Die Ärzte - Kurzgeschichtensammlung von Lena_Jones (Hier findet ihr auch eure Wichtelstorys! ^.^) ================================================================================ Kapitel 12: Perfekt - Wichtelkurzgeschichte für Blasted ------------------------------------------------------- FROHES FEST EUCH ALLEN! Diese Wichtelstory ist für Blasted ^^ *knuddel* Ich hoffe nur sie gefällt dir! *hoff* *knuddel* LG Eures Lenchen ^^ PERFEKT Weihnachten. Bela hasste Weihnachten. Überall liefen nervige Kinder rum, die ihre Eltern anschrieen und gestresste Eltern, die hilflos ihren Kindern ausgesetzt waren. Deswegen hasste er es... und weil überall aus allen Lautsprechern in jedem verdammten Kaufhaus Weihnachtslieder dröhnten. Und er wusste nie was er verschenken sollte. Dieses Jahr würde er besonders Probleme bei Farins Geschenk bekommen. Waren sie doch seit kurzem zusammen, so wollte Bela seinem blonden Engel etwas ganz besonderes schenken, was seine Liebe zu ihm bewies. Schon seit einigen Stunden quälte er sich durch die Gänge. Für Rod hatte er schon etwas. Einen Reiseführer durch die Weine der Supermärkte. Das würde ihm sicher gefallen und Bela dachte dabei nicht nur an Rod und lachte ein wenig. Sein Rücken begann zu schmerzen, als er durch die Süßwarenabteilung nun schon zum fünften Mal lief und sich immer wieder beim Anblick von Merci dachte, wie einfallslos dies wäre. „Entschuldige Sie?“ Bela war verzweifelt und sah den einzigen Weg darin, einen Verkäufer um Rat zu bitten. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich suche ein Geschenk für jemanden ganz besonderes in meinem Leben...“ „Jemanden besonderes? Ich verstehe... Wir hätten hier eine Schmuckkollektion...“ „Bitte was?“ „Schmuck! Das ist es doch worauf die meisten stehen...“ „Ich glaube nicht...“ „Vielleicht Pralinen?“ „Das schenkt doch jeder...“ „Und wie wäre es mit Schuhen?“ „Ähm... Nein! Ich denke nicht, dass das geeignet wäre... Ich suche etwas Besonderes...“ „Wie wäre es mit... ähm... Reizwäsche?“ „WAS? Bitte? Wollen Sie mich verarschen?“ „Entschuldigen Sie, beruhigen Sie sich... aber Sie müssen es doch wissen... helfen sie mir doch auch ein bisschen... Besondere Interessen? Was mag s-“ „Hey! Willst du nicht verstehen? Es geht nicht darum, was diese Person mag! Es soll etwas sein, was sie liebt! Etwas Besonderes!“ „Frauen lieben Parfum“ Der Verkäufer schien nun angesichts Belas wählerischen Geschmacks etwas nervös und versuchte seine Gedanken zu Ideen zu formen. „Frauen?“ „Ja, wie wäre es mit dem „Coco Mademoiselle“ von Chanel? Meine Frau ist verrü-“ „Hallo?“ Bela schrie den Verkäufer jetzt schon fast an. „Es geht hier nicht um eine Frau!“ „Sie, oh...“ Der Verkäufer lief auf der Stelle purpurrot an und senkte beschämt den Kopf. „Oh? Ach auf einmal verstehst du? Ist es denn so ungewöhnlich, dass ein Mann für einen anderen Mann eine besondere Person sein kann?“ „Ne... neein... na- natürlich nicht“ Die Stimme des Verkäufers zitterte stark. Man sah es ihm an, dass er nun Angst vor dem Dunkelhaarigen hatte, immerhin war Bela doch ein Stückchen größer und natürlich aufgrund des Schlagzeugspielens etwas muskulöser gebaut. „Willst du mich beleidigen? Vielleicht weil ich anders bin?“ Bela wirkte nun wirklich wütend und schien gleich in die Luft zu gehen. „Ne-ein... natürlich nicht...“ „Kannst du mir jetzt helfen?“ „Vi... Vielleicht sollten Sie etwas Persönliches schenken... etwas... etwas... Selbstgemachtes...?“ Der Verkäufer wurde immer leiser und zittriger. „Ähm... etwas Selbstgemachtes?“ Bela wurde ruhiger und dachte nach. „Aber was?