Liebe, bis dass der Tod sie scheidet von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Haaalloooooo Atuuuuuuu!!!! *winku* Das Werk ist vollbracht! Endlich nach sicher über drei Monaten ^o^ Aber dafür ist es hoffe ich auch gut geworden =^.^= Meine beiden Betas Flokki und Mo sind auf jeden Fall sehr sehr zufrieden, soweit ich das beurteilen kann ^^b Ich hoffe, dass dir die FF auch gefällt und wenn nicht, dann ruf ich Gabriel an und sag' ihm, dass er dich dazu bringen soll zu sagen, dass dir die Story sehr wohl gefällt! Und wie das enden wird weißt du ja! Muahahahahahahahahaha! Also hüte dich mit dem, was du sagst *mit dem Zeigefinger droh* Nyooo...auf jeden Fall ist da wohl doch genung drin, das deinem Geschmack entsprechen dürfte...es gibt sogar Peitschen ^.- Alsoooo, ich hoffe du wirst Spaß haben am Lesen, das Schreiben hat auf jeden Fall einen riesen Spaß gemacht, und vom Strudel der Emotionen hin und her gerissen sein *wuoooosch* XDDDDD Viel Spaß natürlich auch allen anderen, die mal so ganz zufällig auf diese FF gestoßen sind und das Abenteuer sie zu lesen gewagt haben ^__________________________________________^v Liebe bis, dass der Tod sie scheidet Mit halb geschlossenen Augen gegen die warme, helle Sonne anblinzelnd, saß Zadei mit angezogenen Beinen und um die Knie geschlungenen Armen an einem klaren See im Gras und blickte vor sich hin träumend auf die klare Wasseroberfläche. Er liebte diesen geheimen Ort, den sein Liebster für sie beide ausgesucht hatte, waren sie hier doch stets ungestört und unentdeckt geblieben. Seine leicht gebräunte Haut schimmerte vom Baden noch feucht im Licht. Hinter ihm raschelte es verhalten. Schritte näherten sich ihm ruhig. Arme umschlangen ihn fest, zogen ihn an eine kühle, wasserbenetzte Brust. Er spürte den einlullenden Herzschlag an seinem Rücken und lehnte sich tief seufzend in die Umarmung. -" Was seufzt du so? Du klingst wie ein alter griesgrämiger Mann", neckte Titius, strich ihm sanft über das halbtrockene, ungeordnete Haar. Leicht lächelnd hob Zadei die Arme, verschränkte sie locker in Tetis Nacken. Er schüttelte sachte den Kopf. -" Keine Gram...nur Glück. In mir ist nichts als Glück". -" Tatsächlich?", schnurrte der geflügelte Dämon mit belustigtem Unterton, drückte seinem Geliebten einen Kuss in den Nacken, " Sonst ist nichts in dir?" -" Ich glaube nicht", ließ Zadei nachdenklich verlauten, drehte dann den Kopf etwas zur Seite und blickte Titius frech an. " Aber du kannst es gern überprüfen". Ein intensiver Blick aus bernsteinfarbenen, funkelnden Augen lud den Langhaarigen geradezu dazu ein Unanständiges anzustellen. -" Gerne doch", hauche Titius und drückte den Dämonengeneral nieder ins Gras. -" Oh nein nein nein nein...das musst du dir erst erkämpfen", lachte Zadei und warf sich herum. Ineinander verschlungen, spielerisch um die Oberhand ringend, purzelten die nackten Leiber durch das Gras in den See. Prustend schüttelte Zadei wild seine Mähne, rannte, insofern man im Wasser wirklich rennen konnte, weiter in den See hinein. -" Na los! Komm und hol' mich dir!", rief er übermütig, wehrte den sich nähernden Titius, dessen Kampfgeist geweckt war, ab, indem er wild mit den Armen ins Wasser schlug, es aufwirbelte und dann in beide Hände schöpfte, um es ihm hastig entgegen zu schleudern. -" Das ist unfair!", rief Teti lachend, setzte gleichermaßen zum Gegenangriff an. Es dauerte keine zwei Sekunden, da war auch schon eine Wasserschlacht, die sich gewaschen hatte in vollem Gang. Murrend öffnete Gelm die Augen, zwinkerte ein paar Mal, als er direkt in die grelle Sonne blickte. Lautes Gelächter drang zu der Lichtung, wo er sich niedergelegt hatte, um ein wenig zu dösen, vor. Mit leicht mürrisch verzogenen Mundwinkeln erhob er sich. Nicht einmal in Ruhe schlafen konnte man. Wieder lachte jemand glockenhell. Nachdenklich versuchte er die klare, ihm bekannt vorkommende Stimme einem Gesicht zuzuordnen, während er sich Laub aus Haar und Kleidern klopfte. Langsam setzte er sich in Bewegung, folgte dem von Quiecken und Kreischen durchsetztem Gelächter. Er blieb ein paar Meter vom See entfernt stehen und beobachtete die zwei, nur schemenhaft erkannbaren Gestalten, die ausgelassen planschend für den störenden Lärm sorgten. Sein Blick schweifte über das Ufer und blieb an einem Kleiderhaufen, der dort lag, hängen. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe. Im nächsten Moment stahl sich ein spitzbübisches Lächeln auf seine Lippen. Lautlos schlüpfte er durch einige Büsche hindurch, um seiner plötzlichen Laune zu folgen. Vorsichtshalber blickte er noch mal zum See, um sicher zu gehen nicht erwischt zu werden. Ein schwarzer Schopf und dahinter, in einiger Entfernung, ein heller schwammen mit kräftigen Zügen auf ihn zu. Eilig raffte er die Kleidungstücke auf, in der festen Überzeugung noch ungesehen davon kommen zu können. -" Zadei! Jetzt warte doch auf mich!" Bereits zum Gehen umgewandt, fuhr Gelm herum und seine kaffebraunen Augen weiteten sich vor Unglauben. Sein entsetzter Blick folgte dem Berater des Dämonenkaisers, der nackt wie Gott ihn erschuf, den verhassten, ebenfalls völlig nackten, Dämonengeneral, der nun am Ufer stand und sich das nasse Haar aus dem Gesicht wischte, mit weit ausholenden Schritten einholte, ihn von hinten ansprang, die schlanken Arme um seine breiten Schultern, die langen Beine um seine schmalen Hüften schlang, dabei albern mit den weit gespreizten Flügeln flatterte und sich triumphierend auflachend Huckepack weitertragen ließ. Der Unglaube in Gelms dunklen Augen, die nun noch eine Spur finsterer zu werden schienen, wich Zorn und Enttäuschung. -" Titius du elender Verräter", zischte er gepresst. Er ließ die Kleider achtlos fallen,wo er gerade stand, und flüchtete eiligst... Gekünstelt schnaufend ließ sich Zadei mit seiner angenehm leichten Last ins Gras fallen und streckte sein Gesicht glücklich der Sonne entgegen. Titius saß neben ihm, rieb sich die von Gänsehaut überzogenen Unterarme, blickte sich suchend um, die feinen, golden schimmernden Brauen hochgezogen. -" Suchst du was Bestimmtes?" -" Ja. Unsere Kleider. Mir ist ein wenig kalt". -" Mein armer kleiner Schatz". Schützend schloss er Titius in seine Arme, küsste sachte seine Schlüsselbeine entlang, das Brustbein hinunter und stülpte die weichen Lippen schließlich nacheinander über die von der Kälte aufgerichteten Brustwarzen des Dämonenengels, leckte sie sanft, um ihnen ein wenig Wärme zu spenden. -" Zadei!", Titius kicherte laut und wand sich. " Das kitzelt...hör auf!" Mit einem wölfischen Grinsen hob Zadei den Kopf wieder und schnappte albern nach seinem Geliebten, biss ihn leicht in den Hals, ehe er sich nun ebenfalls, nach der Kleidung suchend, nach links und rechts umwandte. Er stemmte sich auf seine Knie, blinzelte gegen das Licht an. -" Ah! Dort sind sie doch!", er deutete mit dem Zeigefinger auf den einige Meter entfernten Kleiderhaufen. " Schade...hätte ja mal zu gerne gewusst, wie du es unserem Kaiserlein erklärt hättest, dass du nackt in seinen Palast spaziert kommst", neckte er und zwickte Titius in den Hintern. -" Zadeeeiii...du bist unverbesserlich". Titius stand auf und ging hinüber zu den Kleidungstücken, sammelte jedes einzeln auf, Skepsis im Blick. /Soweit weg vom Ufer hatte ich sie doch gar nicht zusammengelegt.../, dachte er leicht verwirrt und runzelte die Stirn. Ohne sich weiter etwas dazu zu denken, kehrte er mit den Kleidern zu Zadei zurück... Konzentriert saß Laures an seinem massiven Sekretär und las Verträge, die es zu unterzeichnen galt, durch. Seine linke Hand, auf die er sein Kinn gestützt hielt, verließ wie in Zeitlupe ihren Ort, rieb kurz über die glatte Wange, um dann um so intensiver die in Falten gelegte Stirn zu bearbeiten. Mit zu Schlitzen verengten Augen ging er die letzten Zeilen noch einmal durch, ehe er angedeutet wohlwollend nickte. Er tauchte die langstielige, weiße Feder in seiner Rechten ein paar Mal hintereinander kurz in das geöffnete Tintenfass, das vor ihm stand, und unterschrieb das Dokument, in seiner, für ihn typischen, schnörkeligen Schrift. Während er die Tinte trocknen ließ, holte er einen eierschalenfarbenen Umschlag aus einer der zahlreichen Schubladen und nahm eine der glutroten Kerzen aus dem sechsarmigen Kerzenleuchter, der hinter ihm auf dem breiten Fensterbrett stand, um sie zu entzünden. Sorgfältig faltete er den Vertrag zweimal, als er sicher war, dass die Tinte nicht verlaufen würde, schob ihn behutsam in den Umschlag, nahm die brennende Kerze zur Hand und ließ heißen Wachs auf das Couvert tropfen, um anschließend sein Siegel in die weiche Masse zu drücken. Er legte den Brief beiseite und nahm sich ein weiteres Dokument von dem beachtlichen Stapel rechts neben ihm. Gerade als er erneut zu lesen beginnen wollte, klopfte es laut und kräftig an seiner Tür. -" Ja?!", rief er knapp, ohne den Blick zu heben. Die Tür öffnete sich, wurde dezent leise wieder ins Schloss gedrückt. Schritte näherten sich ihm. Kleidung raschelte, als der Ankömmling vor dem Sekretär niederkniete. Laures' Blick, der sich nun doch hob, fiel auf Gelms gesenktes Haupt. -" Bitte verzeiht, dass ich Euch bei Eurer Arbeit störe Herr Laures, aber ich habe etwas Wichtiges zu melden". -" So?" Der junge Soldat nickte. -" Nun gut. Ich bin ganz Ohr", entgegnete Laures interessiert und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Gelm sah auf, seinem Herrn direkt ins Gesicht, als er sprach. -" Ich weiß jetzt wer der Verräter in unseren Reihen ist", verkündete er. Geräuschvoll atmete der Fürst ein. Der Verräter...derjenige, der in seiner Abwesenheit Zadei, seinen größten Widersacher, aus seinem Gefängnis befreit und ihn damit aufs Übelste hintergangen und verraten hatte. Monate lang hatte er ihn suchen lassen, hatte sogar höchstpersönlich versucht ihn aufzuspüren und nun würde Gelm ihm den Namen des Unglücklichen, denn unglücklich würde er sein in Anbetracht dessen was Laures alles vorhatte ihm anzutun, erfahren. -" Wer ist es?" fragte er scheinbar kühl, verbarg das Chaos, das in seinem Inneren wütete hinter einer steinernen Fassade. Einen Augenblick zögerte Gelm noch -" Ihr werdet es mir kaum glauben..." -" Wer. ist. es???", schnitt Laures ihm das Wort ab. -" Titius", antwortete er. Für den Bruchteil einer Sekunde kämpften sich zahlreiche Emotionen in Laures an die Oberfläche, legten sich auf seine Züge, die zu entgleisen schienen. Etwas unsicher beobachtete Gelm das wirre Mienenspiel, das zwischen Zorn, Hass, Enttäuschung, Zweifel und Trauer schwankte. Dann lachte sein Herr freudlos auf. -" Das kann nicht sein...das ist nicht dein Ernst...", sagte er. Er hatte nur ein einziges Mal an diese Möglichkeit gedacht und sie sofort wieder verworfen. Titius war sein engster Vertrauter, sein ergebenster und treuster Untertan, er würde ihn nicht hintergehen... -" So leid es mir tut das sagen zu müssen Herr, aber doch, das ist sehr wohl mein Ernst". Mit reglosem Gesicht stand Laures auf, ging vor dem Fenster ein paar Mal auf und ab. Blieb dann stehen. Ohne ihn anzublicken richtete er das Wort erneut an den Soldaten. -" Wie bist du zu dieser Erkenntnis gelangt?", fragte er fast monoton. -" Ich habe sie zusammen gesehen..." -" Wo?" -" In einem Wald in der Nähe..." Laures verschränkte die Arme vor der Brust. -" Was macht dich so sicher, dass sie sich nicht zufällig begegnet sind, oder Zadei Titius entführt hat? Zuzutrauen ist es ihm". Innerlich schüttelte der Dämonenkaiser den Kopf über sich selbst, dass er sich an so irrationalen Argumenten und Ausflüchten zu klammern versuchte. -" Die Tatsache, dass sie gemeinsam nackt im See gebadet haben", antwortete Gelm so neutral wie eben möglich. Unwillig verzog sich Laures' Gesicht. -" Erzähl' mir alles was du gesehen hast...jedes noch so kleine Detail", forderte er mit scharfer Stimme und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Eine halbe Stunde später verließ Gelm Laures' Arbeitszimmer. Der Herrscher Makais saß steif und völlig regungslos mit noch immer verschränkten Armen auf seinem Platz und starrte Löcher in die Tischplatte. Langsam lösten sich seine Arme von seiner Brust, griff er mechanisch nach seiner Feder, um die restlichen Verträge zu unterzeichnen. Er atmete tief ein, setzte zum Schreiben an, als sein Blick auf das Schreibgerät fiel. Nachdenklich drehte er die schneeweiße, samtweiche Feder zwischen seinen langen, feingliedrigen Fingern, seine saphirblauen Augen verengten sich, von Zorn verschleiert, als er den Federkiel unwirsch zerbrach und die Feder in seiner starken Faust zerknüllte. Er würde Titius jede seiner prachtvollen Federn einzeln ausreißen. Völlig unbeherrscht, sprang er auf, so, dass sein Stuhl nach hinten über fiel, fegte mit einer kraftvollen Geste das Tintenfass, dessen Inhalt sich über den teuren Teppich ergoss, fort, trat dann gegen den Sekretär und beförderte ihn damit in die nächste Ecke, wo er gegen die Standuhr donnerte, die knirschend zusammenbrach. Heftig atmend, die Hände zu Fäusten geballt eilte er auf den Flur und blickte über den menschenleeren Gang. -" RAKUTO!!!!", brüllte er, " RAAAKUUUTOOO!!!" Hastige Schritte erklangen, näherten sich schnell. -" Laures Sama! Ihr habt gerufen, Herr?", demütig kniete Rakuto, der so eben herbei geeilt war, nieder und neigte das Haupt. -" Ich will, dass alle Wachen auf Position gehen! Sobald ihr Titius sichtet, stellt ihn unter Arrest! Verstanden?!" Ein wenig verschüchtert blinzelte der Soldat zu ihm hinauf. -" Herr Titius? Aber was...?" -" Keine Widerrede! Nehmt ihn gefangen!!!!", donnerte er und entfernte sich mit großen, bestimmten Schritten. TBC Kapitel 2: ----------- Geschmeidig landete Titius auf der Veranda seines Schlafzimmers. Sorgfältig ließ er den Blick über den Hinterhof gleiten. Er war völlig verlassen, niemand hatte ihn kommen sehen. Lächelnd schob er die gläserne Verandatür, die er am Morgen, als er auf selbem Wege sein Zimmer verlassen hatte, nicht verschlossen hatte, auf und trat in sein Gemach. Seufzend ließ er sich auf sein breites Bett fallen und goss sich ein Glas Wasser ein, trank bedächtig. In Gedanken weilte er bei dem schönen Shogun, den er jetzt schon vermisste, obwohl sie fast den ganzen Nachmittag gemeinsam verbracht hatten und sich erst vor wenigen Momenten getrennt hatten. Den Kopf über sich selbst schüttelnd, erhob er sich und griff sich einen Stapel Papiere von seinem Schreibtisch, den er noch zu bearbeiten hatte. Er wollte sie Laures noch am selben Abend geben, damit er keinen Verdacht schöpfte, zumal er ihm reichlich Zeit für die Bearbeitung gewährt hatte und bei seinem Tempo und seiner Gewissenhaftigkeit, wäre es schon bedenklich gewesen, würde er es nicht schaffen. Er warf noch einen flüchtigen Blick in den Spiegel, zupfte sich schmunzelnd ein paar Grashalme aus seinem weißblonden Haar und machte sich dann auf den Weg zur Bibliothek, in der er stets arbeitete, fand er dort doch die Ruhe und Stille, die er brauchte. In einer Akte blätternd und die Inhalte überfliegend schritt er über den Flur, nicht auf seine Umgebung achtend. Rakuto, der am Ende des Ganges stand hob den rechten Arm und schien jemandem zu winken, als er den kaiserlichen Berater erblickte. Stiefelabsätze klackerten imselben Rhythmus über die marmornen Fliesen. Verwundert hob Titius den Blick, klang es doch als würde eine ganze Armee auf ihn zu marschiert kommen und stellte fest, dass da tatsächlich beinah Rakutos gesamte Armee auf ihn zu kam. Sich nichts weiter denkend schritt er ihnen entgegen und blickte ein wenig verwirrt drein, als die Soldaten ihm den Weg versperrten, anstatt ihn passieren zu lassen, so wie er es eigentlich erwartet hatte. Fragend ließ er seinen Blick über die nahezu steinern wirkenden Gesichter schweifen, konnte er sich diese seltsame Reaktion doch nicht erklären. Rakuto, der dies bemerkte räusperte sich kurz und ergriff dann laut und deutlich das Wort. -" Herr Titius, Ihr steht unter Arrest". -" Was?", fragte er ungläubig. -" Ihr steht unter Arrest", wiederholte Rakuto kühl. -" Was soll das? Ist das ein Scherz?" Er blickte wieder auf die Soldaten, die starr dastanden, eine Erklärung erwartend. Doch die Männer schwiegen ihn nur an. -" Das ist durchaus kein Scherz, Titius-Sama. Die Anordnung kommt von unserem Kaiser höchstpersönlich". Nichts verstehend schüttelte er kaum merklich den Kopf, wich einen Schritt zurück, dann noch einen. -" Aber ich habe doch gar nichts getan...", sagte er leise, klang ein wenig verstört. -" Wir führen nur Befehle aus", entgegnete Rakuto monoton. Er gab dem jungen Soldaten links neben ihm ein kurzes Handzeichen, worauf dieser ein paar stählerne, mit schweren Ketten versehene Schäkel[1] zückte. -" Titius-Sama...", er streckte die Hand nach dem geflügelten Dämon aus, ergriff seinen Oberarm. Energisch befreite sich der kaiserliche Berater, funkelte seine "Angreifer" zornig an. -" Wag' es nie wieder mich ohne meine Erlaubnis anzufassen...", sagte er fest. -" Ihr macht Euch nur unnötigen Ärger", bemerkte Rakuto wie beiläufig und machte einen Schritt auf ihn zu. Ohne lang zu überlegen pfefferte ihm Titius die Papiere und Akten, die er im Arm hielt entgegen und rannte so schnell ihn seine Beine trugen davon. Hinter sich hörte er die schweren Stiefel seiner Verfolger. -" Titius-Sama! Bleibt sofort stehen!" Nur ganz kurz erlaubte er es sich einen Blick hinter sich zu werfen, auf die Schar Rüstungen, die ihm dicht auf den Fersen war. -" Titius-Sama wenn Ihr nicht stehen bleibt, sehen wir uns gezwungen auf Euch zu schießen!" /Oh Gott er weiß es, er weiß es!/, schoss es ihm durch den Kopf. /Wieso? Wieso nur?/ Ein Pfeil surrte haarscharf an ihm vorbei, verfehlte ihn nur knapp. Instiktiv duckte er sich, strauchelte, fiel aber Gott sei dank nicht. /Zadei...ich muss unbedingt zu Zadei, wir müssen hier fort.../, wiederholte er wie ein Mantra in seinen Gedanken. -" Titius-Sama verdammt! Das ganze ist kein Spiel!" Er hörte wie hinter sich erneut ein Pfeil in eine Armbrust gespannt wurde.[2] -" Lasst mich in Ruhe!", schrie er aufgebracht, " Ich habe nichts getan...aaahhh!" Völlig unerwartet wurde der geflügelte Dämon von etwas Hartem, in das er scheinbar hineingerannt war, zurückgeworfen. Keuchend landete er auf dem Boden, rieb sich den Hals, gegen den das Hindernis mit voller Kraft geprallt war. Hastig raffte er sich auf und schreckte panisch einen Schritt nach hinten, sah er sich doch direkt Laures gegenüber. Regungslos, das schöne, markante, männliche Gesicht bar jeder Emotion, stand der Dämonenkaiser vor ihm, der gestählte, muskulöse Arm, den er hat vorschnellen lassen, um seinen Berater zu Fall zu bringen noch kerzengerade ausgestreckt. Der Geflügelte schnellte herum, wollte in die entgegengesetzte Richtung fliehen, und sah sich mit der Soldatenmauer, die den gesamten Gang versperrte, konfrontiert. Langsam wich er wieder zurück, nur ein paar Schritte, wollte dem Kaiser nicht zu nahe kommen, wofür Laures nun selbst auf ihn zu kam. Mit einer ruhigen Geste nahm er dem Soldaten die Schäkel ab, ließ kurz den Blick über die versammelten Dämonen schweifen, um sie ebenso ruhig anzuweisen, wieder auf ihre Posten zurück zu kehren, hatten sie ihren Dienst doch erfolgreich erfüllt. Um den Rest wollte er sich persönlich kümmern. Ein kurzes, kaum hörbares Murmeln, ging durch die Reihen der Uniformierten, die sich augenblicklich zurückzogen. Laures blickte ihnen nach, wandte sich erst an seinen Berater, als die Soldaten völlig aus seinem Sichtfeld verschwunden waren. -" Wieso wolltest du denn vor mir davon laufen, Titius? Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?", fragte er ernst. Titius wusste nichts zu erwidern. Er wusste nur, das sein Herz ungebändigt gegen seine Brust schlug, seine Hände wie auch seine Knie zitterten, sein Atem ihm in lauten, stoßweise gehenden Zügen entfloh. -" Du glaubst doch nicht, dass ich dir etwas tun will? Dazu hätte ich doch gar keinen Anlass, nicht wahr?", ertönte erneut die dunkle Stimme, einen Hauch Unsicherheit in sich bergend. Titius wich einen Schritt zurück, brachte etwas Distanz zwischen sie, die der Dämonenkaiser gleich wieder schloss, in dem er ihm sofort nachsetzte, einen Schritt nach vorn machte. -" Nicht wahr? Titius?", drängte er, betonte die Worte mehr, als es nötig gewesen wäre. Der junge Dämon schluckte trocken. Sein Gegenüber sah seinen Adamsapfel unter der hellen Haut kurz auf und ab hüpfen. -" Es gehen Gerüchte um", sagte Laures unvermittelt. " Es heißt du seiest der Verräter in unseren Reihen und mit Zadei in trauter Zweisamkeit gesichtet worden...", er stockte als er sah, wie sich die eisblauen Augen weiteten, der sonst so stete Blick ängstlich wurde. Immer weiter zog sich Titius zurück, drängte sich an die Wand in seinem Rücken, als könne er sich in ihr verkriechen. Seine Finger schlossen sich krampfhaft um die Enden seiner Ärmel. Seine ganze Gestalt schien ein stummes Schuldgeständnis zu sein. Laures schüttelte den Kopf, ganz langsam, versuchte auszusperren, was sich Zugang zu seinen Gedanken verschaffen wollte. -"Nein...sag' mir, dass das nicht wahr ist, Titius...", verlangte er, seine Stimme kaum mehr als ein leises, leicht heiseres Raunen. " Sag' es...Titius...". Fast bittend ruhten die dunkelblauen Augen des Fürsten auf seinem Untergebenem. -" Das kann ich nicht", erwiderte der geflügelte Dämon, senkte seinen Blick. -" Du hast mich verraten...", sagte der Kaiser tonlos, als verstehe er seine Worte selbst nicht. Ungläubig haftete sein Blick an der in sich zusammen gesunkenen Gestalt. "Du hast mich hintergangen..." Er schloss kurz die Augen, wandte sein Gesicht ab. "Wieso?", verlangte er zu wissen. "Wieso bist du mir in den Rücken gefallen? Ausgerechnet du? Nach allem was ich für dich getan habe?". Geräuschvoll stieß Titius seinen Atem aus und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schwieg aber. Er hörte, wie Laures nun auf ihn zu kam, hob zögernd den Blick. Der Fürst blieb vor ihm stehen, musterte ihn als habe er ihn nie zuvor gesehen. -"Ohne mich wärest du nicht am mehr leben. Hast du das vergessen?" Er wirkte ungewohnt verletzlich, wie er dastand, die schmalen Brauen fragend zusammengezogen, die dunklen Augen voller Unverständnis, die Lippen so fest aufeinander gepresst, dass sie ganz blass wirkten. Titius schüttelte zögerlich den Kopf. -"Nein", wehte seine Stimme schwach dem Kaiser entgegen. -"Du bist so ein wertloses Stück Dreck", wisperte Laures, ein verzweifeltes Lächeln um seine Mundwinkel. Ausdruckslos sah er den geflügelte Dämon an, der seinem Blick nicht lange standhielt. -" Ich wollte euch niemals schaden...das müsst Ihr mir glauben...". Mit einem lauten Klatschen, traf Laures Handfläche mitten in Titius' Gesicht, schickte ihn zu Boden so kräftig hatte er zugeschlagen. Mit leicht verkniffenen Zügen befühlte der geflügelte Dämon seine aufgesprungene Unterlippe. Langsam füllte ein ekliger, metallischer Geschmack seinen Mund. Plötzlich in loderndem Zorn entflammt starrte der Dämonenkaiser auf die Gestalt zu seinen Füßen. Mit vollem Gewicht kniete er sich in Titius' Rücken, was diesem ein ersticktes Ächzen abrang, zwang die zerbrechlich wirkenden, schlanken Arme roh auf seinen Rücken und legte ihm die Schäkel an, kettete die fragilen Handgelenke zusammen. Schweigend ließ Titius es über sich ergehen, ohne Gegenwehr zu leisten, wiederholte in Gedanken immer nur Zadeis Namen. -" Steh' auf", befahl Laures schneidend. Kurz wimmerte der geflügelte Dämon, als Laures ihm ins Haar griff, ihn daran auf die Beine zog und hinter sich her über den Gang zerrte. Unwirsch schleifte er den sich hin und wieder halbherzig Sträubenden hinunter zu den Verliesen, stieß ihn in eine der leerstehenden, kleinen, dunklen, kalten Zellen. Leise keuchend, maß er seinen Berater mit einem vernichtenden Blick aus gefährlich dunklen Augen, die tobenden, vom Sturm aufgepeitschten, schwarzen Ozeanen glichen. -"Ich hätte dich damals verrecken lassen sollen," zischte er und wandte sich schwungvoll um. " Aber es ist beiweitem nicht zu spät das nachzuholen". -"Laures-Sama...ich habe Euch wirklich nicht schaden wollen...das schwöre ich Euch bei allem was mir heilig ist". Der Dämonenkaiser hielt inne, starrte auf die schäbige, klobige Tür der Zelle vor sich. Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, der sich langsam aber sicher gebildet hatte, und drehte sich um. Ängstlich und dennoch stolz wie sie es stets taten, blickten ihm Titius' blasse, kalte Augen entgegen. Wie hatte er sich nur dermaßen in ihnen täuschen können? -" Sag mir wo er ist", forderte er mit leiser Stimme, weitaus beherrschter als zuvor. Titius' Gesicht verzog sich schmerzlich, ein flehender Ausdruck trat in seine Augen. Zadeis Leben gegen Laures' Vergebung... -"Nein...", sagte der junge Dämon, schüttelte schwach den Kopf. Das leise Zittern seiner Stimme, täuschte nicht über die Endgültigkeit seiner Antwort hinweg. Er sah wie sich die schmalen, dichten Augenbrauen des Dämonenkaisers voller Unmut zusammenzogen, sich eine steile Falte zwischen ihnen bildete. -" Nein?", wiederholte er ungläubig. " Hast du eben wirklich "nein" gesagt?" -"Ja". Reglos verfolgte der kaiserliche Berater wie sich erneut Zorn in die Züge des Kaisers schlich, sie verzerrte. Es war ihm gleichgültig. Um keinen Preis der Welt würde er Zadei verraten. -"Und wieso nicht?", herrschte Laures nun wieder deutlich aggressiv und wurde mit tiefem Schweigen belohnt. Er stieß Titius gegen das rauhe Gemäuer, schloss seine Finger um seine Kehle und drückte zu. Erst nur leicht, dann immer fester. Mühsam rang der geflügelte Dämon nach Atem, presste schmerzhaft Luft in seine Lungen. Er spürte wie ihm brennend Tränen in die Augen traten, seine Sicht zu verschwimmen begann. -"Ich kriege ihn auch ohne deine Hilfe", verkündete Laures unheilvoll. "Früher oder später wird er, so wie du, in einem dieser Kerker landen, und dann werde ich ihn töten. Ganz langsam und qualvoll werde ich ihn den Armen des Thanatos[3] übergeben und du wirst die Ehre haben dabei zuzusehen ehe ich dich ihm in die Hölle werde folgen lassen". Ruckartig zog Laures den Dämon an sich, um ihn gleich darauf wieder gegen die Wand zu schmettern. Aufstöhnend sank Titius auf die Knie, biss sich auf die eh schon aufgeplatzte Unterlippe, versuchte seinen lauten, hastigen, nach Luft gierenden Atem zu beruhigen. -"Warum tut Ihr das?", fragte er verzweifelt. " Wofür wollt Ihr mich bestrafen? Für meinen Verrat oder für meine Liebe zu Zadei?". -" Das ist ein und dasselbe!", spie der Fürst ihm entgegen. -" All diese Gefühle für ihn... waren einfach plötzlich da...Ich habe Euch nicht hintergehen wollen, als ich ihn befreite. Ich habe ihn ausnutzen wollen. Euch wollte ich keinerlei Schaden zufügen". Laures wandte sich ab, presste die Augenlider aufeinander. Er sollte still sein! Titius sollte verdammt noch mal still sein! -" Er sollte doch nur Mittel zum Zweck sein...aber dann ist alles anders gekommen...anders als ich es wollte...nur kann man sich gegen die Liebe nicht so einfach wehren...das müsstet Ihr eigentlich wissen". Fassungslos blickte Laures auf seinen Berater nieder. Der letzte, kleine, unscheinbare Funken Hoffnung Gelm könne sich geirrt haben, der trotz Titius' schuldbewusstem Verhalten und seinem implizitem Geständnis, in seinem Inneren glomm, erlosch nun mit einem Schlag gänzlich. Er hatte gehofft Titius würde seine Unschuld beteuern, gegen die unglaubliche Verleumdung aufbegehren, er hatte darauf gewartet, dass er den Verrat abstritt... anstattdessen gab er ihn offen zu...Enttäuschung, Unglauben, Zweifel...alles zerrte zugleich an ihm...seine Wut, sein Zorn...Trauer...Im ersten Moment wusste er nicht, was er entgegnen, wie er reagieren sollte. -"Halt deine Klappe...halt deine verfluchte Klappe, hörst du?!". Der Satz, der als rauhes Wispern begonnen hatte endete in einem unbeherrschten, leicht hysterischen Schrei. Ein Tritt in die Rippen, ließ Titius sich stöhnend am Boden krümmen. Reflexartig wollte er seine Hände gegen die schmerzende Stelle pressen und wurde vom Klirren der Ketten daran erinnert, dass ihm das nicht möglich war. Er keuchte auf, als er herumgerissen wurde, sich ein erhebliches Gewicht auf ihn senkte, dass ihn an jeglicher Bewegung hinderte. Er spürte wie sich harte Schenkel gegen seine Hüften drückten, als wollten sie ihn zerquetschen, sich die Spitze einer Klinge in seine sich schnell hebende und senkende Brust bohrte. -"Noch ein Wort und ich töte dich hier und jetzt! Ich ramm' dir den Dolch durch dein verdorbenes, schwarzes Herz, wenn du auch nur wagen solltest zu laut zu atmen, hast du verstanden?!" Am ganzen Körper zitternd blickte Titius auf die Klinge nieder, die den dünnen Stoff seines seidenen Gewandes durchdrang, sich in seine Haut grub. Warm fühlte er einen Rinnsal Blut über seine Brust, hinab zu seinem Bauch laufen, wo er sich in seinem Nabel sammelte, die Kleidung an dieser Stelle durchtränkte und rot färbte. -" Ah...aua...", stöhnte er erstickt, blickte flehend zu Laures auf[4]. Mit entrücktem Blick, folgte der Dämonenkaiser der blutigen Spur, musterte den Dolch, als sei nicht er es gewesen, der seinen Berater verwundet hatte. Langsam erhob er sich und verließ ohne ein weiteres Wort das Verlies, verriegelte es und hastete zurück nach oben. Nun vollkommen allein, sich selbst und seiner Angst überlassen schluchzte Titius trocken auf, presste seine Augen so fest zusammen, wie er nur konnte. -" Zadei...bitte hilf mir, Zadei...", verlor sich seine kraftlose Stimme in der Schwärze. TBC [1]:Metallfessel, die über eine Öse mit einer Kette verbunden werden kann. Hier sind zwei dieser lustigen Spielzeuge miteinander verbunden, um sie als eine Art "Handschellen" zu nutzen. Ich dachte, die erzeugen n bissel mittelalterliche Kerkeratmosphäre >___< [2]:Um ehrlich zu sein, ich habe nicht die geringste Ahnung, ob das überhaupt ein großartig hörbares Geräusch verursacht, ich bin mal einfach davon ausgegangen. Falls ja, dann weiß ich nicht wie es klingt XP [3]:Also eigentlich gehe ich mal davon aus, dass einem Thanatos bekannt sein müsste, aber falls ihn jemand doch nicht kennen sollte, Thanatos ist in der griechischen Mythologie der Gott des Todes. Fragt mich jetzt aber nicht, wieso Laures sich mit griechischer Mythologie auskennt XD [4]:Hmmmm...eigentlich müsste Laures jetzt sein verdorbenes, schwarzes Herz aufspießen...O__o Sooooooooo, die Mehrheit wird jetzt sicher wieder von Laures' Verhalten geschockt sein, aber wer meine anderen FFs gelesen hat, weiß, dass Laures bei mir einfach IMMER das Arschloch spielen muss. Das ist eine ungeschriebene Regel. Ich weiß nicht woran es liegt, das passiert einfach früher oder später ^__^° Genauso, wie Titius immer der Leidtragende ist. Ich hab ne Schwäche dafür schöne Männer zu quälen *lol* Na ja, ich hoffe es hat euch gefallen und, dass nicht allzu viele Fehler drin waren >__>° Freut euch schon mal auf den nächsten Teil, indem dann endlich Hilda auftritt( als wenn das irgendwen freuen würde ^o^ ) und es die erste Lemon gibt ^__^b Tschöööö ^^// Kapitel 3: ----------- Zornig warf Laures die Tür seines Schlafgemachs hinter sich ins Schloss, riss sich seinen Umhang von den imposant breiten Schultern und schleuderte ihn in die nächste Ecke. Schwer ließ er sich auf das Bett fallen, stützte die Arme auf die Schenkel und vergrub das Gesicht in den Händen. So saß er eine Weile da, still und einsam wie ein kleines Häufchen Elend, seufzte hin und wieder tief auf. Er hörte wie sich die Tür öffnete, ein leichter Windstoß streifte ihn, trug den zarten Duft von Rosen zu ihm. Er lächelte. -" Laures? Ist alles in Ordnung mit dir?", ertönte Hildas sanfte Stimme. Lautlos schloss sie die Tür hinter sich, trat näher an das Bett heran, legte ihrem Ehemann die Hände auf die Schultern. Zögernd blickte er zu ihr auf. -" Sieht es denn danach aus?", fragte er. Ohne zu antworten setzte sie sich neben ihn, schnitt ein anderes Thema an. -" Es gehen die wildesten Gerüchte unter den Wachen und Bediensteten um, wusstest du das?" -" So? Was erzählen sie sich denn so?", wollter er matt wissen, als habe er keine Ahnung was zur Zeit wohl das Gesprächsthema Nummer eins sein könnte. -" Dass es Titius war, der Zadei aus seinem Gefängnis befreit hat und dass du ihn in den Kerker geworfen hast. Angeblich habe Gelm deinen Berater und den Shogun zusammen an einem See gesehen, wo sie nackt zusammen gebadet haben?!" Während der letzten Worte zog sie ein so fragendes, verwirrtes, ungläubiges Gesicht, als wisse sie selbst nicht, was sie sagte. Groß blickten ihn ihre giftgrünen Augen an und für einen Augenblick wirkte es als würde sie jeden Moment losprusten, ob dieser wilden, albernen Geschichten. -" Das sind keine Gerüchte", entgegnete Laures mit müder, schwacher Stimme, erhob sich. Ratlos folgte sie ihm mit den Blicken, bis er an der kleinen Bar[1] stehen blieb und sich einen kräftigen Schluck gönnte. -" Keine Gerüchte?", wiederholte sie kleinlaut. Er schüttelte nur den Kopf. -" Dann hat Titius also tatsächlich Zadei befreit und schmort gerade in dem finsteren Kellergewölbe?" Ein Nicken folgte. Ausdruckslos blickte sie ins Leere. -" Das glaube ich nicht", sagte sie schließlich, stand auf, ihre Röcke ordnend. " Titius war dir immer treu ergeben, er hängt mehr an dir als an seinem eigenen Leben. Niemand hat ihm je so viel bedeutet wie du. Um dir treu zu bleiben und dir diese Treue zu demonstrieren wäre er über Leichen gegangen". Für einen kurzen Moment verharrte sie in doch recht unerfreulichen Erinnerungen. -" Nun...anscheinend ist dem wohl nicht mehr so..." -" Gelm muss sich geirrt haben, Laures", beharrte sie. -" Gelm hat sich nicht geirrt", erwiderte er, wandte sich ihr zu und nahm einen weiteren, großen Schluck aus seinem silbernen Kelch. -" Wie kommst du darauf? Ich will dich nicht im geringsten gegen Gelm aufwiegeln, er ist ein guter Mann und ein zuverlässiger Soldat, aber wieso glaubst du ihm einfach so ohne weiteres?", verlangte sie zu wissen, verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam drehte er den Kelch zwischen seinen langen, feingliedrigen Fingern, eher er ihn auf der wuchtigen Kommode abstellte, Hilda genau fixierte. -"Titius selbst hat es zugegeben", sagte er schließlich, klang irgendwie traurig. Leicht öffnete Hilda den Mund als wolle sie etwas erwidern, schwieg aber. -" Weißt du wie lang er an meiner Seite diente? Ich habe ihm damals sein gottverdammtes, wertloses Leben gerettet...ohne mich wäre er längst tot, hätte ihn dieses Monstrum gefressen. Seit dem ist er nicht von meiner Seite gewichen. Ich habe ihm vertraut...nicht in tausend Jahren hätte ich ihm zugetraut mich zu verraten. Hätte mir jemand vor den ganzen, letzten Ereignissen gesagt, dass Titius Zadei befreien und mir in den Rücken fallen würde, ich hätte ihn eigenhändig enthauptet für diese Behauptung". Er lachte freudlos auf. " Aber wie sagt ihr Menschen doch so schön? Nicht alles was glänzt ist Gold". Hilflos blickte er seine Frau an, ehe seine Augen in den Untiefen seines Kelches versanken, auf dem dunklen Rot des Weines ruhten, als brächte es ihm heilende Erlösung von seiner Enttäuschung und seinem Schmerz. Ihm war als hätte es die vergangenen Jahrzehnte niemals gegeben, als habe er das alles nur in einem tiefen Rausch erträumt und jetzt war der Rausch vorüber... Resigniert schloss er die Lider und senkte den Kopf, als habe man ihm, nach dem emotionalen Schlag ins Gesicht, auch physisch einen versetzt. Er seufzte tief und dunkel. Ein paar Mal öffneten sich seine Lippen, als wollten sie zum Sprechen ansetzen, verharrten aber weiterhin in stillem Schweigen. Erschöpft legte er den Kopf in den Nacken, blinzelte in die züngelnden, tanzenden Flämmchen der Kerzen des Kronleuchters, die sich in seinen Saphiraugen spiegelten. -" Ist es meine Schuld?", fragte er schließlich, nicht lauter als notwendig. " Bin ich ein schlechter Herr?" Regungslos musterte die junge Frau ihren Liebsten, ehe sie die Distanz zwischen ihnen überwand. -" Nein", sachte schüttelte sie den Kopf, schlang die schlanken Arme um ihn und zog ihn dicht an sich. " Es ist sicher nicht deine Schuld Laures..." Vorsichtig glitt sie mit den, von zahlreichen Ringen geschmückten, Fingern durch sein langes Haar, entwirrte ein paar Strähnen, die sich ineinander verschlungen hatten, streichelte dann liebevoll über seinen Kopf, wie eine Mutter, die ihr trauriges Kind tröstete. Wohlig aufseufzend, verschränkte er die Hände in ihrem Rücken, genoss die zarte Berührung, schloss vertrauensvoll die Augen. Weiche, volle, warme Lippen, streiften zögernd, um sein Einverständnis heischend, die seinen. Sehnsüchtig saugte er verlangend an ihnen, ging in leichtes Knabbern über, ehe er seine Zunge zwischen sie hindurch schob. Sein nahezu lautloses Stöhnen floss als leise Vibration in Hildas Körper. Wie in Zeitlupe aber unaufhaltsam wanderten seine Finger spielerisch über ihren flachen Leib, legten sich um eine der runden, festen, pfirsichgleichen Brüste, glitten wie beiläufig über die Brustwarze, die sie unter dem leichten Stoff des Kleides ertasteten. Im Gegenzug spürte er eine kleine, zierliche Hand unter sein Hemd schlüpfen. Unachgiebig zupfte sie an dem Stoff bis sie ihn gänzlich aus der engen Hose gezogen hatte, löste die breite Gürtelschnalle, woraufhin der schwere, mit Drachenschuppen besetzte Gürtel mit einem lauten Klacken auf den Boden fiel. -" Hilda", wisperte er in das Ohr seiner Ehefrau. Seine Stimme klang seltsam verloren, ließ das schlichte Nennen ihres Namens wie ein Hilferuf wirken. Er stieß mit der Zungenspitze in die empfindliche Ohrmuschel hinein, beleckte sie und knabberte an dem Ohrläppchen und den Perlen des Ohrrings. Lüstern drängte er sich gegen die zarten, schmalen Finger, die seine Hose aufschnürten, sich in sie hineinstahlen. Er stöhnte auf, als sie sich bestimmt dominant, aber dennoch liebevoll und sanft, um sein Heiligtum legten, es rieben. Keuchend umfasste er die schmale Taille seiner Geliebten, hob sie hoch, woraufhin sich gleich ein paar schlanker Beine um seine Hüften schlungen und ließ sich dann mit ihr auf der einladenden Schlafstatt nieder. Eilig streifte er sich sein Hemd vom Körper, ließ sich gern von Hildas liebevollen Fingern, deren lange Nägel leicht über seine glatte Brust kratzten, helfen. Mit halb gesenkten Lidern verfolgte er den Lauf des aufwändigen Rüschenkleides, das seinen Weg in die Ecke des Zimmers fand. Langsam, fast schüchtern, als sähe er sie zum ersten Mal völlig entblößt, richtete er den verschleierten Blick auf den blonden Engel an seiner Seite. Liebevoll lächelte er. Sein Lächeln hielt sich jedoch nicht besonders lang, wurde es doch von seinen Zähnen, die sich in seine Unterlippe gruben, recht verzerrt, als Hilda sanft seinen Bauchnabel küsste, ihn mit der Zungenspitze umrundete, eine feucht glänzende Spur hinterlassend. Immer weiter nach oben wanderten die kosenden Lippen sein Brustbein entlang, hier und da dunkle Spuren hinterlassend. Ein glattes, herrlich schlankes, langes Bein schob sich über seinen Unterleib, ein Arm schlang sich um seine Schulter und nach und nach glitt der geliebte Leib ganz auf ihn. Seufzend erschauderte er, ob des angenehm leichten Gewichts, das auf ihm ruhte. Besitzergreifend schlang er sie starken Arme fest um seine Frau, küsste den zarten, duftenden Hals. -" Ich liebe dich Laures", flüsterte sie gegen seine geröteten Lippen, ließ die sahneweißen Schenkel langsam auseinander gleiten, um sie rechts und links von Laures' schmalen Hüften zu platzieren. Er stöhnte rauh, als er die warme Feuchte an seinem Unterbauch spürte, die ihn schon bald sanft umfangen würde. -" Ich liebe dich auch Hilda", antwortete er leise, als würde er die Atmosphäre zerstören, spräche er lauter. -" ...aaahhh...". Einem zaghaften Ausatmen gleich, seufzte der Herrscher, als sie eins wurden. Leidenschaftlich bog er den Rücken durch, schob der Liebsten das Becken entgegen, um ganz in ihr zu versinken, grub die Finger ekstatisch in die weichen Laken unter ihm, als er sich völlig eingekerkert in der hitzigen Enge wusste. -"Laures...Laures...", keuchend richtete sich Hilda auf, warf den Kopf in den Nacken. Ihr honigblondes Haar, floss in sanften Wellen ihren schmalen Rücken entlang, fiel wirr bis auf Laures' leicht angewinkelte Beine hinab. Zwei eng umschlungene, seufzende, stöhnende, Liebesbekenntnisse wispernde Schatten tanzten über die vom Dämmerlicht der Kerzen spärlich beleuchteten Wände, hoben und senkten sich in einem einklängigen, ruhigen, steten Rhythmus, bis ein lüsterner, heller Schrei, gefolgt von einem hingebungsvollem, tiefem Aufstöhnen den Schattengestalten lethargische Ruhe brachte...[2] Die Hand über die Augen gehoben, um im tief roten Licht der untergehenden Sonne sehen zu können, saß Zadei auf einer hohen, steilen Klippe und blickte gedankenverloren den dunkelvioletten, sich rasch auflösenden Wolken nach. Unter ihm tobte das weite Meer, das seine schwarzen Wasser dem Kieselstrand wild entgegen peitschte. So hoch bäumten sich die gewaltigen Wellen auf, schneeweiß schäumend, dass sie Zadeis nackte Füße benetzten, jedes Mal, wenn sie wieder zusammenfielen, tosend auf dem steinigen, felsigen Strand aufschlugen. Er wusste nicht zum wievielten Mal er es tat, als er erneut den Kopf wandte und hinter sich blickte, in der Hoffnung Titius zu erblicken, der sich ihm, dem schmalen Pfad der zur Klippe führte folgend, näherte. Aber wie auch die Male zuvor war dort nichts, als das wild wuchernde Gras, das sich heftig im kühlen Abendwind wiegte und leise rauschte, die feine dunkle Erde, die zwischen den verdorrten, durstigen Halmen hindurch geweht wurde. Er blickte zurück zur glutroten Sonne, die wie ein praller Ball am Horizont hing und sich langsam aber sicher seinem Blickfeld entzog. Zwischen Enttäuschung und Sorge schwankend erhob er sich, streckte seine Glieder und warf sich seine Stiefel, die er an den Schnürsenkeln miteinander verknotet hatte, über die rechte Schulter. Eine Weile stand er noch am Ende des Pfades, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Seine Zehen spielten mit den trockenen, raschelnden Grashalmen. Nervös schritt er den Pfad schließlich mehrere Male auf und ab, doch Titius kam ihm nicht wie erwartet entgegen. Als er dann in stockfinstere Nacht gehüllt dastand, wurde selbst ihm klar, dass sein Geliebter wohl nicht mehr kommen würde. Mit gesenktem Haupt und schleppenden Schritten kehrte er allein zurück in ihr gemeinsames Versteck. Seufzend betrat er eine dunkle Höhle, bückte sich, um den Eingang passieren zu können. In dieser Haltung verharrend tastete er sich an den rauhen Wänden entlang, tiefer in die Höhle hinein. Die Decke über ihm wurde immer niedriger. Er sank auf alle Viere und suchte sich nun krabbelnd seinen Weg. Schließlich tastete er nach dem ihm altbekannten rundlichen, flachen Stein, der den Zugang zu ihrer eigentlichen Unterkunft versperrte. Kaum hatte er ihn ächzend zur Seite gerollt, schien ihm sanftes, warmes Licht entgegen. Er legte sich flach auf den Bauch und robbte auf den Unterarmen durch die kleine, enge, herrlich im Gestein verborgene Öffnung hindurch. Sich die Ellenbogen und Kniescheiben reibend, kam er erst einmal wieder in die Senkrechte. Wie er dieses Gekrieche hasste. Aber hier würden sie Titius und ihn niemals finden, nicht in tausend Jahren. Dafür nahm er es gern in Kauf mehrmals am Tag über den Boden zu robben. Seufzend kniete er sich vor den verborgenen Eingang, streckte den Arm durch ihn hindurch nach draußen und tastete nach dem Stein, der ihn verschloss und zusätzlich verbarg. Mühsam zerrte er an dem glatten, für seine Größe recht schweren Gestein, bis er es dort platziert hatte, wo er es haben wollte. Die Wangen aufpustend wischte er sich die Hände an der Hose ab. Er musste daran denken, dass Titius sich doppelt so sehr damit abmühte den Stein von der Stelle zu bewegen. Er musste regelrecht sein ganzes Gewicht gegen ihn stemmen, was nicht leicht war, wenn man auf Knien herumrutschte. Die Kraft einer seiner Arme reichte beiweitem nicht aus, um den Eingang von innen zu verschließen. Er setzte sich immer seitlich zu der Öffnung im Gemäuer und stemmte während er den Stein in seine Richtung zog, die Füße gegen die ihm gegenüberliegende Wand, um genügend Kraft aufzubringen. Wenn er selbst anwesend war, nahm er ihm diesen Kampf selbstverständlich ab. Hungrig kramte Zadei ein paar Essensvorräte, die sein Geliebter in regelmäßigen Abständen mit sich brachte, aus einer großen Truhe, spießte sich einen ordentlichen Batzen Fleisch auf einen spitzen Ast und hielt ihn über das Feuer, dass mitten im "Raum" brannte. Im Schneidersitz, den leckeren Geruch tief einatmend, behielt der Shogun den Eingang im Auge, hatte er die Hoffnung doch noch nicht aufgegeben. Er lachte plötzlich leise, als ihn eine Erinnerung ereilte. Als Titius und er den versteckten Raum tief im inneren der Höhle entdeckt hatten und ihn erkunden wollten, war der engelhafte Dämon aufgrund seiner ausladenden Schwingen in der Öffnung stecken geblieben. Zuerst hatte der Shogun versucht die Flügel irgendwie ins Innere des Raumes zu befördern, was ein Unterfangen war, das an Unmöglichkeit nicht zu übertreffen war. Dann hatte er versucht Titius zurück nach draußen zu schieben, um einen neuen Versuch starten zu können, was ebenfalls nicht funktionieren wollte. Zu diesem Zeitpunkt war sein Geliebter doch schon recht nervös geworden, zappelte und wand sich, insofern es möglich war und malte sich Horrorszenarien darüber aus, was mit ihnen geschehen würde, würde er für immer dort feststecken. Also hatte Zadei, so schwer es für ihn auch war es über's Herz zu bringen, sich für die harte Variante entschieden. Entschlossen hatter er die Handgelenke des Gefangenen ergriffen und ihn um Verzeihung gebeten. Noch ehe Titius hatte fragen können wofür er sich entschuldigte, hatte er ihn mit einem kräftigen Ruck durch den schmalen Eingang gezerrt. Leidend hatte sein Liebster aufgeschrieen, als seine Flügel an dem holprigen, rauhen Gestein entlang schabten, dass ihm zahlreiche seiner Federn ausriss. Angeschrieen hatte er ihn wie ein tobender Kobold und ihm Kopfnüsse versetzt. Den ganzen Abend hatte er von ihm abgewandt in einer Ecke gesessen und die aufgeschürften, blutenden Stellen, an denen die Federn fehlten, betrachtet und befühlt. Obwohl es laut seiner eigenen Aussage wie verrückt brannte, stubste er immer wieder mit den Fingerspitzen gegen die kleinen Wunden, nur um keuchend zusammenzuzucken. Irgendwann hatte Zadei es dann nicht mehr mitansehen können und ein Machtwort gesprochen, woraufhin Titius dann endlich seine tausendfache Entschuldigung annahm und sich verarzten ließ. Schmunzelnd knabberte der Dämonengeneral die letzten Fleichstücke von dem kräftigen Knochen, den er achtlos auf seinen Teller fallen ließ, als er fertig war. Sich über den vollen Magen reibend entledigte er sich seiner Kleider und ließ sich auf seine Schlafstatt fallen. Kein bisschen müde kuschelte er sich tief in die, auf dem Boden ausgebreiteten, Felle und samtenen Decken, blickte auf das leere Lager neben ihm, wo eigentlich sein Liebster an ihn geschmiegt ruhen müsste. Eine halbe Ewigkeit starrte er hellwach an die Decke der Höhle, überlegte, ob ihm wohl etwas zugestoßen war. Ehe sich konkrete, grausame Bilder in sein Gehirn schleichen konnten, schüttelte er energisch den Kopf und patschte sich auf die Wangen. / Unsinn Zadei! Ihm ist nichts passiert! Er hatte sicherlich nur wieder viel zu tun, so wie Laures der vermaledeite Sklaventreiber alle für sich schuften lässt und konnte deshalb nicht weg! Bestimmt sitzt der Ärmste über irgendwelchen blöden Verträgen und stellt sich mich nackt vor, um sich die öde Nacht ein wenig zu versüßen[3] /, sagte er sich und schmunzelte ob der Vorstellung eines Titius, der, vor Sehnsucht nach ihm vergehend, die schmalen Hände unter sein loses Gewand schob und sich verhalten, schüchtern stöhnend wie es seine Art war, liebkoste und streichelte. Er grinste dreckig. Diese Bilder waren doch um einiges besser. Geräuschvoll durchatmend, wälzte er sich schließlich auf die Seite und schlief, das duftende Kissen seines Geliebten in den Armen haltend, ein. TBC [1]:Der Laures hat 'ne Bar im Schlafzimmer! Wer hätte das gedacht? Ich ja nicht XDD Also im Nachhinein find ich das ja schon a bissel strange, aber wo sonst hätte er sein Weinchen aufbewahren sollen? Im Kleiderschrank oder unterm Bett? >__> [2]:Hmmmm...schon komisch...irgendwie eine recht menschliche Handlung Trost in Alkohol und Sex zu suchen...O__o...das ist Hildas schlechter Einfluss XD [3]:Der arme Zadei, wenn der wüsste. Er tut mir richtig leid *schnief* Aber irgendwie fand ich, dass die Fantasie mit dem Onanie betreibenden Titius, der in Arbeit versinkt, zu ihm passt ^___^° Er hält sich ja für ach so unwiderstehlich... *seufz* Hahahahahahaha! *triumphierendes Lachen* Und wieder ein weiteres Kappi *happy desu* ^____^ Wie hat es euch gefallen? Sind alle zufrieden mit Hildas Auftritt und der ersten Lemon? *looooooooool* *schnell wegrenn* *in Deckung geh* Sicher hattet ihr ein anderes Pairing erwartet >___< Und hinterfotzig wie ich bin, hab ich eure Hoffnungen zerschmettert =__= Ich hoffe ihr vergebt mir *demütig das Haupt senkt* Es wird 100% noch eine Lemon mit dem eigentlichen Pairing geben *Indianerehrenwort geb* Und eines könnt ihr mir glauben...*raun* >___> <___< ...die wird um einiges heiiiiiißer sein, als diese hier *glühende Öhrchen hat* ^__^ Aaaaaaaber...so lange müsst ihr gar nicht auf ein Leckerli warten *eifrig nick* Denn gleich im nächsten wird es eines geben. Es ist zwar keine Lemon, aber ich denke trotzdem, dass es für Heiterkeit sorgen könnte *gg*. Nur soviel: Ein alter Bekannter, den die Mehrheit kennen dürfte, bekommt einen Gastauftritt ^o^ So und mehr verrate ich an dieser Stelle nicht mehr =^.^= Ich wünsche allen ganz viel Spaß beim Lesen und Kommentieren ^____^v Tschööö, bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/// Kapitel 4: ----------- Zitternd kauerte Titius in einer Ecke der beängstigenden Zelle, es war furchtbar kalt dort unten, den Blick niedergeschlagen auf den Boden gerichtet. Resigniert ruhte sein Kopf gesenkt auf seiner Brust, das lange Haar hing ihm wirr über die Schultern. Er atmete geräuschvoll tief ein, stieß die angehaltene Luft seufzend wieder aus. / Was soll jetzt nur werden? Was wird mit mir geschehen? Was wird mit Zadei geschehen?/, fragte er sich verzweifelt. Flatternd schlossen sich seine Lider. /Bitte, bitte lass Zadei nichts passieren. Es ist mir egal was aus mir wird, nur lass Zadei nicht Laures in die Hände fallen. Ich flehe dich an/, bettelte er in Gedanken, ohne zu wissen an wen genau er seine Bitte überhaupt richtete. Einen leisen, schmerzlichen Laut austoßend, hob er seinen Kopf und blickte mit feuchten Augen nach oben an die Decke, starrte wie apathisch ins Nichts. Lange Zeit verharrte er so, bis die greifbare Stille, die herrschte, vom Klirren eiserner Kettenglieder zerrissen wurde. Augenblicklich schnellte Titius' Kopf herum, waren es doch nicht seine eigenen Fesseln gewesen, die den Lärm verursacht hatten. Angespannt blickter er zu der benachbarten Zelle, in der sich nun ein dunkler Schatten regte, erneut Ketten rasseln ließ. -" Sieh an. Der große Dämonenkaiser hat einen neuen Fang gemacht", erklang eine dunkle, männliche, leicht angerauhte Stimme belustigt. Regungslos beobachtete Titius, die hochgewachsene, schlanke Gestalt, die auf ihn zutrat, sich an den Gitterstäben, die die Zellen voneinander trennten, niederließ. Aufmerksam folgte sein Blick dem Verlauf des Haars des anderen, dass ihm fast bis zu den Füßen reichte und sich leicht bläulich schimmernd über den Boden ergoss wie flüssiges Silber, als er sich setzte. Wissend schmunzelnd folgte der Fremde den in Tränen schwimmenden Augen mit dem eigenen Blick, betrachtete selbst einen Moment seine ungewöhnlich lange Haarpracht. -" Sie sind unglaublich lang, nicht wahr? Früher waren sie viel kürzer. Aber in den letzten Jahren hatten sie genügend Zeit zu wachsen", sagte er, ein selbstironisches Lächeln auf den schmalen Lippen. Titius antwortete ihm nichts darauf, wich nur ein Stück nach hinten, als fürchte er sein Gegenüber könne zu ihm gelangen. Also rückte der Fremde im Gegenzug noch näher an das Gitter heran, umfasste die Stäbe mit seinen langen, schlanken Fingern und musterte den Geflügelten ausgiebig. Einen leicht boshaften Ausdruck auf den Zügen, ließ er den Blick stechend und intensiv über die schmale Gestalt gleiten. Voller Unbehagen versuchte der engelhafte Dämon dem eisblauen Auge, das ihn taxierte, das andere lag hinter einer schwarzen, ledernen Augenklappe verborgen, standzuhalten. -" Du siehst so zerbrechlich und sanft aus", meinte der andere Gefangene nachdenklich, "gar nicht wie das übliche kriminelle Dämonenpack. Was hast du verbrochen, dass du in Laures' tiefstem Kerker gelandet bist?". Skeptisch blickte Titius den Einäugigen an, zog die Augenbrauen leicht zusammen. -" Wieso willst du das wissen? Das ist doch vollkommen irrelevant". -" Sicher ist es das", nickte er. " Ich bin nur so glücklich nach all der Zeit wieder eine Stimme zu hören...", fügte er sehnsüchtig hinzu. "Also sprich, sag etwas, lass mich mich am Klang deiner Worte berauschen", säuselte er pathetisch, gestikulierte mit den Händen. -" Ich habe den Kaiser hintergangen", murmelte er kurz angebunden. -" Hintergangen? Den Kaiser?". Das verbliebene Auge des Gefangenen weitete sich überrascht. " Hätte ich nicht gedacht...wenn ich mir dich so ansehe. Aber so ist es meistens, die schönen, engelsgleichen Gesichter haben es stets faustdick hinter den Ohren". Schief grinsend stützte er das spitze Kinn auf seine Hand, senkte verschwörerisch seine Stimme, als er weiter sprach. -" Was hast du getan? Sein holdes Weib gefickt?