Alles wegen Rioroute von Monkey-D-Suria ================================================================================ Kapitel 6: Ich streike! ----------------------- "Ach, Schatz, das fühlt sich gar nicht gut an!" Meine Mutter befühlte meine Stirn, meine Wangen, meinen Hals. "Du bist ja ganz heiß! Und knallrot siehst du auch aus!" "Ich sage doch, mir ist heute so schwummrig!", antwortete ich matt. "Augenblick mal, Schatz, ich hole sofort den Fieberthermometer!" Meine Mutter war sofort nach unten gesaust und ich ließ mich in meine Kissen zurücksinken. Ich hatte heute nach dem Weckerklingeln fast die ganze Zeit auf der Toilette verbracht und mich dann schwach in mein Zimmer geschleppt. Ich hatte es nur noch geschafft, so laut es ging nach meiner Mutter zu rufen und mich dann ins Bett zurückfallen lassen. Sie hatte sich schon fast auf den Weg zur Arbeit gemacht und war noch mal zurückgelaufen, um mir zu helfen. Sie kam mit dem Thermometer zurück und nach einigen Minuten wieder, um nach den Werten zu schauen. "Meine Güte, Helen, das sieht wirklich schlecht aus!" Sie war sichtlich geschockt. "Ich fühle mich so schlecht, dich heute hier allein zu lassen!" "Mama, ich bin doch kein Kind mehr!", protestierte ich. Und dann setzte ich meinen besten Hundeblick auf und fragte: "Kann ich denn trotzdem noch zur Schule gehen?" Meine Mutter stand energisch auf und sagte: "Unsinn! Du bleibst heute im Bett! Ich koche dir noch eine Kanne Tee und fahre dann. Nach der Arbeit fahre ich noch bei der Apotheke vorbei. Du aber trinkst viel. Du musst dich ordentlich ausschwitzen!" "Na, wenn es nicht anders geht!" Resigniert ließ ich mich erneut in meine Kissen fallen. Als meine Mutter mir schließlich die Kanne Tee gebracht hatte und zur Arbeit gefahren war, sauste ich blitzschnell ins Bad und wischte mir die Vaseline vom Gesicht und Hals. Ich war allergisch gegen dieses eklige Zeug, so dass meine Haut immer ganz heiß und gerötet davon wurde. Ansonsten hatte ich genau darauf geachtet, dass mein Fieberthermometer nicht zu heiß lief, als ich ihn gegen meine Zimmerlampe hielt. Alles Weitere, meine lange Zeit auf der Toilette, mein angeblich schwacher Zustand, war nur gespielt. Dann schickte ich Ritz noch eine SMS und schrieb, dass ich heute nicht zur Schule kommen würde, weil ich ja soo krank sei und ging dann ins Bett zurück. Ja, Sie haben es erraten, lieber Leser: Ich, Helen Riley, die ungeschlagene Streberin und Einserschülerin, hatte eine Krankheit simuliert, um heute - oder vielleicht noch einige Tage mehr - nicht zur Schule gehen zu müssen. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich ohne eine Krankheit (oder zumindest ohne eine ECHTE Krankheit) zu Hause blieb. Dann dachte ich daran zurück, wie ich mir vor ungefähr 2 Jahren fest vorgenommen hatte, niemals zu schwänzen. Und jetzt, dachte ich, während sich meine Innereien krümmten, habe ich diesen Vorsatz gebrochen. Aber es war keinesfalls so, als würde ich freiwillig schwänzen. Ich war inzwischen bereit, jede Alternative auf mich zu nehmen, nur um nicht noch länger mit einem gewissen Typen in der Klasse zu sein, der mich wahnsinnig machte. Laut seinem Brief würde er sich andere Wege suchen, um mich davon zu überzeugen, dass ich ihm eine Chance gab. Und diese "anderen Wege" bestanden nicht mehr darin, dass er mir während des Unterrichts offensichtlich seine Liebe bekundete oder seine dumme Platte abspielte; "andere Wege" bedeuteten für ihn, dass er an mir klebte, wie eine mit Sekundenkleber angebrachte Klette oder mir irgendwelche Briefchen schrieb, die nicht mehr vor Schmalz triefen konnten. Und wenn ich schon daran