“ Wieder sah er den Verkäufer an, der kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen schien. „Ich... ich würde Ihnen gern helfen... Aber wenn Sie etwas Persönliches schenken wollen, dann kann ich Ihnen leider nicht helfen... weil... weil ich mich nicht in Ihr Privatleben einmischen will...“ „Das hoffe ich auch...“ Bela klang etwas verdrießlich, denn er wusste, dass der Verkäufer Recht hatte und er sich selbst etwas ausdenken musste. Er seufzte schwer und sah sich nachdenklich im Kaufhaus um. „Danke... ich muss mir wohl wirklich was selbst ausdenken... etwas Romantisches“ Das letzte murmelte der Dunkelhaarige im Weggehen und der Verkäufer sah ihm erleichtert nach. Bela war wirklich kein einfacher Kunde. „Jingle Bells, Jingle Bells, Jingle all the way... oh what fun it is to ride in a one-horse-open-slaaaaa... hey“ Die Stimme des Chilenen hallte durch das Wohnzimmer und übertönte die Weihnachts-CD fast. Das Klopfen des Nachbarn wurde einfach ignoriert und der Weihnachtsbaum weiter geschmückt. Die roten, gelben und grünen Weihnachtskugeln spiegelten sich in der dunklen Fensterscheibe wider und der Stern oben auf dem Baum schien es zu genießen so einen Ausblick zu haben. Rod betrachtete begnügt seinen großen Baum und roch schon den Vorweihnachtsbraten in der Küche. Dieses Jahr sollte die Weihnachtsfeier in seiner Wohnung stattfinden und er wollte seine beiden Bandkollegen nicht enttäuschen. Für Farin probierte er extra einen Gemüseauflauf a la Mama-Gonzalez. Er hatte sich extra das Rezept geholt, was seine Mutter nur widerwillig herausgerückt hatte, doch mit seinem Charme konnte er sie dazu überreden. Plötzlich veränderte sich das Klopfen an der Tür. Es war nicht mehr das wütende Klopfen des Punkers, der die Weihnachtsmusik bis durch die Decke hörte und sie grauenhaft fand. Es war ein anderes Klopfen. „ROD! MACH AUF!“ Bela trat auch einmal gegen die Tür, bevor sie aufgerissen und Bela mit einem Ruck herein gezogen wurde. „Bist du verrückt? Der Punker von oben soll nich hier rein kommen! Der killt mich...“ „Kein Wunder bei der Musik...“ Bela trat genervt zum CD-Player und stellte ihn ab. „Warum bist du hier?“ „Ich verzweifle!“ „Warum?“ „Farin!“ „Ist was passiert?“ „Nein... ich brauch ein Geschenk!“ Der Chilene verfiel in lautes Gelächter. Bela fühlte sich gekränkt. „Hast du eins?“ „Natürlich!“ Der Bassist konnte sich nur schwer unter Kontrolle halten, doch langsam beruhigte er sich wieder und ging mit Bela in die Küche. Der Ältere setzte sich an den Tisch und begann mit Rods Zippo zu spielen, während Rod nach dem Braten und dem Auflauf sah. Klick. „Was machst du?“ „Vorweihnachtsbraten... ich will ja nicht, dass ihr wegen mir am Weihnachtsessen verreckt!“ „Glaub mir Rod!“ lachte Bela. „Das will niemand!“ Klick. Für einige Minuten herrschte Stille. Rod stocherte in seinem Braten herum, während Bela mit dem Zippo spielte und geistesabwesend einen Artikel der Tageszeitung, die auf dem Küchentisch lag, las. Klick. Das Klicken des Zippos hallte in Belas Ohr wider. Klick. Es zog Erinnerungen aus der Tiefe. Klick. „Macht euch bereit! Rod leg das Ding weg!“ Rod sah auf sein Zippo. Klick. „Lass ihn doch!“ „Aber das nervt im Interview!“ Die drei sollten sich auf ein Interview vorbereiten. Ein wichtiges. „Bela?“ Klick. Farin hauchte die vier Buchstaben nur sehr leise in Belas Ohr. „Ja?“ „Kann ich kurz mit dir reden?“ „Na klar. Warum nicht?“ Farin zuckte mit den Schultern. Die beiden entfernten sich nur etwas. Das Klicken des Zippos war noch deutlich zu hören. Klick. „Also Farin? Was ist los?“ Farin sah den Älteren kurz nervös an. „Aber du darfst nicht lachen...“ „Hmm... okay?!