Liebe und Hass von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 17: Finde einen Weg --------------------------- Kapitel 17 Es gibt Momente im Leben, da wünscht man seinen Liebsten die Pest an den Hals. So zum Beispiel, wenn man sich mit seinem geliebten Lebensgefährten so schwer zerstritten hat, dass alles in der Umgebung schon von der baldigen Trennung munkelt. So war es mittlerweile auch bei Shinji und Asuka. Wo immer man sie zusammen sah, ob nun in der Schule oder sonst wo, stritten sie sich derart heftig, dass niemand die beiden ignorieren konnte. Mädchen und Jungen frohlockten schon gleichermaßen bei dem Bild, dass sich ihnen bot und bei der Chance die sie witterten. Nur Shinjis und Asukas Freunde, insbesondere Rei und Hikari, sahen die Szenerie mit großer Besorgnis. Jemand musste eingreifen aber wie? Keiner hatte wirklich den Mut die beiden anzusprechen. Es würde sowieso nichts bringen, denn beide verharrten derart verbissen auf ihren Standpunkten, egal Welche das gerade waren, dass ein Maulesel vor Neid erblasst wäre. Misato hatte ihre Drohung von gestern Abend wahr gemacht und für die beiden gab es zum Rausgehen wirklich nur noch NERV und die Schule. Und für Shinji natürlich noch das Einkaufen. Rei musste wirklich an sich halten, um nicht zu den beiden zu gehen und jedem eine zu klatschen. So viel Dummheit hatte sie noch nie erlebt. Besonders sauer war sie auf Shinji. Ihrer Meinung nach, war Asuka schon bereit ihm zu verzeihen, besonders nachdem Rei sie ermahnt hatte, seine Entschuldigung anzunehmen, bevor es zu spät wäre. Doch mit seinem Verhalten nach dem Test hatte er es vergeigt. Genauso hasste sie ihre Klassenkameraden dafür, dass sie sich über den Streit freuten und ihre Chance sahen, mit Shinji beziehungsweise mit Asuka zusammenzukommen. Für Rei und Hikari war ganz klar, dass beide sich was vormachten. Jedes mal wenn einer der Beiden nicht hinsah, warf ihm der andere einen sehnsüchtigen, erwartungsvollen Blick zu. Jeder der Beiden wartete darauf, dass der andere den ersten Schritt machte. Eine ziemlich verfahrene Situation. Die Pausen waren mittlerweile kaum mit den Beiden auszuhalten. Trotz ihres Streits waren sie immer zusammen in den Pausen, für Hikari und Rei ein weiteres, eindeutiges Zeichen. Rei und Joachim hatten bald genug von dem lautstarken Gestreite und setzten sich während den Pausen von den anderen ab. Sehr zum Leidwesen von Hikari, die nun mit den beiden alleine war und sich regelmäßig fast heiser brüllen musste, damit die Shinji und Asuka mal für 5 Minuten still blieben. Mit Toji hatte sie sich zwar wieder vertragen aber der trieb sich während den Pausen Intelligenterweise irgendwo mit Kensuke rum. Dabei hätte sie gerne etwas Unterstützung gehabt. Auch heute hatten sich Rei und Joachim verdrückt, als es zur Pause läutete. Der Verzweifelte Blick von Hikari hatte Joachim schon fast umkehren lassen aber Rei zu folgen war für ihn verlockender. Die Beiden redeten nicht viel während den Pausen. Joachim brachte ihr immer ein, zwei Stullen mit und so wurde gemütlich und ohne lautstarkes Gestreite gefrühstückt. „Warum sind Menschen so widersprüchlich?“ Fragte Rei. „Hä?“ Sie wandte sich Joachim zu. „Shinji und Asuka. Sie lieben sich und riskieren trotzdem den Zusammenbruch ihrer Beziehung. Und das nur wegen ihres Stolzes. Warum?