[1]" Er lachte leise, dreckig. -" Nein". Teilnahmslos wandte Titius den Blick von diesem eigenartigen Geschöpf ab. -" Nicht? Schade", seufzte er. " Was dann?" In Erinnerungen schwelgend, senkte der Angesprochene den Blick, die langen, geschwungenen Wimpern legten sanfte Schatten auf seine Wangen. -" Du weißt sicher wer Zadei ist?", fragte er ohne den Mann anzublicken. -" Es gibt niemanden, der den Dämonengeneral nicht kennt. Er hat immerhin gründlich dafür gesorgt, sich einen Namen zu machen". -" Dann weißt du auch, dass Laures ihn, nachdem er ihn besiegt hatte, für sehr lange Zeit gefangen hielt?". -" Auch das ist mir bekannt. Aber mittlerweile hat er ja fliehen können.", nickte er. Die Geschichte um Zadeis plötzliches Entkommen war über einen längeren Zeitraum ein äußerst beliebtes Thema gewesen, das in aller Munde war und selbst die Unglückseligen in Laures' tiefsten Kellergemäuern erreichte. Titius nickte ebenfalls leicht, kaum sichtbar. -" Richtig. Er ist entkommen...weil ich ihn befreit habe". Ausdruckslos blickte er den auf der anderen Seite der Gitterstäbe Sitzenden an. Kurz weitete sich das verbliebene Auge des anderen überrascht, starrte er ihn fast fassungslos an. Doch die Verblüffung wich schnell wieder von seinen Zügen. Anerkennend stieß er einen Pfiff aus. -" Alle Achtung. Du hast dich eines Kapitalverbrechens schuldig gemacht". -" Das weiß ich selbst", entgegnete Titius." Aber das ist mir jetzt, im Nachhinein, so gleichgültig wie nichts sonst". -" So?" Hellhörig neigte der Einäugige den Kopf etwas. " Hat der Shogun also einen derart schmackhaften Fang abgegeben?", fragte er belustigt, dennoch einen lauernden Unterton in der Stimme. Schweigend sah Titius ihn strafend an, was er nicht im geringsten zur Kenntnis nahm oder vielleicht auch nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Er grinste nur breit, überlegen, so als gäbe es nichts, das sich seinem Wissen entzog. -" Was läuft zwischen euch?", wisperte er, lehnte das trotz der Augenklappe keineswegs unansehliche Gesicht gegen die Gitterstäbe. " Besorgst du es ihm?" Stille antwortete ihm. Die Frage, wie auch denjenigen, der sie gestellt hatte ignorierend, lehnte sich Titius an die Wand und zog die Beine an. Er wirkte müde. -" Besorgt er es dir?", erklang hartnäckig erneut, die dunkle, trügerisch sanfte Stimme. Unwilig verhärteten sich Titius' Gesichtszüge, funkelten seine tief türkisfarbenen Augen sein Gegenüber kalt an. -" Halt deine verfluchte Klappe", zischte er ungehalten. Ehrliches, lautes Gelächter sprudelte durch den Raum. -" Also Zweiteres", schlussfolgerte der Gefangene aus der ablehnenden Reaktion noch immer vor sich hin glucksend. Zwar lautlos, doch das leichte Beben seines Körpers verriet ihn. Irgendwie verärgert richtete Titius den Blick starr auf den Boden. -" So etwas gibt nun wirklich nicht alle Tage, dass aus einem schmutzigen, hinterhältigen Verrat Liebe erblüht", schmunzelte er. Flüchtig blickte der Geflügelte aus den Augenwinkeln abfällig zu ihm hinüber. -" Schön, dass es wenigstens einen amüsiert", meinte er leicht bissig. Erneut breitete sich Schweigen um sie herum aus, ehe Titius sich, nach einer geraumen Weile, erneut zu Wort meldete. -" Und was ist mit dir? Was hast du getan?", fragte er. Weshalb er fragte, wusste er nicht. Vielleicht war es einfach nur Neugier, die ihn diese Frage stellen ließ, vielleicht wollte er einfach nicht in der eisigen Stille, die herrschte, versinken. -" Ich?" Der Gefangene lächelte wölfisch, entblößte eine Reihe, weißer, makelloser Zähne, wurde dann schlagartig ernst. " Ich habe vergewaltigt", sagte er ruhig, bohrte seinen Blick während er das sagte kalt in die zusammengesunkene Gestalt ihm gegenüber. Titius schauderte. Ein leises Zittern durchzog seinen Körper von Kopf bis Fuß. Verächtlich verzog er das Gesicht. -" Es war ein Mann...", redete er unbeirrt weiter, " Jünger als ich, schön und zierlich. Ich wollte ihn unbedingt haben, also habe ich ihn mir genommen". Herausfordernd sah er Titius an. " Ich hab ihn erst außer Gefecht gesetzt, mit Opium, dann hab ich ihn vergewaltigt...wie oft das weiß ich nicht mehr. Das arme Ding hat damals seine Unschuld an mich verloren", lachte er auf. Angeekelt stemmte sich Titius auf die Beine, musterte den anderen nun, als sei er ein lästiges, Bakterien übertragendes Insekt. -" Seine Tränen haben bittersüß geschmeckt wie er selbst...", wisperte er und zog die Worte stöhnend in die Länge. -" Widerlich", stieß Titius gepresst hervor. Amüsiert ließ der Gefangene den Blick über den geflügelten Dämon gleiten, schien sich jeden Zentimeter genau einzuprägen. -" Wenn ich dich so genau betrachte...du siehst ihm sehr ähnlich. Nur dein Haar ist länger und die Farbe deiner Augen stimmt auch nicht. Diese herrlichen Amethyste, solche Augen habe ich nie zuvor in meinem Leben gesehen", seufzte er sehnsüchtig. " Aber deine Türkise sind ebenso von unbezahlbarer Schönheit". Betont langsam befeuchtete er seine Lippen, ließ seine Zungenspitze schon fast anzüglich über das rosige Fleisch tanzen. Titius drängte sich dichter an die Wand, als könne sein Gegenüber das Hindernis der Gitterstäbe überwinden. Wehmütig lächelnd stand dieser nun langsam auf. -" Was hast du denn? Etwa Angst vor mir?". Belustigt hob er eine seiner schmalen, geschwungenen Brauen. " Dazu gibt es keinen Anlass...nicht mehr". Den Blick fest auf den geflügelten Dämon geheftet, ergriff der einäugige Mann den Stoff seines bodenlangen Gewandes und raffte es nach oben. Wie in Zeitlupe, enthüllte er Stück für Stück seinen Leib. Gebannt glitt Titius' Blick an den langen, schlanken Beinen empor, um schließlich mit einem fassungslosen, erstickten Aufschrei, an der befremdlichen Leere zwischen den festen Schenkeln Halt zu machen. Hätte er gekonnt, hätte er beide Hände vor den Mund geschlagen, um seinem hastigen, geräuschvollem Atem Einhalt zu gebieten, seinen erschrocken aufgerissenen Mund zu verbergen. -" Gütiger Gott im Himmel...", wisperte er. Überwältigt von der Welle an Emotionen, die über ihm zusammenschlug, starrte er mit leeren Augen auf das vernarbte Loch, das anstelle seines Geschlechts eine Hand breit unter dem Bauchnabel des Gefangenen klaffte. Ungläubig schüttelte der kaiserliche Berater den Kopf, schluckte krampfhaft, ehe er die Augen fest zusammenkniff, diesem grotesken Anblick den Rücken zuwand. Leises Rascheln ertönte, als der andere das geraffte Gewand wieder fallen ließ. -" Das ist meine Strafe gewesen. Das und niemals wieder das Licht der Sonne zu erblicken. Ich werde meinen letzten Atemzug hier unten aushauchen, entwürdigt und in Dunkelheit", wisperte er. Langsam zog er sich zurück in die Ecke seines Gefängnisses, in der er auch zuvor gekauert hatte. Die Ketten, die seine Fesseln und Handgelenke fest umschlungen, schleiften klirrend und rasselnd über den steinigen Boden. Abwesend ließ er sich an der rauhen Wand hinabgleiten, zog die Beine an seine Brust, umschlang sie mit den Armen, bettete die Stirn auf die Knie und ließ sich in der wieder eingetretenen Stille treiben. Unsicher wandte sich Titius schließlich um, blickte in die benachbarte Zelle. Der Mann mit dem langen, silbrigen Haar war in der Dunkelheit nicht mehr auszumachen. Plötzlich übermannt, vom Gefühl gänzlicher Erschöpfung sank er auf die Knie und schluchzte lautlos[2]. Undeutliche Worte im Halbschlaf murmelnd, drehte sich Hilda im Bett herum. Tastend fuhr ihre zierliche Hand durch die Laken, auf der Suche nach dem warmen Leib ihres Liebsten, fand aber nichts als Leere und Kälte vor. Unzufrieden zogen sich die feinen, goldenen Augenbrauen zusammen, öffneten sich die schlaftrunkenen Augen. Gähnend stützte sich die junge Frau auf ihren Ellenbogen, rieb sich die Müdigkeit von den Lidern. Suchend irrte ihr Blick durch das Zimmer, blieb an der Gestalt, die auf dem Fensterbrett saß, den Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt, hängen. -" Laures?" -" Hm?" -" Wieso sitzt du denn da völlig allein im Dunkeln und schläfst nicht?" Die Antwort beschränkte sich auf ein unverständliches Grummeln. Seufzend schob Hilda die Decken beiseite und tapste auf nackten Sohlen zu ihrem Ehemann hinüber. Liebevoll betrachtete sie das angespannte Profil. Ein bitterer Zug hatte sich um die feingeschwungenen Lippen gelegt, stundenlanges Grübeln, hatte die tiefblauen Augen zu Schlitzen verengt, nachdenkliche Falten die glatte Stirn zerfurcht. Sachte strich sie Laures das Pechschwarze Haar aus dem Gesicht, legte es ordentlich über seine Schulter. Ohne jegliche Reaktion, starrte er weiterhin hinaus in die Nacht, nagte nun fast verzweifelt an den Edelsteinen, die den Ring an seinem rechten Daumen zierten. Geduldig musterte Hilda den spitzen, langen Fangenzahn, der immer wieder hervorblitzte, sich unnachgiebig in den Schmuck zu bohren versuchte. Sanft umfasste sie seine rechte, zur Faust geballten Hand und zog sie weg von seinem Mund. Er blickte sie an, das Gesicht plötzlich leer, nichtssagend. -" Du denkst an ihn, nicht wahr?", fragte sie. Er. Damit war Titius gemeint. Unwillig entzog er sich ihrem Griff. -" Ich denke, an die tausend Möglichkeiten ihn zu töten, um die Qualvollste auszuwählen", erwiderte er hasserfüllt, richtete den Blick wieder nach draußen. -" Du willst Titius doch nicht etwa wirklich töten?", fragte sie ungläubig, schloss die Finger erneut um seine Hand. -" Auf Verrat steht die Todesstrafe. Er bildet keine Ausnahme", entgegnete er, als habe er den Satz auswendig gelernt, die Stimme bar jeder Emotionen. Dann plötzlich schnellte sein Kopf herum, so dass einige seiner Haarsträhnen ihm ins Gesicht schlugen. -"Ich werde ihm die Kehle durchschneiden und ihn an den Flügeln aufhängen, um ihn wie ein Opferlamm ausbluten zu lassen!", zischte er, die zu Fäusten geballten Hände dermaßen verkrampft, dass die Fingerknöchel knackten. Eine Weile blickte Hilda ihn schweigend an, ihre sonst so lebhaften Augen wirkten betrübt. -" Meinst du das ernst?", fragte sie, einen ängstlichen Unterton in der Stimme. Sein Blick ging durch sie hindurch, als er antwortete. -"So ernst wie nichts zuvor in meinem Leben", sagte er rauh. Er hob seine Hände etwas, drehte sie hin und her, musterte sie ausgiebig." Diese Hände werden von seinem Blut überzogen sein", sagte er unheilvoll, als habe ihm eine plötzliche Vision, dies gezeigt. -" Wieso Laures? Wieso willst du ihn töten? Wieso reicht es nicht ihn hart zu bestrafen?" -" Wieso? Du fragst mich wieso?!", donnerte er mit seiner mächtigen Stimme. " Dieser Mann hat mein Vertrauen mit Füßen getreten! Die Fürsorge, die Liebe, die ich ihm entgegen gebracht habe, alles, einfach alles hat er mit Füßen getreten! Ohne mich wäre Titius heute nicht am leben. Er wäre nicht das geworden, was er heute ist. Ohne mich wäre er längst gefressen, verdaut und an den nächsten Baum geschissen worden, um als Dünger zu dienen! Ich habe ihm ein Zuhause gegeben! Einen Ort, an dem er geborgen und in Sicherheit ist! Ich habe seinem jämmerlichen Dasein, nachdem seine gesamte Art ausgerottet worden war und er alles verloren hatte, das ihm lieb war einen Sinn gegeben und alles was er für mich übrig hat ist solch ein niederträchtiger Verrat?! All dies dankt er mir, indem er mir in den Rücken fällt und sich zu Gunsten meines ärgsten Feindes von mir abwendet?!", schrie er aufgebracht. Wortlos zog Hilda sich von ihm zurück, durchquerte den Raum und ließ sich, Laures den Rücken zugewandt, auf der Bettkante nieder. Schwer atmend musterte er seine Frau, die gesenkten Hauptes dasaß und ihn anschwieg. Geschmeidig glitt er von dem Fensterbrett, trat ebenfalls an das Bett, blieb auf seiner Seite der Schlafstätte stehen. -" Jahrelang war er an meiner Seite, diente mir treuergeben. Bevor ich dich wiedergefunden habe, war er der einzige, dem ich wirklich vertraute, er war meine Zuflucht, er war alles, was ich hatte. Er war die einzige wichtige Person in meinem Leben", erklärte er, bemüht beherrschter zu sein. " Ich fühlte mich ihm verbunden. Ich wollte nie etwas anderes als ihn glücklich sehen und jetzt...jetzt stellt sich heraus, dass alles woran ich geglaubt habe nichts weiter als eine billige Schmierenkomödie war". Langsam wandte sie sich ihm zu, musterte forschend sein im Halbdunkel liegendes Gesicht. -" Ist diese gemeinsame Zeit, die du mir eben geschildert hast, es denn nicht wert, dass du um ihn kämpfst, anstatt ihn einfach fallen zu lassen?" Entschlossen schüttelte der Dämonenkaiser das Haupt. -" Nein, das ist sie nicht und er ist es auch nicht wert. Um keinen Preis will ich ihn zurück, um keinen. Wozu soll es gut sein, sich einen Verräter zu halten?", fragter er verächtlich. -" Laures...", wollte die junge Frau erneut ansetzen, wurde aber unterbrochen. -" Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, Hilda", sagte er kurz angebunden und monoton, warf sich seinen weiten, weinroten, samtenen Morgenrock über und trat hinaus auf den Flur, ohne seiner Ehefrau auch nur einen Blick zu schenken. -" Wo willst du denn jetzt hin?", fragte sie besorgt und streckte die Hand nach ihm aus. Ohne zu antworten verschwand er hinter der massiven, verschnörkelten Tür, Hilda in Ungewissheit zurücklassend. TBC [1]: Das ist doch mal ne geile Vorstellung! Titius und Hilda huren durch Laures' Ehebett!!! Harharharharhar!!! [2]: Ob er jetzt Angst hat, Laures schneidet ihm und Zadei auch die Lulus ab? *gg* Hallooooo Kinders! \^^/ Ich hoffe es ist allen klar geworden, dass der ominöse Gefangene, der den armen Titius anlabert, der gute, alte Azura ist XDDDDD Dürfte spätestens bei der Sache mit der Vergewaltigung und dem Opium klar sein *gg* Was haltet ihr von seiner Bestrafung? Da hätte ich doch gern Feedback *looool* Ich finde ja er hat es voll und ganz verdient und so sollte es jedem gehen, der solch eine Sauerei begeht ò___ó. Aber mal was anderes, wie ist Laures denn so rübergekommen? XDDDDDDD Das interessiert mich ja immer noch am heißesten XP. Nehmt keine Rücksicht, lasst euren Emotionen freien Lauf und schreit sie hinaus...und wer hier wirklich ins Schreien geraten sollte, der kann dann für das nächste Kappi schon mal all seine Mordinstrumente zusammensuchen ^____^v Ich wünsche allen vielen Spaß beim Lesen und Kommentieren =^.^= Tschöööö, bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/// Kapitel 5: ----------- Quietschend wurden die verrosteten Riegel verschoben, öffnete sich die schwere Tür mit einem grässlichen Knarzen. Langsam näherten sich Schritte der am Boden liegenden, zitternden Gestalt. Verächtlich musterten dunkle Seelenspiegel den jungen Dämon, der lautlos in seinem unruhigen Schlaf die feucht glänzenden Lippen bewegte. Kurz zögerte Gelm, dann trat er entschlossen dicht an Titius heran, stieß ihn mit der blank polierten Stiefelspitze in die Rippen. Der Dämon zu seinen Füßen runzelte nur leicht die Stirn, drehte das Gesicht leicht weg. Er stieß ihn ein zweites Mal an, härter dieses mal. Leise murrte der Schlafende, zog die Augenbrauen zusammen. " Was...Zadei?...", murmelte er. Geräuschvoll atmete Gelm aus. Seine Halsschlagader schien deutlich hervor zu treten bei der Erwähnung dieses Namens. Sein Hass ballte sich in dem nun wirklich kraftvollen Tritt, den er Titius in die Magengrube versetzte. Schlagartig war der ahnungslose Dämon hellwach, krümmte sich unter dem beißenden Schmerz, kämpfte gegen die penetrante Übelkeit an, die ihn überfiel. Verständnislos blickte er auf zu Gelm, wollte fragen, wieso er ihn dermaßen hart behandelte, hatte es doch zuvor nie Konflikte zwischen ihnen gegeben, als ihm eine ereute Schmerzwelle, die Worte im Hals stecken bleiben ließ. Starke Hände fassten grob in seine Schwingen, führten sie zusammen, um sie in einer Hand fest umklammert zu halten. -" Aahhhaauaa!" Keuchend stöhnte Titius auf, biss sich auf die Unterlippe. " Scheiße Gelm...was tust du? Lass los...", brachte er mühsam hervor. -" Halt deine Klappe und steh' auf du dreckiger Judas!", schleuderte ihm der Soldat entgegen, riss brutal an den empfindlichen Flügeln. Verbissen verbat sich Titius den Schmerzesschrei, der sich seine Kehle hochbahnte, zu veräußern. Gelm auf's Übelste verfluchend ließ er sich von demselben durch die finsteren, nur hier und da von Fackeln beleuchteten, Gänge zerren und versuchte den höllischen Schmerz, der seinen Körper von seinen Flügeln aus durchdrang, nieder zu kämpfen. Dass es auch ausgerechnet seine Schwingen hatten sein müssen! Nirgends war der kaiserliche Berater verletzlicher, keine Stelle seines Körpers war schmerzempfindlicher. Er fragte sich, ob Gelm sich dessen bewusst war, absichtlich seine größte Schwachstelle angriff oder ob es ein selten dämlicher Zufall war, dass er sich seine Flügel und nicht wie Laures seine Haare gegriffen hatte, um ihn wie einen ungehorsamen Hund hinter sich her zu schleifen. Nur am Rande bemerkte er, dass sie stehen blieben. Mit einem unbeherrschten Tritt öffnete Gelm die Tür, vor der sie standen, stieß ihn in das Innere des Raumes. Stolpernd, verzweifelt nach Halt suchend, blickte Titius sich um und wurde von tiefgehendem Schaudern erfasst. Entsetzt glitt sein Blick durch den dämmrigen Raum. Das war die Folterkammer! Er befand sich in der Folterkammer! Er spürte wie sein Herz begann wahnsinnig zu rasen, ihn leichter Schwindel erfasste. Er wollte raus! Nur raus aus diesem furchtbaren Raum. Nach einer Fluchtmöglichkeit suchend fuhr er herum, bemerkte nun noch zwei weitere Soldaten außer Gelm, die ihn boshaft musterten. Gelm...wo war er eigentlich? Zwei starke Hände, die von hinten fest seine schmalen Schultern umfassten, beantworteten seine Frage, ließen ihn fürterlich zusammenfahren. Fast hätte er aufgeschrieen vor Schreck. Mit Genugtuung bemerkte Gelm den Ruck, der durch den schlanken Leib ging. -" Keine Sorge, ich fress dich schon nicht...das wird Laures-Sama dann später mit Freude übernehmen", schnarrte er, schloss Titius' Handschellen auf und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Zunächst ließ der Langhaarige seine Arme noch eine Weile in ihrer Position, hielt sie weiterhin gekreuzt auf seinem Rücken, so wie er auch die letzten 12 Stunden verharrt hatte. Dann, ganz zaghaft, bewegte er sie nach vorn, biss sich auf die Unterlippe, so sehr schmerzten seine Schultergelenke. Steif und mechanisch verschränkte er die Arme vor der Brust, versuchte sie an eine andere Haltung zu gewöhnen. Mit schmerverzerrtem Gesicht betrachtete er die bläulich angelaufenen, wunden Handgelenke, rieb ganz sachte darüber. Verächtlich stand Gelm schräg neben ihm, musterte ihn aus aufgebrachten, fast schwarzen Augen, ehe er den anderen beiden Dämonen kurz zunickte worauf hin sie sich gleichzeitig in Bewegung setzten, Titius an jeweils einem Arm fassten und an die gegenüberliegende Wand zu drängen versuchten. Energisch stemmte der geflügelte Dämon die Füße in den Boden, versetzte dem Soldaten rechts von sich mit dem Ellbogen einen Schlag mitten in sein Gesicht. Ächzend ließ der Verletzte von ihm ab, krümmte sich, befühlte seine blutende Nase. Der zweite Soldat ließ ihn ebenfalls los, eilte zu seinem Kumpanen, begutachtete das blutverschmierte Gesicht. -" Du kleines Dreckstück!" Entschlossen schluckte Titius die Furcht, die ihn erneut befiel, als er Gelm wütend, mit ausholenden Schritten auf sich zu eilen sah, hinunter, griff sich kurzerhand eine der zahlreichen Ketten, die lose in ihren Halterungen an der Wand hingen, wand sie einmal um seinen Arm, ehe er sie peitschenartig in Gelms Richtung vorschnellen ließ. Er streifte den anderen nur flüchtig an der Schläfe. Ein dumpfes Grollen ertönte. Der Soldat blieb noch nicht einmal stehen, um nach der getroffenen Stelle zu tasten. Wie ein Reh im Lichtkegel, drückte sich Titius gegen die Wand, hob beide Arme vor sein Gesicht, als er sah, wie sich Gelms Hand nach ihm ausstreckte. Fest presste er die Augen zusammen, als er aus der Ecke gezerrt, ihm die Kette entwendet wurde. Hart warf ihn Gelm rücklings flach auf den Boden, stemmte seinen Unterarm gegen seinen Hals, verdammte ihn zur Bewegungsunfähigkeit. Nach Atem ringend wand sich der kaiserliche Berater unter dem schweren Körper, fühlte sich elend und jämmerlich, ob seiner Hilflosigkeit. -" Na los doch!", herrschte Gelm die zwei anderen Dämonen an, "Worauf wartet ihr, ihr Dummbratzen?!" Sofort setzten sie sich, leicht eingeschüchtert von Gelms mächtiger Stimme, in Bewegung. Der, dem Titius die Nase gerichtet hatte, kniete sich hinter seinen Kopf, erfasste seinen linken Flügel mit beiden Händen, breitete ihn vollends aus und drückte ihn dann fest auf den Boden. Nervös schluckte der Langhaarige, stoßweise entfloh ihm sein Atem, streifte heiß Gelms Gesicht. Der zweite der beiden Unterdämonen kam nun ebenfalls zu ihnen, ein langes, silbrig glänzendes Gebilde in der Hand. Kurz erhaschte Titius einen Blick darauf, als er es Gelm reichte. Voller Entsetzen starrte er auf die mindestens 40 cm lange und zwei Finger breite stählerne Nadel, die was die Form betraf schon eher einem Pflock ähnelte, und plötzlich durchfuhr ihn die Erkenntnis wie ein Eispfeil. -Nein!", schrie er hysterisch auf. "Nein! Nicht! Nicht meine Flügel!". Wild bäumte er sich unter Gelm auf, versuchte nach ihm zu treten und geriet in absolute Panik, als er merkte, dass all seine Anstrengungen ihm nichts nützten. -" Oh ja, spür' die Furcht mit all deinen Sinnen, schmutziger Judas!", lachte Gelm dreckig. Kurz davor zu hyperventelieren und regelrecht seinen Verstand an die Resignation zu verlieren, regte sich der letzte Funke Rationalität in Titius, rüttelte ihn energisch wach und beförderte ihn zurück in die Realität. Seine Angst entschlossen in den letzten, dunklen Winkel seiner Seele zurückdrängend, sammelte er sich und ballte seine Konzentration. Ein zunächst schwaches, immer greller werdendes Strahlen ging von ihm aus. Irritiert richtete sich Gelm auf, verengte die Augen zu Schlitzen und hob schützend eine Hand. Auch die Unterdämonen wichen zurück, starrten mit großen, fragenden Augen auf das seltsame Leuchten. Nach ein paar Minuten, wurde es langsam wieder schwächer, bis es schließlich ganz verschwand. Nun viel ruhiger atmend setzte sich Titius langsam auf, sah zu Gelm hinauf, der mittlerweile ganz aufgestanden war und perplex auf ihn nieder blickte. Schnell wich die anfängliche Überrraschung der üblichen Wut, die ihn beherrschte, seit er das Geheimnis um Zadeis Entkommen aus seinem Verlies gelüftet hatte. -" Er hat seine Flügel eingezogen", bemerkte der Unterdämon mit der blutigen Nase in dümmlichem Tonfall. Gelm schnaufte ungehalten. -" Halt deine Klappe du Vollidiot! Ich bin nicht blind!" Drohend durchbohrten seine abgründigen Augen Titius, der vorsichtig ein Stück von ihm weg rutschte. -" Fahr' sie wieder aus", sagte er betont leise und beherrscht. Spöttisch lachte der kaiserliche Berater auf. -" Das hättest du wohl gern". Er starrte sein Gegenüber nicht minder finster an, als dieser selbst dreinschaute . -" Das war keine Bitte du elende Ratte". Titius antwortete ihm nicht, kalt blickte er durch ihn hindurch. -" Ich kann dich auch dazu zwingen und das wird dir sicher nicht gefallen", knurrte Gelm. -" Zu gar nichts kannst du mich zwingen", erwiderte der am Boden Sitzende leise, einen erheblichen Teil seiner Selbstsicherheit zurückgewonnen, jetzt wo er deutlich weniger Angriffsfläche bot. -" Das werden wir sehen!". Unwirsch fasste Gelm ihn am Kragen, zog ihn auf die Füße und zerrte ihn zu einem der Folterinstrumente hinüber. Mit ganzer Kraft stemmte sich Titius gegen seinen breiten Brustkorb. -" Was hast du denn? Das scheint doch passend für dich zu sein", zischte der Soldat gehässig, drängte ihn immer näher auf einen hohlen, mannshohen, Metallkasten in Frauengestalt zu. " Eine eiserne Jungfrau für die eiserne Jungfrau! Aber wahrscheinlich bist du dank deines starken Shoguns gar keine mehr..." Ein heftiger Stoß in den Rücken ließ den blonden Dämon nach vorn stolpern. Knapp konnte er sich noch fangen, fand Halt an den geöffneten Türen des Folterinstruments. Er schluckte hart angesichts der langen, spitzen Dornen, die ihm entgegen ragten und in die er fast gefallen wäre. Ein starker Arm legte sich um seine Taille, umklammerte ihn hart. -" Nur keine falsche Scham, immer hinein spaziert", mit diesen Worten versuchte Gelm tatsächlich ihn in die eiserne Jungfrau zu sperren. Titius musste alle ihm zur Verfügung stehende Kraft aufbringen, um sich gegen ihn zu stemmen, nicht von den Dornen aufgespießt zu werden. -" Hör' endlich auf damit, verdammt", brachte er gepresst hervor. -" Gefällt dir wohl nicht, hm? Vielleicht ist dir ja die Anal-Birne lieber?"[1] Ein kalter Schauer lief dem Dämon den Rücken herunter. Langsam begannen seine Arme, die er noch immer gegen den Kasten gestemmt hielt, zu zittern. Er knirschte mit den Zähnen. -"Gelm!" Augenblicklich fuhr der Angesprochene herum, erblickte Laures, der in der Tür stand und sank auf die Knie. Sofort stieß sich Titius von der eisernen Jungfrau ab, als sich die harte Umklammerung von ihm löste, wich mehrere Schritte zurück. -"Was zum Teufel tust du da?!" herrschte Laures seinen Untergebenen an. -" Ich...", versuchte Gelm sich zu erklären, wurde aber unwirsch unterbrochen. -" Ich hatte dir nicht aufgetragen ihn in die eiserne Jungfrau zu sperren!" Eine Kopfnuss folgte diesen Worten. -" Ich weiß Herr", entgegnete der am Boden kniende Soldat kleinlaut, " aber er hat seine Flügel eingezogen. Ich wusste nicht wie ich ihn sonst dazu bringen sollte sie wieder auszufahren". Kurz glitt Laures' Blick zu Titius, hinter ihm bemerkte er zwei Unterdämonen, die ebenfalls demütig auf dem Boden knieten, es nicht wagten aufzublicken, nur sein Berater aufrecht, voller Stolz dastehend, begegnete seinem Blick ohne zu zögern. Der Herrscher Makais lächelte kaum merklich. -" Dass du dich so wenig mit den anderen Dämonengattungen auskennst, hätte ich nicht gedacht", richtete er das Wort erneut an Gelm. " Es ist ganz einfach, ihn zu zwingen seine Flügel auszufahren, eine einzige Berührung reicht vollkommen und er kann sich nicht im geringsten dagegen wehren". Voller Unbehagen drängte Titius sich instinktiv mit dem Rücken gegen die Wand, spürte erneut diese zuvor empfundene Furcht in sich aufsteigen. Fragend sah Gelm auf. Laures beachtete ihn nicht weiter, fixierte seinen Berater, falsch, seinen ehemaligen Berater, denn dieses Postens war er unwiderruflich und endgültig enthoben. -" Verschwinde", sagte er an Gelm gewandt, "Und nimm die beiden Gestalten dort mit". Ohne zu widersprechen erhoben sich die drei sofort und verließen die Folterkammer so schnell wie möglich. Nur Gelm, der zu gern gewusst hätte, mit welcher Berührung Laures Titius' Schwingen zum Erscheinen zwingen würde, blickte noch einmal rasch zurück, ehe sich die schwere Tür hinter ihm schloss. Sich an der Wand entlang schiebend wich der blonde Dämon vor seinem Herrn zurück, als sich dieser näherte. -"Ein Mann von deiner Intelligenz sollte nicht ernsthaft glauben mir mit einer derartig lächerlichen Spielerei etwas entgegen setzen zu können", sagte er hart. Die Furcht in Titius Augen, die stetig zuzunehmen schien, schmerzte ihn und dennoch gefiel sie ihm. Unaufhaltsam näherte er sich immer mehr, bis sein Gegenüber nirgendwo hin mehr ausweichen konnte. Mit einer schnellen Bewegung ergriff Laures ihn, riss ihn herum und drückte ihn bäuchlings gegen die Wand. -" Nicht Laures-Sama..." -" Warum denn nicht?", fragte er leise. Titius fühlte Finger seine Wirbelsäule entlang tanzen, spielerisch wanderten sie auf und ab, wurden dann langsamer, tasteten suchend über die einzelnen Wirbel, ein wenig Druck ausübend. Eine Hand breit oberhalb vom Steißbein kam Laures' Hand zum Stillstand, rieb die Stelle fordernd. -" Aaah...", verhalten stöhnte Titius auf, krallte die Finger in das kalte, rauhe Gemäuer. " Bitte Laures-Sama...nein...", wimmerte er, spürte wie Eigenleben seinen Schoß durchflutete. Unbehaglich drückte er sich noch dichter gegen die Wand, versuchte seine stetig, gegen seinen Willen wachsende Erregung zu unterdrücken. Unnachgiebig stimulierte die kräftige Hand die geheime Stelle in Titius' Rücken immer weiter, bis der schlanke Körper vor ihm ungehalten bebte, lautes, unregelmäßiges, hastiges Atmen die Stille zerriss. -" Hört...auf...", keuchte er. Mit einem diabolischen Grinsen, drückte Laures die Fingerspitzen seitlich neben dem viertletzten Wirbel in Titius' Rücken. Er spürte wie der Knochen nachgab, sich leicht nach links verschob, was mit einem ungehaltenen Stöhnen seitens Titius quittiert wurde. Er lächelte hinterhältig. Es wäre ein Einfaches gewesen, den Wirbel einfach in einer Bewegung ganz nach links zu verschieben, Titius wäre dann ohne jegliches Lustempfinden schnell und kurz gekommen und der Mechanismus, der die Motorik seiner Flügel steuerte automatisch in Gang gesetzt worden...aber so machte es wesentlich mehr Spaß. Mit einem gequälten Ächzen ging Titius in die Knie, sank in Laures' Arme, die ihn sofort umfingen, fest hielten. Geschmeidig ließ sich der Dämonenherrscher auf den Boden sinken und brachte seinen ehemaligen Berater unter sich, den rechten Arm um seine Hüfte geschlungen, die Hand nach wie vor in seinen Rücken drückend. Sein Blick glitt über die deutliche Wölbung zwischen Titius' Beinen. -"Sieh an...der unnahbare, asexuelle Titius hat tatsächlich einen Steifen...", flüsterte er gehässig, legte seine freie Hand sachte über die beträchtliche Wölbung. -" Nein...fasst mich nicht an!", protestierte der geflügelte Dämon energisch, versuchte die Hand in seinem Schritt erfolglos fort zu schieben. -" Ah..ich verstehe". Laures nickte lächelnd. " Darauf hat nur einer Anrecht, nicht wahr? Dein, hübscher, starker Shogun...wie ist er denn so? Sanft und liebevoll...oder eher grob und hart? Hä? Sag's mir. Sag' mir wie er dich fickt...", raunte er gegen Titius' Lippen, presste seinen Mund brutal auf sie und küsste ihn rauh. Der junge Dämon, gab einen erstickten Laut von sich, riss sich verzweifelt los und wandte keuchend das Gesicht ab. -" Wieso tut Ihr das? Wieso tut Ihr mir das an?", fragte er den Tränen nahe. -" Was denn? Das? Oder das?" Kaum hatte Laures zu Ende gesprochen, spürte der geflügelte Dämon wie sich besagter Wirbel noch ein Stückchen weiter bewegte und kurz darauf geschickte Finger, an genau den richtigen Stellen seine Männlichkeit fordernd rieben. Fast aufschreiend bog er den Rücken durch, ob der Lustwelle, die mit doppelter Intensität über ihm zusammenschlug[2]. Noch nie zuvor hatte er diese seltsame Funktion seines Körpers samt ihrem Nebeneffekt dermaßen gehasst und verflucht. Wieso nur wusste Laures davon? Der einzige, dem er davon erzählt hatte war Zadei und nicht einmal ihm hatte er es erlaubt ihn auf diese Weise zum Höhepunkt zu bringen[3]. -"Wirklich interessant diese kleine Nebenwirkung. Ich konnte sie bisher noch nicht am lebenden Ojekt bewundern", sagte Laures süffisant. Nach Atem ringend schloss Titius die Augen. Feine, glänzende Schweißperlchen standen auf seiner Stirn. -" Warum Titius? Warum er? Was hat er, das ich dir nicht bieten könnte?", er drehte das Gesicht des unter ihm Liegenden energisch zurück zu sich. Titius' Blut rauschte in seinen Ohren, ließ die drängenden Worte nur gedämpft zu ihm durchdringen, und in den südlicher gelegenen Regionen pochte es wie verrückt, schien seine Adern sprengen zu wollen, floss wie glühende Lava durch ihn hindurch. Ein leises, prickelndes Gefühl breitete sich zwischen seinen Schulterblättern aus, steigerte sich desto näher er dem Höhepunkt kam, das zuvor erschienene Licht glomm in Ansätzen auf. Regelrecht fasziniert beboachtete Laures den sich windenden Dämon, der vor Lust schier verging. Er hätte keine Worte finden können, um das Hochgefühl, das ihn, ob der Tatsache, dass er der Urherber dieser Lust war überwältigte, zu beschreiben. Titius Stöhnen wurde kurzatmiger, sein Becken zitterte, einem Vulkan vor dem Ausbruch gleich, angespannt hob sich sein Körper dem Dämonenkaiser ein Stück entgegen. Strahlend weiße Zähne gruben sich in die volle Unterlippe, die zuvor glatten, geschlossenen Lider pressten sich nun intensiv aufeinander. Aufkeuchend schob er einen Arm über sein Gesicht, wandte den Kopf erneut zur Seite. Laures lachte leise. -" Hat dir schon mal jemand gesagt, wie unglaublich schön du bist, kurz vor dem Höhepunkt? Viel schöner noch als sonst...und wie herrlich du klingst, wenn du stöhnst?Kein Engelsgesang der Welt könnte berauschender sein". Mit einer minimalen Bewegung seines Zeigefingers, bewegte Laures den geheimnisvollen Wirbel schließlich doch noch ganz nach links, spürte den Positionswechsel durch das dünne Gewand hindurch. Heftig aufstöhnend bog Titius den Rücken durch, krallte die langen, schlanken Finger in den Steinboden. Ein heftiges Beben durchströmte ihn, er warf den Kopf in den Nacken und hielt den Atem an. Imselben Moment, ballte sich das zuvor eher schwache Licht zu einer gleißenden Kugel und seine Schwingen schossen aus seinem Körper vervor, breiteten sich schwungvoll aus. Mit gleichgültigem Gesichtsausdruck fing der Dämonenherrscher eine umherirrende Feder auf. Heftig atmend, von einem feinen, schimmernden Schweißfilm überzogen, sank Titius zurück, blieb reglos liegen, krampfte seine rechte Hand in sein Gewand. Leicht bewegte er ein Bein, verzog angewidert das Gesicht, als er die sähmige Nässe zwischen seinen Schenkeln spürte. Aufschluchzend presste er seine Hände auf sein Gesicht. -" Warum macht es Euch so viel Spaß mich leiden zu sehen?", fragte er kläglich. -" Leid? Das ist kein Leid Titius. Du hast keine Ahnung was Leid ist". -" Das sagt Ihr jemandem, dessen Familie, dessen gesamte Art auf einen Schlag vernichtet wurde? Jemandem, der Jahre lang still und duldsam die abweisende, gleichgültige Kälte hinnahm, mit der ihm auf seine aufrichtige Liebe geantwortet wurde? Warum bedeutet sie Euch ausgerechnet jetzt so viel, wo Ihr sie doch all die Zeit abgelehnt habt?", fragte Titius leise. Er verstand Laures' Handeln nicht, seine Beweggründe nicht...es war alles so seltsam paradox. Forschend glitt der Blick des Dämonenherrscherrs über den weinenden Dämon. So erniedrigt und gedemütigt wie jetzt, hatte er ihn niemals zuvor gesehen und wieder durchströmte ihn ein unbeschreibliches Hochgefühl[4]. Sein Blick blieb an seinem Schoß hängen, dessen Wölbung nun gänzlich abgeklungen war, wofür sich ein feuchter Fleck auf dem eisblauen Stoff ausgebreitet hatte. Mechanisch erhob sich Laures, verbannte das für Sekunden aufkommende Mitleid konsequent. -"Steh' auf". Titius regte sich nicht, lag mit geschlossenen Augen am Boden, versuchte sein Schluchzen nieder zu kämpfen, seine Tränen zum Versiegen zu bringen. -"STEH' AUF!", schrie Laures ihn an. Vorsichtig öffnete der geflügelte Dämon die Lider, blinzelte ein paar Mal unbeholfen und stemmte sich zittrig auf die Arme. Langsam wandte er sich Laures zu, sah ihn durch wirre Strähnen, die sein schönes Gesicht bedeckten, hindurch an. Niemals zuvor hatte der Dämonenkaiser so viel Verachtung in den blassen, blauen Augen gesehen und schon gar nicht ihm gegenüber. Tief atmete er ein, ehe er die kurze Distanz zwischen ihnen überwand, Titius die flache Hand auf die rechte Wange schmetterte. -" Wage es nie wieder mich so anzusehen", zischte er kalt. Hart fasste er seinen ehemaligen Berater am Gewand und schleifte ihn hinter sich her, ließ ihm nicht die Zeit sich aufzurichten. Kraftvoll warf er ihn auf eine Streckbank, fesselte die schlanken, porzellangleichen Hände mit den ledernen Riemen, die an ihr befestigt waren. Die feingliedrigen Finger fühlten sich eiskalt an. Ein letztes Mal versuchte Titius Widerstand zu leisten, brachte all die geringe Kraft, die ihm zur Verfügung stand auf, doch es nutzte nichts. Aufgebend schloss er die brennenden Augen, bemerkte nur noch flüchtig den Schatten, der sich über ihn legte. Ein nicht zu verachtendes Gewicht beschwerte seine Oberschenkel, als es sich auf ihn nieder ließ. Erneut spürte er Hände an seinen Schwingen. Unwillkürlich spannte er seinen Körper an, sich auf unermesslichen Schmerz einstellend, denn der würde folgen, daran zweifelte er nicht. Laures war ein gnadenloser Dämon. Erbarmen zählte nicht zu den wenigen Emotionen, die er sich erlaubte. Er zuckte zusammen als etwas Kaltes seinen linken Flügel streifte, dann am oberen Ende, dort wo die Schwinge einen Bogen beschrieb zum Stillstand kam, leichten Druck ausübte. Titius' Herz begann zu rasen, kalter Schweiß bildete sich auf seinem Rücken. Er wusste was es war und er wusste was nun folgen würde. Kurz war er versucht Laures anzuflehen, es nicht zu tun, wenn es sein musste ihn auf Knien zu bitten, als auch schon ein abgründiger Schmerz, der sein Bewusstsein förmlich zerriss, durch seinen Körper fuhr. Einer Druckwelle gleich entrang sich seiner Kehle, ein grotesker Schrei, wie ihn wohl keine Kreatur sonst hätte austoßen können, schrill und klirrend, von unbeschreiblichem Leid zeugend. Seine Kehle fühlte sich an, als würde sie sich jeden Augenblick einen Weg durch seinen Hals bahnen. Mit aller Kraft, versuchte Titius' Unterbewusstsein sich dieser Tortur zu entziehen, drängte seinen Körper dazu, sich trotz der Fesseln, wild aufzubäumen, sich gegen das Leder zu stemmen, soviel Kraft aufzubringen es leise knirschen zu lassen und zu dehnen bis es an einigen Stellen riss. Der Schrei endete in einem verzweifelten Aufheulen, das sich auf direktem Wege in die Seele fraß. TBC [1]: Eine Analbirne, ist ein vier-schenkliges, birnenförmiges Folterinstrument aus dem Mittelalter. Diese vier Schenkel konnte man auseinander dehnen, jede in ein andere Richtung, so quasi wie ne aufgehende Blüte. Die Analbirne wurde anal in den Körper des Folteropfers eingeführt und dann wurden eben diese vier Schenkel auseinander gedehnt...im Körper...was zur Folge hatte, dass der Unterleib quasi zerriss...innerlich...man ist dann verblutet...innerlich... [2]:Doppelte Intensität O__o Ich hab da mal im Nachhinein über was nachgedacht, nämlich Folgendes: Was zum Teufel kriegt der Titius für einen Orgasmus, wenn man seinen Lulu, seine Prostata und seine geheime Stelle im Rücken gleichzeitig stimuliert??? BOAH! *neidisch ist* [3]:Boah der arme Titius...wie degradierend muss das sein, wenn nicht mal Zadei das durfte? [4]:Irgendwie hat der Laures ein Machtproblem... Hallo Kinders! *sich umguck* Und? haben schon alle die Mordinstrumente gezückt? ^________^ Oh! Ich sehe zahlreiche Messerklingen aufblitzen...sind die jetzt für Laures oder für mich bestimmt? O___O *in Deckung geh* *hinter Sofa verkriech* Ihr kennt doch die Stelle in der Bibel, wo es heißt, "vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun"? Laures und mir geht es genauso! Wir haben keine Ahnung, was wir eigentlich anstellen! Also bitte vergebt uns *verbeug* *räusper* Nee, also das ist ja ne Marotte von mir, dass Titius ganz furchtbar leiden muss *Männerhasserin ist* Wahlweise leidet ja auch Zadei. Muss mir mal was einfallen lassen wo Laures so richtig arm dran ist =__= Was ihr von Laures haltet frag' ich am besten gar nicht erst ^^° Aber was ihr von Titius' zweitem Sweetspot im Rücken haltet würd mich schon interessieren *gg* *Hentai desu* Aber ich finde Gelm ist auch so richtig fies...irgendwie hat der sich selbstständig gemacht >___>...der will auf sich aufmerksam machen. Hmmm...was das nächste Mal interessant werden könnte, ist, dass Zadei so langsam eine Ahnung entwickelt, dass Titius' Abwesenheit nicht mit rechten Dingen zu geht...wenn auch nicht so aktiv...lasst euch überraschen, falls ich das so sagen kann ^^° Aber böse Überraschungen sind schließlich auch welche, gell? <__< *wegrenn* Also...ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht zu lesen und, dass das Kappi gefallen hat. Denkt immer daran: alles was hier geschieht ist pure Fiktion, nichts ist wahr. In Wirklichkeit, liegt der Teti in Makai an seinen schmucken Shogun gekuschelt vor'm Kamin und wartet, dass sein Mausebär endlich aufwacht ^^v In diesem Sinne: Tschüss und bis zum nächsten Mal. die Psychose ^^// PS: Ich hoffe es sind nicht so viele Fehler drin. Ich bin zu faul zum dritten Mal Korrektur zu lesen...und müüüde Z___z Falls doch welche da sind, korrigiere ich sie später, versprochen ^^v Kapitel 6: ----------- Mit einem Ruck schleuderte Hilda die Bettdecke von sich, saß kerzengerade im Bett. Mit laut klopfendem Herzen horchte sie in die schwere Stille hinein. Nichts drang zu ihr vor, nur der eigene flache Atem und das dumpfe Schlagen in ihrer Brust. Sie lauschte angestrengt. Der Schrei...dieser furchtbare, unmenschliche Schrei, der noch immer in ihren Gehirnwindungen nach zu hallen schien...sie hatte ihn sich sicher nicht eingebildet. So etwas konnte sich niemand einbilden. Ihr Kopf schnellte herum. Laures' Betthälfte war leer, er hatte seine Schlafstatt wohl schon vor längerer Zeit verlassen, waren die Laken, über die ihre Finger glitten, doch vollkommen ausgekühlt. Ahnungsvoll starrten die giftgrünen Augen für einen Moment ins Nichts, ehe Hilda mit einem Satz das Bett verließ. Eilig raffte sie ihre Kleidung beisammen, zwängte sich mit ungeschickten, unkoordinierten Bewegungen, ihre Hände zitterten, sie vermochte nicht zu sagen weshalb, in den aufwändigen Haufen an Samt und Rüschen, ehe sie, so schnell es der bodenlange, schwere Rock erlaubte, auf den Gang stürmte. Sie konnte niemanden erblicken. Überall war es leer und vollkommen ruhig. Mit großen Schritten steuerte sie Laures' Arbeitszimmer an. Unruhig warf sich Zadei herum, drückte das angestrengt verzogene Gesicht tiefer in die Kissen, krallte die Finger in die Decken unter ihm. Von wirren Traumbildern gejagt, murmelte er undeutliche Worte, legte die Stirn in Falten. Er wand sich auf seiner Schlafstatt, atmete heftig. Fahrig fuhr seine rechte Hand durch die Luft, streckte sich Titius entgegen, den er wage im undurchdringlichen Schwarz, das ihn zu verschlingen schien, erkennen konnte. Aus leeren Augen, die wie beschlagene, matt gewordene Glasmurmeln wirkten, blickter er ihm unter halb gesenkten Lidern entgegen. -" Nein..." Ungläubig starrte er auf die Gestalt seines geliebten Engels, während er sich ihr mit langsamen, unsicheren Schritten, war ihm doch als fiele er jeden Augenblick ins Nichts, näherte. Der aus Elfenbein scheinende Leib trieb reglos in einer Blutlache, dessen dunkles Rot fast den gesamten Raum einnahm. Er jetzt bemerkte Zadei, dass es an seinen Stiefelsohlen haftete und bei jedem seiner Schritte ein schmatzendes Geräusch verursachte. Titius schwamm träge auf der schwärzlich schimmernden Oberfläche dahin, die weißen Arme und Beine ausgebreitet, von sich gestreckt, das silbrige Haar umspielte seine Schultern wie die Schlangen der Medusa. -" Titius?", kaum hörbar hatte er seinen Namen gewispert, einem leisen Ausatmen gleich und dennoch schien seine Stimme um ein Vielfaches lauter von nicht sichtbaren Wänden wider zu hallen. Flatternd hoben sich die Lider seines Geliebten, der den Blick zwar suchend umherschweifen ließ, ihn dann aber starr nach oben in das schwarze Nichts richtete. -" Titius?". Wieder durchströmten seine Worte, nun deutlich von Angst durchzogen, echoähnlich die Dunkelheit. Zaghaft sank der Dämonengeneral auf die Knie, fasste nach Titius' Hand, die eisig kalt war. Ein heftiges Beben durchfuhr den fast leblosen Körper. Stumm formten die rosigen Lippen Worte. -" Was? Was sagst du Teti?". Zadei beugte sich tiefer zu ihm hinunter. Eine zittrige Hand fuhr durch seinen pechschwarzen Haarschopf, der mit der Finsternis förmlich verschmolz. -" Zadei...". Schwach und hilflos wehte die sanfte Stimme an das Ohr des Shoguns. " Bist du das Zadei?" -" Ja, ja ich bin es Teti, ich bin bei dir", entgegnete er leise, selbst nicht wissend, wieso er nicht lauter sprach und hauchte einen Kuss auf die Hand, die er hielt. -" Zadei...", Titius' Stimme geriet mächtig ins Wanken, " bitte hilf' mir Zadei". Tränen rannen aus seinen Augenwinkeln, seine Schläfen entlang, fielen mit einem kaum vernehmbaren Laut in das Blut. -" Titius!", panisch glitt Zadeis aufgebrachter Blick über das schöne, aber müde wirkende Gesicht, " Titius was hast du denn? Wobei soll ich dir helfen? Sag es mir!" -" Ich flehe dich an...hilf mir...schnell, bitte". Wie in Zeitlupe schlossen sich die zarten Lider über die leeren Augen. " Es tut so furchtbar weh Zadei..." Die schmale Hand rutschte kraftlos aus Zadeis und dann begann der schmale Körper zu sinken. -" Nein...nein...nein, nein, nein! Titius!" Das Gesicht vor Angst verzerrt stieß Zadei seine Hände in die Tiefe des Blutes, tastete hektisch nach dem Leib seines Geliebten. -" Titius? Titius?! Komm zurück! Komm zurück zu mir! Wo bist du? Titius nicht!" Mit geweiteten Augen starrte er auf die unheilvoll glänzende Oberfläche der tief roten Lache. Vorsichtig hob er seine blutbesudelten Hände vor sein Gesicht. Langsam ließ er sich auf die Fersen sinken, legte den Kopf in den Nacken und schrie schmerzerfüllt auf wie ein verwundetes Tier. Von seinem eigenen Schrei geweckt fuhr Zadei aus dem Schlaf auf, krallte die Hände in sein Haar und atmete laut mit geöffnetem Mund. Sein Herz schlug so heftig gegen seine Rippen, dass es schmerzte. Sein Kopf flog herum, hin zu Titius' Schlafplatz an seiner Seite. Er war leer und unberührt. >Er ist nicht hier< Eilig stand der Shogun auf, hastete zu einem ausladenden Tonkrug in der Ecke und tauchte seinen Kopf gänzlich in das kalte Wasser, das sich in ihm befand. Prustend richtete er sich nach einigen Sekunden wieder auf. Er wischte sich das Wasser, das aus seinem Haar tropfte und ihm in die Augen lief fahrig mit dem Handrücken weg. Beruhig dich Zadei. Es war nur ein Traum, nichts weiter. Es war nicht real. Es hat gar nichts zu bedeuten<, redete er sich selbst gut zu. Trotzdem glitt ein unsicherer, fast verstörter Blick noch einmal zu dem leeren Schlafplatz neben seinem eigenen[1]. Halb bewusstlos vor Schmerz, lag Titius keuchend unter Laures und wünschte sich nichts sehnlicher als die erlösende Ruhe einer Ohnmacht, die ihm verwehrt blieb. Mit einem klirrenden Laut, landete die lange Stahlnadel auf dem Boden, als Laures sie einfach fallen ließ. Emotionslos blickte er auf den offensichtlich furchtbar leidenden Dämon hinab, der nicht mehr in der Lage Gegenwehr zu leisten, völlig ausgeliefert auf der Streckbank lag. In einer beiläufigen Geste riss er ein Stück Stoff aus Titius' Gewand und wischte sich seine blutigen Hände daran ab. Eine Weile sah er nur den rot getränkten Fetzen Seide an, ehe er ihn in die Ecke schleuderte und Titius mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. -" Dämmer' mir jetzt nicht weg, hörst du?" Grob fasste er das Kinn des Gefesselten und hob seinen Kopf an. -" Sieh' mich an...na los sieh' mich an!" Ein leises Wimmern von sich gebend richtete Titius seine Aufmerksamkeit mit aller Kraft auf seinen Herren, blickte in die saphirblauen Augen, die nicht die geringste Emotion wiederspiegelten. -" Sag' mir wo Zadei ist", forderte Laures in leisem, verschwörerischem Ton. Am liebsten hätte der ehemalige kaiserliche Berater aufgelacht, wozu ihm allerdings die Kraft fehlte. Also schloss er nur wieder die Augen, versuchte gegen die Hand an seinem Kinn anzukämpfen und den Kopf zur Seite zu drehen. -" Sag' es mir, oder ich breche dir sämtliche Knochen im Leib", zischte der Herrscher Makais unbeherrscht. Angespannt musterte er das schmerzverzerrte Gesicht, lauschte dem hastigen, stoßweise gehenden Atem, der, der sich rasch hebenden und senkenden Brust mühsam entfloh. Es antwortete ihm nur Schweigen. -" Titius...zwing mich nicht, dir noch mehr weh zu tun, als ich es schon getan habe". Die Worte erreichten Titius' Ohren wie durch einen dicken Watteberg. Langsam schüttelte er den Kopf. -" Niemals...eher sterbe ich". Voller Zorn hob Laures den Arm, holte weit aus und ließ seine Faust vorschnellen, hielt aber kurz vor seinem Ziel inne. In einer fließenden Bewegung glitt er von Titius und der Streckbank. Mit scheinbar geübten Fingern löste er die Lederriemen von den Handgelenken seines Untergebenen, nur um sie erneut auf dessen Rücken zusammen zu binden. Für einen Augenblick musterte er die schwer herab hängenden Schwingen, in deren oberen Enden jeweils ein Loch prangte, aus dem stoßweise reichlich Blut strömte, das die rein weißen Federn besudelte. Völlig kalt und ohne jegliches Mitleid, zog er durch jede der Wunden einen dicken stählernen Ring, an dem er jeweils eine schwere Kette befestigte. -" Los steh auf!" herrschte er und wusste selbst, dass es einfach nur lächerlich war, von der zitternden, verzweifelt keuchenden Gestalt, die nur mit Gewalt in der Lage zu atmen schien, zu verlangen sie möge aufstehen. Also half er nach, in dem er grob an den Ketten riss. Mit einem lauten Stöhnen schlug Titius auf den Boden, wo er wimmernd, um seinen letzten Funken Stolz kämpfend, krampfhaft versuchte die Tränen, die in seinen Augen brannten zu unterdrücken. Laures streckte die Hand nach ihm aus, um ihn an seinen Haaren auf die Beine zu ziehen, entschied sich dann aber doch dafür ihn an seinen Ketten einfach hinter sich her, zur gegenüberliegenden Wand, zu zerren. Das schmerzerfüllte, herzzerreißende Weinen, das nun doch noch erklang und die bitteren Tränen, die dunkle Flecken auf dem Betonboden hinterließen, sich mit dem Blut, das eine Spur hinter dem fortgeschleiften Körper bildete, vereinigten, ignorierte er routiniert. Titius war bei weitem nicht der Erste, der weinend zu seinen Füßen gekauert hatte, er war nicht der Erste mit dessen Blut er seine Hände besudelt hatte, nicht der Erste, den er quälte und folterte und er würde nicht der Erste sein, der sich den erlösenden Tod wünscht, wenn er erst fertig mit ihm war[2]. Sich umblickend irrte Hilda durch die Gänge des Palastes, passierte Flure, die sie noch nie zuvor betreten hatte. Von Laures war nichts zu sehen. Am Fuß der steinernen Treppe, die in das Kellergewölbe führte blieb sie stehen, blickte hinab in die Dunkelheit. Zunächst zögerte sie, sah noch einmal zurück, nahm sich dann allerdings entschlossen eine der Fackeln, die an den Wänden des Flures hinter ihr in regelmäßigen Abständen angebracht waren, aus der Halterung und stieg die steilen Stufen hinab. Sie drehte sich einmal um sich selbst, um sich zu orientieren, entschied sich für den nach rechts abzweigenden Gang. Furchtsam musterte sie die schweren, durch dicke Schlösser oder massive Holzbalken verschlossenen Türen, hinter denen die unglücklichen Gefangenen kauerten und auf ihr trauriges Ende warteten. Schaudernd ging sie weiter. Es war totenstill um sie herum. Alles was sie vernahm war ihr eigener Atem. Kurz kam ihr der Gedanke, einfach nach Laures zu rufen, diese Idee verwarf sie allerdings schnell wieder. Sie bog in einen anderen Gang, der seltsam kalt war. Kälter als die Gänge vorher. Angestrengt lauschte sie in die Stille hinein, als sie einen kaum hörbaren, unscheinbaren Laut vernahm. Ihre Schritte verlangsamend ging sie weiter, versuchte selbst so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Sich vorsichtig umschauend, als fürchte sie jeden Augenblick aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden, ging sie weiter. Nach ein paar Metern blieb sie stehen. Da war es wieder dieses Geräusch. Sie konnte es nich definieren. Den Atem anhaltend wandte sie sich nach links, von wo der Laut gekommen war, und sah sich nach wenigen Metern einer breiten, aus massivem Holz gearbeiteten, Tür gegenüber. Sie stellte verwundert fest, dass sie nicht verschlossen war und schob sie auf. Noch einen kurzen Blick über die Schulter zurück werfend, trat sie in den ihr unbekannten Raum. Sie musste den Blick nur einmal an der gegenüber liegenden Wand entlang schweifen lassen, um zu erkennen, dass sie sich in der Folterkammer befand. Sie schauderte. Ein heiserer laut, der einem Krächzen glich, ließ sie herumwirbeln. Hektisch hob sie die Fackel auf Gesichtshöhe und blickte sich nach der Quelle des Geräusches, das sie zuvor schon zwei Mal gehört hatte, um. Sie machte eine Gestalt in der Ecke aus, die halb in den Schatten verborgen lag. Alles was sie erkennen konnte war, dass sie an eine Art Gestell gefesselt war. Langsam, völlig lautlos schritt Hilda auf sie zu, hielt die Fackel vor sich, um sie zu beleuchten. Skeptisch zog sie die schmalen, goldenen Augenbrauen zusammen, trat noch näher, blieb schließlich mit geweiteten Augen direkt vor ihr stehen. Ihr Blick glitt über die ausgebreiteten, von stählernen Ringen durchbohrten und an Ketten befestigten Flügel. Sie waren über und über mit Blut besudelt. Titius! Das war Titius! Die schlanken Arme gekreuzt auf dem Rücken gefesselt, den Kopf in tiefster Resignation auf die Brust gesenkt, hing er, offenbar aller Kraft beraubt, an dem eisernen Gestell, völlig unfähig sich zu bewegen, auf sein schmerzhaftes Ende wartend, wie all die anderen Gefangenen hinter den undurchdringlichen, ewigen Gemäuern des Verlieses. Zögernd streckte sie die freie Hand aus, schob das lange Haar, das der traurigen Gestalt über die Schultern fiel, zurück und hob das gesenkte Haupt leicht an. Geräuschvoll atmete sie aus, ob des Anblicks, der sich ihr bot. Ein unartikulierter Laut, heiser und rauh, entfloh aufgesprungenen Lippen, an denen dunkel, geronnenes Blut haftete. -"Uh...hn...". Schwerfällig zuckten blau unterlaufene Lider, denen es trotz aller Bemühungen nicht gelang sich zu heben. Die Zähne tief in die Unterlippe grabend, unterdrückte Hilda den Schrei, der ihre Kehle hinauf kroch. Mit leicht zittrigen Fingern, strich sie über die aufgeschürfte Haut an Wangen und Kinn, wanderte tiefer über die von blutigen Striemen verunstaltete Brust, die sich unregelmäßig hob und senkte. Angestrengt stießen seine Lungen keuchenden, rasselnden Atem aus. -" Titius", flüsterte sie mitleidig. Sie Zog ein weißes Taschentuch aus dem Auschnitt ihres Mieders, befeuchtete es, indem sie kurz an einem Zipfel leckte und tupfte vorsichtig das Blut aus seinen Mundwinkeln, das sich dort gesammelt hatte. Eine Geste, die ihren Ursprung im Gefühl völliger Macht-und Hilflosigkeit hatte[3]. Sie hörte wie der flache Atem hektischer wurde und schreckte zurück als Tränen über das zerschundene Gesicht liefen. Mit zittrigen Fingern steckte sie das Tuch zurück in ihren Ausschnitt und blickte an den Ketten empor. Sie musste Titius von ihnen befreien und das so schnell wie möglich. Sie trat ein paar Schritte zurück, starrte wie gebannt auf die Verankerungen in der Decke. Das leise Knirschen von Schuhsohlen auf dem unebenen Boden des Ganges ließ sie den Kopf zur Tür wenden, in der Laures erschien. Einen abwartenden Blick in den abgründigen Augen, lehnte er sich mit der rechten Schulter an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Kühl erwiderte Hilda seinen Blick, wartete ihreseits darauf, dass er etwas sagte, worauf sie nicht lange warten musste. -" Was tust du hier unten?", fragte er ruhig, spielte mit dem Griff der Peitsche, die um seinen rechten Unterarm gewunden war. -" Ich habe dich gesucht", sagte Hilda, wandte sich ihm nun ganz zu, zwang sich, sich nicht wieder zu Titius umzuwenden. Dieser Anblick...sie würde ihn niemals vergessen können, niemals. -" In der Folterkammer?" Seine Augenbrauen wanderten amüsiert in die Höhe. " Das ist ja nun nicht wirklich schmeichelhaft". Spielerisch verzog er die Lippen zu einem Schmollen, das scheinbar von Missmut zeugen sollte. Wortlos betrachtete Hilda ihn, bis er sich schließlich von der Tür löste und näher trat. Neben Titius, den er kalt musterte, blieb er stehen. -" Ich hoffe der Anblick hat dich nicht allzu sehr erschreckt". Mit leicht ängstlichem Gesichtsausdruck, musterte sie seine kühlen, harten, emotionslosen Züge. -" Wenn ich hätte ahnen können, dass einmal so ein jämmerlicher Verräter aus ihm werden würde..." sagte er mehr zu sich selbst und vergrub seine starke Hand in den blonden Schopf, zog den Kopf seines Gefangenen grob in den Nacken, um sich das malträtierte Gesicht noch einmal ausgiebig zu betrachten. Er warf seiner Geliebten von der Seite her einen Blick zu. -" Glaubst er hätte auch nur ein Wort gesagt?" -"Wozu?" fragte sie, bemüht sich ihre Verunsicherung nicht anmerken zu lassen, hätte Laures' Griff zu gern aus dem silbrig schimmernden Haar entfernt. -" Zu Zadeis Aufenthalt natürlich. Einem Grab gleich hat er sich ausgeschwiegen", sagte er und Wut und Hass tränkten seine Worte. Kurz zuckten seine in hautengen Handschuhen steckenden Finger, die eisern die glänzenden Strähnen umklammert hielten, als sich der Drang sich zur Faust zu ballen und mitten in dem schmerzverzerrten Gesicht zu landen, in ihnen regte. Der Dämonenkaiser knirschte mit den Zähnen, grollte kaum wahrnehmbar, dann löste sich seine Hand von Titius, dessen Kopf kraftlos zurück auf seine Brust fiel, und trat einen Schritt zurück. -" Komm", wandte er sich an Hilda und nahm ihr die Fackel ab, während seine andere Hand die ihre ergriff. " Lass' uns wieder nach oben gehen. Hier unten stinkt es mir zu sehr nach Verrat". Er zog seine Geliebte an sich und verließ den dämmrigen Raum. Mit ausdruckslosen Augen beobachtete die junge Frau, wie Laures die Tür von außen gewissenhaft mit einem schweren Schloss verriegelte. /Schwachsinnig/, schoss es ihr durch den Kopf. /Als wenn er in dieser Verfassung und angekettet hier heraus könnte/. Schweigend begaben sich beide zurück nach oben. Kein weiteres Wort bezüglich Titius oder Zadei fiel mehr. TBC [1]: Zadei und Titius müssen eine seeeeehr enge Bindung haben, wenn Titius ihm, mehr oder minder telepathisch würde ich sagen, in Traumbildern vermittelt, dass er seine Hilfe braucht, auch wenn die Traumbilder nicht allzu konkret sind. Sie sind eben nicht nur Liebende sondern auch Seelenverwandte. Auf jeden Fall wird dieser Alptraum Zadeis Zuversicht und Geduld um einiges schmälern. Aber irgendwie ist die Stelle, wo Zadei aus dem Schlaf hochschreckt und feststellt, dass Titius nicht da ist 'n Déja vu, von der Szene, wo Hilda aufschreckt und feststellt, dass Laures weg ist, fällt mir auf O__o [2]: Also so seltsam das auch klingen mag...Laures will Titius im Grunde nicht weh tun. Zumindest nicht mit dem primitiven Ziel, ihm schlicht und einfach Schmerz zu zu fügen und sich an seinem Leid zu ergötzen. Viel mehr hofft er ihn mit körperlichem Schmerz zermürben zu können und ihn dazu zu bringen, Zadei zu verraten, weil er es eigentlich auf den verhassten Shogun abgesehen hat. Auch wenn ihr mir das jetzt nicht so recht glaubt ^^° [3]: Natürlich weiß Hilda, dass sie ihm nicht hilft, indem sie ihm das Blut aus den Mundwinkeln wischt. Eher tut sie ihm damit noch mehr weh, aber es ist einfach der übermächtige Wunsch etwas für ihn zu tun, trotz ihrer Machtlosigkeit, derer sie sich bewusst sich. Aber keine Sorge, sie wird sich diesen Wunsch noch richtig erfüllen ^.