“ Bela sah den Jüngeren kurz verwirrt an. „Versprochen? Verspreche es mir Bela!“ „Versprochen!“ Klick. „Okay...“ Farin atmete tief durch und sah zitternd zu Boden. „Ich...“ Bela starrte gespannt auf seinen Gitarristen. Er fragte sich, was er in so einer Situation nur zu sagen hatte. Klick. „Ich liebe dich.“ Klick. Ein letztes Mal ließ Bela das Feuerzeug zuklappen und legte es dann lächelnd zur Seite. „Ich mag es...“ Rod sprach ganz leise. „Was?“ „Das Klicken...“ „Hmm...“ „Es... macht mich glücklich...“ „Glücklich?“ „Es hat etwas ... etwas...“ Rod überlegte kurz. „Etwas... Vertrautes?“ Bela starrte auf die metallene Hülle des Feuerzeuges und schloss dann die Augen. „Ja... etwas Vertrautes. Ich hab es von dir...“ „Ich weiß... ich weiß... ich hab es dir geschenkt...“ Bela lachte ein wenig. „So etwas banales...“ „Du denkst an Farin?“ Der Kleinere nickte stumm und kratzte an seinem Handgelenk. Die Haare fielen ihm etwas ins Gesicht, so dass man seine Augen nicht ganz sehen konnte. Rod setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seine linke Schulter. „Hey... du findest schon was...“ „Ich kann ihm nicht unter die Augen treten...“ Bela kramte sein Handy aus der Tasche. Die Uhr zeigte viertel nach neun. Er tippte in eine SMS „Schuldige Engel, bin bei Rod, hab mich verquatscht, just watching Videos. CU. Love U. Dein Bengel“ und schickte sie an Farin. „Warum solltest du ihm nicht unter die Augen treten können?“ fragte der Chilene verdutzt und sah Bela fragend an. Der Drummer hob den Kopf und sah in die braunen verwirrt drein blickenden Augen seines Bassisten. „Kann ich einfach hier bleiben?“ „Klar...“ Rod war verwirrt. Er hatte Bela noch nie so unsicher gesehen. Die Hände des Drummers wischten nervös über den Tisch. Dann sah er Rod an. "Lass uns ein Video schaun oder so..." Die Sonne stand schon hoch und schien auf die geschlossenen Vorhänge des Schlafzimmers, als Rod ein starkes Klopfen und Klingeln von seiner Wohnungstür vernahm. "Ich hab doch gar keine Weihnachtsmusik an..." murmelte er verschlafen und stand schwankend auf "Bin unterwegs..." sagte er leise. Niemals hätte man ihn verstehen können wenn man neben ihm gestanden hätte geschweige denn hinter der Wohnungstür. Vorsichtig tastete sich der Bassist durch sein abgedunkeltes Zimmer. Das dämmrige Licht lies seinen Blick verschwimmen. Das Halbdunkel drückte ihm auf die Augen und er bekam Kopfschmerzen. Als er die Schlafzimmertür öffnete, hallte nun das Klopfen und Klingeln ein weniger lauter durch seinen Kopf. Er ließ den Blick durch das hellere Wohnzimmer gleiten und sah Bela, der sich auf der Schlafcouch mit der Decke verknotet hatte. Ein seichtes Schmunzeln legte sich auf Rods Lippen. Überall waren Chips und leere Bierflaschen verteilt. Ein paar leere Zigarettenschachteln lagen neben dem Wohnzimmertisch. Rod quälte sich immer damit diese direkt wegzuwerfen, deswegen sammelten sie sich in einigen Ecken seiner Wohnung. Ein paar DVDs stapelten quer auf dem Tisch und auf dem hellen Teppich lag eine fast leere Weinflasche. Der Teppich hatte den Großteil des Inhaltes in sich eingesaugt. Rod verzog das Gesicht und dachte dabei an die Rechnung, die bei der Reinigung wieder einmal aufkommen würde. Da das Klingeln nun penetranter wurde bewegte er sich ein wenig schneller auf die Tür zu. "Jaja... bin da!" sagte er halblaut und ohne darauf zu achten, dass er nur mit Boxershorts bekleidet war, öffnete er die Tür. Farin hatte sich so sehr in den Rhythmus des Klopfens und Klingelns hineingesteigert, dass es ihm nicht auffiel, als er gegen Rods Kopf klopfte. Nur das veränderte Material machte ihn stutzig. Seine