“ Joachim seufzte. Rei konnte vielleicht Fragen stellen. „Schwierige Sache. Der Stolz ist nun mal etwas sehr starkes im Menschen. Ob nun richtiger, angebrachter Stolz oder falscher Stolz wie bei den Beiden. Genau wie Eitelkeit und all das. Die beiden haben sich ihren Stolz gegenseitig verletzt und beharren jetzt mit ihren falschen Stolz auf ihrer Meinung. Ist wie ein Grabenkrieg. Da kommt keiner vorwärts und wenn, dann nur unter hohen Verlusten. Ich glaube, der Mensch wird nie lernen, seinen Stolz zu vergessen. Aber solange man ihn hin und wieder überwinden kann, ist das halb so wild denke ich.“ „Aha“ Eine Weile schwiegen die beiden nur. „Wie glaubst du, endet das mit den Beiden?“ „Irgendwann werden sie merken, wie dumm sie sind und sich gegenseitig in die Arme fallen. Selbst der größte Dickschädel sieht es irgendwann mal ein.“ Antwortete Joachim. „Ich hoffe es.“ „Ach komm, die Blicke die sie dem anderen zuwerfen, wenn er grad nicht guckt sind doch eindeutig. Das wird schon werden.“ „Mhm“ machte Rei nur. „Du bist wohl ziemlich besorgt, was?“ „Wie?“ Rei erschrak. War das so offensichtlich. „Ja, deine Augen verraten es. Man muss nur mal genau hinschauen.“ „Aha.“ Rei war überrascht, wie gut Joachim sie mittlerweile zu kennen schien. Dabei waren es nun erst knapp zwei Wochen, seit sie sich das erste mal gesehen hatten. „Du willst deine Gefühle verstecken?“ Rei nickte nach kurzer Zeit. „Viele sind für mich neu und ablenkend. Ich muss mich konzentrieren, um EVA zu steuern. Deshalb.“ „Das bringt nichts.“ Joachim schüttelte den Kopf „Je mehr du sie verschließt, desto ablenkender werden sie.“ „Das ist nicht der einzige Grund.“ Sagte Rei ‚Commander Ikari.’ Fügte sie im Gedanken hinzu. „Und der wäre?“ Es dauerte eine Weile, ehe sie antwortete. „Das kann ich dir nicht sagen.“ „Na gut, deine Sache. Denk einfach dran, dass ich immer mindestens ein offenes Ohr für dich habe.“ „Gut.“ Die Brote waren vernichtet und die beiden schlugen die letzten Minuten bis zum Ende der Pause schweigend tot. Kurz bevor es läutete, ergriff Joachim noch mal das Wort. „Ich wollte dir ja noch etwas vorspielen. Hast du nach der Schule vielleicht Zeit?“ „Hai. Ich möchte dir auch noch etwas vorspielen.“ „Ich hab dich nach unserer Verabredung gehört, du hast deinen Teil der Abmachung schon erfüllt.“ „Das habe ich für mich gespielt. Ich werde noch etwas für dich spielen.“ „Ok, ok, dann tu das. Danke.“ Gemeinsam gingen sie zurück in die Klasse. Shinjis und Asukas Pause verlief überraschend ruhig, was aber nur daran lag, dass Toji und Kensuke sich Shinji geschnappt hatten und Hikari sich Asuka angenommen hatte. Ihrer Meinung nach war es an der Zeit, den Beiden mal die Leviten zu lesen. Die Beiden befanden sich oben auf dem Dach des Schulgebäudes und Asuka schien die ganze Zeit nach jemandem Ausschau zu halten. „Shinji ist mit Toji und Kensuke woanders.“ „Wie?“ „Du hältst doch ständig nach ihm Ausschau.“ „WAS?!! NACH DIESEM BAKA?!!“ Da war es Hikari genug. Ihr Kragen war schon seit langem kurz vorm platzen und nun war es so weit. „HÖR AUF MIR WAS VORZUMACHEN, ASUKA!!!! DAS KOTZT MICH LANGSAM AN!!!!!“ Asuka wich erschrocken von ihrer Freundin zurück. Sie wusste, dass Hikari ziemlich aufbrausend sein konnte aber SO hatte sie, sie noch nie erlebt. Sie war sichtlich wütend. „Mir platzt langsam der Kragen bei euch zweien!! Ihr schreit euch den ganzen Tag an und tut so als wärt ihr Todfeinde aber wenn der andere nicht guckt, gibt’s sehnsüchtige Blicke!!! Ihr seid beide derartig blöd!!! Nur weil ihr zu stolz seid, müssen wir hier leiden!!