zurückdachte, dann wurde mir tatsächlich schlecht. Ich hatte mir diesen Umstand schon einige Wochen lang angetan, noch mehr hielt ich nicht durch. Eher schwänzte ich und verpasste was vom Unterricht, als dass ich mir das noch länger antun würde. Denn wenn es der Fall wäre, dann, so vermutete ich, würde ich eher heute als morgen im Sanatorium landen. Wobei ... das wäre schon mal was! Dort zu leben! Dann hätte man wenigstens von allem Ruhe. Und wäre von allem abgeschieden. Vor allem von dem Verrückten, der eigentlich an meiner Stelle in der Klapse landen sollte ... Ich schüttelte diese unsinnigen Gedanken ab und legte mich mit meinen Schulbüchern ins Bett - ich beruhigte mein schlechtes Gewissen, den Unterricht zu schwänzen, damit, indem ich zumindest mit den Büchern lernte. Ich verbrachte einen ziemlich langweiligen Tag. Nach einigen Stunden hatte ich die Nase voll von den Büchern und im Fernseher lief nichts. Also legte ich meine schon bestimmt 10mal ausgelesenen Bücher mit ins Bett und begann, lustlos darin zu blättern. Gerade, als ich auf diese Art und Weise mein fünftes Buch "gelesen" hatte, klingelte es an der Haustür. Mein Zimmer liegt, mit dem Schlafzimmer der Eltern, dem Gästezimmer und dem Gästebad, auf der 2. Etage. Diese ist mit Hilfe der Treppe, die bei uns im Eingangsbereich steht, zugänglich. Und die Klingel ist auch nicht so laut, aber da mein Gehör durch meinen Musikunterricht sehr gut ausgeprägt ist, höre ich es von meinem Zimmer immer, wenn es unten klingelt. Dennoch schien es mir so, als hätte ich es mir eingebildet und blieb vorerst liegen. Erst als es das zweite Mal klingelte, dieses Mal wesentlich länger, konnte ich es nicht länger als Einbildung abtun. Daher bequemte ich mich dazu, mich aus dem Bett zu hieven und die Treppe herunterzusteigen. Beim Vorbeigehen an der großen Wanduhr stellte ich fest, dass es schon kurz nach 14:00 Uhr war. Es ist bestimmt Mama, dachte ich. Sie ist heute Morgen mal wieder so schnell aus dem Haus geeilt, dass sie ihren Haustürschlüssel zu Hause vergessen hat. So was war schon öfters passiert. Ich amüsierte mich. Gleich würde ich die Tür öffnen und mir einen Wutausbruch meiner Mutter antun, wie ungerecht die Welt doch sei und wie unnötig, dass man immer alles in diesem Stress vergaß. Sie selber war nie Schuld. Im nächsten Moment mischte sich Ärger in mein Schmunzeln, als die Klingel, kaum hatte ich die letzte Stufe der Treppe betreten, noch mal ertönte - dieses Mal in einem regelrechten Stakkato. "Ist ja schon gut, ich bin gleich da!", schimpfte ich und öffnete die Tür. Auf der Schwelle stand nicht Mama. Es war dieser Wahnsinnige. Vollkommen außer Atem, hatte er sich nach vorne gebückt und sich mit seinen Händen an seinen Oberschenkeln abgestützt. Dann schaute er hoch und brachte zwischen seinen raschen Atemzügen etwas hervor, dass so klang, wie: " Gosseidank ... dachtescho ... duwärst ... nischda!" Nun war mir wirklich schlecht. Wirklich SEHR schlecht. Ich überlegte, ob ich nicht einfach die Tür zuschmettern sollte, aber ich war mir sicher, dass er dann so lange weiter klingeln würde, bis ich ihm wieder öffnete. Außerdem war mir, jetzt, da meine erste Wut über diesen vollkommenen Besuch ein wenig abgeklungen war, alles egal. Aber er bat sich auch, nachdem er sich beruhigt hatte, ohnehin selbst herein. Ich regte mich schon gar nicht über so was auf. Wozu? Nach einer Weile war Rioroute nicht mehr außer Atem und konnte seine Platte wieder abspielen: "Dachte schon, du bist beim Arzt. Als Ritz mir heute gesagt hast, du wärst krank, da habe ich mich sehr erschrocken. Ich habe mir solche Sorgen gemacht!" - "Also, gestorben