Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 76: 76. Wiedergeburt ---------------------------- „Die Welt...“ „Kann nichts...“ „Für deinen Schmerz.“ Laures und Lauria gingen langsam auf Gaia zu. „Was wisst ihr schon? Ihr seid nur Staubkörner im Angesicht der Ewigkeit! Ihr seid nicht als das Zwinkern eines Sterns!“ Grenzenlose Wut verzerrte Gaias schönes Gesicht. Laures antwortete nicht, sondern streckte nur die Hand nach seiner Schwester aus. Diese ergriff sie. Die Geschwister stellten sich neben Gaia und berührten sich nun auch mit den freien Händen. Der Kreis um sie war geschlossen. „Was tut ihr?“ Gaias Stimme überschlug sich. „Den Staub...“ „Der Ewigkeit opfern.“ Die Geschwister lächelten sich an. Zeitgleich breiteten sie ihre Schwingen aus. Laurias silberne Flügel entfalteten sich mit hellem Glanz. Die vier verkrüppelten schwarzen Schwingen von Laures breiteten sich nur mäßig aus. Schief zusammengewachsen, die dünne Haut des einen Flügelpaares zerfetzt und die Federn des anderen fast vollständig ausgefallen. Schwarzes Licht breitete sich hinter ihm aus. Langsam überlagerte diese unnatürliche Dunkelheit das Licht. Gaia schloss die Augen. Beruhigende Wärme erfüllte den Raum und der Schmerz in Körpern und Seelen verschwand. Auch der Schmerz in Hitomis Brust ließ nach. Erleichtert sog sie die leicht angewärmte Luft in ihre Lungen. „Lass uns...“ „Dieser Welt...“ „Ein neues Leben...“ „Schenken.“ „Unser...“ „Leben.“ Die Stimmen der Geschwister durchbrachen die Stille. „So sei es.“ Gaia senkte den Kopf und stimmte zu. Licht flutete aus der Dunkelheit. Doch es ging nicht von Lauria aus, die immer für das Licht gestanden hatte, sondern von Laures. Er bringt Licht. Licht aus der Dunkelheit... schoss der Gedanke Van durch den Kopf. Sein Sohn kam der Erfüllung seines Schicksals nach und schmerzlich wurde Van bewusst, dass er diesen Sohn und diese Tochter niemals würde kennen lernen können. Eine Woge aus Licht durchflutete den Raum und breitete sich aus. Sie folgte den schwarzen Flammen der Zerstörung und hob deren Wirkung auf. Sie brachte Leben zurück, wo gerade noch der Tod geherrscht hatte. Gaia trat aus dem Kreis der Geschwister. Hochachtung stand in ihren Augen – und Sanftheit. Langsam lösten sich die Konturen von Laures und Lauria auf. „Und die Äonen stehen auf nichts weiter als Staub...“ sagten die beiden leise und lächelten sich an. Ihre Lippen trafen sich zu einem letzten Kuss, dann verblasste das Licht und die Geschwister waren verschwunden. Sie hatten ihr Schicksal erfüllt. Vorsichtig rappelte sich Hitomi auf. Tiefe Traurigkeit erfüllte sie. Der Drache fehlte ihr – egal, welche Unzulänglichkeiten er besessen hatte. Und sie bedauerte den Tod der beiden Stiefkinder, die sie niemals hatte kennen lernen können. Etwas entfernt hörte sie Auriana leise schluchzen. Van kauerte neben Alexander und tauschte einen kurzen Blick mit Hitomi, um sich zu vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung war. Sie lächelte ihm kurz zu und richtete dann ihre Aufmerksamkeit auf Gaia. „Sie waren großherziger als diejenigen, die sie erschaffen haben,“ sagte das Wesen leise. „Du warst auch großherzig. Du vergisst dein Leid und gibst uns eine weitere Chance,“ erwiderte Hitomi. „Ich bezweifle, dass ihr es diesmal besser machen werdet.