry und Ron wie die Typen aus "Dumm und Dümmer" vor... Naja, bis zum nächsten Mal... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)