Augen schweiften zu Rod. "Oh... Hi!" Rod sah das so typische Farin-Grinsen und musste unwillkürlich ebenfalls grinsen. "Komm rein..." sagte Rod verschlafen und öffnete die Tür noch ein Stück. "Wer ist es?" kam eine verschlafene Stimme aus dem Wohnzimmer. Dann hörte man nackte Füße auf kalten Boden platschen und Bela, der ebenfalls nur in Shorts bekleidet war, betrat den Flur. Wirre Blicke wurden ausgetauscht. Bela legte die Stirn in Falten und fühlte sich schuldig ohne etwas getan zu haben. Er verschränkte seine Arme vor seinem Körper und sah Farin nervös an. "Äh... hi Engel... was machst du denn hier?" „Stör ich bei irgendwas?" „Schlafen..." murmelte Rod, doch Farin hatte ihn genau verstanden, wodurch der Chilene einen misstrauischen Blick abbekam. "Allein?" "Natürlich!" - "Was sonst" sagten Rod und Bela durcheinander und liefen rot an, als ihnen die Wirkung der Situation klar wurde. Der Blonde hob eine Augenbraue. Doch plötzlich durchfuhr es ihn. Ohne ein weiteres Wort ging er ins Wohnzimmer, wo er ein unvorstellbares Chaos vorfand. Der Schlagzeuger und der Bassist folgten ihm. Er sah den Weinfleck und die leeren Bierflaschen. Er sah die Filme und die Decke und Belas Klamotten, die überall im Raum verteilt rumlagen. Er schlussfolgerte - falsch. Sein Blick streifte durch das Wohnzimmer. Langsam drehte er sich zu Bela und sah ihn fragend an. Der Gitarrist zitterte am ganzen Leib. Konnte es sein? "Farin!" wandte Rod ein. "Das wirkt alles ganz anders, als es ist... Bela hatte dir doch die SMS geschickt!" "Ja... ich weiß und ich würde gern glauben was drin stand... aber wenn ich mich hier umseh..." "Wir haben nur ein bisschen getrunken und ein paar Filme angeschaut..." "Und euch dabei ausgezogen und eine Orgie veranstaltet?" "Nein!" Bela tat einen Schritt auf den Jüngeren zu und sah ihm tief in die Augen. Dann senkte er den Blick. "Warum bist du so misstrauisch?" "Warum bist du halbnackt?" "Weil ich immer in Shorts schlafe!" "Aber muss das auch sein-" "Hey! Rod ist unser Band-Kollege! Wenn ich nicht mal bei ihm übernachten kann ohne dass du misstrauisch wirst..." "Ja?" "Ich weiß nicht... das ist doch lächerlich Farin!" "Hör mir zu Dirk!" Bela zuckte bei dem Namen leicht zusammen. "Wenn ich dir vertrauen soll, dann trink nichts, nachdem du mir versprochen hast, dass du nichts mehr trinken willst bis Silvester... und wenn dus doch tust... DAS ist lächerlich... dann bleib nicht einfach weg ohne mich anzurufen, wenn du mir vor noch ein paar Wochen gesagt hast, dass du es nicht gut fandest, als ich dir nur eine SMS schrieb, um zu sagen, dass ich länger unterwegs war... denn auch das ist lächerlich..." Bela hatte das ungute Gefühl, dass es hier gar nicht darum ging, dass er bei Rod übernachtet hatte. Er fühlte sich schuldig und wusste nicht warum. Er hatte gegen seine eigenen Versprechen gehandelt ohne wirklich darüber nachzudenken. Das Geschenk hatte ihm zu sehr den Verstand geraubt. Er wusste nicht was er Farin schenken sollte. "Aber..." "Ich hab grad ein wenig die Schnauze voll von dir!" "WAS? Bloß wegen den paar Sachen?" "Mir ist es wichtig!" Bela schauerte es. Sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Farin sah noch einmal zu Rod und ging dann zwischen den beiden hindurch auf die Tür zu und verließ die Wohnung. "Fuck..." murmelte Bela und starrte auf den Boden. Rod wusste nicht was er tun sollte. Er konnte das gerade Geschehene nicht ganz verarbeiten. Farin hatte den Kleinen zusammen geschrieen. Rod wusste nicht genau warum, er kannte die vorherigen Ereignisse nicht, doch ihm war diese Situation sehr unangenehm und er wusste nicht