Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 55: 55. Im Gange ------------------------ "Bayliss..." Tassilo trat näher zu seinem General, welcher wiederum unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Der Kaiser hatte Bayliss zu sich rufen lassen, um den Auftrag des Manticors weiterzugeben. "Diese hier müssen verschont werden..." Der bluthaarige Mann drückte dem General eine Liste in die Hand. "Ich will sie lebend!" Bayliss nickte. Noch immer standen dem alternden General die Bilder der letzten Begegnung mit seinem Kaiser vor Augen. Was würde dieses Mal geschehen? Tassilo wandte sich ab und schritt zu seinem Thron zurück. "Geh schon!" Ungeduldig winkte er mit der Hand und Bayliss kam dieser Aufforderung mit einem unterdrückten Seufzer nach. Er wird mir immer unheimlicher... dachte er, während er durch die Gänge zum Kommunikationsraum eilte. Berengar musste schnellsten über diese Liste unterrichtet werden. Die Nachricht erreichte Berengar, als er gerade seine Truppen zusammenzog und alles für den Angriff in der nächsten Nacht vorbereitete. "Was für ein Idiot!" grollte er, als er die Liste überflog. "Da sind ja alle Anführer der Rebellen drauf!" Empörte knüllte er die Liste zusammen und warf sie durch das gesamte Zelt. "Was für ein Schwachsinn! Sie sollten bluten und im Dreck liegen, anstatt in unsere Gewalt zu kommen!" Tassilo hatte auf diese Namensliste nicht nur die vom Manticor gewünschten Drachenkinder gesetzt, sondern alle adligen Anführer, die die Rebellen besaßen. Der Diktator befand, dass es ihm zustand, diese später öffentlich hinrichten zu lassen, um diese unsinnige Rebellion endgültig zu brechen. Solch eine Demonstration von Macht und Grausamkeit fand er weitaus sinnvoller, als sie einen Märtyrertod im Kampf gegen ihre ,Unterdrücker' sterben zu lassen. "Argh!" brachte der Elitesoldat noch hervor, dann grabschte er nach dem zerknüllten Blatt und strich es wieder glatt. "Befehl ist Befehl..." murmelte er leise und seufzte. Er würde ihm nachkommen, auch wenn er diesen Befehl grundsätzlich ablehnte. "Saiya!" brüllte er und ein schmaler junger Mann, der vielleicht gerade fünfzehn Jahre alt war, stürmte ins Zelt. "Vervielfältige das und sorg dafür, dass jeder Bescheid weiß, von wem er die Finger lassen soll!" "Aye Sir!" Der Junge salutierte stramm und schoss sofort davon. "Was für ein Mist..." knurrte Berengar leise und ließ sich in einen Stuhl fallen. Mit den Fingerspitzen massierte er sich die Schläfen. Sein Kopf dröhnte. Während er sich langsam mühsam entspannte, fiel ihm etwas ein. Er hatte vergessen, sein Versprechen gegenüber der Königin von Farnelia wahr zu machen. Er hatte sich nicht um sie ,gekümmert'. Ein Schatten der Enttäuschung huschte über sein Gesicht, dann griff er nach seinem vollen Weinbecher und schleuderte ihn wütend gegen die weiße Zeltwand. Rot ergoss sich die Flüssigkeit darüber und gab ihm einen Vorgeschmack auf das bald fließende Blut. Hitomi starrte vor sich hin. Sie war müde und erschöpft, doch sie verbot sich zu schlafen. Ihr Quartier war leer. Außer der fest an der Wand verschraubten Pritsche gab es hier nichts. Noch nicht einmal etwas zu essen oder zu trinken hatte man ihr seit den Stunden ihrer Gefangennahme gebracht. Nicht, dass sie Appetit gehabt hätte. Aber sie verspürte dennoch langsam bohrenden Durst. Irgendwie überraschte sie diese Behandlung nicht. Das war genau das, was sie den arkadischen Soldaten zutraute. Plötzlich sprang die Tür auf und ein Mann trat herein. Er war groß und breitschultrig, wenn auch bei weitem nicht so groß wie der Soldat, der sie festgenommen hatte. Rötliches Haar hing ihm in die Stirn und seine grauen Augen hätten warm wirken können, wenn dort nicht dieser Schein von Stahl gewesen wäre. "Königin Hitomi, willkommen an Bord. Ich bin Kommandant Jarrow und werde Euch zur fliegenden Festung bringen." Er verbeugte sich knapp. Überrascht nahm Hitomi diese Höflichkeit war. Das hatte sie nicht erwartet. "Wir sind nicht alle wie Berengar," sagte Jarrow mit einem leichten Lächeln. "Hier ist etwas zu Essen, falls Ihr Hunger haben solltet. Verzeiht, dass Ihr kein Besteck bekommt. Das ist uns zu riskant." Auf seinen Wink hin stellte ein Soldat einen Becher Wasser und einen Holzteller mit einem seltsamen Brei und etwas Brot ab. Dann verließen die beiden den Raum. Hitomi seufzte leise. Eigentlich hatte sie weder Appetit noch Lust, dieses seltsame Zeug zu essen, aber es brachte niemandem etwas, wenn sie sich selbst schwächte. Sie ließ sich neben dem Teller auf die Knie sinken und begann mit den Händen zu essen. Obwohl das Zeug reichlich seltsam aussah, schmeckte es wenigstens einigermaßen. Sie hatte in der Schulmensa deutlich schlimmeres gegessen. Van, Allen und Louvain schlugen sich weiter durch den Wald. Sie kamen wenigstens einigermaßen voran. Als sie endlich die Steigung erreichten, die zu ihrem Versteck empor führte, war die Sonne längst über den Horizont gekrochen und stand schon hoch. "Wir haben lange gebraucht..." murmelte Van leise. Sein ganzer Körper schmerzte und er musste all seine Kraft aufbringen, um nicht hier, so kurz vor dem Ziel, aufzugeben. "Es geht." Louvain grinste schief. "Für unseren Zustand sind wir verdammt gut." Allen nickte zustimmend. "Kommt, den Rest schaffen wir jetzt auch noch..." Ein wenig Aufmunterung lag in Allens Stimme. Der blonde Ritter hielt es schon beinahe für ein Wunder, dass sie überhaupt hier angekommen waren. Er verstand immer noch nicht so genau, warum Escaflowne bei diesem Sturz nichts geschehen war - aber er hatte eine Vermutung. Die Situation erinnerte ihn daran, wie sich Escaflownes Schäden auf Van übertragen hatten. Diesmal schien es umgekehrt gewesen zu sein - Van war geflogen und hatte den Boden einigermaßen heil erreicht und so vielleicht Escaflowne vor der Zerstörung gerettet. Das war eine gewagte Theorie, aber eindeutig dafür sprach, dass sich Escaflownes Kratzer und Vans Schrammen verblüffend entsprachen. Allen fragte sich nur, was mit Vans gebrochenem Flügel war - Würde Escaflowne auch nicht mehr fliegen können? Als Escaflownes Faust an die mittlerweile sehr gut mit Farbe und Gestrüpp getarnte Tür hämmerte, wurde sie erst nach einer ganzen Weile geöffnet. Van blickte hinein und sah fast der gesamten Rebellenschaft entgegen. "Van! Louvain!" Merles Stimme gellte über die gesamte Menge und blitzschnell war die Katzenfrau bei den ankommenden Guymelefs. "Allen!" Milerna stand ihr in Sachen Lautstärke kein bisschen nach. "Sie sind wieder da!" Der Ruf verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Rebellen. 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