ist von einer kleinen Erkältung noch niemand!", giftete ich. Er wiederum fragte: "Ja, aber man macht sich doch trotzdem Sorgen, wenn die Menschen, die man liebt, krank sind, oder?" Gott, der Allmächtige im Himmel, wie das vor Schleim triefte! Er fuhr fort: "Jedenfalls bin ich direkt nachdem die Schule aus war, hierher gelaufen. Ich will unbedingt wissen, wie es dir geht!" Er ist den ganzen Weg von der Schule bis hierher gelaufen? Also, das beeindruckte mich doch. Aber ich ließ mir nichts anmerken. "Gut geht's mir und jetzt kannst du auch wieder ge ..."- "Und wann kommst du wieder zur Schule?", unterbrach er mich. "Weiß ich nicht, ich ...", begann ich ungeduldig, aber er unterbrach mich erneut: "Dann besuche ich dich jeden Tag nach der Schule, so lange, bis du wieder gesund bist!" Wieder einmal ging ich in die Luft: "Sag mal, was soll denn das? Kannst du mich nicht einmal von deiner nervigen Anwesenheit befreien?" "Ich dachte, du freust dich, wenn ich dich besuchen komme!" Er schmollte. "Ja, aber nicht in deinem Fall! Wenn ich dich jeden Tag sehe, dann werde ich nie gesund!", schimpfte ich. "Ich brauche Ruhe. RUHE. Und keinen, der andauernd vor mir herum scharwenzelt und mich vergeblich anflirtet." Er zuckte mit den Achseln. "Dann lass ich es halt sein. Stattdessen kümmere ich mich und pflege dich, bis du wieder gesund bist!" "Du kapierst es einfach nicht, oder? Ich will ...", begann ich, doch in diesem Moment tat mir der Kopf entsetzlich weh. Ich hatte den Eindruck, gegen eine sehr solide Wand anzureden, obwohl ich mir so sehr wünschte, diese endlich einzureißen. Ich glaube, keiner würde da etwas erreichen, außer Kopfschmerzen. Daher hielt ich mir stöhnend den Kopf und ging in die Knie. "Helen? HELEN! Ist alles in Ordnung?", hörte ich ihn besorgt rufen, aber das registrierte ich nicht. Bei mir drehte sich alles: Gedanken, Gefühle, alles! Warum nur ließ er mich NIE in Ruhe? Er hatte mich zu Hause belästigt. Er- "Helen, du musst dich hinlegen und ausruhen!" Er war mir bis auf die Schule gefolgt. Und auch dort hatte er mich immer verfolgt. Und auch jetzt, wo ich unter einem Vorwand wenigstens ein paar Tage Ruhe vor ihm haben wollte, belästigte er mich. Ich verstand ihn einfach nicht. Ich verstand Jungs generell nicht. Entweder waren sie fies zu einem oder sie belästigten einen. Warum war - "Komm, ich helfe dir!" Plötzlich fühlte ich, wie er einen Arm unter meinen Rücken und den anderen unter meine Beine schob und mich hochhob. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen oder mich anders gewehrt. Ich WOLLTE ja! Aber irgendwie ... konnte ich nicht! So trug er mich ins Wohnzimmer und legte mich aufs Sofa. An der Sofalehne liegt bei uns immer eine zusammen gelegte Decke, weil meine Mama gerne damit vor dem Fernseher kuschelt. Er nahm die Decke und legte sie über mich. Warum war die ganze Welt nur so unfair? Und so verdreht? Und dieser Typ hier ... das grenzte schon an Stalking! Immer wieder rückte er mir auf die Pelle, obwohl ich schon unzählige Male betont hatte, dass er genau das Gegenteil von dem erreichte, was er erreichen wollte - und mich endlich in Ruhe lassen sollte! Warum verstand er das nicht? Und ich ... ich verstand ihn doch genauso wenig! Warum gab er einfach nicht auf? Warum belästigte er mich stets mit seiner nervigen Anwesenheit? Warum war er außerdem auch noch so nett zu mir, obgleich ich bisher immer nur eklig zu ihm war? "Und jetzt warte hier, ja? Ich hole einen Arzt!", sagte er. Das fehlte noch! "Nein, ist schon gut, mir fehlt nichts!", sagte ich schnell. "Das kannst du den grünen Kobolden erzählen! Ich sehe doch, dass ...", begann er, doch ich unterbrach ihn: "Ich brauche einfach nur Ruhe! Lass mich einfach allein, okay?" Und nun geschah etwas, was ich am liebsten verhindert hätte. Was ich vor keinem Menschen getan hätte, nicht mal unter Folter. Und erst Recht nicht vor IHM, meinem erklärten Feind! Mir kamen die Tränen und kullerten die Wangen runter. Energisch wischte ich sie weg und holte tief Luft, um meine Selbstbeherrschung wieder zu gewinnen, aber ich heulte einfach weiter. Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich wusste keinen Ausweg mehr. Egal, was ich machen würde - er würde immer schneller und gewitzter sein, als ich. Er würde mich auf ewig nerven. Selbst wenn ich mich in einen Bunker einschließen lassen würde, mit Betonwänden und einer hermetisch versiegelten Tür - ich wette, er würde dafür sorgen, dass der Bunker eingerissen wird. Und niemand würde mir helfen können. Denn schließlich war ja jeder auf SEINER Seite. Und dann war da noch was anderes ... etwas anderes ging in mir vor, was ich nicht einordnen konnte. Vielleicht, weil ich das nicht einordnen WOLLTE ... Er dachte offenbar gar nicht daran, auf mich zu hören. Er sah mich an. Er sah mich lange an. Es war mir so entsetzlich peinlich, wie er mich studierte, während ich weinte und meine Tränen, so sehr ich kämpfte, nicht stoppen konnte. Ich wusste nicht mal, wieso ich WIRKLICH weinte. Aber er hatte offenbar eine Erklärung. Ich sah, wie seine Augen sich von Sekunde zu Sekunde weiteten und weiteten und schließlich - nickte er und schaute mich an. Eindringlich und ... tieftraurig. Ich hatte ihn schon öfters traurig gesehen, aber mir kam es so vor, als hätte er noch nie zuvor so traurig geguckt. "Du weinst wegen mir, oder?", fragte er mit gezwungener fester Stimme. "Ich ... ich weine wegen ... wegen vieler Sachen, die mir gerade im Kopf vorgehen!", antwortete ich. "Und nun geh. Bitte! Ich muss allein sein!" Er nickte noch mal und - man glaubte es kaum! - drehte sich um und ging weg. Dann kam er wieder und sagte (und dieses Mal konnte nicht einmal die stärkste Gezwungenheit das Zittern in seiner Stimme verbergen): "Ich habe schon verstanden. Du weinst wegen mir. Ich habe nie gedacht, dass ich dich so verletzen würde. Ich habe immer gedacht, dass wenn ich am Ball bleibe, ich dich irgendwann für mich gewinnen könnte, aber ... offenbar habe ich genau das Gegenteil erreicht. Und ich habe noch etwas viel Schlimmeres getan - nämlich dich verletzt! Aber nun ist Schluss damit! Ich lasse dich in Ruhe! Und damit meine ich nicht nur für jetzt! Für-" Und dann hörte ich schnelle Schritte und die Haustür knallen. Ich wusste nicht wieso, aber mir ging es nicht besser. Nur schlechter. Ich wusste nicht wieso, aber mein Gefühlswirrwarr hatte sich dadurch nur noch verschlimmert. Ich wusste nicht wieso, aber nun heulte ich stärker, als je zuvor. Verdammt, wieso war das bloß so? Ging es mir vorhin nicht deshalb so schlecht, weil ich der Meinung war, ich müsste ihn fortan bis in alle Ewigkeit ertragen? Und jetzt - jetzt hatte er mir doch versprochen, dass er mich in Ruhe lassen würde! Aber ich wusste es besser. Er hatte es mir in der Vergangenheit schon oft versprochen. Und hatte er das jemals durchgezogen? Aber dieses Mal ... dieses Mal spürte ich, dass ... dass es anders war. Aber warum, warum war das so, dass irgendein komisches Gefühl in mir, das ich nicht einordnen konnte (und WOLLTE) bei diesem Gedanken mein gesamtes Innerstes zerdrückte? Warum fühlte ich sogar Mitleid für den Kerl, wie er mich so traurig angeschaut und zitternd gesprochen hatte? Schließlich war er nach wie vor mein erklärter Feind! ... Oder? Nach