Schwarzer Drache: Geisterdrache von abranka (Schwarzer Drache IV) ================================================================================ Kapitel 3: 3. Ein wahnsinniger Plan ----------------------------------- "Du bist doch verrückt!" durchbrach Hitomi schließlich die Stille. "Das kann doch gar nicht funktionieren! Hundert Guymelefs! Und dazu dann sicher noch die gleiche Menge an Greifen! Vergiss es, Alexander! Das ist vollkommen unmöglich!" "Immer mit der Ruhe, Hitomi," sagte Allen langsam. "Wir hätten knapp achtzig Guymelefs auf unserer Seite - wenn wir alle mobil machen würden..." "Du vergisst die, die in Reparatur sind," knurrte Hitomi ungehalten zurück. Ihr eigener Guymelef war bei der letzten Schlacht schwer beschädigt worden und daher wusste sie nur zu gut, wie es wirklich in der Werkstatt aussah. Gut zwanzig Guymelefs wurden dort gerade unter Hochdruck repariert. "Da hat sie Recht," stimmte ihr Ivory zu. "Ihr habt nur höchsten sechzig zur Verfügung. Wenn es hoch kommt. Vielleicht würden wir noch den einen oder anderen vorher fertig bekommen, aber wettet da lieber nicht drauf." "Also gut, dann sind es also sechzig," sprach Allen unbeeindruckt weiter. "Und wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite..." "Das stimmt," mischte sich nun auch Van ein. "Tassilo rechnet niemals mit einem Angriff. Er fühlt sich sicher. Er jagt uns ja. Und langsam wird es Zeit, dass die Beute sich zur Wehr setzt..." Hitomi sah Van in seine braunen Augen. Entschlossen blickte er sie an und sie verstand, dass er froh darüber wäre, endlich etwas tun zu können. "Also gut," seufzte die Königin von Farnelia. "Alex, zeichne uns mal auf, wie es dort aussieht..." Hitomi deutete mit einer weiten Handbewegung auf die Wand aus schwarzem Gestein, die deutlich sichtbar schon häufiger als Tafel verwendet worden war. Alexander sprang sofort auf und machte sich an der Wand zu schaffen. "Also, hier sind der Spitzhornberg und die Ahornsenke. Genau in dieser Senke haben sie ihr Lager aufgeschlagen..." "Beim Drachengott, das ist ja nur zwei Täler weiter!" stieß Milerna erschrocken hervor. Van funkelte Alexander nachdenklich an. Sein Neffe hatte nicht angedeutet, dass Tassilos Truppe bereits so nah an ihrem Versteck waren. "Hm," meinte Gardes schließlich nachdenklich. "Wir haben ja noch unsere Luftschiffe... Fünf von den Großen sind zum Angriff ausgerüstet. Und natürlich der Crusado. Damit könnten wir sie überraschen und auch die Schwertkämpfer sinnvoll einsetzen." Er sprang auf. "Wenn wir hier und hier landen würden..." Er deutete mit dem Finger auf sechs einzelne Stellen rund um das Lager. "Dann könnten wir sie blitzschnell einkreisen." "Was ist mit Greifen, Alexander?" hakte Torian nach. Nachdenklich strich sich Eries' Mann durch das braune Haar und fixierte den schwarzhaarigen Jungen mit seinen grünen Augen. "Wir haben nur wenige gesehen," murmelte Alexander zur Antwort. "Höchstens zehn oder zwanzig." "Nur wenige!" Louvain schüttelte seine blonde Mähne. "Zwanzig! Dafür brauchen wir mindestens doppelt so viele Guymelefs. Und wir werden wieder Verletzte haben!" "Du vergisst die Luftschiffe. Sobald sie ihre Truppen abgesetzt haben, können wir mit ihnen die Greifen aus der Luft angreifen. Vergiss nicht die Kanonen!" gab Gardes zurück. "Also gut," ergriff nun Vitguer das Wort und brachte alle anderen sofort zum Verstummen. "Wenn ich das zusammenfasse, dann sehe ich ein Lager mit hundert Guymelefs und zwanzig Greifen, dass geplündert werden soll. Wir brauchen hauptsächlich die