- Und so nahm Titius' Leid also seinen Lauf...und ist noch lange nicht beendet...es tut mir leid, wirklich *Haupt beugt* Mein sadistisches Ich kann gar nicht mehr von ihm lassen. Er ist eigentlich so ne Art Märtyrer, oder? Immerhin lässt er all das für jemand anderes mit sich machen. Was soll ich zu Laures sagen? Er ist ein Schwein *nick*. Er ist mindestens genauso sadistisch wie mein sadistisches Ich *nick*. Er kennt seine Grenzen nicht*nick*. Aber irgendwie ist es nicht pure Boshaftigkeit. Ich hoffe, dass das wenigstens so stellenweise, in Ansätzen verständlich wird. Er ist wütend, hasserfüllt und rachsüchtig, ganz sicher, aber eben auch emotional verletzt und enttäuscht. Auf eine Weise sogar eifersüchtig. Zu einem Großteil treiben ihn seine Verzweiflung und seine Traurigkeit zu dem was er tut. Ich denke, das wird auch später noch deutlicher werden. Obwohl er wohl nie so wirklich Reue empfinden wird *Kopf schüttel*. Hildas Verhalten in diesem Teil mag fraglich erscheinen. Vor allen Dingen deswegen, weil sie Laures nicht offen damit konfrontiert, wie wenig sie von seiner Brutalität Titius gegenüber hält. Sie würde mit offener Konfrontation nichts erreichen(in den folgenden Kappis werdet ihr verstehen warum), das weiß sie, darum wird sie es im Stillen versuchen, wie es wohl für die Mehrheit der Frauen üblich ist, würde ich meiner Erfahrung gemäß sagen. Titius und sein Schicksal sind ihr keineswegs gleichgültig, im Gegenteil. Sie wird da noch eine wichtige Rolle spielen. Kurz: Konflikte, Action und Dramatik sind garantiert ^^b Hoffe mal, dass alle Spaß am Lesen hatten und das Kappi gefallen hat =^.^= Ich wünsche allen frohe Ostern und schöne Feiertage!!! Biba, bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/ Kapitel 7: ----------- Zadei saß im strömenden Regen auf der Klippe und blickte mit leeren Augen in die sich aufbäumenden Fluten. Der kalte Wind peitschte ihm die nackten Arme und das Gesicht, zerrte an seinem wirren, völlig durchnässten Haar. Gedankenverloren spielten seine Finger mit dem nassen Gras unter ihnen, zupften und zwirbelten daran, ehe sie sich schließlich tief in die Erde gruben und ein Büschel energisch herausrissen, es dem eisigen Atem des Windes entgegen schleuderten. Die Augen schließend biss sich der Shogun auf die Unterlippe. Er war nicht gekommen. Er war auch heute nicht zu ihm zurückgekommen. Er machte sich nichts mehr vor. Titius blieb ihm nicht freiwilligerweise fern. Irgendetwas hatte ihn aufgehalten. Sein Blick verdunkelte sich. Seine Augen glommen feurig auf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so dass sich die Nägel tief in die Handflächen gruben, blutige Spuren hinterließen. Innerlich vollkommen zerrissen sprang er auf, nur um dann wie zur Salzsäule erstarrt zu verharren. /Titius...wo bist du? Wieso kommst du nicht zurück zu mir?/ Wie unter furchtbaren Schmerzen krümmte er sich, ließ die wirren Erklärungen, die sich sein Geist zurecht legte auf sich einströmen. Vielleicht hielt in nichts weiter als ein sich 'gen Zimmerdecke türmender Stapel politischer Dokumente auf. Laures schloss und annulierte doch Tag für Tag irgendwelche Abkommen und Verträge. Vielleicht gab es irgendwelche neuen Bündnisse? Änderungen der Gesetze? Oder erwartete der werte Kaiser den Besuch irgendeines Staatsoberhauptes? Er fluchte unwirsch. Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts. Seit er hier, versteckt vor der Außenwelt und völlig von ihr isoliert, hauste bekam er nichts mehr mit. Er wusste nicht was sich unten in der Stadt tat. Vielleicht war Titius aber auch erkrankt? Und musste nun das Bett hüten? Dann würde er sobald er wieder genesen war zu ihm zurück kommen. Aber was wenn alles ganz anders aussah? Was wenn ihn andere Dämonen überfallen hatten? Was wenn sie ihm etwas angetan hatten? Oder ihn gar getötet hatten? So wie es vor Jahren schon einmal geschehen wäre, wäre nicht Laures aufgetaucht? Zadeis Augen weiteten sich jäh. -" Laures...", wisperte er. Die schwachen Worte wurden vom Heulen des Windes verschlungen. Bilder des nackten Grauens schoben sich über die bisherigen, harmloseren, die Titius an einem vollgepackten Schreibtisch oder mit Erkältug[1] im Bett zeigten. Laures hatte möglicherweise von ihrer Verbindung erfahren. Er hat es erfahren und nun schmorte Titius in einem der modrigen Verliese[2]. Schwer atmend presste der Shogun die Hände gegen seine Schläfen. Oder noch viel schlimmer. Laures hatte ihn ohne lang zu zögern hingerichtet. Auf Verrat stand die Todesstrafe. Energisch schüttelte Zadei seinen Kopf, als könne er damit seine finsteren Gedanken von sich werfen. -" Nein, nein, nein...", murmelte er vor sich hin. Das war nicht möglich.Titius konnte nicht tot sein, das hätte er gespürt. Wie hätte er dann noch am Leben sein können? Titius Tod wäre der seine. Das konnte gar nicht möglich sein, das DURFTE nicht möglich sein. Sie hatten so lange auf ihr gemeinsames Glück warten müssen, hatten sich nichts sehnlicher gewünscht, es konnte nicht vorbei sein noch ehe es überhaupt richtig begonnen hatte. -" Titiuuuuuuuuuuuuuuus!" Von seinen Emotionen hin-und hergerissen schrie Zadei seine Verzweiflung und seine Sorge dem tosenden Meer entgegen, das seinen, vom eisigen Wind zerpflückten, Schrei in sich aufnahm und erstickte. -" Wo bist du Titiuuuuuuuus?! Komm zurüüüück!" Nichts als das gewaltige Rauschen der Wellen antwortete ihm, nichts als das schaurige Heulen des Windes, der das schwärzliche Wasser unter ihm immer wieder aufs Neue aufpeitschte. Tränen stahlen sich aus seinen gereizten, geröteten Augen, wurden vom nächsten Luftstoß von seinen kalten Wangen gerafft... Knarrend öffnete sich die Tür von Laures' Arbeitszimmer, als selbiger sie von außen träge anstieß. Langsam hob Hilda ihren, zuvor über einen Stapel Papiere gebeugten, Kopf und sah zu ihrem Geliebten auf. Ein mattes Lächeln, das sie ebenso matt erwiderte, begegnete ihr. Unauffällig ließ sie den Blick an der hochgewachsenen Gestalt des Dämonenfürsten hinab wandern. Mit einem undefinierbaren Seufzen trat Laures näher. Er löste die um seinen rechten Unterarm geschlungene Peitsche und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Mit einem klatschenden, hellen Ton landete sie auf dem glatten, polierten Marmor, wo der Aufprall ihr kleine, rote Spritzer entlockte. Hildas Blick verharrte auf den Blutflecken, die seltsam im gedämpften Licht schimmerten. Für einen Augenblick schloss sie die vom Lesen bereits überanstrengten Augen. Sie wusste wessen Blut es war. -" Du warst wieder in der Folterkammer?" es klang weniger nach einer Frage. Der unterschwellige Vorwurf war nur schwer zu überhören. -"Nichts...", setzte Laures an, unterbrach sich selbst und streifte sich seine Handschuhe ab. Mit einem geräuschvollen Ausatmen warf er sie in die Ecke und betrachtete sie, wie sie dort einsam und zerknüllt lagen, ehe er sich schwungvoll umwandte, so dass sein Umhang über seine linke Schulter flog. -" Nicht ein einziges Wort habe ich aus ihm herausgekriegt!!", donnerte er und in seinen Augen blitze es gefährlich. -" Ich wage zu bezweifeln, dass du das überhaupt jemals wirst, Laures", entgegnete sie gehalten, versuchte seinen ungestümen Jähzorn mit vollkommener Ruhe zu überwältigen. -" Oh doch das werde ich. Ich werde ihn so lange quälen, bis er schier alles tun würde, nur um dem endlosen Schmerz zu entfliehen!" -" Du wirst ihn töten, wenn du so weiter machst", sagte Hilda leise. Er lachte kurz verächtlich auf. -" Das werde ich sowieso". Ein teuflisches Lächeln auf den schmalen Lippen, ließ sich Laures in den samtenen Sessel, der Hilda gegenüber stand, fallen und warf die Beine über die rechte Armlehne. -" Ich denke du solltest nicht voreilig handeln", versuchte sie wie schon so oft in den vergangenen Tagen einzulenken. Ein scharfer Blick, der ihr bedeutete sich nicht in die Angelegenheiten ihres Geliebten einzumischen, antwortete ihr. Aber so einfach ließ sich Hilda nicht einschüchtern und schon gar nicht von Laures. Sie legte die Feder mit der sie geschrieben hatte, nieder und stand auf, warf sich ihr langes Haar mit einer anmutigen Geste über die Schulter. -" Sag' mir...was nützt Titius dir, wenn er tot ist?", fragte sie und ließ sich auf der freien Armlehne von Laures' Sessel nieder. " Dann wirst du erst recht nicht mehr erfahren, wo sich Zadei verborgen hält". -" Im Gegenteil Liebste...", raunte Laures, entblößte seine schneeweißen, spitzen Fangzähne, als er wölfisch grinste. "Titius war meine rechte Hand. Kein Dämon war mir je enger verbunden als er und dazu ist er der letzte seiner Art. Es gibt niemanden in Makai, der ihn nicht kennt, den engelsgleichen Berater des Kaisers. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn". Zufrieden lehnte er sich zurück. " Die Nachricht über seine Hinrichtung wird die Aufmerksamkeit des gesamten Volkes auf sich ziehen...und zweifellos wird auch Zadei, der Hundesohn, ganz gleichgültig in welchem Rattenloch er sich verkrochen hat, von dieser frohen Botschaft erfahren". Mit starren, ernsten Zügen blickte er zu Hilda auf, ehe sein Blick durch sie hindurch ging, in träumerischer Ferne versinkend. " Er wird herkommen...", sagte er bestimmt. "... Und in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung versuchen Titius zu retten". Langsam kehrte sein entrückter Blick in die Realität zurück. Ein sonniges Lächeln ersetzte seine zuvor finstere Miene. -" Er wird mir direkt in die Arme laufen", sagte er gut gelaunt und breitete selbige aus. " Und ich werde ihn nur noch in meiner stählernen Umklammerung zerquetschen müssen". Wortlos blickte Hilda in Laures' Gesicht. Ein Gesicht auf dem sich Entschlossenheit und Selbstsicherheit abzeichneten, aber auch Hass, Rachsucht und Zerstörungswut. Züge, die das geliebte Antlitz immer häufiger aufwies... und die es entstellten, befand sie. Sachte strich sie schweigend über die Wange des Dämons und hauchte ihm beschwichtigend einen Kuss auf die die kühlen Lippen. -" Mein Laures...", flüsterte sie in sein Ohr und bließ ihren heißen Atem über seine weiße Haut. Ihm entging der besorgte Blick aus hellgrünen Augen, der über seine Schulter hinweg durch das Fenster in die Ferne schweifte. /Mein Laures...was geschieht nur mit dir?/ Der Himmel erlosch langsam. Tief dunkelviolette Streifen zogen sich durch den leicht golden schimmernden Himmel. Still stand Hilda am Fenster und blickte hinunter in den Hof, wo mehrere Bedienstete einen respekteinflößenden, riesigen Drachen sattelten. Das Tier schnaubte leicht, wobei kleine, züngelnde Flammen seinen Nüstern entkamen, den Boden schwärzten. Seine großen, ovalförmigen Schuppen schimmerten in Regenbogenfarben, wirkten wie unzählige, aneinander gefügte Kristalle. Sein langer, mächtiger Schwanz, mit tödlichen Stacheln gespickt, strich ruhelos von links nach rechts, hinterließ tiefe Furchen im Sand. Seine leuchtend gelben Augen, von schlitzartigen Pupillen zweigeteilt, musterten die Umgebung aufmerksam, folgten jeder Bewegung, ließen ihrem Blick nicht das Geringste entgehen. Dann plötzlich richtete er sich auf, ein volles, dunkles Grollen, das ein Vibrieren durch den Boden und selbst durch die Fensterscheiben sandte, ausstoßend. Seine ledrigen, glatten, fledermausartigen Flügel schwangen kraftvoll auf, so dass ein ganzer Stoß Sand und Staub aufwirbelte. Er hatte seinen Herren erkannt, sobald Laures das breite Tor zum Hof passiert hatte. Schweigsam verfolgte Hilda, wie ihr Ehemann mit zielstrebigen, ausholenden Schritten sich seinem Drachen näherte. Sein langes Haar wehte hinter ihm her, wie eine schwarze, unheilverkündende Fahne, seine Rüstung glänzte wie Rotgold im Schein der stetig sinkenden Sonne. An seiner Seite trug er ein beachtliches Breitschwert, das mit jedem Schritt gegen seinen Schenkel schlug. Bei seinem Drachen angelangt, strich er ihm über das Maul, spürte die festen, harten Schuppen durch seine Handschuhe hindurch. Er überprüfte akribisch genau den Sitz des Sattels. Ungeduldig trommelten Hildas Finger auf der Fensterbank herum. Endlich sank der schuppige Gigant nieder auf seine Vorderbeine und Laures stieg auf seinen Rücken, gab den Befehl zum Start. Die Bediensteten wichen eilig zurück, duckten sich und schützten die Köpfe mit den Armen, als das Tier begann mit den Flügen zu schlagen und sich schließlich geschmeidiger als man denken möge in die Lüfte hob. Hilda folgte ihnen mit regungslosen Augen, bis die Shilouette des geflügelten Reptils immer kleiner wurde und schließlich als schwarzer Punkt gänzlich im Horizont versank. Sobald sie nicht mehr auszumachen war, stieß sie sich vom Fenster ab, raffte einen Beutel auf, der am Fußende ihres Bettes lag, und eilte hinunter in das Kellergwölbe. Verschreckt zuckte Titius zusammen, als er hörte, dass jemand die Tür zur Folterkammer öffnete. Das rostige Quietschen der Schlösser verursachte mittlerweile blanken Horror in ihm. Er spürte wie sein Herz begann schneller zu schlagen, sein Atem wurde flach und unregelmäßig. Mühsam wand er sich in seinen Ketten. Seine Arme waren schon so taub geworden, er spürte sie nicht mehr, seine Flügel fühlten sich an als gehörten sie nicht zu seinem Körper. Er fürchete sie nie wieder benutzen zu können. Aber das brauchte er mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr. Er würde diese Kerker nicht lebend verlassen. Er würde das Licht der Sonne nie wieder sehen...er würde nie wieder den Himmel sehen, nie wieder seinen kleinen See im Wald sehen...er würde...Zadei...nie wieder sehen...Fest presste er die Augenlider aufeinander. Es war nicht der richtige Zeitpunkt darüber nachzudenken. Schritte näherten sich ihm. Jeder einzelne klang in ihm nach wie ein Erdbeben. Er hörte weiteren Atem durch die Kammer wehen und ihm war als würde er ihm alle Luft nehmen, die er selbst zum atmen brauchte. Angespannt lauschte er dem dumpfen Geräusch, dass ein Gegenstand, der zu Boden sank, verursachte. Zu dumpf als, dass es hätte Laures' Peitsche sein können. Die Schritte hielten inne, blieben direkt vor ihm stehen. Es fühlte sich an als würden seine Adern jeden Moment platzen. Er hielt seinen Atem an. Er spürte wie Fingerspitzen, ihn kaum berührend, über die verkrusteten Striemen auf seiner Brust fuhren, behutsam wanderte die Hand weiter nach oben, legte sich in seinen Nacken, ließ den Daumen an seinem Kinn und streichelte die Unterlippe. Unwillig löste er sich aus der Berührung, wandte das Gesicht ab. -" Tut weswegen Ihr gekommen seid und dann lasst mich in Ruhe". Es hatte abweisend und aggressiv klingen sollen, aber seine Stimme war erschreckend schwach, einem Seufzen gleich. Voller Schmerz und Mitleid betrachtete Hilda den leidenen Dämon. Fast furchtsam glitt ihr Blick an seinem Körper hinab und blieb an seinen Beinen hängen, die sein zerfetztes Gewand kaum zu bedecken vermochte. Ein leises Zittern erfasste sie, als sie dem Verlauf der Blutspuren an seinen Schenkeln folgte. Es war ihr nicht bewusst, dass sie den Kopf widerwillig schüttelte, als sie es tat. Mit bebenden Fingern fasste sie nach dem erbärmlichen Stofffetzen und zog ihn hoch. Einen unwilligen Laut von sich gebend, zuckte Titius zurück. Mit dem Zeigefinger fuhr sie die getrockneten, dunkelroten Linien auf der weißen Haut nach, bis sie an ihrem Ursprung angelangt war, einer tiefen, frischen Strieme auf der Rückseite seines Schenkels. Zittrig die angehaltene Luft ausstoßend, richtete sie sich wieder auf, zog den lächerlichen Rest des Gewandes so gut es ging wieder über den angespannten Leib. Erneut streichelte sie das von Furcht verzerrte Gesicht, darauf bedacht, nicht die Abschürfungen und Schwellungen zu berühren. Es tat ihr so furchtbar leid, Titius tat ihr so furchtbar leid. Sie fühlte sich elend. -" Es tut mir leid, Titius...", flüsterte sie. Die Augen des Dämons flogen auf, ungläubig wandte er den Kopf und betrachtete die junge Frau, die vor ihm stand. -" Hilda..." -" Es tut mir so unsagbar leid", wiederholte sie. -" Was tut Ihr hier unten?", fragte er, nicht ganz sicher, ob er nun nicht begann zu halluzinieren. Unbeholfen wischte sie sich über die Augen, in denen es verdächtig zu brennen begann. -" Ihr solltet ganz schnell wieder gehen". Einen kurzen Augenblick sah sie ihn schweigend an, ehe sie den Beutel, der hinter ihr lag, zu sich zog und ihn öffnete. Sie entnahm ihm einen relativ großen, stumpfen, verschlossenen Behälter, mehrere weiße Stoffbahnen und Sicherheitsnadeln. -" Wenn Laures-sama Euch hier auffindet, werdet Ihr Ärger bekommen", mahnte er erneut. -" Laures ist fort", entgegnete sie knapp. Verwundert ruhte Titius' Blick auf ihren Händen, die nun den Behälter öffneten. Der Geruch von Kräutern stieg ihm in die Nase. Sie entnahm ihm eine leicht breiige, in unterschiedlichen Grüntönen schillernde, Masse und verstrich sie gleichmäßig auf den Stoffbahnen. -" Was tut Ihr da?", wollter er wissen. Sie antwortete ihm nicht, sondern erhob sich schweigend und wickelte ihm eine der Stoffbahnen um seine Brust, befestigte sie mit der Sicherheitsnadel. Titius seufzte auf, als seine Haut angenehm zu kribbeln begann, die Kräuter den brennenden Schmerz geradezu aus seinem Körper sogen, ihn kühlten und ihm Linderung verschafften. So hielt er auch still, als Hilda mit seinem Bein und seinen Handgelenken ebenso verfuhr. Behutsam zwängte sie den, mit dem Kräutergemisch bestrichenen, Stoff zwischen seine aufgescheuerten Handgelenke und die Fesseln. -" Sie mögen vielleicht keine Wunder bewirken, aber diese Kräuter haben dennoch enorme Heilkräfte. Du wirst sehen, nachher werden deine Wunden schon viel besser sein", erklärte sie. -" Warum tut Ihr das?" -" Ist das so wichtig?", wich sie aus. -" Ich bin ein Verräter", erinnerte er. Sie zuckte mit den Schultern. -" Vielleicht ist es mein schwaches, menschliches, empfindsames Herz..." Er schwieg. -" Ich habe dir Wasser und etwas zu Essen gebracht", sagte sie so zwanglos wie möglich. Vorsichtig führte sie die Flasche an Titius' Lippen, der begierig in langen, hastigen Zügen trank, um ihn anschließend mit frischem Obst, Gemüse und Fleisch zu füttern. Dankbar aß der Dämon, darauf bedacht nicht Hildas Finger mit seinen Lippen zu berühren. -" Ich danke Euch...", sagte er leise, nachdem er aufgegessen hatte. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er etwas zu essen bekommen hatte, das man auch wirkich Nahrung nennen konnte. Sie blickte ihn nicht an, wie sie ihn auch die ganze Zeit zuvor nicht angesehen hatte. -" Schließ' die Augen". Nach anfänglichem Zögern tat er wie von ihm verlangt und kurz darauf spürte er wie sie seinen Kopf leicht in den Nacken bog und auch auf seine blau unterlaufenen Augen, seine Abschürfungen und Schwellungen an Kinn und Wangen mit dem Kräuterbrei versehene Stoffstücke legte. -" Ich komme nicht an deine Flügel heran...", murmelte Hilda. -"Lasst meine Flügel in Ruhe!", schrak er panisch auf, "Ihr müsst nichts an ihnen machen...", fügte er dann leiser an. Er hatte nicht unhöflich sein wollen. Nicht einer Frau gegenüber, die Kopf und Kragen riskierte, um ihm, einem wertlosen Verräter, zu helfen. -" Aber die Wunden...sie sehen nicht gut aus. Wenn sie sich entzünden, kann es böse enden", beharrte sie. Er hörte wie etwas über den Boden geschoben wurde und neben ihm zum Stillstand kam. Hildas Kleid raschelte verhalten. Vorsichtig lösten zarte Finger, die blutgetränkten, verklebten Federn voneinander. Ungehalten stöhnte Titius vor Schmerz laut auf -" Es tut mir leid. Ich weiß, dass es weh tut, aber ich will dir doch nur helfen. Ich bin ganz vorsichtig, in Ordnung?". Im Stillen warf sie sich vor anmaßend zu sein. Sie konnte sich den Schmerz, den Titius ertrug nicht im Geringsten vorstellen. Zaghaft umwickelte sie die Spitzen der Schwingen mit ihren selbst gemachten Verbänden. Titius atmete geräuschvoll aus, grub seine Zähne in die Unterlippe. Aber nach kurzer Zeit verspürte er auch in seinen Flügeln die angenehme Kühle, die den Schmerz regelrecht zu verschlingen schien. Hilda setzte sich nun zu seinen Füßen nieder und lehnte den Kopf an sein unverletztes Bein. Ihre Nähe überraschte ihn zwar, störte ihnaber nicht. Er würde ihr ewig dankbar sein für ihre Hilfe, auch wenn sie ihm nicht viel nützen würde, war sein Tod doch besiegelte Sache. Lange Zeit schwiegen sie, hingen ihren eigenen Gedanken nach, dann durchbrach Hilda die Stille. -" Du liebst ihn sehr, nicht wahr?", fragte sie plötzlich. Er lächelte ganz flüchtig. -" So sehr, dass ich für ihn sterben könnte...was ich letztendlich auch werde". -" Nein wirst du nicht", sagte sie ruhig. Wieder lächelte er, dieses Mal mitleidig. -" Du und Zadei...ihr habt es nicht verdient zu sterben". Ihr Blick ging ins Leere während sie sprach. -" Für Zadei bin ich dem Mann, der mein Leben gerettet und ihm einen neuen Sinn gegeben hat in den Rücken gefallen". -"Richtig. Für Zadei hast du alles riskiert, was du hast und dir lieb ist". -" Aber er ist es wert", sagte Titius langsam, " Er ist jede Folter, jede Qual, jede Pein dieser Welt wert...er ist den Tod wert...tausendfach". Hilda nickte. -" Es ist noch nicht vorbei Titius, gib' nicht auf", versuchte sie ermutigend zu klingen und strich ihm über die Seite. Fast die ganze Nacht verweilte die junge Frau bei dem geflügelten Dämon. Erst gegen Morgengrauen erhob sie sich und reckte stöhnend die leicht steif gewordenen Glieder. Behutsam löste sie die Stoffbahnen von seinem Körper und nickte zufrieden. Die Striemen und Abschürfungen waren um einges weniger tief und gerötet und auch die Schwellungen waren deutlich zurück gegangen. Als Titius die Augen öffnete sah er sich Hilda direkt gegenüber. Sie sah ihn fest an, als wolle sie in seinem Blick ertrinken. -" Ich lasse nicht zu, dass du stirbst", flüsterte sie. Er legte den Kopf etwas schief. -" Glaubst du mir das?". Nach kurzem Zögern nickte er, auch wenn er nicht allzu viel Hoffnug hatte Laures zu entkommen. Sie lächelte. -" Ich muss jetzt gehen, aber ich werde wieder kommen". Er nickte erneut und sie sammelte alles sorgfältig wieder in ihren Beutel, schob den Schemel, dessen sie sich bedient hatte, um Tetis Flügel zu erreichen zurück an seinen Platz. Langsam schritt sie dann auf ihn zu, strich ihm sein Haar über die Schulter. -" Er wird Euch töten sollte er jemals hier von erfahren", sagte er plötzlich. -" Wenn du es ihm nicht sagst, wird er es niemals erfahren". Er schüttelte den Kopf, was bedeuten sollte, dass Laures von Hildas Besuch zu erzählen wohl das Letzte wäre, das er zu tun gedachte. Er blinzelte kurz, als die junge Frau ihn auf den Mund küsste, so flüchtig und zart, als habe ein Schmetterling ihn mit seinen Flügeln berührt, bar jeden Verlangens.Ehe er etwas hätte sagen können, hastete sie hinaus. Er hörte wie draußen die quietschenden Schlösser einrasteten. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er nicht für Zadei betete er möge von welchem Gott auch immer vor Laures behütet werden, sondern für Hilda. TBC [1]: Kriegen Dämonen ne Erkältung? O__o Ich mein der hat sich nicht mal in der Eiswüste n Schnupfen geholt...>__> [2]: Der Junge macht glatt Nostradamus Konkurrenz XD Jaaaa...das war also mal wieder ein weiterer Teil zu der Geschichte der Liebe zweier Dämonen...das klingt schnulzig <___< Wie auch immer *räusper* Heute bin ich recht einfallslos was das Abschlusswort betrifft. Könnt ja an meinem fiesen Weisheitszahn liegen, der mir weh tut T.T Mal sehen, was hatten wir denn bisher? Laures ist ein GAMGO, Titius und Zadei sind arme Schweine, Hilda ist...ja genau! Hilda! Was sagt ihr zur unserer Blondine? ^____^ Ich wollte endlich mal ne sympathische Hilda haben und hab' mir große Mühe gegeben, sie auch wirklich sympathisch wirken zu lassen, ich kann nur hoffen, dass sie auch wirklich den einen oder anderen Sympathiepunkt erhascht hat *gg* Falls nicht bekommt sie den sicher später noch ^^b Joaa...*summ* Ach ja! Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Hilda versucht NICHT Titius anzubaggern oder so, obwohl das an manchen Stellen ja wirklich so ein bisschen rüberkommt XDDDDDD Jetzt wo das Wichtigste auch geklärt ist *gg* würde ich mal sagen, ich lad' das jetzt hoch und man liest sich dann in ein paar Tagen ^^v Ich wünsche allen ein erholsames, langes Wochenende und einen schönen 1. Mai ^___________________^ Bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/ Kapitel 8: ----------- Reglos fast starr, saß Zadei am Feuer. Die Flammen spiegelten sich in seinen stumpfen, leeren Augen. So stumpf und leer wie seine Gedanken. Er wusste nicht was er tun sollte. Er hatte die letzten Tage nicht eine Minute Schlaf gefunden, sondern war von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und wieder bis Sonnenaufgang rast- und ruhelos umhergestreift, immer die Hoffnung im Herzen, Titius irgendwo zu finden. Aber es war vergeblich gewesen. In einen unscheinbaren, schlichten Umhang gehüllt, wie in das einfache, ärmliche Volk trug, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, hatte er sich bis in die Dörfer und kleineren Städte vorgewagt. Er hatte zwar nicht wirklich geglaubt Titius an einem dieser Orte vorzufinden, aber den einen oder anderen Hinweis hatte er sich schon erhofft. Eine Hoffnung, die bitter enttäuscht worden war. Titius hätte jedem im Umkreis mehr oder minder bekannt sein müssen. Er war der letzte seiner Art, Laures' rechte Hand und ständig als Diplomat unterwegs. Zadei hatte geglaubt, dies seien Kriterien, die doch zu einem gewissen Bekanntheitsgrad hätten führen müssen, in den kleinen, abgelegenen Dörfern, hatte allerdings niemand von ihm gehört. Die Bauern und Viehzüchter interessierten sich eher weniger für Politik, denn für ihre Felder und Ernten. Aber auch in den kleineren Städten, hatte nicht gerade die Mehrheit konkrete Assoziationen zu dem Namen Titius. Die wenigen, die wussten, wer er war und die noch geringere Anzahl an Bewohnern, die sogar wusste, wie er aussah, konnte Zadei absolut gar nichts über seinen Verbleib sagen, außer, dass sie ihn nicht in ihrerer Stadt gesichtet hatten. Manche hatten auch voller Misstrauen gefragt, weshalb denn jemand wie er, den kaiserlichen Berater suche und ihn dann einfach stehen lassen. Er hatte gehört wie zwei Frauen meinten er sei möglicherweise schwachsinnig und glaube, er sei selbst Politiker und habe eine Mission zu erfüllen, woarufhin sie wie Gänse gegackert hatten. Er hatte ihnen am liebsten die Hälse umdrehen wollen. Irgendwann als man ihn dann für zu lästig empfand und jemand ihm mit erhobener Heugabel entschieden zu nahe gekommen war, hatte er sich bebend, mit den Zähne knirschend zurück gezogen. Im Normalfall hätte er jeden einzelnen von ihnen erbarmungslos zerfleischt, aber er konnte es sich nicht leisten erkannt zu werden, nicht jetzt. Er vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte trocken auf. Er hatte vielleicht die einzige Person, die er jemals geliebt hatte verloren... -" Gottverdammte Scheiße!!!",schrie er auf und schmetterte einen Energieball an die gegenüberliegende Wand. Die Höhlendecke bröckelte, mehrere Steinbrocken fielen herab. -" Ich finde dich Titius und wenn es das Letzte ist was ich tue". Liebevoll streichelte er die schneeweiße Feder, die neben ihm am Boden lag. Er hatte sie zwischen Titius' Laken gefunden. Sie war das Einzige, das ihm in der letzten Zeit Trost hatte spenden können. Er würde in die Hauptstadt gehen, gleich am nächsten Morgen, sobald die Sonne aufging, direkt in die Höhle des Löwen und wenn nötig würde er Laures' beschissenen Palast stürmen und aus diesem widerlichen, arroganten Bastard herausprügeln, wo sich Titius befand und was er mit ihm gemacht hatte, denn mittlerweile war er fest davon überzeugt, dass Laures nicht unschuldig war am Verschwinden seines Geliebten, so wenig er es sich auch eingestehen und daran denken mochte. Er wusste, wie grausam und herzlos Laures sein konnte und er wusste auch wie verletztlich und schwach Titius sein konnte. Und er wusste noch etwas, nämlich, dass er Laures töten würde, sollte er seinem Geliebten auch nur ein Haar gekrümmt haben. In der folgenden Woche hatte sich Hilda wie versprochen jeden Tag hinab in die Folterkammer begeben. Jedes Mal brachte sie Titius Essen und Wasser und kümmerte sich um seine Wunden, die wie sie freudig feststellte, gut heilten. Laures hatte bisher nicht die Gelegenheit gehabt, sein alltägliches Folterritual zu vollziehen. Die neusten politischen Turbulenzen, wegen denen er ständig unterwegs war, beanspruchten den Großteil seiner Zeit und wenn er von den zahlreichen Sitzungen und Versammlungen heimkehrte sorgte Hilda schon dafür, dass das Letzte woran er denken würde die Folterkammer und Titius waren[1]. Bisher hatte niemand ihre heimlichen Besuche bemerkt. Sie konnte gehen wohin sie wollte. Sie musste nicht erst um Erlaubnis fragen. Es vermisste sie niemand, wenn man sie nicht im Palast auffand. Während der vergangenen Woche, hatte sie sich viel mit Titius unterhalten. Sie hatte einiges über ihn erfahren, über seine Vergangenheit, seine Beweggründe, die ihn dazu getrieben hatten Zadei zu befreien, seine gemeinsame Zeit mit Zadei, die zu Anfang alles andere als schön und einfach war und schließlich über die Liebe, die die beiden Dämonen verband. Sie sah ihn mit anderen Augen als zuvor und fragte sich, ob sie nicht letztendlich zuviel über ihn wusste. Manchmal saß sie auf der Streckbank[2] oder auf dem Boden an Titius gelehnt, wie es fast schon eine Angewohnheit geworden war, und dachte in den Momenten, während denen sie sich in Schweigen hüllten, darüber nach, ob es möglich wäre, dass sie bereits mehr wusste als gut war. Für sie, für Titius, für Zadei...und für Laures. Sie wusste sie würde ihr Wissen nicht dafür verwenden können, Laures von seinem Tun abzuhalten, ebenso wie sich Titius dessen bewusst war. Aber das erwartete er auch gar nicht von ihr. Er hätte sie auch niemals darum gebeten. Wenn er die Augen, die allmälich ihren Glanz verloren, auf den hässlichen, grauen Boden gerichtet, sich in seinen kalten, stählernen Ketten wand, erinnerte ihn jedes einzelne ihrer klirrenden rasselnden Glieder daran, dass sein unwiderrufliches Schicksal der Tod war. Er würde sterben...aber Zadei würde leben und das war alles was er wollte. Hilda, die einfach nicht daran glauben wollte, dass es so enden würde, klammerte sich hartnäckig an ihre Hoffnung, die sie mühsam aber vergeblich auf Titius zu übertragen versuchte. Alles was sie ihm versprochen hatte, Freiheit, ein gemeinsames Leben mit Zadei fernab von Laures, Glück verneinte er, lehnte er ab, mit der Begründung nicht eine Brücke überqueren zu wollen, die nicht einmal das Gewicht seines Haars zu tragen imstande war[3]. Hilda hatte ihm gedroht solche Worte mit Ohrfeigen zu belohnen und er hatte gelacht. Ein schwächliches, schwankendes Lachen, dass seine Verzweiflung und auch seine Angst nicht hatte übertünchen können, aber dennoch ehrlich klang. Sie wollte nicht, dass er sich aufgab, dazu war er zu wertvoll, war sein Leben zu wertvoll. Sie wusste, dass sie viel von ihm verlangte und dennoch bat sie ihn zu versuchen zuversichtlicher zu denken und sich nicht der Schwärze in seinem Inneren hinzugeben. Das schmerzliche Lächeln, das wirkte als verspotte der Dämon sie, das ihr stets auf ihre Hartnäckigkeit antwortete sagte ihr deutlicher, als tausend Worte es je gekonnt hatten, dass Titius ihr nicht glaubte...nicht glauben konnte. Wie hätte er es auch glauben können? In Ketten gelegt, die prachtvollen Schwingen von ihrem eigenen Blut besudelt, der Körper misshandelt, die Seele vergewaltigt? An diesem Morgen aber geriet auch Hildas unerschütterliche Hoffnung aus dem Gleichgewicht. Als sie in das Kellergewölbe hinabstieg und die Tür zur Folterkammer öffnete, war Titius fort. Die Ketten, die ihn zuvor gefangen gehalten hatten, hingen einsam von der Decke. Seine Handschellen lagen auf dem Boden. An ihnen haftete sein Blut. Für einen kurzen Moment, in dem ihr Herz unbändig zu rasen begann, heftete sich ihr Blick auf die eiserne Jungfrau, die im Gegensatz zum vorherigen Tag geschlossen war. Ihre Beine wurden von schubartigem Zittern vorwärts getrieben als sie sich ihr näherte. Mit geschlossenen Augen öffnete sie die Türen des Folterinstruments und verharrte heftig atmend an ihrem Platz. >Du wirst jetzt die Augen öffnen und er wird nicht in ihr sein< Sie riss die Augen auf und starrte die unheilvollen Dornen an, dir ihr nach Tod lechzend, entgegen ragten. Das Blut, dass an ihnen haftete war alt. Längst getrocknet und geschwärzt, umklammerte es das Metall, zeugte von den Schrecken, die hier stattgefunden hatten. Schrecken, die Hilda sich nicht ausmalen wollte. Von plötzlicher Aversion gepackt, die ihr einen Kloß in den Hals trieb, rannte sie hinaus. Hatte Laures ihn zurück in sein Verlies bringen lassen? Welches war das seine gewesen? Sie drehte sich um die eigene Achse. Die zahlreichen, massiven Türen begannen zu verschwimmen, kreisten um sie herum. Sie wischte sich über die Augen. Fluchtartig eilte sie zur Treppe, rannte wie gejagt die steilen Stufen empor. In ihrer nahezu panikartigen Hast nahmen die Schatten an den Wänden seltsame Formen an. Sie riss den Kopf herum, als sie glaubte die Umrisse eines gekreuzigten Engels[4] wahrzunehmen und stolperte über den Saum ihres Rockes. Hart schlug sie auf den unebenen beton der Stufen auf. Das Armband an ihrem rechten Handgelenk riss dabei. Die abricot farbenen Perlen sprangen umher, schienen die Treppe hinab hüpfen und sie so zurück in das finstere Kellergewölbe lotsen zu wollen. Sie sammelte diejenigen, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befanden mit schnellen, ruckartigen Bewegungen auf und ließ die anderen liegen. Sie hatte sich kaum aufgerichtet, da rannte sie auch schon weiter. Den Blick nach unten gerichtet bemerkte sie nicht, die Gestalt, die nun im Rahmen erschien, mit ihrem breiten Rücken das Licht, dass aus dem Flur bis hin zur Treppe strahlte fast gänzlich aussperrte. Erst als ihr Blickfeld, den umfangreichen Schatten einschloss, nahm sie Kenntnis von ihr. Sie blickte auf, konnte aber kein Gesicht ausmachen, da sie schon im selben Augenblick in den kräftigen Körper hinein lief. Ihre Stirn stieß gegen eine gewölbte, harte, Brust, unter ihren nach vorn gestreckten Händen fühlte sie nichts als massige, stählerne Muskeln. Es kam ihr vor als sei sie gegen eine Mauer gelaufen. Die Heftigkeit des Zusammenpralls warf sie zurück, während sich die Gestalt vor ihr nicht einen Zentimeter rührte. Eine große, rauhe, beinah schon brutale Hand, schloss sich fest um einen ihrer, rudernden, um Gleichgewicht ringenden Arme und zog sie mit einem Ruck zurück nach vorn. Wie versteinert starrte sie in die eisigen, vollkommen toten, grauen Augen, die das einzige waren, was die schwarze Kapuze, die über den Kopf des Mannes gestülpt war, freigab. Sie widerstand dem Drang aufzuschreien und folgte mit geweiteten Augen den Bewegungen des Henkers, der sie nun losließ und sich vor ihr verneigte. Sie betrachtete seinen starken Nacken, die gerundeten Oberarme und die Beine, die nur bis zur oberen Hälfte der Schenkel von dem kurzen Gewand bedeckt wurden. Die Muskelstränge zeichneten sich kräftig unter der sonnengebräunten Haut ab, schienen hervorzutreten und die Haut sprengen zu wollen. Ohne auch nur ein Wort zu sagen stürmte sie an ihm vorbei auf den Flur und blieb erst an der nächsten Ecke wieder stehen. Der Henker. Es war das erste Mal gewesen, dass sie ihn gesehen hatte und dann hatte sie ihm auch noch Auge in Auge gegenüber gestanden. Sie wischte sich über ihren rechten Arm. Der Tod hatte die berührt. Aus dem Keller erklang Geschrei und Gejammer. Sie horchte angespannt. -" Neiiiin! Ich bin unschuldig!!! Ich habe nichts getan!!! Lass mich gehen!!! NEIIIIN!". Sie atmete auf. Das war nicht Titius' Stimme. Sie sah wie der maskierte Koloss die Treppe zum Keller hinaufschritt, einen ausgemergelten Jungen, in zerlumpter Kleidung hinter sich her zerrte. Ein halbes Kind. Sie schauderte. Keine Sekunde länger konnte sie das panische Geschrei ertragen. Mit bebendem Herzen hastete sie in ihr Zimmer und schlug die Tür heftig hinter sich zu. Einen kurzen Moment blieb sie so stehen, mit dem Rücken an die Tür gedrängt, ehe etwas Ruhe in sie einkehrte und sie an ihr hinab auf den Boden rutschte. Mit der aggressiven Entschlossenheit eines Kämpfers, den es nach einer Schlacht dürstet, zog Zadei den Gürtel, an dem zwei Breitschwerter hingen um seine Hüften fest. Einen mordlustigen Ausdruck im Blick, der seine Augen verfinsterte, schob er zwei Dolche in jeweils einen Stiefel. Er war der festen Überzeugung diese Waffen gebrauchen werden zu müssen und sei es nur, um jeden abzuschlachten, der sich ihm in den Weg stellte. Er hob Titius' Feder von seinem Kopfkissen, auf das er sie liebevoll gebettet hatte. Für einen kurzen Augenblick erhielten Wärme und Zuneigung Einzug in seine raubkatzenartigen Augen. Er küsste sie und schob sie behutsam in seinen Ausschnitt. Er raffte den schwarzen, weiten Umhang, den er am Tag zuvor gestohlen hatte auf und warf ihn sich um die Schultern, hüllte sich ganz in ihn. Mit schweren, ausholenden Schritten begab er sich zum Ausgang der Höhle, schob den Stein fort und kroch nach draußen. Die Sonne blendete ihn. Er blinzelte. Er zog sich die ausladende Kapuze des Umhangs tief ins Gesicht und folgte dem Pfad, der die Küste und Klippen entlang zur Hauptstadt führte. Lautes Rufen und Stimmengewirr drangen durch das halb geöffnete Fenster an Hildas Ohren. Draußen begann es zu rumoren, es gab ein lautes Krachen, als sei etwas zusammengebrochen. -" Pass doch auf! Verdammt!", donnerte Gelms Stimme schmerzverzerrt. Sie trat ans Fenster und sah hinunter auf den großen Palastplatz vor dem Schloss, auf dem wie aufgescheuchte Hühner Soldaten und Bedienstete herumliefen und wuchtige Holzbalken-und bretter hin und her trugen. Gelm stand etwas abseits und hielt sich das Schienbein. Vor ihm stand ein junger Soldat und schien sich ununterbrochen unter heftiger Gestik zu entschuldigen. Sie ging hinunter und trat durch den Hintereingang der Küche, der eigentlich für die Bediensteten bestimmt war, auf den Platz hinaus. Eine junge Magd, die einen Wäschekorb in den Armen hielt und in der Tür stand, um das Vorgehen zu beobachten, verneigte sich tief vor ihr und verschwand schnell. Hilda blickte sich um. Nebel hatte den Himmel überzogen. Eine beträchtliche Dämonengruppe stand um den Platz herum und gaffte neugierig. Sie betrachtete die Bediensteten, die das Holz stapelten und auftürmten. Ein unsicheres, ungewisses Gefühl des Unwohlseins erfasste sie. -" Nach Rechts! Vorsicht!" Zwei uniformierte Dämonen rollten ein großes Rad auf den Platz, darum bemüht es nicht umfallen zu lassen. Hilda atmete gezwungen ruhig. Also hatte sie sich nicht geirrt. Es wurde ein Schafott aufgebaut. Das große, einzelne Rad konnte nur einer Hinrichtung dienen. Ihr Blick irrte ruhelos über den Platz. Wessen Hinrichtung? Wieso wussten wie es schien alle davon nur sie nicht? >Titius<, schoss es ihr sofort durch den Kopf. Er war nicht mehr in der Folterkammer gewesen und Laures hatte nur zu oft betont mit welcher Freude er ihn töten würde, er Zadei aus seinem Versteck zwingen würde. Sie presste die Hände an die Schläfen. Nein. Da war doch dieser Junge gewesen, den der Henker am Morgen aus dem Verlies geholt hatte. Aber mit der Hinrichtung durch Rädern wurden nur schwere Vergehen bestraft. >Wie Verrat< dachte sie. Konnte der Junge denn nicht ebenfalls ein Verräter sein? Vielleicht sogar ein Mörder? Sie schüttelte den Kopf. Danach sah er nicht aus. Aber sah Titius denn wie ein Verräter aus? Sie trat zurück in die Küche und hörte wie sich näherndes Weinen auf dem Flur laut wurde. Ungehalten und hysterisch. Die Tür, die die Küche mit dem Gang verband, flog auf und drei Dämonen, die die schlichte Kleidung der Küchenbediensteten trugen, traten, einen jüngeren, kleineren Dämon flankierend, ein. Es war der Junge, den sie am Morgen gesehen hatte. Er war in Tränen aufgelöst, die anderen Dämonen redeten auf ihn ein, versuchten vergeblich ihn zu beruhigen. Er hörte sie gar nicht, schüttelte immer wieder den Kopf, schluchzte hilflos wie ein einsames, verwaistest Kleinkind und streckte seine Arme panisch von sich. Um seine Handgelenke waren dick, bluttriefende Stofffetzen gewunden, deren ursprüngliche Farbe gar nicht mehr zu erkennen war. Wie zwei, auf die Arme gesteckte Kugeln aus sich ständig bewegendem Blut wirkten die improvisierten Verbände. Er hatte keine Hände mehr. -" Um Himmels Willen! Warum bringt ihr ihn denn nicht zum Arzt?!", rief Hilda entsetzt. Die Bediensteten, die sie erst jetzt bemerkten, sahen sie aus aufgerissenen Augen an, verneigten sich hastig. -" Das dürfen wir nicht", erklärte schließlich einer von ihnen, während die anderen sämtlichen Stoff, den sie in die Finger bekamen um die unaufhörlich blutenden Armstümpfe wickelten. -" Er ist ein Dieb. Das Abschlagen seiner Hände war seine Strafe. Darum dürfen seine Wunden nicht ärztlich versorgt werden, das müssen wir selbst tun"[5]. -" Das ist doch nicht dasselbe!", sagte Hilda fassunglos. Der Dämon zuckte mit den Schultern. Sie eilte nach draußen auf den Gang. Plötzliche Übelkeit stieg in ihr auf. Gewiss war der Anblick des verstümmelten Dämons daran beteiligt, aber die soeben gestiegene Wahrscheinlickeit, dass das Schafott für Titius errichtet worden war, war wohl zum größeren Teil verantwortlich für ihren Würgreiz. Von Durst getrieben, den er nicht länger ignorieren konnte, blieb Zadei stehen und kniete sich ins Gras. Er beugte sich vor über den Fluss, der den schmalen, unebenen Pfad seit geraumer Zeit abgelöst hatte und betrachtete sein Spiegelbild. Mit der voluminösen Kapuze wirkte er wie ein Druide oder Mönch. Allein der lodernde Hass in seinem Blick, der hinter dem bis über die Augen gezogenen Stoff verborgen lag, verriet, dass er keines von beidem war. Er führte die Hände zusammen und formte sie zu einer Schale, nahm etwas Wasser auf. Nur ganz beiläufig, ohne wirklichen Grund wandte er den Kopf nach Rechts ehe er trank und verzog die Mundwinkel von Ekel erfasst nach unten. Er spürte wie sein eh schon lodernder Zorn noch ein wenig zunahm. Der junge Dämon, der ein paar Meter entfernt am Ufer stand, hatte ihn gar nicht bemerkt. Ein glückliches Lächeln auf dem dunkelroten Schmollmund hielt er sein kleines, zierliches Geschlecht in der Hand und erleichterte sich plätschernd, in hohem Bogen in den Fluss. Zadei erhob sich in einer fließenden Bewegung und schritt auf das Dämonenkind zu. -" Du widerliches, kleines Drecksbalg pisst in den Fluss?!", schrie er es an. Der Junge zuckte furchtbar zusammen und fuhr herum. Mit geweiteten Augen und offen stehendem Mund starrte er die in Schwarz gehüllte Gestalt an, die auf ihn zu zu schweben schien, konnte er doch keine Füße und Beine unter dem bodenlangen Gewand ausmachen. Er schluckte trocken, kreischte dann einmal mit schriller, mädchenhafter Stimme auf und rannte los, wobei seine schmalen Hände versuchten sein kleines Heiligtum wieder in seine Hose zu verfrachten. Zadeis kräftiger Arm langte nach dem Kind, bekam es zu fassen und zog es an seinem Ohr, das so spitz war wie seine eigenen, an sich. Ängstlich legte der Junge den Kopf in den Nacken, um zu ihm auf zu blicken, er reichte ihm gerade mal bis zum Bauchnabel, und starrte mit fragenden Augen in den schwarzen Schatten der riesigen Kapuze. Zadei starrte unsichtbar für ihn zurück, fixierte die großen, unschuldigen, ungleichen Augen, die in katzenhaftem Grün und stählernem Grau leuchteten. -" Bist du der Sensenmann?", fragte das Kind und traute sich kaum seine Frage zu stellen. Zadei grinste breit. Der Blick des Kindes huschte zwischen den langen, spitzen, schneeweißen Fangzähnen hin und her, die im Schatten aufblitzten. Er blinzelte heftig. Seine langen Wimpern strichen über die aufgeregt geröteten Wangen. -" Nein", grollte Zadei rauh, "nur jemand, der dir für die Pisserei in den Fluss eins überbrät du kleines Mistbalg!" -" Es tut mir leid! Ich tu's nie wieder!", kreischte der Junge und hob schützend die dünnen Arme vor sein Gesicht, als er die mächtige zum Schlag erhobene Klaue Zadeis über sich schweben sah, wie ein Damoklesschwert. -" Wenn du mich nicht haust, dann nehm ich dich auf meinem Drachen mit in die Hauptstadt zum großen Ereignis!", quietschte er hastig. Zadei hob eine Braue. >Großes Ereignis? 'N Spielzeug Flohmarkt vielleicht?<. Er schnaubte und musterte den Knaben, der eifrig nickte, als er die Klaue senkte. -" Ich seh' keinen Drachen", knurrte Zadei. -" Orpheus!", rief das Kind und pfiff auf zwei Fingern[6]. Es raschelte hinter den kargen, nackten, blattlosen, dichten Hecken und Büschen[7], dann erschien ein junger, dunkel-violett schimmernder Drache. Zadei misstrauisch beäugend stieß er drohend kleine, züngelnde Flammen aus. -" Alles klar Orpheus. Der Onkel wird mit uns fliegen". Erleichtert rieb er sich das Ohr, das unter Zadeis festem Griff zu pochen begonnen hatte, als der Shogun ihn losließ. Enthusiastisch schwang sich der Junge auf den Rücken seines Drachens, um gleich auf der anderen Seite unelegant wieder abzusteigen. Ungeduldig packte Zadei ihn am Kragen seines mit bunten Flicken übersähten Hemdes und hiefte ihn auf das Tier, setzte sich hinter ihn. Das Kind blickte ihn über die Schulter hinweg an. -" Bist ja gar nicht so böse wie du aussiehst, Onkel", grinste er und enthüllte ein paar Zahnlücken. -" Halt bloß den Rand und mach endlich", fuhr Zadei ihn an. Beleidigt die Unterlippe vorschiebend gab der Junge seinem Drachen das Zeichen zum Start. TBC [1]: Höhö, wie die kleine Schlampe das wohl gemacht hat XD [2]: Irgendwie makaber...O__o [3]: Die Metapher ist strange...ich stell' mir grad Titius' Haare vor, wie sie allein über 'ne Brücke spazieren...voll das wandelnde Toupée XD [4]: Jaaa...gekreuzigter Engel...ich stell im Nachhinein fest, dass ich ne Menge Unsinn in dieses Kappi geschrieben habe >_> [5]: Seltsame Logik, ich weiß...ich weiß allerdings nicht mehr wie ich auf so'n Mumpitz gekommen bin *drop* [6]: Komischer Name für so 'n Drachen, aber mir is nix Besseres eingefallen ^^° [7]: Fragt mich nicht wie sich 'n Drache hinter kahlen Büschen und Hecken so verstecken kann, dass man ihn nicht mehr sieht XP Hmmm...ein Kappi ganz ohne Laures...muss ja ganz nach eurem Geschmack sein XD Tja...allzu viel ist leider nicht geschehen. Aber Zadei hat sich ja jetzt endlich mal Richtung Hauptstadt begeben! Was bedeutet, dass die große Enthüllung wohl schon bald stattfinden dürfte ^^b Ob Laures Titius wohl wirklich rädern lässt? Ich hab ma sowas von keine Ahnung was in diesem Mann vorgeht u_u ... >__> ... XDDDDD Doch, doch, doch, doch ich weiß eeeees!!! Also Atu, du weißt was du zu tun hast, gell? Schreib schnell n Kommi und dann werden bald alle mein Wissen teilen dürfen ^^b Nur so viel: Es wird soooooo dramatiiiiisch *schon mal Rotzfahnen rumreicht* Also bis denne ^^/ die Psychose ... >_> heut hab ich mich mal wieder seehr lang gefasst *drop* *abdüs* Kapitel 9: ----------- Mit schnellen Schritten steuerte Hilda auf Laures' Arbeitzimmer zu, nachdem sie ihn von einer der Galerien aus auf seinem Balkon hatte stehen sehen. Ein wenig zu überstürzt riss sie die Tür auf, stürmte beinah schon in die Mitte des Raumes, wo sie zunächst stehen blieb. Allein ihr lauter, rasch gehender Atem durchbrach die trügerisch, idyllische Stille. Laures wandte sich nicht zu ihr um. Entspannt lehnte er über der Brüstung und beobachtete den Aufbau des Schafotts, das langsam aber sicher Gestalt annahm, als handele es sich dabei um ein aufregendes Schauspiel. Eine ganze Weile stand Hilda einfach da, bohrte ihre Blicke in seinen Rücken, ehe er leicht den Kopf in ihre Richtung drehte und bemerkte, dass er nicht beiße. Sie trat hinaus auf den Balkon, stellte sich aber nicht eben ihn, sondern verharrte wieder in seinem Rücken. -" Ich wusste gar nicht, dass du eine Hinrichtung planst...im Gegensatz zu allen anderen im Palast", sagte sie, zog erwartungsvoll die Brauen hoch, auch wenn er es nicht sehen konnte. -" Ich wollte dich nicht aufregen", entgegnete er knapp, drehte sich nun doch um und lächelte warm. Ein warmes Lächeln, das nach den vergangenen Geschehnissen nicht mehr so recht zu ihm passen wollte. -" Ich weiß doch was du für ein sensibles, mitfühlendes Herz du hast". Sanft streichelte er ihre Wange. >Ganz im Gegensatz zu dir<, dachte Hilda, sprach den Gedanken aber nicht mal ansatzweise aus. -" Ich hätte es doch sowieso erfahren...spätestens dann, wenn der Verurteilte seine Qualen aus sich herausschreit". Ihrer Stimme wohnte ein verächtlicher Unterton inne, der dem Dämonenkaiser keineswegs entging. Laures zog seine Hand zurück, sein Lächeln blätterte rasch ab. -" So stehen die Dinge in der Dämonenwelt eben, du solltest allmählich anfangen dich daran zu gewöhnen". Er wandte ihr wieder den Rücken zu. -" Außerdem werden Mörder und Verräter auch bei den Menschen bestraft", fügte er kühl hinzu. -" Für wen ist das Schafott?", fragte Hilda. -" Warum willst du das wissen?" -" Wenn du mir schon nicht mitgeteilt hast, _dass_ eine Hinrichtung stattfinden wird, kannst du mir jetzt wenigstens sagen _wessen_ Glieder das Rad zerschmettern wird". Sie hatte beherrscht und kühl klingen wollen, anstattdessen klang ihre Stimme aggressiv und furchtbar angriffslustig. Langsam wandte sich Laures um, die zu Schlitzen verengten Augen eine Spur dunkler als zuvor. -" ICH bin der Kaiser! Ich muss DIR gar nichts mitteilen und deine Erlaubnis brauche ich erst recht nicht, ebenso wenig, wie ich meine Entscheidungen mit dir ausdiskutieren muss, bevor ich sie in die Tat umsetze", erwiderte er mit schneidender Stimme. Er kam ein paar Schritte näher auf sie zu. -" Aber wenn es dir so wichtig ist zu wissen, wer elendig in das Rad geflochten verrecken wird...es wird Titius sein". Hilda glaubte einen lauernden Blick in seinen abgründigen Augen zu erkennen, als er einmal um sie herum ging und sich danach wieder gegen das Geländer lehnte, dieses Mal allerdings mit dem Rücken, um sie im Blickfeld zu behalten. Tiefe Bestürztheit fraß sich einem körperlichen Schmerz gleich ätzend in ihre Seele, traf sie mit der Härte eines unerwarteten, unberechtigten Peitschenhiebs. Sie senkte den Blick, versuchte das emotionale Chaos in ihrem Inneren vor Laures, der sie unverhohlen musterte, nur so auf eine Reaktion ihrerseits zu warten schien, zu verbergen, was ihr wohl nicht so recht gelang. -" Er tut dir leid...", sagte er abfällig, bohrte seinen inquisitorischen Blick in sie, um sich schließlich von ihr abzuwenden und seine Aufmerksamkeit auf den weiten, trüben Horizont zu richten. Ja, er tut mir leid, weil er den Tod nicht verdient hat! Er darf nicht sterben! Sein Leben hat doch noch gar nicht richtig begonnen!