einer Weile kam meine Mutter nach Hause, voll bepackt mit Plastiktüten aus der Apotheke, in denen alle möglichen Arzneien drin waren, so als ob ich nicht einfach "nur" erkältet, sondern sterbenskrank war. Sie war sehr erstaunt, mich im Wohnzimmer vorzufinden, dazu noch mit zu allen vorherigen "Symptomen" dazu gekommenen roten Augen. Ich beharrte darauf, dass es mir besser ging, ich nichts von der Medizin bräuchte und morgen wieder zur Schule könnte, aber sie wollte nichts davon hören. Sie packte mich in mein Bett zurück und zwang mich, alles Mögliche an Medizin zu nehmen - und ich tat natürlich nur so, als ob - und als sie Fieber messen wollte, heizte ich den Thermometer dieses Mal nicht an der Lampe auf. Mir war die Lust am Simulieren gründlich vergangen. Mir war es egal, ob ich auffliegen würde. Aber meiner Mutter kam wohl nichts seltsam vor, sie wunderte sich nur darüber, wie schnell mein Fieber wieder abgeklungen war. Mit einem letzten Murmeln darüber, dass man sich heutzutage nicht einmal mehr auf Fieberthermometer verlassen könnte, verließ sie mein Zimmer. Nachmittags besuchten mich Ritz und Drake und blieben auch nicht lange, vielleicht deshalb, weil sie merkten, wie wortkarg und missmutig ich war. Und da meine Mutter ebenfalls darauf beharrte, dass ich zumindest auch den Tag darauf zu Hause blieb, nur um sicher zu gehen, hatte ich eine Menge Zeit gehabt, über alles nachzudenken. Aber so sehr ich mich bemühte, ich kam nicht aus dem Gefühlswirrwarr heraus. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Wieso ging es mir schlecht, wenn er die ganze Zeit um mich rum scharwenzelte, aber noch schlechter beim Gedanken, dass er das fortan nicht mehr tun würde? Dabei mochte ich ihn doch gar nicht! Ich mochte ihn nicht! War es einfach deshalb, weil es mir gefallen hatte, dass er mich so umgarnt hatte, obwohl er es auf eine ... recht ... unkonventionelle Art und Weise getan hatte? Aber warum hatte ich ihm dann immer wieder solche gemeinen Sprüche an den Kopf geworfen? Und warum tat er mir trotz allem so leid? Dabei mochte ich ihn doch gar nicht! Ich mochte ihn nicht! Ich dachte lange über alles nach, fand aber trotzdem keinen Ausweg aus meinem Dilemma. Also beschloss ich, mit jemandem darüber zu reden und mir einen hilfreichen Rat einzuholen. Aber mit wem sollte ich reden? Mit Ritz? Die würde mir wahrscheinlich höchstens fünf Minuten zuhören und zu meinem schlechten Gewissen noch eine Extrabeilage dazu geben, indem sie mir sagen würde, dass ich mich zu Recht so fühlte ... oder sie würde daraus schließen, dass ich doch Gefühle für den Kerl hätte (IGITT!). Mit Drake? Mal abgesehen davon, dass ich über solche Themen nie mit meinem Cousin sprach - ich kannte ihn: er würde keinen Rat für mich haben und stattdessen zwischen mir und Rioroute vermitteln, damit wir eine Einigung erreichen würden. Ergo - er würde alles, was ich ihm erzählen würde, Rioroute erzählen. Ergo - Rioroute würde daraus schließen, dass er Schuld an meinem Gefühlswirrwarr war. Ergo - er würde in seinem kranken Hirn denken, dass ich tatsächlich was von ihm wollte (NOCH MEHR IGITT!) Mit Mama? Vielleicht würde sie mir am besten von allen zuhören, aber so wie ich Mama kannte, würde sie das Ganze eher süß finden und meine Probleme als "die ersten Beziehungsprobleme ihrer Tochter" abtun, obwohl ich nie im Leben eine Beziehung mit ihm hatte (TAUSEND MAL MEHR IGITT!!!) Und mit Papa? Das ist nun der dümmste Gedanke, den man haben konnte, Helen! Vor allem weil - so wie ich vermutete - Papa bei der bloßen Erwähnung des Namens von diesem Kerl vor Wut ein Telefonbuch mit bloßen Händen zerreißen würde. Aber