Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 54: 54. Sorgen ---------------------- "Sie bleiben lange fort..." murmelte Merle leise. Sie stand in einem Spalt des großen Holztores und blickte die Hügel hinab. Die Nacht kroch langsam über die Wiese und hüllte alles in ihr dunkles Gewand. "Mach dir keine Sorgen, Merle," sagte Milerna hinter ihr leise. "Sie werden wieder kommen. Alles wird wieder gut." Die Katzenfrau drehte sich um und lächelte die blonde Prinzessin an. "Ich hoffe es..." Sie seufzte leise auf ihre katzenhafte Weise. "Vertrau ihnen, Merle. Vertrau Louvain, Allen und Van..." Doch obwohl Milerna versuchte, zuversichtlich zu klingen, war auch ihre Stimme schwach und müde. "Ihr solltet beide schlafen gehen..." Eries' strenge Stimme rüttelte die beiden Frauen aus ihrer Sorge. "Ihr könnt noch stundenlang hier draußen stehen - und niemand kann euch eine Garantie geben, dass etwas geschehen wird. Kommt." Energisch fasste sie sowohl Merle als auch Milerna am Arm und zog die beiden von der Tür weg. Dann nickte sie dem diensthabenden Soldaten zu, der das Tor nun schloss. "Wir werden jetzt etwas essen und danach gehen wir alle drei ins Bett..." "Ach, Eries..." Milerna seufzte leise. "Wieso musst du nur so streng sein?" "Weil ihr morgen gebraucht werdet. Deswegen." Die Königin von Asturia zog ihre Begleiterin mehr oder weniger liebevoll mit sich mit. Merle und Milerna waren nicht die einzigen Angehörigen der kleinen Rebellenschaft, die sich Sorgen machten. Es herrschte eine allgemeine Unruhe in den Tunneln und Höhlen. Dass sowohl Van Farnel als auch Allen Schezar und Louvain noch nicht zurückgekehrt waren, hatte sich schnell herumgesprochen und sorgte für die wildesten Spekulationen. Nicht gerade selten fiel der Verdacht, dass sie gefangen genommen worden wären. Ivory hockte auf der Bettkante von Alexanders Krankenlager im Lazarett. Sie hielt seine Hand und streichelte sie beständig, obwohl sie nicht wusste, ob er ihre Berührungen spüren konnte. Die Wolfsfrau seufzte leise. Immer noch wusste Milerna nicht, ob Alexander durchkommen würde und bis auf einen ruhigen Schlaf, hatte sich sein Zustand kein bisschen gebessert. Nun, Milerna hatte betont, dass Schlaf das Beste für Alex' geschundenen Körper war, doch Ivory hatte viel darum gegeben, wenn ihr Freund sie nun ansehen würde. Erneut seufzte Ivory leise. Die Tatsachen, dass Hitomi verschwunden war, dass Van, Allen und Louvain ausblieben und besonders dass Alexander um sein Leben kämpfte, machten ihr zu schaffen. Auch fragte sie sich, ob mit Hitomis Guymelef wirklich alles in Ordnung gewesen war, oder ob sie als Mechanikerin irgendeine Schuld an Hitomis Zurückbleiben traf. Verdammt... Die Dinge werden immer schlimmer... Und nichts scheint die Entwicklungen aufhalten zu können... Auriana und ihre beiden Kinder lagen zusammen in einem Bett. Eng aneinander gekauert, versuchten sie sich gegenseitig Halt zu geben. Laures und Lauria hatte das plötzliche Verschwinden ihres Vaters mehr mitgenommen, als sie irgend jemanden eingestanden hätten. Lauria kuschelte sich enger an Laures, der sie sanft mit seinen Armen umfing und an sich zog. An Laures' Rücken wiederum drückte sich Auriana, auf der Suche nach etwas Wärme und Geborgenheit. Auch die blonde Prinzessin sorgte sich um Van. In ihrem Inneren tobten verschiedene Gefühle, wenn sie an ihn dachte. Einerseits war sie wütend und verletzt, weil er sie mit seiner Zurückweisung verletzt hatte, andererseits hatte sie aber mit genau diesem Verhalten gerechnet und verzieh ihm. Ja, sie machte sich vielmehr Vorwürfe für ihr eigenes Verhalten. Er liebt seine Hitomi nun einmal so sehr... Auriana seufzte leise. Sie brachte Van eine Menge Zuneigung entgegen, doch sie wusste auch, dass diese niemals an Hitomis Liebe zu ihm heranreichen konnte. Vielleicht war sie Hitomi gegenüber deswegen immer so reserviert gewesen. Eifersucht? Nein! Oder doch? Schweigend starrte Auriana in die Dunkelheit des Quartiers. Ihre Gedanken wanderten von Van zu Hitomi und wieder zurück. Sie ahnte nichts Gutes. Dass Van so lange fort blieb, bedeutete für sie, dass etwas geschehen sein musste. War er gefangen genommen worden? Hatte er Hitomi gefunden und trieb sich nur herum? War er im Kampf gefallen? Irgendwann hielt die blonde Prinzessin es nicht mehr aus und stand auf. Leise verließ sie den Raum. Laures und Lauria blieben allein zurück und kuschelten sich nun, da ihre Mutter die Zweisamkeit nicht mehr störte, nur noch enger aneinander. Van war unter dem Baum eingeschlafen. Allen stand mit einem leichten Lächeln vor ihm und betrachtete den jungen Krieger. "Ich wünschte, wir könnten ihn schlafen lassen. Er braucht so dringend Ruhe..." murmelte der Ritter leise. "Ich weiß." Louvain atmete schnaufend aus. "Aber wir müssen uns auf den Weg zurück machen. Vans Verletzungen müssen versorgt werden. Und wir müssen uns überlegen, was wir jetzt unternehmen sollen. So oder so: Wir müssen zurück. Und je eher, desto besser..." Allen nickte nur, ging auf die Knie und berührte Van sanft an der Schulter. "Van, es ist so weit... Du kannst jetzt in Escaflowne steigen und sehen, ob du deinen Guymelef frei bekommst..." Schlaftrunken blickte der junge König den Ritter des Himmels an. "Ja, ja..." Mühsam rappelte er sich auf und konnte im ersten Moment nur mit Louvains und Allens Hilfe das Gleichgewicht halten. "Meinst du, dass du das schaffst?" fragte Louvain besorgt. "Ich muss." Van grinste schief. "Welche andere Möglichkeit gibt es denn?" Damit taumelte er mehr als er ging zu dem Trümmerhaufen hinüber und kletterte in das freigelegte Cockpit seines Guymelefs. Mit einem lauten Krachen und Rumpeln von herunterstürzenden Guymelefteilen richtete sich Escaflowne auf. Schrammen zierten seinen grauen Panzer, einige Verzierungen waren vollständig zerstörte worden und der rot-blauer Mantel war nur noch ein Fetzen. Dennoch stand der Guymelef von Isparno beinahe unbeschädigt zwischen den Bäumen. "Gib uns fünf Minuten, dann sind wir mit Scheherazade und Castillo bei dir!" rief Allen Van zu und gemeinsam mit Louvain rannte er los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)