“ Asuka sah sie immer noch fassungslos an. „Verdammt ihr seit beide Piloten und ihr riskiert ständig euer Leben!! Morgen ist es vielleicht für uns alle aus, ALSO REIß DICH ZUSAMMEN UND VERTRAG DICH WIEDER MIT SHINJI!!!!!“ Hikari atmete schwer. Sie war es nicht gewöhnt zu brüllen aber sie hatte das Gefühl, dass sie anders nicht zu Asuka durchdringen würde. Diese sah sie nur weiter Fassungslos an. Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie reagierte. „SHINJI HAT SELBST SCHULD. HÄTTE ER NICHT...“ „ICH SAGE AUCH NICHT, DASS ES RICHTIG WAR WAS ER GETAN HAT!!! ABER DU BIST AUCH KEIN UNSCHULDSLAMM!!!!“ Sie sahen sich lange in die Augen. Asuka konnte Wut in Hikaris Augen erkennen. War es schon so weit, dass ihre beste Freundin wütend auf sie war? Sie konnte diesen Ausdruck in Hikaris Augen nicht aushalten und sah zu Boden. „Das ist es nicht.“ Erwiderte Asuka nur leise „Was?“ Sie sah zu Hikari auf. „I-ich wollte mich entschuldigen. Vor ein paar Tagen als wir Synchrotest hatten und er besser abschnitt als ich.“ „Also hatte Rei doch recht.“ „Wie?“ „Sie hatte erzählt, was nach dem Test war. Sie hatte also recht.“ Asuka nickte nur. „Und als Shinji nach Hause kam...“ „...Hat er mich nur dumm angepault. Dabei habe ich mir Sorgen um ihn gemacht.“ Sie wurde lauter „Nur wegen diesem Scheiß Synchrotest!! DIESER BAKA!! ENTWEDER HAT ER ZU WENIG SELBSTBEWUSSTSEIN ODER ZU VIEL!!!! DER WIRD NIE DIE MITTE FINDEN!!!“ beschwerte sie sich in alter Manier über Shinji. Hikari musste kichern. Das war schon eher Asuka. Auch wenn das viele nicht sahen, zeigten diese Aussagen doch wie sehr Asuka sich um Shinji sorgte. „Was?!“ „Du hast gerade wie früher geredet. Also wie vor eurem Streit.“ Asuka sah sie verwundert an. „Glaub bloß nicht, dass ich ihm so einfach verzeihe. Wenn er nicht auf mich zukommt hat er Pech gehabt.“ „Du warst schon immer eine schlechte Schauspielerin.“ Meinte Hikari. Was sagte man dazu. Asuka war sauer auf Shinji, keine Frage. Aber sie suchte keinen Streit sondern wollte ihm eine Möglichkeit geben sich zu entschuldigen. ‚Und ich dachte ich würde Asuka durchschauen.’ Auch Toji und Kensuke hatten ihre liebe Not mit ihrem „Schützling“. Sie hatten sich hinter das Schulgebäude, zu den Sportplätzen zurückgezogen um in Ruhe mit Shinji reden zu können. Nun Toji versuchte es zumindest. Er war mehr der Kumpel zum rumblödeln und spaß haben aber da musste er wohl durch. ‚Oh man. Hikari, das hättest du wohl eher machen sollen.’ Shinji fragte sich langsam was er hier sollte, als Toji schließe den Mund aufmachte. „Sag mal Shinji, macht dir das überhaupt noch Spaß?“ „Was?“ „Na, das Theater mit Asuka.“ schaltete Kensuke sich ein. „Welches Theater? Wenn sie meint aus Prinzip sauer sein zu müssen hat sie Pech. AUTSCH!!“ Toji hatte die Faust sprechen lassen und Shinji rieb sich den Kopf. „Was sollte das?!!“ „Du bist so blöd, weißt du das?“ „Stimmt genau.“ Sagte Kensuke. „Du bist mit dem hübschesten und wenn man es lange genug kennt, nettesten Mädchen der Schule, wenn nicht sogar der ganzen Stadt oder was weiß ich zusammen und vergeigst das derart!! Was war eigentlich in dir gefahren, als du Asuka so angemotzt hast?!