<, dachte sie verzweifelt. Am liebsten hätte sie Laures gesagt, weshalb Titius Zadei befreit hatte, dass es einzig und allein für ihn gewesen war, ihn gefragt, ob er wisse welche seelischen und körperlichen Schmerzen er schweigend ertragen und erduldet hatte um seinetwillen. Wieviel Leid, wieviel Erniedrigung und Demütigung er über sich hatte ergehen lassen müssen, die er nur überstanden hatte, weil der Gedanke an ihn, Laures, ihn aufrecht gehalten hatte. Sie wollte ihm ins Gesicht schreien, dass Titius, sich selbst um seinet Willen aufgegeben hatte, sich zu einem "Ding" hatte degradieren lassen, über das verfügt wurde, wie man beliebte, ein Ding, das geschwiegen hatte, wenn es beschimpft, angeschrien, geschlagen und vergewaltigt wurde, weil es der festen Überzeugung war, es für seinen geliebten Herrn zu tun. Sie wandte sich lautlos ab. Mühsam versuchte sie das Beben, das ihren Körper erfasst hatte zu unterdrücken und strebte so schnell wie möglich, ohne dass es nach Flucht aussah, die Tür an. -" Hilda!" Sie blieb stehen, ohne sich umzudrehen, blickte ganz kurz, nahezu desinteressiert und nur angedeutet über ihre rechte Schulter in Laures' Richtung, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm zuhörte. -" Du solltest aufhören mit meinen Feinden zu sympathisieren. Das stellt dich in ein unvorteilhaftes Licht", sagte er langsam und mit Bedacht, als überdenke er die Worte während er sie aussprach. Sie spürte seinen abschätzenden Blick auf sich ruhen, der zwischen ihren Schulterblättern hindurch glitt und sich in der Mitte ihres Rückens festkrallte. Schweigend und ohne jegliche Reaktion verließ sie den Raum. Die schmalen, im Licht silbrig schimmernden, Brauen so dicht zusammen gezogen, dass sich eine steile Falte zwischen ihnen bildete, stand Titius am Fenster und schaute mit leerem Blick hinaus in die karge Landschaft. Von dem Schafott auf dem Palastplatz konnte er nichts sehen. Er wusste nichts von seinem unmittelbar bevorstehendem Tod, obgleich er daran zweifelte, dass ihm Laures' Gnade zuteil werden würde. Nachdenklich strich er mit den Fingern den samtigen, schimmernden Stoff seines Gewandes glatt, versuchte das leise Zittern seiner Hände zu ignorieren. Er wandte sich vom Fenster ab und drehte sich um. Sein Blick fiel auf den üppig gedeckten Tisch, der mehrere seiner Lieblingsspeisen aufwies. Zu viele, als dass es hätte Zufall sein können. Er hatte nichts von dem Essen angerührt, trotz den wiederholten Protesten seines Magens und der leichten Schwäche in seinen Beinen, und das würde er auch nicht, solange er nicht wusste was hier gespielt wurde. Am Morgen hatten ihn zwei Soldaten aus der Folterkammer geholt. Grobe, hochgewachsene Dämonen, die er zuvor nie im Kellergewölbe gesehen hatte. Wortlos hatten sie ihn von seinen Ketten befreit, den Fragenschwall, der auf sie einströmte, zunächst stumm an sich vorüber ziehen lassen und schließlich mit einer schallenden Ohrfeige beendet. Er hatte fest damit gerechnet auf direktem Wege zum Scharfrichter geführt zu werden. Sein gesamtes Leben war in rasender Schnelligkeit an seinem inneren Auge vorüber gezogen. Ein Leben, das weder schön noch aufregend gewesen war, an dem er aber dennoch mehr hing, als ihm jemals bewusst gewesen war, ehe er Zadei getroffen hatte. Anstattdessen hatte man ihn in ein überdimensionales, schmuckloses, nicht gerade schönes Bad gebracht und ihm erlaubt sich zu baden... unter der Aufsicht zweier Soldaten, die links und rechts von der breiten Tür postiert waren und es sich nicht nehmen ließen seinen nackten Körper unverhohlen zu begaffen. Nachdem ihm saubere, frische Kleidung gebracht worden war, hatte man ihn auf dieses Zimmer gebracht, wo bereits ein umfangreiches Mahl auf ihn wartete und das auch sonst nur so vor Luxus strotzte, was dennoch nicht über die sorgfältig verriegelten Fenster und Türen hinweg zu täuschen vermochte. Er war nach wie vor ein Gefangener. Er nahm an, dass es eines der Gästezimmer war, die Laures wohlhabenden Besuchern, gleicher politischer Gesinnung, wie der seinen vorbehielt. Nach einer Weile war Gelm zu ihm gekommen, hatte ihm wortlos einen Stapel Bücher vor die Füße geworfen und gehässig gemeint, dass Laures wohl befürchte sein falscher Rauschegoldengel könne sich zu Tode langweilen und seiner sicheren Hinrichtung entgehen, was allen den Spaß verderben würde und das wolle ja niemand. Auf seine Frage, was das Ganze bedeutete hatte ihm nur ein bösartiges Lächeln geantwortet. Er setzte sich auf das ausladende Himmelbett, dessen seidene Laken unter ihm verhalten knisterten und raschelten und versuchte sich unter unangenehmen, kalten Schauern, auszumalen, welches grausame Spiel Laures in die Gänge leitete. Undeutlich erkannte Zadei unter sich die ersten Dächer und Türme der Hauptstadt. In der Ferne konnte er durch einen dicken, dichten Nebelschleier die wagen Umrisse des Palastes ausmachen. Das ununterbrochen fröhlich vor sich hin plappernde Kind ging ihm furchtbar auf die Nerven. Angestrengt blendete er das zarte Stimmchen aus, das seit ihrem Start ausnahmslos nichts als unnützes Zeug daher geredet hatte. Am liebsten hätte er den Bengel in hohem Bogen in die Tiefe befördert. Er unterdrückte den Drang dem Kind schlicht den hohlen Schädel zu zerquetschen. Es war Nebensache. Allein sein Drache war für ihn von Bedeutung gewesen. Er hatte erheblich Zeit gespart, dadurch, dass er sich die Gesellschaft dieser Mistkröte antat. Sobald er wieder Boden unter den Füßen hatte, würde er das Balg zum Teufel wünschen und Laures' Palast stürmen. Er sah die Bilder im Geiste ganz klar vor sich. Es würde Blut fließen, sehr viel Blut und es würde nicht das seine sein. Er ließ den Blick erneut über die Stadt unter sich wandern und stellte mehr oder minder überrascht fest, dass die Straßen wie leer gefegt waren. Nichts regte sich in den Gassen und auf den Wegen, die sich zwischen den dicht beieinander stehenden Behausungen hindurch schlängelten. -" Wir sind fast da". Der Junge deutete mit dem Zeigefinger auf den Palastplatz, der nur noch wenige Meter entfernt war. Zadei sah nichts, als eine riesige, schwarze Fläche, die konstant zu zittern und zu beben schien, so dicht hatten sich die auf dem Platz versammelten Dämonen aneinander gedrängt. Sie schienen sich gegenseitig von links nach rechts zu schieben und zurück, hin und her zu wiegen ohne selbst von der Stelle zu kommen. Es schien als habe sich die gesamte Stadt auf den Platz gedrängt, vom Ältesten bis hin zum Jüngsten und obgleich er bereits vollkommen überfüllt war, strömten immer weitere Leiber hinzu, wie in einem gigantischen Ameisenbau, in den niemals Stille und Ruhe einkehrten. Zumindest erklärte dieser grotesk anmutende Anblick die verlassenen Straßen. Der junge Drache verlor konstant an Höhe. Er stellte das stetige, kräftige Schlagen seiner Flügel ein, breitete sie dafür auf ganzer Spannweite aus, ließ sich nur noch von der Luft tragen und setzte ein ganzes Stück abseits der Menge zur Landung an. Orpheus hatte noch nicht ganz den Boden berührt, als Zadei bereits von seinem Rücken sprang. Der Dämonenjunge folgte ihm fast augenblicklich. -" Mist! Ich hätte mich eher auf den Weg machen sollen! Alles voll!", zeterte er und zerrte an Zadeis Umhang. " Los Onkel wir müssen uns beeilen!" Mit einer unbeherrschten Geste schleuderte Zadei ihn wie ein lästiges Kriechtier kraftvoll von sich, dass er gegen eine rissige Hauswand flog und wimmernd in sich zusammen sank. Mit weit ausholenden Schritten näherte sich der Shogun der lärmenden Menge, deren Rufe und Schreie er nicht verstand. Energisch bahnte er sich einen Weg durch sie hindurch, schob sich rücksichtslos durch die Masse. Er überflog das Wirrwarr der unzähligen Gesichter um sich herum. Geschwollene, vom Weinen gerötete Augen, tränenüberströmte Wangen, steile Zornesfalten zwischen zusammengezogenen Brauen, hasserfüllt aufgerissene, schreiende Münder, ruhige Blicke voller Genugtuung, resigniert gesenkte Häupter. Was war hier geschehen? Hatte Laures etwa das Zeitliche gesegnet? Die Masse brüllte jäh kollektiv auf. Ein heftiger Stoß in die Rippen brachte ihn beinah zu Fall. Die Menge versuchte weiter nach vorn zu strömen. Hartnäckig kämpfte er sich durch die zahllosen, gestikulierenden Arme, die von allen Seiten mit den Ellenbogen nach ihm zu stoßen schienen, ließ sich nicht zurückdrängen. Grob schubste er die gröhlenden Dämonen mit der einen Hand von sich, während er mit der anderen seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hielt. Er sog tief die Luft in seine Lungen, als er wunderlicherweise tatsächlich ein Fleckchen erreichte, an dem man frei atmen konnte, ohne das Gefühl zu haben, die Rippen von beiden Seiten zerquetscht zu bekommen. Er stand nun weit genung vorn, um, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und in die Höhe reckte, über die unzähligen Köpfe und erhobenen, fuchtelnden Fäuste hinweg ein Schafott ausmachen zu können. Eine Hinrichtung also...so viel zu 'großes Ereignis'...blutrünstige, kleine Missgeburt<. Ein hochaufgerichtetes, blutbeflecktes Rad, das dem Verurteilten wohl erst kurz bevor er eingetroffen war Arme und Beine, möglicherweise auch den Schädel, doch zu so viel Gnade war Laures wohl kaum fähig, zertrümmert haben musste, rollte von der rechten Seite des Schafotts her in sein Blickfeld, um auch gleich wieder aus demselben zu verschwinden. Wahrscheinlich hatte man es nun flach niedergelegt, um den unglücklichen Todgeweihten, den er von seiner Position aus nicht sehen konnte, in seine Speichen zu flechten. Allein das teils entsetzte Kreischen, teils freudige Johlen der Menge verriet ihm, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Er löste seinen Blick von dem dunklen Blutrinnsal, das schwerfällig an dem Schafott hinab lief und in den Sand tropfte und ließ ihn erneut über die Menge gleiten, tastete die Umgebung ab. Seine raubkatzenartigen Augen kamen ruckartig zum Stillstand. Laures! Dort stand der vermaledeite Dämonenkaiser auf einem schmalen Vorsprung und beobachtete selbtgefällig wie stets das Geschehen! Neben ihm sein Menschenweib, dass aussah, als habe es schon bessere Zeiten erlebt. Zadeis Muskeln spannten sich, traten stählern nach außen. Automatisch, als seien sie allein dafür geschaffen eine Waffe zu führen, glitten seine Hände zu den Breitschwertern an seinen Seiten, umschlossen die Griffe mit eiserner Härte und rissen die blank polierten, nach Tod lechzenden Klingen aus ihren Scheiden. Er stürzte nach vorn, ungeachtet der Dämonen um sich herum. Er mähte sie regelrecht nieder, warf sie mit seinem vollen Körpergewicht zu Boden, stieß sie mit Hilfe der Schwertgriffe aus dem Weg. Es war ihm gleichgültig, ob sie es schafften sich wieder aufzuraffen oder zu Tode getrampelt wurden. Er sah aus dem Augenwinkel heraus, wie das Rad erneut aufgestellt wurde, die Speichen eins geworden, mit dem toten Leib des Verurteilten, der von Blut überströmt, hellrot leuchtend hervorstach. Er spürte wie sich seine Schritte ohne sein Zutun verlangsamten, seine Beine ihm den Dienst versagten. Seine Schwerter wurden Zentner schwer, glitten ihm aus seinen plötzlich kraftlos gewordenen, zitternden Fingern. Seine vor Unglauben weit aufgerissen Augen sahen nichts mehr, als den furchtbar zugerichteten Körper, das Geschrei um ihn herum rückte in weite Ferne, verstummte immer mehr bis es vollkommen ruhig und volkommen leer wurde in seinem Kopf. Nichts regte sich mehr, seine Welt stand still, hörte auf sich zu drehen, hörte auf zu sein und dann war da dieses fürchterliche Reißen in ihm, ein unerträglicher Schmerz, der nach seinem Herzen griff und es in seinem unerbittlichen Griff gefrieren ließ. Er stöhnte auf, presste seine Hände flach auf seine Brust. -" Titius...", keuchte er erstickt, grub die Finger krampfhaft in den Stoff seines Umhangs. Sein Herz...es zersprang...es zersplitterte in abertausend Stücke, die er niemals würde wieder zusammenfügen können...es tat so weh...so furchtbar weh, wie nichts, das er zuvor gekannt hatte. Für einen Moment stand er ganz still da, wartete auf das Ende dieses Alptraumes...doch es kam nicht...es gab kein Ende, denn es gab keinen Alptraum... -"Nein, nein...bitte nicht, nein", wimmerte er. Völlig verdreht hing der Geliebte des Shoguns in dem Rad. Aus den langen, schlanken, einst elfenbeingleichen Armen und Beinen, die nun breiig, blau unterlaufen und blutüberströmt um die Speichen gewunden waren, ragten Knochensplitter, der einzige Beweis, dass der verunstaltete, misshandelte Leib überhaupt Knochen enthielt. Seine Schwingen, einst so kraftvoll und überirdisch anmutend, hingen zerrissen und zerfleddert an dem leblosen Leib herab. Kraftlos kippte sein Kopf von einer Seite zur anderen, als ein Ruck durch das Rad ging, so als gehöre er gar nicht an seinen Körper. Das lange Haar, hing verfilzt von Schmutz und Blut in sein Gesicht, fiel strähnig über die schmalen Schultern, die ausgemergelte Brust. Der Mund, der so zärtlich küssen, so sanft lächeln, so liebevoll Kosenamen wispern konnte war aufgerissen, als sei er im Augenblick eines Schreies verendet. Zadeis Herz setzte aus. Er war tot...tot...tot...Titius war TOT! Hier und jetzt hatten sie ihn getötet, vor seinen Augen und er hatte keine Ahnung gehabt! Er hatte nur desinteressiert ein paar Mal hingesehen und nichts getan! Seine Hände ballten sich mit solcher Kraft zu stählernen Fäusten, dass seine Handflächen zu bluten begonnen. Bläuliche Blitze zuckten zwischen seinen Fingern. Sein gesamter Körper schien sich zu elektrisieren. Die Luft um ihn herum wurde glühend heiß, begann zu flimmern. Starr stand er da, völlig reglos, als sei das Leben längst aus ihm gewichen, der gebrochene Blick seiner Augen ließ sie wie trüb gewordene Glasmurmeln wirken. Ein sengender Wind ging von ihm aus, schien direkt seinem Körper zu entsteigen, zerrte zunächst leicht, dann immer stärker an seinem Haar und dem Saum seines Umhangs. Die Dämonen in seiner unmittelbaren Nähe wanden sich unbehaglich, suchten nach der Quelle der unerträglichen Hitze, die sich quälend über sie legte, ihnen den Atem zu rauben drohte. Laures bohrte seinen Blick in die Menge. Seine Augen leuchteten triumphierend. Das war zweifellos Zadeis Aura. Er war hier! Er war gekommen! Er hatte es gewusst. Sein Körper spannte sich wie die Sehne eines Bogens, bis in die kleinste Faser auf den Angriff gefasst. Zadei keuchte, zwang mühsam Luft in seine Lungen. Er spürte die starrenden Blicke der Dämonen auf sich ruhen, die vor ihm zurück zu weichen versuchten. -" Titius...Titius...", wisperte er verzweifelt. Für den Bruchteil einer Sekunde glühten seine Augen rot auf, seine Brust fühlte sich an, als finge sie Feuer. Der Schmerz drohte ihn zu übermannen und in die Knie zu zwingen. -" Aaahhh...TIIIIIIIIIITIUUUUUUUUUS!!!", Zadeis gepeinigter Schrei endete in einem kläglichen Heulen, das von unerträglichem Leid zeugte. Entsetzt kreischte die Menge auf, als links und rechts von ihm in höllischem Tempo Flammen, lodernden Säulen gleich, 'gen Himmel schossen. Der von ihm ausgehende Wind bäumte sich zu einem regelrechten Sturm auf, sengte sein Haar, und seine Wimpern an und riss mit einem heißen Stoß seinen Umhang fort. Entsetzen legte sich auf die Gesichter der Anwesenden. Ein Großteil stürzte gleich nachdem er ihn erkannt hatte hastig davon, versuchte vor ihm zu fliehen. -" Zadei! Das ist Zadei! Der Dämonengeneral ist wieder da!!!!", brüllte ein älterer, einäugiger Dämon angsterfüllt und rannte so schnell es ihm die ihn umgebende Enge erlaubte davon. Panik brach aus. So wie die Menge zuvor versucht hatte sich so nah wie möglich zum Schafott vor zu kämpfen, versuchte sie nun sich so weit wie möglich von Zadei zu entfernen. Ein Versuch der vergeblich war. Wie von fremder Hand gesteuert breitete der Shogun mechanisch die Arme aus , warf den Kopf zurück und schrie ein weiteres Mal voller Schmerz und Leid auf. Der Schrei übertönte die Kakophonie der Masse, die Hals über Kopf auseinander stob, ließ den Boden erbeben, drohte seinen Körper entzwei zu reißen. Bis ins Mark erschüttert flohen die Dämonen, wer stürzte wurde totgetrampelt. Diejenigen, die zu nah an ihm dran waren gingen allesamt ausnahmslos in Flammen auf. Einen schrillen Schmerzeslaut ausstoßend krümmte Hilda sich , presste die Hände gegen ihre Ohren. Ein dünner Blutrinnsal floss durch ihre Finger hindurch. Keuchend rannte sie in den Palast. Nur Laures stand still da, ein breites Lächeln auf den Lippen. Gleichgültig beobachtete er die Menge, die in Angst und Schrecken versetzt in alle Richtungen rannte. Flammen züngelten an ihrer schlichten Kleidung und ihrem Haar empor. Sein Blick fixierte die vier Dämonen, die im Gegensatz zu den anderen zielstrebig auf Zadei zu stürzten. Zeitgleich spannten sie ihre Pfeile in ihre Bögen und zielten auf den Shogun. Die Wucht, mit der die vier Geschosse im selben Augenblick Oberarme und Schulterblätter des Dämonengenerals durchdrangen riss ihn zu Boden. Er hatte keine Zeit sich wieder aufzurichten. Das enorme Gewicht, das sich auf seine Hände und seinen Rücken legte, nagelte ihn am Boden fest. Er schrie zornig auf, wand sich, versuchte sich mit aller Kraft aufzubäumen, seine Hände zu befreien, seine Angreifer von sich zu schleudern, um ihnen ihre Schädel zu zertrümmern, doch er schaffte es nicht. Die simplen Militärstiefel, die sich in sein Rückgrat stemmten und auf seine Hände traten, mussten mehrere Tonnen wiegen. Der Schmerz in seinen Armen und Schultern schien bei jedem Atemzug auf's Neue in ihm zu explodieren, trieb ihm Schweiß auf die Stirn. Er knirschte mit den Zähnen. Warum zum Teufel wirkten seine regenerativen Kräfte nicht? Warum? Was hatte das zu bedeuten? Und dann ereilte ihn jäh die Erkenntnis. >Die Pfeile!<, schoss es ihm durch den Kopf. >Die gottverdammten Pfeile! < Die Spitzen mussten aus Silberranke sein. >Nein, nein, nein, nein, NEEEEIIIIIIIINNNNN<. Wilde Flüche ausstoßend, bog er den Rücken durch, spannte jeden Muskel in seinem Körper an und stöhnte auf, als sein Gesicht hart Bekanntschaft mit dem Boden machte. Er schmeckte Dreck auf seinen Lippen und spuckte aus. Stoßweise atmend hob er den Kopf und sah sich nach Laures um. Er war fort. Das miese Dreckschwein war fort! Er spürte wie von hinten eine grobe Kette bedrohlich eng um seinen Hals geschlungen, seine Arme auf seinem Rücken gekreuzt und seine Hände mit einem der Kettenenden gefesselt wurden, so dass er sich selbst erwürgt hätte, hätte er versucht sich zu befreien. Ihm blieb nicht die geringste Bewegungsfreiheit. Wie ein verwundetes Tier brüllte er auf. -" Ich töte euch! Euch alle! Ihr feigen Schweine!" Vergeblich versucht er die Hände abzuschütteln, die ihn unter den Achseln fassten und auf die Beine zerrten. Hinter ihm lachte einer der Dämonen heiser. -" Gib' keine Versprechen, die du nicht halten kannst Zadei". Der Shogun warf den Kopf herum. Gelms dunkle, fast schwarze Augen funkelten ihn voller Genugtuung an. Auf seinen Lippen lag ein hasserfülltes Lächeln, dass seine Fangzähne entblößte. Es sah fast so aus, als würde er einer reißenden Bestie gleich die Zähne fletschen. Er ging um Zadei herum, blieb dicht vor ihm stehen. Vertraulich beugte er sich vor, um ihm ins Ohr zu wispern. -" Ich wusste der Tag würde kommen, da hab' ich dich am Schwanz". Schadenfroh lachte er auf, dann verstummte er jäh, wurde wieder ernst. -" Los jetzt!", befahl er mit schneidender Stimme. Zadei stolperte nach vorn, als ihn ein heftiger Tritt ins Kreuz traf und ließ sich, zur Untätigkeit verdammt, in den Palast zerren. TBC Hmmmm jaaaa...dieses Mal keine Anmerkungen, sorry. Aber ich hab das sooo lange Korrektur gelesen und dran rum gebastelt und letztendlich völlig auf den Kopf gestellt, dass ich es jetzt einfach nur noch schnell hochladen will und fertig ^^° Sollte es Fragen geben, wisst ihr ja, wie ihr mich kontaktieren könnt ^.- Ich hoffe mal, das Kappi hat euch gefallen, jetzt wo es so schön brenzlig wird und ans Eingemachte geht XDDDD und, dass ihr Spaß beim Lesen hattet. Ich wünsche allen noch einen schönen Sonntag =^.^= (obwohl ich bezweifle, dass das morgen schon on sein wird...aber vielleicht kommt's ja passend zum nächsten Sonntag on, hab ja immerhin über 600 Texte vor mir auf der Warteliste *hoil*) Also dann, bis zum nächsten Mal die Psychose ^^// Kapitel 10: ------------ Zitternd kniete Hilda vor ihrem Bett am Boden, die Stirn fest gegen die Matratze gedrückt, die Hände noch immer mit aller Kraft gegen ihre schmerzenden Ohren pressend, hockte sie zusammengesunken da und versuchte gegen den Nachhall der fremden Gefühlswelle, die über ihr zusammengebrochen war, anzukämpfen. Das Klacken der Tür ließ sie schreckhaft zusammenfahren, eilige Schritte näherten sich ihr entschlossen, ein fester Griff legte sich um ihre Schulter. -„ Hilda?! Hilda, ist alles in Ordnung mit dir?!“ Zögernd hob sie den Kopf, drehte sich halb um und blickte auf in das besorgte Gesicht des Dämonenfürsten, der unmittelbar hinter ihr stand und sich über sie gebeugt hatte. Ihre hellgrünen Augen starrten ihn blank vor Entsetzen an. -„ Hilda…“. Vorsichtig nahm er ihre zittrigen Hände, an denen getrocknetes Blut haftete, in seine und zog sie behutsam von ihren Ohren weg, drückte sie an seine breite Brust und hauchte einen Kuss auf ihren linken Handrücken. -„ Ist dir etwas passiert? Hast du Schmerzen?“, fragte er, strich ihr liebevoll über den blonden Schopf. Ihr Blick wurde weicher, zu dem Entsetzen mischte sich Verzweiflung, dann schüttelte sie den Kopf und vergrub das Gesicht in beiden Händen, die sie seinem Griff entzog. -„ Er hätte dich töten können…“, murmelte Laures betroffen und drückte seine Geliebte an sich, zog sie dann langsam auf die Beine und setzte sie auf dem Bett ab, um gleich neben ihr Platz zu nehmen, sie leicht bedrückt von der Seite zu mustern. -„ Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte er mit Blick auf ihre verkrampft ineinander verschränkten, noch immer zitternden Finger. -„ Zadei…“, stieß sie leise hervor, „ er…ich konnte ihn fühlen, seinen unermesslichen Schmerz, seine abgrundtiefe Trauer…diese grenzenlose Verzweiflung und dann der unaufhaltsame Hass…ein wirrer, bodenloser Gefühlsstrudel…so nah, als wären es meine eigenen Emotionen!“. Mit geweiteten Augen sah sie auf, Laures zwar anblickend, ihn aber doch nicht wirklich wahrnehmend, und fuhr fahrig mit den Händen ihre Schenkel auf und ab. -„ Es war als wäre ich er, als hätte ich bis in die verborgensten Winkel seiner Seele geblickt…so viel auf einmal…ich …ohne Zuordnung… und dann war da plötzlich dieser furchtbare Schmerz in meinem Kopf und diese unerträgliche Hitze…als wäre alles explodiert und…ich…“, sie brach mit einem leisen Stöhnen ab und vergrub das Gesicht erneut in den Händen[1]. -„ Ruh’ dich ein wenig aus, dann wird es dir sicher bald besser gehen“, versuchte Laures sie zu beruhigen und fasste sie an den Schultern, drückte sie mit sanfter Gewalt in die Kissen nieder. Kurz versuchte sie sich gegen ihn zu stemmen, wollte sie der sie übermannenden Lethargie trotzen, gab dann aber widerstandslos nach. Sie fühlte sich so seltsam erschöpft und schwach, wie selten zuvor. -„ Er leidet so furchtbar…“, wisperte sie und verzog das Gesicht, als könne sie auch jetzt noch seinen Schmerz spüren. -„ Mach’ dir seinetwegen keine Gedanken“. Gewissenhaft breitete Laures die Bettdecke über Hilda aus und zog sie hoch bis an ihr Kinn. -„ Du wirst ihn auch töten, nicht wahr?“, fragte sie leise und hielt ihn am Handgelenk fest, als er sich von der Bettkante erheben wollte. -„ Hör’ zu Hilda, ich…“. Ein wiederholtes dumpfes Poltern, das aus einem der oberen Stockwerke ertönte, gefolgt von unverständlichem, gedämpftem Geschrei, ließ ihn mitten im Satz abbrechen, zeitgleich mit Hilda nach oben an die Decke schauen. -„ Ich komme später zurück und sehe nach dir!“, sagte er hastig, schien es plötzlich seltsam eilig zu haben zum Ort des Tumults zu gelangen. Mühelos löste er ihre Finger von seinem Handgelenk und stand auf. -„ Was war das? Laures? Was passiert da draußen?“, fragte sie leicht ängstlich, versuchte erneut nach ihm zu haschen, griff aber ins Leere. -„ Es hat Auseinandersetzungen zwischen einigen Soldaten gegeben“, antwortete er eine Spur zu schnell mit einem eine Spur zu zuversichtlichem Lächeln. „ Gelm wollte sich eigentlich darum gekümmert haben…ich werde nachsehen, warum der Streit noch nicht beigelegt ist. Ich kann mir keine Unstimmigkeiten in den eigenen Reihen leisten“, erklärte er rasch und war auch schon verschwunden, ehe Hilda etwas erwidern konnte, um mit eiligen Schritten, fast schon rennend, die Treppe hinauf zu hasten. Ein weiteres Mal holte er mit beiden Händen aus und donnerte seine bereits schmerzenden Fäuste gegen die verriegelte Tür, warf sich mit der Schulter gegen das massive Holz, trat mit aller Kraft gegen das Schloss. -„ Laures! Laures! Lasst mich raus! Hört Ihr nicht?! Lasst mich raus, verdammt!“, schrie er und traktierte die Tür unermüdlich weiter mit Händen und Füßen zugleich. Er musste hier raus! Er musste wissen was geschehen war, warum seine Aura so abrupt an Stärke verloren hatte, bis er sie gar nicht mehr hatte spüren können. War er verletzt? Sicher mussten ihn Laures’ Soldaten angegriffen haben, wenn nicht sogar Laures selbst! Er bezweifelte, dass die gewöhnlichen Dämonen in der Lage wären, ihn zu überwältigen. Vielleicht hatte er ihn sogar…nein! -„ Laaaauuureeees!!! Macht die gottverdammte Tür auf!“. Er brüllte so laut, dass sich ein brennender Schmerz in seine Kehle fraß, weiter in seine Brust kroch. Seine rechte Faust prallte erneut unerbittlich auf die fest verschlossene Tür, dass die Haut über den weiß hervortretenden Knöcheln aufplatzte, die Fingergelenke gefährlich knackten. Er sog ein weiteres Mal tief Luft in seine Lungen, um erneut nach dem Dämonenkaiser zu schreien, als die Tür, wie auf seinen vorausgegangenen Befehl hin, aufflog, ihn an der Stirn traf und kraftvoll zurückwarf. Taumelnd fing er seinen Sturz im letzten Moment am Bettpfosten ab und presste zischend die linke Hand auf die getroffene Stelle, aus der Blut in seine rechte Braue rann, sie rot färbte. Ohne auch nur einen Moment langsamer zu werden oder gar stehen zu bleiben, stürmte Laures in das Rauminnere, beförderte die Tür im Vorbeigehen mit einem heftigen Tritt ins Schloss, hielt direkt auf Titius zu und fasste ihn mit beiden Händen am Kragen, um ihn mit aller Macht gegen den Bettpfosten, an dem er leicht benommen lehnte, zu donnern. -„ Wenn du nicht augenblicklich mit dem Geschrei aufhörst, dann werde ich dir eigenhändig mit glühenden Nadeln den Mund zunähen, das schwöre ich dir!“, herrschte er ihn an und versetzte ihm einen harten Stoß, der in der Länge nach auf dem Boden aufschlagen ließ. Sofort stemmte sich der geflügelte Dämon wieder in die Höhe, rang einen Moment um sein Gleichgewicht und machte einen herausfordernden Schritt auf den Kaiser zu. -„ Wo ist er?! Was habt Ihr mit ihm gemacht?!“, verlangte er aufgebracht und mit starrer Miene zu wissen. Seine Augen, die vor Zorn und Angst einen gräulichen Ton angenommen hatten, funkelten wie polierter Stahl. Laures lächelte überlegen. -„ NOCH habe ich nichts mit ihm gemacht, ob das allerdings auch für Gensou gilt…“, meinte er versonnen, ein bösartiges Funkeln in den dunkelblauen Augen. Titius’ Hände ballten sich zu Fäusten, seine Nägel bohrten sich in seine Handflächen, sein Atem beschleunigte sich, ging schwerer und flacher als zuvor. Also hatte er sich tatsächlich nicht getäuscht! Er war hier! Die gewaltige, dunkle Aura, die er gespürt hatte, gehörte zu Zadei. Laures hatte ihn in seine Fänge gebracht. -„ Wenn Ihr ihm auch nur ein Haar gekrümmt habt, dann…“, stieß er hervor, mühsam darum ringend nicht die Stimme zu heben und bedachte den Kaiser mit einem drohenden Blick, den man ihm, ob der Sanftheit seiner Züge, nicht zugetraut hätte. -„ Dann WAS?“, unterbrach ihn Laures lautstark und unwirsch, erdolchte ihn schier mit ebenso drohenden, einschüchternden Blicken, schnellte auf ihn zu und schlug ihm ohne jegliche Vorwarnung mit dem Handrücken quer über das Gesicht. Kaum zwei Sekunden lang gönnte er sich die Genugtuung den Schnitt, den sein Siegelring dabei auf Titius’ Wange hinterlassen hatte, mit einer erregenden Anwandlung von Sadismus zu betrachten, ehe er seinen ehemaligen Berater bei seinem aufgelöst, über die Schultern fließendem Haar fasste und ihn auf das Bett schleuderte. Mit einem erstickten Ächzen landete Titius in den Kissen, einen hellen Blutfleck auf einem der weißen Bezüge hinterlassend, und schob sich hastig an das andere Bettende, als er sah wie ihm der Dämonenkaiser nachsetzte, auf das Bett zutrat. -„ Dann WAS?!“, wiederholte Laures energisch, nicht wirklich eine Antwort erwartend, langte über die Breite des Bettes hinweg und umfasste Titius’ rechtes Fußgelenk, um ihn mit einem kraftvollen Ruck zurück in die Mitte der Schlafstatt zu reißen und sich über ihn zu werfen. Aufkeuchend wand sich der junge Dämon unter dem beträchtlichen Gewicht des Kaisers und versuchte vergeblich seine Arme, die dieser an seine Seiten gedrückt festhielt, zwischen sich und den Dämonenfürsten zu bringen, ihn von sich zu schieben. -„ Dass du erbärmlicher Wurm es wagst mir zu drohen…“, sagte Laures finster, fixierte die eiskalten Augen, die seinen Blick ohne jegliche Emotion erwiderten. Mit einer ruckartigen Bewegung bäumte sich Titius auf, warf den Dämonenherrscher halb von sich, der sofort nach ihm griff, die Hand eisern in sein Gewand grub und ihn mit aller Kraft in die Matratze zu drücken versuchte. -„ Ich will ihn sehen! Bringt mich zu ihm!“, verlangte der junge Dämon[2] atemlos, gegen Laures’ Übermacht ankämpfend. Verbissen versuchte er sich aufzurichten, seine Hände abzuschütteln. Der Dämonenfürst lachte amüsiert auf, grub nun auch die andere Hand in das Gewand des geflügelten Dämons und zog ihn dicht an sich. -„ Du hast nichts zu wollen, Titius. Du bist tot“, sagte er leise und warf sich herum, brachte den anderen erneut unter sich. -„ Du solltest dir lieber Sorgen um dein eigenes Wohl machen“, wisperte Laures dicht an seinem Ohr und leckte ihm beinah zärtlich das langsam trocknende Blut von der Wange. -„ Wenn ich wollte könnte ich dich hier und jetzt töten…dich zerbrechen wie eine nichtswürdige Puppe“. Titius blickte ihn aus leicht geweiteten, nicht verstehenden Augen an. Tot? Wieso tot? Was meinte er damit…er sei tot? Ihm blieb keine Gelegenheit seine Fragen auszusprechen. Laures’ besitzergreifende Lippen, die sich hart auf seine drückten, erstickten jeden Laut, gewährten ihm lediglich ein kaum vernehmbares, widerwilliges Wimmern. Ihm war als würde ihm jeglicher Atem ausgesaugt und erst nach ewig langen Momenten, so schien es ihm, schaffte er es das Gesicht abzuwenden, sich den kühlen, selbstsüchtigen Lippen zu entziehen, die sogleich versuchten die seinen erneut einzufangen. -„ Nein…nicht…“, er stemmte seine Hände gegen die weitläufige Brust des Dämonenkaisers, der sie mit spielerischer Leichtigkeit von sich pflückte und seine Arme weit ausgebreitet, in die Laken drückte, ihn in dieser Position regelrecht festnagelte. Er konnte sich keinen Zentimeter rühren. -„ Ich werde ihm Streifen um Streifen bei lebendigem Leibe die Haut abziehen…er bekommt dich nicht…ich werde dich ihm nicht überlassen…nicht ihm“, sagte Laures hasserfüllt. Seine rechte Hand schoss zu Titius’ Hals, schloss sich fest um seine Kehle und drückte erbarmungslos zu. -„ Hört auf …damit! Laures…“. Krampfhaft umklammerte Titius den Unterarm des Dämonenkaisers mit der nun freien Hand. -„ Vielleicht erlaube ich dir vorher Abschied von deinem starken Shogun zu nehmen…aber nur wenn du ein braver Junge bist…“. Mühsam und unter Schmerzen zwang der junge Dämon Luft in seine protestierenden Lungen. Er spürte wie ihm Tränen in die Augen traten, sein Herzschlag sich zu verlangsamen begann. -„…also lass’ jetzt artig das Getobe und schlaf’…“, grinste Laures, der Funken des Wahnsinns in seinen Augen glimmend. Titius fühlte wie ihm die Sinne schwanden. Der Griff um seine Kehle verstärkte sich zunehmend, bis seine Hand kraftlos von Laures’ Unterarm rutschte und leblos in die Laken fiel. Der Dämonenkaiser spürte wie der Körper unter ihm erschlaffte und löste seine Finger einzeln, ganz langsam von dem schlanken Hals, der deutliche Zeichen seines Übergriffs trug. Eine ganze Weile verharrte er noch über den ohnmächtigen Dämon gebeugt und betrachtete das ruhige Gesicht. Behutsam wischte er mit der Fingerspitze seines Zeigefingers eine Träne weg, die sich aus Titius’ Augenwinkel gestohlen hatte und an seiner Schläfe hinab rann, leckte sie fast andächtig fort, ehe er sich erhob und ihn, wie Hilda wenige Momente zuvor, ordentlich in seinem Bett zurechtlegte und zudeckte. -„ Träum’ was schönes“, hauchte er kalt, einen geräuschvollen Kuss auf seine malträtierte Stirn platzierend und verließ das Zimmer, die Tür hinter sich wieder sorgsam verriegelnd. Widerstrebend stemmte Zadei die Füße in den Boden, als Gelm und die Soldaten ihn in einen engen, kleinen, Raum, der mehr einer heruntergekommenen Zelle glich, stießen. Ein weiterer Dämon erwartete sie dort bereits. Ein hoch gewachsener Kerl, der Zadei um mindestens zwei Köpfe überragte, mit einem grobem Gesicht, das von einem zerzausten Bart, den ebenso wie sein fast hüftlanges, welliges Haar, graue Strähnen durchsetzten, umrahmt war. Seine kleinen, gelb funkelnden Augen durchbohrten den Shogun mit den Blicken, als er seine großen, rauen Hände aneinander reibend, auf ihn zutrat. Mit einem kräftigen Ruck, der Zadei haltlos nach vorn taumeln ließ, riss der riesenhafte Dämon ihn an sich, zwang ihn bäuchlings auf eine harte, hölzerne Bank nieder, die mitten im Raum stand, und stemmte sein Knie mit vollem Gewicht in seinen Rücken, um ihn unten zu halten. Der Dämonengeneral keuchte verhalten, rang, ob des enormen Gewichts, das auf ihm lastete nach Luft. Mit flinken Fingern löste der bärtige Dämon die Kette vom Hals des Shoguns und ersetzte sie durch ein schweres, klobiges, drei Finger breites Halsband, das ihm Gelm kaum, dass er die Kette entfernt hatte, sofort mit einer hastigen Bewegung reichte. Am vorderen Teil war ein ebenso schwerer, massiver Ring angebracht, einen Verschluss besaß es nicht. Der Dämon schweißte seine beiden Enden, so schnell er konnte, und es dabei so wenig wie möglich berührend, direkt zusammen, schweißte Zadei das Halsband regelrecht auf den Leib. Es saß so eng, dass kein Finger zwischen das kalte, harte, unnachgiebige Material und den Hals des Dämonengenerals gepasst hätte. -„ Ihr dreckigen Teufelslarven!“, stieß der Shogun, ob des Luftmangels, mühsam hervor. -„ Was regst du dich so auf?“, fragte ihn der Hüne und schlug ihm in falscher Kameradschaftlichkeit auf die linke seiner verletzten, blutenden Schultern, in denen noch immer die Pfeile der Soldaten steckten. „ Das ist feinste Silberranke. Das hat längst nicht jeder“. -„ Ihr feigen Schweine traut euch nur an mich heran, weil meine Kräfte gebannt sind! Ohne die Silberranke hätte ich euch längst die Spatzenhirne aus euren Schädeln gequetscht!“ Einer der anwesenden Soldaten lachte meckernd. Der bärtige Dämon zog sein Knie zurück und warf Zadei unsanft auf den Boden, Gelm und seinen Männern direkt vor die Füße. -„ Sicher wollt ihr eure Pfeile zurück haben“, sagte er mit einem boshaften Grinsen. Gelm erwiderte die Geste, bleckte die Zähne und beugte sich etwas zu dem Dämonengeneral hinab. Seine rechte Hand umfasste den Pfeil, der in seinem linken Schulterblatt steckte und drehte ihn langsam in der Wunde herum. Gepeinigt schrie der Shogun auf, krümmte und wand sich, versuchte vergeblich Gelms Zugriff zu entkommen. Die Soldaten lachten dreckig. Die Kiefer fest aufeinander pressend und schauerlich mit den Zähnen knirschend, um keinen weiteren Schmerzeslaut von sich zu geben, fühlte er wie nun auch die anderen Soldaten ihre Pfeile in seinen Wunden herumdrehten, ehe sie sie grob und ruckartig aus seinem Fleisch rissen. Sein gesamter Körper zitterte, kalter Schweiß stand ihm in kleinen Perlen auf Stirn und Oberlippe. Er spürte sein Blut heiß und schwerfällig an seinen Armen und seinem Rücken hinab rinnen. Er konnte dem Schmerz nicht Einhalt gebieten, seine Verletzungen nicht heilen lassen, solange er die gottverdammte Silberranke am Leib trug. Aber was war dieser Schmerz schon gegen das, was Titius hatte erleiden müssen, bis ihn die Erlösung des Todes heimgesucht hatte? /Nein!/, schrie er verzweifelt in Gedanken. Wenn er jetzt darüber nachdachte, verlor er den Verstand. Der Wahnsinn würde sich in seine Zellen graben und er wäre ihm schutzlos ausgeliefert, würde nichts gegen ihn unternehmen können. Er hörte die Tür des kleinen Raumes sich quietschend öffnen. Das Gelächter der Soldaten brach abrupt ab. Jemand fasste ihn grob von hinten und zog in eine kniende Position. Kleider raschelten verhalten, die anderen hatten sich ebenfalls niedergekniet. Zadeis Blick wanderte an Laures, der ein paar Schritte vor ihm stehen geblieben war, empor und bohrte sich in seine klaren, indigofarbenen Augen, aus denen ihm Triumph und Genugtuung in Reinform entgegensprühten. Zunächst entrang sich der Kehle des Shoguns nur ein unartikulierter Schrei, dann brach ein Schwall Beleidigungen und Drohungen aus ihm hervor. Seine kraftvolle Stimme hallte von den rohen Steinmauern wieder, schien die Anwesenden nieder reißen zu wollen. Er verstummte jäh, als ihn Laures’ Faust mitten ins Gesicht traf und keuchte auf. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen, ließ den dumpfen, ziehenden Schmerz durch sich hindurch spülen. Blut rann aus seiner Nase, lief ihm über den Mund und vermischte sich mit jenem, das in dünnen Rinnsalen aus seinen Mundwinkeln quoll. Für einen Moment verharrte er völlig regungslos, dann leckte er es von seinen Lippen und spuckte es dem Dämonenfürsten auf den Saum seines weißen, seidig schimmernden Gewandes. Hinter ihm sog jemand scharf die Luft ein. Mit einer knappen Geste der linken Hand bedeutete Laures den anderen anwesenden Dämonen sich zu entfernen, woraufhin sie sich augenblicklich erhoben und sich mit gesenkten Köpfen, den Ausdruck eines geprügelten Hundes in den Augen, zurückzogen. Langsam trat der Kaiser näher auf den vor ihm knienden Dämon zu. Flammende Bernsteine verfolgten jeden einzelnen seiner Schritte, vor Zorn und Rachsucht glühend. -„ Ich habe gewusst, dass du herkommen würdest“, sagte Laures triumphierend und schlug Zadei zwei weitere Male ins Gesicht. Der zweite Schlag ließ ihn taumeln und zur Seite kippen. Hart schlug sein Unterkiefer auf dem Boden auf, sandte ein donnerndes Dröhnen durch seinen Kopf. Schwer atmend lag er zu Laures’ Füßen und hasste sich selbst, wie niemals zuvor in seinem Leben. Hasste sich für die Silberranke um seinen Hals, für die Kette, die seine Hände erbarmungslos auf seinem Rücken gefangen hielt, für seine Hilflosigkeit, seine Unterlegenheit, seiner jämmerlichen Haltung, wie er dort am Boden kauerte, vor des Feindes Füßen lag. -„ Du wirst den Tag verfluchen, an dem du geboren worden bist…Laures“, stieß er gepresst hervor. -„ Nicht in diesem Leben“, entgegnete der Angesprochene ruhig und musterte den Dämonengeneral, der seinen Blick stolz und ungebrochen erwiderte. Langsam zog er sein Schwert, ganz auf Wirkung bedacht, aus der mit Edelsteinen überhäuften Scheide und drückte seine Spitze gegen Zadeis Kehle. Nicht fest genug, um sie durch zu schneiden, aber fest genug, um die empfindliche Haut zu verletzen und Blut an der Klinge entlang rinnen zu lassen. Der Shogun gab einen zischenden Laut von sich. -„ Mach’ schon endlich, worauf wartest du? Nach diesem Augenblick sehnst du dich doch schon seit Ewigkeiten…“, spie er dem Kaiser entgegen. Er war mit der Absicht gekommen Titius zu retten und war zu spät gewesen, hatte tatenlos zugelassen, dass man ihn auf bestialische Weise tötete, hatte dabei gestanden und nichts unternommen… und nun, anstatt ihn nun zu rächen, Laures zu töten, ihn grausam hinzurichten, wie er es mit seinem Geliebten getan hatte, und Gleiches mit Gleichem zu vergelten, befand auch er selbst sich in der Gewalt des Dämonenherrschers und bat um seinen eigenen Tod. Laures lachte so laut und so dunkel auf, dass Zadei seine Stimme in seinem Körper vibrieren spürte, dann schwieg er ebenso abrupt, wie er in Gelächter ausgebrochen war, holte weit mit dem Schwert aus und schnitt Zadei über die linke Wange, wieder gerade tief genug, um nur einen feinen Rinnsal Blut aus der leicht sonnengebräunten Haut hervor quellen zu lassen. -„ Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich so einfach gehen lasse? Nein. Du sollst leiden und vor Schmerz vergehen“. Er setzte ihm die kalte Klinge nun auf die Brust und schnitt sein Oberteil entzwei, eine Spur dunklen Blutes sein Brustbein entlang hinterlassend. -„ Ich habe keine Angst vor dem Leid und dem Schmerz, die du mir androhst. Du hast mir den schlimmsten, unvorstellbarsten und unerträglichsten Schmerz, den es für mich gibt bereits zugefügt, in dem du mir Titius genommen hast“. Seine Stimme klang seltsam hohl, bei diesen Worten, von einer eigenartigen Resignation, die er sich selbst nicht erklären konnte, erfasst. Es fühlte sich an wie eine zunehmend an Stärke gewinnende Eisschicht, die von Innen heraus seinen Geist und seinen Körper überzog, seine Trauer, Einsamkeit und Verzweiflung in ihren arktischen Tiefen begrub. -„ Eine Welt ohne ihn ist Leid und Schmerz in Reinform“, sagte er leise. Laures’ Schwert hatte sein Gewand bis unterhalb seines Bauchnabels durchtrennt und stieß nun auf den Widerstand des schweren Waffengürtels. Titius’ Feder, die er vor seinem Aufbruch in seinem Ausschnitt geborgen hatte, fiel mit einem leisen Klatschen, von seinem Blut durchtränkt, schwarzrot schimmernd aus dem zerschnittenen Kleidungsstück, das über seiner Brust aufklaffte, auf den Boden. Bedächtig hob Laures sie auf, hielt sie knapp am Kiel zwischen Zeigefinger und Daumen und drehte sie ein paar Mal hin und her. Geräuschvoll sog Zadei tief Luft in seine Lungen, um ihn anzuschreien, er solle sie nicht anfassen und ihm zurück geben, doch der Fürst kam ihm zuvor und sagte etwas, das nicht gleich so recht Zugang zu seinem Verstand erhielt. -„ Wie pathetisch, nur ist Titius gar nicht tot“, sagte er leise. Es klang fast sanft. Eine Welle undefinierbarer Emotionen, die seinen Magen zu einem harten Ball zusammenkrampfen ließ, begehrte in Zadei auf. -„ Das glaube ich dir nicht“, seine Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern, drohte ihm den Dienst zu versagen. „ Ich habe seinen Leichnam mit eigenen Augen gesehen, wie er in das Rad geflochten war…und du hast es ebenso gesehen, du hast dabei gestanden, DU hast ihn dazu verurteilt!“. Die letzten Worte hatte er, bei jedem einzelnen lauter werdend, geschrieen. Wortlos fasste Laures den Ring an Zadeis Halsband, zog ihn daran hoch und hinter sich her aus dem Raum heraus. Sein Aufbegehren ignorierend und seinen Widerstand durchbrechend, brachte er ihn hinunter in das Kellergewölbe und führte ihn zu einer Zelle, deren Tür nur angelehnt war und die er nun mit einem Fußtritt gänzlich aufstieß. Ein penetranter, unangenehmer, aufdringlich süßlicher Geruch schlug dem Shogun entgegen. Zum einen schien er ihn nicht zuordnen zu können und dennoch, war er ihm aus jenen vergangenen Zeiten, in denen er die Schlachtfelder beherrscht hatte seltsam bekannt. Er wurde von Laures ins Innere der dunklen, modrigen Zelle gezerrt. Der Geruch wurde stärker, schlug ihm faulig entgegen, dass Übelkeit in ihm aufstieg. Er hielt den Atem an. Er konnte das leise Surren winziger Flügel, das die Luft erfüllte hören. Er bemerkte das Bündel, das in der hinteren, rechten Ecke und sowohl Ursprung des Geruchs wie auch des Surrens zu sein schien, erst als Laures darauf zuging. Mit dem Fuß zog der Fürst die Decke, in die es gehüllt war, zur Seite und eine summende, dunkle Wolke, die zuvor auf dem toten Körper gesessen hatte stob auf. Angeekelt zog Zadei den Kopf zwischen die Schultern und wandte das Gesicht ab, als die Fliegenschar an ihm vorbei flog. -„ Ist DAS etwa Titius?“, ertönte Laures’ schneidende Stimme. Er beugte sich, von dem penetranten Geruch des Blutes völlig unberührt, vor, hob eine der Schwingen auf, die neben dem geschundenen Leib am Boden lagen und brach sie in der Mitte durch. Sie war künstlich, aus einem Gerüst dünner Holzstäbe, das sorgfältig mit weißem Gefieder bedeckt worden war, konstruiert. Zadei sah weder ihn noch den falschen Flügel an. Seine aufgerissenen Augen ruhten auf den kleinen, kaum gerundeten, nahezu kindlichen Brüsten der leblosen Gestalt, um entsetzt zu der auf ihn befremdlich wirkenden Leere zwischen ihren Schenkeln, oder dem, was von ihnen übrig geblieben war, zu wandern. Das tote Mädchen glich Titius auf regelrecht erschreckende Art und Weise. Sie hatte dasselbe Haar, dieselben Augen, dieselbe fragile, schlanke knabenhafte Figur und dort, wo kein Blut an ihr haftete, schimmerte dieselbe blasse Haut hervor. Es war als sie eine weibliche Ausgabe seiner selbst. Wären die Flügel echt gewesen, hätte Zadei seine rechte Hand dafür ins Feuer gelegt, dass sie ein verschollener Zwilling war, von dem er nichts wusste. Aber im Grunde war es gleich wie sie aussah und wer sie war. Es gab nur eines, das ihm nun wichtig war. Er spürte wie die Eisschicht in ihm rasant zu schmelzen begann. -„ Wo ist er?“ fragte er, kaum in der Lage das Beben seiner Stimme zu zügeln. -„ In Sicherheit“, erklärte Laures, Zadei damit völlig im Unklaren lassend, mit provokativ zur Schau gestellter Ruhe, die nichts anderes als seine Überlegenheit demonstrieren sollte und spielte mit den Holzstückchen in seinen Händen. -„ Was hast du gottloser Bastard mit ihm gemacht?!“, schrie der Shogun nun ungehalten und zerrte wild an seinen Ketten, erreichte damit nichts weiter, als Laures sein Spiel zu versüßen. Eines nach dem anderen ließ der Dämonenkaiser die Stückchen fallen und schenkte seinem Gegenüber ein breites, anzügliches Lächeln, seine Fangzähne betont entblößend. -„ Nichts anderes als du…“, sagte er, überließ es dem Dämonengeneral, was dieser sich unter seiner Äußerung vorstellen wollte, obwohl die Art wie er lächelte und der Blick, der dabei in seinen Augen lag, für sich sprachen. -„ Du wertloses Stück Dreck! Ich werde dir bei lebendigem Leibe deine Gedärme aus dem Arsch reißen und dich an ihnen aufhängen!“, brüllte Zadei und stürzte auf Laures zu, die Aussichtslosigkeit seines Ausbruchs außer Acht lassend. Ein heftiger Tritt in den Unterleib, schickte ihn zu Boden, führte ihm die Sinnlosigkeit seiner Kampfeslust gewaltsam und vor allem schmerzhaft vor Augen. Aufstöhnend sank der Shogun wie ein Sack voller Steine zusammen und krümmte sich krampfhaft, ob des Schmerzes, der in seiner Lendengegend explodierte und durch seinen Bauch bis zu seiner Brust zog. Bunte Blitze zuckten vor seinen zusammengepressten Augen, in die ihm heiße Tränen geschossen waren und für einen Moment stockte ihm der Atem, woraufhin er einen weinerlichen Laut von sich gab. Er hörte Laures auf ihn zukommen und öffnete die Augen, nichts weiter als einen verschwommenen Schemen durch den Tränenschleier wahrnehmend. Mit einem lauten Ächzen, zog er vorsichtig die Beine an den Leib und versuchte so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Direkt vor ihm blieb der Dämonenkaiser stehen und starrte vernichtend auf ihn herab. -„ Vergiss’ Titius. Er gehört mir“, sagte er kalt. Verbissen schüttelte Zadei den Kopf, blinzelte die Tränen fort. -„Neeeiiiin…“, stieß er gedehnt hervor, „ Titius gehört dir nicht…und das wird er auch niemals“. Langsam senkte er seinen zuvor mühsam aufrecht gehaltenen Kopf und presste seine Schläfe gegen den kühlen Boden. Laures lachte dunkel. -„ Oh doch, das tut er längst… er ist mit Haut und Haar mein geworden. Er hat mir erneut seine Treue geschworen und sich von dir losgesagt. Alles was nach dem Verrat war existiert für ihn NICHT MEHR!“ Er fuhr mit der Hand energisch durch die Luft, um die endgültige Bedeutung seiner Worte zu untermauern. -„Du lügst! Titius liebt _mich_...nicht dich!“, wollte Zadei ihn anschreien, aber seine Stimme war weit von dem entfernt, was man als Schreien hätte bezeichnen können. Rau und von einem steten Zittern durchzogen, gab sie mehr von seiner Furcht preis, Laures’ Worte könnten der Wahrheit entsprechen, als ihm lieb war. Wieder erfüllte Laures’ unheilvolles Gelächter den Raum. -„ Habe ich denn etwas von Liebe gesagt? Es verlangt mich nicht nach seiner Seele… ich nehme mit seinem Körper vorlieb…“ Resigniert schlug Zadei die Augen nieder, verbarg die Pein, die in ihnen schwelte. -„ Ich töte dich…bei allem was mir heilig ist, ich töte dich, du läufiger Hund“. -„ Warum erzürnst du dich so? Du hättest eh nicht mehr sonderlich viel von ihm gehabt, wirst du doch schon sehr bald sterben müssen“, sagte Laures kalt, „ Mal ganz davon abgesehen, dass du deinen geliebten Titius“, die beiden letzten Worte sprach er betont spöttisch aus, „ nicht von einem Weibsbild aus der Gosse unterscheiden kannst…und da faselst du von Liebe. Dieses Wort ausgerechnet aus DEINEM Mund!“ Unter halb gesenkten Lidern folgte Zadeis getrübter Blick Laures, als er zur Tür ging. -„ Gensou!“ Die Wache am Ende des Ganges setzte sich augenblicklich in Bewegung. Kurz bevor sie Laures erreichte, wandte sich der Dämonenkaiser noch ein Mal an Zadei. -„ Du musst sehr rücksichtsvoll mit ihm umgegangen sein… er hat sich angefühlt wie eine Jungfrau“, wisperte er mit einem diabolischen Grinsen. -„ Hnnnaaaaaargh!“. Gepeinigt schrie Zadei auf, begann erneut einen wilden Kampf gegen seine Ketten, riss wie besessen an ihnen und kämpfte sich trotz der massiven Proteste in den südlicheren Regionen seines Körpers auf die Knie, um gleich darauf zurück zu Boden zu sinken. Laures gab ein geringschätziges Schnauben von sich und kehrte ihm den Rücken. -„ Bring ihn ins ,Spielzimmer’[3]…und sei nicht zu zimperlich mit ihm, er ist hart im nehmen“, wandte er sich an den Soldaten, der mit demütig geneigtem Haupt hinter ihn getreten war und auf Anweisung wartete. Mit einem verächtlichen Lachen, dass durch die dunklen Gänge des Kellergewölbes hallte, stieß sich der Dämonenkaiser vom Türrahmen ab, und überließ Zadei Gensous Willkür. TBC [1]: das was Hilda da beschreibt ist die Folge von Zadeis emotionalem/mentalen Ausbruch, der ja auch bei den anderen Spuren hinterlassen und das Feuer ausgelöst hat. Gefühlt haben das alle, aber Hilda hat es aufgrund ihrer menschlichen Herkunft härter getroffen. [2]: ich schreib immer der junge Dämon, dabei ist der sicherlich nicht so jung wie er aussieht…wie alt wohl… [3]: gemeint ist die Folterkammer Das neue Kappi…endlich ist es vollbracht, was mein schlechtes Gewissen, nach wiederholter Nachfrage, wann es denn weite gehe, unendlich erleichtert ^__^ Der Fortschritt der Story wurde durch den unerwarteten Tod meines geliebten Laptops Abyssinian enorm gebremst, weil ich jetzt alles noch mal schreiben muss. Den Göttern sei Dank habe ich noch die alten schriftlichen Aufzeichnungen. Ich versuch das ganze positiv zu sehen…immerhin ist das eine Gelegenheit alles noch besser zu machen ^^b Von daher bitte ich um Verständnis, wenn die Abstände zwischen den Kappis jetzt größer geworden sind, als sie es vorher waren. Ich werde die FF auf jeden Fall zu Ende bringen, egal wie ^____^v Wie ihr also seht ist Titius nicht tot…die Seufzer der Erleichterung hätt’ ich gern gehört…oder gab es auch Freude über sein Ende? Im Grunde, finde ich, ist nicht viel in diesem Kapitel passiert…man weiß jetzt, dass Teti lebt, Laures anscheinend doch ne ausgeprägtere Schwäche als gedacht für das Geflügel hat und mächtig eifersüchtig ist und, dass er es nicht lassen kann seine sadistische Ader auszuleben… Ich hoffe das ganze wirkt nicht allzu hart und brutal…obwohl…wahrscheinlich tut es das doch…gelegentlich gehen die Pferde mit mir durch ^^° Im nächsten Kappi ist wieder furchtbar grausam *Augen verdreh* Da stellt der liebe Kaiser der Dämonen unter Beweis, dass er nicht nur zu körperlicher sondern auch zu seelischer Qual aufgelegt ist… >_> Es gibt aber auch das mehr oder weniger fröhliche Wiedersehen zwischen Titius und Zadei. Nja…hoffen wir, dass ich es schnell fertig bekomme. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und, dass das Kappi gefalle hat ^.^ Bis zum nächsten Mal Die Psychose ^^/ Kapitel 11: ------------ Titius blinzelte. Schwerfällig öffnete er die Augen und rieb sich über die Lider. Er verzog kurz das Gesicht. Sein Hals tat weh. Zaghaft betastete er seine Kehle und konnte sich für einen kurzen Augenblick nicht entsinnen wann und wie er sich den ziehenden Schmerz, der ihm das Schlucken erschwerte, zugezogen hatte. Es dauerte jedoch nur wenige, unbedeutende Sekunden, bis sein Gedächtnis die Erinnerung an Laures' Besuch in ihm wachrief. Leise seufzend wandte er den Kopf leicht nach rechts. Jemand saß auf der Bettkante neben ihm und sah ihn an. Er konnte den Blick auf sich ruhen spüren. Der junge Dämon drehte den Kopf noch ein Stückchen weiter, bis sein Blick auf eine schlanke, weiße Hand, mit langen, feingliedrigen, Fingern, an denen jeweils ein Ring steckte, fiel. Zunächst glaubte er es sei Hilda, die dort an seiner Seite saß und ihren Blick über ihn schweifen ließ, aber es war nicht die junge Frau, die augenscheinlich über seinen Schlaf gewacht hatte. Wie unter einem heftigen Schlag fuhr Titius auf und rutschte hastig, mit dem Gefühl eines Déja vus, ein großes Stück weg vom Bettrand. Belustigt verfolgten Laures' Augen sein Tun, blickten freundlich drein, während das hinterhältige Lächeln auf seinen schmalen Lippen, eben diese vermeindliche Freundlichkeit Lügen strafte. Skeptisch musterte der geflügelte Dämon den Fürsten und schauderte unangenehm beim Anblick seines verwegenen Gesichtsausdrucks. "Ausgeschlafen, schöner Prinz?", fragte Laures deutlich amüsiert und deutete auf das breite, mit Samt bezogene Bett. "Sicher besser als die feuchte, modernde, kalte Zelle". Unwillkürlich wanderte Titius' Blick zu der geschlossenen Tür und zurück zum Dämonenfürsten, um erneut zu der Tür zu schweifen. Laures, dem der abwägende Blick nicht entgangen war, unterdrückte ein Grinsen, das bereits verräterisch in seinen Mundwinkeln zu zucken drohte. Er betrachtete die Finger seines ehemaligen Beraters, die nervös die Bettdecke kneteten, die aufgeplatzte Haut über seinen Knöcheln, an denen verschorftes Blut haftete. Ein fast verzweifelter Ausdruck lag in Titius' Augen, als er langsam, mit wohl bedachten Bewegungen, aus der Schlafstatt stieg. Erneut glitt sein Blick zur Tür. Laures ließ ihn gewähren. Lediglich seine saphirgleichen Augen beobachteten jede der fast zaghaften Regungen. "Sie ist abgschlossen", bemerkte er dann ruhig, diesen für ihn typischen allwissenden, Übermacht ausstrahlenden Ausdruck auf den Zügen. Natürlich war sie das, dachte Titius bitter, während der winzige Hoffnungsfunken in ihm verglühte. "Was wollt Ihr dieses Mal von mir...Laures-sama?", fragte er, selbst ein wenig verwundert über den festen Klang seiner Stimme. Der Kaiser ließ seinen Blick gleichgültig über die Gestalt seines Gegenübers gleiten, als besäße er rein gar nichts, das zu begehren sich lohnte...doch sie wussten beide, dass dem nicht so war. "Was ist mit Zadei?", fragte der geflügelte Dämon schließlich, als seine erste Frage unbeantwortet blieb und endlich richtete sich die vollkommene Aufmerksamkeit des Fürsten auf ihn. "Nichts weiter", entgegnete er knapp. "Was habt Ihr mit ihm gemacht? Geht es ihm gut?", fragte er, letzteres schwer bezweifelnd, erneut jenen drohenden Unterton in der Stimme, wie bei seiner vorherigen Unterhaltung mit Laures, sich nun allerdings davor hütend, seine Drohung offen auszusprechen. "Ich lasse gerade in diesem Moment seine Schmerzgrenzen austesten...wenn du glaubst, dass es ihm gut dabei geht...". Titius kam es vor, als drehe er sich im Kreis. Auf die immer gleichen Fragen, folgten die immer gleichen Antworten. Von dem Gefühl absoluter Hilflosigkeit, wie er sie das letzte Mal, bei der Vernichtung seiner gesamten Familie verspürt hatte, übermannt, stand er reglos da und versuchte erfolglos ein leises Schniefen nieder zu kämpfen. "Lasst mich ihn sehen", versuchte er erneut seiner Bitte Gehör zu verschaffen. Viel mehr, als Laures' emotionslosen Blick, der ihn durchdringend fixierte erlangte er allerdings nicht. Zögernd näherte er sich dem Dämonenkaiser, blieb in sicherem Abstand stehen, insofern er in einem verschlossenen Raum, ohne jegliche Fluchtmöglichkeit bei seiner gnadenlosen, physischen Unterlegenheit wirklich vor Laures sicher sein konnte "Ich bitte Euch, Laures-sama", sagte er eindringlich und es klang beinah wie ein Flehen. Auch jetzt ruhten Laures' Augen lediglich gleichmütig auf ihm. Titius spürte wie sich die Anspannung in ihm stetig ballte, seine Nerven der Zerreißprobe, der sie unerbittlich ausgesetzt wurden nicht länger stand hielten. "So sagt doch was, verdammt!", fuhr er den Kaiser an und fegte mit dem rechten Arm unflätig durch die Luft, als schlüge er nach einem unsichtbaren Gegner. "Was zum Teufel wollt Ihr, dass ich tue, damit ihr ihn verschont?! Sagt es mir und ich tue es! Was auch immer Ihr verlangt, ich werde es tun!", rief er verzweifelt mit bebender Stimme, sich dem Ausmaß seiner Worte in diesem Augenblick des Übermuts nicht bewusst. Die zuvor an den Tag gelegte Ruhe nicht im geringsten aufgebend, legte Laures den Kopf schief. "Was immer ich verlange?", wiederholte er fragend. Titius schluckte, als ihn die Erkenntnis, um einige wenige Momente zu spät heimsuchte. Sein Kehlkopf hüpfte deutlich sichtbar einmal auf und ab, dann nickte er langsam. Der Dämonenkaiser erhob sich, wobei sein moosgrüner Umhang von seinen Schultern rutschte und leise raschelnd auf das Bett fiel. Es gelang dem geflügelten Dämon nicht dem Drang zurück zu weichen zu widerstehen. Der Kaiser schloss die zwischen ihnen entstandene Distanz nicht, sondern blieb mit verschränkten Armen vor dem Bett stehen und sah seinen ehemaligen Berater ernst an. "Ich verlange, dass du dich von Zadei lossagst. Vergiss' ihn. Schwöre mir erneut deine Treue und tritt wieder in meinen Dienst. Nimm' deine Aufgabe als mein Berater wieder auf und steh' mir zur Seite". Titius blickte ihn aus großen Augen an. Er spürte sein Herz wild und ungebändigt in seiner Brust schlagen und wusste nicht ob, es von der unglaublichen Vorstellung Zadei verleumden und verraten zu müssen herrührte, oder von der für vollkommen abwegig gehaltenen Möglichkeit in sein früheres Leben zurück kehren zu können. Apathisch verfolgte er, wie Laures sich ihm nun doch näherte, seine Hände ergriff und vorsichtig über die aufgeschlagenen Knöchel strich. "Es wird alles seinen gewohnten Lauf nehmen. Ich sorge dafür, dass niemand dich, für das, was in der Vergangenheit passiert ist behelligen wird", beteuerte der Dämonenfürst. Durchdringend ruhten seine dunkelblauen Augen auf Titius, der keinen Ton von sich gab und mit einer seltsamen Fassungslosigkeit auf seine Hände hinab sah, die in Laures' lagen. Er wollte sie zurück ziehen, doch der Griff um sie verstärkte sich, nicht herrisch, zwingend, sondern viel mehr bittend, versichernd, ein sanfter Druck, der ermutigen wollte. "Ich sorge dafür, dass dir der Respekt gezollt wird und die Privilegien gewährt werden, die dir aufgrund deines Amtes zustehen... du bekommst alles zurück, was dein gewesen ist. Deine Freiheit...dein Leben Titius". Der junge Dämon schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, versuchte die Gedankenflut, die in seinem Kopf kreischte und keifte, ihn anschrie er solle zusagen, um im nächsten Moment zu flehen er möge es nicht tun, zum Schweigen zu bringen. "Wenn du das tust... werde ich dein Leben verschonen", wiederholte Laures, schöpfte Hoffnung aus dem Zögern des anderen. Der wirre Gedankenschleier zerriss jäh, als habe ihn jemand mit dem sauberen Schnitt eines frisch geschliffenen Schwertes zweigeteilt. >Mein Leben??? Ich glaubte es geht um Zadeis Leben...