Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 30: 30. Beschwörungen ----------------------------- Eine halbe Stunde später kam Milerna zusammen mit Alexander, Van, Louvain, Merle Allen und den beiden Kleinkindern Varie und Vargas zurück. Auriana verzog ein wenig das Gesicht, als sie sah, welche Menge an Leuten auf einmal in den Versammlungssaal drängte, doch sie sagte nichts, weil sie spürte, dass sich all diese Menschen um Hitomi sorgten. "Also denn..." murmelte sie leise. Lauter fuhr sie fort: "Alle Kinder des Drachen kommen jetzt zu mir..." Alexander und Van traten mit den beiden Kindern auf dem Arm zu Auriana, während die anderen automatisch zurücktraten und sich an dem großen Sitzungstisch niederließen. Auriana hatte für ihr Vorhaben den freien Raum in dem Zimmer gewählt. "Gut, reicht mir eure Hände..." Sie nahm Vans Linke und Alexanders Rechte. "Lasst die Kinder sich die Hände reichen..." Und als ob Varie und Vargas verstanden hätten, um was es ging, reichten sich die beiden Geschwister die kleinen Hände. Der Kreis war geschlossen. "Denkt an Hitomi." Auriana schloss ihre blauen Augen und begann sich auf Hitomi zu konzentrieren. Auch Van und Alexander machten ihre Augen zu. Ihre ganze Konzentration galt Hitomi. Und auf einmal konnten sie spüren, wie etwas geschah. Eine prickelnde Kraft schien durch den Kreis zu laufen. Alle fünf merkten sie an ihren Händen und von dort breitete sie sich durch die fünf Körper aus. Dennoch hatte keiner den Drang, den Kreis zu unterbrechen, indem er seine Hände von den anderen löste. Selbst die beiden Babys hielten mit geschlossenen Augen still. Plötzlich breitete sich ein gleißendes Licht in dem Saal auf. "Hitomi..." Das Flüstern hallte durch den Raum und breitete sich sofort über ganz Gaia aus. "Hitomi..." Die Königin von Farnelia zuckte zusammen, als sie auf einmal ihren Namen in dem Wispern der Blätter im Wind vernahm. "Wer...?" Dann begriff sie und konzentrierte sich, um diese Kraft in sich hineinzulassen. "Hitomi, kehr zu uns zurück... Finde deinen Weg..." Sie erkannte, dass nicht nur eine Stimme zu ihr sprach. Die Stimmen von Van, Alexander und Auriana sprachen gleichzeitig zu ihr - ja, sie meinte sogar, das sanfte Glucksen von Varie und Vargas in dem Stimmengemisch zu hören. "Meine Kleinen..." flüsterte Hitomi leise und sackte auf die Knie. Das Kinn auf die Brust gesenkt, die Hände in das weiche Moos des Waldbodens gegraben, saß sie da und gab sich ganz der gedanklichen Verbindung hin. Plötzlich brach der Kontakt ab, aber jetzt wusste sie, wohin sie gehen musste... Auriana spürte deutlich, wie die Verbindung zu Hitomi riss. Und im gleichen Moment nutzte sie die Kraft, die ihr der Kreis von Drachenvolkangehörigen gab, um eine andere Beschwörung zu beginnen. Van und Alexander wollten schon den Kreis auflösen, als erneut Energie durch ihre Körper zu wallen begann. Ihre Hände und die von Vans Kindern wurden aufeinander gepresst. Ein Durchbrechen des Kreises war nun unmöglich geworden, bis Auriana ihre Beschwörung abgeschlossen hatte. Die saryanische Prinzessin konzentrierte sich. Ihre Gedanken streckten sich nach Laures und Lauria aus. Sie vermisste ihre Kinder und konnte diese einmalige Chance, sie zu sich zu holen, nicht ungenutzt verstreichen lassen... Da die Zwillinge auch die Kraft des Drachengottes in sich trugen, war es ein Leichtes, sie zu finden. Die gleichartigen Kräfte zogen sich sofort an... "Kommt zu mir..." flüsterte Auriana leise. "Kommt zur mir... Kommt zu mir. Kommt zu mir!" Mit jedem Mal wurde ihre Stimme lauter, bis sie schließlich laut durch den Versammlungssaal hallte. "KOMMT ZU MIR!" Das helle Licht, das noch immer den Saal anfüllte, gleißte einmal auf und erlosch dann vollständig. In dem Kreis, den Auriana, Van, Alexander und die beiden Kinder gebildet hatten, saßen Laures und Lauria. Erschöpft sanken sowohl Van und Alexander mit den Kleinkinder im Arm, als auch Auriana zu Boden. "Was hast du getan?" keuchte Van leise. "Was hast du getan?" "Sie hat uns gerufen..." sagte Lauria leise. "Vater, unsere Mutter hat uns gerufen, damit wir euch beistehen können. Denn ihr braucht unsere Hilfe." "Ach ja?" Van funkelte die beiden Jugendlichen wütend an. "Das letzte Mal hat er" - dabei deutete er mit dem Kinn auf Laures - "versucht mich umzubringen! Was habt ihr diesmal vor?" "Euch beizustehen," erwiderte Laures sanft, der immer noch neben Lauria auf dem Boden saß und seinen Vater nun gelassen anblickte. "Du brauchst uns. Genauso wie wir dich. Der Manticor muss endgültig vernichtet werden. Das ist unser gemeinsames Ziel..." Kopfschüttelnd stand Van auf. "Es gibt keinen Grund, warum ich dir trauen sollte, Laures von Styx..." knurrte der König von Farnelia wütend. Er reichte Varie, die er im Arm gehalten hatte, Milerna und wandte sich dann wieder den beiden Neuankömmlingen zu. "Nenn mich nicht so." Laures stand nun auch auf und zog fürsorglich sowohl Lauria als auch seine Mutter hoch. Alexander rappelte sich aus eigener Kraft auf. "Mein Name ist Laures Farnel. Ich trage deinen Namen, Vater. So, wie es mir zusteht." Van funkelte den schwarzhaarigen Jungen an. "Nun, das mag sein. Aber einen Sohn sehe ich in dir nicht." Damit wandte er sich um und verließ den Raum. Laures blickte ihm traurig nach und schüttelte dann den Kopf. Die Wut in ihm auf seinen Vater war schon lange verraucht... Die Wut auf den Manticor nicht. Nein, sie war es nun, die das dumpfe Lodern in seinem Inneren anfachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)