“ Ein spöttisches Grinsen huschte über Gaias Gesicht. „Ihr Menschen...“ „Wir können lernen,“ widersprach Hitomi. „Wir werden sehen.“ Gaia nickte ihr zu und richtete dann ihren Blick auf Sayuri. „Kehr nach Hause zurück, Kind der Terra...“ Bevor Sayuri etwas sagen konnte, erfasste sie eine Lichtsäule und trug sie zur Erde zurück. Auch Gaia verschwand. Zurückblieben Hitomi, Van, Alexander, Auriana sowie Varie und Vargas. Auf ihren Schultern lastete nun offenbar die Aufgabe, diesen Krieg zu Ende zu bringen, ihre Freunde zu befreien und nicht in weitere ‚Schwierigkeiten’ zu geraten. Hitomi eilte zu dem Altar und befreite ihre beiden Kinder. Glücklich schloss sie sie in die Arme. „Und jetzt?“ fragte die Königin von Farnelia, während sie mit den Zwillingen auf dem Arm zu Van und Alexander ging. Kommentarlos nahm ihr Auriana eines der Kinder ab. Der Prinzessin war deutlich anzusehen, dass sie der Verlust ihrer eigenen Kinder tief getroffen hatte. „Gute Frage...“ brummte Van. „Wir sind zu viert – die beiden Kleinen zählen ja nicht – an Bord einer feindlichen fliegenden Festung.“ „Feindlich?“ Aus dem Schatten löste sich ein Mann. Er war groß gewachsen, besaß rötliches, grau meliertes Haar und trug die Uniform eines arkadischen Generals. „Herr, Ihr seid der rechtmäßige Kaiser, habt Ihr doch den alten im Zweikampf besiegt.“ Der General sank vor Alexander auf die Knie. „Äh... Was?“ Alexander sah ihn verwirrt an. „Etwas anderes ist doch kaum geschehen, nicht wahr? Oder würdet Ihr irgendjemandem von einem Kampf der Giganten und der Erscheinung von Mutter Gaia berichten wollen?“ Der General sah ihn an und in seinen Augen stand ein verschwörerisches Funkeln. „Wo Bayliss Recht hat, hat er Recht,“ mischte sich ein weiterer Arkadier ein. Er hielt ein blutiges Schwert in der Hand und wischte es beiläufig an seinem Mantel ab. Die beiden waren überein gekommen, dass ein neuer Kaiser die beste Lösung für diese Misere war, in die sie Tassilos Tod gebracht hatte. Weder konnten sie einen von ihnen beiden auf den Thron lassen – das hätte der jeweils andere niemals geduldet –, noch einen Bürgerkrieg riskieren. So blieb noch Alexander, der die deutlichen Spuren des Zweikampfes mit Tassilo noch im Gesicht trug und an dessen Legitimität die wenigsten Zweifel aufkommen mochten. „Wer seid Ihr?“ fragte Alexander verdattert, aber dennoch bemüht, so etwas wie Autorität aufzubringen. „Verzeiht, mein Name ist General Bayliss. Ich war die rechte Hand des Kaisers und bin nun die Eure.“ Bayliss verneigte sich erneut. „Mein Name ist Kommandant Jarrow. Verzeiht das Schwert.“ Hastig steckte er die Waffe bei Seite. „Ich hatte nur gerade die Gelegenheit etwas zu tun, was ich längst hatte tun wollen...“ Er deutet mit dem Ellbogen Richtung Tür, wo zusammengekrümmt und offenbar äußerst leblos Leutnant Berengar lag. Hitomi seufzte erleichtert auf. Sie hielt vom Töten nicht viel, aber dass Berengar nicht mehr war, erfüllte sie doch mit Erleichterung. „Nun, mein Kaiser, was werdet Ihr nun tun?“ hakte Bayliss nach und sah Alexander erwartungsvoll an. „Friedensverhandlungen aufnehmen, denke ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)