“ „Was mischt sie sich auch ein?!!“ „SIE HAT SICH SORGEN GEMACHT, VERDAMMT NOCHMAL!!!!“ Wurde Toji nun laut. „BRAUCHT SIE ABER NICHT!!!“ schrie Shinji zurück. Da hagelte es schon die nächste Kopfnuss. „Pass auf wie du mit redest, Freundchen. Ich habe keinen bock mich von dir anbrüllen zu lassen während Kensuke und ich versuchen dir zu helfen.“ Shinji funkelte ihn zornig an. „Ach und wie wollt ihr mir helfen?“ „Entschuldige dich bei ihr.“ „WAS?!!“ „Entschuldige dich bei ihr.“ Wiederholte Toji. „Du bist für den Müll verantwortlich also räum ihn auch wieder weg. Und jetzt tu bloß nicht so als würdest du dich nicht mit ihr vertragen wollen. Ich seh doch genau, wie du sie immer ansiehst, wenn sie nicht hinguckt.“ „Sie würde mir noch nicht mal zuhören, diese Zicke. Sie ist aus Prinzip sauer auf mich.“ „Das glaube ich weniger.“ Mischte Kensuke sich ein. „Nach dem was Rei erzählt hat, wollte sie sich bei dir an dem Abend entschuldigen.“ „Was... Ich... Schwachsinn. Nie im Leben wollte sie sich entschuldigen. Rei soll sich lieber um ihre eigenen Probleme kümmern.“ Kopfnuss Nummer drei. „JETZT GEH NICHT AUF REI LOS!!!!!! SIE MACHT SICH VERDAMMT NOCHMAL SORGEN UM EUCH!!!!! WOHL NOCH MEHR ALS HIKARI UND KENSUKE UND ICH!!!!!“ Shinji rieb sich den Kopf. ‚Bin ich schon so tief gesunken, dass ich meinen Frust an Rei auslasse?’ Toji seufzte resignierend. „Ach mach doch was du willst. Komm Kensuke, wir gehen.“ „Ähhh... Ok.“ Sie gingen und ließen Shinji allein. Bis zum Ende der Pause blieb er grübelnd dort sitzen. Die beiden stritten sich augenscheinlich noch wie immer auf dem Weg nach Hause. Doch Rei bemerkte eine Veränderung. Ihre Streitereien schien an Heftigkeit verloren zu haben. Hatten Hikari und die anderen am Ende doch Erfolg? Shinji und Asuka verschwanden Zuhause gleich auf ihren Zimmern und kamen nur Zum Mittag und zum Abendbrot raus. Rei hingegen ging mit zu Joachim, denn sie wollte ihn mal spielen hören. Seine Eltern waren auf der Arbeit und so konnte er mal so richtig die Sau raus lassen, wie er es gerne ausdrückte. Er schloss die Tür auf und sie betaten die Wohnung. „Stell deine Tasche einfach bei mir ab. Willst du etwas trinken?“ „Ein Wasser.“ „Kommt sofort.“ Verschwand in der Küche und sie in seinem Zimmer. Kurze zeit später kam er mit einer Flasche Bier und einem Glas Wasser für sie zurück. „Willst du das trinken?“ „Hö?“ „Das Bier. In Japan ist Alkohol erst ab 18 erlaubt.“ „Ach das. Du in Deutschland hab ich mir schon derart oft die Kante gegeben, da isses eh wurscht. Auf das Jahr kommt es eh nicht an.“ „Trotzdem ist es verboten.“ Joachim seufzte. „Na gut, weil du es bist.“ Er verließ das Zimmer wieder und kam mit einer Flasche Cola zurück. Er nahm einen Schluck, ging dann zu seinem Schreibtisch und kramte in einer der Schubladen. „Na, wo isses denn?“ murmelte er. Es dauerte nicht lange, bis er ein Tape gefunden hatte. Schnell legte er es ein und setzte sich hinter sein Schlagzeug. Rei fragte sich, warum er ein so altes Medium noch benutzte, als die Musik einsetzte und Joachim die Sticks über die Drums wirbeln ließ. Die Qualität des Tapes war eher mittelmäßig und Rei wusste immer noch nicht, warum Joachim es benutzte. Sie sah ihm fasziniert beim Spielen zu. Für sie sah die Anordnung der verschiedenen Becken und Drums ein Chaos aber er fand sich teilweise blind darin zurecht. Das Stück dauert mehr als zehn Minuten und als er fertig war schaltete er die Anlage aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das war gut.