inwiefern er sich schuldig fühlen sollte. War es seine Schuld? War es Belas Schuld? Inwiefern hatte es damit zu tun, dass Bela bei ihm übernachtet hatte? Die braunen Augen des Chilenen huschten wirr durch den Flur und hafteten dann an der Wohnungstür, durch die gerade eben der Blonde verschwunden war. Bela strich sich nervös durch sein pechschwarzes Haar. Sein Schädel dröhnte und seine Knie zitterten. Er wollte dem Gitarristen nachlaufen, doch seine Füße hatten sich am Boden festgeklebt. "Ich muss nachdenken..." "Du bleibst hier! Wenn ich dich da jetzt rausgehen lasse, dann darf ich heut Abend nach einer Whiskey-Leiche suchen! Das will ich nicht! Bleib erstmal hier und beruhig dich und vielleicht fällt uns zusammen eine Lösung ein." Bela ging nicht auf Rods Ansprache ein, doch seine Schritte führten ihn nicht zur Wohnungstür, sondern zum Wohnzimmer. Er wühlte im CD-Schränkchen des Bassisten und ließ dabei unachtsam einige wertvolle Sammlerstücke auf den Boden fallen. "SAG MAL SPINNST DU?" schrie ihn Rod an und sammelte die CDs die schon am Boden lagen auf und hielt, nachdem er sie auf das Schränkchen gelegt hatte, Bela davon ab weitere Beatles-Raritäten im Wohnzimmer zu verteilen. Der Drummer sah Rod verständnislos an. Sein Blick war Leer. Das Grün-Blau der Augen hatte sich in ihn hinein gesogen und schien nun alle Gefühle mit sich in eine tiefe Leere zu ziehen. Rod ging einen Schritt zurück. „Geh bitte etwas vorsichtiger mit den CDs um…“ sagte er nun leise. Belas äußerer Zustand ließ ihn erzittern. Es sah furchterregend aus. Bela nickte langsam, dann wandte er sich wieder dem Regal zu. Sein Blick fiel auf eine etwas am Rand stehende CD. Er zog sie langsam aus dem Schränkchen und sein Blick erhellte sich. Er sah Rod grinsend an. „Ich hab die Idee!“ Er hielt die Hülle so nah vor Rods Gesicht, dass dieser kaum erkennen konnte, was es denn war, was den Drummer so in Euphorie stürzte. Noch bevor er seine Augen zusammenkneifen konnte flog die CD auf das Sofa. Bela kramte seine Sachen zusammen, drückte Rod kurz, zog sich an, grinste breit und stürmte zur Wohnungstür. „Tschüss! Wir sehen uns morgen, lass die Ente nich anbrennen!“ Und schon war der Ältere zur Tür hinaus. Rod war total verwirrt. Was war nur in den Schlagzeuger gefahren? Er sah zu seiner Couch und entdeckte die CD. Vom Cover her grinst ihm eine Sonnenblume of Death entgegen und Rod musste automatisch mitgrinsen. Das hatte Bela also vor… gar nicht mal so schlecht. Rod strich sich durchs Haar und ging in die Küche um sich einen Kaffee zu machen. Am nächsten Tag saß nun Farin schon bei Rod auf dem Sofa und starrte auf seine Geschenke, die er für Rod und Bela auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. Daneben lagen die Geschenke von Rod. Nur Bela fehlte noch. Der Chilene stand in der Küche und kümmerte sich um seinen Auflauf und den Braten. Beides sah schon sehr gut aus und Bela war mindestens eine Stunde zu spät. Plötzlich klopfte es an der Tür kurz gefolgt von einem Klingeln. Farin sah in die Richtung und Rod huschte aus der Küche zur Tür, öffnete sie und huschte wieder zurück in die Küche. Bela betrat ruhig die Wohnung. In seiner Hand hielt er ein einziges weihnachtlich verpacktes Päckchen. Farin sah es. Er wusste sofort, dass es nicht sein Geschenk sein sollte. Langsam ging der Drummer an der Küche vorbei, sagte Rod „hallo“ und ging dann ins Wohnzimmer, wo er zu den anderen vier Geschenken das fünfte, seines für Rod legte. Er setzte sich nur zaghaft in den Sessel gegenüber von Farin und starrte auf die Päckchen vor ihm. Seine Hände waren schwitzig. Eine nervenzerreißende