<, dachte der junge Dämon bestürzt. Langsam hob er den Blick in Laures' Gesicht, was er zuvor vermieden hatte. "Und... was ist mit Zadei? Werdet Ihr ihn auch... verschonen?", fragte er unsicher. Die Sanftheit im Griff der Finger, die seine Hände hielten verschwand und machte nun bloßer, physicher Kraft Platz, deren Druck nah an der Grenze zum Schmerz lag. "Nein! Zadeis Tod ist besiegelt!", antwortete Laures zornig, mit schneidender Stimme. Sein Blick, dem binnen weniger Sekunden jegliches Leben entwichen zu sein schien und seinen Augen jene Starrheit und Seelenlosigkeit verlieh, mit der aus Stein gemeißelte Statuen in die Geschehnisse der Welt blickten, duldete keinen Widerspruch und ließ keine Zweifel an Endgültigkeit und Unabänderlichkeit seiner Entscheidung offen. "Bitte... Laures-Sama...", Titius spürte wie seine Beine und Hände haltlos zu zittern begannen. "...ich werde Euch die Treue erneut schwören, ich werde Euch ergeben sein, ich werde mein altes Amt wieder beziehen und Euch eine Stütze sein wann es in meiner Macht steht. Ihr könnt über mich verfügen, über mein Leben...alles, alles was immer Ihr wollt, ich werde mich dem ohne Widerspruch beugen aber tötet ihn nicht! Bitte tötet ihn nicht!", bettelte er und fühlte Tränen in seine Augen steigen. Nun war es Laures, der ihm seine Hände entziehen wollte und daran gehindert wurde. So fest sie konnten schlossen sich Titius' schmale Finger um seine Handgelenke und versuchten ihn daran zu hindern, sich abzuwenden. Ein lächerlicher Versuch, der kläglich damit scheiterte, dass der Dämonenfürst energisch beide Hände in die Höhe riss und Titius damit zurück, gegen die Wand schleuderte. "Seit wann bist du so furchtbar billig geworden?", zischte Laures. "Was ich will, ist keine Marionette, die mir lediglich die Macht über ihren Körper gibt, sondern DICH Titius. Glaubst du wirklich dieses Angebot, sei ein Kompromiss, der Zadeis Leben wert ist?", fragte er leise und kam langsam näher. Er blieb dicht vor Titius stehen, dem nun die ersten Tränen über die Wangen rannen und stemmte seine Arme, neben dem Kopf des geflügelten Dämons gegen die Wand. "Dann lass' dir gesagt sein, dass es das nicht ist. Ich kann durch rohe Gewalt und bloßen Zwang ganz ohne dein Einverständnis, wann immer es mir beliebt über deinen Körper verfügen, auf welche Art auch immer", sagte er abfällig. >Aber über deine Seele und dein Herz kann ich mit Gewalt und Zwang nicht verfügen<, dachte er. "Laures-sama, ich bitte Euch, bitte lasst ihn...". Eine Ohrfeige, die bunte Sterne vor seinen Augen tanzen ließ, brachte Titius zum verstummen. Sich die getroffene Wange haltend ließ er sich an der Wand hinab rutschen und sank vor Laures auf die Knie. Er wusste, wie jämmerlich er in diesem Augenblick war, aber es war ihm gleichgültig wie nie zuvor etwas in seinem Leben. "Ich FLEHE Euch an Laures-Sama! Ich werde mich von ihm lossagen! Ich werde ihn nie wieder sehen, wenn es das ist, was Ihr wünscht! Ich verlange gar nicht bei ihm sein zu dürfen!", eindringlich redete Titius auf den Dämonenfürsten ein, beugte sich vor bis seine Stirn den Boden berührte und verharrte in dieser Position. " Lasst ihn nur leben...BITTE...", wisperte er zittrig. >Die Gewissheit, dass er lebt, wenn auch nicht an meiner Seite, genügt mir< Vernichtend starrte Laures auf den am Boden kauernden Dämon. "Überleg' dir deine Entscheidung...und überleg' sie dir gut", sagte er flach und wandte sich zum gehen. Titius ballte die Hände zu Fäusten, presste sie fest auf den Boden. Er wusste nicht was er sich überlegen sollte. Es gab nichts zu überdenken. Ein Leben ohne Zadei konnte und wollte er nicht führen. Entweder sie lebten gemeinsam oder sie starben gemeinsam. Es gab keine Alternative. "Dann tötet mich!", rief er. " Ohne Zadei gibt es keinen Grund für mich länger auf dieser Welt zu verweilen!" Für einen kurzen, kaum fassbaren Augenblick wurde Laures von Unglaube und Verwirrung übermannt. Vielleicht gehörte auch Enttäuschung zu dem dumpfen Schmerz in seiner Brust, der sich anfühlte als habe jemand einen Stein nach seinem Herzen geworfen. Bereits an der Tür angelangt, kam er zurück. "Ich bin bereit dir alles zurück zu geben, was du verloren hast...dein Leben zu retten und du ziehst den Tod vor?!", donnerte er. Titius schluchzte laut auf. Immer mehr Tränen stürzten haltlos aus seinen Augen. "Einmal Verräter immer Verräter!!", schrie der Dämonenkaiser so laut, dass sich seine Stimme fast überschlug und trat nach dem Dämon zu seinen Füßen. "Ich kann nicht anders!", schrie Titius verzweifelt, ebenso lautstark zurück und wehrte den Tritt ab, stieß Laures' Fuß mit beiden Händen von sich."Ich KANN nicht ohne ihn leben! Ich _liebe_ ihn! Versteht Ihr denn nicht?! Ausgerechnet Ihr?! Ich will doch nichts als ihn lieben zu dürfen!". Er starrte Laures aus rot geränderten Augen an und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht, wischte fahrig die Tränen fort. "Du willst ihn also lieben dürfen?", wiederholte der Fürst leise, "Du sollst ihn lieben", sagte er unheilvoll, wobei seine Augen sich bedrohlich verdunkelten. Hastig stolperte Titius mehr denn er ging die Treppe hinter Laures hinab, der ihn gewaltsam an seinem rechten Flügel, seine Schwachstelle ausnutzend, um jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken, mit sich zerrte, und versuchte mühsam Schritt mit dem Dämonenfürsten zu halten. Er hörte seinen keuchenden Atem von den rohen, kahlen Wänden des Kellergewölbes, von dem er gehofft hatte es niemals wieder betreten zu müssen, widerhallen. Mit großen, weit ausholenden Schritten steuerte Laures direkt auf die Folterkammer zu. Der geflügelte Dämon fröstelte. Er spürte wie sein gesamter Körper von einer unangenehmen Gänsehaut überzogen wurde und bei jedem einzelnen Schritt wurde ihm zunehmend kälter. Gensou hielt mitten in seiner Bewegung inne, als die massive Tür hinter ihm mit einer solchen Wucht aufflog und gegen die Wand donnerte, als wöge sie nicht mehr, als eine jener ganz gewöhnlichen, alltäglichen Zimmertüren. Die neunschwänzige Katze[1] in seiner Hand verharrte reglos in der Luft, schwebte unheilvoll, einem Damoklesschwert gleich, über der Gestalt, die völlig schutzlos vor ihm lag. Laures ließ Titius los und versetzte ihm einen starken Stoß in den Rücken. Haltlos, nur in letzter Sekunde seinen Sturz abfangend, stolperte der junge Dämon in die Folterkammer und blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen, als er sich aufrichtete. Selbst das obligatorische Blinzeln seiner Lider blieb aus. "Gott", wisperte eine heisere Stimme, wirkte in der absoluten Stille des Raumes wie ein Donnerschlag, dem unzählige Blitze direkt in Titius' Herz folgten. "Du lebst...du lebst tatsächlich!". Ein leiser Ton, der sich irgendwo zwischen einem Auflachen und einem Schluchzen befand, ließ den geflügelten Dämon zusammenzucken. Sein gesamter Körper spannte sich, verkrampfte sich und dann stürzten die eben erst versiegten Tränen erneut unaufhaltsam aus seinen Augen[2]. "Zadei...", schniefte er leise. Scheinbare Ewigkeiten vergingen, in denen sich verzweifelte Türkise und schmerzerfüllte, feucht glänzende Bernsteine still begegneten, sich stumm maßen, am anderen nicht satt sehen konnten, mit aller Kraft aneinander klammerten und alles sagten, was ihre Stimmen in diesem Moment nicht zu sagen vermochten. Ein heftiges Zittern erfasste Titius, dass er glaubte nicht einen Augenblick länger aufrecht stehen bleiben zu können. "Zadei!", kläglich rief er den Namen seines Geliebten aus und stürzte dann aufschluchzend auf den, an die Streckbank gefesselten, Dämonengeneral zu, ließ sich vor ihm auf die Knie fallen, umschlang ihn mit beiden Armen soweit es möglich war und übersähte sein Gesicht mit unzähligen kleinen Küssen, streichelte dann unaufhörlich über seine Wangen, umfasste sein Gesicht, ließ die Fingerspitzen an seinem Unterkiefer und dem Kinn entlang streichen. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus, schien seine Kraftlosigkeit noch zu verstärken, jeden Muskel in seinem Leib einzeln zu schwächen. Es dauerte nicht lang, bis er die Ursache dafür fand. Die Brauen schmerzlich zusammengezogen, glitten seine Finger zu dem Halsband aus Silberranke, das den Hals des Shoguns umschloss und für einen Augenblick war ihm als würde seine Energie regelrecht aus ihm heraus gesaugt[3]. >Diese feigen Hunde<, dachte er und grub die Zähne in die Unterlippe. "Mein Zadei", wisperte er und verbarg sein Gesicht in der Halsbeuge des Shoguns, die dumpfe Mattheit, die die Silberranke in ihm auslöste ignorierend. Wie ein Mantra flüsterte er immer wieder seinen Namen vor sich hin. Mit flatternden Lidern schloss der Dämonengeneral die Augen. Tief atmete er den Duft von Titius' seidigem Haar ein, das ihn sachte kitzelte und lehnte sein Gesicht gegen den silbrig schimmernden Schopf. Seine Hände, die schmerzhaft mit ledernen Riemen, links und rechts von seinem Kopf, an die Streckbank gebunden waren, ballten sich krampfhaft zu Fäusten und öffneten sich wieder. In seinem ganzen Körper begann es zu kribbeln und zu zucken. Er verzehrte sich danach die warme Umarmung zu erwiedern, den zitternden Leib an sich zu ziehen, ihn tröstend zu wiegen, die bitteren Tränen von dem geliebten Gesicht zu küssen. Er lebte! Titius lebte! Er spürte seinen heißen Atem auf seiner Haut, seinen Herzschlag, der kräftig gegen seine brennende, von blutigen Striemen verunzierte Brust pochte, seine sanften, weichen Hände an seinen Schultern. "Oh Gott Titius...", stieß er leise hervor. "Titius...mein geliebter Engel...", murmelte er, zu überwältigt, um mehr hervor zu bringen. Mit tränenverschleierten Augen blickte der junge Dämon auf, dem Shogun ins Gesicht. Zaghaft fuhr er über seine Lippen, betrachtete die getrockneten Blutspuren an Mundwinkeln, Nase und Kinn, den Schnitt auf seiner Wange. Langsam glitt sein Blick tiefer, über die Pfeilwunden in seinen Oberarmen hinweg zu den geschwollenen Striemen und der blutigen Linie, die sich an seinem Brustbein entlang zog. "Es tut mir so leid...", flüsterte er verzweifelt, "Es tut...mir...", er schluchzte erneut auf, schloss die Augen in dem vergeblichen Versuch seine Tränen aufzuhalten und lehnte seine Stirn gegen Zadeis, sein Gesicht mit beiden Händen umrahmend. Der Shogun antwortete nicht, sondern drückte seine aufgesprungenen, brennenden Lippen auf Titius' feuchten, bebenden, von den Tränen salzig schmeckenden Mund und stöhnte verhalten. Mit abschätzig hochgezogenen Augenbrauen sah Laures dem eine Weile schweigend zu, ehe er sich den beiden schließlich näherte. "Also Titius...", begann er im Plauderton, als würder er nur etwas völlig Nebensächliches von geringer Bedeutung kund tun wollen. Verängstigt blickte der junge Dämon zu ihm auf schob sich dichter an Zadei, versuchte so einen Schutzwall zu bilden. Reglos verharrte er in dieser Position, den Kaiser keinen Augenblick aus den Augen lassend, wie eine Löwin, die ihre Jungen um jeden Preis der Welt verteidigt. Laures' Blick glitt kurz über Zadeis ausgestreckte, hilflose Gestalt. Eine Welle des Triumphes brandete in ihm auf. Er beugte sich hinab zu dem jungen Dämon. "...Zeig' mir wie sehr du ihn liebst. Beweise es mir. Überzeuge mich von deiner Liebe...hier und jetzt. Lass' es mich sehen. Liebe ihn mit deinem ganzen Körper, mit all der Leidenschaft, die unter deiner kühlen Oberfläche flammt". Titius rührte sich nicht. Abscheu und Ekel verzerrten seine Züge. Laures kam noch ein paar Schritte näher. "Wieso siehst du mich so an? Du warst es doch, der sagte er wolle ihn lieben dürfen", bemerkte er kalt. Der junge Dämon schüttelte den Kopf. "Nein...das meint Ihr nicht ernst..." Laures' Blick genügte, um ihm klar zu machen, dass es sein vollkommener Ernst war. "Das könnt Ihr nicht von mir verlangen", sagte Titius bittend. Seine Hand hielt Zadeis Unterarm fest umschlossen, zugleich schutzgebend wie auch schutzsuchend. "Du hast nicht die geringste Ahnung davon, was ich alles tun kann, Titius", erwiderte der Dämonenfürst ungerührt. Er zog sein Schwert und hielt es seinem ehemaligen Berater an die Kehle. "Du krankes, abartiges Schwein!", schrie Zadei. "Wage es nicht ihn anzurühren! Du widerlicher Bastard!" "Hiermit erteile ich dir die offizielle Erlaubnis den Dämonengeneral Zadei zu lieben", sagte Laures voller Genugtuung und überging Zadeis Geschrei seelenruhig. "Nein...das kann ich nicht..." "Titius!", mahnte der Shogun. "Nein! Ich werde das nicht tun!" Er presste die Augen fest zusammen. "Ganz egal was Ihr mir dafür antut, ich werde es nicht tun!" "Titius bitte! Setz' dein Leben nicht _deswegen_ auf's Spiel...es ist doch vollkommen gleichgültig... hörst du? Es macht mir nichts aus!". Fast hysterisch redete der General auf ihn ein. Die scharfe Schwertklinge, an der noch sein eigenes Blut haftete, so nah am Hals seines Geliebten zu sehen trieb ihm Schweiß auf die Stirn. Er spürte seine Handflächen feucht werden und sein Herz schneller schlagen. "Ich...kann...nicht", wisperte Titius kläglich. Zadei hatte das Gefühl dem Wahnsinn zu verfallen, wie er da lag und gar nichts tun konnte. "Titius...natürlich kannst du...es ist doch nicht das erste Mal......", versuchte er es verzweifelt ein weiteres Mal, bemerkte nicht, wie sich Laures' Blick bei seinen Worten umwölkte. Der geflügelte Dämon schüttelte stumm den Kopf. Langsam ließ Laures das Schwert wieder sinken. Zadei atmete auf, obgleich ihm klar war, dass die Gefahr noch längst nicht gebannt war. "Du kannst nicht?" fragte der Fürst. "Du kannst nicht, obwohl dein Leben davon abhängt?" Laures sah zu Zadei, dessen Augen förmlich glühten, ihn mit Blicken töteten. Dann eben anders. Es war offensichtlich, dass Titius das Wohlergehen des Generals über sein eigenes stellte... "Und wenn nun sein Leben davon abhängt? Kannst du es dann?", fragte er, streichelte mit der Klinge über Zadeis Rippenbogen. Einen zischenden Laut von sich gebend hielt der Shogun den Atem an. Titius' Augen weiteten sich panisch. "Wenn ich das Schwert hier in seinen Körper stoße...", er drückte die Spitze der Klinge zwischen zwei der Rippen, "...wird es geradewegs sein Herz durchbohren..." "Nein! Tut ihm nichts!", rief der geflügelte Dämon aufgelöst und sprang auf. "Es liegt nicht an mir", grinste Laures. Titius' Blick suchte Zadeis'. Die Augen des Shoguns hielten ihn eisern fest, befahlen ihm stumm zu tun, was Laures verlangte. Es war sicherlich kein Grund zur Freude, auf dem Präsentierteller gefickt zu werden, aber es war besser als zu sterben. Er wollte nicht sterben. Nicht hier und nicht jetzt und schon gar nicht hilflos ausgeliefert, ohne die Möglichkeit sein Leben zu verteidigen und von der Hand seines ärgsten Feindes. Wenn er starb, dann sicher nicht durch Laures' Schwert. In Titius tobte ein innerer Kampf. Die schmale Brust des Dämons hob und senkte sich heftig unter dem losen Gewand. Sein Atem entfloh ihm stoßweise. Er zweifelte nicht daran, dass Laures nicht eine Sekunde zögern würde Zadei zu töten. "Was ist? Soll ich dir etwas nachhelfen?", fragte der Dämonenfürst belustigt, trat an Titius heran und riss sein Gewand mit einer einzigen Bewegung vom Kragen bis zum Saum entzwei, um es anschließend von seinen Schultern zu schieben. Danach löste er seinen Gürtel und knöpfte seine Hose auf. Stillschweigend ließ er es über sich ergehen. "Den Rest solltest du allein bewältigen können", lachte der Fürst bösartig und stieß ihn nach vorn. Unschlüssig blieb der junge Dämon vor der Streckbank stehen und starrte auf den Boden. Was bedeutete es schon Zadei unter den Blicken des Kaisers und der Wache zu nehmen, wenn es nicht zu tun bedeutete ihn sterben zu lassen, fragte er sich. Hätte es irgendein liebendes Herz gegeben, dass sich in dieser Situation nicht dafür entschieden hätte zu gehorchen? Wahrscheinlich hätte sogar Laures selbst das getan. Ungelenk, als hinge er einer Marionette gleich an Fäden, stieg er letztendlich auf die Streckbank und kniete sich über Zadei, blickte ihn um Verzeihung bittend an. Der Dämonengeneral nickte kaum merklich und lächelte schwach. Titius' Augen schienen zu erlöschen, als er sich mit mechanischen Bewegungen daran machte die Schnürung zu lösen, die die Hosen seines Geliebten hielt und ihm dieselbe über die Hüften zu ziehen und bis zu den Stiefeln an seinen Beinen hinab zu streifen. Es war als ob sich ein Teil von ihm vor dem, was folgen würde, verschloss und in die hintersten, dunkelsten Winkel seiner Seele zurück zog, um sich später nicht daran erinnern zu müssen. Als er spürte, wie sich Titius' Gewicht langsam auf ihn senkte, schloss Zadei ergeben seine Augen... Hildas Schritte klangen laut auf dem polierten Marmorboden nach, als sie den geräumigen Salon durchquerte, den Blick starr nach unten gerichtet, als suche sie nach etwas, das sie zuvor dort verloren hatte. Ihre Lippen bewegten sich stumm. Sie blieb stehen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Titius, verunstaltet und blutüberströmt auf das Rad geflochten, die schmalen Gliedmaßen aufs Unnatürlichste verdreht, einen elenden, qualvollen Tod sterbend. Wenn sie die Lider schloss, flackerte dasselbe Bild in ihren Gedanken auf. Sie konnte es nicht abschütteln, es verfolgte sie und würde es auch in Zukunft tun, vielleicht für immer. Sie hob den Kopf und starrte mit unfokusiertem Blick an die Hohe Decke. >Und ich hatte ihm versprochen nicht zuzulassen, dass er stirbt<. Ihre Augen wanderten über die zahlreichen Kronleuchter, die funkelnden Kristalle, die im Licht eisblau schimmerten. Eisblau, wie Titius' Augen es gewesen waren, ehe sie angesichts der unerträglichen Qual brachen und für ewig erloschen waren. Von irgendwo her näherten sich Schritte. Fest und schnell, so wie Titius stets durch die Gänge geeilt war, mit Akten und politischen Dokumenten beladen, die nächsten Treffen mit den Oberhäuptern benachbarter Staaten organisierend. Seine Flügel hatten, wenn man genau hinhörte, bei jedem Schritt sachte geraschelt, selbst wenn er sie flach auf seinem Rücken zusammengefaltet hatte[4], das obligatorisch bodenlange Gewand, dass ihn mehr als nur einmal ins Stolpern gebracht hatte, schleifte stets ein kleines Stück über den Boden und seine Stiefelabsätze musste er mit Nägeln beschlagen haben, so laut war das Klacken, das sie verursachten. Ihr war als käme er jeden Augenblick um die Ecke, den üblich kühlen Blick in den Augen, ein distanziertes Lächeln auf den Lippen. So wie es immer gewesen war[5]. Rakuto betrachtete die junge Frau, die wie erstarrt, den Blick durch die Zimmerdecke hindurch in die Ferne gerichtet, in der Mitte des Raumes stand. Die Arme hingen kraftlos an den Seiten herab. Abwesend kneteten die Finger die Rüschen an ihrem Rock. "Frau Hilda? Entschuldigt die Störung, aber...ist alles in Ordnung mit Euch?". Zögerlich trat der Soldat näher, verneigte sich leicht. Langsam sank ihr Kopf nach vorn. Sie wandte sich dem Dämon zu, blickte ihn aus abwesenden Augen an. "Wo ist Laures?", fragte sie monoton. "Der Fürst ist beim Dämonengeneral... in der Folterkammer". Wortlos wandte sie sich ab und ging an Rakuto vorbei aus dem Raum. An der Folterkammer angelangt, hielt Hilda vor der Tür inne. Zögernd, nicht entschlossen, ob sie sie öffnen sollte oder nicht, schwebte ihre Hand in der Luft. Sie war sich nicht sicher, ob sie wissen wollte, was Laures mit Zadei anstellte, geschweige denn, ob sie es sehen wollte. Die Stille um sie herum schien sie schier nieder zu drücken. Aus der Folterkammer drang kein einziger Laut. Sie fragte sich, ob ihr Geliebter den General in einem Anflug von blindem Hass und Rachsucht kurz und schmerzlos getötet hatte. Schließlich schob sie die Tür behutsam, mit einem Gefühl der Beklemmung, auf. Erst jetzt wurden das leise Keuchen und das verhaltene, rhythmische Knarren von Holz, die die Stille durchbrachen, vernehmbar. Mit dem Ausdruck gläserner Puppenaugen sah Hilda auf die zwei Gestalten auf der Streckbank. Es verging eine Weile, in der sie reglos verharrte und zu verstehen versuchte, was sich ihrem Blick darbot. Titius, der wenige Stunden zuvor in aller Öffentlichkeit verendet war, lag zwischen den gespreizten Beinen des gefesselten Dämonengenerals und vögelte ihn in aller Ruhe, während Gensou und Laures dastanden und zusahen. Selbst die Schwertspitze, die ihr Geliebter bedrohlich gegen Zadeis Seite drückte, schien sie nicht zu tangieren. Ein irrwitziges Lächeln huschte für einen Augenblick über ihre Lippen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie konnte eine dermaßen groteske Szene der Realität entsprechen?! Aber das war Titius! Die Flügel, das Haar, der schlanke, fast schmächtige Leib...das war zum Teufel noch mal Titius![6] Sie blinzelte, als sie so eben erst aus einem langen, wirren Traum erwacht. "Laures...?". Ihre klare Stimme zerriss die beinah Stille, wie das scharfe Knallen einer Peitsche. Titius' Kopf ruckte, hoch. Fassungslos begegneten ihr seine leiderfüllten, vom Weinen geröteten, geschwollen Augen, flehten sie geradezu an, ihn nicht anzusehen. Stumm formten ihre Lippen seinen Namen. Sein Gesicht nahm den Ausdruck eines bis an seine Grenzen verzweifelten Kindes an. Voller Scham schloss er fest seine Augen und beugte sich tiefer über Zadei, der sich zur Bewegungslosigkeit verdammt keinen Zentimeter gerührt hatte und ließ den Schleier seines langen Haares vor ihre Gesichter fallen, um ihre Schande zu verhüllen. Die goldenen Brauen zu spitzen Pfeilen zusammengezogen, trat Hilda auf Laures zu, der ihr ungerührt entgegen blickte, aber nichts sagte. Sie starrte auf seine rechte Hand, in der der Schwertgriff lag. "Laures...was geht hier vor? Was hat DAS zu bedeuten???", aufgelöst deutete sie auf Titius und Zadei. Der geflügelte Dämon schluchzte erstickt. Seine Bewegungen, verloren an Kraft, verebbten schließlich. "Na, na...was hatte ich gesagt?", fragte Laures. Ohne das geringste Zögern stieß er die Schwertklinge einige Zentimeter tief in den Leib des Shoguns. Schmerzerfüllt stöhnte Zadei laut auf. "Hör auf!! Was tust du da?!", rief Hilda entsetzt. Sie umfasste Laures' rechte Hand und riss sie zur Seite. Das Schwert fiel klatternd zu Boden. "Mach weiter!", befahl der Dämonenfürst eisig an Titius gerichtet, seinen lodernden Blick dabei aber nicht von seiner Geliebten wendend. "Nein!", fuhr Hilda dazwischen. "Hör' auf Titius!". Mit geweiteten Augen verfolgte sie, wie sie der Dämon seinen Rhythmus wieder auffnahm, unbeirrt fortsetzte, was er zuvor unterbrochen hatte. "Titius...hör' auf...", stammelte sie. "Er wird nicht aufhören, ehe ich es ihm nicht erlaube!", zischte Laures. "Und wenn ich befehle es zehn mal zu tun, wird er es zehn mal tun!" Sein Blick fühlte sich an, wie eine Dolchspitze, die sich ihr mitten in die Brust bohrte. Sie ließ seine Hand los und wich zurück. "Ich erkenne dich nicht wieder, Laures". Steif[7], wie zu Stein erstarrt, stand Gensou neben ihnen und blickte unruhig zwischen dem Fürsten und seiner Frau hin und her. Laures bemerkte den umher schwirrenden Blick, der ihn immer wieder streifte und sah die Wache aus dem Augenwinkel an, woraufhin sie die Lider senkte. "Ruf' Gelm her!", seiner Stimme wohnte ein betont harter Befehlston inne." Er soll den Abschaum in eine Zelle bringen! Du gehst zurück auf deinen Posten... und was dich betrifft...", er deutete mit dem Zeigefinger auf Hilda, "Du wirst mit mir kommen!" Keine Antwort abwartend, umklammerte er energisch ihren Arm, fest, keinen Widerspruch zulassend, und zerrte sie hinaus. TBC [1]: Das ist ein Schlag- bzw. Folterinstrument, das einer Peitsche ähnelt, aber eben 9 Lederriemen vorne dran hat, anstatt nur einen. So viel ich weiß, sind in die Enden manchmal kleine Metallkugeln geflochten. [2]: Titius entwickelt sich langsam aber sicher zur Heulsuse u_u [3]: Ich würde sagen Titius spürt den Einfluss der Silberranke stärker als Zadei, weil er von sich aus ja auch schwächer ist. [4]: Irgendwie klingt das doof...Flügel zusammenfalten, aber ich wusste nicht, was ich hätte sonst schreiben können ^^° [5]: Man könnte fast meinen, sie sei in ihn verliebt gewesen... [6]: Arme Hilda...bald wird sie wahnsinnig [7]: Nicht das, was ihr denkt, auch wenn das angesichts der Peep-Show da anbietet XP Soooo da bin ich schon bei Runde 11 und langsam aber sicher geht das Ganze auf's Ende zu. Egal wie man es auch dreht und wendet, an Laures wird es bis zum großen Finale kein einziges gutes Haar geben, so sehr er sich auch mit liebevollem Verhalten gegenüber Hilda, womit übrigens ab jetzt eh Schluss sein wird, oder gelegentlichen Sanftmuts Anfällen bezüglich Titius Mühe gibt sich in ein anderes Licht zu stellen. Seine grausame Ader findet einfach immer wieder nach draußen, wobei das ganze schon an Wahn erinnert... Das Titius sein Angebot sein altes Leben im Palast wieder aufzunehmen ablehnt hätte er sich denken können. Außerdem hätte ich ihn gar nicht zusagen lassen können, dann wär' das ganze Konzept hin gewesen XD Na ja, so hat er wenigstens, indem er sich entschließt Titius noch ein bisschen mehr zu quälen, als er es eh schon getan hat, für das Wiedersehen der beiden gesorgt, auch wenn es tränenreich und nicht wirklich unter erfreulichen Bedingungen stattfand. Er hat das "lieben dürfen" ja nun mal auf sehr individuelle Weise ausgelegt...würde mich interessieren, ob ihr auch körperlich lieben damit verbunden hättet ^^ Bei mir hat's n bissel gedauert bis ich auf die Idee kam, dass man es so interpretieren kann. Ja und dann das Unglaubliche: Laures zwingt Titius Zadei vor seinen und Gensous Augen zu nehmen. Ich war mir nicht sicher, ob das nicht zu überdreht und übertrieben gewesen wäre, obwohl es eigentlich in Laures' "abartiges" Verhaltensrepertoire passt und dazu geeignet die beiden zu demütigen, vor allem Zadei, ist das Unterfangen ja auch. Irgendwie ist das ein Teufelskreis, Titius will es nicht tun, tut es aber, weil er nicht will, dass Laures Zadei tötet. Zadei will es ganz sicher auch nicht, auch wenn das nicht so klar zum Ausdruck kommt, lässt es sich aber ebenso gefallen, weil er Angst um Titius hat und nicht auf diese Weise sterben will. Im Grunde denken beide dasselbe, nämlich lieber ficken als sterben...was irgendwo stimmt. Immerhin "durften" sie es miteinander tun. Erst dacht' ich nämlich Laures könnte ja einen von beiden selbst rannehmen, (vorzugsweise Titius...wie immer *lol*) während der andere hilflos zusieht...>_> Aber ich bin kein allzu großer Fan von rape >_<° Dafür umso mehr von Lemon mit gegenseitigem Einverständnis ^______^ Wovon es auch noch eine große Portion geben wird ^__________________________^ Dass Hilda in das Ganze hineinplatzt mag eine Art Wendepunkt sein, weil sie von da an Laures auf eine gänzlich andere Weise sieht, auch wenn sie vorher schon an seinem gesunden Dämonenverstand gezweifelt hat, und eben diese Veränderung ihrer Sichtweise bringt den Stein für das große, dramatische Finale ins Rollen. Aber erst einmal fliegen die Fetzen zwischen dem großen Fürsten und seinem holden Weib ^o^ Also dran bleiben, Kappi 12 folgt dieses Mal nämlich direkt nach 11 ohne Wartepause *Fähnchen schwenk* Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und, dass es euch gefallen hat. "Bis gleich", sag' ich mal ^.- Tschö, die Psychose ^^/ Kapitel 12: ------------ Laures warf die Tür zu seinem Schlafgemach mit einem solchen Jährzorn hinter ihnen ins Schloss, dass es in Hildas Ohren klingelte und der Boden unter ihr, sowie die Fensterscheiben leise vibrierten. Er zog sie bis in die Mitte des Raumes, die scharfen Nägel, die sich in seinen Handrücken bohrten und versuchten seine Finger vom Arm der jungen Frau zu lösen, ignorierend. -" Lass' mich endlich los Laures!" Er ließ nicht los. Seine kalten Augen trafen Hilda wie Eispfeile. Sie hörte seinen Atem hastig und schwer gehen. -" Laures...du tust mir weh!", rief sie aufgebracht und erwiderte das zornige Funkeln seiner Augen. -" Du kannst froh sein, dass ich dir nicht noch viel mehr weh tue!", herrschte er sie an. Fassunglos weiteten sich ihre hellgrünen Augen. -" Wie bitte?!" -" Tu so etwas NIE wieder", sagte er, sich nicht im geringsten zur Beherrschung zwingend und stieß ihr mit dem Zeigefinger gegen die Brust. " Du hast nicht das Recht meine Entscheidungen in Frage zu stellen", fügte er energisch hinzu. -" Nein, natürlich nicht", bestätigte sie spöttisch, " Denn DU bist ja der Herrscher Makais"[1]. -" Mach' dich nicht lustig über mich!", schrie er sie an und zog sie mit einem kräftigem Ruck noch dichter an sich heran. Ihm einen Stoß gegen die Brust versetzend stemmte sie sich gegen ihn und entzog ihm endlich ihren schmerzenden Arm, vier tiefe, blutige Kratzer auf seiner Hand hinterlassend. Laures wich einen Schritt zurück und betrachtete zischend seinen Handrücken, blickte dann vernichtend zu Hilda, die ihrerseits ebenso vor ihm zurückgewichen war und über die blau unterlaufenen Abdrücke auf ihrem Arm strich. Stumm duellierten sich ihre Augen, bis sich Hilda schließlich von ihm abwandte, ihm den Rücken kehrte[2] und ans Fenster trat. Eine Weile blieb sie so stehen und sah hinab auf den leeren Palastplatz. Einzig das blutbesudelte Schafott stand noch. Mit einer heftigen Bewegung drehte sie sich plötzlich wieder um, verschränkte die Arme vor der Brust und trat auf Laures zu, baute sich vor ihm auf. -" Du sagst ich habe nicht das Recht...was ist mit dir Laures? Was ist mit deinen Rechten? Hast du das Recht willkürlich über Leben und Tod zu entscheiden, als seiest du ein Gott? Hast du das Recht über andere zu verfügen, wie es dir beliebt und Dinge zu tun, wie sie eben in der Folterkammer geschehen sind? Hast du das Recht sie wie nichtswürdigen Dreck zu behandeln...?" -" Sie SIND nichtswürdiger Dreck!", unterbrach Laures lautstark, doch Hilda fuhr unbeirrt fort. -" Zu einem wahren Herrscher gehört weitaus mehr als nur rohe Gewalt, Blutdurst und Mordlust. Du bist kein Herrscher, Laures, du bist ein Despot, ein Tyrann!" Der Dämonenfürst lachte verächtlich. -" Ihr Menschen seid doch immer wieder interessant..." -" ,Ihr' Menschen? Wieso ,ihr' Menschen? Was ist mit dir? Hast du vergessen, dass du einst nicht mehr warst als eben ein kleiner Mensch?". Dazu sagte Laures nichts. Einzig seine dunkelblauen Augen, die die Farbe eines tobenden Ozeans bei Nacht angenommen hatten, verengten sich ein wenig. -" Du lässt mich in einer einzigen Farce leben", sagte Hilda, als sie gewiss war, dass er nicht antworten würde. -" Farce?", wiederholte er gedehnt. -" Ja genau Farce! Oder wie nennst du das, was du hier veranstaltest, Laures? Zuerst wolltest du mir die Hinrichtung gänzlich verschweigen, dann als ich dich danach fragte, sagtest du mir, du würdest Titius hinrichten lassen, letztendlich wird aber irgend jemand anderes an seiner Stelle getötet und auch das hast du mir verschwiegen, obwohl du es wahrscheinlich von Anfang an so und nicht anders geplant hattest. Wie konntest du mich im Glauben lassen Titius sei tot, während du ihn hier irgendwo im Palast verborgen gehalten hieltest?! Was ist das hier für eine drittklassige Theateraufführung?!". Ihre Augen blitzten ihn herausfordernd an. Laures lächelte schief. -" Titius scheint dich sehr zu interessieren. Sein "Tod" muss dich ja ziemlich mitgenommen haben", sagte er leise, einen lauernden Ausdruck auf den Zügen. -" Es geht nicht um Titius!", beharrte sie sofort. " Es geht um dich! Um deine Spielchen, die du mit mir spielst. Du hast mich in den vergangenen Wochen vollkommen aus deinem Leben ausgeschlossen. Sobald du den Mund aufgemacht hast, hast du gelogen!" -" Ich spiele keine Spielchen mit dir. Es gibt einfach Dinge, mit denen ich dich nicht behelligen möchte. Oder willst du mir tatsächlich weiß machen, dass du dich für Hinrichtungen interessierst? Ich weiß, dass dir die Dämonenwelt nicht das Leben bietet, das du gewohnt bist. Ich weiß, dass dir alles auf die ein oder andere Weise schlicht und einfach barbarisch erscheinen muss. Alles was ich will, ist ihre brutalen, erschreckenden Aspekte von dir fern zu halten[3]. Aber offensichtlich scheinst du das ja nicht zu wollen, also finde dich endlich damit ab, dass wir Hände abhacken, Gebrauch von Folterkammern machen und die Todesstrafe ausführen!". Laures war zornig. Das war nicht zu übersehen. Seine lockere Haltung täuschte nicht über seine Angespanntheit hinweg. -" So gern ich dir das glauben möchte Laures...ich tue es nicht", sagte Hilda, ihn abschätzend musternd. Seine Brauen zogen sich in Unverständnis zusammen. -" Wer ist heute auf dem Schafott an Titius' Stelle gerädert worden?", fragte sie. Er schnaubte verächtlich. -" Wer, Laures?!" -" Irgendeine Hure aus den Slums", er zuckte mit den Schultern. " Sie hat einen ihrer Freier getötet", antwortete er ohne sie anzusehen. -" Irgendeine Hure...die zufälligerweise Titius aufs Haar glich, mal von ihrem Geschlecht abgesehen...sicher...nur irgendeine Hure...", sinnierte sie. " Lüg' mich nicht an verdammt!!!", hob sie plötzlich ihre Stimme. Laures' Kopf schnellte herum. -" Wie sprichst du eigentlich mit mir?!". -" Sie war keine Mörderin, oder? Du hast sie einfach kalblütig auf Grund ihres Äußeren für deine Zwecke missbraucht", sagte sie abfällig, nicht weiter auf seine wohl rein rethorische Frage eingehend und nickte dann langsam. " Du kannst stolz auf dich sein, Laures. Immerhin hast du dein Ziel erreicht. Zadei und Titius sind nun beide deine Gefangene und du kannst sie aufs Blut quälen, wie du es dir gewünschst hast". Ihre Stimme klang so ruhig, als könne sie nichts auf der Welt aus der Fassung bringen. Laures brauchte einen Moment, um sich in Erinnerung zu rufen, dass es Hilda war, die vor ihm stand und er seinem Impuls ihr einfach mitten ins Gesicht zu schlagen nicht folgen durfte[4]. -" Manche Dinge sind eben unumgänglich. Es gibt Opfer, die muss man bringen", sagte er kalt. -" Ich wusste auf wen und auf was ich mich einließ, als ich mit dir herkam. Ich wusste, dass du der Herrscher der Dämonen bist, dass du ein ganzes Reich regierst und mir war klar, dass Härte und Strenge in einem gewissen Maß dazu gehören, um die Ordnung eines Landes aufrecht zu erhalten. Ich wusste, dass dir die Natur eines Kriegers inne wohnt, dass du unzählige Schlachten geführt und gewonnen hast, dass du getötet hast, dass du dein empfindliches, menschliches Herz fast vollkommen eingebüßt hast...", sie machte eine Pause. " Aber ich hatte keine Ahnung, dass sich hinter deiner Härte, die einen Herrscher angeblich zu großen Anteilen ausmacht primitive Grausamkeit verbirgt, dass du willkürlich und nur, um deine persönliche Gier zu stillen tötest, dass es dir Freude bereitet zu quälen und Schmerz zuzufügen und dass, das so ist habe ich bedauerlicherweise mit eigenen Augen gesehen und ich wusste nicht, dass du auch den letzten Funken Menschlichkeit in dir getilgt hast". Sie sahen sich schweigend an. -" Titius war neben dir die wichtigste Person in meinem Leben", sagte Laures nach einer Weile[5]. " Ich wünsche mir im Augenblick nichts sehnlicher als seinen Verrat ungeschehen zu machen, die Zeit einfach zurück zu drehen. Glaubst du denn, ich würde nicht wollen, dass alles wieder wird, wie es vorher war?" Er ließ sich in einen Sessel fallen und überschlug die Beine. " Du vergisst, dass auch ich, dass auch meine Gefühle verletzt worden sind. Du sprichst von mir als sei ich ein Monster...ein Ungeheuer...Wenn ich das wäre, hätte mich Titius' Verrat nicht dermaßen hart getroffen und es hätte nicht so weh getan. Wenn er es nicht selbst zugegeben hätte, würde ich es bis jetzt nicht glauben. Ich habe gehofft er würde es abstreiten, aber das hat er nicht. Trotzdem habe ich ihm Gelegenheiten gegeben es wieder gut zu machen. Mehr als eine. Erst vorhin wieder habe ich ihm erneut die Möglichkeit geboten all das, was ich ihm einst geschenkt habe und das er nachlässig und ohne nachzudenken weggeworfen hat zurück zu bekommen". Ein verzweifeltes Lächeln verzerrte seine Mundwinkel. " Er hat es abgelehnt. So wie die Male zuvor auch. Ich habe ihm sein altes Leben mit beiden Händen dargeboten und er hat mit Füßen danach getreten, um mich wie ein sklavischer, würdeloser Hund flennend auf den Knien anzuflehen, ich möge Zadeis Leben verschonen! Erwarte nicht von mir, dass ich ihn bitte und hinter ihm her krieche". Sein Tonfall wurde wieder bösartig. " Wenn er die Dunkelheit des Kellergewölbes und die Gesellschaft der Ratten dem Leben, das ich ihm ermöglicht habe vorzieht soll er gern bekommen, was er will". Hilda schüttelte den Kopf. -" Du weißt ganz genau, dass er sich weder zur Dunkelheit der Verliese noch zu den dort hausenden Ratten hingezogen fühlt", sagte sie. " Er liebt Zadei, das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur Liebe. Du beschwerst dich darüber, dass er die Gelegenheiten, die du ihm geboten hast abgelehnt hat. Du hast ihm die falschen Gelegenheiten geboten, Laures. Du hast ihm die Möglichkeit gegeben sein eigenes Leben zu retten, während er aber Zadeis Leben schützen wollte". Laures sah auf, blickte sie mit hochgezogenen Brauen an. Skepsis lag in seinen Augen. -" Ist das so? Nun du scheinst ja reichlich darüber informiert zu sein was Titius will und fühlt...". -" Das sollte sich jeder, der die Tücken der Liebe kennen gelernt hat denken können. Du selbst hast stets mein Leben über dein eigenes gestellt. Du bist für mich zum Dämon geworden. Und weshalb? Weil die Liebe es dir so diktiert hat". Laures' Ausdruck blieb nach wie vor verschlossen. -" Hör' auf mich mit Titius zu vergleichen", grollte er, " Das sind zwei vollkommen verschiedene Situationen". -" Was denkst du eigentlich weswegen Titius Zadei befreit hat?", fragte Hilda erzürnt über so viel Sturheit. " Um deinetwillen! Er hat es für dich getan! So wie überhaupt alles, was er getan hat stets für dich gewesen ist!" Der Fürst neigte den Kopf etwas, blickte nachdenklich zu seiner Frau auf. -" Wie kommst du auf die absurde Idee, dass Verrat an mir zu begehen zu meinen Gunsten ist?", fragte er, einen Ausdruck auf dem Gesicht, als habe sie ihm so eben erklärt, das Entfernen der Hoden erhöhe die Potenz[6]. -" Er hat Zadei nicht aus Liebe zu ihm befreit, das liegt doch auf der Hand", sagte sie ausweichend, konnte sie ihm doch nicht mit der Wahrheit begegnen, die Titius ihr in der Folterkammer offenbart hatte. " Zu dem Zeitpunkt hat er ihn nämlich noch gar nicht gekannt. Seine Liebe für ihn hat er wohl erst später entdeckt, also kann er es doch nur für dich getan haben. Er hat dich vergöttert, seit du ihm das Leben gerettet und hier ein neues Zuhause gegeben hast, das hast du selbst mir gesagt. Er hatte niemanden außer dir. Wie kann er dir gegenüber da feindlich gesinnt gewesen sein? Aus welchem Grund sollte er dir schaden wollen? Du sagtest er sei immer treu ergeben gewesen, also muss er doch auch mit dieser Tat etwas bezweckt haben, das seiner Meinung nach zu deinem Wohl war", versuchte sie ihre Behauptung, Titius habe den Verrat aus Sorge um Laures' Wohlergehen begangen, zu erklären. -" Aha", entgegnete der Dämonenfürst trocken, stützte das Gesicht in die linke Hand, während die Finger der rechten erwartungsvoll auf der Armlehne des Sessels herumtrommelten. " Und was GENAU bitte soll er damit bezweckt haben?" -" Woher soll ich das wissen?" Sie wusste es ganz genau und es trieb sie fast in den Wahnsinn es ihm nicht sagen zu können. Sie hatte das Gefühl bereits mehr als angebracht war gesagt zu haben. Das unverhohlene Misstrauen, das mehrmals in Laures' Augen aufgeblitzt war, bedeutete ihr vorsichtig zu sein. -" Da hast du es. Es gibt rein GAR NICHTS, das sein Verhalten rechtfertigen könnte!" Hildas rechte Braue hob sich schwungvoll 'gen Haaransatz. Abschätzend schob sie das Kinn ein wenig vor und trat an Laures heran. -" Was man wohl ebenso von dem deinen sagen könnte. Womit rechtfertigst du dein Vorhaben Zadei zu töten? Er war und ist dein Feind und Widersacher, weil er sich selbst gern auf dem Thron gesehen hätte, das ist wahr, aber seit seiner Befreiung hat er sich keines Verbrechens schuldig gemacht, auf das der Tod steht. Du könntest ihn höchstens erneut in sein altes Gefängnis sperren. Für den Verrat an dir hat allein Titius sich zu verantworten. Er hätte nach eurem Gesetz durchaus die Todesstrafe verdient, aber du bietest ihm Gelegenheiten eben dieser zu entgehen. Du würdest ihn verschonen, würde er deine Angebote sein Leben zu retten nur annehmen. Während du den Dämonengeneral gar nicht schnell genug sterben sehen kannst. Ich frage mich, weshalb das so ist". Laures öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schwieg dann aber. Seine Finger krallten sich in das Polster. -" Ich sage dir weshalb das so ist. Zadei hat etwas getan, das für dich viel schlimmer ist, als verraten zu werden. Er hat dir Titius weggenommen!". Sie beugte sich vor und stützte sich links und rechts von ihm auf die Armlehnen des Sessels. " Dabei dachtest du ihn fest in Händen zu halten, samt seiner Treue und Ergebenheit. Aber das hat dem General noch nicht gereicht, nein, er musste auch noch das emotionale Band zwischen euch schwächen, das mittlerweile wohl ganz zertrennt sein dürfte. Er hat deine Gefühle und deinen Stolz angegkratzt, indem er dir Titius "abtrünnig"[7] gemacht hat und DAFÜR willst du ihn bestrafen. Dafür, dass er von Titius geliebt wird! Er hat dir deinen Platz in seinem Herzen streitig gemacht ". -" Unsinn!", brauste Laures auf. -" Und bei Titius ist es nicht anders!", fuhr sie unbeirrt fort. " Dass er sich in Zadei verliebt hat, ist im Endeffekt viel unerträglicher für dich, als dass er ihn befreit hat. Du hast gedacht ihn durch die Vergangenheit an dich binden zu können, aber Gefühle kannst selbst du nicht kontrollieren, Laures, auch nicht Titius' und wenn du ihm hundert Mal das Leben gerettet hättest. Viel mehr als Titius' Verrat sind es DEINE persönlichen Gründe, die dich dazu treiben so grausam zu handlen. Der Verrat ist nur dein jämmerlicher Deckmantel!". Der Dämonenkaiser sprang aus dem Sessel auf und starrte Hilda mit flammenden Augen an. Seine Nasenflügel blähten sich bebend bei jedem Atemzug. Sie sah ihn abwartend an, doch er sagte nichts und sein Schweigen war ihr Antwort genung. Unsanft stieß er sie zur Seite und eilte an ihr vorbei zur Tür. Ein weiteres Mal vibrierten Boden und Fensterscheiben, als er sie mit noch größerer Wucht als zuvor hinter sich ins Schloss knallte. -" Los rein mit euch, ihr Kanalratten!" Keuchend stolperte Zadei dicht gefolgt von Titius in das enge, schmutzige Gefängnis, in das Gelm sie stieß, und zuckte zusammen, als die Tür lautstark zugeworfen wurde[8]. Er hörte wie mehrere Riegel quietschend vorgeschoben wurden, dann ertönte das Klacken eines Vorhängeschlosses. Ein heftiges Schwindelgefühl erfasste ihn, seine von der Streckbank überdehnten Muskeln und Gelenke versagten ihm ihren Dienst. Die Silberranke tat ihren Rest. Kraftlos fing er sich an der Wand ab, als er ins Wanken geriet, suchte Halt an ihr. Sofort war Titius bei ihm, legte ihm stützend einen Arm um seine Taille. -" Zadei, ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt, bemüht seine eigenen Schmerzen so gut es ging auszublenden. Natürlich war nichts in Ordnung, eine dumme Frage, schalt er sich gedanklich. -" Sicher". Der Dämonengeneral lächelte ihn matt an. " Ich bin nicht aus Zucker. So schnell kriegt man mich nicht klein". Wie um seine Worte Lügen zu strafen gaben seine Knie unter seinem Gewicht nach. Knapp fing Titius ihn auf, umfasste ihn fester, ein lautes Ächzen von sich gebend. -" Setz' dich hin, ich helfe dir". Langsam ließ sich Zadei an der Wand hinab rutschen und zuckte keuchend zusammen, als seine Kehrseite den kalten Boden berrührte. Titius, der sich neben ihm auf die Knie niedergelassen hatte, senkte schuldbewusst den Kopf. -" Hey...", murmelte der Shogun sanft, legte seine unverletzte Hand auf den Oberschenkel seines Geliebten. Nach einer Weile blickte der geflügelte Dämon wieder auf. Schweigend sahen sie sich an. -" Es tut mir leid", wisperte Titius schließlich und schluckte mühsam. " Es tut mir so unendlich leid. Es ist alles meine Schuld". Seine Unterlippe begann verräterisch zu zittern. " Um mich zu verletzen, wird dir Leid zugefügt...". Er stockte und atmete geräuschvoll aus. Sein warmer Atem strich über Zadeis Gesicht. Der General genoss das Gefühl. Wie eine Frühlingsbrise, die liebkosend über seine Haut streichelt, dachte er. Ja, Titius war seine Frühlingsonne, die ihm Licht schenkte, wann immer ihn Dunkelheit umgab. Er legte seine Hände um Titius' Gesicht, dabei Blutflecken auf dessen rechter Wange hinterlassend und schüttelte in einer müden Geste den Kopf. -" Wir wussten welches Risiko wir eingingen und, dass wir in ständiger Gefahr lebten, vor allem du. Es war uns beiden klar gewesen, dass es nicht leicht werden würde, aber es war uns gleichgültig. Alles was zählte war unsere Liebe und das gilt für mich nach wie vor. Einzig und allein du bist für mich von Bedeutung. Dass Laures mich in seiner Gewalt hat, dass er mich gedemütigt und erniedrigt hat, dass er mich hat foltern lassen...das alles verblasst neben meiner Liebe zu dir. Eine Streckbank, eine neunschwänzige Katze und ein paar Daumenschrauben reichen bei weitem nicht aus, um mich tiefgehend zu verletzen. Dein Schmerz ist für mich viel unerträglicher als mein eigener". Qualvoll betrachtete er das frische Brandmal auf Titius' blasser Brust. In großen, blutverkrusteten Lettern prangte das Wort TRADITOR [9] genau zwischen den rosigen Brustwarzen, inmitten der noch empfindlichen Narben, die die Striemen trotz Hildas Heilkräuter hinterlassen hatten. -" Das glühende Eisen auf deiner Haut hat mich vor Schmerz fast um den Verstand gebracht. Er hat sich so tief in mich gebohrt, wie es das fürterliche Pochen in meinen zerquetschten Fingern und das reißende Ziehen in meinen Armen und Beinen nicht in tausend Jahren würde können". Titius sagte nichts. Er wusste was Zadei empfunden hatte, es war ihm nicht anders ergangen beim Anblick seines Leides. Jedes erneute Knarren der Zahnräder an der Streckbank, wenn Gelm die Seile um ein weiteres Stück angezogen hatte, hatte hundertfach in seinen Gehörgängen wiedergehallt. Jedes einzelne schmerzvolle Stöhnen Zadeis hatte sich wie ätzendes Gift in seine Seele gefressen und sein Herz zu sprengen gedroht. Bis er Gelm schließlich jammernd und winselnd, wie zuvor bei Laures, angefleht hatte Zadei endlich in Ruhe zu lassen und seine Wut und Enttäuschung an ihm auszulassen, wusste er doch ganz genau, dass er der Urheber dieser Emotionen war, was der Soldat letztendlich mit nur allzu großer Freude auch getan hatte. -" Ich liebe dich so sehr Titius...ich würde für dich sterben". Der geflügelte Dämon blinzelte erschrocken. -" Nein! Sag' so etwas nicht!". Seine Züge verkrampften sich, verdächtig schlossen sich seine Lider rasch ein paar Mal hintereinander über seine brennenden Augen. -" Nicht. Ich verbiete dir meinetwegen auch nur eine einzige Träne zu vergießen, hörst du?" Liebevoll, wischte er einen feucht glänzenden Tropfen aus den Wimpern seines Geliebten. Verzweifelt drückte Titius seine Lippen auf Zadeis, presste ihre kalten Körper fast brutal aneinander und ließ sie beide ein gequältes Stöhnen von sich geben. Der Schmerz, der in seiner Brust explodierte und wie flüssiges Feuer durch seinen Leib rann war ihm in diesem Augenblick dennoch gleichgültig. Er spürte ihn zwar, aber er machte ihm nichts aus, er verblasste neben dem Gefühl Zadei in seinen Armen halten zu können, seine Haut zu streicheln und seine leicht blutig schmeckenden Lippen zu küssen. -" Zadei", flüsterte er, wobei sein Mund noch an dem des Shoguns lag und ihn mit jedem Wort streifte. " Ich fürchte mich nicht. Ich würde jedes nur erdenkliche Schrecknis ertragen, solang es für dich ist". -" Ja...ich auch". Der Shogun verschränkte die Finger seiner unversehrten Hand mit Titius'. "Wir werden auf ewig zusammen sein, ganz gleichgültig, ob im Leben oder im Tod. Nichts und niemand wird sich jemals zwischen uns stellen können". Er schloss die Augen und senkte seinen Kopf vorsichtig in Titius' Schoß, legte seine Wange auf seinen Oberschenkel, rieb sie leicht an dem kühlen, weichen Stoff, der ihn bedeckte und trieb dahin. Er hörte seinen Geliebten einen Stoffetzen aus seiner Hose reißen und seufzte tief, als er zaghaft seine verletzte Hand an sich zog und sie ihm vorsichtig verband. Leise stöhnend drehte er sich auf den Rücken. Das engelhafte Gesicht über ihm verschwamm. Ein weiteres Mal ertönte das Geräusch von reißendem Stoff, drang gedämpft an seine Ohren. Schwindel und das Gefühl sich übergeben zu müssen überkamen ihn. Still lag er da und badete in seinen Schmerzen, die Zeichen seiner Liebe zu Titius waren, bis seine Augenlider langsam nieder sanken und ihn eine befreiende Ohnmacht heimsuchte. TBC [1]: Bezieht sich auf den Streit, wo Laures so darauf pocht, dass er der Kaiser ist und deshalb Hilda nicht erst um Erlaubnis fragen muss, wenn er etwas beschließt. [2]: Mutig. Wäre in der Lage vielleicht nicht ganz so empfehlenswert. [3]: Da müsst' er sich ja selbst in die Karpaten schicken... [4]: Oh Wunder, dass er wenigstens vor einem noch so viel Respekt hat. [5]: Er versucht es wieder mit der alten Leier, die ihm eh niemand mehr glaubt. [6]: Das war der erste Einfall, den ich für einen Vergleich hatte und da mir kein besserer eingefallen ist, hab ich den genommen XD [7]: Als Titius Zadei befreit ist er noch nicht wirklich abtrünnig, finde ich. Weil er Zadei ja nur ausnutzen will und dabei aber noch immer Laures treu ergeben ist. Wirklich abtrünnig wird er meiner Meinung nach erst als er die Liebesbeziehung mit Zadei eingeht, weil er da ja erst beginnt, aus Eigennützigkeit Laures wirklich zu hintergehen, [8]: Irgendwie haben da alle 'ne Leidenschaft für's Türen knallen XP [9]: Das lateinische Wort für Verräter So da haben wir auch sofort Runde 12 im Sack *Schweiß von Stirn wisch* Ich verbrenne hier noch eines Tages vor meinem Laptop...es ist sooo heiß *seufz* Aber es macht soooo Spaß und ich bin schon ganz hibbelig wegen dem großen Finale *rumtanz* Nun aber zum Thema. Hildas Standpauke hat mir gefallen ^___^ Eigenlob stinkt ich weiß, trotzdem. Ich fand es war an der Zeit, dass dem Laures einer den Marsch bläst und ich denke, dass ihr das eigentlich doch recht gut gelungen ist. Ob es was ändern wird oder nicht wird sich zeigen. Würd' mich interessieren was ihr von der emanzipierten Hilda haltet, die ihrem Mann ordentlich die Meinung sagt. Hoffe das war nicht allzu sehr OOC...obwohl es schon zu genüge OOC gab...O_o? Das Gelm mindestens genauso sadistisch ist wie Laures dürfte nach diesem Kappi auch klar sein. @Silverslayer: Dass die beiden in Gegenwart des jeweils anderen, der zusehen musste, gefoltert wurden, wird zwar schon deutlich, aber ich hab es jetzt nicht sonderlich explizit gemacht. Erstens wäre das zu langwierig gewesen und zweitens strotzt die FF so schon vor Gewalt, also dachte ich es reicht so. Das mit dem Brandzeichen fand ich besonders fies, weil Teti es nie wieder los werden wird, aber sooo wichtig wird das im Grunde auch nicht mehr sein...>_> Es dürfte auf jeden Fall klar sein, dass es Zadei deutlich härter erwischt hat, schon allein wegen der Silberranke...nja...ob die ihm nicht noch zum Verhängnis wird...? Es wird da wohl so einen kleinen Rollentausch geben, der Titius aus der Rolle des schwachen Schönlings, in die Rolle des Beschützers befördert ^^ Hehehehehe und das Beste ist: im nächsten Kappi wird es noch einen Verrat geben *Hände reib* Und es wird zum endgültigen Bruch zwischen Hilda und Laures kommen *Laures in den Hintern tret* Ich hoffe mal ihr freut euch alle genau wie ich ^o^ und , dass das Lesen Spaß gemacht hat. Bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/ Kapitel 13: ------------ Blinzelnd öffnete Zadei die Augen und starrte angestrengt in die Dunkelheit, die ihn umgab. Es dauerte eine Weile, bis er sich an die fast vollkommene Schwärze gewöhnt hatte. Sein Blick glitt über den staubbedeckten Boden. Eine fette Ratte huschte von der einen Ecke in die andere, drehte den Kopf linkisch nach rechts und links, blitzte den Dämonengeneral an. Angewidert verzog er das Gesicht. Mit einem leisen Stöhnen drehte er sich auf die Seite und erblickte Titius' schlafende Gestalt direkt neben sich. Behutsam tastete er nach seiner Hand, nahm sie zwischen seine eigenen Hände, küsste die kalten Finger, die schlaff in seinem Griff lagen. Auf dem Gang ertönten Schritte, hielten direkt vor der Tür ihres elenden Gefängnisses inne. Jemand sagte etwas, das er nicht verstand, woraufhin ein lautes, donnerndes, gröhlendes Lachen ertönte. Still verharrte er dicht an seinen Geliebten geschmiegt und lauschte seinem eigenen Atem, der viel zu schnell und stoßweise kam, wie er bemerkte. Er rührte sich nicht, als würde ihn seine Reglosigkeit für den Angreifer unsichtabr machen, horchte nach den Stimmen, den Blick konzentriert ins Nichts gerichtet. Schützend legte er die Arme locker um den jungen Dämon, der von all dem nichts mitbekam, tief und fest schlief. Er fragte sich, ob gleich die Tür aufgerissen würde, ob sie wieder in die Folterkammer gezerrt würden, um Gelms, Laures' oder wessen Willkür auch immer ausgesetzt zu werden. Ein großer Kloß in seinem Hals erschwerte ihm das Schlucken. Er konnte alles ertragen, aber nicht Titius erneut leiden zu sehen, ohne etwas ausrichten zu können und genau das würde, solange er das verdammte Halsband trug, der Fall sein. Er hörte, wie etwas von außen an der Tür entlang schabte. Verschreckt schloss er die Arme noch fester um den schlafenden Dämon an seiner Seite und krümmte sich. Er spürte die raue Wand in seinem Rücken. Es gab kein Entkommen für sie, schoss es ihm durch seine Gedanken. Er blickte hinab auf Titius, der ahnungslos da lag, die Hände auf Gesichtshöhe zu lockeren Fäusten geballt. Im Schlaf hatte sich all der Schmerz, den er zuvor zu verbergen versucht hatte, ungehindert auf seine Züge gelegt. Die Stimmen auf dem Flur entfernten sich, verebbten. Die Tür blieb verschlossen. Keine groben Hände, die ihm seinen Geliebten aus den Armen rissen, um ihn auf's Neue leiden zu lassen. Zadei bettete den Kopf schräg an Titius' Schulter, so dass er sein Gesicht im Blickwinkel behielt. Er lächelte. Eindrucksvolle, schöne Züge, selbst jetzt noch. Er schob sein wirres Haar, das wie ein Umhang um seine Schultern lag, zur Seite und küsste ihn sanft auf die Wange, unter das linke Auge, dorthin wo er vorhin einen bereits verblassenden blauen Fleck ausgemacht hatte. Seine Finger glitten tiefer, fuhren über seine Brust, um die nun notdürftig ein paar schmale Stoffbahnen, die wohl ebenfalls aus Titius' Hose stammten, da diese nur noch in jämmerlichen Fetzen an ihm hing, gerade so noch sein Gesäß verdeckte, was auch für sein eigenes Beinkleid galt, wie er nun bemerkte. Ein Paar Hosenbeine hatte wohl nicht gereicht, um ihrer beider Verletzungen alle zu verbinden. Kalter Zorn ergriff vom Shogun Besitz, als er vereinzelt rote Stellen, an denen Blut durch den dünnen Leinenstoff gesickert war, auf dem improvisierten Verband entdeckte. Sachte strich er mit den Fingerspitzen über die blutverkrusteten Handrücken seines Liebsten. Unbehaglich verzog der junge Dämon das Gesicht, gab einen leisen Laut des Unwillens von sich und versuchte sich unbewusst der Berührung zu entziehen. Langsam zog Zadei seine Hand zurück. -"Was hast du Furchtbares durchmachen müssen?", flüsterte er schmerzlich. Tiefe Pein übermannte ihn. Er verbarg sein Gesicht in Titius' Halsbeuge und weinte lautlos. Hilda saß im Schlossgarten auf einer Bank und betrachtete das Beet Pusteblumen vor ihr. Der Wind strich sachte durch die weißen, weichen, runden Köpfe und raffte sie davon. Auseinander gepflückt schwebten sie dahin, selbst nicht wissend, was ihr Ziel sein würde. Sie blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Die zahlreichen Ringe, die sie noch am Tag zuvor getragen hatte, allesamt Geschenke von Laures, hatte sie abgenommen. Sogar den Ehering hatte sie abgesetzt. Sie konnte sie plötzlich nicht mehr an sich ertragen. Es war sowieso nie ihre Art gewesen, sich in solchem Übermaß mit irgendwelchem Prunk zu schmücken. Sie hatte es nur Laures zuliebe getan. Ihre schlanken Finger verschränkten sich krampfhaft miteinander. Unerwartet hatte sie gestern Nacht die Sehnsucht übermannt. Sie wollte zurück in die Menschenwelt. Sie verspürte schlicht und einfach Heimweh. So hatte sie zuletzt empfunden, kurz nachdem sie mit Laures in die Makai gegangen war. Sie hatte sich niemals allein oder einsam gefühlt, seit sie hier war, aber nun tat sie es... weil sie enttäuscht war und festgestellt hatte, dass sie die einzige Person, die ihr in ihrem Leben etwas bedeutete nicht halbwegs so gut kannte, wie sie geglaubt hatte. Der Mann an ihrer Seite schien ein Trugbild zu sein. Die Gewissheit stets jemanden hinter sich zu haben, der sie beschützte, sie liebte und niemals im Stich lassen würde, war zusammengefallen wie ein wackeliges Kartenhaus. Liebevoll zu sein und Schutz zu spenden waren Eigenschaften des Laures, wie sie ihn bisher gesehen hatte. Aber dieser Laures existierte gar nicht, so glaubte sie nun und dem wahren Laures, so wie sie ihn nun kennen gelernt hatte, traute sie es nicht mehr zu so etwas wie Zuneigung oder Liebe zu empfinden. Jemand der so grausam und gnadenlos war...wo sollte er in all der Kälte, die in ihm herrschte einen Platz für ein liebendes Herz haben? Sie wusste nicht was sie fühlte. War sie traurig? War sie wütend? Fühlte sie überhaupt irgendetwas? Ihr Blick wanderte zurück zu den Pusteblumen. Sie beugte sich vor und pflückte eine, hob sie nah an ihr Gesicht. Eine ganze Weile betrachtete sie sie reglos, in Gedanken versunken, dann blies sie gegen sie. Sie löste sich regelrecht auf, in viele, kleine, weiche Flöckchen, die sich vom Wind willenlos forttragen ließen. Vergänglichkeit...ihr war als blicke sie ihr direkt ins Antlitz. Sie musste daran denken, dass alles ebenso vergänglich war wie diese Pusteblume, von der sie nur noch den Stängel zwischen den Fingern hielt. Sie, Laures, Zadei und Titius, das geräderte Dämonenmädchen, der Küchenjunge ohne Hände, alles...jeder. Und die Liebe? War sie ebenso vergänglich? Konnte Liebe von einem Moment zum nächsten erlischen? So wie eine Pusteblume von einem Moment zum nächsten einfach verschwand? Sie hatte das Gefühl, dass genau das mit ihrer Liebe geschehen war. Laures hatte seinen Atem gegen sie gehaucht und sie war in unzählige Fragmente zerfallen. Sie hörte den Kies des Weges unter ruhigen Schritten knirschen. Ein Schatten legte sich über sie. Aus dem Augenwinkel sah sie ein Stück eines roten Samtumhanges im Wind tänzeln. -"Ich muss mit dir reden", erklang Laures' Stimme ernst. Sie sah ihn an und empfand nichts bei seinem Anblick. -"Bitte", entgegnete sie, " Ich bin ganz Ohr". -"Nicht hier. Komm' mit...in den Thronsaal". Er drehte sich um und ging wieder, ohne auf eine Antwort zu warten. Sie erhob sich und folgte ihm. Als sie im Thronsaal angelangten, wurden sie bereits erwartet. Eine Gruppe Dämonen, die Hilda, mit Ausnahme von Gelm und Rakuto, gänzlich unbekannt war, hatte sich versammelt und sahen ihnen, unter leichten Verbeugungen, entgegen. Ihre Gesichter wirkten starr und maskenhaft. Hilda fühlte sich von ihren Blicken regelecht durchbohrt. Sie sollten wegsehen...alle miteinander. Das Gefühl der Sicherheit, das sie zuvor stets in Laures' Nähe empfunden hatte war ebenfalls verschwunden. Der Dämonenkaiser ließ sich auf den rechten von zwei Thronen sinken und schlug die Beine übereinander. Hilda hingegen blieb vor der Stufe, die zu den beiden Thronen führte, von denen einer der ihre war, stehen. Sie würde sich nicht neben ihn setzen. Niemals wieder würde sie sich auf diesen Thron begeben. -"Nun, was wolltest du mir sagen?", fragte sie. Ein ungutes Gefühl machte sich langsam aber sicher in ihr breit. Er ließ sich Zeit mit der Antwort, als überlege er, wie er es am besten ausdrücken sollte. Schließlich blickte er sie direkt an. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt nun ihr. -"Ich habe über das, was du gesagt hast nachgedacht. Du hattest Recht. Ich habe dir Dinge verschwiegen und dich belogen und ich sehe ein, dass das nicht der richtige Weg war. Es tut mir leid". Ein skeptischer Blick ihrerseits glitt über ihn hinweg. Das konnte nicht alles sein. Das hätte er ihr auch später sagen können, wenn sie allein waren. Es passte nicht zu Laures, dass er in Gegenwart seiner Untergebenen um Verzeihung bat, oder gar Fehler eingestand. -"Ich will nicht, dass es zu erneuten Missverständnissen kommt", sprach er weiter, als Hilda nichts entgegnete, " Deswegen werde ich von nun an absolut und vollkommen aufrichtig dir gegenüber sein". Ein kaum merkliches Lächeln, dass Hildas Augen allerdings nie im Leben hätte entgehen können, huschte über Laures' Lippen bei diesen Worten. Er stand auf und deutete auf die Dämonengruppe im Saal. -"Mein Berater", er wies auf Gelm, der Hildas ungläubigen Blick kühn erwiderte, "und ich haben Zadeis und Titius' Hinrichtung endgültig beschlossen. Sie wird in drei Tagen auf dem Palasthof stattfinden und ab heute Nachmittag offiziell im ganzen Reich verkündet werden. Gelm ausgenommen, bist du gemeinsam mit den übrigen hier Anwesenden die Erste, die es erfährt. Sie sind alle Personen meines Vertrauens und werden sich um die Kleinigkeiten kümmern. Die Bekanntmachung, den Aufbau des Schafotts, die Beseitigung der Leichen und so weiter, du weißt was ich meine". So ungerührt als erzähle er von den Geschehnissen während eines Spazierganges an einem sonnigen Nachmittag, klärte er sie über den geplanten Verlauf auf. -"Es wird eine Anklage verlesen werden mit anschließender Urteilsverkündung. Zadei wird als erster hingerichtet. Ich werde ihn steinigen lassen. Zu diesem Zweck wird er mit auf dem Rücken gefesselten Händen bis zur Hüfte eingegraben werden. Titius wird während dessen selbstverständlich anwesend sein und dem beiwohnen. Wenn Zadeis Dahinscheiden dann vollzogen ist, wird ihm der Scharfrichter die Flügel abgeschlagen...falls er bis dahin nicht an gebrochenem Herzen von selbst gestorben ist". Gelm lachte meckernd. Laures ließ ihn gewähren. "Ich habe mich deshalb für diese Reihenfolge entschieden, weil Zadeis Tod erheblich länger dauern wird und ich finde es wäre nicht gerecht, Titius seinen langen Leidensweg vorzuenthalten". Mit ausdruckslosen Augen starrte Hilda ihn an. -"Nun, jetzt bist du im Bilde. Dieses Mal ist nichts von dem, was ich gesagt habe gelogen und ich habe dir auch nichts verschwiegen. Das können dir Gelm und die anderen jeder Zeit bestätigen. Ich hoffe das war in deinem Sinne", sagte er ernst, aber seine Stimme und sein Blick troffen vor Süffisanz. Ein kurzer Moment der vollkommenen Stille breitete sich zwischen ihnen aus. -"Was habe ich nur jemals an dir gefunden?", ertönte dann leise die Stimme der jungen Frau. "Du bist ein Monstrum Laures. Ich verachte dich!" Der Dämonenfürst nahm es dankend mit einem Lächeln hin. Energisch wirbelte Hilda herum und eilte aus dem Thronsaal, rannte beinahe schon. Keine Sekunde länger wollte sie seinen Anblick ertragen müssen. Möglichst lautlos schob Hilda die Leiter vor die Regalwand gegenüber der Fensterfront. Es war bereits tiefe Nacht, ihre Lider fühlten sich an, wie mit Blei gefüllt. Laures würde sich sicher nicht darüber wundern, dass sie ihrem gemeinsamen Schlafzimmer fern blieb, nicht nach allem, was vorgefallen war. Unnachgiebig rieb sie sich die Müdigkeit aus den Augen. Sie hatte den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht, das war das letzte Bücherregal. Es musste hier stehen. Es musste! Es konnte nirgendwo anders sein. Sie blickte an dem Regal empor, das bis unter die hohe Decke reichte. Es konnte sich nur noch um einige Stunden handeln. Sie stieg die Leiter empor, begann mit den Büchern, die sich ganz oben befanden. An jedes einzelne hielt sie die unaufhaltsam herabbrennende Kerze, beleuchtete die ledernen, antik anmutenden Buchrücken und entzifferte konzentriert die Lettern auf ihnen. Nach drei weiteren Stunden weiteten sich Hildas, vor Müdigkeit kleine und geschwollene Augen, als das spärliche Licht der Flamme einen unscheinbaren, schwarzen, mit großen roten Lettern beschrifteten Buchrücken erleuchtete. Sie unterdrückte den gellenden Freudenschrei, der ihre Kehle empor sprudelte. Eilig zog sie das Buch hervor, stieg die Leiter hinab und setzte sich an den großen Tisch. Wie ein Heiligtum legte sie es vorsichtig vor sich hin und schlug es auf. Ihre Augen flogen über die Seiten. Sie konnte die Schrift nicht lesen. Sie war zu alt, wahrscheinlich einige hundert Jahre älter als die Dämonenschrift, mit der sie sich auseinandersetzte, seit sie in der Makai lebte. Sie blätterte weiter. Es war nicht wichtig die Worte entziffern zu können. Sie brauchte nur die Baupläne, nichts weiter. Sie würde sie auch ohne die Anmerkungen, die an den Rändern standen verstehen können. Seite für Seite studierte sie die alten Zeichnungen. Das Papier war schon völlig vergilbt. Irgendwann musste sie finden, was sie suchte. Es gab kein Schloss ohne Geheimgänge. Geduldig sah sie sich die architektonischen Skizzen eine nach der anderen an. Fast ganz zum Schluss, enteckte sie ein aufklappbares Bild. Sie breitete es ganz vor sich aus und klatschte einmal freudig erregt in die Hände. Das waren sie! Sämtliche Geheimgänge, unterirdisch und nicht unterirdisch, klar und deutlich in den Bauplan des Palastes eingezeichnet. Sogar in unterschiedlichen Farben. Hilda bemerkte, dass ihre Hände leicht zitterten, als sie sie flach auf das Papier legte, um es glatt zu streichen. Die gesamte restliche Nacht verbrachte sie damit, sich den Plan immer und immer wieder anzusehen, auszurechnen, welche Wege kürzer waren, abzuwägen welche sicherer waren. Schließlich entschied sie sich für einen verborgenen Gang, der im Kellergewölbe lag und unterirdisch durch ein Waldstück führte. Er war mit einer kleinen, unscheinbaren, wohl längst in Vergessenheit gerateten Kapelle verbunden, die irgendwann einmal für zwielichtige Rituale genutzt worden sein musste. Der Weg war zwar nicht wirklich der kürzeste, aber der praktischste, da er eben im Keller seinen Ursprung hatte. Unzählige Male hatte sie mit geschlossenen Augen am Fenster gestanden oder war um den Tisch herum gewandert, während sie sich im Geiste den Plan immer wieder vor Augen rief, sich gedanklich vorstellte wie sie der violetten Tintenlinie folgte. Als der Morgen dämmerte, beschloss sie die Bibliothek zu verlassen. Einen kurzen Moment zögerte sie, ob sie den Plan nicht einfach aus dem Buch heraustrennen sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann irgendwem auffallen würde war wohl eher gering und wenn doch, dann würde es sicher nicht so bald geschehen...hoffte sie. Sie entschied sich allerdings das Risiko besser nicht einzugehen, ihr Vorhaben war so schon gewagt genug. Sie würde sich voll und ganz auf ihr Gedächtnis verlassen müssen. Sie konnte nur beten, dass es sie nicht erneut im Stich lassen würde. Sie schlug das Buch zu und stellte es zurück in das Regal, danach schob sie die Leiter wieder in die Ecke, in der sie üblicherweise stand und verließ die Bibliothek. Kurz blickte sie zu beiden Seiten den Gang entlang. Es war niemand zu sehen. Auf nackten Sohlen huschte sie in eines der zahlreichen Gästezimmer. Schon zum wiederholten Male an diesem Nachmittag, lief Hilda über den Flur. Immer wieder schritt sie ihn, so unauffällig wie möglich, auf und ab, wobei sie in Gedanken den Verlauf des Geheimganges durchging. Sie blieb an einem der Rundbogenfenster stehen und blickte hinunter in den Hof. Bald würden die Vorbereitungen beginnen. Sie sah hinüber zu der Treppe, die in das Kellergewölbe führte. In wenigen Minuten müsste es wieder soweit sein. Sie wandte sich vom Fenster ab und schritt weiter den Gang hinab. Einen Augenblick blieb sie stehen und schloss die Augen. Tausend Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Gedanken, die sie zu verdrängen versuchte, die sie nicht gebrauchen konnte...sie konnte später darüber nachdenken, wenn es geschafft war. Sie drehte sich seufzend um und schritt langsam zurück. Zunächst leise, entfernte, zunehmend lauter werdende Schritte näherten sich. Sie hörte das verhaltene Geräusch einer Schwertscheide, die ryhthmisch, bei jedem Schritt gegen eine Rüstung stieß. Ruhig kam ein Soldat über den Gang, blieb stehen, als er Hilda erblickte und verbeugte sich respektvoll. Sie nickte leicht, woraufhin er seinen Weg fortsetzte und die Treppe zum Kellergewölbe hinab stieg. Aufmerksam blickte sie ihm nach. Ein paar Momente später ertönten erneut Schritte auf der Treppe und ein anderer Soldat erschien auf dem Gang. Also war es wie sie es vermutet hatte. Die Wache im Kellergewölbe war allein und wechselte zu jeder vollen Stunde. Umstände, die ihr zugute kamen. Nun wo sie Gewissheit hatte brauchte sie die Soldaten nicht länger zu beobachten. Sie machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Als sie dieses Mal kurz am Fenster inne hielt und hinunter in den Hof sah, tummelten sich dort ein paar Dämonen, die begannen das Schafott aufzubauen. Etwas abseits, saß der Scharfrichter, maskiert wie er es immer war, sobald er in die Öffentlichkeit trat, und schleifte eine mannshohe Axt. Die Zeit drängte. Es war mitten in der Nacht, der gesamte Palast schlief, als Hilda lautlos aus ihrem Zimmer schlüpfte. Einem Schatten gleich huschte sie, mit den Wänden eins werdend, ungesehen über die Gänge. Die Wache gähnte geräuschvoll, rieb sich über ihre Augen. Sie wippte mit dem Schemel, auf dem sie saß, vor und zurück, streckte ihre langen Beine von sich und betrachtete desinteressiert ihre Stiefelspitzen. Sie lehnte ihren Kopf an die Wand und ließ sich von den bizarren Gestalten, die die wenigen Fackeln auf Boden, Gemäuer und Decke reflektierten, einlullen. Wie überdimensionale Scherenschnitte tanzten sie vor ihren übermüdeten Augen hin und her. Sie versuchte konkrete Figuren in ihnen auszumachen. Ein Spiel, von dem sie hoffte, dass es sie bis zum Wachenwechsel wach halten würde. Der junge Soldat war schon seit geraumer Zeit in die Schattenbilder vertieft, als ein leises Klirren ihn zurück in die Realität zerrte. Er wandte sich um. Es war niemand zu sehen. Den Kopf schüttelnd vertiefte er sich erneut in seine Fantasiegebilde. Angespannt hielt Hilda den Atem an und drückte sich fest an die Wand, in der Hoffnung die Wache möge sie nicht entdecken. Ein lautloses Seufzen entrang sich ihrer Kehle, als der Soldat seine Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes richtete. Auf leisen Sohlen setzte sie ihren Weg mit kleinen Schritten fort. Eine Bewegung, die sie aus dem Augenwinkel heraus gesehen hatte, lenkte die Wache erneut von den flackernden Formen ab. Misstrauisch äugte der Dämon in die Dunkelheit. Mit einem kaum hörbaren Laut des Schreckes fuhr er hoch, als er für einen Augenblick die Umrisse einer Person ausmachte. -"Ist dort jemand?" Die schemenhafte Shilouette tauchte in den Schatten unter, entzog sich seinem Blick. -"Laures-Sama?" Langsam wanderte seine Hand zu seinem Schwert. Ein leicht kühler Luftzug streifte ihn, er hörte das Rascheln von Stoff. Wie aus dem Nichts tauchte eine in Schwarz gehüllte Gestalt vor ihm auf. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er schloss die Finger um den Schwertgriff, doch ehe es ziehen konnte, traf ihn etwas hartes mit voller Wucht mitten ins Gesicht. Stöhnend ging er zu Boden, kauerte auf allen Vieren neben dem Schemel und presste die linke Hand auf Nase und Mund. Mit einem großen Schritt trat Hilda hinter ihn. Eine fließende Bewegung aus dem Handgelenk heraus, ließ die um ihre geballte Faust gewundene Kette hinab über ihre Finger rutschen. Sie umfasste mit jeweils einer Hand ihre Enden, wickelte sich jedes Ende einmal um die Unterarme, um mehr Kraft aufzubringen, schlang sie von hinten um den Hals der Wache und zog zu. Reflexartig griff der Soldat nach der Kette, die ihm seine Energie regelrecht aus seinem Körper zu saugen schien. Er versuchte die Hände zwischen die kalten Glieder und seinen Hals zu schieben, was ihm nicht gelang. Er keuchte laut auf. Seine Sicht drohte zu verschwimmen, er fühlte sich plötzlich furchtbar schwach. Sein Atem ging schneller, vergeblich wand er sich hin und her. Unnachgiebig zog Hilda die Kette immer enger. Der Soldat kippte vorn über, fing sich mühsam mit den Händen ab. Verzweifelt krallte er die Finger in den Boden. Er fühlte sich, als läge eine zentnerschwere Last auf ihm. Silberranke, schoss es ihm durch den Kopf. Mit aller Kraft versuchte er sein Schwert zu ziehen. Seine angespannten Muskeln zitterten. Er spürte wie der Druck auf seine Kehle nachließ. -"Wo sind Zadei und Titius?". Wie durch dicke Watteschichten drang eine gedämpfte Stimme an seine Ohren. Er blinzelte, stemmte sich gegen die Kette, die daraufhin sofort wieder enger gezogen wurde. -"WO?!" Panisch schnappte der Dämon nach Luft. Vergeblich versuchten sich seine Lungen mit Luft zu füllen. Erneut löste sich die Kette ein paar Zentimeter. Röchelnd stöhnte er erleichtert auf, atmete tief ein. -"Todeszelle...am Ende...des...Kellers...", stieß er abgehackt hervor. -"Schlüssel!" Fordernd streckte sich ihm eine behandschuhte Hand entgegen. Zitternd deutete die Wache hinter sich auf ihren Rücken und schluckte trocken. -"Hier...". Hilda zerrte das Obergewand des Dämons beiseite und entdeckte einen Schlüsselbund mit nur 5 Schlüsseln, der im Gegensatz zu den anderen drei, die an seiner Seite hingen, hinten an seinem Gürtel befestigt war. Mit einem Ruck löste sie ihn und hielt ihn ihm hin. -"Welcher?" Er zögerte. Dafür würde Laures ihn in aller Öffentlichkeit pfählen lassen. Er presste die Augen zusammen. Wieso geschah das jetzt? Warum ihm? Warum nicht einem der anderen Soldaten? Erneut zog sich die Kette eng um seinen Hals zusammen, drohte ihm den Kehlkopf zu zerquetschen. Er biss sich auf die Unterlippe, bis Blut unter seinen Zähnen hervor perlte. -"Willst du sterben?". Das scharfe Zischen schien ewig zu brauchen, um zu ihm durchzudringen. Er schüttelte so weit es möglich war den Kopf, schluchzte verzweifelt auf. Er wollte doch nicht sterben! Nicht hier! Nicht jetzt! Jetzt und hier wollte er leben! Zuhause warteten seine Frau und sein zwei Monate altes Kind auf ihn, er _musste_leben! Er verdrängte den Gedanken an Laures. Schwerfällig nestelte er an den Schlüsseln. -"Der...rost...ige...". Wortlos zog Hilda die Kette nun so fest sie nur konnte. Die Wache sackte zusammen auf den Boden, keuchte herzerweichend. Sie streckte den Arm der Dunkelheit des Ganges entgegen, als erwarte sie einen unverhofften Retter. Voller Angst spürte sie wie ihre Kraft sie gänzlich verließ. Ihr wurde schwindlig, alles drehte sich in und vor ihr. Sie schloss die Augen, versuchte gewaltsam Luft in ihre schmerzenden Lungen zu pressen. Speichel floss aus ihren Mundwinkeln. Schließlich erstarb der Widerstand des Dämons, mit einem dumpfen Laut fiel sein Arm leblos herab. Stumme Tränen vergießend überließ er sich der tiefen Besinnungslosigkeit, die sich seiner bemächtigte. Sobald der Soldat sich nicht mehr regte, löste Hilda sofort die Kette. Sie nahm ihm sein Schwert ab, hob eine der Fackeln aus ihrer Halterung und rannte den verborgensten, tiefsten Winkeln des Kellergewölbes entgegen. TBC Sorry, keine Kaffeekränzchen dieses Mal. Ich bin groggy und muss bis zu 10 Stunden am Tag arbeiten *um Verständnis bittet* Trotzdem hoffe ich wie immer, dass alle ihren Spaß hatten ^^v Und natürlich können mir alle wie immer ihre Begeisterung, Morddrohungen, seelischen Zusammenbrüche, Wutanfälle usw. wie stets per ENS mitteilen ^.- Bis zum nächsten Kappi die Psychose ^^/ Kapitel 14: ------------ Außer Atem ließ Hilda ihren Blick über die fünf Zellen schweifen, die sie ohne Fackel sicherlich niemals in der bedrückenden Düsternis ausgemacht hätte. In völliger Abgelegenheit waren die massiven, schweren Türen eins geworden mit Gemäuer und Schatten, als wollten sie sich vor den verzweifelten Schreien der Verdammten, die seit Ewigkeiten das einzige waren, was sie zu hören bekamen, verbergen. Fast irreal wirkten sie im flackernden Schein des Feuers. Verborgene Pforten zu einer anderen Dimension, so schien es, was vielleicht nicht so weit von der Wahrheit entfernt war, wie man zunächst zu glauben vermochte. Hier unten fand das gewöhnliche Leben, dass sich in der Außenwelt Tag ein Tag aus abspielte ein so jähes Ende, als sei man in einen tiefen, bodenlosen, schwarzen Nachtmahr gestürzt. Wer hier im Keller seiner Existenz verweilte, würde früher oder später beginnen anzuzweifeln jemals zuvor das Sonnenlicht erblickt zu haben, so etwas wie die Sonne als ein Produkt seiner Hirngespinste, die die Gefangenschaft seinem verwaisten Geist eingehaucht hatte, abtun und vergessen, ob sein Kerker nun nur ein Alptraum oder sein vorheriges Leben in Freiheit nur ein Traum war. Mit verkrampften Fingern festigte sie den Griff um den Schlüsselbund, trennte den völlig verrosteten Schlüssel von den übrigen. Mit einer abgehackten, ungelenken Bewegung schob sie ihn in das erste Vorhängeschloss. Er passte nicht. Für den Bruchteil einer Sekunde setzte ihr Herz einen Schlag aus, um darauf umso schneller gegen ihre Rippen zu pochen. Hastig eilte sie zu der nächsten Tür. Das Vorhängeschloss, das sie versiegelte war so überdimensional und mit zahlreichen Ketten verstärkt, dass man glauben mochte der Dämonenkaiser hielte in dieser Zelle Cerberus persönlich gefangen. Gleich auf den ersten Blick, war ihr klar, dass der Schlüssel auch für dieses Schloss nicht gemacht war. Sie spürte wie ein stetig zunehmendes Zittern in ihre Hände Einzug erhielt, als sich auch die dritte und vierte Tür nicht öffnen ließen. Für einen kurzen Moment flammte ein fürchterlicher Gedanke in ihr auf, der ebenso schnell wie er aufgetaucht war, wieder verschwand. Der Soldat hatte gelogen! Dieser Schlüssel war der Falsche! Den richtigen trug er möglicherweise irgendwo anders bei sich, wenn überhaupt. Vielleicht wurde er auch ganz woanders aufbewahrt, von einer ganz anderen Person...von Laures selbst zum Beispiel und vielleicht waren auch Zadei und Titius gar nicht hier unten! Wie aus einem Traum erwacht schüttelte sie den Kopf und kniff die Augen zusammen. Sie schob den Schlüssel in das Vorhängeschloss der letzten Tür. Doch trotzdem er passte und sie ein leises Einrasten hören konnte ließ er sich nicht herum drehen. Reflexartig schnellten Zadeis und Titius' Köpfe simultan herum, als sich jemand daran machte ihre Zelle aufzuschließen. Unwillkürlich rutschte Titius näher an Zadei heran, drückte sich so dicht gegen ihn, als wolle er schier in ihn hinein kriechen. Der Dämonengeneral legte sich mit zusammengezogenen Brauen den Zeigefinger an die Lippen, streichelte tröstend die Hand seines Geliebten und stand lautlos auf. Er zog Titius langsam mit sich in die Höhe und schob ihn behutsam in eine Ecke der Zelle, bedeutete ihm dort stehen zu bleiben, während er selbst sich ohne das leiseste Geräusch zu verursachen der Tür näherte, lauernd hinter ihr stehen blieb. Sicher war das, was er vorhatte Schwachsinn, zumal er nicht über seine Kräfte verfügte, aber er würde nicht wie ein Lamm auf der Schlachtbank sitzen und tatenlos warten, bis man Titius und ihn in die ewigen Jagdgründe sandte. Nein, er musste es wenigstens versuchen...er musste... Sich nur wenig erfolgreich zur Ruhe zwingend, zerrte Hilda gewaltsam an dem Schlüssel. Es lag sicher nur am Rost, dass er sich nicht herumdrehen ließ, sagte sie sich immer wieder in Gedanken, versuchte die aufkommende Panik zu besänftigen. Mit beiden Händen versuchte sie ihn rechts herum zu zwingen und unterdrückte ein unflätiges Fluchen. Sie hatte weiß Gott nicht genügend Zeit, um sie so großzügig zu verschwenden. Sie ließ den Schlüssel los und schloss für einen Moment in tiefster Resignation die Augen, ehe sie es noch einmal versuchte. Gefühlvoller dieses Mal. Das letzte, was sie wollte war, dass der Schlüssel am Ende noch abbrach. Vorsichtig ruckelte sie ihn hin und her bis er nachgab und sich tatsächlich ein Stück nach rechts drehen ließ. Sie ruckelte erneut und wieder drehte er sich ein paar Zentimeter. Den Atem vor lauter Anspannung angehalten wiederholte sie dies noch ein paar Male, bis das Schloss endlich nachgab und einen ächzenden Laut verursachte. Geräuschvoll ausatmend löste Hilda es und zog langsam die Tür auf. Gebannt beobachtete Titius, wie sich die Tür öffnete und blinzelte leicht, als ein Lichtstrahl in die dunkle Zelle fiel. Eine mehr oder minder hochgewachsene Gestalt, völlig in Schwarz gehüllt, stand im Rahmen. Ihre vagen Umrisse ausgenommen, konnte er rein gar nichts von ihr erkennen. Es war gewiss keine Wache, soviel war sicher und ebenso wenig schien es einer der Soldaten zu sein[1]. Für Laures oder Gelm allerdings war die Gestalt mindestens einen Kopf zu klein. Also blieben nicht sonderlich viele Alternativen. Überhaupt fiel ihm im Moment nur eine einzige ein, die den Kloß in seinem Hals rasant anwachsen ließ und ihm das Atmen schier unmöglich machte. Der Scharfrichter. War das nun das Ende ihres wenig erfüllten, traurigen Daseins? Würden sie nun sterben, ohne wirklich gelebt zu haben? Suchend ließ Hilda ihren Blick eilig durch die düstere Zelle wandern und konnte niemanden ausmachen. Wieder flammte der Gedanke in ihr auf, die Wache könne sie belogen haben und wieder beschleunigte sich ihr Herzschlag. Widerstrebend gestand sie sich ein, dass ihre Knie zitterten, als sie entschlossen in die Dunkelheit des schäbigen Gefängnisses trat. Jeder einzelne Muskel in Zadeis Körper spannte sich, als er die Schritte des, für ihn bislang unsichtbaren, Fremden sich nähern hörte. Kaum, dass die Gestalt auf eine Höhe mit ihm kam, griff er sie von hinten an. Er schlang den linken Arm um ihren erstaunlich schmalen Oberkörper, den rechten legte er mit aller Kraft um ihren Hals, drückte ihr schmerzhaft gegen die Kehle und somit die Luft ab. Er hörte seinen Gegner panisch nach Luft schnappen und presste seine unverletzte Hand auf seinen Mund, erstickte die angestrebten Laute des Protests. -"Heute wird das Spiel nach meinen Regeln gespielt, du elender Bastard", zischte er. Er wirbelte herum, beförderte in derselben Bewegung die Tür mit einem Tritt ins Schloss und schleuderte die fremde Person mit erstaunlicher Leichtigkeit gegen die Wand. Schmerzerfüllt keuchte Hilda auf, als ihr der harte Aufprall schier die Luft aus den Lungen presste. Leise stöhnend rutschte sie an der rauen Mauer hinab und sank benommen zu Boden. Sie umklammerte ihren schmerzenden Hals und rang mit aller Kraft nach Atem. Die Fackel fiel ihr aus der plötzlich völlig kraftlosen Hand, rollte zischend über das unebene Gestein und drohte zu erlischen. Zittrig stemmte sich die junge Frau auf die Arme und erblickte Titius, der sich nun ebenfalls aus seiner Ecke gelöst hatte und die Fackel aufhob, mit einem deratig hasserfüllten Blick auf sie nieder sah, wie sie ihn nie zuvor an ihm gesehen hatte. Wortlos fasste er sie an ihrem weiten Umhang, zerrte sie grob auf die Beine und stieß sie gegen Zadei, der nur wenige Schritte hinter ihr stand und seine Arme unter ihren Achseln hindurch schob, sie gegen sich gedrückt festhielt, um Titius einen zielsicheren Schlag in ihr Gesicht landen zu lassen[2]. -"Nicht Titius!", stieß sie kläglich mit heiserer Stimme hervor, versuchte vergeblich sich Zadeis Griff zu entziehen. -"Hilda?!", fragte der geflügelte Dämon ungläubig und senkte seine bereits zu einem weiteren Schlag ausholende Hand. -"Was?! Laures' Menschenweib!?", rief Zadei voller Skepsis und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. -"Lass' sie los!". Mit erschrocken geweiteten Augen machte der junge Dämon eine befehlende Geste mit der freien Hand. Murrend kam der Shogun der Aufforderung seines Geliebten nach und stieß die junge Frau mit einem kehligen Grollen von sich, die mit einem erleichterten Seufzen auf die Knie sank und die voluminöse Kapuze, die ihr Haupt bedeckte zurückwarf, den Schal beiseite zerrte, der um ihr Gesicht gewunden war und lediglich die Augenpartie freigab. -"Ihr seid es tatsächlich!". Regungslos blickte Titius einen Moment lang auf die Frau zu seinen Füßen, ehe er ihr hastig eine Hand darbot und aufhalf. -"Seid Ihr verletzt?", fragte er hastig mit besorgter Miene und hob die Fackel auf Gesichtshöhe, um Hilda besser sehen zu können, fuhr mit den Fingerspitzen über ihren linken Mundwinkel, der unter seinem Schlag aufgeplatzt war. "Es tut mir leid", stammelte er schuldbewusst. Sie schüttelte langsam den Kopf. -"Nein, schon gut, alles in Ordnung". -"Gar nichts ist in Ordnung!", donnerte Zadei und packte sie am Kragen, zog sie so dicht an sich heran, dass sie gar nicht anders konnte, als in seine bedrohlich funkelnden Bernsteinaugen zu blicken "Was willst du hier? Laures Bericht erstatten, ob wir noch leben oder schon krepiert sind?! Oder wolltest du selbst dich an unserem Leid ergötzen, Menschenabschaum?!" -"Hör' auf Zadei! Hilda ist auf unserer Seite!". Entschlossen löste Titius die Hand des Shoguns aus dem Umhang der jungen Frau und schob sich zwischen ihn und Hilda. -"Als Laures mich in der Folterkammer gefangen hielt und quälte, ist sie jeden Tag zu mir gekommen, hat mir zu essen und zu trinken gebracht und meine Wunden versorgt. Sie ist mein einziger Lichtblick gewesen, ohne sie wäre ich jetzt sicherlich tot". Beschwörend blickte Titius den Dämonengeneral an, dessen aggressive Züge sich nur langsam und sehr widerwillig glätteten. -"Titius hat Recht. Ich bin hier, weil ich euch helfen will", bekräftigte Hilda die Worte des Dämons. Sie warf ihren Umhang zurück und öffnete einen Beutel, den sie sich um ihre Schultern gehängt hatte. Titius betrachtete ihre langen, in engen Hosen steckenden Beine, die in den an den Waden viel zu losen Stiefeln wirkten wie vereinsamte Blumenstengel in einer zu groß geratenen Vase. An ihrer Seite hing ein Schwert, wie es Laures' Soldaten bei sich trugen. Es war ein befremdlicher Anblick. -"Hier!" Sie reichte jedem der beiden Dämonen ein schwarzes, zusammengerolltes Stoffbündel. Lange, mit riesigen Kapuzen versehene Umhänge, die dem ihren glichen. -"Zieht die über und dann folgt mir, wir haben keine Zeit zu verlieren". Augenblicklich hüllte sich Titius in das Gewand, während Zadei noch immer voller Misstrauen zögerte. Eilig entwand die junge Frau dem geflügelten Dämon die Fackel und führte ihn und den Shogun hinaus auf den Gang. -"Woher wussest du überhaupt, wo wir sind und wer hat dir den Schlüssel zur Zelle gegeben?", fragte Zadei lauernd, sich nun doch umständlich in den Umhang wickelnd seinen harten, kalten Blick in ihren Rücken bohrend. Er war ganz und gar nicht von Hildas guten Absichten überzeugt und schloss einen Hinterhalt nicht aus. -"Wenn du uns hinters Licht führst Menschenabschaum, erschlage ich dich wie einen räudigen Straßenköter", drohte er gefährlich leise, ignorierte Titius' mahnenden Blick. -"Ich habe eine Wache nach euch gefragt, dieselbe, die mir den Schlüssel zu eurer Zelle bereitwillig überlassen hat", entgegnete Hilda ruhig und blickte ihn kurz über die Schulter hinweg an. "Natürlich habe ich nachhelfen müssen...leider", fügte sie hinzu. Die Stirn des Shoguns legte sich in tiefe Falten. -"Nachhelfen?", wiederholte Titius und hob die linke Braue. -"Hiermit". Sie streckte ihm die Kette, mit der sie den Soldaten niedergestreckt hatte, entgegen. Der junge Dämon wich sofort einen Schritt zurück. -"Silberranke", flüsterte er. Sie nickte stumm. Schweigen legte sich auf die drei nieder. Zielstrebig lotste Hilda die beiden Dämonen durch die verworrenen Gänge, steuerte den verborgenen Durchgang an, den sie in den Bauplänen entdeckt hatte. Als sie nach ein paar Minuten eine Biegung erreichten sah Zadei ein paar Meter entfernt die leblos am Boden liegende Wache. -"Ist sie das? Die Wache, die du erwähntest?", fragte er und deutete auf den uniformierten Dämon. Hilda nickte wortlos und blieb an einer Mauer stehen, hob' eine Fackel aus ihrer dort angebrachten Halterung und legte sie vorsichtig auf den Boden, damit sie nicht erlosch. -"Hast du ihn umgebracht?", wollte der Dämonengeneral wissen, konnte den ungläubigen, zweifelnden Unterton nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Es lag jenseits seines Vorstellungsvermögens, dass Hilda einfach so jemanden töten könnte. Obwohl... ein Leben an der Seite des Dämonenfürsten vermochte mit der Zeit sicher auch ein zart besaitetes, menschliches Gemüt abzuhärten... -"Natürlich nicht!", entgegnete sie entrüstet. "Er ist nur bewusstlos". Sie übergab ihre Fackel Titius, fasste die Halterung vor sich mit beiden Händen und drehte sie um 360° herum. Die Wand in der sie befestigt war erbebte leicht, von einem dumpfen Grollen begleitet und verschob sich schließlich, indem sie um 180° um die eigene Achse rotierte. -"Bewusstlos?!", zischte Zadei aufgebracht. Seine unverletzte Hand ballte sich kramphaft zur Faust. "Wie blöd bist du eigentlich, Weib?!", fuhr er auf und trat mit einem einzigen energischen Schritt hinter Hilda, griff um sie herum unter ihren Umhang und zog das Schwert an ihrer Seite aus seiner Scheide. Einen erschrockenen Laut von sich gebend, wirbelte sie herum und griff reflexartig nach der Waffe im vergeblichen Versuch, sie ihm zu entreißen. -"Was soll das?! Was hast du vor?!", stieß sie mit mühsam gedämpfter Stimme hervor. -"Was glaubst du wohl?", höhnte er mit verächtlichem Blick und trat mit eiligen Schritten auf den Soldaten zu, den Schwertgriff kreisend durch seine Finger tanzen lassend. -"Komm' sofort zurück! Es besteht kein Grund ihn umzubringen!". Sie setzte ihm zwei Schritte nach und blieb abrupt stehen, als er kaum, dass sie ausgesprochen hatte auf dem Absatz herumfuhr und mit der Schwertspitze auf sie deutete, das Gesicht eine einzige Maske des Zorns. -"Kein Grund sagst du?! KEIN Grund?! Du hast ihn mit Hilfe von Silberranke fertig gemacht! Was glaubst du wieviele Dämonen unbekümmert ein Stück Silberranke durch die Gegend spazieren tragen können? Der Verdacht wird sofort auf dich fallen, oder hast du hier noch anderen Menschenabschaum außer dir gesehen?![3]" Wortlos erwiderte die junge Frau seinen lodernden Blick, einen schmerzerfüllten Ausdruck auf den Zügen. -"Er hat Recht, Hilda", warf Titius leise ein und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. Ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten, auf die er ohnehin nichts gegeben hätte, wandte sich Zadei ab und griff in das Haar des bewusstlosen Soldaten, zog seinen Kopf empor und durchtrennte ihm mit einem schnellen, sauberen Schnitt die Kehle. Beide Hände vor den Mund pressend, um nicht aufzuschreien oder sich in die nächste Ecke zu übergeben wandte Hilda ruckartig das Gesicht ab und eilte, beinah über die eigenen Füße stolpernd, in den Geheimgang, um sich dem abscheulichen Anblick zu entziehen. Mit ausdrucksloser Miene trat Zadei auf Titius zu, der an der Mauer stand und auf ihn wartete, legte im Vorübergehen seinen linken Arm fest um seine Schulter und zog ihn mit sich in den Geheimgang hinein, wo Hilda sie, ihnen den Rücken zugewandt, erwartete. Ein bösartiges Lächeln schlich sich auf die Lippen des Shoguns, als er die blutige Klinge an ihrem Umhang abwischte und das Schwert dann mit einem Ruck, der die junge Frau fast aus dem Gleichgewicht brachte, in seine Scheide zurück schob. Mühsam einen mehr oder minder gleichgültigen Gesichtausdruck aufsetzend trat Hilda noch einmal nach draußen, steckte die am Boden liegende Fackel in ihre Halterung zurück und verschloss den geheimen Eingang dann von Innen nach demselben Prinzip, indem sie sie Fackelhalterung, die auf der anderen Seite der Mauer angebracht war, ebenso wie die erste um 360° herumdrehte. Es war ihnen, als irrten sie seit einer halben Ewigkeit durch die verwinkelten, unterirdischen Gänge. Immer wieder versicherte Hilda ihren Begleitern, dass es der richtige Weg war und der Ausgang nicht mehr fern war und immer wieder entdeckte sie in beiden Augenpaaren jene ängstliche Skepsis, die bei Titius von Vertrauen und vom Wunsch ihr glauben zu können überschattet wurde, während sie ihr bei Zadei unverhohlen, mit einer stummen Drohung gepaart, regelrecht entgegen sprang. Der Shogun fühlte sich wie eine Laborratte im Labyrinth und zeitweilig hatte ihn die böse Ahnung erfasst, dass das Menschenweib gar nicht mehr wusste, wo es sie überhaupt hinführte. Dann endlich, nach zahllosen unterdrückt hervorgestoßenen Flüchen, bissigen Bemerkungen und nahe an der Grenze der Eskalation schwebenden Auseinandersetzungen erreichten sie den mit bangem Herzen lang ersehnten Ausgang. Zu Dritt stemmten sie sich gegen die marode Tür, deren Angeln der Rost der Jahrzehnte und Jahrhunderte zur Bewegungslosigkeit verdammt hatte, bis sie sich mit einem erbärmlichen Knarren, das wie das letzte Aufbrüllen eines sterbenden Raubtieres klang öffnete. -"Das ist sie, die alte Kapelle", sagte Hilda leise. Mit seligem Glanz in den Augen folgten ihr Titius und Zadei, sahen sich flüchtig in dem alten, verfallenen Gebäude, in dem nichts als Chaos herrschte, um. Alles, was sie noch von ihrer Freiheit trennte war der schmale Mittelgang, zwischen den morschen, dicht aneinander gedrängten Holzbänken[4]. Einen jubilierenden Laut austoßend ergriff Zadei Titius' Hand, stürmte an der jungen Frau vorbei und stieß die doppelflügelige Tür der Kapelle mit solchem Schwung auf, als wollle er sie aus den Angeln reißen. Vor ihm lag still und unheilvoll dunkel wie stets der Wald Letum, der Todeswald, der sich durch ganz Makai erstreckte. Fast ehrfürchtig hob er den Kopf und betrachtete die zerfetzten gräulich schimmernden Wolken, die eilig am Firmament vorbei zogen, den prallen Mond nachlässig bedeckten. Tief sog er die kühle, frische Luft in seine Lungen und schloss geräuschvoll aufatmend seine Augen. Er spürte wie sich schmale Hände an seine Seiten stahlen, liebevoll über seine Rippen auf und ab streichelten. Zärtlich umfasste er sie und zog sie nach vorn auf seinen Bauch. -"Frei...wir sind frei Titius", wisperte er mit zittriger Stimme. -"Ja", wisperte der junge Dämon ebenso zittrig zurück und hauchte einen Kuss zwischen seine Schulterblätter. Einige Schritte von ihnen entfernt stand Hilda und betrachtete mit einem stillen Lächeln das in Eintracht aneinander geschmiegte Paar. Nach einer Weile wandte sich Titius schließlich um. -"Danke Hilda, ich danke Euch aus tiefstem Herzen", ergeben senkte er den Kopf. "Wie kann ich mich dafür nur jemals erkenntlich zeigen...". -"Nicht doch, Titius". Sie überwand die wenigen Schritte, die zwischen ihnen lagen und legte ihre Hände auf seine Schultern. "Ich habe es gern getan und ich erwarte nicht die geringste Gegenleistung". Sie beugte sich vor und küsste ihn auf das demütig gesenkte Haupt, ehe sie sanft die Hände um sein Gesicht schloss und es anhob. "Werdet einfach glücklich miteinander...", sagte sie leise. Ein kaum wahrnehmbares Schniefen entrang sich der Kehle des jungen Dämons, zögernd, fast schüchtern hob er die Hände, machte noch einen Schritt auf sie zu und schloss sie so fest es sein verwundeter Körper erlaubte in seine Arme. Sie spürte wie ihr nun selbst brennende Nässe in die Augen stieg, als sie die herzliche Umarmung erwiderte und mit langsamen, langen Strichen, von denen sie hoffte, dass sie etwas Mut und Zuversicht spendeten, über den schmalen Rücken fuhr. Als sie über Titius' Schulter hinweg in Richtung des Shoguns sah, begegnete ihr ein überraschend weich und sanft auf ihr ruhender Blick. So etwas wie ein Lächeln, lag auf Zadeis Lippen, dass allerdings, als fühlte es sich ertappt, recht schnell wieder verschwand. Langsam wanderten die Bernsteinaugen von der jungen Frau zu seinem Geliebten, richteten sich kurz auf die endlose Weite des vor ihnen liegenden Waldes, um zu Titius' Gestalt zurück zu kehren. Hilda nickte kaum merklich, löste sich vorsichtig von dem jungen Dämon. -"Es wird Zeit...", sagte sie leise. -"Es wird Zeit", wiederholte er, bemüht nicht allzu traurig zu klingen und entfernte sich Schritt für Schritt von ihr, rückwärts, um den Blick so lang wie möglich auf ihr ruhen zu lassen[5]. Der Shogun legte fest seinen Arm um ihn, als er schließlich bei ihm angelangte, drückte tröstend seine Hand und küsste ihn geräuschvoll auf die Wange, ehe er sich an Hilda wendete. -"Also...wir werden uns dann auf den Weg machen", sagte er gezwungen sachlich. -"Nehmt das mit euch". Eilig löste Hilda das Schwert von ihrem Gürtel und hielt es ihnen entgegen. "Euch wird es mehr Nutzen bringen als mir". Mit einem etwas abgehackten Nicken nahm Zadei es an sich. Dann betrachtete er die junge Frau vor sich forschend, fast nachdenklich. -"Und du bist sicher, dass du nicht lieber gleich mit uns kommen willst? Du wirst vor Laures nirgends mehr sicher sein, wenn er von deinem Verrat an ihm erfährt", sagte er. In seiner Stimme schwang ein seltsam bedrückter Klang mit. Sie verneinte. -"Macht euch keine Sorgen um mich". Das war einfacher gesagt als getan, vor allem was Titius betraf. Der Shogun nickte wieder dieses abgehackte Nicken und setzte sich langsam in Bewegung, zog seinen Geliebten mit sich. -"Lebt wohl. Ich wünsche euch alles Glück der Welt", sagte Hilda und lachte leise. Der Dämonengeneral, schon zum Gehen umgewandt, blieb stehen und kehrte noch einmal um, trat mit weit ausholenden Schritten auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen und fasste ihre Handgelenke. -"Du hast das mir Liebste auf der Welt gerettet, du hast Titius gerettet, ohne den ich nicht leben kann und will, dafür werde ich dir ewig dankbar sein, ganz gleichgültig, ob du ein Mensch bist", flüsterte Zadei so leise, dass sie sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. Überrascht sah Hilda auf in sein Gesicht und dieses Mal lächelte er ganz deutlich. Ein Lächeln, das auch seine katzenartigen Augen erreichte[6]. -"Ich stehe tief in deiner Schuld". -"Ich möchte nichts weiter, als dass ihr glücklich das Leben führt, das ihr euch wünscht", entgegnete sie . Er nickte beinah feierlich und ließ sie los, wandte ihr dieses Mal endgültig den Rücken zu und schritt mit Titius dem Wald entgegen. Regungslos stand Hilda vor der kleinen Kapelle und blickte den beiden immer kleiner werdenden Gestalten nach, bis die Dunkelheit sie völlig verschlang. >Bitte lieber Gott, lass die beiden es schaffen<, betete sie stumm. Es war bereits später Nachmittag und die ersten Vorboten der Dämmerung zogen auf, Hilda saß auf der Veranda ihres Schlafzimmers, eine kleine Teetasse, die sie selbst bemalt hatte, vor sich auf dem niedrigen, gläsernen Beistelltisch, ein Buch auf den Knien, als das Alarmsignal ertönte. Es schien aus allen Himmelsrichtungen zu dröhnen, der Boden vibrierte sachte, die Tasse klapperte leise auf der Untertasse. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und lächelte. Jetzt erst hatten sie also den Tod der Wache und das Verschwinden von Zadei und Titius bemerkt. Die beiden würden einen riesigen Vorsprung haben, sollte Laures jetzt Suchtrupps aussenden. Sie stand auf und ging hinein. Es wäre wohl suspekt, würde sie als einzige bei all dem Troubel, der bereits im Palast herrschte, ruhg dasitzen und Tee trinken. In sämtlichen Türen und an fast allen Fenstern drängten sich die Bediensteten, tuschelten miteinander, warfen neugierige Blicke auf die Gänge. Hilda betrat den geräumigen Vorsaal, Versammlungsstätte des kaiserlichen Rats, der wie leer gefegt wirkte. Von irgendwoher ertönte aufgebracht Laures' kraftvolle Stimme. Sie entdeckte ihn auf der zweiten Galerie, wo er wild gestikulierend herumschrie. Sie konnte zwar nicht verstehen was er sagte, aber es war unübersehbar, dass er vor Wut kochte. Der Soldat, der verängstigt vor ihm am Boden kniete, hob jedes Mal, wenn Laures näher kam, schützend den Arm vor sein Gesicht. Er musste wohl die Ablösung für die Wache sein, die Zadei getötet hatte. Laures brüllte so laut nach Rakuto, dass Hilda ihn dieses Mal ganz deutlich verstand. Der Soldat schrak auf und unklammerte Laures' rechtes Bein, machte Anstalten seinen Stiefel zu küssen. Mit einem kraftvollen Tritt schleuderte der Dämonenfürst ihn von sich. Angewidert wischte er die Stelle seines Stiefels, die der niedere Dämon berührt hatte, an demselben ab. Es waren keine zwei Minuten vergangen, als Rakuto auch schon auf der Galerie erschien. Nach einer kurzen Anweisung seitens Laures, wurde der jammernde Soldat in Ketten gelegt und fortgebracht, woraufhin der Dämonenfürst mit großen Schritten im Konferenzsaal verschwand. Hilda verließ ebenfalls den Vorsaal und trat hinaus in den Hinterhof. Alles war still. Ein paar Bedienstete waren unterwegs, trugen sinnloserweise Wäschekörbe und Wasserkübel hin und her, in der Hoffnung irgendwo näheres darüber zu erfahren, was geschehen war. Sie fragte sich, wo all die anderen waren. Ihre Frage wurde auch so gleich beantwortet, als sie ein Stück weiter zu den Drachenunterkünften ging. Sämtliche Soldaten und Bediensteten tummelten sich in den Ställen, sattelten und zäumten die Drachen in beeindruckendem Tempo auf. Hilda beobachtete, wie die schweren Tore der Ställe emporgezogen und die respekteinflößenden Drachen, einer nach dem anderen, hinaus in den Hof geführt wurden. Die mächtigen Leiber glänzten im Licht der trüben, schwächer werdenden Sonne. Kampfbereit streckten sie die Hälse, stießen züngelnde Flammen aus. Ungeduldig strichen gepanzerte, mit tödlichen Stacheln gespickte Schwänze über den Boden. Ungesehen zog Hilda sich zurück in den Palast, wo sie das, von allen Wänden wiederhallende, Geräusch hunderter Militärstiefel empfing. Das gesamte Drachenreiterbataillon marschierte im Gleichschritt eilig auf den Hinterhof zu. Hilda stand etwas abseits auf dem Gang und betrachtete die Soldaten in ihren schillernden Rüstungen, an den Seiten ihre Breitschwerter, auf den Rücken ihre Armbrüste samt Bolzen. Die starren, wie polierte Murmeln wirkenden Augen gierten geradezu nach Schlachten und Kämpfen, nach vergossenem Blut und Schmerzesschreien. Sie schauderte. Keiner von ihnen würde auch nur einen Augenblick zögern Zadei und Titius zu töten. -"Herr, wir sollten nun aufbrechen, die Drachen sind bereits auf dem Hof, ebenso wie die Drachenreiter, Herr". Gelm musterte Laures' angespanntes Profil, seine Züge wirkten härter denn je. Deutlich hob sich sein Unterkiefer unter seiner hellen Haut ab, als er die Zähne fest aufeinander presste. Die Gedanken fernab verweilend, fixierten die emotionslosen Augen einen für den Dämon neben ihm unsichtbaren Punkt. Schweigend wartete der fürstliche Berater auf eine Antwort. Nach einer Weile erhob sich Laures schließlich langsam. Seine Rüstung gab ein leises, klapperndes Geräusch von sich. Er nickte wortlos und verließ den Raum. Gelm folgte ihm mit zwei Schritten Abstand. Vielleicht eine Spur zu schnell lief Hilda die Gänge entlang, ihr Zimmer anstrebend. Sie hatte das Gefühl es sei besser sie beeile sich. Im Grunde konnte es ihr, nun da Zadei und Titus geflohen waren, gar nicht schnell genug gehen. Sie ließ den Blick umherschweifen. Sie hatte all dies lieb gewonnen gehabt, sicherlich, dennoch würde sie nichts vermissen. Als sie schwungvoll um die nächste Ecke bog, setzte ihr Herz zunächst einen Schlag aus. Nur ein paar Meter von ihr entfernt kamen ihr Laures und Gelm entgegen. Umkehren konnte sie nicht, sie hatten sie bereits gesehen. Sie zwang ihre Atmung, die sich refelxartig beschleunigt hatte, sich zu beruhigen. Das Schwierigste hatte sie bereits bewältigt, sie würde jetzt nicht versagen und sich mit unbedachtem Verhalten verraten. Unbefangen, wie es stets ihre Art war schritt sie also auf ihren Geliebten und seinen neuen Berater zu. -"Frau Hilda", respektvoll verbeugte sich Gelm vor ihr mit gesenkten Lidern. Laures blickte sie nur stumpf an, als kenne er sie nicht und habe auch kein Interesse etwas daran zu ändern. -"Laures", sie kam noch einen Schritt näher auf den Kaiser zu. "Ich habe dich überall gesucht. Was ist passiert? Ich habe das Alarmsignal gehört und die Drachenreiter auf dem Hof gesehen. Gibt es etwa Krieg?". Sie machte ein ängstliches Gesicht, das in jedem männlichen Wesen sogleich den Beschützerinstinkt geweckt hätte[7]. In Laures' Gesicht allerdings regte sich nicht ein Muskel. -"Nein. Kein Krieg", entgegnete er knapp. "Es sind Gefangene ausgebrochen". Ihre Augen weiteten sich etwas, als könne sie es sich gar nicht vorstellen. -"Ausgebrochen? Und niemand im Palast hat es bemerkt?" Gelm betrachtete Laures von der Seite, zog kaum merklich seine Augenbrauen zusammen. Weshalb sah der Fürst seine Frau so seltsam an? Verstohlen musterte er Hilda, die Laures' merkwürdigen Blick nicht zur Kenntnis zu nehmen schien... oder auch nur vortäuschte es nicht zu tun. -"Gelm", wandte Laures sich an seinen Berater ohne die Augen von der jungen Frau abzuwenden, "Geh' schon mal vor". -"Wie Ihr wünscht". Der Dämon verbeugte sich erneut vor Hilda und ging. Schweigend maß sich das Paar, dunkle, abgründige Saphire duellierten sich hartnäckig mit unschuldsvollen, kindlichen Smaragden. Langsam ging Laures um seine Frau herum. Sie drehte sich mit ihm, ließ ihn nicht aus den Augen. -"Nein, niemand hat es bemerkt", sagte er gedehnt, die Stimme gedämpft. Er blieb von Hilda abgewandt stehen. -"Sind sie so wichtig, dass das gesamte Drachenreiterbataillon eingesetzt werden muss, um nach ihnen zu suchen? Stellen sie eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar?" Besorgnis stand in ihren Zügen, doch in ihrem Inneren wallte ein Lachen auf. Die größte Gefahr für die Öffentlichkeit stand hier vor ihr, das wusste sie seid der Hinrichtung des unschuldigen Dämonenmädchens. Wie in Zeitlupe drehte sich Laures zu ihr um. Seine kalte, unantastbare Fassade ließ nicht im Geringsten erahnen, dass ihm sein Herz bis zum Hals schlug, ihm das Gefühl vermittelte, seine Rippen würden jeden Augenblick unter seinem hektischen Schlag brechen. -"Hör' auf...", stieß er hervor. "Du weißt ganz genau, dass es sich um Zadei und Titius handelt". Fragend zog Hilda die Brauen in Richtung Haaransatz. -"Woher sollte ich das wissen? Es vegetieren eine ganze Menge Gefangene in deinem Kerker dahin", entgegnete sie, ihrer Stimme ganz bewusst einen vorwurfsvollen Unterton verleihend. Er trat näher an sie heran. Standhaft rührte sie sich nicht vom Fleck, blickte ihm erhobenen Hauptes entgegen. -"Woher?", raunte er. "Du warst doch dabei". Seine Augen durchbohrten sie schier, schienen direkt in ihre Gedanken zu blicken, ihnen die Wahrheit zu entnehmen. -"Das ist Schwachsinn", erwiderte sie fest, betonte jedes einzelne Wort. -"Du hast ihnen einen der Geheimgänge gezeigt...darum hat niemand im Palst ihre Flucht bemerkt", setzte Laures seine Anschuldigungen fort. -"Ich weiß nicht wovon du redest", beharrte die junge Frau. "Ich habe keine Ahnung wo in diesem Palst sich irgendwelche versteckten Schlupfwinkel befinden". -"Es dürfte kein Problem für eine intelligente Frau wie dich sein das heraus zu finden". Sie antwortete ihm nicht darauf. Mit vor der Brust verschränkten Armen musterte der Dämonenfürst sie. -"Hast du deine Prinzipien überwunden und die Wache selbst getötet, oder hat es einer von ihnen für dich getan?", fragte er leise. Er machte ein paar Schritte zur Seite, kam zurück, wich wieder etwas nach rechts, als wolle er sie mit seinem sinnlosen hin und her Gehen nervös machen. "Du hast nur die Vorarbeit geleistet nicht wahr?". Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Wie hast du es angestellt ihn in den Geheimgang zu schaffen, ohne einen Tropfen Blut zu hinterlassen, obwohl seine Kehle durchtrennt war? Ein angeblich zart besaiteter, sensibler Mensch wie du?" [8] Er kam immer näher, drängte sie zurück zu weichen, bis sie gegen die Wand stieß und nicht mehr zurück weichen konnte. -"Ich hatte schon länger den Verdacht, dass sich hinter deiner Fassade etwas ganz anderes verbirgt, als das was zu sein vorgibst...du Verräterin". Die letzten zwei Worte hatte er ihr anklagend entgegengehaucht. Hilda spürte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht. Die sanfte Ruhe in seiner Stimme ängstigte sie mehr, als wenn er getobt und gebrüllt hätte. -"Du versuchst krampfhaft mich für Zadeis und Titius' Flucht und den Tod der Wache verantwortlich zu machen...". Sie hielt seinen eisernen Blick gefangen. "Willst du mich loswerden? Dich meiner auf schlüpfrige Art und Weise entledigen, wie du es schon mit dem einen oder anderen zuvor getan hast?". Laures reagierte nicht auf ihre Worte, lächelte nur freudlos, entblößte langsam seine langen, spitzen Fangzähne, was einer Drohung gleich zu kommen schien. -"Ich hatte schon so etwas in der Art geahnt, seit ich das hier gefunden habe". Er zog einen kleinen, unscheinbaren Wildlederbeutel hervor und entnahm ihm etwas, bot es Hilda auf der Handfläche dar. -"Das sind deine. Das Armband habe ich dir geschenkt". Sie blickte auf die kleinen, runden, abricotfarbenen Perlen und spürte wie es ihr kalt und heiß und wieder kalt wurde. -"Ich habe sie im Kellergewölbe gefunden". Er rollte die Perlen in seiner Handfläche hin und her, ließ sie leicht auf und ab hüpfen. -"Möglich", erwiderte sie kühl. "Ich habe das Armband an dem Tag, als ich dich im Kellergewölbe suchte getragen. Es ist gerissen, als ich damit an einem, aus einer Tür herausragendem, Nagel hängen geblieben bin ". Laures lächelte schief, schüttelte den Kopf. -"Danach war ich jeden Tag dort...es hat keine einzige Perle auf dem Boden gelegen". Er kippte die Hand, ließ die Perlen eine nach der anderen fallen. -"Du wirst sie in der Dunkelheit nur nicht gesehen haben. Wer sucht auch schon nach Perlen in einem Kerker?" Laures' Lächeln blätterte ab. Sein Gesicht wurde ausdruckslos...blank...bar jeder Gefühlsregung. Er trat auf die Perlen zu seinen Füßen. Hilda hörte wie sie unter seinem Stiefel knackten, als sie zerbrachen. -"Du hast sie verloren, als du unten bei Titius warst und seine Wunden versorgt hast", sagte er finster. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. -"Schweig!", donnerte er und er versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht, der sie zu Boden gehen ließ. Ungläubig betrachtete Hilda das Blut, dass von ihrer Unterlippe auf ihre Hände tropfte. -"Glaubst du ich hätte nicht gemerkt wie schnell seine Verletzungen geheilt sind?!", schrie er sie nun ungehalten an. -"Er ist ein Dämon! Woher soll ich wissen wie er das angestellt hat?!", schrie sie zurück. -"Die tote Wache hatte Würgemale am Hals, Abdrücke von Kettengliedern", er umfasste ihre Handgelenke und zog sie auf die Knie. "So wie diese!". Grob zerris er die Ärmel ihres Kleides und zwang ihre nackten Arme vor ihr Gesicht. Helle, blaue Flecken schimmerten vereinzelt auf der weißen Haut. Sicherlich nicht so ausgeprägt wie die am Körper der Wache, aber doch deutlich erkennbar. Zweifellos Abdrücke der Kette, die Hilda benutzt hatte, um den Soldaten nieder zu strecken. -"Du brauchst nichts mehr zu sagen. Ich weiß, dass du es warst!". Er stieß sie von sich gegen die Wand, ihr einen leisen Schmerzeslaut entlockend. -"Ich habe die Male heute morgen schon gesehen, als dir dein Lesezeichen in den Gartenteich gefallen ist und du deine Ärmel zurückgeschoben hast, um es aus dem Wasser zu fischen. Ich hatte sie nicht für weiter wichtig gehalten...bis ich die Male am Hals der Wache gesehen habe". Still und völlig regungslos saß Hilda da, sah Laures nichtssagend an. Es machte keinen Sinn mehr nach weiteren Ausflüchten zu suchen. -"Ich habe Lust dich zu zertreten, wie ich die Perlen!", schleuderte er ihr hasserfüllt entgegen. "Dem Brechen jedes einzelnen deiner Knochen zu lauschen!". Heftig atmend vergrub er das Gesicht in seinen Händen. War es sein Schicksal von jenen, die ihm am nächsten standen enttäuscht und hintergangen zu werden? Er blickte für einen kurzen Moment zu Hilda, die seltsam verloren wirkte, wie sie dort an der Wand saß, das volle Ausmaß seines Zornes erwartend. Betont ruhig richtet er seinen Schwertgürtel und streifte sich seine Handschuhe über. -"Glaube nicht du würdest ohne weiteres davonkommen, nur weil du meine Frau bist. Ich kümmere mich um dich sobald ich zurück bin", sagte er emotionslos und ging. Vielleicht hätte er sich, wenn er davon gewusst hätte, dass zwei gepackte Koffer in Hildas Zimmer standen und, dass sie kaum eine Stunde nach seinem Aufbruch in die Menschenwelt zurückkehrte, sofort um sie gekümmert...vielleicht...vielleicht aber auch nicht[9]. TBC [1]: Im Grunde sind die Wachen ja auch Soldaten, bloß von niederem Rang...denke ich ^^° [2]: Wer sich hier fragt, warum sich Hilda denn nicht eher zu erkennen gibt: Das ganze mag geschrieben hingezogen klingen, aber im Grunde dauert es wohl nicht sonderlich lange jemanden an die Wand zu klatschen, ihn wieder aufzuheben und ihm eine rein zu hauen >_>° Sprich sie hatte nicht wirklich Gelegenheit dazu. [3]: Ich finde, dass bereits an dieser Stelle deutlich wird, dass Zadei Hilda gar nicht so sehr verachtet, wie er vorgibt, denn dann könnte es ihm egal sein, ob man sie verdächtigen wird oder nicht. Ja ja, der gute alte Zadei, harte Schale, weicher Kern ^^ [4]: Fragt mich nicht wozu Leute in der Unterwelt Kapellen haben O_o [5]: Das klingt schon wieder, als wären die beiden ineinander verschossen XP [6]: Ich hoffe das ist jetzt für seine Verhältnisse nicht zu emotional geraten... [7]: Was für eine hinterfotzige Hexe! Die Hilda-Hasser unter euch wussten es schon immer, nicht wahr? ^^ [8]: Eine gute Frage, auf die ich auch gern eine Antwort hätte. [9]: Im Nachhinein, habe ich mich an dieser Stelle gefragt, ob Laures' Verhalten, also, dass er Hilda nicht sofort fertig macht, wie Titius damals, nun bedeutet, dass sie ihm viel mehr oder viel weniger als Titius bedeutet...ehrlich gesagt, habe ich mir darüber während dem Schreiben nämlich gar keine sonderlichen Gedanken gemacht. Sooooooo Kappi 14, nach zwei Tage langem Beta-Lesen *seufz* Was soll ich sagen? Zadei und Titius sind endlich frei. Hipp hipp hurra! Hilda ist mit 'nem blauen Auge davon gekommen und gibt Laures den endgültigen Laufpass. Hipp hipp hurra! Dann noch ein ganz persönliches hipp hipp hurra für _kodou, die sich sicherlich über die Prügel freut, die Hilda von allen Seiten bezieht ^______________^ *knuff* Uuuuuuuund im nächsten Kappi gibt es endlich die lang aufgesparte Lemon zwischen Titius und Zadei! HIPP HIPP HURRAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! *____* @Atu: halt die beiden Schnuffis bereit!!! *loooooooooooooooooooooooooool* Nja, lange Rede kurzer Sinn... Wie immer hoffe ich, dass alle Spaß hatten und zufrieden sind ^.