Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 44: 44. Van und Auriana ------------------------------- "Auriana?" Van trat in das düstere Gemach seiner ehemaligen Königin. Der kahle Raum wurde schwach durch eine einzelne Öllampe erhellt. "Du bist es..." murmelte Auriana gelangweilt. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen auf ihrem Bett und hatte bis gerade angestrengt in ihre Kristallkugel geblickt. Sie sah Van nur kurz an und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Kugel. Van setze sich auf die Kante ihres Bettes. Er musterte Auriana genauer und bemerkte nun, dass sie nur ein dünnes und durchscheinendes Unterkleid trug. Sein Blick wanderte weiter zu ihrem Gesicht und er konnte die Konzentration darin deutlich erkennen. Vor lauter Anspannung biss sich Auriana auf die Unterlippe. "Was tust du da?" Mit seiner Frage brach er ihre Konzentration endgültig. Ihre angespannten Schultern sackten herunter und sie blickte Van aus verschleierten Augen an. "Ich habe versucht, Hitomis Aufenthaltsort zu bestimmen..." sagte sie leise. Van zog überrascht eine Augenbraue hoch. "So?" Aurianas Lippen verzogen sich etwas, doch ihrer Stimme konnte man keine Gefühlsregung entnehmen. "Es überrascht mich nicht, dass du mir nicht glaubst," erwiderte sie. "Dazu hast du mir auch keinen Grund gegeben. Kaum vertraue ich dir einmal, schon fällst du mir in den Rücken! Wahrscheinlich ist schon allein dein Hiersein nichts weiter als eine Lüge - und eine Falle!" Van wandte sich ab, sprang auf und begann unruhig hin und her zu gehen. "Du hast uns BENUTZT!" "Ja..." Ungerührt sah Auriana ihn an. Sie lehnte sich ein wenig zurück und beobachtete, wie Van durch den Raum lief. "Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?" Er blieb stehen und sah sie wütend an. "Es war notwendig." Aurianas kurze Antwort schürte Vans Zorn nur noch. "Und WARUM war es notwendig?" fauchte er und beugte sich über sie, die Hände neben ihr abgestützt. "Allein kann ich ihm nicht mehr widerstehen... Ich brauche Hilfe," hauchte die blonde Prinzessin leise. "Außerdem sind unsere Kinder ein wichtiger Schlüssel. Sie werden unsere Welt heilen..." Aurianas Blick klebte an Vans Gesicht, heftete sich an seine Lippen. "Was für ein Schlüssel?" "Sie können eine Tür öffnen... Das Unversöhnliche miteinander vereinen... Licht aus der Dunkelheit bringen... Sie sind... wichtig. Mehr habe ich nicht sehen können." Auriana schüttelte den Kopf. Van seufzte leise, zog sich von ihr zurück und stützte den Kopf in die Hände. Sie blickte ihn einen Augenblick lang an, dann rückte sie näher. Sanft löste sie seine Hände und hob sein Gesicht an. Sie lächelte über den verwunderten Ausdruck in seinen mandelbraunen Augen. Dann küsste sie ihn. Es war schon später Vormittag, als Hitomi wach wurde. Sie hatte zwar ursprünglich vorgehabt, Sayuri zur Wache zu wecken, musste aber eingeschlafen sein, bevor sie das hatte tun können. Müde streckte sie sich und blickte zu dem Mädchen herüber, das immer noch zusammengerollt neben dem mittlerweile heruntergebrannten Feuer lag. Seufzend stand Hitomi auf und weckte das Mädchen vom Mond der Illusionen. "Ist es schon Morgen?" murmelte Sayuri müde und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Eher bald Mittag..." gab Hitomi zur Antwort. Während sich Sayuri aufsetzte, knurrte ihr Magen geräuschvoll. Das Mädchen angelte nach seiner Sporttasche und zog zwei Schokoriegel heraus. Einen warf sie Hitomi kommentarlos zu. "Danke..." sagte die Königin von Farnelia und biss zum ersten Mal seit Jahren in einen irdischen Schokoriegel. Er erschien ihr wie eine unglaubliche Köstlichkeit - was nicht zuletzt in ihrem Hunger begründet lag. Das letzte Essen, das sie zu sich genommen hatte, lag jetzt schon einen Tag zurück. "Wo müssen wir hin?" erkundigte sich Sayuri, während sie gleichzeitig Schokolade frühstückte und ihre Sachen sortierte. "Zu den Hügeln dort hinten..." Hitomi deutete mit ihrer freien Hand zu den Bergen, die sich am Horizont abzeichneten. "Das ist weit..." staunte Sayuri mit offenem Mund. "Ich weiß," brummte Hitomi. "Und es ist noch weiter, weil wir weder Proviant noch Trinkwasser haben... Es sei denn, du kannst noch etwas hervorzaubern." "Einen letzten Rest Energydrink..." murmelte Sayuri nach kurzem Kramen. "Aber damit haben wir wenigstens eine Flasche." "Knapp ein Liter. Nun, das reicht wenigstens ein Stück. Ich hoffe nur, wir finden unterwegs genug Wasser." Sayuri hielt inne und blickte Hitomi hoffnungsvoll an. "Du hast gar nichts?" "Was ich am Leib trage," antwortete die junge Frau. "Und etwas, um uns zu beschützen..." Sie schlug mit der Hand auf ihr Schwert. "Meinst du, das wird nötig sein?" fragte Sayuri mit großen Augen, während sie gleichzeitig aufstand und ihre Sporttasche schulterte. Gemeinsam gingen die beiden los. "Du bist mitten in einem Krieg gelandet, Sayuri. Außerdem waren die Wälder auch vorher schon gefährlich," antwortete Hitomi mit einem Achselzucken. "Mach dir keine Gedanken, ich bin ja da..." "Ja, und hoffentlich kannst du gut kämpfen!" fügte Sayuri mit einem leichten Schaudern hinzu. Hitomi grinste nur und schritt vor Sayuri den Wildpfad entlang, der sie in das Dickicht des Waldes führte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)