Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 8: 8. Farnelia ---------------------- Van träumte... Wieder einmal fand er sich auf der Stadtmauer Farnelias wieder. Es war Nacht und er war nicht allein. Neben ihm stand Hitomi, die sich geweigert hatte, mit den meisten anderen Frauen, Kinder und Alten in die sicheren Berge zu fliehen. Der Angriff von Tassilos Armee stand unmittelbar bevor. Es war nur noch eine Frage der Zeit... Escaflowne stand hinter ihm bereit, doch Van wusste, dass Kämpfen wenig Sinn machte. Ein Kampf diente einzig und allein dazu, seinem Volk die Flucht aus Farnelia zu ermöglichen. Van drehte sich um und blickte auf sein Land. Die Stadt lag schweigend vor ihm. Nur wenige Lichter brannten, doch trotzdem konnte er die huschenden Gestalten der Soldaten und die geisterhaften Bewegungen der Guymelefs sehen. Farnelia war für den Angriff bereit. Plötzlich erregte eine Bewegung am Himmel seine Aufmerksamkeit. Sie war direkt über dem Palast. Schlagartig brach die Hölle los. Auf einmal stiegen hohe Flammen aus dem Palast empor und fraßen sich rasendschnell durch die Stadt. Der Angriff kam aus den Bergen, nicht aus dem Wald. Fassungslos sah Van, wie sich die feindliche Armee bereits durch die Straßen der Stadt wälzte. Und die feindlichen Soldaten waren nicht allein. Vor sich trieben sie die bereits Geflüchteten her. Van rann ein eisiger Schauer über den Rücken. "Majestät!" riss ihn auf einmal eine sich überschlagende Stimme von dem fürchterlichen Anblick los. Er blickte zur Seite und sah neben der erstarrten Hitomi Admiral Vitguer stehen, der ihn alarmiert ansah. "Wir müssen uns wehren!" Van nickte kaum merklich und schrie: "Zum Angriff!" Damit rannte er zu Escaflowne und schwang sich in das Cockpit der vertrauten Kampfmaschine. Doch so sehr er es auch versuchte, er konnte nichts gegen die übermächtigen Angreifer ausrichten. Für jeden Guymelef, den er besiegte, standen zwei andere vor ihm. Sie waren hoffnungslos unterlegen. Schließlich begriff er, dass er aufgeben musste. Er sah sich um und erkannte, dass nur noch eine Handvoll Soldaten um ihn herum stand. Unter ihnen waren Vitguer, Asha, Louvain, Alexander und Ivory. Er wusste nicht, wo Hitomi war. "Wir fliehen," sagte er schließlich resigniert. "Wir fliehen!" Schmerzerfüllte Blicke trafen ihn und er wusste, dass er diese Entscheidung vielleicht zu spät getroffen hatte. Er verwandelte Escaflowne in einen Drachen und erhob sich in die Luft, um so den Rückzug seiner Männer besser leiten zu können. Kaum war er jedoch in der Luft, als er urplötzlich angegriffen wurde. Ein scharfer Schnabel riss ihm die Wange direkt unter seinem linken Auge auf. Der Angreifer hatte unzweifelbar nach seinem Auge gezielt. Mit der rechten Hand riss Van erschrocken sein Schwert aus der Scheide und schlug nach dem geflügelten Angreifer, der ihn nun mit seinen scharfen Krallen attackierte. Dabei versuchte er mit der linken Hand Escaflowne weiter zu steuern. Auf einmal wusste er mit erschreckender Klarheit, dass er abstürzen würde, wenn er diesen Feind nicht sofort loswerden konnte. Entschlossen ließ er die Steuerleinen fallen, griff mit beiden Händen das Schwert und wandte sich vollends seinem Angreifer zu. Zum ersten Mal konnte Van seinem Feind ins Gesicht sehen. Der Greif flog beinahe gemächlich neben Escaflowne her und hackte mit einem scharfen Schnabel immer wieder nach Van. Blitzschnell hatte er dem jungen König das Kettenhemd aufgerissen. Gleichzeitig schlug der Greif mit seinen Löwenpranken zu. Van wehrte ihn mit einer heftige Parade ab und schlitzte dem Tier das goldene Fell auf. Der Greif quittierte diese Attacke mit einem heftigen Aufkreischen und schlug nur noch entschlossener nach Van. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Escaflowne sich ohne seine Steuerung nicht mehr lange in der Luft halten würde. Langsam sanken sie der brennenden Stadt entgegen. Dann stockte Van fast das Blut in den Adern. Er sah Hitomi in dem Schatten einer Häuserreihe kauern. In ihren Armen hielt sie ihre gemeinsamen Kinder. Und die feindlichen Soldaten näherten sich ihr unaufhaltsam. Van fluchte laut auf, verpasste dem Greifen einen überraschenden Schlag ins Gesicht, der diesen sein rechtes Auge kostete, und griff nach den Steuerleinen. Sofort ging er in den Sturzflug über und raste auf Hitomi zu. Sie hob den Kopf und sah ihn aus ihren grünen Augen verzweifelt an. Van blickte zu den feindlichen Soldaten und begriff, dass er es nicht schaffen konnte. Und plötzlich war der Greif wieder neben ihm und griff ihn erneut an. "Hitomi!" Van schrie gellend auf und sah, wie seine Frau aufsprang. Gleichzeitig wehrte er den Schnabel des Greifen aus purer Verzweiflung mit seinem bloßen Arm ab. "Escaflowne, bitte..." flehte Van kaum hörbar. Und der Guymelef von Isparno schien ihn zu erhören. Obwohl es vollkommen unmöglich war, erhöhte Escaflowne seine Geschwindigkeit noch einmal. Das enttäuschte Kreischen des Greifen hinter ihm verriet Van, dass er nun zumindest ein Problem weniger hatte. Er konzentrierte sich voll auf Hitomi. Direkt vor ihr krachte Escaflowne zu Boden und Van streckte ihr die Hand entgegen. Hitomi rannte los und mit ihren Kindern im Arm zog Van sie auf Escaflownes Rücken. Nur einen Sekundenbruchteil später schossen sie in den dunklen Nachthimmel empor. Vans Herz raste noch immer wie verrückt, doch es schien, als wenn sie zumindest im Moment in Sicherheit wären. Wie trügerisch diese Hoffnung war, erkannte Van, als er sich umsah und der einäugige Greif wieder neben ihm schwebte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)