“ Bemerkte Rei. „Puh, danke. Die Aufnahme war von ner Jamsession aus dem Proberaum meiner alten Band. Bevor ich ging, haben sie mir alle aufgenommenen Jamsessions, die wir gemacht haben zusammengeschnitten. Ich spiel öfters dazu.“ „Was habt ihr für Musik gespielt?“ „Hardrock, so Richtung AC/DC, mit Metal-Einflüssen.“ „Aha.“ Eine peinliche Stille entstand und Rei ließ den Blick durch das Zimmer wandern. Ihr Blick blieb schließlich an dem Schlagzeug hängen. „Wie findest du dich da zurecht?“ „Ach, das ist recht einfach. Sieht von hier vielleicht ein bisschen chaotisch aus aber wenn man dahinter sitzt, erkennt man die Ordnung darin.“ „Zeig es mir.“ „Ok, setzt dich ma dahinter.“ Rei setzte sich und sah sich um. Tatsächlich war nun eine gewisse darin Ordnung zu erkennen. „Also, hier vor dir haben wir die Snaredrum. Is eigentlich die wichtigste Drum, den Hauptteil spielt man darauf. Dann sind da die Toms“ er deutete auf die Trommeln über der Snare „Dort drüber die Becken, darunter die Basedrum und neben dir das Hi-hat. Also alles gut getrennt und gut erreichbar.“ Rei nickte. „Jetzt verstehe ich.“ Sie nahm die Sticks in die Hand, die vor ihr auf der Snare lagen und betrachtete sie. „Willst du auch mal ne Runde?“ „Wenn du mir zeigst wie.“ „Kein Problem, nimm erst mal die Sticks so.“ Er nahm ihre Hände und legte sie um die Sticks. „Dann folg mir einfach.“ Er nahm ihre Hände und spielte einen einfachen Takt mit ihr. Sie bemerkte wie seine eigenen Hände auf ihren zitterten und auch ihr viel es schwer sich zu konzentrieren. Und sie spürte wie sie rot wurde. ‚Wieso ist diese Berührung so ablenkend? Warum werde ich wieder rot?’ Auch Joachim kämpfte. ‚Gott, was für zarte, kleine Hände. Scheiße, Joachim reg dich ab. Gott, ich schmelz noch weg hier.’ Es war wirklich kein Wunder, dass sie sich nicht konzentrieren konnten. Joachim umarmte sie quasi von Hinten, während er ihre Hände führte und sie lehnte sich unbewusst ein wenig gegen ihn. Ein Agent fluchte auf seinem Beobachtungsposten. Auf die Ecke mit dem Schlagzeug hatte er keine Sicht und näher dran konnte er nicht. Im nächsten Moment regte Samoto sich auch wieder ab. ‚Sei es ihnen gegönnt. Das haben sie sich nach dem Stress der letzten Tage wirklich verdient.’ „Was zeigst du mir da gerade?“ fragte Rei „E-Einen 4/4 Takt. D-Damit gibt man den anderen aus der Band eine Basis zum spielen. I-Ist so die Hauptaufgabe des Drummers in der Band.“ „Eine Grundlage zum Spielen liefern?“ „Ja. Joachim war froh über das bisschen Smalltalk. So konnte er sich etwas ablenken. Doch da Rei nicht besonders gesprächig war, gab es das viel zu selten. Es dauerte nicht lange, ehe Rei die Sticks beiseite legte. „Danke dafür. Ich hole meine Geige, damit ich dir etwas vorspielen kann.“ „Mhm.“ Doch Rei stand nicht auf, sie blieb weiterhin an Joachim gelehnt, der sie immer noch „umarmte“. Zu angenehm war dieses Gefühl der Nähe. „W-Wolltest du n-nicht los?“ fragte Joachim nach einer Weile. Rei drehte sich ihren Kopf zur Seite und sah ihm in die Augen. Wie gebannt starrten sie in die Augen des Gegenübers, kamen sich langsam näher und verbanden ihr Lippen zu einem kurzen, zögerlichen, ja fast schüchternen Kuss. „S-Sorry, i-ich hätte mich m-mehr zusammenreißen sollen.