- Bis zum nächsten Kappi die Psychose ^^/ Kapitel 15: ------------ Titius saß im Schneidersitz vor dem ruhig züngelnden Feuer, die Hände auf seinen Knien abgelegt, und betrachtete über die Flammen hinweg Zadei, der schon seit Stunden schweigend ihm gegenüber an die Wand gelehnt saß und mit angespannten Zügen vor sich hin starrte. Sein Blick glitt mitleidig über das matt glänzende, zerkratzte Halsband, das eng um die Kehle seines Geliebten lag. Ein lautloses Seufzen entrang sich seiner Brust. Sie hatten den gesamten Vormittag damit zugebracht einen Weg zu finden die vermaledeite Silberranke los zu werden, aber ihre zahlreichen Versuche waren mangels brauchbarem Werkzeug von Erfolglosigkeit gekrönt geblieben. Zadei hatte getobt und geschrieen wie zu seinen damaligen Glanzzeiten und mit Flüchen um sich geworfen, die Titius in seinem Leben nie zuvor gehört hatte. Er hatte ganz zum Schluss, als aller letzte Alternative und auf Zadeis unnachgiebigen Geheiß hin sogar versucht mit dem Schwert die Silberranke irgendwie zu durchtrennen. Der Shogun hatte sich das Unterfangen so vorgestellt, dass der junge Dämon das Halsband mit der Schwertspitze "aufmeißeln" sollte, was sich schwieriger gestaltete, als vermutet. Nach einer halben Stunde der vergeblichen Bemühungen hatte er Titius lautstark angefahren, dass es solange er mit dem Schwert umging wie ein Mädchen auch nichts werden konnte und die kleinlaut geäußerten Bedenken seines Geliebten, er könne den Shogun verletzen geflissentlich ignoriert. Erst als die Schwertspitze tatsächlich an dem Halsband abrutschte und ihm eine Wunde in der Schulter zufügte hatte er aufgegeben. Er hatte noch einen Moment schweigend da gekniet und dann ein Tongefäß, das in der Nähe stand mit aller Kraft an die Wand geschmettert, um sich daraufhin in eine Ecke zurück zu ziehen und sich seinem unermesslichen Frust zu ergeben. Nun und dort saß er noch immer. Zaghaft zog Titius einen Teller mit gebratenem Fleisch und Gemüse heran und schob ihn Zadei entgegen, der ihn, mit einem flüchtigen Aufblicken und einem kaum verständlich genuschelten ,danke' , aufnahm, ihn auf seinen an die Brust gezogenen Knien abstellte und eilig zu essen begann. Der geflügelte Dämon lächelte sanft, als er sah wie sein Shogun zufrieden über seinen Mund wischte und sich leicht auf den Magen klopfte. -"Das ist gut...", murmelte er zwischen zwei Bissen. "Wir waren auf dem besten Weg in Laures' dreckigem Kerker im wahrsten Sinne des Wortes vom Fleisch zu fallen". In die Betrachtung seines Gegenübers vertieft antwortete Titius nicht sofort, woraufhin Zadei aufblickte und den Kopf fragend etwas schief legte. -"Was ist denn, weshalb siehst du mich so an?", verlangte er leicht grinsend zu wissen. -"Ich möchte dich einfach ansehen", erwiderte der Langhaarige und stüzte das Kinn in seine rechte Hand. Liebevoll strich sein Blick über Zadeis wirren, eigenwilligen Haarschopf, fuhr seine dichten Augenbrauen nach, versank in seinen klaren, funkelnden Bernsteinaugen, blieb an seinen spitzbübisch verzogenen Lippen hängen und wanderte über seine entblößte Brust, liebkoste die harten Rundungen der Muskeln unter der leicht gebräunten Haut. Das Grinsen des Shoguns wurde etwas breiter, als er die Arme gekreuzt um sich schlang und so tat als erschaudere er. -"Seltsam...mir war als würde mich jemand überall berühren", sagte er nachdenklich. Titius lachte leise, wurde dann aber unerwartet ernst. Er senkte den Kopf, dass sein aufgelöstes Haar über seine Schultern fiel und sein Gesicht verbarg. Ein leises Schluchzen perlte über seine zitternden Lippen -"Ich...ich habe gedacht..., ich würde... dich niemals wieder... sehen...!", stieß er plötzlich stotternd hervor. Jetzt wo Ruhe herrschte und sie mehr oder weniger vorerst in Sicherheit waren, ein Großteil der Last von ihnen gefallen war, brach die Schutzmauer, die er um sich errichtet hatte, um stark zu bleiben, nach und nach ein und ließ seinen gewaltsam unterdrückten Gefühlen freien Lauf. Zadei stemmte sich auf die Knie, umrundete auf allen Vieren das Feuer und setzte sich direkt vor seinem Geliebten nieder. Vorsichtig schob er mit seiner verbundenen Hand Titius' Haar zurück auf den schmalen Rücken und beugte sich vor, um ihm in sein Gesicht blicken zu können. Der geflügelte Dämon spürte den weichen Verband seinen Hals streifen und schmiegte sich an die warme, zärtliche Hand. -"Aber du hast mich wiedergesehen. Ich bin hier, bei dir...hey...Teti". Er nahm Titius' Hände in seine eigenen und platzierte jeweils einen Kuss auf die weichen Handrücken. -"Ich werde immer bei dir sein", sagte er leise, zog seinen Geliebten an sich und drückte ihn vorsichtig an seine Brust, um ihm nicht weh zu tun. Er wusste, dass das Brandmal noch schmerzte, auch wenn Titius es, zumindest in seiner Gegenwart tat er das, es als Lappalie bezeichnete, die schon bald verheilt und vergessen sein würde so wie er wusste, dass sie beide weit, weit weg davon entfernt waren genau das zu können, vergessen... -"Schhhhh, nicht weinen", wisperte er beruhigend, als ein verzweifeltes Hicksen die Stille durchbrach. -"Ich hatte so furchtbare Angst Zadei!", sprudelte es aus Titius hervor, der ihn aus geröteten, tränennassen Augen ansah. "Um dich, um mich, um unser gemeinsames Leben, um unsere Liebe! Ich kann mich nicht erinnern jemals zuvor solche Furcht empfunden zu haben". Schmerzerfüllt presste Zadei die Augen zusammen und barg sein Gesicht in der Halsbeuge des jungen Dämons. Seine Finger strichen liebevoll durch Titius' Haar, entwirrten vorsichtig ein paar ineinander verhakte Strähnen. Wie er es hasste ihn leiden zu sehen! -"Es ist vorbei Titius. Wir sind wieder zusammen und werden es für immer bleiben. Ich werde dich...", beschützen hatte Zadei sagen wollen, schwieg aber. Das Gefühl der kalten Silberranke auf seiner Haut, brannte sich in jede seiner Zellen, fraß sich in ihnen fest. "...ewig lieben", beendete er seinen Satz und küsste Titius auf die Stirn. Langsam blickte der geflügelte Dämon zu dem Shogun auf, der seine Fingerspitzen über die feucht schimmernden Wangen wandern ließ und die bitteren Tränen behutsam fortwischte. Ein kurzes, trauriges Lächeln huschte über seine Lippen, dann schlang er die Arme um Zadei und schmiegte sich, sich ganz klein machend, schutzsuchend an ihn. -"Wir müssen bald fort. Wir sind hier nicht mehr sicher", sagte er leise, als traue er sich nicht die Worte auszusprechen. "Die Höhle bietet uns nicht mehr den nötigen Schutz. Laures sucht uns sicher schon...er wird keinen Stein auf dem anderen lassen. Er ist voller Hass auf uns...". Seine Stimme bebte, klang ganz schwach und kraftlos. Er hatte ganz offensichtlich Angst. Furchtbare Angst. Die Vorstellung von dem, was Laures mit ihnen anstellen würde, würde er sie aufspüren trieb kalten Schweiß auf Titius' Rücken und ließ seine Handflächen feucht werden. -"Ich weiß...". Langsam ließ Zadei sich zurück auf ihr Lager sinken und zog Titius mit sich, bettete den im schwachen Lichtschein schneeweiß schimmernden Schopf an seine unverletzte Schulter. "Ich bringe dich so weit fort von ihm, wie es nur eben geht, ich werde kein zweites Mal zulassen, dass er dir wehtut". Ganz langsam, als wollten sie nicht entdeckt werden bei dem was sie taten, verschwanden Zadeis Finger unter Titius' kurzem Gewand und legten sich sachte auf seinen rechten Oberschenkel. Der Shogun spürte die unebenen Erhebungen der vernarbten Striemen, die Laures' Peitsche auf Titius' Körper hinterlassen hatte und fühlte wie sich sein Magen zusammenkrampfte, sich in ihm herum zu drehen schien. >Welche Qualen hast du nur erlitten? Was hat er dir nur angetan?<, dachte er verzweifelt und schrie stumm auf. Er beobachtete wie Titius immer schwerfälliger blinzelte, die Lider immer länger gesenkt blieben, ehe sie sich wieder hoben und wie sein Kopf langsam, Stück für Stück zur Seite kippte, bis seine Lippen und Nasenspitze sachte seinen Hals berührten. -"Er wird dich niemals wiederfinden...", flüsterte Zadei . "Er wird niemals wieder Hand an dich legen". -"Ich liebe dich Zadei", hauchte der junge Dämon und schloss die Augen, ließ sich von wohlverdientem Schlaf übermannen. Wohlig seufzend formte Titius seine Hände zu Schalen und schöpfte noch ein letztes Mal von dem herrlich kalten Wasser des Flusses, legte den Kopf in den Nacken und ließ es langsam über sein Gesicht laufen. Tief atmete er die klare Nachtluft ein und öffnete seine Augen, um seinen Blick eingehend über den bewölkten Himmel wandern zu lassen und verlor sich in wirren Gedanken. Sachte rieben seine Hände über seine Oberarme und seine Brust, als ein kräftiger Windstoß eine Gänsehaut über seinen Körper sandte und die Realität wieder näher an ihn heran wehte. Er schüttelte seine vom Wasser schwer gewordenen Flügel etwas und zog sie dann ein, als er mit langen, schwerfälligen Schritten durch das, bis zum Nabel reichende Wasser, ans Ufer watete, wo er sich im Gras niederließ und still verharrte. Sein Blick fiel auf seine Hände, deren Fingerkuppen bereits faltig und runzlig geworden waren von der Nässe. Es war ihm gar nicht aufgefallen, wie lang sein nächtliches Bad angedauert hatte. Wieder ließ er seine Augen über den dunklen Horizont schweifen, betrachtete den halb hinter dicken Wolkendecken verborgenen Mond, der sein spärliches Licht auf die Welt zu seinen Füßen nieder scheinen ließ. Er fragte sich, ob das wohlige Gefühl, das ihn in jenem Moment durchströmte das Gefühl von Freiheit war, von uneingeschränkter, bedingungsloser Freiheit...Er wischte sich eine feuchte Strähne aus der Stirn und leckte die restlichen Wassertropfen auf seinen Lippen fort. Lautlos wandte er sich halb um und blickte über seine Schulter hinweg in die Richtung, in der die Höhle lag. Er sollte lieber zurück kehren, dachte er, ehe Zadei aufwachte und sein Verschwinden bemerkte. Sicherlich wäre er krank vor Sorge, oder aber einfach nur wütend, ob seiner Verantwortungslosigkeit ohne eine Wort, mitten in der Nacht allein ihr Versteck zu verlassen, wenngleich er sich nur wenige Meter davon entfernt hatte. Aber er musste einfach, musste die Angst, den Kummer und den Schmerz abwaschen... Leise seufzend erhob er sich, pflückte einen verirrten Grashalm von seinem Schoß, schlüpfte in seine Hose, hüllte sich in ein weites Gewand und begab sich barfüßig, wie er hergekommen war, auf den Rückweg. Er fröstelte schaudernd, als er den Eingang der Höhle passierte. Seltsamerweise war es dort um einiges kälter als draußen und umso weiter er sich zu ihrem geheimen Quartier voran tastete, umso tiefer schienen die Temperaturen zu sinken. Etwas, das ihm bislang nie aufgefallen war. Er schlüpfte an dem großen Stein vorbei, den er aufgrund seiner Verletzungen, nicht gänzlich vor die Öffnung im Gemäuer hatte schieben können und bemerkte sogleich das dämmrige Dunkel, das ihn umgab und an das seine Augen sich erst gewöhnen mussten. Das Feuer war erloschen, nur vereinzelt glommen in der Asche orange leuchtende Punkte auf. Mit einem leisen Ächzen verschloss er den Zugang zu ihrem Versteck und wandte sich um. Zadei lag nicht auf ihrer Schlafstatt, das fühlte er sofort, als er auf dieselbe zutrat. Er stand einige wenige Schritte schräg hinter ihm, er konnte seinen Körper, die Wärme, die er ausstrahlte ihn in der Dunkelheit spüren, wie ein Magnet. Er drehte sich zu ihm um und wusste, dass die lebhaften Bernsteinaugen auf ihm ruhten, an ihm hafteten und jedes Heben und Senken seiner Brust verfolgten, jedes Hüpfen seiner Kehle, wenn er schluckte und jedes Blinzeln seiner Lider. Das Schweigen und die Distanz, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatten schienen lebendig zu werden, ließen die Notwendigkeit für Worte überflüssig werden, hüllten sie in einen schweren Schleier unverkennbarer Erregung. Titius' Körper spannte sich voller Erwartung, als Zadei sich ihm näherte. Sein Herz schlug laut und unregelmäßig und trotz der Kühle spürte er einen leichten Schweißfilm, sich auf Stirn auf Kinn bilden, seine Nervenenden prickelten angenehm. Irgendwie wusste er, dass er ihn nehmen würde, hier und jetzt, auf dem Boden und in der Dunkelheit dieser vorzeitlich anmutenden Höhle. Zadeis Hände fanden ihn untrüglich in der Finsternis, fuhren die Konturen seines Körpers nach, dann neigte er seinen Kopf ein wenig, zog Titius zu sich heran. Es war ein heißer Kuss, tief und züngelnd, wild und erotisch. Zadeis Zunge neckte und schmeckte, dann stieß sie druckvoll gegen einen empfindlichen Punkt im Gaumen und Titius begann zu zittern. Er ertrank in ihm. Es fühlte sich an als würden seine Knochen weich und seine Haut heizte sich auf, als Zadei Herrschaft über seinen Mund ausübte. Es war ein entschlossener Angriff, der alle Gedanken aus seinem Kopf fegte. Die Lippen des Shoguns waren ein wenig zu hart und fordernd, aber seine Hände glitten mit unendlicher Sanftheit über den Körper seines Geliebten. Er tastete seinen schmalen Rücken ab, fuhr mit einer Hand über seine Brust und mit der anderen über seine Hüfte. Titius hielt sich an ihm fest, als seine Knie weich wurden und wie ein zerbrechliches Wesen im Sturm zu schwanken begann. Er fühlte sich benommen und fast ohnmächtig vor Verlangen. Er wollte die schiere Kraft von Zadeis Zunge zwischen seinen Beinen spüren[1], das sanfte Streicheln seiner Hände auf seiner nackten Haut. Er brauchte das Gefühl der lebendigen Wärme seines Körpers. Der Kuss schien endlos, er wurde leidenschaftlicher und erregender, je länger er dauerte. Titius konnte sich nicht erinnern, schon einmal so heftig von Zadei geküsst worden zu sein. Als der Shogun endlich den Kopf hob, war der junge Dämon völlig außer Atem. Mühelos zog Zadei ihn aus. Da war kein Platz für Verlegenheit, er kannte kein ungeschicktes Fummeln. Titius war, als fielen seine Kleider unter seinen Händen wie Blätter im kräftigen Herbstwind. Es hatte etwas Atemberaubendes, wie er nackt in der stillen Dunkelheit vor dem Dämonengeneral stand, wo die einzige Realität plötzlich nur noch aus seinen Berührungen und seinen Lippen bestand. Er koste ihn sanft mit seinen großen, kräftigen Händen, strich mit den Fingern über seinen Hals, über seine Schultern und die Arme, streichelte über die empfindliche Haut der Armbeugen und ließ sich viel, viel Zeit. Titius hielt ganz still und konzentrierte sich auf den Pfad der Hände auf seinem Körper, er spürte wie seine Brustwarzen härter wurden und sich versteiften und ihm war auch die drängende Hitze zwischen seinen Schenkeln bewusst. Zadei glitt langsam, jeden Zentimeter seiner Haut mit den Lippen berührend an ihm hinab, bis er vor ihm nieder gekniet war. Er spürte seinen warmen Atem auf dem dichten, leicht krausen Haar, das sein Geschlecht umgab[2]. Bei der Liebe war Titius nie aggressiv gewesen, aber nun spürte er den plötzlichen Impuls mit den Fingern in den Schopf des Shoguns zu greifen, um sein Gesicht ans Zentrum seiner Lust zu führen. Als habe er seinen Impuls geahnt, griff Zadei mit beiden Händen an seine Fußfesseln. Sein Greifen war fast schmerzhaft und Titius erschauderte wohlig. Im nächsten Moment fühlte er seinen Mund auf seinem Bauch. Er hauchte kurze feuchte Küsse auf seine Haut, so sanft, dass sie ihn kaum berührten. Wenn Titius in jenem Moment Gefangener seiner Hände war, so war er Sklave seines Mundes. Die Zunge des Shoguns tänzelte geschickt durch das weiche Schamhaar, liebkoste das rosige, geschwollene, bebende Fleisch. Bei jedem anderen Mann und wahrscheinlich auch bei jeder anderen Gelegenheit wäre Titius, ob seiner tropfenden Nässe verlegen gewesen. Der feste Griff um seine Füße stand in krassem Gegenstand zu der sanften Melodie, die die Zunge auf seinem Geschlecht spielte. Wellen der Lust wärmten seinen Körper. Er spürte wie Zadei ihn mit den Zähnen reizte, lockte, wie er selbst weiter anschwoll und härter wurde, sich die Muskeln in seinem Inneren zusammenzogen. Dann leckte der Shogun über die empfindliche Spitze, fuhr mit der Zunge rhythmisch hin und her, bis Titius laut zu stöhnen begann und sich die ersten Zuckungen seines bevorstehenden Höhepunkts ankündigten. Er wollte, dass die brennende Hitze zwischen seinen gespreizten Beinen, die Flamme seines Orgasmus' entzündete. Er wollte für immer Zadeis Zunge auf seinem Glied spüren. Sein Körper spannte sich an, Zadeis Zungenspitze stieß gegen die kleine Öffnung, die so herrlich empfindlich war, dass der junge Dämon regelrecht in prickelnder Hitze gebadet wurde und nun begann unkontrolliert zu zittern. Zadei nahm die Hände von seinen Füßen und drückte ihn nun mit der einen fester gegen sich, während er mit der anderen Hand zwischen seine Gesäßbacken fuhr. Seine Finger strichen hinab und rieben intensiv die sensible, verborgene Öffnung. Der Muskel entspannte sich und er drang in Titius ein, nahm dort denselben Rhythmus auf, mit der auch seine Zunge zustieß. Titius war als würde er von einem Erdbeben geschüttelt, als habe man ihn an eine Stromquelle angeschlossen. Der Höhepunkt riss ihn mit sich wie ein Sturm und fuhr mit der Gewalt eines Blitzes durch seine Adern. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, so sehr zitterte er und fiel in Zadeis Arme, die ihn umschlungen hielten und auffingen, ihn gegen die Wärme seines Körpers drückten, als er zu Boden glitt. -"Zadei...", stieß er atemlos hervor und streckte seine Hand aus, um im Dunkel sein Gesicht zu berühren. Er fühlte sich unendlich erschöpft und matt, aber gleichzeitig glühte er noch immer. Der Dämonengeneral fing seine Hand ab und brachte seine Finger an seine Lippen. Jeden einzelnen nahm er in den Mund, küsste ihn, saugte ihn tief ein und beobachtete zufrieden, wie der Körper seines Geliebten schon wieder reagierte. Neckisch umspielte er seinen Zeigefinger mit der Zunge, ließ sie über den Nagel gleiten, nagte leicht an der Fingerkuppe und nahm sich schließlich auch seine aufgerichteten Brustwarzen vor, dass Titius hilflos aufstöhnte. Er saugte an der linken und bearbeitete die rechte mit den Fingern, zupfte daran, zog sie leicht in die Länge und drückte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Lüsterner Schmerz durchzog Titius, es war als befände sich sein Körper in fieberndem Zustand. Immer fester saugte Zadei, zog die ganze Lust in Titius' Leib in diese eine Brustwarze, bis er fast aufschrie, bis ein elektrischer Blitz von seiner Brust aus in seinen Schoß fuhr. Keuchend schloss der junge Dämon die Augen. Er drehte sich in Zadeis Armen und bewegte sich sachte gegen ihn, umschlang ihn fest. Seine Lippen glitten forschend über den Hals des Shoguns, seine Zungenspitze fuhr die Linie seines Unterkiefers nach, am Kinn angelangt fuhr er höher, biss ihm leicht in die Unterlippe. Er spürte sein Herz in hartem Rhythmus gegen sein eigenes schlagen. -" Zadei...", seufzte er. Der Dämonengeneral beugte sich vor und stieß die Zungenspitze in das Ohr seines Geliebten. Titius spürte seine pulsierende Erregung gegen seinen Bauch drücken und stöhnte auf. Der Shogun lachte leise, die Stimme vor Lust angerauht. Zärtlich streichelte er über die Wange seines Geliebten. -"Ich liebe dich Titius...so sehr, dass es mich zerreißt", flüsterte er und warf sich herum, brachte den zitternden Leib unter sich, schloss ihn in einer liebevollen Umarmung ein und zog ihn ganz dicht an sich, schmiegte seinen Körper an ihn, genoss den heißen, schweren, stoßweise gehenden Atem, der seine Halsbeuge streifte. Vor Erregung und Erwartung bebend, grub Titius die Finger in Zadeis muskulöse Schultern, als er spürte wie er sich sachte zwischen seine Schenkel schob, seine heißen Lenden ihm immer näher kamen, um schließlich mit schlafwandlerischer Sicherheit in ihn einzudringen. Aufkeuchend bäumte er sich auf, wand sich unter dem Shogun, drückte den Rücken durch und wölbte sich ihm entgegen. Geräuschvoll stieß er seinen zuvor angehaltenen Atem aus, als er spürte wie er immer tiefer und tiefer in ihn drang, dabei sein Glied umfasste und die Hand langsam, fast träge einmal an ihm auf und ab fahren ließ. Wie von selbst stieß sein Becken erwidernd nach oben, kamen seine Hüften dem heißen Leib über ihm entgegen. Er konnte Zadei überall, in seinem ganzen Körper spüren. Ein frustriertes Wimmern entwich ihm, als der Shogun sich gänzlich aus ihm zurückzog, um einiges tiefer als zuvor erneut in ihm zu versinken. Titius' Muskeln spannten sich um ihn, wollten ihn in sich gefangen halten, ihm keinen weiteren Rückzug gestatten. Dennoch glitt sein Geliebter erneut aus ihm heraus, ließ seine pulsierende Hitze über seinen Bauch weiter nach oben bis zu seiner Brust wandern, eine feuchte Spur hinterlassend, und folgte dem Pfad zurück, nahm Titius' qualvoll langsam wieder ein. Besitzergreifend umschlang der junge Dämon Zadeis Hüften, vergrub die Hände verlangend in seinem dichten Schopf und stöhnte ungehalten auf, als der Dämonengeneral endlich begann rhythmisch in ihn zu stoßen. Das prickelnde Reiben in seinem Inneren trieb ihm kleine Schweißperlen auf Stirn, Oberlippe und Brust. Das Rauschen seines Blutes ging in Zadeis dunklem Stöhnen, dicht an seinem Ohr, unter. Ihm war als würde jeder Laut, den der Shogun von sich gab ein heißes Vibrieren durch seinen Körper jagen, dass in seinem Unterleib explodierte. Seine erhitzte Haut war so empfindlich, dass ihm Zadeis feuchte Lippen, die an seiner Halsschlagader saugten, ein atemloses Keuchen entrissen. Er spürte ein haltloses Zittern in seinem Bauch, als sich eine kundige Hand erneut seiner Erregung widmete. Hauchzart fuhren die warmen Fingerspitzen seine Länge nach, die auf die Berührung hin unkontrolliert zuckte, neckisch zwickten sie in die samtweiche Haut. Zadei erstickte Titius' lüsternen Aufschrei unter dem glühenden Drängen seiner Lippen, stöhnte selbst in den Mund seines Geliebten, als sich Finger ekstatisch in die festen Wölbungen seines Gesäßes krallten, tiefe Kratzer auf der heißen Haut hinterließen. In Titius wallte eine kochende Glut auf, die seine Sinne in Nebel versenkte. Ein Seufzen folgten dem nächsten, ungehemmt perlte immer wieder Zadeis Name, heiser gestöhnt, von seinen Lippen. Zittrig griff er nach unten, zwischen den Shogun und sich, umfasste mit der eigenen Hand die seines Geliebten und zwang sie zu einem härteren, schnelleren Rhythmus. Er warf den Kopf in den Nacken und presste die Augenlider fest zusammen, als der Shogun seiner stummen Bitte Folge leistete. Die Beine so weit er es in seiner Position vermochte an seinen Körper ziehend, stemmte er sich nahezu hektisch Zadeis Stößen entgegen .Der Dämonengeneral lauschte den immer flacher und kürzer werdenden Atemzügen, spürte das immer häufiger werdende Zucken in dem sich windenden Leib unter sich. In rasendem Wechselspiel kerkerten ihn die heißen, harten Muskeln fast schmerzhaft fest ein, um ihn gleich darauf wieder frei zu geben. Zischend sog Titius Luft ein und sein gesamter Körper verspannte sich. Sein Becken schnellte heftig nach oben, als die versengende Hitze in seinem Schoß explodierte, er sich mit einem lauten Aufstöhnen gegen Zadeis Bauch ergoss, sein Orgasmus unerwartet über ihn herfiel und Welle um Welle auf Zadei überging. Der Shogun bog den Kopf zurück und stemmte sich hoch auf seine Arme, die zittrig nachzugeben drohten, glühende Wogen erfassten ihn, rollten über ihn hinweg, schüttelten ihn. Er keuchte und stöhnte, eine Spirale der Erregung wirbelte durch ihn hindurch, sein Herz pochte in seinem ganzen Körper und stieß ihn hart über die Klippe. Mit einem heiseren, kehligen Aufschrei, entlud er sich reich in den an ihn gepressten Leib und ließ sich ins höchste Elysium der Lust katapultieren. Heftig atmend und von leichtem Schwindel erfasst löste er sich dann vorsichtig von Titius, küsste die geschlossenen Lider und sank an seiner Seite auf den Boden nieder, dessen Kühle ihn leicht zusammenzucken ließ. Sein Blut hämerte wild gegen seine Schläfen, drohte seinen Kopf zu sprengen. Er seufzte tief, als sich schlanke Arme um ihn legten, ihn an Titius', von einem feinen Schweißfilm überzogene, Brust zogen und zarte Finger ihm die Wirren Strähnen, die seine Sicht versperrten, aus dem Gesicht strichen. Liebevoll legte Titius eine Hand um sein Gesicht, schmiegte ihre glühenden Wangen aneinander. -"Ich liebe dich", flüsterte er leise, mit von sachtem Zittern durchdrungener Stimme in Zadeis Ohr. "Ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich..." Müde senkte der Shogun die Lider und ließ sich von dem sehnsüchtigen Wispern in den Schlaf wiegen. TBC [1]: Titius ist eben auch nur ein Mann ^^v [2]: So seltsam das auch für den einen oder anderen wirken mag, ich für meinen Teil finde Schambehaarung ist ein Muss, also habe ich auch Titius damit ausgestattet. Hmmmm...ansonsten denke ich gibt es hier nicht viel zu sagen. Es passiert nicht das meiste... Trotzdem hoffe ich wie immer, dass alle Spaß am lesen hatten und das Kappi gefallen hat (Ich hoffe es ist nicht zu kurz geraten). Bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/ Kapitel 16: ------------ Laures saß auf einem Felsen unweit der Drachen, die nach drei Tagen ununterbrochenen Fluges eine Pause benötigten und nun ihren Hunger an den kleinen, schwachen Unterdämonen, deren Glieder verstreut am Boden lagen, stillten. Seine Augen ruhten in der Ferne des sich langsam verdunkelnden Horizonts. Der Wind zog an seinem langen Haar, zerzauste es, blies ihm wirre Strähnen in sein Gesicht. Er bemerkte die aufziehende Kälte nicht. Gemächlich näherte Gelm sich ihm, einen abgerissenen Arm vor sich her tretend, ihn im Gehen spielerisch von Links nach Rechts schiebend. Ein paar Schritte von Laures entfernt blieb er stehen und schubste den Arm, der eine blutige Spur hinterlassen hatte, mit der Stiefelspitze zur Seite. -"Laures-Sama?", machte er vorsichtig auf sich aufmerksam. Zögernd wandte sich Laures von der rotgolden durchfluteten, dämmrigen Wolkenwand vor sich ab und sah seinen Berater an. -"Was möchtest du, Gelm?", fragte er. Der Angesprochene setzte sich in einigem Abstand neben seinen Gebieter auf den Felsen und schwieg einen Augenblick lang, ehe er sprach. -"Was glaubt Ihr wo sie sind? Wir sind nun seit drei Tagen unterwegs und nicht auf eine einzige Spur gestoßen", äußerte er vorsichtig seine Bedenken. -"Sie können überall sein...überall, Gelm", entgegnete Laures nachdenklich, ohne ihn anszusehen. -"Habt Ihr schon daran gedacht, dass sie vielleicht in die Eiswüste geflohen sind?", fragte der kaiserliche Berater, musterte das von ihm abgewandte Profil des Fürsten erwartungsvoll. -"Die Eiswüste?", wurden seine Worte monoton wiederholt. -"Sie kennen sich dort gut aus, nach all der Zeit, die sie dort verbracht haben... würden sich auf bekanntem Terrain bewegen und sich dementsprechend sicher fühlen", erläuterte Gelm seine Überlegungen. Laures schüttelte entschieden den Kopf. -"Ich glaube nicht, dass sie in der Eiswüste sind, das wäre zu einfach". Seine indigofarbenen Augen verengten sich. "Sie werden sich denken können, dass wir das aufgrund der eben genannten Gründe, als eine der ersten Möglichkeiten in Betracht ziehen und sie gleich zu Beginn dort suchen würden...und genau deshalb werden sie sich nicht in die Eiswüste geflüchtet haben". Gelm schob das Kinn vor, traktierte seine Unterlippe mit den Schneidezähnen. -"Nun, so habe ich das bisher nicht betrachtet", gestand er. -"Sie sind woanders", sagte Laures leise, aber bestimmt und erhob sich, schob die Daumen hinter seinen Waffengürtel. "Vielleicht an dem Ort, an dem sie sich zuvor schon verborgen hielten", meinte er nachdenklich. -"Das wäre durchaus denkbar", stimmte der andere Dämon zu. Der Dämonenfürst lächelte bösartig, entblößte seine langen, spitzen Fangzähne. Das gleißende Licht des allmählich einsetzenden Sonnenuntergangs ließ seine Augen in flammenartigem Orange auflodern. -"Völlig gleichgültig wo sie sich verkrochen haben...vor mir sind sie nirgends sicher". Abwesend streichelte seine rechte Hand fast liebevoll über sein Schwert. "Ich werde sie finden und an Ort und Stelle in Fetzen reißen". Die sinkende Sonne stand wie eine blutgetränkte Corona über seinem Haupt. Titius saß dicht am Feuer und zermalmte mechanisch die Kräuter in der kleinen Schale, die zwischen seinen aufgestellten Beinen auf dem Boden stand. Immer wieder glitt sein besorgter Blick über die Flammen hinweg zu Zadei, der auf ihrer improvisierten Schlafstätte lag und sich unruhig unter dem dünnen Laken wand, unverständliche Worte vor sich hin murmelnd. Während der letzten zwei Tage, die der Shogun in einer Art Dämmerzustand verbracht hatte, hatte sich sein Gesundheitszustand plötzlich rasant verschlechtert. Er hatte kaum etwas gegessen, was so gut wie nie vorkam. Zwang er sich dazu etwas zu sich zu nehmen, hatte er sich kaum ein paar Minuten später übergeben. Die dauerhafte Müdigkeit, die in mit scheinbar unüberwindlicher Hartnäckigkeit niedergestreckt hatte, hatte sich erst am vorherigen Nachmittag allmählich zu legen begonnen, dennoch strotze Zadei nicht gerade vor Kraft. Lautlos nahm Titius die Schale auf und ging hinüber zum Shogun, kniete sich neben ihn auf die Decken nieder. Vorsichtig schob er seine auf der Brust verschränkten Hände auseinander und löste die Bänder seines Gewands, um seinen Oberkörper frei zu legen. Besorgt zog er die schmalen Brauen zusammen und beugte sich tiefer über den Dämonengeneral, löste den Verband, der um dessen Bauch lag und betrachtete die entzündete Stichwunde in seiner Seite eingehend, wobei seine eh schon in Unmut gekräuselten Brauen sich noch ein Stück weiter zusammen zogen. Sie war angeschwollen, leuchtete geradezu, so feuerrot war sie geworden und sie nässte, was Titius am wenigsten gefiel. Behutsam legte er seine Hand auf Zadeis Stirn. Sie war heiß, heißer als sie hätte sein dürfen. Alles was ihnen nun noch fehlte, war dass der Shogun Fieber bekam, dann konnten sie den eh bereits aufgeschobenen Aufbruch für die nächsten Tage gänzlich vergessen. Geräuschvoll atmete Titius aus und senkte den Kopf für ein paar Sekunden der Resignation. Seine Finger strichen über die kühle Silberrranke am Hals seines Geliebten, ballten sich dann zu einer stählernen Faust, dass die Knöchel weiß hervor traten. Solange er sie trug konnte er rein gar nichts für ihn tun. Nach einer Weile stillen Hasses und stummer Wut auf Laures wich die Anspannung Stück für Stück von ihm und er begann damit die Wunde vorsichtig mit einem mit kaltem Wasser getränkten Tuch zu säubern, ehe er den Kräuterbrei auf ihr verstrich. Er wusste nicht, welche Kräuter genau Hilda an ihm verwendet hatte, aber er hoffte dennoch, dass jene, die ihm zur Verfügung gestanden hatten, ebenso Wirkung zeigen würden. Ein leises, kratziges Lachen drang an sein Ohr. -"Du kannst einfach nicht die Finger von mir lassen...", schnurrte Zadei mit angerauhter Stimme. Die Augen des Shoguns blitzten ihn aufreizend an und ein anzügliches Lächeln lag auf seinen blassen Lippen. Titius blickte auf, zwang sich das Lächeln zu erwidern. Es tat ihm in der Seele weh zu sehen, wie Zadei versuchte ihm weis zu machen, dass es ihm gut ging, er nicht litt, nur damit er sich nicht sorgte. -"Nein, wie könnte ich", entgegnete er sanft und zog das leichte Leinenhemd seines Geliebten, der sich etwas auf die Ellenbogen stützte, um es ihm leichter zu machen, umständlich ganz über dessen Schultern, um es bis zum Hosenbund hinab zu streifen. Dann zog er den Verband unter dem Shogun hervor, nahm ein sauberes Tuch zur Hand, faltete es einmal doppelt, legte es über die mit dem Kräuterbrei bestrichene Wunde und drückte es leicht auf diesem fest. Einen Laut des Unbehagens von sich gebend zuckte Zadei vor seinen Händen zurück, wich wie im Reflex zur Seite aus. -"Entschuldige, hab' ich dir weh getan?", stieß der junge Dämon erschrocken hervor und sah ihn mit großen, um Verzeihung heischenden Augen an. -"Nicht doch, Liebes. Wenn du bei mir bist, tut mir nichts weh", wisperte er und strich seinem Geliebten über die Wange. Niedergeschlagen senkte Titius den Blick. Der Shogun mochte das zwar so empfinden, aber Tatsache war, dass seine bloße Anwesenheit momentan rein gar nichts bewirkte. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Schwäche nagte an ihm, setzte ihm hart zu. Er griff nach einem neuen Verband und klopfte Zadei leicht an den rechten Oberschenkel. -"Dann heb' mal kurz deinen Astralhintern, dass ich dir einen neuen Verband anlegen kann", sagte er so ungezwungen wie möglich und zwinkerte. Mit einem verstohlenen Ächzen hob Zadei sein Becken, den Blick wie gebannt auf Titius' Gesicht ruhend, als er ganz nah an ihn heran zwischen seine Beine rückte und den Verband um seinen Bauch wand. Es selbst nicht bemerkend hob der Dämonengeneral den Kopf und streckte seinen Hals Titius entgegen. Er blinzelte überrascht, als der junge Dämon ihn auf die leicht gespitzten Lippen küsste und ließ sich seufzend zurück sinken. Mit ein paar letzten flinken Handgriffen knotete der geflügelte Dämon die Enden des Verbandes zusammen und sah Zadei forschend an. -"Gut so, oder zu fest?", fragte er. -"Mir kann es nicht fest genug sein, ich steh' auf die harte Tour, weißt du doch", grinste Zadei und buffte ihn verschwörerisch an. Schnaubend neigte Titius den Kopf etwas, veschränkte die Arme und stellte die Frage noch einmal, ihm einen tadelnden Blick zuwerfend. -"Nein, ist gut so, nicht zu fest", sagte der Shogun ernst. Titius nickte zufrieden, half ihm wieder in sein Hemd, zog ihm die Decke über die Hüften und stand auf. Der Shogun folgte ihm mit den Augen, drehte den Kopf einer Eule gleich fast einmal um die eigene Achse, als die geliebte Gestalt Anstalten machte aus seinem Blickfeld zu verschwinden, und verrenkte sich dabei beinah den Hals. -"Wohin gehst du?", fragte er verwirrt, als er sah wie Titius seine Schwingen flach auf seinem Rücken faltete und den Umhang von Hilda überwarf. Nach seinem nächtlichen Bad hatte er dem Shogun versprechen müssen nicht wieder allein die Höhle zu verlassen. Titius sah ihn an und seufzte innerlich. -"Die Vörräte gehen uns aus. Das, was noch da ist genügt nicht wenn wir morgen von hier fort wollen. Ich muss noch einiges besorgen. Heilkräuter habe ich auch keine mehr". -"Können wir denn nicht auf dem Weg Nahrung und Kräuter sammeln?", wand Zadei ein, blickte beunruhigt zu ihm auf. Er wollte nicht, dass Titius hinausging, schon gar nicht allein. -"Dafür wird uns keine Zeit bleiben. Wir können nie wissen, wie dicht Laures und seine Männer uns auf den Fersen sind. Wir können es uns nicht leisten, uns mit irgendetwas Unnötigem aufzuhalten", erklärte er. /Vielleicht laufe ich ihm geradewegs in die Arme, wenn ich nun hinausgehe/, dachte er, behielt diesen Gedanken, aber lieber für sich. Zadei verzog das Gesicht. Es war nur allzu deutlich, dass er widersprechen wollte, dennoch schwieg er aber. Titius musterte ihn still. Er wollte ihn doch ebenso wenig allein in der Höhle zurücklassen, aber was sollte er denn sonst tun? Von selbst würden sich Wasser und Essen nicht in ihren Unterschlupf begeben. Er ging zu seinem Shogun, beugte sich hinab zu ihm und küsste ihn lang. -"Ich werde schnell zurück sein, keine Sorge". Er grinste aufmunternd. "Ich bin doch schon ein großer Junge". -"Lass' mich mit dir kommen", schlug Zadei vor und machte Anstalten sich aus der Decke zu schälen. -"Nein. Ich gehe allein. Ich denke es ist besser, wenn du dich noch ausruhst. Sammel' deine Kräfte lieber für morgen. Mir wird nichts zustoßen, versprochen". Entschlossen entfernte er sich von ihrem Lager. Wenn er jetzt nicht konsequent blieb und sich auf eine Diskussion mit Zadei einließ, würde er noch in zwei Stunden hier stehen. Er band sich das Schwert, das Hilda ihnen gegeben hatte um die Hüfte, raffte einen Leinensack, der in der Ecke lag, und die beiden Wasserschläuche auf und schob den Stein, der den Eingang verschloss zur Seite. Zadei hörte das mahlende Knirschen, dann das Geräusch von Titius' über den Boden schleifenden Kleidern, als er hinaus kroch. Er schloss seine Augen und versuchte tatsächlich ein wenig zu schlafen. Er musste einfach Vertrauen in Titius haben, auch wenn er sich um ihn sorgte. Der junge Dämon war beiweitem nicht so schwach und hilflos wie man aufgrund seines Äußeren annehmen mochte. Außerdem blieb ihm gar nichts anderes übrig, zumal er selbst momentan keine besondere Hilfe war. Allein die Tatsache, dass er anstatt seinen Willen durch zu setzen und Titius zu begleiten, auf seinen Geliebten gehört hatte und nun wie ein bestraftes Kind im Bett lag, bewies, dass es ihm alles andere als gut ging. Gelangweilt hockten zwei Soldaten der Drachenreiterbrigade unter einem Baum und beobachteten ihre Drachen beim Fressen, dem monotonen Plätschern des Flusses lauschend. Der Jüngere der beiden, ein hübscher Dämon, mit jungenhaftem Gesicht, glattem, dunkelviolett schimmerndem Haar und leuchtenden, katzengleichen, gelben Augen blickte sich verstohlen um. Als er sich vergewissert hatte, dass Laures nirgends in der Nähe war, schnaubte er, seinem Frust Platz schaffend, verächtlich und ließ den Kopf zurück gegen den Baumstamm fallen. -"Das ist doch alles für die Katz' ", meinte er missgelaunt. "Fünf Tage ohne eine Spur...die sind doch längst über alle Berge...in irgendein fremdes Hoheitsgebiet..." Er riss ein Büschel Gras aus und schleuderte es von sich. -"Sollen sie doch zur Hölle fahren, mir kann es nur gleichgültig sein!", meinte er leichthin und streifte energisch seine Handschuhe ab. Sein Kumpane musterte ihn aus klaren, stahlgrauen Augen und kaute nachdenklich auf einem Blumenstengel. -"Lass' das ja nicht Laures-Sama oder Gelm hören", warnte er. "Die lassen dich in aller Öffentlichkeit auf dem Marktplatz auspeitschen". -"Aber es stimmt doch!", brauste der Jüngere auf. "Ist doch alles umsonst", murrte er weiter. "Ich hätte was Besseres mit meiner Zeit anzufangen gewusst", versicherte er und dachte an das Mädchen mit den wunderschönen Augen, dass ihm in der Nacht vor ihrem Aufbruch die Geheimnisse der körperlichen Liebe offenbart hatte. Er rutschte unruhg hin und her, verzog das Gesicht. "Ich hab' mir den Arsch schon wund geritten", beschwerte er sich. Der Dämon neben ihm lachte auf. -"Du bist so ein Kind Shibari!", rief er amüsiert und schlug dem jungendlichen Soldaten kräftig aber aufmunternd auf die Schulter. Besagtes Kind funkelte ihn trotzig an und schob die Unterlippe vor. Der Ältere lachte erneut auf. -"Du bist noch neu. Du gewöhnst dich schon noch daran", versicherte er und zwinkerte, noch immer leise glucksend. Als Zadei aufwachte, fühlte sich seine Zunge an wie ein Stück Pergament, drohte an seinem Gaumen fest zu kleben. Es war als sei sein gesamter Hals eine einzige endlose Wüste. Qualvoll hustend richtete er sich auf und musste sich erst einmal haltsuchend in seinem Bettlaken festkrallen, als ihm für einen Moment schwarz vor Augen wurde. Er hörte sein Blut in seinen Ohren rauschen, fühlte es heiß in seinen Wangen pochen. Leichte Übelkeit breitete sich drückend in seiner Magengegend aus. Langsam stand er auf, stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab. -"Uhhh...". Leise stöhnend presste er die Handflächen gegen seine Schläfen und sank mit dem Rücken gegen das Gemäuer. Schwindel überfiel ihn, so heftig, dass alles um und in ihm sich in wirbelndem Tanze um die eigene Achse zu drehen schien. Angestrengt ließ er seinen Blick in der Höhle umher wandern. Titius war noch nicht zurück. Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, es hätten zehn Stunden oder auch zehn Minuten gewesen sein können. Er rieb sich über seine brennenden Augen und ging langsam, auf unsicheren Beinen, hinüber zu der alten Truhe, in der Titius ihre Vorräte aufbewahrte. Ächzend ließ er sich vor ihr auf die Knie nieder und hob den Deckel an. Außer dem Verbandszeug befand sich noch etwas Obst, Brot und ein kleines Stück Trockenfleisch darin. Einen enttäuschten Laut auf den Lippen klappte er den Deckel wieder hinunter. Er wollte nichts essen, er wollte nur Wasser! Kaltes, frisches Wasser! Jede Bewegung genau bedenkend, wie ein Greis, dessen müde Knochen gegen das Leben zu rebellieren begonnen, erhob er sich und drehte sich einmal um sich selbst, in der Hoffnung wenigstens einen ihrer beiden Wasserschläuche zu entdecken. Sie waren nicht da...richtig... Titius hatte sie zum Auffüllen mitgenommen erinnerte er sich. Diese Erkenntnis trocknete ihm die Kehle schlagartig um weiteres aus. /Mist!/ Er hob seinen Umhang auf, der neben seinem Schlafplatz auf dem Boden lag, klopfte den Staub aus und schlurfte recht schwerfällig zum Ausgang. Von seinem schlechten Gewissen geplagt, dachte er an Titius, dem wahrscheinlich das Herz stehen bleiben würde, wenn er zurückkam und Zadei fort war. Aber er hatte das Gefühl zu sterben, wenn er nicht sehr bald etwas zu trinken fand! Jedes Schlucken zerriss ihm förmlich die Kehle und sein Kopf drohte zu explodieren vor Hitze. Mühsam rückte er den Stein nur soweit zurück, dass er gerade so an ihm vorbei schlüpfen konnte und begab sich auf allen Vieren nach draußen. Murrend rieb sich der Dämon über die brennende Schulter. -"Ich will mich nicht an tagelanges, sinnloses, in der Gegend Herumfliegen gewöhnen. Als ich Laures-Samas Armee beigetreten bin, da dachte ich, ich würde in geschichtsprägende Schlachten ziehen und Heldentaten vollbringen". Er stieß die geballten Fäuste martialisch in die Luft und ließ sie dann seufzend auf seine Schenkel sinken. "Verstehst du was ich meine, Shinju?" -"Sicher. Du bist ein desillusionierter Grünschnabel, Shibari!", rief Shinju heiter aus. Der Angesprochene grummelte leise, verfolgte wie sein Kumpane sein langes, zu einem Pferdeschwanz gebundenes, aschblondes Haar über die Schulter warf und aufstand. -"Falls mich jemand suchen sollte, ich gehe mal für kleine Helden", sagte er, das letzte Wort besonders betonend, wobei seine Augen spitzbübisch aufleuchteten. -"Haha...ich lache später wenn ich Zeit habe", entgegnete der Jüngere trocken. Mit finsterem Blick sah Shibari ihm nach, wie er sich flussaufwärts von ihm entfernte. Seltsam erschöpft und dennoch erleichtert sank Zadei mit einem herzerweichenden Stöhnen am Flussufer auf die Knie und stützte beide Hände geräuschvoll atmend im Gras ab. Es war erschreckend, wieviel Anstrengung und Selbstüberwindung ihn dieser eigentlich nicht sonderlich lange Weg gekostet hatte. Er schloss die Augen, als ein kalter Windstoß über sein Gesicht fuhr, seine heiße Haut kühlte, sog die frische Luft in seine Lungen, was nach den Tagen in der abgestandenen Luft, die in der Höhle herrschte eine wahrliche Wohltat war. Er beugte sich etwas vor und betrachtete skeptisch sein Spiegelbild. Eigentlich sah er so aus wie immer, befand er. Er wirkte nicht wirklich kränklich oder müde. Sein Gesicht schien zwar etwas blasser als sonst zu sein und unter seinen Augen deuteten sich dunkle Schatten an, aber sonst... Sein Blick heftete sich auf das Abbild des Silberrankenhalsbands, das ihm spöttisch von der Wasseroberfläche entgegen schimmerte. Wütend stieß er geräuschvoll seinen Atem aus, ehe er sich von dem verhassten Anblick löste, die ausladende Kapuze von seinem Kopf streifte und sich noch tiefer vorbeugte, bis seine trockenen Lippen das Wasser berührten. Hastig trank er in großen Zügen, die anfangs ein schmerzhaftes Brennen in seinem Hals auslösten, aber dann hatte er das Gefühl gar nicht mehr aufhören zu können. Er trank und trank, bis er sich in seiner Eile verschluckte. Ruckartig richtete er sich auf, als er keine Luft mehr bekam und krümmte sich unter heftigem Husten. Ein Teil des Wassers bahnte sich seinen Weg zurück und er erbrach es angewidert ins Gras. Sein leerer Magen krampfte sich dabei zusammen, als habe man ihm einen Fausthieb versetzt und er stöhnte gequält, hielt sich den Bauch und die verwundete Seite, die am meisten unter der Anstrengung litt. Nach einigen Momenten hatte er sich wieder beruhigt und er atmete tief durch. Zittrig beugte er sich erneut hinunter, benetzte sein heißes Gesicht mit dem kalten Wasser und erschauderte wohlig. Er wischte die nassen Strähnen, die an seiner Stirn, seinen Wangen und seinem Kinn hafteten weg und setzte ein weiteres Mal zum Trinken an. Er tauchte seine unverletzte Hand in den Fluss und hielt sie dicht unter sein Kinn, das Wasser wie aus einer Schale aus ihr schöpfend. Zwar trank er dieses Mal deutlich langsamer, aber dennoch reichlich. Erst als sich ein Völlegefühl in seinem Magen und Druck auf seiner Blase bemerkbar machten richtete er sich, leise keuchend wieder auf. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und seufzte erleichtert, um im nächsten Augenblick mitten in der Bewegung inne zu halten, die Hand noch halb an seinen Mund erhoben, und aus geweiteten Augen ungläubig auf die Wasseroberfläche zu starren, auf der sich direkt hinter ihm, das triumphierend grinsende Gesicht eines Drachenreiters spiegelte. TBC Kapitel 17: ------------ >Nein! Nein! Nein! NEIN!<, schrie es in Zadei ungehalten auf. >Wieso ausgerechnet jetzt?! Wieso?! Wieso nur?!<, fragte er sich voller Verzweiflung, die rasende Übelkeit in seine Eingeweide jagte und eisige Kälte über seinen gesamten Körper sandte. Er presste die Augenlider zusammen, als hoffe er, dass das fremde Gesicht nichts als ein Trugbild war, Produkt seiner unterbewussten Ängste, und verschwunden sei, wenn er die Augen wieder öffnete. Er spürte wie etwas Hartes tief in seinem Rücken gegen sein Steißbein stieß und sich langsam, seiner Wirbelsäule folgend, seinen Weg nach oben bahnte, auf seiner Schulter, dicht neben seinem Hals, zu ruhen kam. Zweifellos eine Schwertklinge. >Das darf einfach nicht wahr sein!!!< Langsam seine Augen wieder öffnend, wandte er das Gesicht leicht nach rechts und erblickte wie bereits erwartet, die matt glänzende Klinge eines Schwertes, die bedrohlich nah an seiner Halsschlagader verweilte. Zittrig atmete er betont ruhig aus. "Sowas...", ertönte eine dunkle, rauhe Stimme hinter ihm, "Da will ich mir nur kurz das Komma ausschütteln gehen...und mache doch tatsächlich den Fang des Tages". Ein kurzes, hartes Auflachen folgte den Worten. Zadei schluckte schwer und presste die Kiefer fest aufeinander. Unwillkürlich fuhr seine linke Hand zu dem Halsband, zog an ihm, krallte sich in die Kühle der Silberranke. "Wo ist der andere?", fragte Shinju, dessen Lachen abrupt ein Ende gefunden hatte. "Welcher andere?", entgegnete Zadei langsam. Ein Tritt ins Kreuz warf ihn bäuchlängs ins Gras, wo er zunächst keuchend und sich zusammen krümmend liegen blieb und die Hände in die Seite presste. Alamiert blickte er aus von Schmerz umnebelten Augen auf, als sich ein Schatten über ihn legte. "Du weißt genau wen ich meine", sagte Shinju mit trügerischer Ruhe. "Den geflügelten Dämon, Laures-Samas ehemaligen Berater. Titius ist seine Name, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt". Hasserfüllt starrte der Shogun mit loderndem Blick zu der imposanten Gestalt des Drachenreiters auf, der mit gespreizten Beinen, sich auf dem Griff seines Schwertes aufstützend, bedrohlich über ihm aufragte. Wenn einer der Drachenreitern hier war, konnten die anderen nicht fern sein, schoss es ihm durch den Kopf und sein Blick wurde noch finsterer. Angestrengt lauschte er, aber er war zu nah am Fluss, um etwas anderes als das Rauschen des Wassers wahrzunehmen. "Nun? Wo ist er?", fragte er schneidend. "Fahr' zur Hölle!", spie ihm der Dämonengeneral entgegen und spuckte vor seinen Füßen aus. Betont langsam hob sich Shinjus rechte Braue, die an ihrem äußeren Ende, bei genauerem Hinsehen leicht zuckte. Ein sanftes, nachsichtiges, fast gnädiges Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er theatralisch schnaubend den Kopf schüttelte und Zadei einen weiteren Tritt, dieses Mal in den Leib, versetzte. Sich jeglichen Schmerzeslaut verbietend, trieb der Shogun seine Zähne in seine Unterlippe, schmeckte die metallische Note von Blut, das aus der aufgeplatzten Haut hervorquoll und an seinen Mundwinkeln hinablief und konnte dennoch nicht verhindern, dass ein gequältes Stöhnen aus ihm hervorbrach. Seine Finger krallten sich krampfhaft in das Gras unter ihm, er spürte wie sich die feuchte Erde unter seine Nägel schob. "Wo ist er?" verlangte Shinju ein weiteres Mal zu wissen. "Ich weiß es nicht...", antwortete Zadei, stemmte sich auf seine Unterarme und wischte angewidert einen vom Blut rot gefärbten Speichelfaden vom Kinn. Ein harsche Hand in seinem Haar, zerrte ihn auf die Knie, zwang seinen Kopf in den Nacken, überstreckte seinen Hals so weit, dass er kaum mehr atmen, geschweige denn schlucken konnte. Triumphierend stemmte Shinju sein Knie zwischen seine Schulterblätter und legte die Schwertklinge mit der flachen Seite an Zadeis Kehle, die kurz auf und ab hüpfte, als der Shogun ein ersticktes Keuchen ausstieß. "Ich frage dich ein aller letztes Mal mal, wo ist Titius?". Triumphierend blickte Shinju auf den, ob seiner anstrengenden Haltung, zitternden Dämonengeneral hinab und zog seinen Kopf noch weiter nach hinten, bis er ihm in das schmerzverzerrte Gesicht blicken konnte. "Ich...weiß es...nicht und wenn...ich es wüsste, würde...ich es dir...si...cherlich nicht...sagen!". "Ganz wie du meinst...". Shinju drehte den Schwertgriff in seiner Hand herum, dass nun die geschliffene Seite des Schwertes an Zadeis Hals lag und zog die Klinge mit einer ruckartigen Bewegung über seine offen dargebotene Kehle. Aufkeuchend fiel der Shogun vorn über ins Gras zurück, als der harte Griff sich aus seinen Haaren löste und umfasste mit beiden Händen seinen Hals. Er spürte die klebrige Wärme von Blut an seinen Fingern, die hastig, fast panisch über den Schnitt an seiner Kehle glitten. Er schien nicht tief genug zu sein, um ihn ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten, aber dennoch schmerzte er höllisch. "Los steh' auf!", herrschte Shinju die zusammengekauerte Gestalt zu seinen Füßen an, doch der Shogun machte nicht die geringsten Anstalten dem Befehl zu folgen. Reglos verharrte er in seiner Position. "Steh' auf habe ich gesagt! Soll ich nachhelfen?!". Grob fasste der Drachenreiter Zadei am Oberarm und riss ihn hoch. Kaum, dass der Shogun Shinjus Hand spürte, stieß er sich vom Boden ab, schlug ihm mit aller Kraft gegen das rechte Knie des anderen, was den Dämon dazu brachte überrascht aufzuschreien und einen Schritt zurück zu taumeln, und sprang mit einem hastigen Satz auf. Er war nicht ganz zwei Schritte weit vor Shinju geflohen, als dessen Hand wie im Reflex, von Eigenleben durchflutet, vorschoss und ihn mit einem gezielten Schlag der flachen Schwertseite in seine Kniekehlen zu Fall brachte. Mit einem Aufschrei, der in einem undefinierbaren, kläglichen Laut endete, sank Zadei hart auf die Knie. Ein Tritt gegen seine Brust, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presste, warf ihn zurück auf den Rücken ins Gras, wo ihn ein schwerer Stiefel, der sich mit vollem Gewicht gegen seinen Bauch stemmte festnagelte. Der Shogun wusste nicht wie ihm geschah, so schnell hatte ihn Shinju ein weiteres Mal überwältigt. Mühsam nach Atem ringend, schlossen sich seine Hände um das Fußgelenk des Drachenreiters, versuchten mit aller Kraft seinen Fuß fort zu stoßen. Über ihm blitzte Shinjus hoch erhobenes Schwert, indem sich das Licht brach und ihn blendete, auf und sauste mit einem sirrenden Laut auf ihn nieder. Er riss die Hände vor sein Gesicht, als ob ihm diese verzweifelte Geste auch nur den geringsten Schutz bieten könnte und rief Titius' Namen aus. Die Klinge durchtrennte mit einem einzigen sauberen Schnitt Zadeis Gewand, vom Kragen bis zum Hosenbund und kam über seinem Bauch, direkt vor Shinjus Stiefelspitze, zum Stillstand ohne auch nur einen Tropfen seines Blutes zu vergießen. Der Shogun senkte seine Hände und starrte in das emotionslose Gesicht des Drachenreiters. Er spürte die Kälte des Stahls auf seiner Haut. "Na los doch", sagte er leise, "Worauf wartest du? Töte mich, du kannst es doch kaum erwarten". Der Druck der Schwertspitze gegen seine Bauchdecke verstärkte sich warnend. "Du feiges Stinktier würdest dich doch keine fünf Meter an mich heran trauen, wenn ich nicht das Halsband tragen würde. Keiner von euch würde das", zischte Zadei verächtlich. "Halt dein gottverdammtes Maul und heb' dich du Ratte", erwiderte Shinju ungerührt, die Beleidigung geflissentlich ignorierend und nahm seinen Fuß von Zadei. Ächzend kämpfte der Shogun sich in die Senkrechte und bemühte sich in derselben zu verweilen. Hart erwiderte er den Blick, der ihm aus Shinjus dominanten, stählernen Augen entgegenschlug. "Und jetzt?", fragte der Dämonengeneral herausfordernd. "Jetzt wirst du dich umdrehen, die Hände auf den Rücken nehmen und dich von mir fesseln lassen, damit ich dich Fürst Laures zum Fraß vorwerfen kann", antwortete der Andere fast heiter. Stumm blickte Zadei ihn an. Sein Kopf glich einem Uhrwerk, indem unzählige Zahnräder rotierten und knirschten, sich endlos um die eigene Achse drehten. Ein Gedanke jagte den nächsten, stets vom lauten Pochen seines Herzens und dem lärmenden Rauschen seines Blutes begleitet. Es musste doch einen Ausweg aus dieser Situation geben! Es musste einfach! Den schemenhaften Schatten, der in geringer Entfernung hinter ihnen völlig lautlos von Baum zu Baum huschte und sich ihnen stetig näherte bemerkte er nicht. Ebenso wenig wie Shinju ihn bemerkte. Erst als der Drachenreiter ermahnend das Schwert auf ihn richtete, wandte er ihm den Rücken zu und legte seine zitternden Hände zögernd auf seinen Rücken. >Bitte, bitte, bitte, lass' das nicht wahr sein!