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MTV präsentiert ab dem 3. April die 26-teilige Animeserie "Vision of Escaflowne" von Studio Sunrise. Die erste deutsch synchronisierte Folge wurde AnimeDigital.de auf Vermittlung des Animexx zu Preview-Zwecken zur Verfügung gestellt.


Story

Originaltext MTV:
"Die Handlung von The Vision of Escaflowne dreht sich um die 15-jährige Hitomi Kanzaki, die Visionen von einer anderen Welt hat und bald feststellen muss, das diese fremde Dimension nicht nur in ihrer Phantasie existiert. Denn durch ein Portal gelangt sie zufällig zusammen mit dem jungen König Van von Fanelia in die Welt Gaia. Dort kämpfen sie gemeinsam gegen einen mächtigen Feind, der Fanelias Reich bedroht."

Weitere Informationen zu den Charakteren, Manga, erhältlichen Videos etc. können der MTV-Homepage unter www.mtv.de/escaflowne entnommen werden.


Deutsche Umsetzung

Die deutsche Sprachfassung wurde von Arena Synchron in Berlin hergestellt. Dieses Studio hat bisher auch alle anderen Serien für MTV umgesetzt ("Lupin", "Golden Boy").

Die Sprecherliste:
Hitomi - Julia Meynen (Ayumi in "Detektiv Conan")
Van Fanel - Björn Schalla
Amano/Allen Shezar - Peter Flechter
Merle - Christin Marquitan


Unterschiede deutsche/japanische Sprecher
(Vorweg noch die Anmerkung, dass die Bewertung von Sprechern rein subjektiv erfolgt und es von Person zu Person unterschiedliche Meinungen geben kann.)

Die Sprecherin von Hitomi, Julia Meynen, klingt zu jung. Eine durchaus passende Rolle für sie war Ayumi in "Detektiv Conan" - dieser Charakter ist aber auch erst 6-7 Jahre alt. Die Rolle einer 15-jährigen Jugendlichen nimmt man dieser Stimme nicht immer ab - selbst die japanische Sprecherin Maaya Sakamoto klingt nicht so kindlich. Dass sie eine Nachwuchssprecherin ist, hört man leicht heraus, sie muss sich noch etwas in ihre Rolle hineinfinden.

Der Sprecher von Van Fanel ist niemand anderes als der bekannte Synchronregisseur Björn Schalla, der für einen Teil der deutschen Bearbeitung von "Dragon Ball Z" verantwortlich ist. Er trifft seinen Charakter gut, sowohl die Aggressivität als auch seine Schreie beim Kampf mit dem Drachen sind gelungen.

Der Sprecher von Amano/Allen Shezar, Peter Flechter, ist ebenfalls eine gute Wahl. Angenehm, gefühlvoll und galant, wie es zum Charakter passt.

Merle kam in der ersten Folge noch nicht vor - zu ihrer Sprecherin Christin Marquitan sei aber gesagt, dass es sich um eine sehr erfahrene Schauspielerin handelt.


Anmerkungen zur Sprachfassung

Die deutsche Synchronisation wurde auf Basis einer französischen Fassung hergestellt, die von Dynamic Belgien stammt. Zunächst nichts Ungewöhnliches, allerdings teilt "Escaflowne" ein Schicksal, was man auch schon von anderen französischen Anime-"Bearbeitungen" kennt, wie z.B. von "Dragonball" - mit klaren Worten, die französische Fassung wurde inhaltlich teilweise stark verändert/zensiert. Dies spiegelt sich auch in der deutschen Fassung wider: Ganz andere Dialoge, teilweise werden auch neue Zusammenhänge aufgebaut. Für die folgenden Beispiele wurde die synchronisierte Fassung mit der englisch und deutsch untertitelten Originalversion verglichen.

1) Ganz am Anfang:
In der Synchro ruft eine Schülerin Hitomi zu:
"Na Hitomi? Mal wieder verschlafen?" - "Das geht dich gar nichts an!"
In Wirklichkeit wird gesagt:
"Hitomi, legst du mir die Karten?" - "Ja, nächstes Mal."