was sollte ich sonst tun? Nun, dann musste ich wohl oder übel selbst aus dem Schlammassel herausfinden. Also begann ich meine Gedanken und Gefühle gegeneinander abzuwägen. Es stimmte schon: der Kerl war einfach nur nervig und war es von Anfang an gewesen. Wie er mich durchwegs angebaggert hatte - einfach ekelhaft! Und je weiter das ging, je mehr ich ihn ablehnte, desto dreister wurde er. Aber vielleicht hatte Ritz einfach Recht in der Hinsicht, dass er sonst nicht mehr wusste, was er tat? Trotzdem - wenn man sich einem Menschen so stark aufdrängte, dann müsste man sich sehr wundern, dass der Mensch ihn nicht als Stalker bei der Polizei anzeigte. Und doch - er war vielleicht nervig, vielleicht sogar etwas wahnsinnig, aber ... er war nicht gemein. Er war bisher immer nur nett zu mir gewesen. Nie hatte er mich angegriffen oder zurückgemotzt, wenn ich ihn aufs Höchste beleidigt hatte. Und ... egal, was ich bisher gegen ihn unternommen hatte, er hatte sich immer weiter um mich bemüht. Vielleicht meinte er es tatsächlich ernst mit mir und ich sollte ihm eine - Aber was wäre, WENN ich ihm eine Chance geben würde? Vielleicht war das Ganze ein perfides Spiel und er hatte die Masche nur durchgezogen, um sich selber zu bestätigen, dass er auch mich rumkriegen konnte. Und wenn ich ihm eine Chance gäbe, dann würde er nach zwei Tagen nichts mehr von mir wissen wollen. Nein, danke! Das hatte ich schon zwei Mal erlebt und das musste nicht noch mal sein! Da wären mir sogar die Kerle lieber, die mich öffentlich und offensichtlich verabscheuten und ablehnten. Ich hatte genug davon, den Kerlen immer wieder zu vertrauen. Am Ende war sowieso immer alles gleich. Am Ende war JEDER gleich. Wer sagte mir, dass es jetzt anders werden würde? Wer sagte mir, dass RIOROUTE anders war? So fand ich einfach keine Lösung für mein Problem. Wenn ich dachte, ich hätte eine Lösung gefunden, kam mir immer ein Gedanke, welcher die Lösung ausschloss. Ich fand also keinen Ausweg aus dem Wirrwarr. Und in der nächsten Zeit erwarteten mich Ereignisse, die, anstelle mich auf den richtigen Weg zu leiten, den Wirrwarr in mir nur noch vergrößerten... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hallo meine lieben Leser! Ich weiß, ich bin wieder einmal sehr spät dran mit dem neuen Kapitel! Es liegt fast schon ein Jahr zurück, dass ich den Letzten hochgeladen habe! Ich habe den Anfang dieses Kapitels auch Anfang dieses Jahres geschrieben, musste aber vorerst abbrechen, weil ich zunächst einmal meine Abschlussprüfungen zu absolvieren hatte und dann etwas Ärger in der Abteilung hatte, das mich belastete und obendrein eine Schreibblockade hatte. Ich fürchte, man kann beim Lesen die lange Pause, die ich beim Schreiben gemacht habe, sehr gut erkennen -.-. Ich grüße alle lieben Menschen, die diese FF lesen und kommentieren, wie Manu/Phoebe, knoedelchen u. a. Widmen möchte ich dieses Kapitel 3 Personen: - meinem Freund, der mich zum Schreiben inspiriert und mir aus der Blockade heraus geholfen hat (der ist übrigens charakterlich genauso, wie Rioroute, das find ich witzig^^) - Cherry und ihrem Bruder, die mir in all der Zeit immer noch treu geblieben sind *euch drück*. Ich hoffe, euch hat der Wendepunkt in Helens Gedanken/Gefühlen gefallen, auch wenn ich diesen meiner Meinung nach noch besser hätte ausdrücken können und dieser auch sehr abrupt kam und nicht übergangsweise … Ich hoffe sehr, dass mir jetzt nichts Weiteres mehr dazwischen kommt und ich die nächsten Kapitel flüssig weiter schreiben kann (in meinem Kopf sind sie immerhin schon grob geschrieben^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)