Stille machte sich im Wohnzimmer breit. Diese hielt allerdings auch an, als ein grinsender Rod mit umgebundener Schürze an den Esstisch im Wohnzimmer trat und seinen Auflauf und den Braten auf den Tisch stellte. Geschirr und Besteck lagen schon bereit und seine Bandkollegen mussten sich nur noch an den Tisch setzen. Dies taten sie ohne ein Wort von sich zu geben. Rod band sich die Schürze ab und nahm ein Messer zur Hand. Damit schnitt er ein Stück des Bratens ab und legte es stolz grinsend auf Belas Teller. „Kartoffeln und Gemüse musst du dir schon selbst nehmen“ sagte er überheblich, als Bela seinen Teller zur Kartoffelschale hob. Der Blonde hatte sich schon ein Stück des Auflaufes genommen und wartete nun auf die anderen beiden. Im Hintergrund lief nervtötende Weihnachtsmusik. Bela dachte an den Weihnachtseinkauf im Kaufhaus und an den Verkäufer. Er sah kurz zu Farin und sein Körper bebte. Wie sollte er es anstellen? Würde Farin ihm folgen? Er musste! „Lasst es euch schmecken!“ sagte Rod total überschwänglich. Die Situation war ihm total unangenehm. Die beiden sollten gefälligst miteinander reden! Farin murmelte ein „Guten Appetit“ und Bela quetschte durch seine geschlossenen Lippen ein „Ebenfalls.“ Das Essen verlief still. Man hörte nur ab und zu, wie das Klirren von Besteck auf Tellern die Weihnachtsmusik übertönte. Langsam leerten sich die Teller und auch die Stimmung war im Tiefkeller. „Jetzt redet doch!“ sagte der Bassist aufgebracht. Er hielt die Stille nicht mehr aus und er konnte nicht verstehen, warum Bela Farin nicht aufklärte, was das Geschenk anging. „Warum sollte ich mit ihm reden? Er benimmt sich wie ein Kind!“ entgegnete ihm der Blonde. „Ich benehme mich nicht wie ein Kind! Du verstehst mich nicht!“ „Wo ist mein Geschenk?“ „Was?“ Bela sah Farin verwirrt an. „Geht es nur darum? Wo dein Geschenk ist?“ Dann fing der Drummer an zu lachen und strich sich durch sein schwarzes Haar. Er stand langsam auf und ging um den Tisch. Dann stand er neben Farin und sah ihn zögerlich an. Langsam beugte er sich hinunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Der Größere wusste nicht was er tun sollte und starrte nur auf die geschlossenen Lider seines Freundes. Bela löste sich von Farin und sah ihn fragend an. „Was willst du jetzt? Dass ich das hier sofort erwidere? Einfach so? Nachdem was seit gestern alles passiert ist?“ Bela schüttelte den Kopf. „Aber ich möchte, dass du mir folgst!“ Farin sah zu Rod, der nur zögerlich den Blick erwiderte. „Könntest du uns entschuldigen? Ich muss dem Engel sein Geschenk zeigen...“ Bela flüsterte fast und sah den Chilenen an. Rod nickte nur stumm. Eine wortlose Autofahrt später drehte der Schlagzeuger den Zündschlüssel im Schloss und wandte den Blick zu seinem blonden Beifahrer. Er lächelte ihn an, doch sein Lächeln wurde nicht erwidert. „Magst du mit reingehen?“ „Ja... aber ich weiß nicht was da sein sollte! Ich war vorhin erst da!“ Bela lachte ein wenig. „Ja ich weiß... aber warum denkst du... bin ich wohl zu spät gekommen?“ Bela stieg aus und knallte die Tür zu. Farin rührte sich nicht, verschränkte etwas die Arme und starrte aus der Frontscheibe. Der Ältere ging um das Auto und öffnete die Beifahrertür und hielt die Hand hin um Farin aus dem Wagen zu helfen. Der Gitarrist schnallte sich ab, nahm die Hand des Kleineren und stieg aus. Die Beiden standen nun vor ihrem Haus und starrten auf die Wohnungstür. Farin zitterte etwas. Er wusste nicht was er erwarten sollte, womit würde Bela ihn überraschen? Sie gingen vorsichtig auf die Tür zu und Bela öffnete sie langsam. Farin kniff die Augen zusammen, als könne jeden Moment ein Ungeheuer herausspringen und die beiden überfallen. Ihre Schritte hallten im Flur merkwürdig laut wider und die Wohnung wirkte für Weihnachten eher zu ruhig und unheimlich. „Okay mein Engel... bist du bereit?