2) Hitomi verspätet sich:
Die Entschuldigung in der Synchronfassung:
"Tut mir leid, Yukari. Ich hab mir Tarot-Karten gelegt und die Zeit vergessen!"
In Wirklichkeit wird gesagt:
"Tut mir leid, Yukari, ich musste nachsitzen."

3) Während des ersten Laufes überfällt Hitomi eine Vision, bei der sie denkt:
"Fliege ich? Ich fühl mich so herrlich leicht! Ja, ich fliege! Ist das schön!"
In Wirklichkeit wird gesagt:
"Was ist passiert? Wind... ein heißer Wind."

4) Als Hitomi zu Hause ist, ruft ihre Mutter ihr zu:
"Hitomi! Das Essen ist fertig!"
In Wirklichkeit wird gesagt:
"Hitomi! Du kannst jetzt ins Bad."

5) Hitomi trifft sich mit Amano ein letztes Mal, er verlässt die Schule und will ins Ausland gehen. Da Hitomi in ihn verliebt ist, möchte sie von ihm ihren "First Kiss" bekommen - unter der Bedingung, dass sie es schafft, 100 Meter in unter 13 Sekunden zu laufen. Amano willigt ein. In der deutschen Synchronfassung ist der "First Kiss" überhaupt kein Thema, er wird nicht erwähnt. Stattdessen will Hitomi einen neuen "Rekord" für sich selbst aufstellen.

6) Hitomi sieht in einer kurzen Vision, wie Van vom Drachen getötet wird. Sie warnt ihn, und er kann ausweichen und tötet den Drachen. Sie hat ihn also gerettet, und somit steht er logischerweise in ihrer Schuld - so wird das in der untertitelten Originalfassung auch klar. Van äußerst sich recht sexistisch, da er sich von einer Frau nicht helfen lassen will - er bietet ihr als "Dank" an, mit ihm auf sein Schloss zu kommen, aber dass sie sich darauf ja nichts einbilden solle... Das bringt Hitomi in Rage, und sie verpasst ihm eine Ohrfeige.
In der deutschen Synchronisation dagegen hat die Szene einen völlig anderen Sinn. Hier fand eine starke inhaltliche Zensur statt. (In Vans Welt haben Frauen nicht viel zu sagen).

7) Die Szene, in der Yukari einige japanische Essensspezialitäten (Süßigkeiten, Kuchen etc.) aufzählt, kommt in der deutschen Fassung nicht vor. Statt dessen gibt es einen komplett anderen Dialog - der eigentliche Zusammenhang wurde aber aufrecht erhalten.

Das ist nur ein kleiner Auszug an auffälligen und textlich aufwändig gestalteten Änderungen, eine komplette Auflistung würde den Preview sprengen. Das sind wohlgemerkt nur die Änderungen in einer einzigen Episode!

Die Änderungen der Dialoge zielen darauf ab, die Charaktere moralisch einwandfreier dastehen zu lassen, als sie es in Wirklichkeit sind. Die Handlung selbst bleibt davon unbeeinflusst. Die Serie wurde bereits in einer deutsch untertitelten Version veröffentlicht, an der man sich hätte orientieren können. Hier ist MTV in ein Fettnäpfchen getreten - man hat sich bei der Übersetzung nur nach dem französischen Skript gerichtet. Im Gegensatz zu "Golden Boy" und "Lupin", die inhaltlich nicht zensiert worden sind, wurde "Escaflowne" in der französischen Fassung eindeutig kindertauglich gemacht.


Bearbeitungsqualität allgemein

Bis auf die genannten Mängel im Skript ist die deutsche Synchronisation handwerklich gelungen. An der Qualität der Dialoge gibt es außer der großen Anzahl der Textänderungen gegenüber dem Original nichts auszusetzen.
Sehr positiv und erwähnenswert ist, dass die Aussprache der japanischen Namen sehr authentisch ist, selbst bei wiederholtem Aussprechen. Keine Frage, dass die Sprecher dies geübt haben müssen.