<, flehte er in Gedanken, ohne recht zu wissen, an wen genau er die Bitte überhaupt richtete. -"Na siehst du? Geht doch", schnarrte Shinju, die gekreuzten Handgelenke aneinander fesselnd. "Wir werden noch jede Menge Spaß miteinander haben". "Gar nichts wirst du mit ihm haben...". Shinju blieb nicht genügend Zeit sich nach der Stimme hinter ihm umzudrehen. Ehe er auch nur den Kopf hätte wenden können, wurde ihm mit voller Kraft, knapp oberhalb des Ausschnitts seiner Rüstung, ein Schwert in den Nacken gerammt, dass die Klinge vorn wieder aus seinem Hals heraustrat. "...er gehört mir". Mit geweiteten Augen starrte Zadei den Dämon an, aus dessen ungläubig aufgerissenen Mund sich ein Schwall Blut ergoss und mit einem lauten Klatschen im Gras landete, um seinen Blick dann zu Titius wandern zu lassen, der dicht hinter Shinju stand und das ihn durchbohrende Schwert mit beiden Händen fest umschlossen hielt. Stöhnend und panisch nach Luft schnappend sank der Drachenreiter auf die Knie und umfasste den aus ihm herausragenden Stahl. Für einen kurzen Moment verharrte Titius reglos, der Griff des Schwertes knirschte unter seinen Fingern, dann zog er die Klinge ruckartig zurück und Shinju fiel mit geweiteten, ins Nichts starrenden Augen leblos in den Fluss. Teilnahmslos verfolgte der geflügelte Dämon wie sein Leichnam vom Wasser flussabwärts getragen wurde. Zadeis Lippen öffneten sich, als wolle er etwas sagen, aber es entwich ihnen lediglich ein lautes, zittriges Ausatmen und er sank zusammen, die Arme um seinen schmerzenden Leib schlingend, das Gesicht in das weiche, duftende Gras drückend. "Zadei!". Mit wenigen, ausholenden Schritten war Titius bei ihm und zog ihn an sich. "Los! Wir müssen weg hier! Los!" Eilig durchtrennte er mit er einem gezielten Schnitt die Fesseln des Shoguns und zwang ihn auf die Beine. "Beeil dich!", drängte er, fasste ihn am Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her. Mit verzogenem Gesicht, da ihn jeder Atemzug schmerzte, hastete der Dämonengeneral hinter seinem Geliebten her, versuchte mühsam Schritt zu halten, was ihm nicht gelang. "Teti...ich kann nicht mehr...", stieß er kläglich hervor und sank schwer gegen den geflügelten Dämon. Titius musterte den an seiner Schulter ruhenden wirren Schopf einen Augenblick, die sich schnell hebende und senkende Brust des Shoguns, sein leidendes Gesicht und riss sich entschlossen den Umhang vom Leib. Schwungvoll breitete er seine Schwingen auf ganze Spannweite aus, schob das Schwert zurück in seine Scheide und hievte Zadei mit einem unsanften Ruck auf seine Arme. Unterdrückt ächzend taumelte er ein paar Schritte nach hinten, verlor er beinah das Gleichgewicht, ob der Last, die seine Muskeln doch leicht überbeanspruchte. Der Shogun hatte in den letzten Tagen ohne Essen wohl einiges an Gewicht verloren, aber dennoch war er nicht gerade leicht. Seinen Griff um Schultern und Beine seines Geliebten verstärkend, schlug Titius ein paar Mal kraftvoll mit den Flügeln und erhob sich leicht schwankend in die Luft, ihre Höhle anstrebend. "Was zum Teufel hast du dir dabei nur gedacht Zadei?! ", schrie Titius außer sich, ein Anblick, den Zadei nur sehr, sehr selten erlebt hatte, und stopfte das Verbandszeug hastig, zu den gesammelten Vorräten in den Leinenbeutel. "Es tut mir leid! Es tut mir so leid Titius!", beteuerte der Shogun, selbst nicht wissend zum wievielten Mal er dies bereits tat. "Es tut dir leid!?" Seine eisigen Augen durchbohrten den Dämonengeneral schier. "Was wenn er dich umgebracht hätte?! Hast du eine Ahnung bis wo mir das Herz geschlagen hat, als ich dich mit diesem Drachenreiter entdeckt habe?! Keine Hand breit von seiner Schwertspitze entfernt?! Hast du das?! Hast du das?!". Titius' schrille, sich überschlagende Stimme tat dem Shogun in den Ohren weh. "Es tut mir LEID!!! Titius! Ich weiß, dass es unüberlegt und gewagt war, aber ich dachte ich sterbe vor Durst! Ich hab mich elend gefühlt...sonst wäre ich nicht hinaus gegangen!". Beschwörend blickte Zadei, der in sich zusammen gesunken auf ihrer Schlafstatt saß zu ihm auf. "Bitte...bitte beruhig dich wieder". Einen Moment sah der junge Dämon ihn schweigend an, ehe er näher an ihn heran trat, sich zu ihm hinab beugte, eine seiner langen Haarsträhnen fasste und ihn an ihr dicht an sich heran zog. "Er hätte dich töten können du dummes Ding", zischte er nach wie vor zorning, die Augen verräterisch feucht glänzend. "Verstehst du das? Was zum Teufel hätte ich dann tun sollen? Ohne dich?". Pikiert blickte der Shogun ihn an, löste die Hand, die sein Haar schmerzhaft fest umklammert hielt. Kurz verweilte Titius in seiner vorgebeugten Haltung und sah seinen Geliebten an, ehe er sich aufrichtete. "Wir müssen fort, auf der Stelle", sagte er ruhig. "Aber was wenn wir ihnen direkt in die Arme laufen? Sie müssen ganz in der Nähe sein", wandte Zadei ein und fing ächzend die beiden Wasserschläuche auf, die ihn Titius zuwarf. "Alles ist besser als hier zu warten, bis sie uns finden. Hier sitzen wir fest, wie die Ratten und können nichts tun als darauf zu warten getötet zu werden". Eilig schulterte Titius den Beutel mit den Vorräten und kroch durch den Eingang. Zadei folgte ihm sofort ohne zu zögern. Am Ausgang der Höhle angelangt, nahm der geflügelte Dämon zunächst vorsichtig das Umfeld in Augenschein, ließ seinen Blick und sein Gehör konzentriert umherschweifen. Weit und breit war niemand zu sehen oder zu hören. So schnell sie ihre Beine tragen konnten stürzten sie los und rannten flussaufwärts davon. Widerstrebend wandte Shibari sich um, als Stimmen laut wurden. Gelm stand ein paar Meter von ihm entfernt bei den Drachen und winkte mit dem Arm zum Aufbruch. Ächzend erhob sich der jugendliche Drachenreiter und drückte die Hände in sein Kreuz. Dann ging die Tortur jetzt also weiter, dachte er missmutig und seufzte. Sein Hintern würde es ihm die nächsten Wochen sicher danken. Er hob seine Handschuhe auf und blickte flussaufwärts, nach Shinju Ausschau haltend, konnte ihn aber nirgends entdecken. Langsam machte Shibari ein paar Schritte in die Richtung, in die sein Kumpane vor einer Weile verschwunden war. "Shinju?". Es blieb still um ihn herum, bis auf das monotone Plätschern des Flusses. "Shiiiiinjuuuuu?", rief er erneut, ein wenig lauter dieses Mal und auch jetzt antwortete ihm nur das rauschende Wasser. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. Wo konnte er denn hin sein? Er wollte doch nur kurz seine Notdurft verrichten hatte er gesagt. "Hey Shinju! Wir wollen aufbrechen!". War er etwa schon zurück gekommen und er hatte ihn nicht gesehen? Er schüttelte den Kopf. Von dort aus, wo er gesessen hatte, hätte er ihn auf jeden Fall gesehen. "Shinju bist du hier irgendwo?". Shibari ging weiter, folgte dem Fluss ein Stück. Irgendwo musste der ältere Drachenreiter doch aufzufinden sein, was in der Tat auch so war, nur hatte sich der junge Soldat sich das sicherlich anders vorgestellt. Wie angewurzelt blieb er ein paar Schritte vor dem Flussufer stehen und blickte mit aufgerissenen Augen auf den Körper, der mit dem Gesicht nach unten, zwischen, bis in den Fluss wuchernden, Baumwurzeln eingekeilt auf der Wasseroberfläche trieb. "Shinju", flüsterte er entsetzt und hastete zu dem Dämon hin. Er fasste den leblosen Leib bei den Armen, zog ihn an Land, drehte ihn auf den Rücken und schrak, einen undefinierbaren Laut ausstoßend, zurück. Stumpf blickte ihm das Stahlgrau der toten Augen entgegen, leer und ausdruckslos, als habe ihm niemals zuvor auch nur ein Fünkchen Leben inne gewohnt. Durch die klaffende Wunde im Hals des Soldaten konnte er die zahlreichen, durchrennten Blutgefäße sehen, die die entsetzliche Blässe der Haut erklärten. Fassungslos presste Shibari seine Hand gegen seinen Mund, als Übelkeit in ihm aufwallte, rutschte panisch über den Boden nach hinten, weg von dem Leichnam seines Mitstreiters und rannte dann schließlich, einen schrillen Schrei von sich gebend, in Richtung der anderen Drachenreiter. Keuchend hastete er ihnen entgegen und rannte mit voller Wucht in Laures hinein. Mit einem dumpfen Stöhnen landete der junge Drachenreiter auf dem Boden und blickte blinzelnd zu ihm auf, sah ihn voller Verzweiflung an, als sei er die einzige Rettung vor einem nahenden Unheil. "Laures-Sama!", rief der Dämon aufgelöst mit ungewohnt hoher Stimme und näherte sich zittrig auf allen Vieren dem verständnislos auf ihn niederblickenden Dämonenherrscher. Erst als er bei ihm angelangt war stand er auf. "Shinju...", stieß er hervor, "Shinju er...wollte nur...er ist...Shinju ist tot!", schrie er die letzten Worte aufgebracht. "Tot?!", wiederholte Laures energisch, "Wieso?! Was ist passiert?!" Shibari schüttelte hilflos den Kopf. "Ich weiß es nicht, Herr! Ich weiß es nicht! Er sagte er wolle nur kurz einem natürlichen Bedürfnis folgen und gerade lag er tot da!". Das Gesicht des jungen Drachenreiters verzog sich, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. "Wo ist er?", verlangte Laures zu wissen. Der Soldat deutete hinter sich. "Dort drüben... am Ufer", entgegnete er und erhob sich eilig, um besagten Ort anzustreben. Laures folgte seinem Untertan, der ihm den Weg wies, ebenso Gelm. Völlig aufgelöst blieb Shibari schließlich neben dem Toten stehen. "Er wollte sich nur Erleichterung verschaffen hatte er gesagt und war dann flussaufwärts aus meinem Blickfeld verschwunden. Als Gelm zum Aufbruch rief hab ich nach ihm gesucht, weil er noch nicht zurück war und ihn so gefunden. Er hing zwischen den Baumwurzeln fest", erklärte er, seine Hände krampfhaft miteinander verschränkend. Der Dämonenfürst beugte sich zu Shinju nieder, beäugte die Stichwunde in seinem Hals, drehte ihn dann herum und sah sich auch die Verletzung in seinem Nacken an. Es war mehr als nur offensichtlich, dass der Drachenreiter eines gewaltsamen Todes gestorben war. Er drückte dem Soldaten die Augen zu und stand auf, Gelm einen vielsagenden Blick zuwerfend. "Ein Schwert... von hinten in seinen Körper gestoßen", sagte er ruhig. "Wer hätte Grund dazu einen Drachenreiter einfach so aus dem Hinterhalt zu töten?". Die Frage war rein rethorischer Natur, so ewartete er auch nicht, dass sein Berater ihm antwortete. Ohne ein weiteres Wort zu sagen wirbelte er herum und kehrte zu den restlichen Soldaten zurück, in deren Mitte er sich aufbaute und lautstark nach Aufmerksamkeit verlangte. "Das erste Bataillon wird die Suche von der Luft aus unter Gelms Leitung fortsetzen!", brüllte er in gewohntem Befehlston. "Das zweite und das dritte werden mir folgen! Wir durchkämmen das Küstengebiet zu Fuß weiter! Die Flüchtlinge müssen ganz in der Nähe sein!". "Jawohl Laures-Sama!", ertönte es synchron, kaum, dass er den letzten Satz beendet hatte. Es wurde keine einzige Minute vergeudet. In Windeseile hatten sich die Drachenreiter unter Gelms Führung in die Lüfte erhoben, während jene, die unter Laures' Kommando standen bereits an der gesamten Küste richtung Westen ausschwärmten. Unermüdlich liefen Zadei und Titius immer weiter, als besäßen ihre Beine ein von ihnen unabhängiges Eigenleben. Das Küstengebiet hatten sie längst hinter sich gelassen und kämpften sich nun durch einen verwilderten, dichten Wald. Besorgt wandte sich der geflügelte Dämon in regelmäßigen Abständen zu dem Shogun um, der immer häufiger zurückfiel. Sein Fieber war weiterhin gestiegen und er war deutlich geschwächt. Titius hatte ihm schon vor einiger Zeit die Wasserschläuche abgenommen, trug ihre gesamten Vorräte allein, um ihn wenigstens etwas zu entlasten und dennoch schien jeder einzelne seiner Schritte Zadei unvorstellbare Kräfte zu kosten. "Ist alles in Ordnung Zadei? Geht es noch?", fragte er und wartete, bis sein Geliebter wieder aufschloss, streckte ihm seine Hand entgegen. "Es muss gehen...ich habe gar keine andere Wahl...", erwiderte der Dämonengeneral zerknirscht und fluchte ungehalten, als ein Ast, den er zur Seite gedrückt hatte, zurückschnellte und ihn ins Gesicht traf. "Komm', es ist nicht mehr allzu weit", versuchte Titius ihn aufzumuntern, schob den Ast erneut zur Seite, hielt ihn fest bis der Dämonengeneral vorbeigegangen war und schlang tröstend einen Arm um seine Taille, ihn an sich gezogen haltend, damit er nicht noch weitere Male zurückfiel und er ihn am Ende noch verlor. "Nicht mehr weit...das sagst du jetzt zum dritten Mal, Titius. Wohin wollen wir eigentlich? Hast du überhaupt noch eine Ahnung wo wir sind, oder haben wir uns längst verirrt?", murrte der Shogun, klang ob seiner Erschöpfung allerdings nicht halb so mürrisch, wie er es wollte. "Nein haben wir nicht", sagte Titius und drückte Zadei versichernd. "Ich will in den äußersten Westen...", fügte er dann nach einer kurzen Pause hinzu. "Westen? Im Westen gibt es doch gar nichts! Das ist doch eine einzige Einöde, fast wie die Eiswüste!" "Das stimmt nicht ganz", entgegnete der geflügelte Dämon knapp und erntete einen fragenden Blick. "Er ist ein Schutthaufen", beharrte der Dämonengeneral. "Er ist voller Ruinen", korrigierte Titius. "Die Ruinen meines Heimatlandes, die uns Zuflucht gewähren werden". Er blickte Zadei an. "Ich denke, dass wir dort zunächst einmal bleiben können. Zumindest solange, bis es dir wieder besser geht". Dass sie auch in den Trümmern seiner Heimat nicht wirklich sicher sein würden, war Titius bewusst. Sowohl er als auch Zadei bezweifelten überhaupt jemals wieder in Sicherheit leben zu können so lange Laures lebte. TBC Kapitel 18: ------------ Unwillig wischte der Shogun einen Rinnsal Schweiß, der an seiner Schläfe hinab lief weg und krallte die feuchte Hand in sein Obergewand. Die Augen zusammenkneifend, um vom Licht der Sonne geblendet überhaupt noch etwas sehen zu können, trottete er hinter Titius her, den Blick auf den silbrig leuchtenden Haarschopf haftend, der in seiner Benommenheit das einzige schien, auf das er seine umnebelten Sinne konzentrieren konnte. Brennender Schmerz breitete sich in seinen aufgesprungenen, rissigen Lippen aus, als er mit der Zungenspitze über sie fuhr. Sie schmeckten salzig, waren viel zu trocken und spröde. Er spürte seine Schritte langsamer und schwerfälliger werden, seine Beine fühlten sich an, als wögen sie Tonnen, als würden sie mit jedem Meter, den er hinter sich ließ an Gewicht zunehmen. >Weiter, weiter, weiter!<, trieb er sich in Gedanken verbissen an. > Die Lage ist schon schwierig genug, du darfst jetzt nicht schlapp machen!<, befahl er sich, aber allein die Entschlossenheit seiner Gedanken reichte nicht aus, um ihm die Kraft zu geben, die er brauchte. Er stolperte über einen am Boden liegenden, vermodernden Ast und fiel der Länge nach hin. Ein leises Keuchen von sich gebend, drückte er das Gesicht gegen die angenehm kühle Erde und blieb einfach liegen. "Zadei! Was hast du?! Was ist?! Hast du dich verletzt?!", sofort war Titius bei ihm, sank neben ihm auf die Knie und umfasste sein Gesicht, ihn aus ängstlichen Augen musternd. Matt schüttelte er schweigend den Kopf. Titius’ Hände schoben sich links und rechts behutsam unter seine Brust, halfen ihm sich aufzusetzen. Er blickte auf, die schlanken, feingliedrigen Finger, die auf seinem Körper ruhten, nieder. Wie sehr er diese Hände doch liebte. Diese schmalen, weichen, weißen Hände, so zärtlich und liebevoll. Langsam lehnte er sich an Titius' Brust. "Ich liebe dich", seufzte er leise. "Ich liebe dich auch, Zadei", erwiderte Titius sanft und zog ihn vorsichtig auf die Beine. "Lass’ uns eine Pause einlegen", schlug er vor und führte den Shogun zu einem moosbewachsenen, umgestürzten Baumstamm. Es würde schon nichts geschehen, wenn sie einige Minuten rasteten. Sie setzten sich nebeneinander und Titius kramte ein paar Früchte aus dem Beutel, bot sie seinem Geliebten dar. "Hier, bitte. Die magst du doch gern, oder?", fragte er während er die kleine, violette, runde Frucht eifrig mit einem Stück seines Ärmels abrieb, um sie dann dem Dämonengeneral zu reichen und gleich darauf weitere der Früchte mit seinem Ärmel zu polieren. "Ja, sehr sogar. Danke". Zadeis Hände zitterten leicht, als er sie entgegennahm. "Möchtest du Wasser?". Er nickte nur schweigend. Seine Augen blickten unendlich müde in die Ferne. Titius legte ihm einen der Wasserschläuche in den Schoß, strich dabei tröstend über seine Schenkel und drückte kurz versichernd seine Knie. Langsam kaute Zadei, die kleinen, süßen Beeren und wandte seinen Blick zur Seite, betrachtete Titius, der mit sichtlicher Mühe von einem schon hart werdenden Stück Brot abbiss. Der Shogun lächelte. "Du bist so wunderschön", sagte er leise. Titius blickte ihn im ersten Moment leicht verwundert an, dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf. "Ich weiß, darum betest du mich ja auch an", lachte er. "Ja das tue ich", bestätigte Zadei vollkommen ernst. Langsam, jeden Augenblick auskostend, in dem er Titius' Atem immer wärmer und stärker über sein Gesicht streifen spürte, neigte sich der Shogun dem jungen Dämon entgegen und küsste ihn auf die Lippen, mit einer schüchternen Sanftheit, als sei es das erste Mal. Titius sah ihn unter halb geschlossenen Lidern an, seufzte hell und schmeckte die Süße der Beeren auf der Zunge die sich, zögerlich in seinen Mund schob. "Woher diese jungfräuliche Zurückhaltung, starker Krieger?", neckte er und zog spielerisch an der Unterlippe des Shoguns. Zadei grinste, zog seinen Geliebten enger an sich und legte die Arme um ihn. "Ich weiß nicht, mir war einfach danach", erwiderte er leise mit nachdenklichem Blick. Liebevoll sah Titius ihm in die Augen und strich mit der Fingerspitze den Rand seiner Unterlippe entlang. Wie glücklich er trotz allem aussieht, ging es dem General durch den Kopf. Er spürte wie sein Geliebter ihm über den Rücken streichelte, mit den Fingern über seinen Nacken fuhr und seine Hand schließlich auf seinen Hinterkopf legte, ihn wieder so dicht an sich zog, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. "Was würde ich nur ohne dich tun, Zadei?", wisperte er kaum hörbar, gegen die Lippen des Shoguns. "Warum denkst du über so etwas nach? Ich bin doch bei dir". Titius erschauderte wohlig, als er die große, schwere Hand auf seinem Bein fühlte, die nun ihn versichernd streichelte. Er schmiegte seine Wange an Zadeis, rückte noch näher, schien sich ganz in ihm verkriechen zu wollen. "Ich kann ohne dich nicht sein", sagte er, die Stimme zwischen Trauer und Liebe schwankend, enorm an Festigkeit einbüßend. Er hob den Kopf, um weiter zu reden, schwieg aber und blickte ebenso wie Zadei fragend nach oben in den Himmel, der sich schlagartig zu verdunkeln schien, riesige Schatten auf den Boden warf. "Was ist das?", fragte der Shogun und stand auf. "Bis eben hat doch noch die Sonne geschienen". Ein zischendes, sich ihnen näherndes Geräusch ertönte und ließ Titius augenblicklich herumfahren. Mit unglaublicher Geschwindigkeit sauste etwas an ihm vorbei, verfehlte ihn nur knapp und blieb in einem der Bäume hinter ihm stecken. "Ein Bolzen", sagte er monoton und starrte auf das aus dem Stamm ragende Geschoss. "Wie?", fragte Zadei, wandte sich zu ihm um. "Lauf’", befahl Titius zuerst leise, kaum hörbar, um dann fast zu schreien. "Lauf’, sie haben uns entdeckt!" Er ergriff die Hand des Shoguns, hielt sie so fest er konnte, um sicher zu gehen, dass er nicht wieder zurückfiel und stürzte los. In Zick-Zack Linien versuchten sie ihren Verfolgern zu entkommen, verließen schließlich den mehr oder minder befestigten Weg und rannten kreuz und quer zwischen den wild wuchernden Büschen und eng bei einander stehenden Bäumen hindurch, in der vergeblichen Hoffnung die dichten Baumkronen mögen ihnen Schutz bieten, doch die gigantischen Schatten blieben ihnen unerbittlich auf den Fersen. Ein Bolzen durchbohrte Titius' wehenden Umhang, riss ein Stück Stoff aus ihm heraus. Ein zweiter und ein dritter folgten, verletzten ihn an Arm und Wange. Vom plötzlichen Schmerz überrascht strauchelte er, wäre beinah gestürzt, hätte Zadei ihn nicht aufgefangen. Er zog den geflügelten Dämon mit sich hinter einen besonders großen Busch, drückte ihn ganz flach auf den feuchten Boden und legte sich schützend halb über ihn, die Arme um seine Schultern schlingend. Keuchend verharrten sie dicht aneinander gedrängt in dieser Position, verfolgten wie die Bolzen wild durch die Luft flogen. "Sie schießen von allen Seiten auf uns", stellte Zadei fest und presste die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Zähne knirschten. "Wir müssen sie abschütteln, egal wie", entgegnete Titius leicht panisch und vergrub reflexartig den Kopf zwischen den Armen, als einer der Bolzen ganz in seiner Nähe im Boden stecken blieb. "Wir könnten uns trennen", schlug der Shogun vor, während er sich gehetzt umsah. "Nein!" Hastig drehte sich der geflügelte Dämon halb herum und umklammerte Zadeis Hand. "Wir dürfen uns nicht trennen! Das bringt sowieso nichts. Sie sind zu viele als, dass wir sie damit in die Irre führen könnten". Schweigend blickte der Dämonengeneral in das verzweifelte Gesicht seines Geliebten, das doch gerade eben erst noch so glücklich ausgesehen hatte. Ein markerschütterndes Brüllen ertönte über ihnen, verschluckte die Antwort des Shoguns. Der Boden begann leise zu vibrieren. Titius krallte die Finger fest in Zadeis Gewand. Dann wurde es plötzlich furchtbar heiß und im nächsten Augenblick schoss ein Feuerstrahl nieder, versengte die üppigen Baumkronen, einen breiten Streifen kahler, schwarzer Äste, die sich krumm und verwachsen gen Himmel reckten, hinterlassend. "Scheiße!", schrie Zadei ungehalten auf. Direkt über ihnen kreisten drei massige Drachenleiber, deren Blicken sie nun schutzlos ausgeliefert waren. Fast augenblicklich hagelte ein regelrechter Bolzenregen auf sie nieder. >Sie werden uns töten! Sie töten uns!<, schrillte es immer wieder in Titius' Kopf. Er fühlte sich auf die Füße gezogen und ohne den Befehl dazu erhalten zu haben, rannten seine Beine los, trugen ihn fort, so schnell sie konnten. Sie rannten immer tiefer in den Wald hinein, flüchteten sich in die dicht bewachsenen Teile, wie auch zuvor schon. Über ihnen ertönte immer wieder das Gebrüll der Drachen, dem die versengende Hitze der alles vernichtenden Flammen folgte. Er hörte die trockenen, abgestorbenen Zweige unter ihren Stiefeln knacken, ihren stoßweise gehenden, hastigen Atem. Von der Angst getrieben, einer der Drachen könne sich hinterrücks auf sie stürzen, blickte Titius immer wieder panisch hinter sich, nur um die immer länger werdende Spur der sie verfehlenden Bolzen, die ihnen auf dem Fuße folgte auf dem weichen, modrigen Boden, zu sehen. Er spürte wie seine Schritte langsam aber sicher schwerfälliger wurden. Sein Blut pochte laut und unregelmäßig in seinen Ohren und Schläfen. Die dünnen, spitzen Zweige, die ihm von den Seiten entgegen ragten zerkratzten sein Gesicht, verfingen sich in seinem Haar und der voluminösen Kapuze seines Umhanges. Panisch bemerkte Titius Widerstand hinter ihm, der ihn aufhielt, seinen nächsten weit ausholenden Schritt verhinderte und ihn zurück riss. Mit einem erstickten Schrei flog er nach hinten und landete hart auf dem Boden. "Titius!!!" Aufstöhnend stemmte sich der geflügelte Dämon auf seine Unterarme und blickte auf zu seinem heran eilenden Geliebten, um den die gesamte Umgebung mit einem Mal still zu stehen schien. Nichts regte sich mehr. Die kolossalen Schatten, die brennenden Baumkronen, die vor Hitze flimmernde Luft verharrten in vollkommener Regungslosigkeit, waren in der Zeit eingefroren. Allein der Bolzen, der mit rasender Geschwindigkeit durch dieses Stillleben direkt auf Zadei zuschoss war von Leben erfüllt. "ZADEI!", schrie Titius so schrill, dass seine Stimme sich fast überschlug, riss den Arm hoch und deutete hinter den Shogun. "PASS AUF!!!" Der Dämonengeneral wirbelte herum und fast im selben Augenblick explodierte schier unerträglicher Schmerz in seinem Körper. Stöhnend sank er zu Boden und krümmte sich. Der Bolzen hatte ihn mit größter Grausamkeit mitten in den Bauch getroffen. "Neeeeeeiiiiiiiin! Zadeeeeiiiiiiiiiiiiiiiii!" Den reißenden Schmerz in seinem linken Bein ignorierend, sprang Titius auf und stürzte zu seinem Geliebten, ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. "Zadei...Zadei", stieß er tonlos hervor, hob seine Hände, wagte es aber nicht, den zitternden Körper vor ihm zu berühren. "Ich bin getroffen worden", sagte der Shogun und verzweifelter Unglauben lag in seiner Stimme. "Ich...blute...“. Ächzend tastete er nach der Wunde, umklammerte den Bolzen, der aus ihm heraus ragte. "Titius...es...tut so furchtbar weh...“. "Ich weiß...ich weiß", entgegnete der junge Dämon weinerlich und blinzelte verbissen heiß brennende Tränen aus seinen Augen. "Aber du brauchst keine Angst zu haben, ich bringe dich von hier fort und alles wird wieder gut, ich verspreche es dir". Keuchend zog Zadei die Beine an den Leib, das Gesicht fahl und vor Schmerz verzerrt. "Nein...", flüsterte er mühsam. "Nein. Es endet hier". Wild schüttelte Titius den Kopf und schluchzte auf. "Bitte...bitte sag das nicht...bitte Zadei". Er legte beide Hände auf den rechten Arm seines Geliebten und grub die Finger in den Stoff seines Umhangs, als könne er ihn auf diese Weise in der Welt der Lebenden halten, verhindern, dass der Tod ihn mit sich zerrte. "Titius...du musst fliehen..." "Nein. Nein ich lasse dich nicht im Stich Zadei". "Denk’ nicht an...mich...". Er wandte dem geflügelten Dämon sein Gesicht zu. Dunkles Blut floss aus seinem Mund, sein Kinn und seinen Hals entlang. "Du kannst mir nicht mehr helfen...es ist zu spät...". Titius war als würde Zadeis Stimme immer leiser. Voller Panik fasste er ihn an den Schultern und rüttelte an ihm, glitten seine Finger immer wieder zu seinem Gesicht, umfassten es, als wolle er sich vergewissern, dass der Shogun noch dort war. "Nein! Nein! Ich gehe nicht ohne dich! Hörst du? Zadeiiiii!" "Lass nicht alles...umsonst...gewesen sein, Titius. Du musst leben...lebe für mich weiter...". Mit bebenden Fingern streichelte der geflügelte Dämon über das feuchte, glänzende Gesicht des Generals, biss sich auf seine haltlos zitternde Unterlippe, um weitere Schluchzer zu ersticken. >Oh Gott, wieso tust du uns an?! Wieso?! Was haben wir getan, dass du uns so bestrafst?!<, schrie er in Gedanken. Zadeis Augenlider zuckten, ein weiterer Strom Blut stürzte aus seinem Mund. Er wand sich im Kampf gegen den schrecklichen Schmerz und die Gewissheit sterben zu müssen und ihm war als würde sich ein Nebelschleier ganz langsam aber stetig über seinen Blick legen. Nein...dieser Schleier...er musste ihn fort bekommen...wo war Titius? Er wollte sein Gesicht sehen, er wollte...Heftig blinzelnd wanderten seine Augen suchend umher. "Titius?...Teti...?". "Ja. Ja, ich bin bei dir". Sofort beugte sich Titius tief über ihn, wischte ihm das Blut aus den Mundwinkeln. Zadei betrachte das blasse Korallenrot seiner Lippen, Sitz der köstlichsten, sinnlichsten Küsse, die er je in seinem Leben erhalten hatte, das Glitzern seiner eisig blauen Augen, die noch blasser schienen, als der Sommerhimmel und in Kummer versanken. "Halt meine Hand", bat er schwach und spürte wie sich Titius' Finger sofort krampfhaft um die seinen schlossen. Leise stöhnend schloss Zadei die Augen, glitt nah an seine Bewusstseinsgrenze heran. Ihm wurde kalt, furchtbar kalt. Titius senkte seinen Kopf auf die Brust des Shoguns, und drückte sich an ihn. Unaufhaltsam flossen nun Tränen in Sturzbächen über seine geröteten Wangen. Sein ganzer Körper zuckte und bebte von seinem kläglichen Schluchzen. "Bitte bleib bei mir Zadei", flüsterte er jämmerlich leise. " Bleib hier... verlass mich nicht!". Er weinte hemmungslos und ungehalten, wie ein Kind. Zadeis Hand fühlte sich an, als würde sie Zentner wiegen, als er sie unter Aufwand aller Kraft, die ihm noch geblieben war hob und auf Titius’ Schopf ruhen ließ, ihm tröstend über das Haar strich. Auch ihm traten nun Tränen in die Augen. Er wollte ihn nicht allein zurück lassen, er wollte nicht jetzt und hier unwiderruflich niedergestreckt sterben. Eine Schmerzwelle, die so heftig war, dass Übelkeit in ihm aufstieg, erfasste seinen Körper. Einen gequälten Laut von sich gebend kniff der Shogun die Augen zusammen. Titius' Weinen wurde lauter, als habe er den Schmerz selbst empfunden. Mühsam sog der Dämonengeneral Luft in seine Lungen. Das Atmen fiel ihm mittlerweile so schwer, dass ihm schien er könne ganz einfach damit aufhören. "Lass mich nicht allein", wimmerte der Geflügelte. "Lass mich nicht allein, ich flehe sich an Zadeiiii!" "Ich lasse dich nicht allein...ich werde...immer bei dir sein...und dich...beschützen". Schniefend blickte Titius auf, Tränen tropften von seinen Wimpern in Zadeis Gesicht. Die Hand des Shoguns rutschte von seinem Kopf zu seiner Wange, wo sie zärtlich streichelnd verweilte. "Deine Liebe...hat meinem Leben...einen Sinn geschenkt. Ich bin froh...im Augenblick des Todes...sagen zu können, dass ich ein glück...", er hustete qualvoll und seine Hand rutschte von Titius' Wange, presste sich gegen seinen Bauch. "...ein glückliches Leben...hatte...". Eine einzelne Träne stahl sich aus seinem linken Auge. "Danke...dass du mich liebst...Titius", stieß er zittrig leise hervor. "Oh Zadei...oh Gott Zadei", presste der junge Dämon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wischte die Träne von der Wange seines Geliebten. -" Ich...liebe dich...Titius...bis in alle Ewig...keit", wisperte der Shogun noch einmal heiser, ehe seine ihm ihren Dienst versagte und sich schmerzerfüllt aufbäumte. " Aaahh....Te...tiiiii". Panisch weiteten sich Titius' brennende Augen, umklammerte er den um den letzten Atemzug ringenden, bebenden Körper. "Nein oh nein...neeeeiiinnnn...neeeiiiinnn Zadeiiii", wiederholte er immer wieder, bis sein Geliebter den Todeskampf schließlich verloren hatte. Wie erstarrt verfolgte er, wie der geliebte Leib zurück auf den Boden sank, der Kopf des Shoguns zur Seite fiel, seine Hand leblos aus seinen Fingern rutschte. "Zadei? Bitte sag’ was, Zadei...", hauchte er zaghaft, krallte die Finger in sein langes, wirres Haar, als er keine Antwort erhielt. "Zadei? ZADEI?!" Seine Hand glitt über die Brust des Shoguns, legte sich auf ihre linke Seite unter der vollkommene Ruhe herrschte. Kein Herzschlag, der satt und dunkel gegen seine Handfläche pulsierte... Den Blick immer wieder ungläubig über die ausgestreckte Gestalt des Dämonengenerals schweifen lassend richtete sich Titius auf die Knie auf und hob den Blick in den Himmel. "Wieso? Wieso er? Wieso ausgerechnet er?", fragte er mit schwankender Stimme. Das konnte doch nicht wahr sein! Nein das war nicht wahr! Gleich würde Zadei die Arme um ihn legen und ihn sanft aus dem Schlaf küssen, ihm sagen, dass er einen furchtbaren Alptraum hatte. Aber niemand kam um ihn zu wecken. Es war kein Alptraum. Es war wahr. Alles war wahr. Zadei war tot und er war allein. Sein lauter, abgehackter Atem ging immer flacher und flacher bis er schließlich stockte und Titius aufschrie. Ein Schrei, der jenseits des Vorstellbaren war. Ein Schrei der nichts als Schmerz und Todessehnsucht war. TBC Tja liebe Freunde nach langer Abwesenheit melde ich mich also zu Wort zurück und bringe ganz locker nebenbei Zadei um. Ihr werdet mich dafür hassen, streitet es nicht ab, ich weiß, dass es so ist und ich verübele es euch nicht, er tut mir ebenfalls verdammt leid und während ich dieses Kapitel hier Korrektur gelesen habe sank meine Stimmung zunehmend. Aber alles was einen Anfang hat muss auch ein Ende haben, nicht wahr? Das gilt auch für den Dämonengeneral, sonst wäre es unfair. Ich bin sicher manche hätten lieber Laures sterben sehen, sorry, dass ich euch den Gefallen nicht getan habe und auch nicht tun werde, aber Entschädigung gibt es trotzdem im nächsten und letzten Kappi. Ja ja, das letzte Kappi steht bevor, der Endspurt ist am Finale angelangt und in mir macht sich die Wehmut breit. *Tränchen der Rührung fort wisch* Aber ich will mich nicht lang mit Geschwafel aufhalten, sondern mich ans letzte Kappi machen, um es noch heute Abend fertig zu bekommen, bevor mich der unerbittliche Ruf der Universität erneut ereilt und mich in Anspruch nimmt, damit ich nicht wieder in so lange Abwesenheit verfalle und eure Geduld ungewollt strapazieren muss, wofür ich mich hier auch ausdrücklich entschuldigen möchte m^_^m So, dann mache ich mich auf, um auch euch das Ende dieser super genialen Geschichte zu präsentieren * Muahahahahahahaha* *dem Größenwahnsinn verfall* … ^^v Kapitel 19: ------------ Ein gequälter Schrei, voller Schmerz und tiefster Verzweiflung, zerriss die vollkommene Stille. Abrupt blieb Laures stehen so, dass der Soldat hinter ihm fast in ihn hineinrannte. Schwungvoll streckte der Dämonenkaiser seinen rechten Arm zur Seite aus, um seinem Gefolge zu signalisieren, dass es schweigen sollte. Die dunkelblauen Augen konzentriert zu Schlitzen verengt, ließ er seinen Blick umherschweifen, wandte den Kopf langsam nach links und rechts und lauschte in die nun wieder herrschende Stille hinein. Er senkte langsam seinen Arm und machte einen Schritt nach vorne. Dieser Schrei...es war zweifellos Titius' Stimme gewesen. Diese Stimme würde er immer und überall wiedererkennen, ganz gleichgültig unter welchen Umständen. Er war hier ganz in der Nähe. Ihm war als müsse er nur seine Hand ausstrecken und er würde ihn ergreifen und an sich reißen können. Laures fragte sich, ob der Drachenreiter ihn selbst oder den verhassten Shogun verwundet hatte. Die letztere der beiden Möglichkeiten legte ein finsteres, eisiges Lächeln über seine Lippen, das schnell wieder verblasste. „Los darüber!“, herrschte er seine Soldaten unvermittelt an und deutete in Richtung Norden. Mit weit ausholenden Schritten setzte er sich in Bewegung, eilte auf die Stelle zu, an der er Titius vermutete. Es kam ihm vor, als würde er sich nicht einen Meter von der Stelle rühren. Am liebsten wäre er gerannt… Regungslos lauschte Titius seinem lauten, keuchenden Atem und starrte in Zadeis blasses Gesicht hinab. Seine ungehalten zitternden Hände tief ins Gras gegraben kniete er paralysiert neben dem Leichnam seines Geliebten und betrachtete ungläubig dessen leblose Züge. Immer wieder schüttelte er den Kopf, wiederholte im Geiste ein und dasselbe Wort, „nein“ hallte es laut und verzweifelt in ihm, „nein“, „nein“, „nein“… Mit einem Leid erfüllten Aufschluchzen rückte der Dämon ganz dicht an Zadeis toten Körper heran und schmiegte sein tränennasses Gesicht an dessen glatte Wange. Er sah so friedlich aus, so unbekümmert als schlafe er nur. Unsicher hob er eine seiner mit Erde befleckten Hände und streichelte dem Shogun über die leicht geöffneten, erkaltenden Lippen, wischte das trocknende Blut fort und küsste ihn sanft. „Zadei...weißt du noch, was du zu mir gesagt hast?“, fragte er leise, fast furchtsam, und ließ seine Hand vom Gesicht des Dämons langsam zu seiner Brust streifen und tiefer bis hin zu seinem Bauch, wo seine Finger den tödlichen Bolzen ertasteten und sich fest um ihn schlossen. „Als wir in dem dunklen, kalten Kerker saßen... und du mich in deinen Armen hieltest...“. Er hielt einen Moment inne, blickte Zadei abwartend, mit leicht fragend hochgezogenen Brauen an, als warte er darauf, dass der Shogun ihm bestätigte, dass er sich erinnere. „Du hast gesagt, nichts und niemand würde sich jemals zwischen uns stellen können, weißt du noch?“. Mühsam versuchte er ein Schluchzen zu unterdrücken, was ihm nicht gelang. „Du hast gesagt...wir würden… auf ewig zusammen… sein...“, stammelte er in Tränen aufgelöst und wischte sich über seine geröteten Augen, Erdflecken in seinem Gesicht hinterlassend. Einen Moment lang verharrte er ganz ruhig, regte sich nicht mehr, hörte auf zu schluchzen und hielt den Atem an. Nur das Zittern, das seinen Körper in Besitz genommen hatte, schien um weiteres zu zunehmen. Ganz langsam, als fürchte er dem Geliebten Schmerz zu zufügen, zog er den Bolzen aus Zadeis Leib und betrachtete ihn mit fremdem Blick als wisse er nicht was er dort in der Hand hielt. Erneut stürzten bittere Tränen unaufhaltsam aus seinen Augen, als Titius das dunkle, glänzende, fast schwarze Blut von der Bolzenspitze auf seinen Handrücken tropfen sah. Voller Leid krümmte er sich zusammen, dass seine Stirn fast den Boden berührte und krallte auch die zweite Hand verzweifelt um die Waffe. Seine lautlosen Schluchzer folgten so schnell aufeinander, dass er kaum mehr Luft bekam und mit einem erstickten Laut nach Atem rang. „Auf ewig hast du gesagt…ganz gleichgültig…ob…ob im Leben oder im…im Tod…“, seine Finger hielten das tödliche Geschoss so unnachgiebig umschlossen, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Schwerfällig wie ein alter, schwacher Mann richtete er sich auf seine Knie auf und musterte den Leichnam des Shoguns ein letztes Mal, die Augen voll untröstlicher Trauer. „Und genau so wird es sein Zadei…unzertrennlich auch im Tod…“, eine gefühlte Ewigkeit lang verharrte er reglos, dann presste er die Lider fest aufeinander und stieß sich den Bolzen mit aller Kraft, die seinen zitternden Händen noch inne wohnte, tief in die Brust, direkt durch sein Herz. Er spürte wie der Geschmack von Blut seinen Mund füllte und ein befreites Lächeln legte sich auf seine Lippen. Leise aufseufzend sank er neben Zadei ins Gras und schloss die Augen, als sich sein Sichtfeld zu verdunkeln begann. „Ich bin bei dir…ich bin auf ewig dein…“. Laures' energische Schritte wurden allmählich langsamer, als er das strahlende Weiß von Titius' Schwingen durch das verworrene Blattwerk hindurch erspähte. Seine saphirfarbenen, vorm Zorn verdunkelten Augen leuchteten triumphierend auf und ein freudig erregtes Grinsen glitt über seine Lippen, erfasste seine gesamten Züge. „Dort ist es ja, das verachtenswerte Engelchen“, murmelte er mehr zu sich selbst, als dass er sich an seine Männer richtete. „Drüben!“, wies er die Soldaten an, zog sein Schwert und deutete in die Richtung, wo er Titius erblickt hatte. Seine langsamen, siegessicheren Schritte gewannen plötzlich wieder an Eile, ließen ihn die letzten Meter regelrecht gehetzt auf die am Boden liegende Gestalt zu stürzen, um dann plötzlich abrupt auf der Stelle zu verharren. Jede Regung seines Gesichts erstarb, die Farbe wich aus seinen Wangen, bis sein Antlitz weiß und ausdruckslos war, wie eine unbelebte Maske. Sein Körper schien erstarrt, keiner Bewegung mehr fähig, im Boden verankert wie die dicken Wurzeln eines Baumes, der schon hunderte Sommer hatte kommen und gehen sehen. Dann, ganz langsam, als bereite ihm jeder Zentimeter Schmerz, senkte er seinen Arm, der sein Schwert kampfbereit hoch erhoben hielt und er ließ die Waffe mit einem dumpfen Laut achtlos ins Gras fallen. Absoluten Schrecken in den ungläubig geweiteten Augen, verharrte sein Blick auf dem Blutfleck in Titius’ Gewand, der sich stetig ausbreitete, den Stoff mit dunklem Rot tränkte und ihn nass und schwer an die schmale Brust klebte, aus der der tödliche Bolzen ragte. Verwirrt, als verstünde er nicht was er sah, ließ Laures seinen Blick wieder und wieder zwischen Zadei und Titius hin und her wandern, betrachtete er die Wunde, die im Bauch des Shoguns klaffte, um seine Augen dann erneut auf den Bolzen, der Titius’ Leib durchbohrte, zu heften. Dann plötzlich, als die Erkenntnis ihn wie eine mächtige Welle übermannte, fiel er neben den reglosen Gestalten auf die Knie. Mit bebenden Lippen musterte er Titius’ friedliches Gesicht, das an Zadeis Schulter lehnte und einen so befreiten Ausdruck trug, wie er ihn zu seinen Lebzeiten nie bei ihm gesehen hatte. Vorsichtig strich er über die schmale, blasse, mit Erde beschmutzte Hand, die sich unter die viel größere, kräftigere des Shoguns geschoben und ihre Finger miteinander verschränkt hatte. Der Dämonenkaiser öffnete mehrmals den Mund als wolle er etwas sagen, doch er blieb stumm. Seine Stimme versagte ihm ihren Dienst und dennoch hörte er sie in sich laut und schmerzlich schreien. Was hast du getan? Was hast du getan? WAS HAST DU NUR GETAN LAURES?!!!! „Was ich getan habe…“ stieß er rau hervor und spürte wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Ich habe ihn getötet…ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben und nun habe ich ihn getötet. Gott im Himmel was habe ich getan? …“, wisperte er, die geballten Fäuste auf seine zusammen gepressten Augen drückend. Kraftlos sank sein Körper vorn über und krümmte sich zitternd zusammen, vom leisen Weinen des Kaisers geschüttelt. Gewaltsam sog er Luft in seine Lungen, die ihm den Atem zu versagen drohten, riss den Kopf in die Höhe. „Hast du gedacht du könntest so deinem Schicksal entfliehen?!“, brüllte er seinen Männern, die die Szene verstört mit ansahen, entgegen. Er schloss die Finger um eine von Titius’ weichen Haarsträhnen und wischte liebevoll die Tränen fort, die er auf das ruhige, bleiche Gesicht vergossen hatte. „War er dir wirklich so viel wert, dass du glaubtest dein Glück darin zu finden zusammen mit ihm zur Hölle zu fahren? Niemals habe ich gewollt, dass es so endet Titius. Ich habe dich so sehr geliebt und es selbst nicht gesehen, nicht verstanden…ich wollte nichts weiter als dich für mich zu haben, aber anstatt dessen habe ich dich für immer verloren“. Hinter sich hörte er das verhaltene Raunen, das durch die Soldaten ging. Zärtlich legte Laures seinen Umhang um die leblose Gestalt, lud sie auf seine Arme und erhob sich langsam. „Die Suche ist beendet“, wandte er sich an seine Männer und schritt langsam an den Soldaten vorbei, den toten Geliebten an seine Brust gedrückt, als fürchte er man könne ihn ihm jeden Augenblick entreißen. Noch einen letzten Blick warf er auf Zadeis Leichnam, den er einsam zurückließ, dann ergab er sich dem wütenden Schmerz und der tobenden Reue in ihm, ließ sie in sein Herz einziehen, jegliches Gefühl das er noch in sich hatte vernichten. Leer blickten seine toten Augen dem weiten, blassen Horizont entgegen, der vor ihm lag… Epilog: -------- Er hob den Kopf und blinzelte gegen das kalte, helle Blau des Himmels an. Das hier musste es nun endlich sein. Wenn er hier wieder falsch war, würde er einen Schreikrampf bekommen. Seufzend griff er sich den großen Koffer, der neben ihm auf dem Boden stand, mit beiden Händen und ging zum Eingang, stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür und schlüpfte ins innere des Gebäudes. Er setzte den Koffer wieder ab und rieb seine schlanken Hände, die eigentlich viel zu zierlich und klein waren für einen Mann, aneinander. Er hätte das gute Stück vielleicht doch nicht so voll stopfen sollen. Er blickte sich um. Ein paar Studenten saßen auf einem der Sofas, die im Eingangsbereich standen und unterhielten sich angeregt. Er strich sein langes Haar zurück auf den Rücken und kramte dann in den Taschen seiner über und über mit Buttons geschmückten Jacke nach dem kleinen Zettel. Fragend zog er die schmalen Augenbrauen zusammen, als er ihn nicht fand und erinnerte sich schließlich daran, dass er ihn die linke Gesäßtasche seiner Jeans geschoben hatte. Er zog ihn hervor und fuhr kurz prüfend mit der Hand über seinen Hintern, tastete nach dem ausgefransten Loch, das unterhalb seiner linken Pobacke in der Hose prangte. Vielleicht hätte er doch etwas tiefer schneiden sollen...Eine Gruppe junger Mädchen kam herein und begann zu kichern. Schnell nahm er seine Hand weg und blickte in eine andere Richtung. Das Kichern wurde nun noch lauter. Aus dem Augenwinkel sah er verstohlen zu ihnen herüber und bemerkte den einen oder anderen bewundernden Blick, der auf ihm ruhte. Ein zartes Rosa schlich sich auf seine Wangen. Es wurde Zeit, dass er weiterging. Er faltete das Blatt auseinander. Genau. Zimmer 1105 war es gewesen. Warum war er in letzter Zeit bloß so schrecklich vergesslich? Seufzend nahm er seinen Koffer wieder auf und näherte sich mit kleinen Schritten der Treppe, die nach oben zu den Unterkünften führten. Stufe für Stufe hievte er das dunkelrote Monstrum im Schlangenlederlook hoch, bis er schließlich den zweiten Stock erreichte. Er atmete erleichtert auf und beugte sich kurz vor, die Hände auf die Knie abstützend. Sein schwarz-pink gestreifter Schal rutschte ihm über die rechte Schulter. Er löste ihn ganz und fächelte sich mit ihm ein wenig Luft zu. Gut, nun musste er nur noch die richtige Tür finden. Lose schlang er den Schal wieder um seinen Hals und setzte sich in Bewegung, den Koffer hinter sich herziehend. Er würde das Teil nicht länger durch die Weltgeschichte tragen. Er besah sich die Türen aus hellem Holz, die in regelmäßigen Abständen aufeinander folgten. Er schritt gerade an Zimmer 1091 vorüber. Nach drei weiteren Türen würde der Gang enden und in einen Seitengang nach rechts übergehen. Sicher würde dort irgendwo auch sein Zimmer sein. Er hoffte sich nicht noch ein Stockwerk höher kämpfen zu müssen. Er sah aus den Fenstern, die in ebenfalls regelmäßigen Abständen den Türen gegenüber lagen. Es war ein toller Ausblick. Er konnte fast den gesamten Wald, der hinter dem Universitätsgebäude lag überblicken. Er bemerkte wie still es war. Eigentlich wunderte ihn diese Ruhe, aber er würde sich nicht darüber beschweren. Es konnte doch nur von Vorteil sein, wenn seine Kommilitonen friedliche Menschen waren, allerdings war es wahrscheinlicher, dass bloß alle Bewohner des Wohnheims gerade in irgendwelchen Vorlesungen und Seminaren waren und sobald sie sich nach Unterrichtsende erst einmal hier einfanden das absolute Chaos herrschen würde. Ein plötzliches, lautes Knallen, das auf dem Gang widerhallte, und wohl von einer gegen die Wand krachenden Tür stammte, riss ihn aus seinen Gedanken. Er schreckte zurück, als etwas Großes regelrecht aus bereits erwähntem Seitengang flog und unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden machte, fluchend erst einmal unter dem Fenster verharrte und sich den Bauch hielt. Ein Mann. Es war ein Mann gewesen, der da offensichtlich über den Gang geschleudert worden war. Ein ausgesprochen hübscher Mann mit herrlich langen, lackschwarzen Haaren und indigoblauen, dunklen Augen, die ihn kurz desinteressiert streiften. Er beobachtete wie er sich langsam aufrappelte, spürte ein leichtes Schwindelgefühl und einen kurzen pochenden Schmerz in den Schläfen bei seinem Anblick und wusste ganz plötzlich, dass er dieses Gesicht kannte. Er hatte es schon einmal gesehen, vor langer Zeit aber er wusste nicht, ob er schöne oder schlechte Erinnerungen mit ihm verbinden sollte. Er konnte nicht wirklich darüber nachdenken, denn kurz nach dem ersten Mann stürzte ein weiterer aus dem Gang. Er war ebenfalls hoch gewachsen und von athletischer Statur, wie sein entblößter Oberkörper bewies. Sein pechschwarzes, kurzes Haar stand wild und rebellisch in alle Richtungen ab. Mit einem martialischen Aufschrei warf er sich er über den Langhaarigen und riss ihn erneut zu Boden, zerrte brutal an der beneidenswerten Haarpracht, um ihn unten zu halten. „Hab ich dich endlich du kleines Arschgesicht“, lachte er triumphierend. „Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!“, bellte der Langhaarige und landete eine satte Ohrfeige im Gesicht seines Angreifers, der ihn zunächst ungläubig ansah und dann bedrohlich grollte. „Du mieser Hund! Das wird dir leid tun!“, donnerte er. Mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgte er, wie sich die beiden Männer ineinander verkeilt über den Boden rollten und sich prügelten wie die Kinder auf den Spielplätzen. Ein seltsames Gefühl der Verwirrung ergriff ihn und es kam ihm vor, als habe er all das schon einmal irgendwo gesehen. Er fühlte wie Beklommenheit in ihm aufstieg und die offensichtliche Rivalität der beiden Männer ein Gefühl der Angst in ihm auslöste. In der Tat bemerkte er, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich. Er schüttelte den Kopf über sich selbst und seine eigenartigen Anwandlungen. Er wandte sich um, als hinter ihm Schritte auf der Treppe erklangen. Eine schlanke, hochgewachsene Frau mit langem, honigblondem Haar und klaren, hellgrünen Augen kam auf ihn zu, nahm ihn allerdings nicht wirklich wahr sondern steuerte zielstrebig das verworrene Knäuel am Ende des Ganges an. Er sah ihr entgegen und unwillkürlich legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, wollte er sie begrüßen und herzlich in die Arme schließen. Er wusste nicht warum er eine solche Sympathie für die fremde Frau empfand. „Was macht ihr da schon wieder?! Es ist doch immer die gleiche Tortur mit euch! ", rief sie aufgebracht und eilte auf die beiden Männer zu, trennte sie voneinander und half dem Langhaarigen auf die Beine, um ihm gleich darauf eine Kopfnuss zu geben. „Oh hallo Schatz was...Au! Lass das! Das tut weh!", maulte er. Der andere Student kicherte gehässig. „Du benimmst dich wie in Idiot, Laurent!", ereiferte sich die junge Frau, “Das ist peinlich“. „Ja Laurent, du bist peinlich", wiederholte der der junge Mann mit der widerspenstigen Frisur. „Und du auch Xavier! Idiot!", schleuderte ihm die Studentin entgegen. Er streckte ihr die Zunge raus und zeigte ihr den Finger. Sie verdrehte die Augen. „Primat“, meinte sie trocken und fasste entschlossen ihren Freund, der sich gerne noch eine zweite Runde geprügelt hätte, wie man ganz deutlich an seinem zornigen Gesicht und der drohend erhobenen Faust ablesen konnte, am Handgelenk und zog ihn mit sich fort. Als ihr Blick den blonden Mann, der nach wie vor etwas deplatziert im Gang stand, streifte kam ihr plötzlich ein Name in den Sinn. Ehe sie ihn allerdings aussprechen konnte, war der Eindruck schon wieder verschwunden und so zog sie leicht verwundert an ihm vorüber. Mit einem fast sehnsüchtigen Ausdruck, dessen er sich selbst wohl nicht bewusst war, blickte er der Blonden und Laurent nach. „Oh ja Laurent, verzieh dich ruhig! So wie jedes Mal!", rief Xavier amüsiert. „Du möchte-gern-Mann! Geh und leck die Stiefel deiner Herrin!", johlte er. Lachend drehte er sich schließlich um, um zurück auf sein Zimmer zu gehen, als er einen jungen Mann erblickte, der mitten im Flur stand und ihn aus eisblauen Augen unverwandt ansah. >Wow das ist ja ein ganz Hübscher<, dachte er, ließ seinen Blick über die schlanke Gestalt schweifen und spürte wie sein Herz zu rasen begann, sein Blut erstaunlich schnell in Wallung geriet. Einen Mundwinkel nach oben verziehend, ging er auf den anderen zu, die Hände provokativ in die Hüften stemmend. „Hey du, was stehst du hier so einsam in der Weltgeschichte herum?“. „Ich suche mein Zimmer“, kam die monotone Antwort. „Oh du bist neu hier?“, fragte Xavier. Er nickte nur kurz. >Hm...Frischfleisch<, kicherte eine kleine Stimme in seinem Kopf. „Du weißt nicht zufällig wo ich Zimmer 1105 finde?“. „Oh...doch. Das weiß ich zufällig sehr genau, das ist nämlich mein Zimmer". Er grinste verwegen. „Dann bist du...?", argwöhnisch betrachtete er Xavier, zog zweifelnd eine Braue hoch. „Dein Zimmernachbar!", beendete sein Gegenüber den Satz für ihn und streckte ihm seine kräftige, männliche Hand entgegen, ergriff die seine, die völlig in ihr zu verschwinden schien, schüttelte sie herzlich. “Freut mich dich kennen zu lernen, ich bin Xavier“. Er wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass Xaviers bersteinfarbene Augen um einiges heller leuchteten als zuvor, ja regelrecht glühten. „Schön...ja...freut mich auch…meine Name ist…“. Für den Bruchteil einer Sekunde raubte ihm Schwärze den Blick, brachte ihn beinah um sein Gleichgewicht und ein wisperndes Stimmenwirrwarr erhob sich in seinem Kopf >Titius…Titius…Titius<. „Titius…“, wiederholte er kaum hörbar für sich und blickte Xavier aus weiten, fragenden Augen an, dann lauter, nachdem er sich gefangen hatte: „Ich heiße Tierry, Tierry Dumont“. Sein Gegenüber lachte laut, weswegen auch immer, und stieß ihn in Richtung des Seitenganges. „Also Titi, ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich dich so nenne, dann zeig ich dir mal unsere Bude". Sich flüchtig umsehend betrat Tierry das Zimmer und kräuselte die Augenbrauen. Dies sollte also für die nächsten Jahre seine Unterkunft sein. Er ließ das Chaos ein paar Augenblicke auf sich wirken und seufzte resigniert. „Die Pizza hat sicher schon bessere Zeiten erlebt“, sagte er etwas lahm und deutete auf den Tisch, wo eine alte Pizza vor sich hin gammelte, deren Ränder sich bereits nach oben zu rollen begannen und somit mehr nach einem alten Stück Leder aussah. „Ach das...“, im Vorbeigehen raffte Xavier sie fort und warf sie einfach aus dem Fenster, wandte sich dem Neuen dann wieder zu und lächelte gekünstelt. „Und? Was sagst du?", wollte er wissen, breitete die Arme aus, um zu zeigen, dass er sein kleines, persönliches Reich damit meinte. Tierry setzte den Koffer ab. So lange er sein eigenes Bett haben würde, würde er es hier schon überleben, er war nicht wählerisch. „Nun ich denke wir haben schon durchaus Schlimmeres durchgestanden“. Verdattert legte Xavier den Kopf schief und musterte ihn fragend und in diesem Moment wurde auch ihm selbst klar, dass das was er gesagt hatte keinen Sinn machte. Die beiden kannten sich doch erst seit einigen Momenten. Die Worte waren ihm einfach entschlüpft, ehe er sie überdenken konnte. Aber im Augenblick erschien ihm das nicht von Bedeutung, ihn interessierte etwas ganz anderes. „Sag mal, wer denn der Mann, mit dem du dich eben geschlagen hast?" Xaviers Lächeln erlosch. „Das war Laurent, die Lusche. Am besten du gibst dich gar nicht erst mit ihm ab, er lebt und stirbt sowieso nur für diese blonde Schickse“, er hielt kurz inne, „nicht, dass ich was gegen Blondinen habe“. Mit einem gierigen Blick berührte er flüchtig Tierrys Haar. „Er ist diesem Weibsbild völlig hörig“. Verächtlich schnalzte er mit der Zunge. „Du kannst ihn nicht leiden, nicht wahr? Warum? Was hat er dir getan?“, fragte Tierry und zog seine Jacke aus. Er hörte ein Schnaufen hinter sich. „Er hat mir mein Stipendium vor der Nase weggeschnappt! Obwohl es mir zustand! Nun kann ich zusehen, wie ich mein Studium finanziere! Außerdem hat der Mistkerl dafür gesorgt, dass ich aus dem Uni-Fußballteam rausgeflogen bin, dabei war ich ein verdammt guter Spieler. Nun ist er Mannschaftskapitän und ruht sich auf meinen Lorbeeren aus. Überall hat er sein Netz aus Intrigen gesponnen, weil er mich hasst...sogar meine große Liebe hat er mir wegnehmen wollen…“. Er blickte Tierry traurig an, dann wurden seine Augen zu zornigen, schmalen Schlitzen. „Aber ich werde mir schon noch holen, was mir gehört“. Er lachte bedrohlich leise und ließ die Finger knacken. Tierry zog die Brauen hoch. Gott, der Kerl war ja drauf...Er machte sich allerdings eine geistige Notiz, doch mal bei dem Fußballteam reinzuschauen, aus bloßem Interesse natürlich...Er kicherte leise vor sich hin. Fragte sich woran dabei das Interesse bestand… „Lass die Finger von diesem Mann Titi, er wird dich unglücklich machen“, mahnte Xavier eindringlich, als könne er Gedanken lesen. Tierry machte eine kleine Geste, der wohl keinerlei Aussage inne wohnte. „Aber genug von Laurent, kommen wir zu wichtigeren Dingen!“. Das breite Grinsen fand zurück auf Xaviers Gesicht. „Ich werd dir erst mal zeigen, wie und wo man sich das harte Studentenleben hier so richtig versüßen kann“, meinte er und schlug dem Blonden kameradschaftlich auf den Rücken, dass dieser einen Schritt nach vorn stolperte. „Kennst dich ja wohl gut aus...“, murmelte er. „Sicher! Ich beehre diese Universität mittlerweile seit fünf Semestern“, lachte er. Wenig motiviert erhob sich Tierry und griff nach seiner Jacke. „ Na geht es noch gelangweilter? Hopp hopp Titi!“, trieb Xavier ihn fröhlich an, klatschte ihm heiter auf den Hintern, um ihn anzutreiben, was dem armen Tierry die Röte ins Gesicht trieb. „Zier dich nicht so! Du bist doch keine Jungfrau!“ neckte Xavier weiter und stutzte, als er sah, wie der Jüngere noch roter und ganz ernst wurde. „Ups…oder etwa doch?“. Für einen Moment schaute er den Blonden betroffen an, dann legte er einen Arm um ihn und schloss seine Finger fest um seine Schulter, dass es fast etwas Besitzergreifendes an sich hatte. „Hey und wenn schon! Vertrau mir, es gab bisher kein Problem, dass ich nicht lösen konnte! Ich treib dir die Unschuld schon aus!“, versprach er mit einem Zwinkern, schlüpfte in ein Shirt und stürmte enthusiastisch auf den Gang. Mit einem resignierten Seufzen folgte der Tierry seinem zuvorkommenden Zimmernachbarn. Nun, das konnte ja heiter werden... OWARI Tjaaa nach langer, langer Zeit hab ich es dann doch noch geschafft, das letzte Kappi endlich mal hier hoch zu laden. Es hat ewig gedauert, ich weiß, und es tut mir auch wahnsinnig leid *verbeug*. Leider kann man sein Privatleben nicht immer mal eben einfach so verdrängen. Ich hoffe, dass ihr mir das verzeihen könnt *Asche über mein Haupt streu* Ich denke die Story hat letztendlich ein trauriges Ende genommen, darum die Idee mit der Wiedergeburt. Ich dachte das wäre zumindest eine kleine Entschädigung, immerhin treffen Titius und Zadei hier ja wieder aufeinander und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja tatsächlich wieder was zwischen den beiden??? Das erste einschlägige Angebot ist immerhin schon gemacht *lol*. Ich hoffe dieses Ende ist zumindest einigermaßen zufrieden stellend. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch bei allen, die die Story gelesen haben und treu geblieben sind, ich hoffe die lange Wartezeit auf das letzte Kappi hat dem nicht allzu viel geschadet ^^° Vielleicht liest man sich ja bald mal wieder in einer neuen Story. In diesem Sinne knuddel ich euch alle ganz lieb! ^o^//// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)