“ Stammelte Joachim verlegen als sie sich wieder voneinander lösten. Er stellte sich schnell wieder gerade hin und wich ein Stück zurück. Rei stand auf und sah ihm nur nachdenklich in die Augen. ‚Dieses Gefühl, als ich ihn geküsst habe, dieses verlangen nach Nähe. Diese Geborgenheit. Was war das? Kann es sein, dass das Liebe ist?’ Sie musste es herausfinden. „Joachim?“ „J-Ja?“ „Bleib da.“ „Hä?“ Rei kam auf ihn zu und zog ihn an seinem Hemd ein wenig zu sich herunter. Joachim war zu verwirrt um etwas dagegen zu tun. Dann legte sie ihr Lippen erneut auf seine. Zuerst war er total perplex, doch dann erwiderte er den Kuss und schlang die Arme um sie. Zeit ist relativ, hatte Albert Einstein mal gesagt. Und das waren solche Momente, in denen man genau spüren konnte was er meinte. Dieser Moment, der in Wirklichkeit keine Minute dauerte, schien für die beiden eine Ewigkeit anzuhalten. Als sie sich erneut voneinander lösten und wieder etwas Abstand zueinander hatten, sah Rei ihn fragend an. Äußerlich wirkte sie wie immer aber ihr Augen verrieten, wie unsicher sie war. „Was fühlst du?“ „B-Bitte?“ Joachim war noch dabei seine Gedanken wieder zu Ordnen. „Was fühlst du für mich?“ „I-Ich...“ ‚Ohhh, lass mich doch erst mal meine Gedanken wieder auf Reihe kriegen.’ „I-Ich, l-liebe dich.“ Sagte er leise. ‚Puh, raus. Wurd auch mal Zeit.’ Er sah sie fragend und erwartungsvoll zugleich an. Warum hatte sie ihn geküsst? Liebte sie ihn auch? „U-Und du? Was fühlst du?“ fragte er nach. Rei schwieg eine Weile. „Ich... ich habe keine Erfahrungen in der Liebe. Ich denke ich liebe dich aber woher kann ich das wissen?“ Joachim schluckte. Wieder so eine Frage. „N-nun, das kann ich dir auch nicht sagen. Ich kann nur sagen, was meine Mutter dazu immer zu sagen pflegt. Wenn man’s hat, dann weiß man’s.“ Rei dachte immer noch nach. Wusste sie, dass sie ihn liebte? Wer konnte es ihr sagen? Konnte ihr jemand darauf Antwort geben? ‚So wird das nix.’ Dachte sich Joachim, als er sie so nachdenklich sah. ‚Na komm Junge, da musst du ihr mal helfen.’ Er lächelte sie sanft an. „Du solltest weniger darauf hören.“ Sagte er und tippte ihr sacht auf die Stirn. „Sondern vielmehr hierhin.“ Er nahm ihre Hand und drückte sie auf ihr Herz. Rei sah ihn nur verwirrt an. Auf ihr Herz hören? Was konnte dieses Organ ihr sagen? Es war dafür verantwortlich Blut durch den Körper zu pumpen, was sollte es sonst tun? Dann erinnerte sie sich was Asuka gesagt hatte. ‚Du musst auf dein Herz hören.’ War das Herz für den Menschen ein Synonym für Gefühle? Nicht der Verstand sondern die Gefühle zählten hier. Also musste sie auf sie hören. Es dauerte nicht lange, ehe sie sich sicher war. „Ich verstehe und ich weiß es jetzt.... Ich liebe dich.“ Es dauerte eine Weile, ehe Joachim realisiert hatte, was sie gesagt hatte. Und dass dies kein Traum war, sondern die Wirklichkeit. ‚Oh Gott, wenn das ein Traum ist, lass mich bloß nicht aufwachen.’ Doch es war kein Traum. Er wollte den Mund öffnen und etwas sagen, doch es kam nichts Verständliches heraus. Rei wusste zunächst nicht, was sie tun konnte um ihn ein wenig zu beruhigen. Ihr Liebesgeständnis hatte ihn wohl ziemlich überrascht und seine Gedanken durcheinander gewirbelt. Doch dann erinnerte sie sich, was Asuka oft mit Shinji gemacht hatte wenn er verwirrt oder nervös war. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft. Joachims Gehirn klinkte sich wegen der sowieso schon vorhandenen Verwirrung aus und er schlang die Arme um sie. Als sie sich wieder voneinander lösten, herrschte in seinem Kopf zwar immer noch ein großes durcheinander aber dafür rasten seine Gedanken nicht mehr wie wild hin und her. „Geht es dir jetzt besser?“ fragte Rei. „J-Ja. Danke.“ „Gut.“ Sagte sie, legte ihren Kopf an seine Brust und schmiegte sich an ihn, während er sie sanft an sich drückte. Doch irgendetwas stimmte nicht. Sie hatte das Gefühl, etwas sehr wichtiges vergessen zu haben. Schlagartig viel es ihr wieder ein. Sie stieß Joachim sanft aber bestimmt weg und sah hektisch zum Fenster. Niemand zu sehen. Von hier aus sah man nur eine weiße Wand. Offensichtlich waren sie in dieser Ecke des Zimmers sicher. Der nun vollständig verwirrte Joachim sah sie nur verdattert an. „H-Hey, was hast du denn?“ “Ich werde beobachtet.” „Was!?“ „Wir Piloten werden von NERV rund um die Uhr überwacht. Sie dürfen uns nicht so sehen.“ „A-Aber warum? Was könnten sie schon dagegen haben.“ „Sie nicht.“ ‚Aber Commander Ikari.’ Fügte Rei im Gedanken hinzu. Joachim verstand gar nichts. Er sah Rei nur verwirrt an. Sie schien angestrengt nachzudenken. ‚So kann ich nicht mit Joachim zusammen sein. Er würde es irgendwann herausfinden und ihm vielleicht etwas antun. Wir brauchen Hilfe. Hilfe von jemanden, der genug Macht hat, dass die Agenten darüber schweigen. Nur wer? Misato hat nicht genug Macht. Wer nur?’ Plötzlich kam ihr die Idee. Genau, wer konnte es sonst sein? „Joachim, warte bitte bis ich ein paar Sachen geklärt habe. Bis dahin müssen wir uns verhalten wie immer.“ „Ich... Ich... Ok.“ „Es tut mir leid.“ „Schon gut, wenn es Leute gibt, die davon nicht erfahren sollten, dann... Nun ja, beeil dich einfach damit, ok? Wird mir nicht leicht fallen, jetzt wo... Nun ja.“ Rei nickte verständnisvoll. „Mir fällt es auch nicht leicht.“ Sie warf wieder einen Blick aus dem Fenster, ging dann wieder auf Joachim zu und küsste ihn zärtlich. „Arigatu, Jo-chan.“ „B-Bitte.“ ‚Wofür?’ „Ich gehe dann. Bis Morgen.“ „Gut aber vergiss nicht, dass du mir noch etwas vorspielen musst.“ Sagte Joachim scherzhaft, mit einem schelmischen Grinsen. Rei sah ihn erst verwirrt an, lächelte dann aber. „Versprochen.“ Sie wollte gehen, als Joachim sie noch mal aufhielt. „Rei.“ „Hai?“ „Du... Du hast ein wunderschönes Lächeln, weißt du das?“ Rei wurde rot und wandte sich ab. „Arigatu.“ Schon war sie verschwunden. Joachim sah noch eine Weile auf die Tür, die sich hinter ihr geschlossen hatte und seufzte. ‚Egal was das für Leute sind, die sie beobachten lassen, sie hat Angst vor ihnen. Hoffentlich findet sie einen Weg.’ Um sich abzulenken, spielte er noch den Rest des Nachmittags, ehe er sich hinlegte. Wenn sich Asuka in letzter Zeit in ihrem Zimmer befand, ließ sie ihre Shinji-feindliche Fassade fallen und schmiss sich lustlos aufs Bett. In ihrem Kopf befand sich eine Mischung aus Wut auf Shinji und Traurigkeit, weil sie nicht mit ihm in einem Bett lag. In letzter Zeit fehlte ihr diese Nähe stark. Sie nahm sich ihren Shinji-Bären und drückte ihn an sich. Er roch nicht nach Shinji. Der Asuka-Bär über ihren Bett, schien traurig ins Leere zu blicken, wo sich gerade noch ihr Shinji-Bär befand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)