Guymelefs. Darauf muss im Kampf also Rücksicht genommen werden. Das Beste wäre also ein Angriff bei Nacht, wenn der größte Teil der Einheit schläft. Wir müssen also noch die Wachen beobachten." Alexander nickte bei diesem Hinweis kaum merklich. Darum würde er sich in der kommenden Nacht persönlich kümmern. "Mit den umgerüsteten Luftschiffen haben wir einen Vorteil gegenüber den Greifen, den wir nicht leichtfertig verspielen dürfen. Das heißt, dass alle sechs Schiffe gleichzeitig angreifen müssen. Ist das möglich, Gardes?" fuhr der Admiral fort. Sofort nickte der Kommandant des Crusado. Er wusste, dass er sich auf seine Truppen verlassen konnte. "Nun, es wird kein leichter Kampf werden, aber wir können dadurch nur gewinnen. Also, ich stimme für diesen Überfall. Und zwar bereits morgen Nacht. Wenn wir ihren Wachrhythmus kennen, können wir sie überrumpeln und sogar siegen. Danach müssen wir allerdings sofort unser Lager aufgeben. Das bedeutet, dass die anderen zehn Luftschiffe auch fertig gemacht werden müssen. Sie werden die restlichen Menschen, sowie die gesamte Ausrüstung transportieren müssen. Wir müssen bis morgen Nacht evakuieren. Ich frage Euch: ist das möglich?" Aufmerksam sah Vitguer in die Runde. "Wenn wir sofort anfangen, ja," sagte Van fest. "Stimmt ihr für diesen Überfall?" "Unter der Voraussetzung, dass die Überwachung heute Nacht erfolgreich ist, ja," erklärte Hitomi. Auch die anderen schlossen sich ihrer Meinung einstimmig an. "Also gut, dann liegt es jetzt an dir und deinen Spähern, Alexander," sagte Van mit einem Lächeln zu seinem Neffen. "Die Sitzung ist hiermit beendet." "Hitomi!" Ivory hielt die Königin von Farnelia an der Schulter fest. "Kommst du mit in die Werkstatt? Es geht um deinen Guymelef..." Mit einem leisen Seufzer nickte Hitomi. Sie hatte eigentlich gehofft, etwas Zeit für ihre Kinder haben zu können. Für die beiden kämpfte sie schließlich und wenn sie sie nicht sah, dann kam es ihr manchmal so vor, als wenn alles, was sie tat, so sinnlos war. Ihre Kinder waren es, die ihr die Kraft zum Kämpfen gaben. Nach den anderen verließen nun auch Hitomi und Ivory den Sitzungssaal. Allein Alexander und Allen blieben zurück. "Du bist nicht nur unvorsichtig gewesen," sagte der blonde Ritter fest zu Folkens Sohn und deutete auf dessen Wunde. "Ich weiß nicht, was du meinst," brummte Alexander und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. "Alex, ich erkenne die Wunde von einem Greifenschnabel, wenn ich sie sehe. Lüg mich nicht an! Es ist erstaunlich genug, dass Van dir geglaubt hat!" gab Allen heftig zurück und packte Alexander fest an den Schultern. Dieser blickte dem großen, blonden Mann fest in die blauen Augen. Trotzig presste er die Lippen zusammen. Doch dann gab er nach und senkte verlegen den Blick. "Wir sind genau in sie reingerannt. Wir hatten keine andere Wahl als zu kämpfen," seufzte der schwarzhaarige Junge leise. "Es waren fünf Greifen und mein Trupp hat gerade einmal zehn Männer umfasst. Ohne Guymelefs. Wir haben aber dafür gesorgt, dass keiner überlebt hat. Und ich habe noch nicht einmal einen Mann verloren. Wir sind alle verletzt worden - ja. Aber wir haben überlebt und gesiegt!" "Sie werden ihren Trupp vermissen, Alex. Das weißt du auch. Deswegen bist du so unbedingt für diesen Überfall, nicht wahr?" Schweigend sah Alexander den blonden Ritter an. "Du wirst es Van bis heute Abend sagen. Wenn nicht, dann werde ich es tun," sagte Allen mit harter Stimme, als er den Sitzungssaal verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)