Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 25: 25. Sonnenaufgang ----------------------------- Die Sonne kletterte langsam über den Horizont, als die Rebellen in ihrem neuen Versteck ankamen. Hektisch wurde der Höhleneingang verschlossen und versteckt, nachdem das letzte Luftschiff gelandet war. Die Sorge war groß, dass ihnen vielleicht doch ein Kundschafter der Arkadier hatte folgen können. Kaum war dies geschehen, als auch schon mit dem Sichten der eroberten Vorräte und Guymelefs begonnen wurde. Letztendlich stellte sich heraus, dass die Ausbeute größer war, als die Rebellen gehofft hatten. Gardes schob sich langsam durch das Gedränge von Menschen und Guymelefs und suchte nach Van. Es erschien ihm am klügsten, den König von Farnelia so schnell wie möglich über das Zurückbleiben seiner Frau zu informieren. Gardes war blass und dunkle Schatten zeigten sich unter seinen Augen. Er sorgte sie um Hitomi, die er als Freundin zu schätzen gelernt hatte. Außerdem fragte er sich, was Van tun würde, sobald er von Hitomis Fehlen erfuhr... Gardes seufzte leise. Mit gesenktem Blick stolperte er in Allen hinein. "Hey!" Der blonde Ritter grinste seinen alten Freund an. "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?" "Frag besser nicht..." brummte Gardes leise. "Hast du Van gesehen?" "Er ist irgendwo da hinten bei den Guymelefs..." erwiderte der Ritter und betrachtete Gardes mit sorgenvoller Miene. Er kannte den dunkelhaarigen Luftschiffpiloten nun schon lange genug, um zu wissen, wann etwas nicht in Ordnung war, aber derart besorgt hatte er Gardes noch nie gesehen. "Warte, ich komme mit!" rief Allen einer plötzlichen Eingebung folgend und rannte dem dunkelhaarigen Mann hinterher. Gemeinsam fanden sie schließlich Van, der zusammen mit Louvain und Ivory über die eroberten Guymelefs fachsimpelte. "Van..." sprach Gardes den König von Farnelia schließlich schweren Herzens an. Van drehte sich um und blickte dem alten Freund mit einem Lächeln in die Augen. "Ja, Gardes?" Verdammt... fluchte Gardes in Gedanken. Er sieht so unbekümmert aus... "Wir haben jemanden zurücklassen müssen," setzte der Luftschiffkapitän an. "Ja, das dachte ich mir schon." Vans Miene verdüsterte sich. "Das ist bedauerlich, aber..." Weiter kam er nicht, da er sofort von Gardes unterbrochen wurde. "Van, wir mussten Hitomi zurücklassen." Von einer Sekunde zur anderen wurde Van kreidebleich. Er begann unkontrolliert zu zittern und krallte sich an Louvains Schulter fest. Auch der Löwenmann, die Wolfsfrau und der Ritter des Himmels starrten Gardes fassungslos an. "Aber..." brachte Van mühsam hervor. "Du gabst uns den Befehl..." sagte Gardes leise. "Außerdem hattest du Recht: Wir konnten unmöglich noch länger warten und noch mehr Leben riskieren..." Vans weit aufgerissene Augen blickten ihn an. Wenn ich es gewusst hätte... Ich hätte sie gesucht... Hitomi! Hitomi! Ach, Hitomi... Vans Knie gaben nun doch nach und er sackte zwischen den Freunden auf den Boden. Er vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Und nun? Was soll ich tun? Was soll ich tun?!? Er war kurz davor, seine Gedanken laut herauszuschreien. Verzweiflung machte sich in seinem Inneren breit. Plötzlich sprang er auf und rief: "Ich werde sie suchen! Jetzt, sofort! Ich darf keine Sekunde mehr verlieren!" Damit wollte er schon davon stürmen, doch Allen hielt ihn umbarmherzig am Arm fest. "Nein, Van," sagte der blonde Ritter fest. "Du wirst nirgendwohin gehen." Van sah den blonden Ritter fassungslos an und begann sich gegen dessen harten Griff zu wehren, doch Allen ließ ihn nicht los. "Van, du bleibst hier," donnerte der Ritter des Himmels. "Du kannst da nicht rausgehen. Das Risiko ist viel zu groß. Nicht nur für dich, sondern für uns alle. Wegen einem einzigen Leben darfst du nicht unsere ganze Rebellion riskieren. Das darfst du nicht!" "Und Hitomi?" fragte Van tonlos. "Willst du sie einfach aufgeben? Ist sie nicht auch deine Freundin?" "Das ist sie," erwiderte Allen sanft. "Aber wir können im Moment nichts tun. Sie ist jetzt erst einmal auf sich gestellt... Ich sage nicht, dass wir nichts tun werden - nur jetzt ist gerade extrem ungünstig. Die arkadische Armee ist aufgeschreckt und wir sind einem Versteck, das noch längst nicht optimiert ist. Wir haben andere Sorgen und müssen jetzt erst einmal an uns denken... Das ist gerade das, was wir tun können... Sag mir, was würde Hitomi wollen? Dass du sie suchst und dich sinnlos in Gefahr begibst oder dass du ruhig bleibst und überlegst, was jetzt das Klügste ist?" Van grinste schief und hörte auf, sich gegen Allens Griff zu wehren. So sehr es den König von Farnelia auch schmerzte, sein Freund hatte ja Recht... "Sag, Van, kannst du nicht spüren, wie es ihr geht?" mischte sich Louvain ein. "Dann weißt du zumindest, ob sie lebt..." Van sah den Löwenmann kurz an, dann nickte er, griff nach dem Pendel um seinen Hals, dass ihm Hitomi vor so langer Zeit geschenkt hatte, und konzentrierte sich. Hitomis Bild erschien vor seinem inneren Auge. Sie lächelte ihn an und strich ihm beruhigend über die Wange. Ihr Haar wehte im Wind. Ihr ging es gut... "Sie lebt..." sagte Van schließlich. "Das kann ich zumindest sagen... Mehr aber nicht." Er seufzte leise. "Nun, wenigstens diese Gewissheit haben wir nun," sagte Allen leise und legte dem Freund sanft den Arm um die Schultern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)