Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 65: 65. Überleben ------------------------- Rücken an Rücken kämpften Torian und Shid, doch die Übermacht wurde immer drückender. Schließlich wichen sie Schritt für Schritt zurück und fanden sich in einer Ecke der großen Eingangshalle wieder. „Das ist nun der richtige Zeitpunkt, um eure Waffen fallen zu lassen...“ höhnte eine Stimme und die arkadischen Soldaten machten Platz um einen der Elitesoldaten Berengars hindurchzulassen. Shid und Torian sahen sich an. „Sollen wir?“ raunte der Junge leise. „Umbringen werden sie uns so oder so... Aber vielleicht... Gibt es irgendeine Chance für uns...“ In Torians Stimme lagen Zweifel. Er wusste nicht, was das Richtige war. Vitguer hatte gesagt, sie sollten kämpfen und ihm zu Ehren hatten sie gekämpft wie noch nie zuvor in ihren Leben. Aber nun? Was tat man, wenn man verloren hatte? Langsam ließ der König von Asturia seinen Blick über die Eingangshalle schweifen. Nur ein einziger, erbitterte Kampf wurde am anderen Ende der Halle ausgefochten und er meinte, Vans schwarzen Haarschopf zu sehen. Ansonsten war die Halle vollkommen in der Hand der Arkadier. Vermutlich lebten kaum noch welche von ihren Rebellen. Er seufzte leise. Dann ließ er ganz langsam sein Schwert sinken. „Es ist vorbei, Shid,“ sagte er langsam und sein Stiefneffe nickte schwach. Ja, es war vorbei. Wenigstens für sie. Gardes und seine Crew hatten um sich einen kleinen Strom aus Flüchtlingen gesammelt. Die Schlacht war verloren, das war nicht zu übersehen. Im Moment konnten sie jedoch nicht nach draußen flüchten, also drangen sie immer tiefer in das Katakombensystem ein. Sie hatten die verhallenden Kampfgeräusche schon lange hinter sich gelassen und in der Stille war unüberhörbar, dass sie nicht verfolgt wurden. „Da vorn ist Licht!“ Gardes’ Stimme gab den knapp zwei Dutzend Menschen, die ihm folgten, neuen Mut. Langsam drang er weiter vor und kam schließlich zu einem Höhlenausgang. Sie standen auf einem Plateau knapp über dem Boden der Schlucht, die ihrem Haupteingang am nächsten gewesen war. „Versteckt euch in den umliegenden Höhlen,“ kommandierte Gardes und spähte selbst den Hang hinauf. Wenn er dort hochkletterte, würde er vielleicht den Haupteingang im Blick haben können, ohne dass er selbst gesehen würde. „Katz, Kiro, ihr kommt mit mir,“ befahl er zweien seiner Crewmitgliedern und kletterte dann dicht gefolgt von diesen den Hang empor. Van kämpfte erbittert gegen Berengar. Ihre Schwert prallten wieder und wieder aufeinander. Um sie herum war es still geworden. Nur zwei weitere Rebellen kämpften noch in der Nähe gegen die erdrückende Übermacht – Cedil und Asha. Und Cedil brach gerade mit einer tödlichen Bauchwunde zusammen. Van bekam das jedoch nicht mit. Er war zu sehr damit beschäftigt, Berengars immer schneller kommenden Schlägen auszuweichen. Wenigstens kam es ihm so vor, als wenn der feindliche Soldat sein Tempo gesteigert hatte. In Wirklichkeit war es so, dass Van müde geworden war. Sie kämpften nun schon so lange, dass er einfach erschöpft war. Keuchend warf er sich wieder herum und versuchte erneut die Deckung des hoch gewachsenen Mannes zu durchbrechen und erneut scheiterte er. Ivory schob sich langsam durch die leeren Gänge. Ihr waren nur noch wenige Soldaten begegnet und die wenigen, die sie gesehen hatten, hatten die Begegnung nicht überlebt. Ihr weißes Fell war mit Blut bedeckt, das zum größten Teil nicht von ihr selbst stammte. Neben ihrem eigenen Schwert trug sie nun auch noch einen Dolch am Gürtel. Man konnte schließlich nie wissen. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch stieg sie über die Leichen, die überall in den Gängen lagen. Ihre Kameraden waren darunter – und auch ihre Feinde. Sie seufzte leise. All diese Toten... War das notwendig gewesen? Hatte das so enden müssen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sich das alles überhaupt nicht gut anfühlte. Leise ging sie weiter und blieb schließlich stehen, als sie das Weinen eines Kindes hörte. „Wo bist du?“ flüsterte sie leise, doch das Kind gab keine Antwort. Es weinte nur. Sie schlich weiter und bog schließlich in einen kleinen Raum ab, aus dem das Geräusch zu kommen schien. Zwei Frauen lagen tot auf dem Boden. Es waren die Kindermädchen, die sich um die Rebellenkinder gekümmert hatten. Ivory wurde schlecht. Selbst wehrlose Flüchtlinge hatten die Arkadier dahingeschlachtet. Zorn blitzte in ihren Augen auf. Dann weinte das Kind wieder. Sie wirbelte herum und suchte den düsteren Raum mit den Augen ab. „Wo bist du? Ich tue dir nichts.“ „Hier...“ kam es wimmernd aus einer Ecke. Vorsichtig trat sie darauf zu und erkannte in dem schwachen Lichtschein der Fackeln des Ganges einen Jungen. Er war bleich und hatte große, violette Augen. „Drayos, komm her.“ Sie streckte die Hand aus und zog den Jungen sanft an sich. Milernas Sohn war ihr schließlich nicht unbekannt. Zitternd kroch Drayos in ihre Arme. Während die Wolfsfrau dem Jungen über den Rücken strich und er sich langsam beruhigte, erkannte sie im Schatten noch eine Gestalt. Ein kleines Mädchen, das sie aus aufgerissenen Augen anblickte und unter Schock zu stehen schien. „Ayres, komm her. Komm...“ Sie streckte eine Hand nach dem Mädchen aus, bekam es an der Schulter zu fassen und zog es sanft hervor. Ayres war noch blasser als ihr Halbbruder und blickte nur starr vor sich hin. Sie schien es gar nicht mitzubekommen, dass sich Ivory um sie kümmerte. „Kommt, ihr Lieben, ich bringe euch hier raus.“ Ivory stand auf und nahm die kleine Ayres auf den Arm. Drayos reichte sie ihre Hand. Dann trat sie auf den Gang hinaus und suchte nach einem Ausgang, der nicht von Arkadiern belagert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)