Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 68: 68. Erkenntnisse ---------------------------- „Tassilo!“ Mit einem strahlenden Lächeln fiel Sayuri dem rothaarigen Mann um den Hals. Hitomi, die nicht weit entfernt auf einem Sofa saß, betrachtete die Szene mit Kopfschütteln, sagte jedoch nichts. „Endlich bist du hier!“ Sayuri schmiegte sich eng an ihren Bräutigam. Der Manticor musste lächeln. Das hatte dieser Mensch also ausgeheckt. Er wollte ein Mädchen vom Mond der Illusionen heiraten. Nur – wieso? Hatte er erkannt, welche Macht von diesem Mond kam? Über welche Macht dieses Mädchen hier auf Gaia gebieten konnte? Eine Antwort auf diese Fragen würde er wohl nie bekommen. Gedankenverloren glitt Tassilos Hand über Sayuris rotschimmerndes, schwarzes Haar. Es gab keinen Grund, Tassilos Plan abzuändern. Nein, gar nicht. Im Gegenteil: Der Manticor würde sich dieses Mädchen aneignen. Und gemeinsam würden sie eine neue Rasse gründen. Er lächelte und hauchte einen sanften Kuss auf Sayuris Stirn. Ihre rotbraunen Augen blickten ihn vertrauensselig an. Oh ja... Denn seine alte Rasse war seiner Aufmerksamkeit nicht mehr würdig. Sie hatten ihn verraten. Doch mit seinen neuen Kindern würde das niemals mehr geschehen. Hitomi beobachtete Tassilo und Sayuri mit einem gewissen Argwohn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass das, was dort geschah, irgendetwas mit Liebe zu tun hatte. Es widerte sie an, wie diese beiden Menschen, die sie so grausam behandelt hatten, vertraulich mit einander umgingen. Nun gut, Tassilo mochte sie nicht direkt verletzt haben, aber war doch derjenige, der diesen Krieg ausgelöst hatte. Sie stutzte. Irgendetwas brachte sie zum Innehalten. Was...? Verwirrt runzelte sie die Stirn. Irgendetwas umgab den rothaarigen Mann, das sie an jemanden erinnerte. Verdammt! fluchte sie innerlich. Der Gedanke, die Erinnerung entschlüpfte ihr immer wieder. „Wir werden noch heute heiraten,“ flüsterte Tassilo leise. „Und wir werden eine Hochzeit feiern, wie sie der neuen Zeit würdig ist.“ Ein düsteres Lächeln huschte über seine Lippen. „Das ist wundervoll...“ hauchte Sayuri und blickte zu ihrem künftigen Ehemann empor. „Einfach wundervoll.“ Tassilo zog sie sanft an sich. Im Moment gefiel es ihm, sie in Sicherheit zu wiegen. An ihrer Angst und ihrem Schmerz würde er sich später weiden können. Dann, wenn sie endgültig sein war. Sein Lächeln vertiefte sich. Erst jetzt ließ er den Blick weiter durch den Raum wandern. Der Blick aus seinen bodenlosen Augen traf sich mit den aus Hitomis leuchtend grünen. „Du!“ Die Worte kamen der Königin von Farnelia über die Lippen, bevor sie sie verhindern konnte. Diese dunklen Augen würde sie immer und überall wieder erkennen. Diese Augen, die ihr einmal vorgespielt hatten, dass sie ihr Freund waren. Diese Augen, die den Tod bringen wollten. „Sieh an... Hitomi.“ Er sprach ihren Namen eigentümlich aus, sodass er fast wie ein Fluch klang. „Wie... Wie hast du...?“ Ihre Stimme brach und sie starrte den Manticor in dieser menschlichen Gestalt an. „Das ist doch nicht wichtig.“ Er sah sie herablassend an. „Wichtig ist nur, dass ich hier bin.“ Er schob Sayuri sanft bei Seite und kam langsam auf Hitomi zu. Die braunhaarige Frau sprang auf und wich langsam zurück. Schließlich stand sie mit dem Rücken zur Wand. „So große Angst vor mir?“ Spott klang in Tassilos Stimme mit. „Nein.“ Hitomi reckte trotzig das Kinn vor und funkelte ihn wütend an. Die Miene des Mannes verdüsterte sich sichtlich. „Oh, oh... Das ist aber unklug von dir. Äußerst unklug...“ Sanft und beinahe zärtlich fuhr er mit dem Finger über ihre Wange hinab bis zu ihrer Kehle und umschloss sie fest mit der Hand. Erschrocken keuchte Hitomi auf. „Oh ja... Es gibt nichts, was mich daran hindern könnte, dich hier und jetzt zu töten. Gar nichts.“ Langsam drückte er zu. Hitomi schnappte nach Luft und ging langsam in die Knie. „Gar nichts...“ Plötzlich ließ er los und sie brach zu seinen Füßen zusammen. „Du wirst noch früh genug sterben. Früh genug. Und dann wirst du deine Kraft der meinen hinzufügen.“ Er wandte sich ab. Zusammengekauert hockte Hitomi auf dem Boden und rieb sich den Hals. „Das werde ich nicht!“ stieß sie heiser hervor. „Oh doch, das wirst du. Die Herrin vom See hatte auch keine Wahl. Und doch hat mich ihre Kraft zu dem hier gemacht.“ Er drehte sich mit einem strahlenden Lächeln und ausgebreiteten Armen zu ihr um. „Nein!“ Hitomi starrte ihn entsetzt an. „Du hast sie ermordet!“ „Aber ja doch.“ Er schüttelte angesichts ihrer Empörung leicht den Kopf. „Was hast du denn erwartet? Wir leben im Krieg. Hier gibt es keine Gnade. Weder für dich, noch für deine Freunde – noch für den Drachen.“ Seine Stimme wurde lauter und eindringlicher, als er weitersprach. „Hast du wirklich erwartet, dass ihr mich besiegen könntet? Dass ich eure dumme Idee nicht durchschauen würde? Das Ritual der Allianz – wie erbärmlich. Und wie undurchführbar ohne eine Macht vom Mond der Illusionen.“ Hitomi kam langsam wieder auf die Beine und starrte Tassilo schweigend an. „Ist sie deshalb hier? Um diese Allianz zu deinen Gunsten zu prägen?“ Sie deutete auf Sayuri, die das Geschehen schweigend und mit blasser Miene verfolgte. „Oh nein... Sie kam nur zu einem Zweck: Um dich zu verunsichern. Das gelang ihr ja nicht so, wie ich es mir vorstellte, aber sie hat alles wieder wett gemacht. Alles, indem sie euch verraten hat.“ Er trat zu Sayuri und legte ihr besitzergreifend den Arm um die Schultern. „Und nun wird sie meine Frau. Sie wird meine Kinder zur Welt bringen. Es ist Zeit, sich Sorgen zu machen, Hitomi.“ Er lachte dunkel auf. 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