Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 46: 46. Jagd und Tanz ----------------------------- Bayliss' Stimme gellte noch immer in Jarrows Ohren. "Ich will Resultate sehen! Ansonsten übernimmt Berengar deine Stelle! Ist das klar?" Verdrießlich, gestresst und voller Sorge um Stellung und Leben marschierte Jarrow durch das Lager. Die Soldaten konnte seine Laune kaum übersehen, sodass sie ihm erstaunlich schnell und geschäftig aus dem Weg gingen. "Berengar!" brüllte der alternde Kommandant schließlich und stürmte in das Zelt des Untergebenen. Dieser war gerade dabei, seine Rüstung anzulegen und begegnete Jarrow mit aufreizender Gelassenheit. Der Elitesoldat hatte ihr letztes Aufeinandertreffen längst nicht vergessen und machte daher keinerlei Bemühungen, seinem Vorgesetzten in irgendeiner Art und Weise entgegenzukommen. "Ja, Kommandant?" fragte Berengar schließlich, während er gleichzeitig sein Schwert umband und den Mantel überwarf. "Ihr führt die nächste Patrouille in Richtung der Berge durch den Wald." "Dorthin?" Berengar verzog das Gesicht. "Das ist zu weit - und dort ist nichts!" "Ihr werdet dorthin gehen! Dort hat noch niemand nach ihr gesucht, folglich muss sie da sein. Und lasst Euch nicht durch ein paar Ammenmärchen über Warge abschrecken..." Jarrows kleiner Seitenhieb auf Berengars abergläubische Tendenzen tat ihm gut. Jeder wusste schließlich,. dass Warge in den bewohnten Teilen Gaias seit Jahrzehnten ausgerottet waren - und das zu Recht. Diese wolfsähnlichen, vierbeinigen Bestien waren nicht nur Fleischfresser, sondern Raubtiere, die es liebten, ihre Beute zu Tode zu hetzen. Häufig töteten und hetzten sie auch aus reiner Jagdlust alles, das ihnen in die Quere kam. Von daher waren sie als ernsthafte Gefahr eingestuft worden und von den Soldaten der einzelnen Länder abgeschlachtet worden. Berengar ließ sich seine Wut über Jarrows Worte und diesen Befehl nicht anmerken, zu deutlich erinnerte er sich an die letzte Abreibung, die ihm der kleinere Mann überraschender Weise verpasst hatte. Er nickte nur. Gleichzeitig schwor er sich jedoch, sich für dieses Verhalten an seinem Kommandanten zu rächen. Tassilo saß auf seinem Thron und beobachtete Mignon. Sein Blick folgte dem Kind, das immer noch - oder schon wieder, er war sich dabei nicht so sicher - durch den Saal tanzte. Es summte vor sich hin und sprang zu dieser Melodie durch die Gegend. Teilweise vollführte es auch Salti und Flick Flacks. "Mignon!" Tassilo lächelte und winkte es zu sich. Mit einem Lächeln kam es zu ihm gehuscht und sank neben dem Thron zu Boden. Die Beine untergeschlagen saß Mignon da und blickte den rothaarigen Kaiser an. Es war kein wenig außer Atem, obwohl es bereits seit Stunden getanzt hatte. "Warum tanzt du immerzu?" fragte Tassilo, erneut vollkommen eingenommen von dem seltsamen Wesen des Kindes. Diese Begeisterung reichte mittlerweile so weit, dass sich Mignon innerhalb der Festung frei bewegen durfte, was es auch tat und was zu großer Verwirrung unter den Soldaten geführt hatte. Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man, dass der Kaiser endgültig verrückt geworden sei. Als Antwort legte Mignon den Kopf schief und begann zu singen. "Tanzend kann ich nur sein tanzend kann ich nur atmen tanzend kann ich nur denken tanzend kann ich nur sein..." Berengar und seine vier Soldaten kamen schnell voran. Für seine Mission hatte er sich Tysain, Larik, Ker und Sangera aus seiner Elitetruppe ausgewählt. Mit den Vieren kämpfte er schon lange zusammen und wusste, dass er sich auf ihre ausgezeichneten Fähigkeiten jederzeit verlassen konnte. Auf einer Lichtung stießen sie auf die Überreste von einem Feuer und das fremdartige Papier eines Schokoriegels. "Leutnant!" Tysain hielt das Papier in die Höhe und kam auf Berengar zu. "Eine Spur..." Ein haifischartiges Grinsen huschte über das Gesicht des Leutnants. "Das kann nur sie gewesen sein. Wer sonst außer einer Bewohnerin des Mondes der Illusionen kann so etwas besessen haben?" Jarrow hat wohl doch nicht ganz Unrecht gehabt... gab Berengar innerlich zerknirscht zu. "Fußspuren!" Lariks Stimme hatte eine elektrisierende Wirkung auf den Trupp. Sofort und entgegen allen Regeln der Kriegskunst und Vorsicht eilten alle zu der Stelle und begutachteten die Fußspuren. Der Eifer der Jagd hatte sie vollends gepackt. "Zwei Personen. Noch frisch. Von heute Mittag," murmelte Larik. Berengar maß mit den Augen den Stand der Sonne und meinte dann: "Sie haben einige Stunden Vorsprung, aber wir können sie noch einholen!" Die Soldaten folgten eiligen Schrittes dem Pfad, den Hitomi und Sayuri im Dickicht hinterlassen hatten. "Tanzendes Kind..." sagte Tassilo leise und strich Mignon sanft über das silberne Haar. "Was für ein seltsames Wesen du doch bist..." Mignon lachte glockenhell auf, als wenn der Kaiser einen guten Scherz gemacht hätte. "Die Seltsamkeit liegt immer im Auge des Betrachters," erwiderte das Kind keck. Bevor Tassilo jedoch auf diese Worte reagieren konnte, öffnete sich die Tür zum Thronsaal und Bayliss trat mit gesenktem Kopf ein. "Verzeiht die Störung, Herr..." begann er und wurde sofort von dem Kaiser unterbrochen. "Ich hoffe, deine Erklärung ist gut genug, damit ich dir nicht gleich das Herz herausreißen lasse!" Tassilos Stimme klang gereizt und mit funkelnden Augen blickte er seinen General an. Bayliss schluckte und Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. "Herr, die... die Herrin vom See ist bereits eingetroffen. Herr, Ihr... Ihr batet darum, sofort informiert zu werden, Herr..." stammelte der General. "Ah! Das sind sehr gute Nachrichten, Bayliss!" Tassilo strahlte den Mann mit den grau melierten Haaren an, als wenn er diesem niemals gedroht hätte. "Lasst sie direkt von den Priestern vorbereiten!" Bayliss nickte und nutzte die Gelegenheit, den Thronsaal schnell wieder zu verlassen. "Wie schön..." kicherte Tassilo. "Ihre Opferung wird sicher ein Spaß..." Sein irres Lachen erfüllte den Raum und erreichte auch noch Bayliss, der bereits einige Gänge weit vor der Unberechenbarkeit seines Kaisers geflohen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)