“ „Wo ist mein Geschenk?“ Wieder fing Bela an zu lachen. „Ich dachte an Weihnachten geht es um die Familie und um Liebe und nicht um Geschenke...“ „Ich will doch nur wissen was du mir schenkst, um mir deine Liebe zu zeigen...“ sagte der Blonde leise und wurde etwas rot. Bela lachte wieder etwas. „Du bist furchtbar süß“ flüsterte er und hauchte dem Gitarristen einen Kuss auf die Wange. Farin zitterte etwas. „Okay... folge mir!“ Bela ging auf das Schlafzimmer zu und nahm ein Tuch von der Türklinke, das er dort zurechtgelegt hatte. Dann drehte er sich zu Farin und hielt das Tuch hoch. „Augen verbinden?“ Willig ließ sich Farin die Augen verbinden und von dem Älteren in das Schlafzimmer führen. Bela sah sich um und lächelte zufrieden. Langsam reckte er sich zu Farins Kopf, öffnete das Tuch und nahm es von den Augen des Gitarristen. Dem Blonden klappte der Mund auf, als er sich im Zimmer umsah und wusste nichts zu sagen. Das ganze Zimmer war über und über mit Sonnenblumen voll gestellt. In der Mitte des Bettes lag eine kleine Kiste umgeben von vielen Sonnenblumenblüten. Auf dem Kopfkissen lagen in Blüten die Worte „Ich liebe dich“ gelegt. Farin rann eine Träne über die Wange und warf seine Arme um Belas Hals. Er drückte den Kleineren fest an sich und gab ihm dann einen zärtlichen Kuss, den Bela nur zu gern erwiderte. Langsam lösten sie sich aus dem Kuss, Farin seufzte schwer und setzte sich vorsichtig auf das Bett, nachdem er einige Blüten zur Seite geschoben hatte. Dann blickte er kurz in die grün-blauen Augen des Schlagzeugers bevor er sich dem Kästchen zuwandte. Er nahm es zögernd in die Hand und fuhr mit dem Finger sacht über den Deckel. Nun drückte er gegen die Seite des Deckels und hob ihn vorsichtig an. In dem Kästchen befand sich ein kleiner Zettel. Der Blonde nahm zitternd den Zettel und las ihn. „Mach den Musik-Player an?“ las er verwirrt vor und sah zu dem Gerät. Bela stand schon daneben und drückte den „Play“-Knopf. Ein „Warum kann’s nicht Perfekt sein?“ schwebte durch das Zimmer. „Frohe Weihnachten“ murmelte Bela, setzte sich zu Farin, schob die Kiste zur Seite und küsste ihn innig. Warum kann´s nicht perfekt sein? So wie in einem Liebeslied? Oder so wie im Film sein, wo der Boy vor dem Mädchen kniet und ihre Hand nimmt und ihr ganz tief in die Augen blickt? Einfach alles stimmt. Nichts an dem wirkt ungeschickt. Kerzen brennen und Champagner steht bereit. Doch so ist es niemals in Wirklichkeit. Warum kann´s nicht perfekt sein? schau der Himmel ist sternenklar. Schenkt uns noch ein Glas Sekt ein. Wenn das grad keine Sternschnuppe. Doch wir wünschen uns nix, weil wir so glücklich sind. Nichts hat jetzt mehr Gewicht. Die Liebe macht uns für alles um uns blind. Und das Radio spielt einen Song von Barry Many Low. Doch leider ist´s im Leben niemals so. Warum kann´s nicht perfekt sein? Ist das denn schon zu viel verlangt? Warum kann´s nicht perfekt sein? Warum ham wir schon wieder gezankt? Warum denk ich an Sex wenn du grad romantisch bist? Du sprichst von deinem Ex wenn’s grad nicht so ratsam ist. Und im Radio spieln sie ein Lied von Klaus und Klaus. Doch sogar das hält unsere Liebe aus. Denn du nimmst meine Hand und küsst mich. Und mir wird klar ganz plötzlich, er war immer da ich hab´s nur nicht gecheckt. Denn ganz genau dieser Moment, er ist perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)