Wendra-Welten / Kontinuum (Ko'are) von cuby (SciFi-Geschichten über eine intelligente Echsen-Spezies / Die Welt der Ko'are) ================================================================================ Kapitel 4: Nur ein kleiner Ausflug (Wendra) ------------------------------------------- Nur ein kleiner Ausflug Der Echsenjunge hatte an alles gedacht, sogar an eine Ausrede, um sich mit dem Gleiter davonzustehlen, denn die Eltern würden mehrere Tage nicht im Haus sein. Zwar hatte jetzt die Tex oder eine der anderen Mütter das Sagen aber Schasch'kar wollte an diesem herrlichen Tag eigene Wege gehen. "Ich gehe mit Schisch'ki zu den Feldern", hatten er sich bis zum Abend abgemeldet - statt dessen war er mit ihr zum Hangar am Rand der Siedlung geschlichen und hatte den Gleiter startklar gemacht. "Höher, höher!" Schasch'kar, der schmächtige Echsenjunge riß jubelnd die Nase des Gleiters steil nach oben. "Nicht so wild" quiekte seine jüngere Schwester, die gerade dem Springeralter entwachsen war. "Nur noch über die Wolken, Schisch'ki" rief er, während beide von der Beschleunigung in die Sitze gepreßt wurden. "Es ist ein Wolkensegler, der sollte auch so hoch hinaus." Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. Er konnte längst fliegen, sein Vater hatte es ihm beigebracht. Doch heute war er das erste mal allein unterwegs - allein mit seiner Lieblingsschwester. Die kleine zierliche Schisch'ki blickte aus dem Seitenfenster nach unten. Wattige Wolkenfetzen zogen über die Wiesen dahin und warfen leichte Schatten. Den >Fluß der schwarzen Felsen< hatten sie schon längst überquert, sich weit von der großen Siedlung und den Feldern entfernt. Der jugendliche Wendra nahm Kurs auf ein Waldgebiet. Dahinter begann der Ozean - dessen weißer Sandstrand war das Flugziel. Sanft setzte der Gleiter auf und die beiden Insassen sprangen aus der Luke hinaus in den warmen Sand, um sich gleich darauf lachend in die salzigen Wellen zu stürzen. Übermütig planschten sie im eine ganze Weile im Wasser. Da Schisch'ki noch nicht gut schwimmen konnte, paßte der große Bruder auf. Der Strand war hier sehr flach und der Meeresboden barg Salzwürmer, die beide sehr mochten. Sie tauchten danach und gruben sie mit ihren Krallenhänden aus. Dann dösten sie in der Wärme der Mittagssonne. Die graubraune, mit dunkeln Flecken überzogene Haut der jungen Wendra hob sich gut ab von dem Weiß des Sandes. Sie gehörten zu den Bergvölkern und hatten eine Musterung, die den Felsen angepaßt war. Hier am Strand wirkten sie auffällig, sobald kein feuchter Sand mehr an ihnen klebte. Später stand der Junge auf und holte eine Essensbox mit Salat, Früchten und Nüssen. Die Kleine aß hungrig wie immer, sie wuchs schnell und brauchte viel Nahrung. "Wir hätten die anderen mitnehmen sollen", meinte Schisch'ki und blinzelte ins Licht. "Es ist so schön hier draußen." "Nein, heute wollte ich nur mit DIR fliegen." Er nahm sie in die Arme und so zusammengekuschelt schliefen sie eine Weile ein. Als Schasch'kar wieder erwachte, hatte sich seine Schwester im heißen Sand eingegraben - ein alter Instinkt, den viele Springer noch hatten. "Wenn der Schatten zum Wasser zeigt, sollten wir zurückfliegen." Schasch'kar drehte sich auf den Bauch und reckte den Schwanz wie den Schattenstab einer Sonnenuhr in die Höhe. Die kleine Echse schnappte danach und bog ihn zur Seite. "Dann werde ich eben die Zeit SO anhalten", lachte sie. Schließlich war es soweit, daß sie nach Hause aufbrachen. Der halbwüchsige Wendra flog den Gleiter zügig zur Siedlung zurück und brachte ihn wieder im Hangar unter - ebenso ungesehen wie er ihn am Vormittag "entwendet" hatte. Bevor die Beiden wieder ins den Wohnbereich des Elternhauses gingen, nahmen sie noch ein schnelles Bad, um Salz und Sand von der Haut zu waschen. Müde vom Schwimmen und Tauchen schliefen die Geschwister wenig später in einer der Ruhemulden des Gemeinschaftsbereiches ein. Als sie am Abend wieder erwachte, saß Scha'xa, die Tex des Hauses, bei ihnen. "Na, hattet ihr einen schönen Gleiterausflug zum Ozean?" fragte sie lächelnd und leckte beiden über die Nase. "Woher weißt du das?" fragte der Junge überrascht. Starts und Landungen von Gleitern waren alltäglich und er war sich sicher, daß niemand bemerkt hatte, WER der Pilot gewesen war. "Ich kann das riechen" sagte die zierliche blaue Echse. "Das Salz und die Sonne und eure gute Laune." Die Tex nahm die Kleine auf den Schoß und kuschelte mit ihr. "Wirst du es für dich behalten?" fragte Schasch'kar leise. "Natürlich. Solange du dich so gut um Schisch'ki kümmerst... " ENDE (C) cuby/modul 2005 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)