Beschaffenheit der Episoden

Die erste Folge ist ungeschnitten. Wir sehen das Original-Opening, unterlegt mit einer recht verträumten Techno-Musik der Gruppe Dax Riders. Sehr begrüßenswert ist, dass hier die Personen/Unternehmen, die für die Erschaffung dieser Serie verantwortlich sind, eingeblendet werden.
Der Soundtrack von Yoko Kanno während der eigentlichen Episode wurde beibehalten und nicht verändert, es wurde auch nichts hinzugefügt.
Zu sehen sind auch die kleinen Zwischensequenzen, die in der Mitte der Serie zur Werbung überleiten.
Das Ending wurde auf genau 20 Sekunden gekürzt. Hier werden alle maßgeblichen Synchronsprecher genannt, Infos über das Synchronstudio, Buch und Regie etc. Am Schluss folgt noch eine Vorschau auf die nächste Folge.


Der Opening- und Endingsong

Wie bereits vor längerer Zeit bekannt wurde, steuert die französische Gruppe Dax Riders, eine feste Größe in der Techno-Szene, den Eröffnungssong bei. Dabei handelt es sich aber nicht um ein neu komponiertes Stück, sondern lediglich um einen Ausschnitt aus ihrer Single "People", die bereits seit letztem Jahr auf dem Markt ist.
Etwas mehr Aufwand wäre wünschenswert gewesen - schon der neue Soundtrack der Computer Jockeys bei "Lupin" und "Golden Boy" hat bei den Anime-Fans nicht gerade für Hochstimmung gesorgt.


Der Soundtrack - die Besonderheit von Escaflowne

Die Betonung, dass der Soundtrack von "Vision of Escaflowne" unverändert geblieben ist, hat einen guten Grund: Als Ende letzten Jahres angekündigt wurde, dass die Computer Jockeys auch den Soundtrack zu "Escaflowne" machen sollten, erhielt MTV eine große Zahl negativer Reaktionen von den Fans. Denn die Computer Jockeys hatten innerhalb von "Golden Boy" und "Lupin" ihre Technostücke teilweise so platziert, dass die Dialoge übertönt wurden und man nichts mehr verstand, wenn man den Fernsehton nicht gerade über eine gute HiFi-Anlage laufen ließ. Die Wogen glätteten sich erst, als die Ankündigung kam, dass die Computer Jockeys nicht mehr eingesetzt werden sollten.

Der Soundtrack von "Vision of Escaflowne" ist etwas Besonderes, und das hat einen Namen - die Komponistin Yoko Kanno. Sie ist ein wahres musikalisches Genie und hat schon alles Denkbare komponiert: moderne Klassik, Popmusik, Techno, Jazz... Ihre Vielfältigkeit drückt sich vor allem in den Soundtracks zu diversen Animeserien aus ("Cowboy Bebop", "Turn A Gudam" usw.). Sie hat kein spezielles Genre, in dem sie zu Hause ist - ihr Fachgebiet ist die Musik selbst. Dabei hat sie gar nicht Musik studiert, alles Notwendige hat sie sich selbst beigebracht. Sie ist in der Lage, Musik zu komponieren, die auf Charaktere, Handlungen und Stimmungen genauestens passt.
Yoko Kanno hat Maayo Sakamoto, der Sprecherin von Hitomi, zu einer beispielhaften Karriere verholfen. Hört man sich einige gesungene Stücke von ihr an, könnte man meinen, dass Kanno speziell für ihre Stimme die Werke geschrieben hat, die im Laufe der Serie noch vorkommen.


Fazit

Trotz einiger Kritik an der deutschen Bearbeitung bleibt "Vision of Escaflowne" eine Animeserie, die man gesehen haben muss. Die Atmosphäre, die schönen Bilder und auch der Soundtrack lassen einen schnell in diese neue Welt eintauchen und alles um sich herum vergessen.



The Vision of Escaflowne - © SUNRISE TX
German Version © 2002 Dynamic Visions S.A. - Bruxelles
Die Fotos von Yoko Kanno stammen von der "Turn A Gundam Live"-Konzert-DVD