Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 29: 29. Frauen ---------------------- Auriana lehnte gelangweilt an einer der Wände des neuen Versammlungssaales der Rebellen. Im Moment wusste keiner wirklich etwas mit ihr anzufangen, sodass sie einfach hierher bestellt worden war, damit sie möglichst nicht im Weg war. Die Prinzessin war zwar nicht gerade begeistert über die Behandlung, die man ihr hatte zukommen lassen, aber wenigstens hatte man keine Wachen für sie abgestellt. Das hieß doch, dass man ihr zumindest einigermaßen traute - oder etwa nicht? Sie schüttelte unwillig den Kopf. "Auriana?" Eine junge Frau mit blonden Haaren trat ein. "Ja?" Auriana hob den Kopf und sah sie an. Die Frau kam ihr bekannt vor... "Ihr seid...?" "Milerna Sara Aston Schezar," stellte sich Milerna mit einem leichten Lächeln vor. "Aber lassen wir die Formalitäten bei Seite. Wir stehen schließlich doch auf der selben Seite. Auch wenn ich das noch nicht wirklich zu glauben vermag..." Milernas violette Augen musterten Auriana kritisch. "Ja..." Auriana seufzte leise. "Da bist du nicht die Einzige. Dieser ganze Haufen betrachtet mich mit Misstrauen. Aber das kann ich keinem hier verdenken. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich hier bin. Dass ich all das auf mich nehmen, um frei zu sein..." "Frei?" Milerna sah die Prinzessin verwirrt an. Sie verstand nicht, worauf die ehemalige Gattin von Van und Tochter des Manticors hinauswollte. "Ich habe mein Leben lang nur in einem Käfig gelebt. Erst war es mein Vater, der all mein Tun und Sein bestimmt hat. Ich hatte gehofft dem durch die Hochzeit mit Van zu entkommen, doch letztlich saß ich nur noch tiefer in meinem Käfig und habe wieder getan, was mein Vater sagte. Nach seinem Tod hatte ich gehofft, aufatmen zu können, doch dann ergriff mich der Manticor, machte mich zu seiner Dienerin und steckte mich wieder in einem Käfig... Und jetzt bin ich das erste Mal in meinem Leben frei und denke nicht daran, zu ihm zurückzukehren." Sie lachte trocken auf. "Irgendwann einmal muss ich doch frei sein dürfen, nicht wahr?" Milerna nickte langsam. Jetzt begann Aurianas Hiersein Sinn zu machen... "Aber was nimmst du auf dich, um frei zu sein? Das verstehe ich nicht ganz..." "Die Angriffe des Manticor. Sobald ich auch nur zwei Sekunden die Augen schließe, ist er da, greift nach mir und versucht, mich zu sich zu ziehen. Bisher konnte ich mich wehren und ihm entkommen..." Auriana seufzte erneut. "Außerdem behagt mir die Feindseligkeit nicht, die mir hier entgegenschlägt. Aber du bist sicher nicht gekommen, um mich zu fragen, was ich hier tue und was mich motiviert, bei euch zu sein..." Auriana lächelte leicht. "Da hast du Recht..." Milerna erwiderte dieses Lächeln sanft. "Hitomi ist seit unserem Überfall verschwunden und wird vermisst. Sie ist wohl im Kampfgetümmel ,abhanden' gekommen..." "Oh..." Aurianas Augen weiteten sich erstaunt und Milerna konnte darin so etwas wie Sorge erkennen. "Das ist nicht gut..." murmelte die saryanische Prinzessin leise und schüttelte den Kopf. "Der Manticor wird versuchen, sie zu fassen zu kriegen... Wir müssen schneller sein! Wir müssen sie finden! Wenn er sie in seine Hand bekommt... Der Himmel weiß, was dann geschieht!" Auriana sah Milerna ängstlich an. "Ich weiß..." Die Heilerin der Rebellen erwiderte Aurianas Blick. "Das Problem ist nur, dass wir unser Versteck im Moment nicht verlassen können..." "Es würde ja schon reichen, wenn wir Hitomi die richtige Richtung sagen könnten!" Auriana lächelte mit dieser Idee. "Ich brauche alle Kinder des Drachen hier! Sofort! Vielleicht können wir sie ja erreichen..." Hoffnungsvoll blickte Milerna die goldhaarige Frau an. Ja, vielleicht ist Auriana wirklich eine Chance... "Ich hole sie," sagte die Prinzessin von Asturia noch, dann drehte sie sich um und verließ den Versammlungsraum. Hitomi kauerte noch immer auf dem Rücken des Erddrachen. So langsam wurde es ihr langweilig... Weiter stampfte der grüne Gigant durch den Wald und weiter konnte sie nichts tun... Doch plötzlich hielt der Erddrache inne. Sein großer Kopf zuckte herum, aber seine Beine standen still... Hitomi nutzte die unerwartete Chance und ließ sich blitzschnell von dem Rücken des flugunfähigen Drachen zu Boden gleiten. Sie huschte leise zwischen den nächsten Bäumen davon. Sie fragte sich keine Sekunde lang, warum der Drache angehalten hatte. Sie war nur froh, dass er es getan und sie nun von seinem Rücken heruntergekommen war. Alles andere interessierte sie erst einmal nicht... Lauria lehnte sich gegen die Palme hinter ihr. Das Mädchen mit den goldenen Haaren beobachtete die Sturmfronten am Horizont. "Was siehst du, Geliebte?" fragte ihr Bruder Laures. Der Junge mit den hüftlangen, schwarzen Haaren saß neben ihr im Sand, konnte aber nichts weiter als tobende Wolken, zuckende Blitze und aufschäumende Wellen sehen. Ihm fehlte die weibliche Intuition, um die Zeichen des Sturmes richtig zu deuten. Meistens waren seine und Laurias Visionen synchron, aber eben nicht immer... Sie mochten Geschwister sein - Zwillinge sogar - aber doch waren sie verschieden... Während Lauria in sich die uneingeschränkte Kraft des Lichtes trug, war Laures von der Macht der Dunkelheit erfüllt. Laures hatte immer wieder darüber gegrübelt, warum seine Schwester und er so waren, aber eine befriedigende Antwort hatte er nicht finden können. Sie waren einfach. Damit musste er sich wohl zufrieden geben... Seine schwarzen Augen blickte seine geliebte Schwester wieder an. Er ahnte, dass die Anziehungskraft zwischen ihnen mit ihren unterschiedlichen Auren zusammenhing - und dass die Manipulation des Manticor das Ihrige dazugetan hatte. Aber trotzdem... Er liebte seine Schwester und er war glücklich, dass er mit ihr hier, auf der Insel inmitten des ewigen Sturms, sein konnte. Laurias schwarze Augen fixierten immer noch die Sturmwolken. Etwas braute sich zusammen... "Etwas kommt auf uns zu... Eine Beschwörung... Unsere Mutter wird eine Beschwörung machen. Und uns rufen. Zu sich." Laurias glockenhelle Stimme hing noch einen Moment in der Luft, dann verklang sie wieder. Laures blickte seine Schwester an, dann rückte er näher zu ihr und nahm ihre Hand. Gemeinsam warteten die Geschwister. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)